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Bestandsaufnahme und Lösungsansätze zur Erstellung der ...

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-:<br />

Wirtschaftspolitische Chance „Clean Economy“ –<br />

Potenzialanalyse <strong>und</strong> Entwicklung <strong>der</strong> Strategiebasis<br />

Impressum<br />

Weiterentwicklung <strong>der</strong> Energiestrategie 2020 des Landes Brandenburg<br />

Bericht <strong>zur</strong> Phase 1 „<strong>Bestandsaufnahme</strong> <strong>und</strong> Zustandsbeschreibung,<br />

Entwicklung/ Weiterentwicklung von Lösungsansätzen“<br />

Decision Institute/ A.T. Kearney<br />

16. April 2011<br />

1


Weiterentwicklung <strong>der</strong> Energiestrategie 2020 des Landes Brandenburg<br />

Impressum<br />

2<br />

Impressum<br />

Gutachter:<br />

DI Consulting GmbH<br />

Brunnenstraße 192<br />

10119 Berlin<br />

Dr. Martin Schilling<br />

Telefon +49 (0) 30 300 131 001<br />

Mobil +49 (0) 172 714 39 14<br />

Fax +49 (0) 30 300 131 099<br />

Email m.schilling@decisioninstitute.eu<br />

Internet www.decisioninstitute.eu<br />

A.T. Kearney GmbH<br />

Charlottenstr. 57<br />

10117 Berlin<br />

Hanjo Arms<br />

Vice President<br />

Telefon +49 (0) 30 2066 3782<br />

Mobil +49 (0) 175 2659 782<br />

Fax +49 (0) 30 2066 1782<br />

Email hanjo.arms@atkearney.com<br />

Internet www.atkearney.com<br />

Autoren:<br />

Hanjo Arms<br />

Teresa Conrad<br />

Jochen Hauff<br />

Conrad Hei<strong>der</strong><br />

Philipp Kanschik<br />

Dr. Martin Schilling<br />

Gestaltung:<br />

Martin Kräling<br />

Gen<strong>der</strong>-Hinweis:<br />

Die verwendete maskuline bzw. feminine Sprachform dient <strong>der</strong> leichteren Lesbarkeit <strong>und</strong><br />

meint immer auch das jeweils an<strong>der</strong>e Geschlecht.<br />

2


Weiterentwicklung <strong>der</strong> Energiestrategie 2020 des Landes Brandenburg<br />

Impressum<br />

3<br />

Anmerkung <strong>der</strong> Autoren:<br />

Dieser Bericht stellt die Ergebnisse <strong>der</strong> ersten Phase des Prozesses <strong>der</strong> Weiterentwicklung <strong>der</strong><br />

Energiestrategie 2020 dar <strong>und</strong> ist ein Zwischenbericht des Gesamtprozesses. Er ist nicht <strong>zur</strong><br />

Veröffentlichung bestimmt <strong>und</strong> spiegelt nicht die Meinung <strong>der</strong> Landesregierung wi<strong>der</strong>. Eine erste<br />

Version für eine weiterentwickelte Energiestrategie des Landes Brandenburg wird voraussichtlich<br />

im August 2011 vorliegen <strong>und</strong> in den nachfolgenden Monaten regierungsintern abgestimmt.<br />

Der hohen Dynamik in <strong>der</strong> gegenwärtigen energiepolitischen Diskussion in Deutschland, insbeson<strong>der</strong>e<br />

im Hinblick auf die CCS-Gesetzgebung <strong>und</strong> die Atomkraft, muss in den nachfolgenden<br />

Phasen <strong>der</strong> Weiterentwicklung <strong>der</strong> Energiestrategie entsprechend Rechnung getragen werden.<br />

Die Darstellungen in diesem Bericht beziehen sich auf den Stand <strong>der</strong> energiepolitischen Rahmenbedingungen<br />

von Ende Februar 2011.<br />

3


Weiterentwicklung <strong>der</strong> Energiestrategie 2020 des Landes Brandenburg<br />

Impressum<br />

4<br />

INHALTSVERZEICHNIS<br />

IMPRESSUM .............................................................................................................. 2<br />

1 ZUSAMMENFASSUNG ....................................................................................... 5<br />

2 ENERGIELAND BRANDENBURG: GESTERN, HEUTE UND MORGEN ........ 11<br />

2.1 Herausfor<strong>der</strong>ung: Effiziente Energienutzung ....................................................................... 13<br />

2.2 Herausfor<strong>der</strong>ung: Nachhaltige Erzeugung aus Erneuerbaren Energien ........................... 19<br />

2.3 Herausfor<strong>der</strong>ung: Effiziente, CO 2 -arme konventionelle Erzeugung .................................. 26<br />

2.4 Herausfor<strong>der</strong>ung: Intelligente Übertragung, Verteilung <strong>und</strong> Speicherung ....................... 30<br />

2.5 Herausfor<strong>der</strong>ung: Akzeptanz ................................................................................................. 36<br />

3 ECKPUNKTE EINER ENERGIESTRATEGIE 2030 FÜR BRANDENBURG ..... 39<br />

3.1 Ziele <strong>der</strong> Energiestrategie 2030 ............................................................................................. 39<br />

3.2 Handlungsfel<strong>der</strong> <strong>und</strong> Maßnahmenbereiche <strong>der</strong> Energiestrategie 2030 ............................ 42<br />

4 ANNEX .............................................................................................................. 43<br />

4.1 Anregungen <strong>der</strong> Strategiewerkstätten <strong>und</strong> Expertengespräche ........................................ 43<br />

4.2 Liste <strong>der</strong> interviewten Experten ............................................................................................. 63<br />

4.3 Liste <strong>der</strong> Teilnehmer an den Strategiewerkstätten .............................................................. 64<br />

4


Weiterentwicklung <strong>der</strong> Energiestrategie 2020 des Landes Brandenburg<br />

Zusammenfassung<br />

5<br />

1 Zusammenfassung<br />

Optimale Voraussetzungen für eine wirtschaftliche, sichere, klimaschonende <strong>und</strong> akzeptierte<br />

Energieversorgung in Brandenburg bis 2030 <strong>und</strong> darüber hinaus zu schaffen – dieses Ziel hat<br />

sich die Landesregierung mit <strong>der</strong> Weiterentwicklung <strong>der</strong> Energiestrategie 2020 gesetzt.<br />

Zentral für die Entwicklung einer zukunftsfähigen Energiewirtschaft sowie einer wirksamen<br />

<strong>und</strong> klimaschützenden Energiepolitik in Brandenburg ist dabei die Erweiterung des energiepolitischen<br />

Zieldreiecks (Wirtschaftlichkeit, Umweltverträglichkeit <strong>und</strong> Versorgungssicherheit) um die<br />

Dimension <strong>der</strong> „Akzeptanz <strong>und</strong> Beteiligung“ zu einem Zielviereck. Die Einführung von Akzeptanz<br />

als eine von vier zentralen Zieldimensionen zielt nicht allein auf verstärkte Kommunikationsaktivitäten<br />

ab, son<strong>der</strong>n beschreibt eine durchgängige Weiterentwicklung im Selbstverständnis <strong>der</strong><br />

Energiepolitik des Landes Brandenburg. Nur wenn die Akzeptanz <strong>der</strong> Energiepolitik bei allen<br />

relevanten Akteuren <strong>und</strong> <strong>der</strong> betroffenen Bevölkerung – vor allem auch auf regionaler Ebene –<br />

weitgehend hergestellt ist, <strong>und</strong> ihre Umsetzung von einer breiten Mehrheit unterstützt wird, kann<br />

es Brandenburg gelingen, sich langfristig national <strong>und</strong> europaweit als führendes Energieland zu<br />

positionieren. Als Fortschreibungszeitraum wurde 2030 gewählt (mit einem groben Ausblick auf<br />

2050), um die Anschlussfähigkeit an die Szenarien <strong>und</strong> Entwicklungsschritte des Energiekonzepts<br />

<strong>der</strong> B<strong>und</strong>esregierung sicherzustellen.<br />

Vor diesem Hintergr<strong>und</strong> versteht sich die weiterzuentwickelnde Energiestrategie als lernende,<br />

partizipativ entwickelte Strategie. Das vorliegende Gutachten zielt dabei auf:<br />

<br />

<br />

das Identifizieren <strong>der</strong> Kernherausfor<strong>der</strong>ungen des Energielandes Brandenburg <strong>und</strong><br />

das Bewerten <strong>der</strong> bisherigen Zielerreichung auf Basis einer Analyse <strong>der</strong> Stärken,<br />

Schwächen, Chancen <strong>und</strong> Risiken sowie <strong>der</strong> relevanten energiepolitischen Rahmenbedingungen,<br />

das Entwickeln <strong>der</strong> Struktur einer Energiestrategie 2030 mit strategischen Zielen, Handlungsfel<strong>der</strong>n<br />

<strong>und</strong> Maßnahmenbereichen <strong>und</strong><br />

das Aktivieren einer Akteursallianz für eine breit akzeptierte Energiestrategie 2030<br />

<strong>und</strong> das Integrieren <strong>der</strong> Perspektiven <strong>der</strong> wichtigsten Kompetenzträger im Energiebereich in<br />

Brandenburg, um damit eine Gr<strong>und</strong>lage für einen verstetigten Dialogprozess zu schaffen.<br />

Die Weiterentwicklung <strong>der</strong> Energiestrategie 2030 muss Antworten auf<br />

sechs Kernherausfor<strong>der</strong>ungen geben<br />

<br />

Energieeffizienz: In den letzten Jahren konnten erhebliche Energieeinsparungen in<br />

Brandenburg realisiert werden, so dass 2009 bereits 60,5 Prozent <strong>der</strong> Einsparungsziele für<br />

den Zeitraum 2004-2020 erreicht wurden. Dennoch liegt die Energieintensität Brandenburgs<br />

in den Sektoren Industrie sowie Gewerbe, Handel <strong>und</strong> Dienstleistungen deutlich<br />

über dem B<strong>und</strong>esdurchschnitt. Weitere Möglichkeiten <strong>zur</strong> Steigerung <strong>der</strong> Energieeffizienz<br />

sind im Bereich <strong>der</strong> integrierten Stadtentwicklung gegeben.<br />

Energiebedingte CO 2 -Emissionen: Vor dem Hintergr<strong>und</strong> seiner energie- <strong>und</strong> CO 2 -<br />

intensiven Wirtschaftsstruktur <strong>und</strong> <strong>der</strong> gleichzeitig anstehenden Vollversteigerung <strong>der</strong> europäischen<br />

Emissionszertifikate ab 2013, besteht für das Land Brandenburg in <strong>der</strong> Reduzierung<br />

<strong>der</strong> energiebedingten CO 2 -Emissionen noch erheblicher Handlungsbedarf. Durch größere<br />

Energie- <strong>und</strong> Ressourceneffizienz muss die ökologische Mo<strong>der</strong>nisierung <strong>der</strong> Brandenburger<br />

Wirtschaft vorangetrieben werden, um Wachstum <strong>und</strong> Beschäftigung nachhaltig zu<br />

sichern. Gegenüber dem Stand von 1990 konnte bisher eine Min<strong>der</strong>ung um ca. 38 Pro-<br />

5


Weiterentwicklung <strong>der</strong> Energiestrategie 2020 des Landes Brandenburg<br />

Zusammenfassung<br />

6<br />

zent erreicht werden. Trotz nur noch geringer Min<strong>der</strong>ungsbeiträge in den letzten Jahren, ist<br />

zu erwarten, dass das Ziel einer 40-prozentigen Reduzierung bis 2020 erreicht werden<br />

kann. Um die ins Auge gefasste Reduktion um weitere 35 Prozent bis 2030 zu erreichen, ist<br />

jedoch eine erhebliche Beschleunigung dieses Prozesses erfor<strong>der</strong>lich: Dafür müssen Effizienzsteigerungen<br />

im Strom- <strong>und</strong> Wärmeverbrauch erreicht <strong>und</strong> hohe Wirkungsgrade in <strong>der</strong><br />

konventionellen Energieerzeugung sichergestellt werden.<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

Erneuerbare Energien: Mit einem Wachstum des Anteils <strong>der</strong> Erneuerbaren Energien auf<br />

bereits 15,6 Prozent des Primärenergieverbrauchs im Jahr 2009 kann Brandenburg in den<br />

vergangenen Jahren eine beachtliche Bilanz im Ausbau <strong>der</strong> nachhaltigen Energieerzeugung<br />

ziehen (Ziel 2020: 20 Prozent). Gleichzeitig ist <strong>der</strong> weitere Ausbau <strong>der</strong> Erneuerbaren Energien<br />

jedoch durch Flächenrestriktionen, fehlende Akzeptanz bei den Betroffenen vor Ort,<br />

potenzielle Nutzungskonkurrenzen, un<strong>zur</strong>eichende Netzkapazitäten <strong>und</strong> Speichermöglichkeiten<br />

sowie das langfristig wenig planbare För<strong>der</strong>umfeld <strong>der</strong> Erneuerbaren Energien<br />

gefährdet.<br />

Netze <strong>und</strong> Speicher: Als zentrales Bindeglied zwischen Erzeugung <strong>und</strong> Verbrauch kommt<br />

dem Ausbau <strong>und</strong> <strong>der</strong> Anpassung <strong>der</strong> Energieinfrastruktur eine Schlüsselrolle in <strong>der</strong> weiterzuentwickelnden<br />

Energiestrategie zu. Die Netzinfrastruktur des Landes stößt durch den<br />

Ausbau <strong>der</strong> Erneuerbaren Energien zunehmend an ihre Grenzen. Durch Brandenburgs Situation<br />

als Stromdurchleitungsland <strong>und</strong> aufgr<strong>und</strong> <strong>der</strong> <strong>der</strong>zeitig bestehenden, b<strong>und</strong>esgesetzlichen<br />

Regelungen, ist eine deutliche Erhöhung <strong>der</strong> Strompreise für Verbraucher <strong>und</strong><br />

Unternehmen absehbar. Zudem kommt <strong>der</strong> Ausbau neuer Trassen angesichts zunehmen<strong>der</strong><br />

Wi<strong>der</strong>stände von Seiten <strong>der</strong> Betroffenen vor Ort wie auch administrativer Hürden nicht<br />

so schnell wie notwendig voran.<br />

Konventionelle Erzeugung: Die konventionelle Strom- <strong>und</strong> Wärmeerzeugung ist zentral,<br />

um die energiepolitischen Ziele <strong>der</strong> Versorgungssicherheit <strong>und</strong> Wirtschaftlichkeit für Brandenburg<br />

mittelfristig sicherzustellen. Gerade die Braunkohle ist regionaler Wertschöpfungs-<br />

<strong>und</strong> Beschäftigungsfaktor sowie einer <strong>der</strong> Eckpfeiler <strong>der</strong> Energieversorgungssicherheit<br />

für Brandenburg <strong>und</strong> Deutschland. Vor diesem Hintergr<strong>und</strong> kommt <strong>der</strong> konventionellen<br />

Erzeugung, <strong>und</strong> insbeson<strong>der</strong>e <strong>der</strong> Braunkohleverstromung, eine wichtige Rolle<br />

als Brückentechnologie zu, bis eine vollständige Versorgung aus Erneuerbaren Energien<br />

erreicht werden kann. Da allerdings die herkömmliche, konventionelle Energieerzeugung<br />

durch Braunkohle im direkten Konflikt mit den gesteckten CO 2 -Min<strong>der</strong>ungszielen steht,<br />

hängt die mittel- bis langfristige Braunkohleverstromung in Brandenburg in hohem Maße<br />

vom technologischen Fortschritt (Effizienzsteigerung <strong>der</strong> Kraftwerke, CO 2 -Abscheidung <strong>und</strong><br />

