Die Achsschenkellenkung und andere Fahrzeug-Lenksysteme
Die Achsschenkellenkung und andere Fahrzeug-Lenksysteme
Die Achsschenkellenkung und andere Fahrzeug-Lenksysteme
Erfolgreiche ePaper selbst erstellen
Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.
zumindest mit John Boyd Dunlop, der 1888 die Luftbereifung wiedererfand<br />
± für ein bereits vorhandenes Vehikel, das auf Luftreifen geradezu<br />
angewiesen war: das Fahrrad. Der auf die <strong>Achsschenkellenkung</strong> angewiesene<br />
Motorwagen wurde 1886 erf<strong>und</strong>en, d. h. Lankensperger ist, so<br />
betrachtet, mit seiner <strong>Achsschenkellenkung</strong> um 70 Jahre zu früh<br />
erschienen. Statt berühmt zu werden, ist er heute ± wie auch Thomson<br />
± weitgehend vergessen.<br />
Wenn man den in der Literatur genannten Zahlen glauben darf, sind in<br />
England knapp vierzig 37 , in Deutschland bis 1818 vier<strong>und</strong>dreiûig Wagen 58<br />
gebaut worden. Vielleicht sind insgesamt um die h<strong>und</strong>ert pferdegezogene<br />
Wagen mit Lankensperger/Ackermann-<strong>Achsschenkellenkung</strong> hergestellt<br />
worden, von denen, so weit bekannt ist, nur einer in Europa erhalten ist.<br />
Ein weiterer Wagen mit einer um 1913 gebauten Einzelradlenkung von<br />
Nitz ist heute in einem Museum aufgehoben �Abb. 48 a + b).<br />
<strong>Die</strong> Erfindung von Lankensperger hatte auf den Pferdewagenbau weder<br />
technische noch wirtschaftliche Auswirkungen. Sie war nahezu bedeutungslos.<br />
Erst Motorwagen <strong>und</strong> Automobil offenbarten ihren unschätzbaren<br />
Wert.<br />
8) Georg Lankensperger ± Erfinder der <strong>Achsschenkellenkung</strong><br />
¹<strong>Die</strong> gröûte Belohnung ¼ die einem patriotisch-gesinnten Manne ¼ zu<br />
Theil werden konnteª, vermerkte das Kunst- <strong>und</strong> Gewerb-Blatt 1818, ¹ist<br />
folgendes ehrenvolle Zeugniû, das derselbe so eben von der competentesten<br />
Behörde ¼ erhalten hatª. Der königliche Oberstallmeister Freiherr<br />
von Keûling bestätigte dem königlich-bayerischen Hofwagner Lankensperger,<br />
¹daû er im Februar 1816 zum Gebrauch für den hiesigen<br />
Allerhöchsten Hof eine leichte halbgedeckte Chaise mit Anwendung<br />
seiner neuerf<strong>und</strong>enen beweglichen Vorderachsen hergestellt habe, welche<br />
sich bei starkem <strong>und</strong> unverschonten Gebrauch als dauerhaft bewährt<br />
hatª 39 .<br />
Zu dieser Zeit gehörte Lankensperger zu den Wagenbaufirmen, die die<br />
Hofwagenburg des ersten bayerischen Königs Max I. Joseph �1806±25)<br />
belieferten. Als Ersatz für die bisher benutzten schweren Krönungskarossen<br />
führte Keûling 1813 �Abb. 52) <strong>und</strong> 1818 die sogenannten<br />
Münchner Neuen Krönungswagen ein. Sie waren beide von dem nach<br />
München geholten Straûburger Wagenbauer Johann Christian Ginzrot 59<br />
entworfen <strong>und</strong> beide von Lankensperger <strong>und</strong> <strong>andere</strong>n Handwerkern <strong>und</strong><br />
Künstlern gebaut worden. Damit war die heute in der Autoindustrie<br />
übliche Arbeitsteilung vorweggenommen: Entwurf von einem ¸Dessinateur<br />
�Zeichner), Ausführung durch einen Wagenbauer, der Zulieferfirmen<br />
heranzog.<br />
41