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Klein Schneck kroch hinter ihren Stuhl, und guckte wie eine kleine Nachteule bald auf das<br />
sterbende Kind, bald auf die alte Frau, und mit jedem Blicke wuchs die Liebe für beide in<br />
ihrem Herzen, daß ihr schien, als würde sie zu schwer dafür und es müsse zerspringen.<br />
Da stand der Todesengel; sein Licht brannte düster, und das Königskind war wie sein<br />
eigen.<br />
<strong>Herr</strong> Doktus ging triumphirend auf ihn zu. „Diesmal hab’ ich euch überlistet, <strong>Herr</strong><br />
Engel, ich weiß jetzt den Weg zum Himmel so gut als ihr. Hier ist die reine Seele, bereit für<br />
mich zu Gott zu gehn.“ Er zeigte auf Mutter Ursel, die in tiefer Ohnmacht lag. — „Nun,<br />
wollt ihr sie mitnehmen wollt ihr aber nicht, so werd’ ich sie euch zuschicken, und zeigen,<br />
wer <strong>Herr</strong> über ihr Leben ist.“ — Damit zog er, zu Klein Schneck’s Grausen und Entsetzen,<br />
ein blankes Messer hervor. Der Engel aber schüttelte wieder den Kopf, und sprach:<br />
„Auf ihrer Seele liegen Sünden,<br />
Sie wird die Himmelsthür nicht finden;<br />
Auf ihrer Seele liegen Flecken,<br />
Sie wird das Kind dir nicht erwecken.“