-Speicherung) sowie von <strong>der</strong> Entwicklung <strong>der</strong> gesetzlichen Rahmenbedingungen ab. Eine<br />

verstärkte Nutzung von CO 2 -schonen<strong>der</strong>en Umwandlungstechnologien (z.B. Gaskraft) ist<br />

entsprechend weitergehend zu prüfen.<br />

Akzeptanz <strong>und</strong> Beteiligung: Auch wenn die Energiepolitik des Landes überregional sehr<br />

positiv bewertet wird (z.B. Leitstern 2008 <strong>und</strong> 2010 <strong>der</strong> Agentur für Erneuerbare Energien),<br />

ist die Akzeptanz in <strong>der</strong> Bevölkerung für den Ausbau Erneuerbarer Energien, <strong>der</strong> Stromnetze,<br />

aber auch in Hinblick auf CCS-Technologien weitgehend gering. Eine breite Akzeptanz<br />

in <strong>der</strong> Bevölkerung für Brandenburgs Energiepolitik <strong>der</strong> Zukunft durch eine zielgerichtete<br />

Beteiligung <strong>und</strong> transparente Informationspolitik zu sichern, ist eine Kernherausfor<strong>der</strong>ung<br />

bei <strong>der</strong> Weiterentwicklung <strong>der</strong> Energiestrategie.<br />

6


Weiterentwicklung <strong>der</strong> Energiestrategie 2020 des Landes Brandenburg<br />

Zusammenfassung<br />

7<br />

Die neue Struktur <strong>der</strong> Energiestrategie 2030 definiert strategische Ziele,<br />

passgenaue Handlungsfel<strong>der</strong> <strong>und</strong> präzise Maßnahmenbereiche<br />

Das neue energiepolitische Zielviereck bildet den strategischen Überbau <strong>der</strong> weiterzuentwickelnden<br />

Energiestrategie 2030, <strong>und</strong> spiegelt den politischen Willen wi<strong>der</strong>, durch verstärkte<br />

Beteiligung auf potenzielle Zielkonflikte zwischen Energiepolitik <strong>und</strong> Bürgerinteressen angemessen<br />

zu antworten. Wie Abbildung 1 darstellt, wird das Zielviereck entlang <strong>der</strong> identifizierten<br />

Kernherausfor<strong>der</strong>ungen für die Energiepolitik in Brandenburg in Form strategischer Ziele konkretisiert:<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

Energieeffizienz steigern <strong>und</strong> -verbrauch reduzieren (I),<br />

Anteil <strong>der</strong> Erneuerbaren Energien am Endenergieverbrauch erhöhen (II),<br />

Zuverlässige Energieversorgung gewährleisten (III),<br />

Energiebedingte CO 2 -Emissionen senken (IV),<br />

Regionale Beteiligung <strong>und</strong> Akzeptanz herstellen (V) sowie<br />

Beschäftigung <strong>und</strong> Wertschöpfung des Energielands stärken (VI).<br />

Da die Reduzierung energiebedingter CO 2 -Emissionen ein zentraler Hebel für Brandenburgs<br />

Beitrag zum globalen Klimaschutz ist <strong>und</strong> die Beschäftigung <strong>und</strong> Wertschöpfung <strong>der</strong> Energiewirtschaft<br />

gleichermaßen hohe innenpolitische Bedeutung hat, haben die Ziele „Beschäftigung <strong>und</strong><br />

Wertschöpfung des Energielandes stärken“ <strong>und</strong> „Energiebedingte CO 2 -Emissionen senken“ gegenüber<br />

den an<strong>der</strong>en strategischen Zielen querlaufenden Charakter. Zudem finden sich im vorliegenden<br />

Bericht zu jedem strategischen Ziel quantifizierbare Detailziele <strong>und</strong> aussagekräftige<br />

Indikatoren. Aus den sechs strategischen Zielen können die zentralen Handlungsfel<strong>der</strong> <strong>der</strong> weiterzuentwickelnden<br />

Energiestrategie abgeleitet werden, welche wie<strong>der</strong>um durch konkrete Maßnahmenbereiche<br />

präzisiert sind. Das fünfte <strong>und</strong> sechste Handlungsfeld – „Akzeptanz <strong>und</strong> Transparenz“<br />

<strong>und</strong> „Forschung <strong>und</strong> Entwicklung“ – sind folglich auch querlaufend, da sie jedes <strong>der</strong> ersten<br />

vier Handlungsfel<strong>der</strong> betreffen (Abbildung 1).<br />

7


Weiterentwicklung <strong>der</strong> Energiestrategie 2020 des Landes Brandenburg<br />

Zusammenfassung<br />

8<br />

Zielviereck <strong>der</strong><br />

Energiestrategie 2030<br />

Akzeptanz &<br />

Beteiligung<br />

Versorgungssicherheit<br />

Energiepolitisches<br />

Zielviereck<br />

Wirtschaftlichkeit<br />

Umwelt- & Klimaverträglichkeit<br />

Beschäftigung <strong>und</strong> Wertschöpfung des Energielands stärken<br />

VI<br />

Strategische Ziele<br />

Energieeffizienz<br />

steigern <strong>und</strong> -verbrauch<br />

reduzieren<br />

Regionale Beteiligung & Akzeptanz herstellen<br />

Energiebedingte CO 2 -Emissionen senken<br />

I<br />

Anteil EE am Endenergieverbrauch<br />

erhöhen<br />

II<br />

Zuverlässige Energieversorgung<br />

gewährleisten<br />

V<br />

IV<br />

III<br />

Effiziente<br />

Energienutzung<br />

1<br />

Erzeugung aus<br />

Erneuerbaren<br />

Energien<br />

2<br />

Effiziente,<br />

CO 2 -arme<br />

konventionelle<br />

Erzeugung<br />

3<br />

Intelligente<br />

Übertragung,<br />

Verteilung <strong>und</strong><br />

Speicherung<br />

4<br />

Handlungsfel<strong>der</strong>& Maßnahmebereiche<br />

Integrierte Stadtentwicklung<br />

A. Öffentliche<br />

Hand & Öffentlicher<br />

Raum<br />

B. Private<br />

Haushalte<br />

C. Industrie<br />

D. GHD<br />

E. Verkehr<br />

F. Solarenergie<br />

G. Bioenergie<br />

H. Windenergie<br />

I. Sonstige<br />

J. Konventionelle<br />

Strom- <strong>und</strong> Wärmeerzeugung<br />

(inkl.<br />

KWK)<br />

K. CO 2 -Abscheidung,<br />

Transport,<br />

Speicherung &<br />

Verwertung<br />

Beteiligung <strong>und</strong> Transparenz<br />

L. Übertragungs- &<br />

Verteilnetze<br />

M. Systemmanagement<br />

& Energiespeicherung<br />

5<br />

Forschung <strong>und</strong> Entwicklung<br />

6<br />

Abb. 1: Die sechs strategischen Ziele <strong>und</strong> entsprechenden Handlungsfel<strong>der</strong> <strong>der</strong><br />

weiterzuentwickelnden Energiestrategie<br />

8


Weiterentwicklung <strong>der</strong> Energiestrategie 2020 des Landes Brandenburg<br />

Zusammenfassung<br />

9<br />

Eine breite Akteursallianz trägt bereits heute <strong>zur</strong> Weiterentwicklung <strong>der</strong><br />

Energiestrategie bei<br />

Die Erweiterung des Zieldreiecks zum Zielviereck in <strong>der</strong> Energiepolitik Brandenburgs spiegelt<br />

sich bereits im angelaufenen Prozess <strong>der</strong> Weiterentwicklung <strong>der</strong> Energiestrategie 2020 <strong>zur</strong> Energiestrategie<br />

2030 wi<strong>der</strong>: Im Rahmen eines umfangreichen Dialogprozesses wurden über 75<br />

energiepolitisch zentrale Akteure aus Wirtschaft, Wissenschaft, Verbänden, Politik <strong>und</strong><br />

Verwaltung in die Weiterentwicklung eingeb<strong>und</strong>en.<br />

In 22 Expertengesprächen wurden Herausfor<strong>der</strong>ungen, Stärken <strong>und</strong> Schwächen, globale Entwicklungen<br />

sowie strategische Handlungsbedarfe mit regionalen <strong>und</strong> nationalen Experten vertiefend<br />

diskutiert <strong>und</strong> erörtert. In zwei Strategiewerkstätten wurde je definiertem Maßnahmenbereich<br />

mit insgesamt 75 teilnehmenden Akteuren erarbeitet:<br />

- kurz-, mittel- <strong>und</strong> langfristige Zielaspekte,<br />

- Situation <strong>und</strong> mögliche Hin<strong>der</strong>nisse für die Zielerreichung sowie<br />

- konkrete Ansatzpunkte für weiterentwickelte Maßnahmen.<br />

Im Nachgang <strong>der</strong> Strategiewerkstätten wurden darüber hinaus weitere 35 schriftliche Kommentierungen<br />

in diesen Bericht eingearbeitet. Die Ergebnisse des intensiven Austausches sind in<br />

allen Bereichen <strong>der</strong> weiterzuentwickelnden Energiestrategie eingeflossen <strong>und</strong> legen ein F<strong>und</strong>ament<br />

für den weiteren Fortschreibungsprozess. Eine umfassende, kondensierte Sammlung aller<br />

Anregungen aus den Strategiewerkstätten <strong>und</strong> den Expertengesprächen sowie eine Auflistung<br />

<strong>der</strong> Interviewpartner wie auch <strong>der</strong> Strategiewerkstattteilnehmer ist im Annex (Kapitel 4) zu finden.<br />

Die ersten Schritte <strong>zur</strong> Weiterentwicklung <strong>der</strong> Energiestrategie 2030 sind<br />

gegangen – weitere Schritte stehen an<br />

Den vorliegenden, detailliert ausgearbeiteten Rahmen für die Weiterentwicklung <strong>der</strong> Energiestrategie<br />

gilt es zeitnah in weiteren Entwicklungsschritten zu füllen. Abbildung 2 fasst alle<br />

Elemente <strong>der</strong> zukünftigen Energiestrategie 2030 zusammen.<br />

Die weiteren Entwicklungsschritte für die Energiestrategie 2030 beinhalten daher:<br />

<br />

<br />

Weiterführen <strong>und</strong> Verstetigen des Dialogprozesses, um die bereits aktivierte<br />

Akteursallianz weiterhin in die Ausgestaltung <strong>der</strong> Strategie zu integrieren.<br />

Durchführen einer szenarienbasierten, quantitativen Analyse, um die Realisierbarkeit<br />

energiepolitischer Ziele zu überprüfen, die in diesem Bericht vorgeschlagenen Ziele zu modifizieren<br />

<strong>und</strong> zu präzisieren sowie finale Zielgrößen für die Energiestrategie 2030 zu definieren.<br />

Durchführen einer „Aktionsplanung“ mit Unterstützung einer regionalen<br />

Akteursallianz, um aus bestehenden, energiepolitischen Aktivitäten <strong>und</strong> neu gesammelten<br />

Ansatzpunkten konkrete Leitprojekte <strong>und</strong> Maßnahmen für die Energiestrategie 2030 zu<br />

entwickeln <strong>und</strong> zu priorisieren.<br />

Einleiten <strong>der</strong> „Regionalisierung“, bei <strong>der</strong> die Flächenwirkung <strong>der</strong> Energiestrategie 2030<br />

<strong>und</strong> eine konzeptionelle Verzahnung <strong>der</strong> verschiedenen Ansätze <strong>und</strong> regionalen Schwerpunkte<br />

durch intensiven Austausch <strong>und</strong> umfassende Abstimmungen mit kommunalen Umsetzungsakteuren<br />

sichergestellt wird.<br />

<br />

Planen <strong>der</strong> Umsetzung, um die entwickelten Maßnahmen in messbare Aktionen zu übertragen<br />

<strong>und</strong> zu realisieren.<br />

9


Weiterentwicklung <strong>der</strong> Energiestrategie 2020 des Landes Brandenburg<br />

Zusammenfassung<br />

10<br />

<br />

Einleiten konkreter Umsetzungsschritte, um die Verwirklichung <strong>der</strong> strategischen Zielsetzungen<br />

wie auch <strong>der</strong> quantifizierten Detailziele sicherzustellen.<br />

A. Energieland Brandenburg – Gestern <strong>und</strong> Heute<br />

Aktivitäten <strong>der</strong> Landesregierung <strong>und</strong> energiepolitischer Akteure in den Jahren 2006 – 2010<br />

1.<br />

(Bewertung Umsetzungsstand, Bewertung im nationalen Vergleich)<br />

2.<br />

3.<br />

Erreichung <strong>der</strong> bisherigen Ziele <strong>der</strong> Energiestrategie bis zum Jahr 2009 1<br />

B. Energieland Brandenburg – Morgen<br />

4.<br />

Herausfor<strong>der</strong>ungen des Energielands Brandenburg<br />

Verän<strong>der</strong>te energierelevante Rahmenbedingungen (qualitativ)<br />

5.<br />

Szenarioanalyse: Entwicklung energiepolitischer Parameter unter verschiedenen Szenarien bis 2030 (quantitativ)<br />

C. Energiestrategie 2030<br />

6.<br />

7.<br />

8.<br />

9.<br />

10.<br />

Ziele <strong>der</strong> fortgeschriebenen Energiestrategie 2030<br />

Globalziele (vom energiepolitischen Dreieck zum energiepolitischen Viereck, strategische Ziele)<br />

Weiterentwickelte <strong>und</strong> neue Detailziele, inkl. Zielwerte<br />

Weiterentwicklung energiepolitisches Leitbild<br />

Weiterentwickelte Struktur <strong>der</strong> Handlungsfel<strong>der</strong> & Maßnahmenbereiche<br />

Aktionsplanung: Weiterentwickelte Maßnahmen (präzisiert <strong>und</strong> priorisiert)<br />

Regionalisierung<br />

Konzeptioneller Vorschlag <strong>zur</strong> Verzahnung<br />

Übersicht ausgewählter regionaler Energiekonzepte in Brandenburg (ein Fokus: Energieregion Lausitz im<br />

Wandel)<br />

Umsetzung (Umsetzungssteuerung, Maßnahmencontrolling, Unterstützung regionaler Umsetzungsebene, )<br />

Im vorliegenden<br />

Bericht bearbeitet<br />

Abb. 2: Der vorliegende Bericht erarbeitet einige zentrale Elemente für eine weiterentwickelte<br />

Energiestrategie 2030<br />

10


Weiterentwicklung <strong>der</strong> Energiestrategie 2020 des Landes Brandenburg<br />

Energieland Brandenburg: Gestern, Heute <strong>und</strong> Morgen<br />

11<br />

2 Energieland Brandenburg: Gestern, Heute <strong>und</strong> Morgen<br />

Für das Land Brandenburg ist das Thema Energie Wirtschaftsfaktor <strong>und</strong> Wachstumstreiber<br />

mit Tradition <strong>und</strong> Zukunft. In <strong>der</strong> Region Berlin-Brandenburg sind mittlerweile mindestens 47.000<br />

Beschäftigte in energienahen Wirtschaftszweigen tätig 1 . Die Chancen für zukünftiges Beschäftigungswachstum<br />

<strong>und</strong> weitere Innovationssprünge stehen gut. Der Energiesektor als Wachstumsbranche<br />

bietet große Potenziale für ein nachhaltiges Wirtschafts- <strong>und</strong> Beschäftigungswachstum<br />

am Standort Brandenburg. Auch auf dem Gebiet <strong>der</strong> Energieforschung ist das Land<br />

Brandenburg mit seinen Hochschulen <strong>und</strong> außeruniversitären Forschungseinrichtungen in vielen<br />

energiewirtschaftlichen Teilbereichen gut aufgestellt. Beispielhaft sind dabei zu nennen die<br />

Brandenburgisch Technische Universität Cottbus (BTU Cottbus), die Hochschule für nachhaltige<br />

Entwicklung Eberswalde (HNE Eberswalde), die Technische Hochschule Wildau (TH Wildau), die<br />

Hochschule Lausitz sowie das Helmholtz-Zentrum Potsdam – Deutsches GeoForschungsZentrum<br />

(GFZ) <strong>und</strong> das Potsdamer Institut für Klimalogenforschung e.V. (PIK).<br />

