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Es lag also nahe, dass eine neue Methode erfunden werde musste, um den Umgang mit<br />

Feuerwaffen zuverlässiger und für den Schützen sicherer zu machen. Um 1500 erwuchs dem<br />

Luntenschloss dann eine gewaltige Konkurrenz: das Radschloss, welches seinen Vorläufer<br />

aber nie völlig verdrängen konnte und das in einer Schrift von 1516 erstmals erwähnt wird.<br />

Dies hatte seinen Grund darin, dass eine Radschlosswaffe ein höchst kompliziertes Gerät ist,<br />

das anzufertigen im Normalfall einfach das handwerkliche Können der meisten<br />

Waffenschmiede jener Tage überstieg. Jene, die dazu befähigt waren, ließen sich ihre<br />

meisterliche Arbeit gut bezahlen. Radschlosswaffen waren daher stets den Begüterten<br />

vorbehalten.<br />

Die Entwicklung des Radschlosses stellt nach wie vor eines der größten Geheimnisse der<br />

Waffenbaukunst dar: sein hochkomplizierter Mechanismus verlangte von seinem Erfinder<br />

nicht allein ein exzellentes räumliches Vorstellungsvermögen sondern auch weitgehende<br />

Kenntnisse über spezielle Metalllegierungen und ihre Bearbeitung und obendrauf noch hohes<br />

handwerkliches Geschick oder zumindest das Wissen über das zu Anfang des 16.Jahrhunderts<br />

technisch Machbare und Handwerker, welche dieses umsetzen konnten. So war in reiner<br />

Handarbeit ein absolut rund laufendes und zudem plan geschliffenes Rad herzustellen, dem<br />

eine sich in Sekundenbruchteilen expandierende Schenkelfeder über eine Kette eine kurze<br />

Drehung verlieh. Dabei musste diese Schenkelfeder sowohl elastisch als auch hart sein, um<br />

eine Spannung aufbauen zu können, die schlagartig abzurufen war, ohne dass sie beim<br />

Zusammendrücken bzw. der nachfolgenden Expansion zersprang. Das Rad wiederum war mit<br />

geringsten Toleranzen so in eine Pulverpfanne einzubringen, dass der Spalt zwischen Rad und<br />

Pfanne zwar groß genug für eine Drehbewegung, gleichzeitig aber auch so eng war, dass das<br />

feine Zündkraut nicht hindurchfallen konnte. Dazu waren noch Kenntnisse nötig, das richtige<br />

Mineral auszuwählen, aus dem mit Hilfe des Rades Funken zu erzeugen waren.<br />

Es erscheint kaum vorstellbar, dass die Schaffung des Radschlosses buchstäblich ‚aus dem<br />

Nichts’ die Tat eines Einzelnen war; es darf vielmehr angenommen werden, dass sich<br />

hochqualifizierte Experten der verschiedenen Disziplinen zusammenfanden und jeder aus<br />

seinem Fachgebiet etwas zum Gelingen beisteuerte. Das allerdings konnte nur in einer der<br />

technischen Hochburgen jener Zeit gelingen, wie es Nürnberg damals war, wo Uhrmacher<br />

und Waffenschmiede sicherlich häufiger beim Wein zusammensaßen. Daher wird die These,<br />

dass das Radschloss die Erfindung von Handwerkern aus der Gegend um Nürnberg ist, heute<br />

allgemein akzeptiert.<br />

6) Radschloss-Gewehr, vermutlich Spanien,1.Hälfte des 17.Jahrhunderts. Mit<br />

Pulverflasche und Stoßdegen Ausrüstung eines Kavalleristen im 30jährigen Krieg.<br />

7)Radschloss, Replika , westeuropäischer Typ, das Original stammt aus der Zeit von 1600<br />

- 1630<br />

8)Sturmfeuerzeug, Deutschland, 1940er Jahre. Basierend auf dem Prinzip des<br />

Radschlosses reißt ein geriffeltes Rädchen Funken aus einem Schwefelkies.<br />

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