Die Achsschenkellenkung und andere Fahrzeug-Lenksysteme
Die Achsschenkellenkung und andere Fahrzeug-Lenksysteme
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1) Einleitung<br />
<strong>Die</strong> Lenkung gehörte, wie auch Gemischaufbereitung, Zündung <strong>und</strong><br />
Bereifung, zu den gröûten technischen Herausforderungen, mit denen<br />
sich die Erbauer der ersten Motorwagen ab Mitte der 1880er Jahre<br />
konfrontiert sahen. Weil sie offensichtlich keine Kenntnis von der vorher<br />
mehrere Male erf<strong>und</strong>enen <strong>Achsschenkellenkung</strong> hatten, muûten sie sich<br />
zunächst mit Gabel- <strong>und</strong> Drehkranzlenkungen behelfen.<br />
Ein Bedarf für die <strong>Achsschenkellenkung</strong> scheint in der r<strong>und</strong> 5000jährigen<br />
Entwicklungsgeschichte des Landfahrzeugs nicht bestanden zu haben.<br />
Damit kann sie in die lange Reihe der Erfindungen aufgenommen werden,<br />
die zwar für den pferdegezogenen Wagen gemacht worden sind, dort aber<br />
nicht angewendet wurden, ¹weil die Vorteile ¼ nicht so ins Gewicht<br />
fielen ¼ª <strong>und</strong> einige Teile ¹nicht ohne weiteres zu gemäûigten Preisen<br />
bezogen werden konntenª. <strong>Die</strong> von F. Behncke, dem Begründer der<br />
Staatlichen Wagenbauschule in Hamburg, 1927 formulierte Priorität der<br />
Wirtschaftlichkeit gegenüber dem technischen Fortschritt, von der Autoindustrie<br />
bis auf den heutigen Tag fortgeschrieben, bezog sich nicht nur<br />
auf die <strong>Achsschenkellenkung</strong>, sondern auch auf die Knicklenkung, auf die<br />
Zweiachs- <strong>und</strong> Vierradlenkung, auf die selbsttragende Karosserie, auf<br />
Spiral-, Torsions- <strong>und</strong> Gummifedern, auf Wälzlager, hydraulische Bremse,<br />
Luftfederung, Luftbereifung, Meilenzähler <strong>und</strong> Unfallsicherheit. <strong>Die</strong>se<br />
<strong>und</strong> weitere Erfindungen aus dem 18. <strong>und</strong> 19. Jh. tauchten erst Jahrzehnte<br />
später beim motorisierten <strong>Fahrzeug</strong> auf.<br />
Während die <strong>Achsschenkellenkung</strong> bereits vor der Jahrh<strong>und</strong>ertwende bei<br />
den Motorwagen eingeführt wurde, konnte sich die ebenfalls aus dem<br />
Wagenbau übernommene vordere Starrachse in einigen Fällen bis nach<br />
1950 im PKW-Bau halten. Immer höhere Raum- <strong>und</strong> Komfortansprüche,<br />
Spitzen- <strong>und</strong> Kurvengeschwindigkeiten zwangen jedoch schon in den<br />
30er Jahren zur Einzelradaufhängung vorn, die in Verbindung mit der<br />
<strong>Achsschenkellenkung</strong> das Fahrwerk ,schneller als den Motor machte. So<br />
trugen Einzelradlenkung <strong>und</strong> Einzelradaufhängung zur aktiven Sicherheit<br />
moderner PKW <strong>und</strong> Omnibusse bei, u. a. definiert durch exakte Lenkgeometrie,<br />
flatterfreies <strong>und</strong> verschleiûarmes Abrollen der Vorderräder,<br />
geringes Gewicht, kleinen Raumbedarf, leichte Lenkbarkeit auch bei<br />
Vorderradantrieb, keine Beeinflussung der Räder untereinander <strong>und</strong><br />
Möglichkeit einer kinematischen oder elastokinematischen Vorspuränderung<br />
in Richtung Untersteuern.<br />
2) Lenkvorrichtungen, Lenkungsauslegungen<br />
<strong>und</strong> die Anordnung gelenkter Räder<br />
Alle <strong>Fahrzeug</strong>e benötigen eine Lenkvorrichtung, gleichgültig, für welches<br />
Medium �Land, Wasser, Luft) sie bestimmt sind. Mit der Lenkvorrichtung<br />
werden gewollte Fahrtrichtungsänderungen durchgeführt <strong>und</strong> ungewollte<br />
Richtungsänderungen ausgeglichen �Spur- <strong>und</strong> Kurshaltung). Landfahrzeuge<br />
mit nur einer Spur �Fahrräder, Motorräder) werden während der<br />
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