Schon jetzt spiegeln sich die Erfolge <strong>der</strong> Brandenburger Energiepolitik in überregionalen Auszeichnungen<br />

wi<strong>der</strong> (Leitstern 2008 <strong>und</strong> Leitstern 2010) 2 , <strong>und</strong> auch in Hinblick auf die in <strong>der</strong><br />

Energiestrategie 2020 gesetzten Ziele ist Brandenburg auf einem guten Weg. Seine Entwicklung<br />

zum „Energieland Brandenburg“ markiert einen wichtigen Schritt des Landes auf dem Weg hin zu<br />

einem mo<strong>der</strong>nen, ökologischen Industriestandort.<br />

Hervorzuheben ist auch die r<strong>und</strong> 15-jährige Erfahrung bei <strong>der</strong> Entwicklung <strong>und</strong> Umsetzung von<br />

Energiestrategien in den Institutionen des Landes, die konsequente <strong>und</strong> gute interministerielle<br />

Zusammenarbeit auf diesem Gebiet, die Energietechnologie Initiative Brandenburg (ETI) sowie<br />

die gesetzlich verankerte EnergieSpar-Agentur des Landes Brandenburg (LImSchG, § 9), die<br />

heute in die ZAB Energie eingebettet ist.<br />

Trotz dieser Erfolge stellen die sich schnell verän<strong>der</strong>nden politischen, rechtlichen, wirtschaftlichen<br />

<strong>und</strong> gesellschaftlichen Rahmenbedingungen eine zukunftsorientierte Energiepolitik in Brandenburg<br />

vor beson<strong>der</strong>e Herausfor<strong>der</strong>ungen. Dies betrifft insbeson<strong>der</strong>e die Themen Energieeffizienz,<br />

Erneuerbare Energien, konventionelle Erzeugung, Netze <strong>und</strong> Speicher sowie Akzeptanz.<br />

So scheint Brandenburg mit einer Min<strong>der</strong>ung seiner energiebedingten CO 2 -Emissionen im Jahr<br />

2009 um r<strong>und</strong> 6,9 Prozent auf 56,7 Mio. Tonnen auf den ersten Blick zwar auf einem guten Weg,<br />

das CO 2 -Ziel <strong>der</strong> bisherigen Energiestrategie für das Jahr 2020 zu erreichen (54,6 Mio. Tonnen<br />

energiebedingte CO 2 -Emissionen; Abbildung 3). Allerdings ist diese Abnahme vor dem Hintergr<strong>und</strong><br />

<strong>der</strong> weltweiten Wirtschaftskrise im entsprechenden Zeitraum zu werten <strong>und</strong> insofern kritisch<br />

zu bewerten. Erst Daten für 2010 <strong>und</strong> 2011 werden eine tatsächliche Bewertung des CO 2 -<br />

Emissionentrends in Brandenburg erlauben. Beim Ziel für 2030 <strong>der</strong> bisherigen Energiestrategie<br />

wird außerdem von einem sukzessiven Ersatz des Kraftwerks Jänschwalde durch eine CO 2 -<br />

emissionsarme Nachfolgeanlage <strong>und</strong> einer Min<strong>der</strong>ung von 20-25 Mio. Tonnen CO 2 durch Raffinerien,<br />

Kraft- <strong>und</strong> Heizwerke ausgegangen. Genaue Vorgaben für die an<strong>der</strong>en Sektoren sind<br />

dagegen noch nicht festgelegt worden. Außerdem werden die mit <strong>der</strong> Inbetriebnahme des Flughafens<br />

Berlin Brandenburg 2012 einhergehenden Erhöhungen von Endenergieverbrauch <strong>und</strong><br />

CO 2 -Emissionen die Energiebilanz des Landes zusätzlich belasten.<br />

1 Quelle: Vogel, S. (2008): Das Technologiefeld Energie in Berlin-Brandenburg. <strong>Bestandsaufnahme</strong> Entwicklungschancen <br />

Handlungsansätze.<br />

2 Mit dem Leitstern – verliehen durch die Agentur für Erneuerbaren Energien – werden die B<strong>und</strong>eslän<strong>der</strong> ausgezeichnet, die<br />

mit dem erfolgreichen Einsatz Erneuerbarer Energien <strong>und</strong> ambitionierter Technologie- <strong>und</strong> Wirtschaftspolitik den Weg in eine<br />

nachhaltige Energieversorgung weisen.<br />

11


Weiterentwicklung <strong>der</strong> Energiestrategie 2020 des Landes Brandenburg<br />

Energieland Brandenburg: Gestern, Heute <strong>und</strong> Morgen<br />

12<br />

80,0<br />

70,0<br />

62,0 61,6 60,2 61,0 60,9 56,7<br />

Bisherige Ziele ES 2020<br />

CO 2 Emissionen [Mio. t]<br />

60,0<br />

50,0<br />

40,0<br />

30,0<br />

20,0<br />

4,7 5,4 5,0 3,8 4,3<br />

5,4 5,4 5,5 5,3 5,7 5,2<br />

5,1 3,4 4,5 4,6 4,6 5,7<br />

4,7<br />

46,8 47,4 45,3 46,5 46,3 41,1<br />

54,6<br />

10,0<br />

22,8<br />

0,0<br />

2004<br />

2005<br />

2006<br />

2007<br />

2008<br />

2009<br />

2010<br />

2011<br />

2012<br />

2013<br />

2014<br />

2015<br />

2016<br />

2017<br />

2018<br />

2019<br />

2020<br />

2022<br />

2024<br />

2026<br />

2028<br />

2030<br />

Kraft- <strong>und</strong> Heizwerke, Raffinerie<br />

Verkehr<br />

Zielszenario<br />

Industrie<br />

Haushalte <strong>und</strong> Kleinverbraucher<br />

Abb. 3: Das Absinken <strong>der</strong> CO 2 -Emissionen im Jahr 2009 auf 56,7 Mio. Tonnen ist vor dem Hintergr<strong>und</strong><br />

<strong>der</strong> weltweiten Wirtschaftskrise zu sehen 3<br />

Vor dem Hintergr<strong>und</strong> dieser Herausfor<strong>der</strong>ungen versteht sich die Energiestrategie des Landes<br />

Brandenburg nicht als statische Vorlage, son<strong>der</strong>n als lernende Strategie, die interaktiv <strong>und</strong> in<br />

kontinuierlichem Dialog fortgeschrieben <strong>und</strong> neuen Entwicklungen in den Rahmenbedingungen<br />

angepasst wird. So ist es das Ziel <strong>der</strong> systematischen Weiterentwicklung <strong>der</strong> Energiestrategie<br />

2020, auf die oben angerissenen Herausfor<strong>der</strong>ungen adäquate Antworten zu finden.<br />

Dafür werden im Folgenden zunächst sowohl ausgewählte Stärken <strong>und</strong> Schwächen, als auch<br />

Chancen <strong>und</strong> Risiken in den fünf genannten Themenfel<strong>der</strong>n Energieeffizienz, Erneuerbare<br />

Energien, konventionelle Erzeugung, Netze <strong>und</strong> Speicher, sowie Akzeptanz analysiert. Aus<br />

dieser Analyse werden in Kapitel 3 die Handlungsfel<strong>der</strong>, konkrete Maßnahmenbereiche sowie<br />

strategische Ziele für eine weiterentwickelte Energiestrategie 2030 abgeleitet.<br />

3 Quelle: ZAB (2010): 1. Monitoringbericht. Bereitstellung <strong>und</strong> Aufbereitung energierelevanter Daten zum Umsetzungsstand<br />

<strong>der</strong> Energie- <strong>und</strong> Klimaschutzstrategie des Landes Brandenburg.<br />

12


Weiterentwicklung <strong>der</strong> Energiestrategie 2020 des Landes Brandenburg<br />

Energieland Brandenburg: Gestern, Heute <strong>und</strong> Morgen<br />

13<br />

2.1 Herausfor<strong>der</strong>ung: Effiziente Energienutzung<br />

Aufgr<strong>und</strong> des engen Zusammenhangs zwischen Energieverbrauch <strong>und</strong> CO 2 -Ausstoß ist eine<br />

effizientere Energienutzung zentraler Hebel zum Erreichen energiepolitischer Klimaziele. Die<br />

Energieintensität Brandenburgs liegt strukturbedingt zwar nach wie vor deutlich über dem<br />

B<strong>und</strong>esdurchschnitt, allerdings konnten in den letzten Jahren bereits erhebliche Energieeinsparungen<br />

realisiert werden.<br />

Um in Zukunft zusätzliche Energieeinsparungen zu realisieren, steht die Energiepolitik des Landes<br />

vor <strong>der</strong> Herausfor<strong>der</strong>ung,<br />

<br />

<br />

gemeinsam mit Akteuren aus allen Sektoren zusätzliches Einsparpotenzial zu identifizieren<br />

<strong>und</strong><br />

auf dieser Basis einen sparsamen <strong>und</strong> effizienten, gleichzeitig aber auch wirtschaftlichen<br />

4 Energieverbrauch zu erreichen, <strong>der</strong> von Gesellschaft <strong>und</strong> Wirtschaft breit akzeptiert<br />

<strong>und</strong> unterstützt wird.<br />

Weitere Möglichkeiten <strong>zur</strong> Steigerung <strong>der</strong> Energieeffizienz sind im Bereich <strong>der</strong> integrierten<br />

Stadtentwicklung gegeben. 5 Des Weiteren sind Vorgaben <strong>und</strong> Än<strong>der</strong>ungen beim Thema Energieeffizienz<br />

durch übergeordnete politische Ebenen zu beachten (neue EFRE-För<strong>der</strong>periode ab<br />

2014, Energieeffizienzplan <strong>der</strong> EU, Energieeffizienzfonds des BMWi, rechtliche Vorgaben von<br />

B<strong>und</strong> <strong>und</strong> EU, etc.).<br />

Generell ist eine detaillierte Bewertung <strong>und</strong> Planung weiterer Schritte beim Thema Energieeffizienz<br />

in Brandenburg aufgr<strong>und</strong> <strong>der</strong> un<strong>zur</strong>eichenden Datengr<strong>und</strong>lage nur bedingt möglich – eine<br />

präzise <strong>Bestandsaufnahme</strong> ist zwingend notwendig.<br />

Im Folgenden werden ausgewählte Stärken, Schwächen, Chancen <strong>und</strong> Risiken im Bereich<br />

„Energieeffizienz“ in Brandenburg skizziert.<br />

Stärken:<br />

<br />

Deutliche Senkung beim Endenergieverbrauch (EEV) in Brandenburg erreicht: Im Zeitraum<br />

2004-2009 konnten bereits 60,5 Prozent <strong>der</strong> angestrebten Einsparungen erreicht werden,<br />

die für den Zeitraum 2004-2020 <strong>zur</strong> Erfüllung <strong>der</strong> Zielvorgabe aus <strong>der</strong> bisherigen Energiestrategie<br />

2020 insgesamt nötig sind. Brandenburg ist damit auf einem sehr guten Weg,<br />

die Zielvorgabe von 263 PJ zu erreichen (Abbildung 4).<br />

4 Für die international im Wettbewerb stehende Industrie geht es beim Thema Energieeffizienz auch um kostengünstige Energie.<br />

Dies gilt insbeson<strong>der</strong>e für die in Brandenburg ansässigen energieintensiven Branchen <strong>und</strong> Industriezweige (z.B. Stahl,<br />

Chemie, Zement). Auch für die Akzeptanz einer Energieeffizienzpolitik durch die Verbraucher sind die Energiekosten entscheidend.<br />

5 Die integrierte Stadtentwicklung betrachtet die energetische Erneuerung von Gebäuden über alle Sektoren hinweg im Gesamtkontext<br />

<strong>der</strong> städtischen Quartiersentwicklung unter Berücksichtigung bautechnischer <strong>und</strong> baukultureller Aspekte.<br />

13


Weiterentwicklung <strong>der</strong> Energiestrategie 2020 des Landes Brandenburg<br />

Energieland Brandenburg: Gestern, Heute <strong>und</strong> Morgen<br />

14<br />

- 23 PJ<br />

= 60,5 % des Einsparziels<br />

Zielvorgabe aus <strong>der</strong><br />

bisherigen Energiestrategie<br />

Endenergieverbrauch nach<br />

Sektoren (PJ)<br />

350<br />

300<br />

250<br />

200<br />

150<br />

100<br />

50<br />

0<br />

301 300 302<br />

81 76 79<br />

91 88 95<br />

48 48 45<br />

81 87 83<br />

287 292<br />

79 78<br />

102 95<br />

38<br />

278<br />

77<br />

84<br />

42 41<br />

69 77 77<br />

(- 15 PJ = 39,5 % des Einsparziels<br />

noch nicht erreicht)<br />

2004 2005 2006 2007 2008 2009 2020<br />

Private Haushalte GHD Industrie Verkehr<br />

263<br />

87<br />

77<br />

37<br />

62<br />

Abb. 4: Der Energieverbrauch ist in den letzten Jahren in allen Sektoren gesunken <strong>und</strong> auf gutem<br />

Wege, die Zielvorgabe für 2020 zu erreichen 6<br />

<br />

Ein überdurchschnittlich starker Rückgang <strong>der</strong> Energieintensität konnte realisiert<br />

werden: In den vergangenen Jahren ist die Energieintensität in Brandenburg in allen Sektoren<br />

signifikant gesunken. In drei von vier Sektoren ist die Energieintensität sogar deutlich<br />

stärker <strong>zur</strong>ückgegangen als im B<strong>und</strong>esdurchschnitt (Abbildung 5).<br />

Verän<strong>der</strong>ung zwischen<br />

2004 <strong>und</strong> 2009<br />

Gesamtes<br />

B<strong>und</strong>esland<br />

Endenergieverbrauch pro BIP<br />

[GJ/Tsd. €]<br />

-9,1 %<br />

- 10,6 %<br />

Private<br />

Haushalte<br />

Endenergieverbrauch Raumwärme<br />

pro Wohnfläche<br />

[TJ/Mio. m 2 ]<br />

- 10,1 %<br />

- 6,5 %<br />

-3,33%<br />

GHD<br />

Endenergieverbrauch pro<br />

Bruttowertschöpfung<br />

[TJ/Mio. €]<br />

- 8,7 %<br />

- 18,9 %<br />

Brandenburg<br />

-2,04%<br />

Industrie<br />

Endenergieverbrauch pro<br />

Bruttowertschöpfung<br />

[TJ/Mio. €]<br />

-1,9%<br />

- 5,7 %<br />

Deutschland<br />

Verkehr<br />

Endenergieverbrauch pro Einwohner<br />

[TJ/Tsd. Einwohner]<br />

- 0,5%<br />

- 3,2 %<br />

Abb. 5: Mit Ausnahme <strong>der</strong> privaten Haushalte ist die Energieintensität in den vergangenen Jahren<br />

in Brandenburg in allen Sektoren deutlich stärker <strong>zur</strong>ückgegangen<br />

als im B<strong>und</strong>esdurchschnitt 7<br />

<br />

Der Gebäudebestand in Brandenburg wurde seit <strong>der</strong> Wie<strong>der</strong>vereinigung umfangreich<br />

saniert: An<strong>der</strong>s als in den westdeutschen B<strong>und</strong>eslän<strong>der</strong>n sind in Brandenburger Städten<br />

ein Großteil <strong>der</strong> Gebäude seit <strong>der</strong> Wie<strong>der</strong>vereinigung voll- o<strong>der</strong> teilsaniert worden. So wurden<br />

von 1991 bis 2005 in 162 Städten <strong>der</strong> neuen Län<strong>der</strong> r<strong>und</strong> 1,5 Mrd. Euro För<strong>der</strong>mittel<br />

eingesetzt, um Sanierungsarbeiten insbeson<strong>der</strong>e von Stadtkernen mit hohem Altbauanteil<br />

vorzunehmen.<br />

6 Quelle: ZAB (2010): 1. Monitoringbericht. Bereitstellung <strong>und</strong> Aufbereitung energierelevanter Daten zum Umsetzungsstand<br />

<strong>der</strong> Energie- <strong>und</strong> Klimaschutzstrategie des Landes Brandenburg.<br />

