Die Achsschenkellenkung und andere Fahrzeug-Lenksysteme
Die Achsschenkellenkung und andere Fahrzeug-Lenksysteme
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* ¹Mit beweglichen Achsen können die vorderen Räder viel höher<br />
gemacht werden ¼ hohe Vorderräder tragen ferner Vieles zur Zierde<br />
eines Wagens bei, während sie zugleich das Ziehen desselben<br />
erleichtern ¼ª<br />
* ¹Eine bewegliche Achse ist weit dauerhafter, als eine unbewegliche ¼ª<br />
* ¹Eine steife Achse giebt mit der Deichsel bei jedem Widerstande der<br />
vordern Räder dem Pferde einen harten Stoû, welches bei beweglichen<br />
Achsen nicht geschieht ¼ª<br />
* ¹¼ meine Wagengestelle �erfordern) fast die Hälfte weniger an Holz<br />
<strong>und</strong> Eisen, eigentlich nur sechs Stück vom erstern ¼ welche<br />
Vereinfachung dem Wagen eine auûerordentliche Leichtigkeit <strong>und</strong><br />
Zierde giebt ¼ª<br />
* Deichsel <strong>und</strong> Wa[a]ge können hochgelegt werden, ¹¼ die Pferde<br />
ziehen ¼ um Vieles leichter ¼ª<br />
* ¹Das Hauptaugenmerk für den Mann von Geschmack ¼ war von<br />
jeher ein leichtes <strong>und</strong> gefälliges Ansehen ¼ schöne <strong>und</strong> dauerhafte<br />
Wagengestelle ¼ª<br />
Über die Eigenschaften gab es natürlich auch <strong>andere</strong> Meinungen. Der<br />
Übersetzer eines Beitrags im von Ackermann in London herausgegebenen<br />
Repository of Arts ¹will nicht läugnen, daû �die beweglichen Achsen) bei<br />
Parade-Kutschen in gut gepflasterten Städten ¼ gute <strong>Die</strong>nste leisten; für<br />
Reisekutschen hingegen ¼ <strong>und</strong> überhaupt für stark gebrauchte Wagen<br />
taugt diese Vorrichtung, mag sie auch noch so laut gepriesen werden,<br />
nicht. <strong>Die</strong> ¼ Hülse oder Einsäze nüzen sich früher ab ¼ man hat häufig<br />
Reparatur nöthig, die nicht jeder Land-Schmid gehörig vornehmen kann<br />
¼ diese Kutschen �halten) an ihren vorderen Rädern nicht gut das Gleise<br />
�Spur, d. Verf.). ¼ <strong>und</strong> bei starkem Schnellfahren �werden) diese Räder<br />
daher sogar oft leicht gebrochenª 56 .<br />
Kritik also an der Ausführung, nicht am System. Heute schätzen wir an<br />
der <strong>Achsschenkellenkung</strong> geringe Einbauräume <strong>und</strong> Gewichte, Freizügigkeit<br />
bei der konstruktiven Gestaltung, sichere Fahr- <strong>und</strong> Bremseigenschaften,<br />
sparsamen Material- <strong>und</strong> Energieeinsatz sowie kostengünstige<br />
Herstellung.<br />
¹Bei der Beurteilung einer Erfindung <strong>und</strong> ihres Erfinders müssen der<br />
zeitliche <strong>und</strong> der technische Stand der Erfindung in der Technikgeschichte<br />
berücksichtigt werdenª, so Felix Wankel in einer Niederschrift vom 9.<br />
Februar 1977. ¹Ihr zeitlicher Stand kann viel zu früh sein, sie kann mit der<br />
vorhandenen Werkzeugtechnik, den verfügbaren Werkstoffen oder den<br />
derzeitigen Naturwissenschaften noch nicht verwirklicht werden. Es ist<br />
also zwangsweise ein späterer Zeitpunkt abzuwartenª.<br />
Nach technischen Gesichtspunkten zu urteilen, kam die <strong>Achsschenkellenkung</strong><br />
nicht zu früh, denn die relativ einfache Erfindung aus dem Jahr<br />
1816 konnte mit den damaligen Werkzeugen <strong>und</strong> Werkstoffen beherrscht<br />
werden <strong>und</strong> überforderte auch nicht den Stand der Naturwissenschaften.<br />
Freilich fehlte das Vehikel zur Durchsetzung der Erfindung, womit<br />
Lankensperger das Los von Robert William Thomson teilt, der 1845 den<br />
Luftreifen für pferdegezogene Wagen erfand 42 . ¹Hätte der Wagnermeister<br />
Lankensperger seine Lenkung erst um die Jahrh<strong>und</strong>ertwende erf<strong>und</strong>en, er<br />
wäre wohl ein berühmter <strong>und</strong> reicher Mann gewordenª 57 . So geschah es<br />
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