7 Quelle: ZAB (2010): 1. Monitoringbericht. Bereitstellung <strong>und</strong> Aufbereitung energierelevanter Daten zum Umsetzungsstand<br />

<strong>der</strong> Energie- <strong>und</strong> Klimaschutzstrategie des Landes Brandenburg.<br />

14


Weiterentwicklung <strong>der</strong> Energiestrategie 2020 des Landes Brandenburg<br />

Energieland Brandenburg: Gestern, Heute <strong>und</strong> Morgen<br />

15<br />

<br />

<br />

Bei den kommunalen <strong>und</strong> genossenschaftlichen Wohnungsunternehmen konnten bereits<br />

umfangreiche Energieeinsparungen realisiert werden: 55 Prozent des Gebäudebestands<br />

des Verbands <strong>der</strong> Berlin-Brandenburgischen Wohnungsunternehmen (BBU) sind<br />

bereits energetisch vollsaniert, 25 Prozent teilsaniert. Der Anteil <strong>der</strong> Bestände des BBU am<br />

Gesamtwohnungsbestand Brandenburgs beträgt 29 Prozent. Eine vom Ministerium für Infrastruktur<br />

<strong>und</strong> Landwirtschaft (MIL) veranlasste Analyse <strong>der</strong> Bestände des BBU gelangte zu<br />

dem Ergebnis, dass <strong>der</strong> Energieverbrauch dieser Bestände im Zeitraum 1990 bis 2009 bereits<br />

um 46 Prozent gesenkt werden konnte <strong>und</strong> damit weit unter dem statistischen Durchschnitt<br />

des Landes liegt. Die Analyse <strong>der</strong> BBU-Bestände ergab für das Jahr 2009 einen<br />

durchschnittlichen Wert von 133 kWh je m 2 Wohnfläche. Dies entspricht 7.634 kWh bei einer<br />

Durchschnittsgröße von 54,7 m 2 je Wohnung, also nur ca. 51,8 Prozent des durchschnittlichen<br />

Brennstoffeinsatzes im Land Brandenburg gemäß des aktuellen<br />

Monitoringberichts <strong>zur</strong> Energiestrategie <strong>der</strong> ZAB, <strong>der</strong> den Brennstoffeinsatz je Wohnung bei<br />

einer Durchschnittsgröße von 78,5 m 2 für das Jahr 2009 mit 15.033 kWh auswies. Um auf<br />

diesen Wert zu kommen, müsste <strong>der</strong> Energieverbrauch außerhalb <strong>der</strong> BBU-Bestände bei<br />

ca. 18.000 kWh je Wohnung <strong>und</strong> damit beim 2,35fachen des durchschnittlichen Energieverbrauchs<br />

in den BBU-Beständen liegen. Der Energieverbrauch lässt sich in einer Größenordnung<br />

von ungefähr 2.500 kWh durch unterschiedliche Wohnungsgrößen erklären. Inwieweit<br />

<strong>der</strong> weitaus größere Rest in Höhe von ca. 7.850 kWh auf typologische Gebäudeunterschiede<br />

bzw. einen unterschiedlichen Sanierungsstand <strong>zur</strong>ückzuführen ist, lässt sich ohne<br />

vertiefende Untersuchungen nicht beurteilen.<br />

Die Energiepolitik des Landes findet überregionale Anerkennung: Brandenburg wurde<br />

neben Auszeichnung mit dem Leitstern 2008 <strong>und</strong> 2010 durch die Agentur für Erneuerbare<br />

Energien auch <strong>zur</strong> „Europäischen Unternehmerregion 2011“ gewählt <strong>und</strong> setzte sich dabei<br />

gegen 35 Mitbewerber (u.a. Baden-Württemberg, Madrid <strong>und</strong> Mailand) durch. Dabei wurde<br />

das Land für seine Strategie zum ökologischen Umbau <strong>der</strong> Wirtschaft gelobt. Zudem hat die<br />

Europäische Union das Land Brandenburg 2011 als „Exzellenz-Region“ ausgezeichnet.<br />

Dieser Preis wird an Regionen vergeben, die Wachstum auf beson<strong>der</strong>s nachhaltige <strong>und</strong> innovative<br />

Weise för<strong>der</strong>n.<br />

Schwächen:<br />

<br />

<br />

Trotz hoher Dynamik weiterhin sehr hohe Energieintensität – allerdings ist die Datengr<strong>und</strong>lage<br />

un<strong>zur</strong>eichend: In absoluten Zahlen lag die Energieintensität in Brandenburg<br />

2009 in allen Sektoren, mit Ausnahme des Verkehrs, deutlich über dem B<strong>und</strong>esdurchschnitt.<br />

Im GHD-Sektor (+23,4 Prozent), bei den privaten Haushalten (+14,3 Prozent) <strong>und</strong><br />

<strong>der</strong> Industrie (+121,1 Prozent) liegt Brandenburg bei <strong>der</strong> Energieintensität nach wie vor jeweils<br />

deutlich über dem B<strong>und</strong>esdurchschnitt (Abbildung 6). Allerdings können die Abweichungen<br />

vom B<strong>und</strong>estrend nicht durchweg als Einsparpotentiale bzw. Mehrbedarf bezeichnet<br />

werden. Die existierenden strukturellen Beson<strong>der</strong>heiten des B<strong>und</strong>eslandes <strong>und</strong> die<br />

Komplexität des Energieverbrauchs werden nur un<strong>zur</strong>eichend in verfügbaren Daten abgebildet.<br />

Die <strong>der</strong>zeit erhobenen Daten weisen eine für die Bewertung <strong>der</strong> einzelnen Sektoren<br />

nicht ausreichende Detailtiefe auf <strong>und</strong> differenzieren u.a. nicht nach Regionen, Kommunen<br />

<strong>und</strong> Gebäudearten. Entsprechend ist die Aussagekraft eingeschränkt – pauschale Handlungsempfehlungen<br />

für das Land lassen sich daraus nicht ableiten. Vor dem Hintergr<strong>und</strong><br />

<strong>der</strong> absehbaren Energiepreisentwicklung werden die Bemühungen um mehr Energieeffizienz<br />

dennoch auf jeden Fall intensiviert werden müssen, nicht zuletzt auch, um Arbeitsplätze<br />

langfristig zu sichern.<br />

In Brandenburg besteht Handlungsbedarf bei den Ein- <strong>und</strong> Zweifamilienhäusern:<br />

Während bei den kommunalen <strong>und</strong> genossenschaftlichen Wohnungsunternehmen sowie<br />

teilweise auch an<strong>der</strong>en Eigentümern von Mietwohngebäuden durch anspruchsvolle Investi-<br />

15


Weiterentwicklung <strong>der</strong> Energiestrategie 2020 des Landes Brandenburg<br />

Energieland Brandenburg: Gestern, Heute <strong>und</strong> Morgen<br />

16<br />

tionsprogramme bereits sehr hohe Energieeinsparpotenziale realisiert werden konnten, gibt<br />

es bei Ein- <strong>und</strong> Zweifamilienhäusern, bei denen es sich meist um selbstgenutztes Wohneigentum<br />

handelt, noch hohen Handlungsbedarf. Die För<strong>der</strong>angebote des Landes beziehen<br />

sich jedoch nur auf innerstädtische Kulissen. Gebäude außerhalb dieser Kulissen werden<br />

nicht erfasst. Die För<strong>der</strong>angebote <strong>der</strong> KfW sind jedoch auch hierfür erschließbar. Bei <strong>der</strong><br />

letzten Fortschreibung <strong>der</strong> KfW-Programme sind die Konditionen allerdings weniger attraktiv<br />

ausgestaltet worden. Zudem haben das Wegbrechen von Arbeitsplätzen <strong>und</strong> die demographische<br />

Entwicklung in ländlichen Regionen nach Expertenmeinung zu einer weit unterdurchschnittlichen<br />

Sanierungsquote gerade im Bereich <strong>der</strong> Heizungsanlagen geführt. Eine<br />

systematische <strong>Bestandsaufnahme</strong> <strong>der</strong> Baujahre <strong>und</strong> Sanierungszyklen des Gebäude- <strong>und</strong><br />

Quartierbestands in Brandenburg würde hier zeitnah Abhilfe schaffen <strong>und</strong> die Gr<strong>und</strong>lage für<br />

zielgerichtete, energetische Sanierungsstrategien legen.<br />

2009<br />

Gesamtes<br />

B<strong>und</strong>esland<br />

Endenergieverbrauch pro BIP<br />

[GJ/Tsd. €]<br />

4<br />

5,9<br />

Private<br />

Haushalte<br />

Endenergieverbrauch Raumwärme<br />

pro Wohnfläche<br />

[TJ/Mio. m 2 ]<br />

525<br />

600<br />

GHD<br />

Industrie<br />

Endenergieverbrauch pro<br />

Bruttowertschöpfung<br />

[TJ/Mio. €]<br />

0,94<br />

1,16<br />

Brandenburg<br />

Deutschland<br />

Endenergieverbrauch pro<br />

5,2<br />

Bruttowertschöpfung<br />

[TJ/Mio. €] 11,5<br />

-1,41 %<br />

Verkehr<br />

Endenergieverbrauch pro Einwohner<br />

[TJ/Tsd. Einwohner]<br />

31,1<br />

30,6<br />

Abb. 6: Die Energieintensität insgesamt liegt in Brandenburg in drei von vier Sektoren deutlich<br />

über dem B<strong>und</strong>esdurchschnitt 8<br />

<br />

<br />

Brandenburgs energieintensive Industriestruktur führt zu strukturell hohem Energieverbrauch:<br />

Die Brandenburger Industriebetriebe brauchen mehr als doppelt so viel Energie,<br />

um dieselbe Wertschöpfung wie <strong>der</strong> deutsche Industriedurchschnitt zu generieren. Die Industrie<br />

in Brandenburg besteht allerdings aus tendenziell überdurchschnittlich energieintensiven<br />

Teilen überregionaler Wertschöpfungsketten (z.B. Elektrostahlwerke, Chemie, Zement<br />

etc.), die zu einem strukturell höheren Energieverbrauch des Industriesektors pro Bruttowertschöpfung<br />

führen, als in an<strong>der</strong>en B<strong>und</strong>eslän<strong>der</strong>n. Um aussagekräftigere Effizienzvergleiche<br />

zwischen B<strong>und</strong>eslän<strong>der</strong>n durchzuführen, bedarf es insofern einer Differenzierung<br />

innerhalb des Sektors Industrie nach Branchen. In Anbetracht <strong>der</strong> unvollständigen Datenlage<br />

ist eine genauere Prüfung <strong>der</strong> Industriestruktur Brandenburgs unabdingbar, um die Größe<br />

<strong>der</strong> (etwaigen) Energieeinsparpotenziale des Industriesektors tatsächlichen abschätzen<br />

<strong>und</strong> bestimmen zu können.<br />

Wirtschaftskrise ist die Ursache jüngster Einsparungen beim Endenergieverbrauch<br />

(EEV): Im Sektor Industrie sank <strong>der</strong> EEV zwischen 2007 <strong>und</strong> 2009 um 27,5 Prozent (-18 PJ,<br />

siehe Abbildung 4) <strong>und</strong> trug damit maßgeblich <strong>zur</strong> positiven Bilanz Brandenburgs für diesen<br />

Zeitraum bei. Diese Entwicklung ist jedoch vor dem Hintergr<strong>und</strong> <strong>der</strong> Wirtschaftskrise zu bewerten.<br />

Angesichts <strong>der</strong> Tatsache, dass die Energieintensität <strong>der</strong> brandenburgischen Indust-<br />

8 Quelle: ZAB (2010): 1. Monitoringbericht. Bereitstellung <strong>und</strong> Aufbereitung energierelevanter Daten zum Umsetzungsstand<br />

<strong>der</strong> Energie- <strong>und</strong> Klimaschutzstrategie des Landes Brandenburg.<br />

16


Weiterentwicklung <strong>der</strong> Energiestrategie 2020 des Landes Brandenburg<br />

Energieland Brandenburg: Gestern, Heute <strong>und</strong> Morgen<br />

17<br />

<br />

<br />

rie im selben Zeitraum um vergleichsweise lediglich 9,4 Prozent sank, ist davon auszugehen,<br />

dass <strong>der</strong> Rückgang des EEVs seit 2007 zu einem großen Teil auf den starken Rückgang<br />

<strong>der</strong> industriellen Produktion in diesem Zeitraum <strong>zur</strong>ückzuführen ist.<br />

Höherer Energieverbrauch des Landes ist auch durch hohe Energieexportquote bedingt:<br />

Als Energieexporteur bilanziert Brandenburg in seinem Primärenergieverbrauch<br />

Energieverluste, die im Zusammenhang mit <strong>der</strong> Erzeugung von Energie zugunsten an<strong>der</strong>er<br />

Län<strong>der</strong> anfallen (insbeson<strong>der</strong>e Umwandlungs- <strong>und</strong> Transportverluste). Dadurch erhöht sich<br />

rein statistisch gesehen <strong>der</strong> Energieverbrauch Brandenburgs im Vergleich zu energieimportierenden<br />

B<strong>und</strong>eslän<strong>der</strong>n wie z.B. Berlin.<br />

Inbetriebnahme des BBI wird Brandenburgs Energiebilanz zusätzlich belasten: Der<br />

Betrieb des neuen Flughafens Berlin-Brandenburg International ab 2012 wird den Endenergieverbrauch<br />

des Landes signifikant erhöhen <strong>und</strong> das Erreichen <strong>der</strong> Effizienz- wie auch <strong>der</strong><br />

CO 2 -Min<strong>der</strong>ungsziele zusätzlich erschweren.<br />

Chancen <strong>und</strong> Risiken:<br />

<br />

<br />

<br />

Integrierte Stadtentwicklung in Brandenburger Kommunen bietet große Einsparpotenziale:<br />

Aufgr<strong>und</strong> des teilweise hohen Sanierungsstandes bei Einzelgebäuden in Brandenburgs<br />

Städten sollte die Entwicklung <strong>der</strong> städtischen Quartiere insgesamt im Mittelpunkt<br />

stehen. Die energetische Erneuerung von Gebäuden sollte daher über alle Sektoren hinweg<br />

im Kontext <strong>der</strong> integrierten Stadtentwicklung betrachtet werden, da sich durch die Koordinierung<br />

<strong>der</strong> Sektoren beim Gebäudeenergieverbrauch im städtischen Bereich mittel- bis langfristig<br />

Einsparungspotenziale realisieren lassen. Als Basis liegen hier die gr<strong>und</strong>legenden<br />

Handlungsempfehlungen des vom Ministerium für Infrastruktur <strong>und</strong> Landwirtschaft (MIL) in<br />

Auftrag gegebenen Gutachtens „Energie in <strong>der</strong> Stadt“ vor. Diese Empfehlungen beziehen<br />

sich nicht nur auf das Land insgesamt, son<strong>der</strong>n auch auf die Kommunen <strong>und</strong> lokalen Akteure.<br />

B<strong>und</strong>esregierung setzt neue Ziele im Bereich Gebäudesanierung: Die B<strong>und</strong>esregierung<br />

hat das Thema „Gebäudesanierung“ zentral positioniert. So strebt die Regierung laut Energiekonzept<br />

eine Verdopplung <strong>der</strong> energetischen Sanierungsrate von jährlich etwa ein Prozent<br />

auf zwei Prozent bis 2020 an, eine Reduzierung des Wärmebedarfs um 20 Prozent bis<br />

2020, die Min<strong>der</strong>ung des Primärenergiebedarfs um 80 Prozent bis 2050, wie auch einen<br />

klimaneutralen Gebäudebestand bis 2050. Weitere geplante Maßnahmen sind eine Novelle<br />

<strong>der</strong> Energieeinsparverordnung (EnEV 2012), die Fortführung des CO 2 -<br />

Gebäudesanierungsprogramms, ein kommunales För<strong>der</strong>programm „Energetische Städtebausanierung“<br />

durch die KfW <strong>und</strong> die Schaffung eines rechtlichen Rahmens für Wärmeliefer-Contracting.<br />

9<br />

B<strong>und</strong> kündigt zusätzliche Energieeffizienzför<strong>der</strong>mittel an: Der Energieeffizienzfonds<br />

des B<strong>und</strong>esministeriums für Wirtschaft <strong>und</strong> Technologie (BMWi) unterstützt ab 2011 Energieeffizienzmaßnahmen.<br />

Das BMWi hat angekündigt, den Schwerpunkt auf die privaten<br />

Haushalte, die Industrie, den Mittelstand <strong>und</strong> die Kommunen zu legen. Für den Energieeffizienzfonds<br />

sind bis 2020 820 Mio. Euro vorgesehen (2011: 90 Mio. Euro). Mit einem<br />

Schwerpunkt Energieeffizienz in <strong>der</strong> Energiestrategie sollten die Voraussetzungen geschaffen<br />

werden, um von diesen För<strong>der</strong>mitteln entsprechend zu profitieren.<br />

9 Das Energiekonzept führt zahlreiche weitere Energieeffizienzmaßnahmen auf, u.a.: För<strong>der</strong>ung von Energiemanagementsystemen,<br />

transparente Kennzeichnung des Energieverbrauchs von Pkw <strong>und</strong> Produkten, „Initiative Energieeffizienz“ <strong>zur</strong> Information<br />

privater Haushalte, Energieforschungsprogramm mit Schwerpunkt „Energieeffizienz“ (2011), Kredite <strong>und</strong> För<strong>der</strong>programme<br />

für KMU, Energieeffizienz als rechtliches Vergabekriterium bei öffentlichen Aufträgen, nationaler Entwicklungsplan<br />

„Elektromobilität“. Zudem ist ein Pilotvorhaben „Weiße Zertifikate“ geplant (Weiße Zertifikate: Handelbare Zertifikate, bei denen<br />

Marktakteure verpflichtet werden in einem festgelegten Zeitraum ein spezifisches Einsparziel zu erreichen <strong>und</strong> Energieeffizienzmaßnahmen<br />

durchzuführen).<br />

17


Weiterentwicklung <strong>der</strong> Energiestrategie 2020 des Landes Brandenburg<br />

Energieland Brandenburg: Gestern, Heute <strong>und</strong> Morgen<br />

18<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

In <strong>der</strong> neuen För<strong>der</strong>periode des Europäischen Fonds für Regionale Entwicklung<br />

(EFRE) könnte Brandenburg stärker auf energiebezogene Schwerpunkte setzen: Die<br />

EU wird die Vergabe von EFRE-Mitteln in <strong>der</strong> nächsten För<strong>der</strong>periode stärker dazu nutzen,<br />

um Maßnahmen <strong>und</strong> Projekte <strong>zur</strong> Erfüllung von Klima- <strong>und</strong> Energiezielen zu för<strong>der</strong>n. Die<br />

Gestaltung des Operationellen Programms für die neue För<strong>der</strong>periode (2014-2020) gibt<br />

Brandenburg die Chance, einen stärkeren Schwerpunkt auf das Thema Energieeffizienz<br />

<strong>und</strong> an<strong>der</strong>e energiebezogene Themen zu setzen, ohne dadurch, an<strong>der</strong>s als in <strong>der</strong> Vergangenheit,<br />

im Wettbewerb um För<strong>der</strong>mittel mit an<strong>der</strong>en B<strong>und</strong>eslän<strong>der</strong>n den Kürzeren zu ziehen.<br />

Es zeichnet sich allerdings eine deutliche Kürzung <strong>der</strong> EFRE-För<strong>der</strong>mittel für Brandenburg<br />

nach 2013 ab. Derzeit profitiert nur noch Nordost-Brandenburg vom Status <strong>der</strong><br />

„Ziel 1“-Region, während Südwest-Brandenburg bereits zu den so genannten „Phasing-out“-<br />

Regionen zählt. 10<br />

Energieeffizienzplan <strong>der</strong> EU-Kommission wird im März 2011 vorgestellt: Der EU-<br />

Energieeffizienzplan wird voraussichtlich im März 2011 vorgestellt. Laut eines internen Entwurfs<br />

<strong>der</strong> Kommission sollen Städte <strong>und</strong> Gemeinden genauso wie an<strong>der</strong>e öffentliche Institutionen<br />

jährlich zwei Prozent ihrer Altbauten sanieren, da die öffentliche Hand europaweit<br />

bislang relativ niedrige Energiesparauflagen an Bau- <strong>und</strong> Sanierungsaufträge knüpft <strong>und</strong><br />

damit aus Sicht <strong>der</strong> Kommission ein großes Einsparpotenzial nicht ausschöpft. Zudem droht<br />

die EU-Kommission in ihrem Entwurf für den neuen EU-Energieeffizienzplan <strong>der</strong> Energiebranche,<br />

in Zukunft nur noch Kraftwerke genehmigen zu lassen, die das höchste verfügbare<br />

Energieeffizienzniveau aufweisen, sofern die Branche ihren Energieverbrauch nicht von sich<br />

aus verringert. Wo immer es möglich <strong>und</strong> sinnvoll ist, soll außerdem Kraft-Wärme-Kopplung<br />

für den Bau neuer Kraftwerke genutzt werden. Hierfür hat die EU bereits zusätzliche För<strong>der</strong>mittel<br />

in Aussicht gestellt.<br />

Brandenburg muss sich auf Energieeffizienz-Vorgaben durch übergeordnete politische<br />

Ebenen vorbereiten: Der Ökosteuer-Spitzenausgleich ist laut Energiekonzept <strong>der</strong><br />

B<strong>und</strong>esregierung ab 2013 nur noch für Betriebe mit Energiemanagementsystemen vorgesehen.<br />

Zur Umsetzung <strong>der</strong> EU-Richtlinie 2006/32/EG verankert außerdem das Energieeffizienzgesetz<br />

des B<strong>und</strong>es (2010) das Ziel, bis 2016 Energieeinsparungen von neun Prozent<br />

(im Vergleich zum durchschnittlichen EEV 2001-2005) zu erreichen. Des Weiteren kündigte<br />

die EU-Kommission an, die Ökodesign-Richtlinie so zu überarbeiten, dass sie nicht mehr<br />

nur für Produkte, son<strong>der</strong>n auch für Prozesse <strong>und</strong> Systeme gilt (z.B. Produktionsstraßen in<br />

Fabriken). Brandenburg sollte vor diesem Hintergr<strong>und</strong> bereits heute anfangen, energieeffizientes<br />

Wirtschaften in den Betrieben zu för<strong>der</strong>n, um das Energieland angemessen auf diese<br />

absehbar verän<strong>der</strong>ten Rahmenbedingungen von morgen vorzubereiten.<br />

Der Wachstumsmarkt Energieeffizienz bietet Brandenburg große Chancen: Der Gesamtumsatz<br />

des Marktes für Energieeffizienzprodukte betrug 2007 weltweit bereits 540 Mrd.<br />

Euro <strong>und</strong> wird in Zukunft weiter stark wachsen. Insbeson<strong>der</strong>e in den Bereichen Gebäude<br />

<strong>und</strong> Haushalte, Kraftwerks- <strong>und</strong> Umwandlungstechnologie, sowie in <strong>der</strong> Mess-, Steuer- <strong>und</strong><br />

Regeltechnik bestehen noch große Marktchancen. Neben den Erneuerbaren Energien gilt<br />

Energieeffizienz als ein sehr aussichtsreicher F&E-Schwerpunkt in Hinblick auf 2050. 11<br />

Brandenburg ist beim Thema Forschung <strong>und</strong> Entwicklung im Energieeffizienzbereich bereits<br />

heute sehr gut aufgestellt <strong>und</strong> kann auf eine fruchtbare Zusammenarbeit mit dem Land Berlin<br />

im Rahmen <strong>der</strong> Clusterstrategie Energietechnik, starke <strong>und</strong> innovative Unternehmen in<br />

10 In <strong>der</strong> aktuellen För<strong>der</strong>periode betrug Brandenburgs EFRE-Budget im Bereich Energieeffizienz 14 Mio. Euro. Des Weiteren<br />

werden mit EFRE-För<strong>der</strong>mitteln 75 Prozent des RENplus-Programms finanziert. Brandenburgs EFRE-Gesamtbudget beträgt<br />

in <strong>der</strong> aktuellen För<strong>der</strong>periode knapp 1,5 Mrd. Euro.<br />

11 Siehe dazu: B<strong>und</strong>esministerium für Umwelt, Naturschutz <strong>und</strong> Reaktorsicherheit: Wirtschaftsfaktor Umweltschutz - Vertiefende<br />

Analyse zu Umweltschutz <strong>und</strong> Innovation (2007); Fraunhofer-Institut für System- <strong>und</strong> Innovationsforschung, Energietechnologien<br />

2050 – Schwerpunkte für Forschung <strong>und</strong> Entwicklung – Politikbericht (2010).<br />

18


Weiterentwicklung <strong>der</strong> Energiestrategie 2020 des Landes Brandenburg<br />

Energieland Brandenburg: Gestern, Heute <strong>und</strong> Morgen<br />

19<br />

<br />

energierelevanten Wachstumsmärkten <strong>und</strong> exzellente Hochschulen <strong>und</strong> außeruniversitäre<br />

Forschungseinrichtungen verweisen (siehe auch Abschnitt 3.2.6).<br />

Die Einbindung <strong>der</strong> Kommunen in die Energieeffizienzpolitik des Landes ist zentral:<br />

Da die Kommunen als Umsetzungsakteure von entscheiden<strong>der</strong> Bedeutung für Energieeffizienzmaßnahmen<br />

sind, liegt in ihrer stärkeren Beteiligung ein großes Potenzial für die<br />

Energiestrategie des Landes. Brandenburger Kommunen wie Strausberg <strong>und</strong> Potsdam haben<br />

aktuell bereits umfangreiche Klimaschutzkonzepte vorgelegt <strong>und</strong> damit zahlreiche Ansätze<br />

<strong>zur</strong> Erhöhung <strong>der</strong> kommunalen Energieeffizienz erarbeitet. 12 Das Land sollte vermehrt<br />

Anstrengungen investieren, diese kommunalen Konzepte in Zukunft stärker untereinan<strong>der</strong><br />

wie auch mit den energie- <strong>und</strong> klimapolitischen, strategischen Ansätzen des Landes zu verzahnen.<br />

2.2 Herausfor<strong>der</strong>ung: Nachhaltige Erzeugung aus Erneuerbaren Energien<br />

Die Nutzbarmachung Erneuerbarer Energieträger <strong>zur</strong> Strom- <strong>und</strong> Wärmeerzeugung nimmt eine<br />

Schlüsselrolle auf dem Weg zu einer nachhaltigen <strong>und</strong> klimafre<strong>und</strong>lichen Energieversorgung<br />

ein. Anstrengungen zu einem weitergehenden Ausbau sind zentral, um CO 2 -Emissionen zu<br />

vermeiden <strong>und</strong> sich langfristig unabhängig von fossilen Energieträgern <strong>und</strong> ihren Preisschwankungen<br />

zu machen. Auch wenn <strong>der</strong> Ausbau <strong>der</strong> Erneuerbaren Energien in Brandenburg<br />

auf gutem Wege <strong>und</strong> das Ziel <strong>der</strong> klima- <strong>und</strong> umweltfre<strong>und</strong>lichen wie auch sicheren Energieversorgung<br />

des Landes näher zu rücken scheint, haben sich im Bereich <strong>der</strong> Erzeugung aus Erneuerbaren<br />

Energien zunehmend Zielkonflikte abgezeichnet: Der zunehmende Flächenbedarf <strong>und</strong><br />

die damit wachsende Nähe <strong>der</strong> Energieerzeugung zu den Bürgern hat die Akzeptanz <strong>der</strong> betroffenen<br />

Bürger vor Ort verringert. Außerdem erfor<strong>der</strong>t die Umstellung auf eine nachhaltige, CO 2 -<br />

arme Energieversorgung <strong>der</strong>zeit noch signifikante staatliche För<strong>der</strong>ung, ohne die sich Erneuerbare<br />

Energien nur un<strong>zur</strong>eichend am Markt durchsetzen könnten. Die immer noch geringe Wettbewerbsfähigkeit<br />

<strong>der</strong> Strom- <strong>und</strong> Wärmeerzeugung aus Erneuerbaren Energien <strong>und</strong> <strong>der</strong> gewählte<br />

För<strong>der</strong>mechanismus stellen für die Bürger (u.a. über die EEG-Umlage) eine erhebliche <strong>und</strong> zukünftig<br />

weiter wachsende finanzielle Belastung dar. Nutznießer dieses Finanzierungsmodells sind<br />

an<strong>der</strong>erseits Unternehmen, die Strom an den Börsen kaufen können, da sich dort Strom aus Erneuerbaren<br />

Energien preissenkend auswirkt. Vor diesem Hintergr<strong>und</strong> muss nicht zuletzt diskutiert<br />

werden, in welchem Bereich <strong>der</strong> Erneuerbaren Energien weitere Anstrengungen <strong>und</strong> Investitionen<br />

nicht nur wünschenswert, son<strong>der</strong>n auch ökonomisch sinnvoll, umweltverträglich <strong>und</strong> für die<br />

Bevölkerung akzeptabel <strong>und</strong> nachvollziehbar sind.<br />

Im Folgenden werden ausgewählte Stärken, Schwächen, Chancen <strong>und</strong> Risiken im Bereich „Erneuerbare<br />

Energien“ in Brandenburg skizziert.<br />

Stärken:<br />

<br />

<br />

Stetig wachsen<strong>der</strong> Anteil Erneuerbarer Energien am Primärenergieverbrauch: Der Anteil<br />

Erneuerbarer Energieträger am Primärenergieverbrauch (PEV) in Brandenburg hat sich<br />

seit 2003 von 5,25 Prozent auf 15,6 Prozent verdreifacht (Abbildung 7). Diese Dynamik wirft<br />

die Frage auf, ob im Rahmen einer weiterentwickelten Energiestrategie eine noch ehrgeizigere<br />

Zielsetzung verfolgt werden kann, als bislang in <strong>der</strong> Energiestrategie 2020 vorgesehen.<br />

Ehrgeizige, quantifizierte Zielsetzungen können allerdings erst auf Basis einer<br />

Szenarioanalyse präzisiert <strong>und</strong> evaluiert werden.<br />

Ausbauziel für Windkraft in greifbarer Nähe: Um das Ziel <strong>der</strong> bisherigen Energiestrategie<br />

für den Ausbau <strong>der</strong> Windkraft bis 2020 zu erreichen, ist für Brandenburg zwischen 2004 <strong>und</strong><br />

12 Siehe „Integriertes Klimaschutzkonzept 2010“ <strong>der</strong> Landeshauptstadt Potsdam, sowie „Integriertes Klimaschutzkonzept für die<br />

Stadt Strausberg bis 2020“.<br />

19


Weiterentwicklung <strong>der</strong> Energiestrategie 2020 des Landes Brandenburg<br />

Energieland Brandenburg: Gestern, Heute <strong>und</strong> Morgen<br />

20<br />

2020 eine jährliche Zubaurate von 333 MW installierter Windleistung nötig. Mit 4.356 MW<br />

installierter Leistung liegt Brandenburg 2010 bereits über <strong>der</strong> Soll-Geraden zu den erfor<strong>der</strong>lichen<br />

7.500 MW Windleistung bis 2020 (siehe Abbildung 8). Damit ähnliche Zuwachsraten<br />

mittel- bis langfristig aufrecht erhalten werden, müssen jedoch verstärkte Anstrengungen<br />

unternommen werden, um die Unterstützung <strong>und</strong> Akzeptanz <strong>der</strong> regional betroffenen Bevölkerung<br />

zu sichern, sowie weitere Windeignungsgebiete erschlossen werden. Im Jahr<br />

2010 konnte mit 234,4 MW neugebauter Windleistung die jährlich nötige Zubaurate nicht erreicht<br />

werden.<br />

100%<br />

80%<br />

Anteile am PEV in %<br />

60%<br />

40%<br />

20%<br />

5,25%<br />

15,6%<br />

20,0%<br />

0%<br />

1990 1999 2000 2001 2002 2003 2004 2005 2006 2007 2007 2009 2020<br />

Erneuerbare Energieträger<br />

Fossile Energieträger<br />

Abb. 7: Schon 2009 wurden 15,6 Prozent des Primärenergieverbrauchs Brandenburgs aus Erneuerbaren<br />

Energien gedeckt 13<br />

8.500<br />

7.500<br />

7.500<br />

Installierte Leistung [MW]<br />

6.500<br />

5.500<br />

4.500<br />

3.500<br />

13,6% p.a.<br />

4.356<br />

2.500<br />

1.500<br />

2.179<br />

2004 2005 2006 2007 2008 2009 2010 2011 2012 2013 2014 2015 2016 2017 2018 2019 2020<br />

Energieerzeugung aus Windkraft Soll-Entwicklung <strong>zur</strong> Erreichung des ES2020-Ziels<br />

Abb. 8: Der jährliche Ausbau <strong>der</strong> installierten Leistung aus Windkraft befindet sich über dem Sollkorridor<br />

14<br />

13 Quelle: ZAB (2010): 1. Monitoringbericht. Bereitstellung <strong>und</strong> Aufbereitung energierelevanter Daten zum Umsetzungsstand<br />

<strong>der</strong> Energie- <strong>und</strong> Klimaschutzstrategie des Landes Brandenburg.<br />

20


Weiterentwicklung <strong>der</strong> Energiestrategie 2020 des Landes Brandenburg<br />

Energieland Brandenburg: Gestern, Heute <strong>und</strong> Morgen<br />

21<br />

<br />

<br />

Umfassende Biomassestrategie für das Land entwickelt: Vor dem Hintergr<strong>und</strong> <strong>der</strong><br />

Energiestrategie 2020 <strong>und</strong> ihren Zielen <strong>zur</strong> Steigerung <strong>der</strong> Bioenergieerzeugung hat das<br />

Land Brandenburg 2010 im Rahmen einer Biomassestrategie die relevanten Rahmenbedingungen<br />

<strong>der</strong> energetischen Biomassenutzung in Brandenburg analysiert, eine umfassende<br />

Standortbestimmung vorgenommen, Ziele <strong>und</strong> Gr<strong>und</strong>sätze für zukünftiges Handeln definiert<br />

sowie Instrumente <strong>und</strong> Maßnahmen <strong>zur</strong> Umsetzung <strong>der</strong> Biomassestrategie skizziert. Sie<br />

adressiert zentrale Herausfor<strong>der</strong>ungen <strong>und</strong> steckt den Handlungsrahmen ab, um eine effiziente<br />

<strong>und</strong> vor allem nachhaltige Biomasseerzeugung <strong>und</strong> –nutzung in Brandenburg zu gewährleisten,<br />

ohne Ernährungssicherheit, Artenvielfalt, Nährstoff- <strong>und</strong> Humuskreisläufe zu<br />

gefährden.<br />

Ausbauziel für Biomasse übertroffen: Mit jährlichen Wachstumsraten von 20,1 Prozent<br />

hat die Biomassenutzung deutlich schneller zugenommen als geplant <strong>und</strong> prognostiziert,<br />

<strong>und</strong> hat das Ausbauziel von 49 PJ 2020 somit – zumindest auf den ersten Blick – bereits<br />

weit überschritten (2009: 63,5 PJ). Anstatt wie geplant mit circa 40 Prozent den zweithöchsten<br />

Anteil (nach Windenergie) an <strong>der</strong> Bereitstellung Erneuerbarer Energien zu leisten, stellte<br />

Biomasse 2009 bereits zwei Drittel des Gesamtanteils <strong>der</strong> Erneuerbaren Energien am PEV.<br />

Die erzeugte Energiemenge aus Biomasse wuchs mit durchschnittlichen 7,6 PJ pro Jahr um<br />

fast das Fünffache <strong>der</strong> ursprünglich vorgesehenen Zuwachsrate von durchschnittlich 1,6 PJ<br />

pro Jahr. Allerdings ist ein Großteil des Biomasse-PEV, r<strong>und</strong> 40 Prozent <strong>der</strong> 63,5 PJ (ca. 25<br />

PJ) im Jahr 2009, auf die Mitverbrennung biogener Reststoffe in Kraft-, Heiz- <strong>und</strong> Industriekraftwerken<br />

<strong>zur</strong>ückzuführen. 15 Bei <strong>der</strong> Formulierung <strong>der</strong> bisherigen Zielstellung war jedoch<br />

die Mitverbrennung von Biomasse – zwecks Min<strong>der</strong>ung <strong>der</strong> CO 2 -Emissionen von konventionellen<br />

Kraftwerken – nicht berücksichtigt worden. Unter Abzug des geschätzten<br />

Mitverbrennungsanteils befindet sich die energetische Biomasseverwertung dennoch über<br />

<strong>der</strong> Soll-Geraden, wenngleich auf niedrigerem Niveau (siehe Abbildung 9).<br />

Tatsächliche <strong>und</strong> geplante Entwicklung <strong>der</strong><br />

Energieerzeugung aus Biomasse, in PJ<br />

Verteilung <strong>der</strong> Energieerzeugung aus Erneuerbaren<br />

Energien nach Energieträger, 2009, in Prozent<br />

Biomassebeitrag zum PEV in PJ<br />

70<br />

60<br />

50<br />

40<br />

30<br />

20<br />

10<br />

20,1% p.a.<br />

30<br />

26<br />

39<br />

50<br />

58<br />

64<br />

Ca. 20 -25 PJ aus <strong>der</strong><br />

Mitverbrennung in<br />

Kraft-, Heiz- <strong>und</strong><br />

Industriekraftwerken 1<br />

49<br />

Solarenergie<br />

1%<br />

Biomasse<br />

40%<br />

Sonstige<br />

6%<br />

Windkraft<br />

27%<br />

Biomasse<br />

(Mitverbrennung)<br />

26%<br />

0<br />

2004<br />

2005<br />

2006<br />

2007<br />

2008<br />

2009<br />

2010<br />

2011<br />

2012<br />

2013<br />

2014<br />

2015<br />

2016<br />

2017<br />

2018<br />

2019<br />

2020<br />

1 Zusammensetzung des Bioenergie-PEV 2009 nach Schätzung des LUGV: 24,5 PJ in EE-Anlagen, 25 PJ durch Mitverbrennung<br />

in Kraft-, Heiz- <strong>und</strong> Industriekraftwerken, 6,5 PJ durch Haushalte/Kleinverbraucher, 7,5 PJ im Bereich Verkehr<br />

Abb. 9: Die Entwicklung <strong>der</strong> energetischen Nutzung von Biomasse hat 2009 die Zielsetzung für<br />

das Jahr 2020 unter Einbeziehung <strong>der</strong> Mitverbrennung bereits weit übertroffen<br />

14 Quelle: ZAB (2010): 1. Monitoringbericht. Bereitstellung <strong>und</strong> Aufbereitung energierelevanter Daten zum Umsetzungsstand<br />

<strong>der</strong> Energie- <strong>und</strong> Klimaschutzstrategie des Landes Brandenburg.<br />

15 Nach Schätzungen des LUGV setzt sich <strong>der</strong> Biomasse-PEV 2009 wie folgt zusammen: 24,5 PJ in Erneuerbare-Energien-<br />

Anlagen, 25 PJ durch Mitverbrennung in Kraft-, Heiz- <strong>und</strong> Industriekraftwerken, 6,5 PJ durch Haushalte/Kleinverbraucher,<br />

7,5 PJ im Verkehr.<br />

21


Weiterentwicklung <strong>der</strong> Energiestrategie 2020 des Landes Brandenburg<br />

Energieland Brandenburg: Gestern, Heute <strong>und</strong> Morgen<br />

22<br />

<br />

<br />

Brandenburg ist „Bestes B<strong>und</strong>esland Erneuerbare Energien“: Die Agentur für Erneuerbare<br />

Energien 16 zeichnete Brandenburg 2010 zum zweiten Mal in Folge mit dem Leitstern<br />

als „Bestes B<strong>und</strong>esland Erneuerbare Energien“ aus. So nimmt Brandenburg im Län<strong>der</strong>vergleich<br />

mit einer Herstellungskapazität von 725.000 Tonnen die Spitzenposition bei den Biokraftstoffen<br />

ein, <strong>und</strong> belegt mit 4.200 MW Nennleistung (2009) den zweiten Platz beim Ausbau<br />

<strong>der</strong> Windenergie.<br />

Erneuerbare Energien schaffen Wachstum <strong>und</strong> Arbeitsplätze in Brandenburg: Die Erneuerbaren<br />

Energien haben sich in den vergangenen Jahren zum Beschäftigungstreiber in<br />

Brandenburg entwickelt. Windenergie (2.848 Arbeitsplätze), Photovoltaik (4.000), Biomasse<br />

(630), Biodiesel (3.300), Bioethanol (1.316) <strong>und</strong> Geothermie (90) stellen einschließlich vor<strong>und</strong><br />

nachgelagerter Bereiche insgesamt 12.184 Arbeitsplätz in Brandenburg. 17<br />

Schwächen:<br />

<br />

Erfor<strong>der</strong>liche Zubaurate für die Zielerreichung beim Photovoltaik-Ausbau bisher nicht<br />

erreicht: Die Wachstumsdynamik beim Ausbau <strong>der</strong> Photovoltaik ist seit 2004 zwar r<strong>und</strong><br />

doppelt so groß wie <strong>zur</strong> Erreichung des Ausbauziels 2020 notwendig wäre (95,8 Prozent<br />

p.a.), dennoch wurde seit 2004 bislang in keinem Jahr die notwendige Zubaurate an installierter<br />

Leistung (171 MW p.a.) erreicht (Abbildung 10). Insbeson<strong>der</strong>e die Nutzung von Freiflächen,<br />

die einen Anteil am PEV von über 9 PJ erbringen sollten, wird durch die Än<strong>der</strong>ung<br />

des EEG in hohem Maße beschränkt. Eine systematische Erschließung von Dachflächen<br />

<strong>und</strong> die Entwicklung entsprechen<strong>der</strong> Investitions-/Anreizmodelle wurden bislang noch nicht<br />

befriedigend in Angriff genommen. Bestehende Informationsdefizite bei einem Großteil <strong>der</strong><br />

Endverbraucher führen zu teilweise uninformierten Debatten über Kostenintensitäten <strong>und</strong><br />

reduzieren die Bereitschaft von Privatpersonen, Photovoltaik-Anlagen zu installieren <strong>und</strong> zu<br />

nutzen. Zudem führen bislang mangelnde Finanzierungsmöglichkeiten <strong>und</strong> Unklarheiten zu<br />

den „total-costs-of-ownership“ eigener Photovoltaik-Anlagen zu Investitionsbarrieren bei potenziellen<br />

Neunutzern.<br />

3.000<br />

2.750<br />

2.500<br />

37,4% p.a.<br />

Installierte Leistung [MW]<br />

2.000<br />

1.500<br />

1.000<br />

500<br />

95,8% p.a.<br />

226<br />

0<br />

2004 2005 2006 2007 2008 2009 2010 2011 2012 2013 2014 2015 2016 2017 2018 2019 2020<br />

Energieerzeugung aus Photovoltaik<br />

Sollentwicklung <strong>zur</strong> Erreichung des ES2020-Ziels<br />

Abb.10: Trotz beträchtlicher Wachstumsraten liegt <strong>der</strong> Ausbau <strong>der</strong> Photovoltaik weit unter dem<br />

erfor<strong>der</strong>lichen Zielkorridor 18<br />

16 Die Agentur für Erneuerbare Energien e.V. arbeitet b<strong>und</strong>esweit <strong>und</strong> parteiübergreifend.<br />

17 Stand: Nov. 2010. Daten aus interner Aufstellung <strong>der</strong> ZukunftsAgentur Brandenburg GmbH.<br />

18 ZAB (2010): 1. Monitoringbericht. Bereitstellung <strong>und</strong> Aufbereitung energierelevanter Daten zum Umsetzungsstand <strong>der</strong><br />

Energie- <strong>und</strong> Klimaschutzstrategie des Landes Brandenburg.<br />

22


Weiterentwicklung <strong>der</strong> Energiestrategie 2020 des Landes Brandenburg<br />

Energieland Brandenburg: Gestern, Heute <strong>und</strong> Morgen<br />

23<br />

<br />

<br />

<br />

Zukünftiger Ausbau <strong>der</strong> Windenergiegewinnung durch Flächenrestriktionen gefährdet:<br />

Von gegenwärtig ausgewiesenen 385,6 km 2 Windeignungsflächen 19 sind bereits r<strong>und</strong><br />

75-80 Prozent für eine installierte Leistung von 4.356 MW im Jahr 2009 belegt 20 . Die noch<br />

verfügbare Restfläche wird <strong>zur</strong> Erreichung des Ausbauziels für 2020 von 7.500 MW installierter<br />

Leistung nicht ausreichen. Abhängig von den Annahmen <strong>zur</strong> Entwicklung <strong>der</strong> mittleren<br />

Leistungsdichte beläuft sich <strong>der</strong> aktuelle Mangel an Windeignungsflächen entsprechend<br />

auf gegenwärtig zwischen 100 <strong>und</strong> 200 km 2 , um allein das bislang für 2020 gesteckte Ziel<br />

von 7.500 MW installierte Leistung zu erreichen.<br />

Hohe Anfor<strong>der</strong>ungen an die Planung <strong>und</strong> neuer Erlass <strong>zur</strong> „Beachtung naturschutzfachlicher<br />

Belange bei <strong>der</strong> Ausweisung von Windeignungsgebieten <strong>und</strong> bei <strong>der</strong> Genehmigung<br />

von Windenergieanlagen“: Die regionalen Teilpläne <strong>der</strong> Regionalen Planungsgemeinschaften<br />

(RPG) sind bereits zwischen sieben <strong>und</strong> zehn Jahre alt. Im Fall von<br />

Lausitz-Spreewald <strong>und</strong> Havelland-Fläming wurden die regionalen Teilpläne jeweils vom<br />

OVG für unwirksam erklärt. Alle Regionalen Planungsgemeinschaften schreiben <strong>der</strong>zeit ihre<br />

(Teil)Regionalpläne <strong>zur</strong> Steuerung <strong>der</strong> Windenergie fort, bzw. stellen neue Pläne auf. Derartige<br />

Planverfahren sind jedoch aufgr<strong>und</strong> <strong>der</strong> hohen Anfor<strong>der</strong>ungen an die planerische Konzeption<br />

<strong>und</strong> Abwägung sowie <strong>der</strong> aufwendigen Beteiligungs- <strong>und</strong> Umweltprüfverfahren<br />

langwierig <strong>und</strong> bergen im Hinblick auf die Rechtsicherheit, wie die oben angeführten Urteile<br />

belegen, Risiken.<br />

Heimische Biomassepotenziale für zukünftige energetische Biomasseverwertung<br />

noch nicht ausgeschöpft: Aufgr<strong>und</strong> <strong>der</strong> mittelfristigen Abnahme des verwertbaren, heimischen<br />

Energieholzpotenzials – bedingt durch die Altersstruktur <strong>der</strong> Brandenburger Wäl<strong>der</strong> –<br />

prognostiziert die Biomassestrategie bis 2016 ein Absinken des Bioenergiepotenzials in<br />

Brandenburg auf 40 PJ. 21 Allerdings kann noch von zusätzlichen Potenzialen insbeson<strong>der</strong>e<br />

von Grünland <strong>und</strong> biogenen Reststoffen (z.B. Gülle) ausgegangen werden. Ebenfalls noch<br />

unberücksichtigt in <strong>der</strong> offiziellen Potenzialberechnung sind Privatwäl<strong>der</strong>, die für Brandenburg<br />

im Län<strong>der</strong>vergleich einen großen Potenzialfaktor darstellen.<br />

Chancen <strong>und</strong> Risiken:<br />

<br />

Gezielte Drosselung <strong>der</strong> För<strong>der</strong>ung des Photovoltaik-Ausbaus vom Sachverständigenrat<br />

für Umweltfragen empfohlen <strong>und</strong> von <strong>der</strong> B<strong>und</strong>esregierung angekündigt: Die<br />

mit <strong>der</strong> EEG-Novelle 2009 eingeführte gleitende Degression <strong>der</strong> Einspeisevergütungen<br />

wurde im vergangenen Jahr insbeson<strong>der</strong>e bei <strong>der</strong> Photovoltaik-För<strong>der</strong>ung mit außerordentlichen<br />

För<strong>der</strong>kürzungen verstärkt. Insgesamt reduzierte sich die Solarför<strong>der</strong>ung 2010 somit<br />

um r<strong>und</strong> 30 Prozent. Angesichts des massiven, deutschlandweiten Zubaus an installierter<br />

Photovoltaik-Leistung hat die B<strong>und</strong>esregierung für Sommer 2011 eine weitere, außerordentliche<br />

Kürzung angekündigt, sollten die neuinstallierten Anlagen zwischen März <strong>und</strong> Mai<br />

2011 3.500 MW übersteigen. Die Solarför<strong>der</strong>ung könnte somit 2011 um insgesamt r<strong>und</strong> 24<br />

Prozent fallen. Der Sachverständigenrat für Umweltfragen for<strong>der</strong>t eine noch massivere Deckelung<br />

des Photovoltaik-Ausbaus ab bereits 1.000 MW an deutschlandweit neuinstallierten<br />

Anlagen. Die notwendigen Zubauraten für Brandenburg, um bis 2020 das bisherige Ziel von<br />

2.750 MW an installierter Leistung zu erreichen, scheinen vor diesem Hintergr<strong>und</strong> nur<br />

schwer realisierbar.<br />

19 BTU Cottbus (2010). Fortführung <strong>der</strong> Studie <strong>zur</strong> Netzintegration <strong>der</strong> Erneuerbaren Energien im Land Brandenburg: Zwischenbericht<br />

zu Arbeitspaket 1 - Datenermittlung <strong>der</strong> Einspeisung in Brandenburg.<br />

20 Durch die Unwirksamkeitserklärung <strong>der</strong> Regionalen Teilpläne Havelland-Fläming <strong>und</strong> Lausitz-Spreewald sind etwa 149,4<br />

km 2 dieser 385,6 km 2 <strong>der</strong>zeit keine rechtswirksam ausgewiesenen Windeignungsgebiete.<br />

21 Ministerium für Umwelt, Ges<strong>und</strong>heit <strong>und</strong> Verbraucherschutz des Landes Brandenburg (2010), Biomassestrategie des Landes<br />

Brandenburg.<br />

23


Weiterentwicklung <strong>der</strong> Energiestrategie 2020 des Landes Brandenburg<br />

Energieland Brandenburg: Gestern, Heute <strong>und</strong> Morgen<br />

24<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

Flächenkonkurrenzen spielen für jeden <strong>der</strong> drei zentralen EE-Träger eine zentrale<br />

Rolle: Das Erreichen ehrgeiziger Ziele beim Ausbau <strong>der</strong> Wind-, <strong>der</strong> Bio- <strong>und</strong> auch <strong>der</strong> Solarenergie<br />

ist neben <strong>der</strong> Vergütungsregelung im EEG, die die Flächennachfrage entscheidend<br />

bestimmt, auch stark abhängig von den in Zukunft verfügbaren Flächen für Wind- <strong>und</strong><br />

Solaranlagen o<strong>der</strong> den Anbau von energetisch nutzbarer Biomasse. Zur Erschließung weiterer<br />

geeigneter Flächen müssen Flächenpotenziale unter Berücksichtigung bestehen<strong>der</strong><br />

<strong>und</strong> sich entwickeln<strong>der</strong> Nutzungskonkurrenzen (z.B. in Bezug auf Denkmalschutz, Naturschutz,<br />

Artenschutz) eruiert werden. Insbeson<strong>der</strong>e theoretische Dachflächenpotenziale (beschränkt<br />

durch Ausrichtung, statische Eignung <strong>und</strong> Dachaufbauten), Konversionsflächen<br />

<strong>und</strong> Tagebaugebiete, aber auch Grünland <strong>und</strong> Privatwäl<strong>der</strong> könnten noch weitergehen<strong>der</strong><br />

erschlossen werden.<br />

Wirkung des neuen Windkrafterlasses auf Vereinfachung weiterer Windflächenausweisung<br />

noch unklar: Der am 1. Januar 2011 in Kraft getretene Erlass des Ministeriums<br />

für Umweltschutz, Ges<strong>und</strong>heit <strong>und</strong> Verbraucherschutz <strong>zur</strong> „Beachtung naturschutzfachlicher<br />

Belange bei <strong>der</strong> Ausweisung von Windeignungsgebieten <strong>und</strong> bei <strong>der</strong> Genehmigung von<br />

Windenergieanlagen“ zielt auf eine einheitliche Beurteilung naturschutzfachlicher Belange<br />

durch die Naturschutzbehörden ab. Im Rahmen ihrer Stellungnahmen <strong>und</strong> Bewertungen zu<br />

den Planungen <strong>der</strong> Regionalen Planungsgemeinschaften sollen die Naturschutzbehörden<br />

konstruktiv bei <strong>der</strong> Ausweisung von Windeignungsgebieten mitwirken <strong>und</strong> ihre Belange<br />

nach den Vorgaben des Erlasses in die Planung einbringen. Inhaltlich wird zukünftig insbeson<strong>der</strong>e<br />

auf einen „Pufferabstand“ um die Schutzgebiete verzichtet. Einige Vogelarten werden<br />

nicht mehr als zu beachtende Arten aufgeführt. Zudem ist im Einzelfall auch die Ausweisung<br />

von Windeignungsgebieten in vorbelasteten Schutzgebieten, insbeson<strong>der</strong>e Landschaftsschutzgebieten<br />

möglich. Da <strong>der</strong> Erlass erst wenige Monate in Kraft ist, liegen noch<br />

keine Erkenntnisse darüber vor, ob er zu einer nennenswerten Erweiterung von Windeignungsgebieten<br />

führen wird.<br />

Neue Flächenpotenziale für die Windenergie durch Nutzung von Waldflächen: Die<br />

Ausweisung von Windeignungsgebieten in Wäl<strong>der</strong> ist nicht mehr gr<strong>und</strong>sätzlich ausgeschlossen.<br />

Im Rahmen <strong>der</strong> Waldfunktionskartierung wurden Waldflächen ermittelt, gegen<br />

<strong>der</strong>en Ausweisung als Windeignungsgebiete keine fachplanerischen Bedenken aus Sicht<br />

<strong>der</strong> Forstverwaltung bestehen. Die Ergebnisse wurden den Regionalen Planungsgemeinschaften<br />

im Januar 2011 übergeben.<br />

U.a. die Dynamik <strong>der</strong> EEG-För<strong>der</strong>sätze schafft ein von Unsicherheiten geprägtes Investitionsklima:<br />

Der Ausbau <strong>der</strong> Photovoltaik ist aufgr<strong>und</strong> des noch hohen För<strong>der</strong>bedarfs<br />

stark durch die Entwicklung <strong>der</strong> För<strong>der</strong>sätze bedingt. Durch hohe Anfangsinvestitionen bei<br />

<strong>der</strong> Errichtung von Biomasseheizkraftwerken <strong>und</strong> Biogasanlagen sowie bislang mangeln<strong>der</strong><br />

Gewissheit in Hinblick auf Rohstoffverfügbarkeit <strong>und</strong> langfristige Abnahme von Bioenergie<br />

<strong>und</strong> -wärme steht auch <strong>der</strong> Ausbau <strong>der</strong> Biomasseverwertung in EE-Anlagen im Zeichen von<br />

Unsicherheiten auf Seiten von (potenziellen) Investoren.<br />

Zusätzlich verfügbare Ackerflächen durch Aufhebung <strong>der</strong> Flächenstilllegung 2007<br />

<strong>und</strong> Novellierung des EEG 2012: Die Aufhebung <strong>der</strong> Flächenstilllegung ist auch <strong>der</strong> Nutzung<br />

von Ackerflächen für den Anbau von Biomasse zugutegekommen. Mit <strong>der</strong> Novellierung<br />

des EEG im Jahr 2012 sollen die Energieeffizienz von Biogasanlagen gesteigert, <strong>der</strong><br />

Reststoffeinsatz gegenüber nachwachsenden Rohstoffen bessergestellt <strong>und</strong> die Gesamtvergütung<br />

reduziert werden. Risiken eines erhöhten Maisanteils in <strong>der</strong> Fruchtfolge werden<br />

vor allem regional bei zu groß dimensionierten Anlagen gesehen, die nicht in betriebliche<br />

Stoffkreisläufe eingeb<strong>und</strong>en sind.<br />

24


Weiterentwicklung <strong>der</strong> Energiestrategie 2020 des Landes Brandenburg<br />

Energieland Brandenburg: Gestern, Heute <strong>und</strong> Morgen<br />

25<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

Hohe Belastung <strong>der</strong> Verbraucher durch gestiegene Umlagen: Die Photovoltaik-<br />

För<strong>der</strong>ung beanspruchte 2010 r<strong>und</strong> 40 Prozent <strong>der</strong> gesamten Ökostromför<strong>der</strong>ung, lieferte<br />

aber nur zwölf Prozent allen Ökostroms. Dass die vom Verbraucher zu zahlende Umlage für<br />

den Grünstrom Anfang 2011 von 2 auf r<strong>und</strong> 3,5 Cent pro Kilowattst<strong>und</strong>e gestiegen ist <strong>und</strong><br />

somit auch das Akzeptanzproblem Erneuerbarer Energien potenziell verschärft, liegt insofern<br />

primär am Sonnenstrom. 22 Die im gleichen Zeitraum zu beobachtende Preissteigerung<br />

von insgesamt mehr als 3 Cent pro Kilowattst<strong>und</strong>e ist jedoch weniger als <strong>zur</strong> Hälfte <strong>der</strong> Umlage<br />

<strong>der</strong> Einspeisevergütung geschuldet. In <strong>der</strong> öffentlichen Wahrnehmung hingegen wird<br />

häufig die gesamte Preissteigerung den Erneuerbaren Energien angelastet.<br />

Nachhaltigkeitskriterien <strong>und</strong> Zertifizierungserfor<strong>der</strong>nis für energetische Verwertung<br />

von Biomasse: Die Biomassestrom-Nachhaltigkeitsverordnung von 2009 stellt Kriterien an<br />

die Nachhaltigkeit in <strong>der</strong> Erzeugung von Strom <strong>und</strong> Wärme aus flüssiger Biomasse. So<br />

muss die Biomasseverwertung mit einer Min<strong>der</strong>ung <strong>der</strong> Treibhausgasemissionen von mindestens<br />

35 Prozent einhergehen. Ab 2017 steigt dieser Satz auf 50 Prozent an. Außerdem<br />

dürfen nur solche Rohstoffe verwendet werden, die unter Gesichtspunkten des Natur- <strong>und</strong><br />

Umweltschutzes aus nachhaltigem Anbau stammen (Rohstoffe aus Primärwäl<strong>der</strong>n, wie Regenwaldgebieten,<br />

werden beispielsweise ausgeschlossen). Die B<strong>und</strong>esregierung beabsichtigt,<br />

auf europäischer Ebene eine Ausweitung <strong>der</strong> Nachhaltigkeitskriterien aus <strong>der</strong> EU-<br />

Richtlinie 28/2009 auf alle Bioenergieträger zu erreichen <strong>und</strong> außerdem Effekte indirekter<br />

Landnutzungsän<strong>der</strong>ungen in den Kriterienkatalog aufzunehmen 23 . Die Auswirkungen, die<br />

diese Entwicklungen in den regulativen Rahmenbedingungen auf Brandenburgs Ziele im<br />

Bereich <strong>der</strong> energetischen Biomasseverwertung haben werden, sind noch nicht absehbar,<br />

müssen aber durch vorausschauende Zielformulierungen <strong>der</strong> Energiepolitik bereits heute<br />

entsprechend berücksichtigt werden.<br />

Umfassende Kompetenzen im Land vorhanden: Brandenburg ist durch seine Dichte an<br />

Forschungseinrichtungen mit hervorragenden Kompetenzen <strong>und</strong> dem notwendigen Knowhow<br />

ausgestattet, um Aspekte wie „Nachhaltigkeit <strong>der</strong> Nutzung Erneuerbarer Energien“ zu<br />

gewährleisten (z.B. HNE Eberswalde).<br />

Überregionaler Status als Land <strong>der</strong> Erneuerbaren Energien: Nicht zuletzt durch Auszeichnungen<br />

wie den Leitstern hat Brandenburg eine überregionale Reputation als Vorreiter<br />

im Bereich Erneuerbare Energien gewonnen. Aufbauend auf seinen bisherigen Erfolgen<br />

kann Brandenburg zum Modell für Europa in <strong>der</strong> Umsetzung einer ehrgeizigen Energie- <strong>und</strong><br />

Klimapolitik werden.<br />

Intensivierter Wettbewerb in <strong>der</strong> Anlagenproduktion: Brandenburg spielt insbeson<strong>der</strong>e<br />

im Bereich <strong>der</strong> Photovoltaik-Anlagenproduktion im globalen Wettbewerb an vor<strong>der</strong>ster Front<br />

mit. Die Photovoltaik-Industrie Brandenburgs sieht sich jedoch zunehmend Wettbewerbern<br />

aus Asien gegenüber <strong>und</strong> steht damit unter erhöhtem Effizienz- <strong>und</strong> Kostendruck.<br />

22 EEG / KWK-G: Informationsplattform <strong>der</strong> deutschen Übertragungsnetzbetreiber.<br />

23 B<strong>und</strong>esministerium für Umwelt, Naturschutz <strong>und</strong> Reaktorsicherheit (BMU) & B<strong>und</strong>esministerium für Wirtschaft <strong>und</strong> Technologie<br />

(BMWi): Energiekonzept für eine umweltschonende, zuverlässige <strong>und</strong> bezahlbare Energieversorgung (28. September<br />

2010).<br />

25


Weiterentwicklung <strong>der</strong> Energiestrategie 2020 des Landes Brandenburg<br />

Energieland Brandenburg: Gestern, Heute <strong>und</strong> Morgen<br />

26<br />

2.3 Herausfor<strong>der</strong>ung: Effiziente, CO 2 -arme konventionelle Erzeugung<br />

Die Braunkohle ist regionaler Wertschöpfungs- <strong>und</strong> Beschäftigungsfaktor sowie einer <strong>der</strong><br />

Eckpfeiler <strong>der</strong> Energieversorgungssicherheit in Brandenburg <strong>und</strong> Deutschland. Allerdings trägt<br />

die Braunkohleverstromung ca. 60 Prozent zu allen CO 2 -Emissionen des Landes bei.<br />

Daher steht eine zukunftsfähige konventionelle Erzeugung in Brandenburg vor <strong>der</strong> zentralen<br />

Herausfor<strong>der</strong>ung,<br />

<br />

<br />

den Konflikt zwischen einer energieintensiven Braunkohleverstromung <strong>und</strong> ehrgeizigen<br />

CO 2 -Min<strong>der</strong>ungszielen zu entschärfen <strong>und</strong> dabei<br />

die wirtschafts- <strong>und</strong> strukturpolitischen Auswirkungen möglichst gering zu halten bzw.<br />

wegen an<strong>der</strong>er (prioritärer) Ziele unvermeidbare Auswirkungen durch gezielte Rahmensetzungen<br />

auszugleichen o<strong>der</strong> abzufe<strong>der</strong>n.<br />

Die Entwicklung <strong>und</strong> Anwendung innovativer Kraftwerkstechnologien <strong>und</strong> <strong>der</strong> CCS-<br />

Technologie bieten vor diesem Hintergr<strong>und</strong> große Chancen für Brandenburg – allerdings ist die<br />

Anwendung <strong>der</strong> CCS-Technologie von <strong>der</strong> Schaffung konkreter gesetzlicher Rahmenbedingungen<br />

abhängig. Aktuell findet die Technologie jedoch keine Akzeptanz in <strong>der</strong> Bevölkerung in den<br />

potenziellen Speicherregionen. Auch die Ausweitung <strong>der</strong> Braunkohletagebaue mit den damit verb<strong>und</strong>enen<br />

Auswirkungen auf das Lebensumfeld <strong>der</strong> Anwohner bis hin zum Heimatverlust <strong>und</strong> die<br />

unvermeidlichen Eingriffe in den Naturhaushalt sind umstritten.<br />

Im Folgenden werden ausgewählte Stärken, Schwächen, Chancen <strong>und</strong> Risiken im Bereich „konventionelle<br />

Erzeugung“ in Brandenburg skizziert.<br />

Stärken:<br />

<br />

<br />

Die Braunkohle ist Beschäftigungs- <strong>und</strong> Wertschöpfungsfaktor: Mit ca. 5.000 direkten<br />

<strong>und</strong> 6.500 indirekten Beschäftigten 24 ist die Braunkohleverstromung ein wichtiges Standbein<br />

<strong>der</strong> Brandenburger Wirtschaft <strong>und</strong> im Südosten des Landes von beson<strong>der</strong>er ökonomischer<br />

Bedeutung.<br />

Die konventionelle Energieerzeugung wird bis 2030 Eckpfeiler <strong>der</strong> Energieversorgung<br />

des Landes bleiben: Um die energiepolitischen Ziele <strong>der</strong> Wirtschaftlichkeit <strong>und</strong> Versorgungssicherheit<br />

sicherstellen zu können, wird die konventionelle Energieerzeugung noch<br />

bis 2030 eine wichtige Rolle spielen. Bis eine vollständige Energieversorgung des Landes<br />

durch Erneuerbare Energien erreicht werden kann, stellen sowohl die Braunkohleverstromung<br />

als auch die Gaskraft wichtige Brückentechnologien dar. Solange Speichertechnologien<br />

noch nicht ausgereift <strong>und</strong> flächendeckend einsetzbar sind, bleiben einfach regelbare,<br />

konventionelle Kraftwerke außerdem <strong>zur</strong> Gewährleistung <strong>der</strong> Netzstabilität zentral. Das<br />

Beispiel des Kraftwerks Schwarze Pumpe zeigt, dass durch Mo<strong>der</strong>nisierung von Braunkohlekraftwerken<br />

erhebliche Wirkungsgradsteigerungen erzielt werden können <strong>und</strong> insofern die<br />

Brückenfunktion <strong>der</strong> Braunkohle nicht im Wi<strong>der</strong>spruch zu CO 2 -Min<strong>der</strong>ungszielen stehen<br />

muss. Neben <strong>der</strong> flächendeckenden Mo<strong>der</strong>nisierung von Braunkohlekraftwerken ist außerdem<br />

eine verstärkte Nutzung von vergleichsweise klimaschonen<strong>der</strong>em Erdgas sinnvoll.<br />

24 Quelle: Prognos (2005), Energie- <strong>und</strong> regionalwirtschaftliche Bedeutung <strong>der</strong> Braunkohle in Ostdeutschland. Ein Arbeitsplatz<br />

in <strong>der</strong> Energiewirtschaft zieht im Schnitt einen weiteren Arbeitsplatz bei Zulieferfirmen nach sich <strong>und</strong> 0,3 Arbeitsplätze in<br />

Branchen, die von den Konsumausgaben <strong>der</strong> in <strong>der</strong> Energiewirtschaft Beschäftigten profitieren.<br />

26


Weiterentwicklung <strong>der</strong> Energiestrategie 2020 des Landes Brandenburg<br />

Energieland Brandenburg: Gestern, Heute <strong>und</strong> Morgen<br />

27<br />

Schwächen:<br />

Sehr hohes Niveau <strong>der</strong> CO 2 -Emissionen pro 1.000 Euro BIP in Brandenburg: Mit 1,2<br />

Mio. Tonnen verursachte Brandenburg 2009 deutlich höhere CO 2 -Emissionen pro 1000 Euro<br />

BIP als <strong>der</strong> nationale Durchschnitt <strong>und</strong> hat seit dem Jahr 2004 kaum aufgeholt. Eine Erklärung<br />

dafür ist Brandenburgs Wirtschaftsstruktur (u.a. Braunkohleverstromung <strong>und</strong> CO 2 -<br />

intensive Industrien wie bspw. Stahl, Zement, Chemie, Papier) bei gleichzeitig relativ geringer<br />

Wirtschaftsstärke gemessen am BIP. Als Stromexportland, dessen Stromerzeugung zu<br />

r<strong>und</strong> 70 Prozent (2007) aus Braunkohle erfolgt, bilanziert Brandenburg insofern auch CO 2 -<br />

Emissionen, die durch den Energieverbrauch in an<strong>der</strong>en Regionen entstehen. Wenn die<br />

Braunkohleverstromung in Zukunft eine Stütze <strong>der</strong> deutschen Energieversorgung bleiben<br />

<strong>und</strong> Brandenburg weiterhin Energie exportieren soll, müssen bei den jetzigen Erzeugungsstrukturen<br />

strukturell höhere CO 2 -Emissionen in Kauf genommen werden. Die Braunkohle<br />

verursacht in Brandenburg 60 Prozent <strong>der</strong> CO 2 -Emissionen, während ihr Anteil an <strong>der</strong> Bruttowertschöpfung<br />

relativ gering (ca. 1,8 Prozent) ist. 25 Rechnet man die Braunkohle-<br />

Emissionen aus <strong>der</strong> Gesamt CO 2 -Bilanz heraus, liegt Brandenburg nur noch knapp über<br />

dem Durchschnittsniveau des B<strong>und</strong>es.<br />

<br />

Konjunkturbereinigte CO 2 -Emissionen konstant auf hohem Niveau: Trotz <strong>der</strong> deutlichen<br />

Reduktion <strong>der</strong> absoluten energiebedingten CO 2 -Emissionen von 2008 auf 2009 konnte<br />

keine signifikante Verän<strong>der</strong>ung <strong>der</strong> konjunkturbereinigten CO 2 -Emissionen pro 1.000 Euro<br />

Bruttoinlandsprodukt beobachtet werden (siehe Abbildung 11). Insofern ist die verhältnismäßig<br />

starke Reduktion <strong>der</strong> energiebedingten CO 2 -Emissionen zwischen 2008 <strong>und</strong> 2009<br />

um 6,9 Prozent (siehe oben) in großen Teilen auf die Wirtschaftskrise <strong>zur</strong>ückzuführen. Bei<br />

<strong>der</strong> Zieldetaillierung ist es vor dem Hintergr<strong>und</strong> empfehlenswert, die Entwicklung <strong>der</strong> CO 2 -<br />

Emissionen im Land anhand eines konjunkturunabhängigen Indikators (z.B. CO 2 -<br />

Emissionen pro 1.000 Euro BIP) zu bewerten.<br />

1,8<br />

CO 2 Emissionen [Mio.t/1000 € BIP]<br />

1,6<br />

1,4<br />

1,2<br />

1,0<br />

0,8<br />

0,6<br />

0,4<br />

0,2<br />

0,0<br />

1,4 1,3<br />

1,3 1,3 1,2 1,2<br />

0,4 0,4 0,4 0,3 0,3 0,3<br />

2004 2005 2006 2007 2008 2009<br />

Brandenburg<br />

Deutschland<br />

Abb. 11: Brandenburg liegt mit 1,2 Mio. Tonnen CO 2 -Emissionen pro 1.000 Euro BIP weit über<br />

dem B<strong>und</strong>esdurchschnitt 26<br />

25 Eigene Berechnung Decision Institute / A.T. Kearney. Die Braunkohle macht 9 Prozent <strong>der</strong> Brutto-Wertschöpfung <strong>der</strong> Lausitz<br />

aus (Quelle: Vattenfall (2008), Die Lausitz als Energieregion). Für Brandenburg ergibt sich damit ein Anteil von 1,8 Prozent<br />

an <strong>der</strong> Gesamtbruttowertschöpfung des Landes (Quelle: Amt für Statistik Berlin-Brandenburg).<br />

26 Quelle: ZAB (2010): 1. Monitoringbericht. Bereitstellung <strong>und</strong> Aufbereitung energierelevanter Daten zum Umsetzungsstand<br />

<strong>der</strong> Energie- <strong>und</strong> Klimaschutzstrategie des Landes Brandenburg.<br />

27


Weiterentwicklung <strong>der</strong> Energiestrategie 2020 des Landes Brandenburg<br />

Energieland Brandenburg: Gestern, Heute <strong>und</strong> Morgen<br />

28<br />

<br />

Die Braunkohle ist Hauptquelle energiebedingter CO2-Emissionen: Brandenburg deckt<br />

einen hohen Anteil seiner Energieversorgung durch die CO2-intensive Braunkohleverstromung<br />

ab. Die Braunkohleverstromung hat <strong>der</strong>zeit einen Anteil von durchschnittlich 48 Prozent<br />

am Primärenergieverbrauch (PEV) <strong>und</strong> ca. 60 Prozent an den gesamten CO2-<br />

Emissionen des Landes (siehe Abbildung 12). Zur Erreichung des Ziels für 2030 aus <strong>der</strong><br />

bisherigen Energiestrategie müssen die Emissionen insgesamt noch mehr als halbiert werden,<br />

wobei vom Sektor Kraft- <strong>und</strong> Heizwerke überproportionale Beiträge erwartet werden.<br />

Es gilt, die Voraussetzungen zu schaffen, um die Braunkohleverstromung als Brückentechnologie<br />

klimaverträglicher zu gestalten <strong>und</strong> damit den Wirtschaftsfaktor Braunkohle zu erhalten.<br />

CO 2 Emissionen [Mio. t]<br />

70,0<br />

60,0<br />

50,0<br />

40,0<br />

30,0<br />

20,0<br />

62,0 61,6<br />

60,2 61,0 60,9<br />

8,6 8,4<br />

9,2 8,3 8,2<br />

12,4 13,0<br />

11,4 11,4 12,5<br />

1,9 1,1<br />

2,4 2,4 2,0<br />

38,9 39,0 37,1 38,0 37,9<br />

56,7<br />

7,6<br />

11,6<br />

1,9<br />

35,3<br />

Bisherige Ziele ES 2020<br />

54,6<br />

22,8<br />

6<br />

10,0<br />

0,0<br />

2004 2005 2006 2007 2008 2009 2020 2030<br />

Braunkohle Steinkohle Mineralöle Gase Sonstige Energieträger<br />

Abb. 12: Die Braunkohle trägt mit ca. 60 Prozent zu allen CO 2 -Emissionen bei – um das 2030<br />

Ziel zu erreichen, müsste dieser Wert mehr als halbiert werden 27<br />

Chancen <strong>und</strong> Risiken<br />

<br />

Rückgang <strong>der</strong> Wettbewerbsfähigkeit <strong>der</strong> Braunkohle: Drei Verän<strong>der</strong>ungen in den Rahmenbedingungen<br />

geben Gr<strong>und</strong> <strong>zur</strong> Annahme, dass die Wettbewerbsfähigkeit <strong>der</strong> Braunkohlverstromung<br />

in <strong>der</strong> Zukunft sinken wird:<br />

<br />

<br />

Laufzeitverlängerung <strong>der</strong> Kernkraftwerke 28 : Aktuelle Analysen zeigen, dass die<br />

Gesamtlaufzeitverlängerung <strong>der</strong> Kernkraftwerke um 12 Jahre zu Lasten <strong>der</strong> Braunkohleverstromung<br />

gehen könnte 29 , weil diese in <strong>der</strong> Einsatzreihenfolge gegenüber <strong>der</strong><br />

Kernkraft nachrangig ist (Merit-Or<strong>der</strong>).<br />

Emissionshandel <strong>und</strong> Gaskraftwerke: Zudem unterliegt die konventionelle Energieerzeugung<br />

über 20 MW dem europäischen Emissionshandel. Es ist davon auszugehen,<br />

dass durch die Vollversteigerung <strong>der</strong> europäischen Emissionszertifikate ab<br />

2013 <strong>und</strong> die anschließende jährliche Senkung um 1,74 Prozent auf 1,72 Milliarden<br />

27 Quelle: ZAB (2010): 1. Monitoringbericht. Bereitstellung <strong>und</strong> Aufbereitung energierelevanter Daten zum Umsetzungsstand<br />

<strong>der</strong> Energie- <strong>und</strong> Klimaschutzstrategie des Landes Brandenburg.<br />

28 Die Prämissen des Energiekonzepts <strong>der</strong> B<strong>und</strong>esregierung stellen angesichts <strong>der</strong> politischen Dynamiken, nicht zuletzt in<br />

Bezug auf die Laufzeitverlängerung <strong>der</strong> Kernkraftwerke (u.a. Verfassungsklage <strong>der</strong> Län<strong>der</strong>, Moratorium <strong>der</strong> Laufzeitverlängerung<br />

im März 2011) nicht zwangsläufig einen unumstößlichen Rahmen für die Weiterentwicklung <strong>der</strong> Energiestrategie<br />

2020 dar.<br />

29 Z.B. dena (2010): Netzstudie II. Integration Erneuerbarer Energien in die deutsche Stromversorgung im Zeitraum 2015 -<br />

2020 mit Ausblick 2025. Das Energiekonzept des B<strong>und</strong>es sieht eine durchschnittliche Laufzeitverlängerung <strong>der</strong> 17 deutschen<br />

Kernkraftwerke um 12 Jahre vor, was zu einem sog. „Merit-Or<strong>der</strong>-Effekt“ führen kann. Der Merit-Or<strong>der</strong>-Effekt bezeichnet<br />

die Verdrängung vergleichsweise teuer produzieren<strong>der</strong> Kraftwerke durch den Markteintritt eines Kraftwerkes mit<br />

geringeren variablen Kosten.<br />

28


Weiterentwicklung <strong>der</strong> Energiestrategie 2020 des Landes Brandenburg<br />

Energieland Brandenburg: Gestern, Heute <strong>und</strong> Morgen<br />

29<br />

<br />

Tonnen im Jahr 2020 <strong>der</strong> Preis auf über 30 Euro pro Tonne CO 2 steigen könnte. Der<br />

Emissionshandel kann daher zu einer Verschiebung <strong>der</strong> Energieerzeugung hin zu<br />

Gaskraftwerken führen. Weitere Optionen <strong>zur</strong> Min<strong>der</strong>ung <strong>der</strong> CO 2 -Emissionen von<br />

Braunkohlekraftwerken (Stilllegung, Mo<strong>der</strong>nisierung mit <strong>und</strong> ohne Brennstoffwechsel,<br />

CCS-Technologie) in Brandenburg sollten daher systematisch auf ihre Wirtschaftlichkeit<br />

hin analysiert werden - insbeson<strong>der</strong>e aufgr<strong>und</strong> des <strong>der</strong>zeit vorhandenen Überangebots<br />

von Gas.<br />

Ausbau Off-Shore-Windenergie: Vor dem Hintergr<strong>und</strong> des Einspeisevorrangs für<br />

Erneuerbare Energien <strong>und</strong> ihres stetigen Ausbaus (z.B. Offshore-Windparks) kann<br />

die Wettbewerbsfähigkeit <strong>der</strong> Braunkohle auch in <strong>der</strong> Gr<strong>und</strong>lasterzeugung reduziert<br />

werden.<br />

Allerdings könnte die Abneigung gegenüber <strong>der</strong> Kernkraft ggf. auch zum Aufbau größerer Akzeptanz<br />

<strong>und</strong> Unterstützung für eine klimaverträglichere Braunkohleverstromung genutzt werden.<br />

Flexible Gaskraftwerke <strong>und</strong> Kohlekraftwerke mit deutlich verbesserten Wirkungsgraden<br />

können daher in Ergänzung zu den Erneuerbaren Energien in Brandenburg auch zukünftig<br />

eine wichtige Rolle in <strong>der</strong> Energieversorgung spielen. Wie aktuelle Proteste gegen die<br />

Errichtung eines Gas- <strong>und</strong> Dampfkraftwerks in Wustermark allerdings zeigen, ist Akzeptanz<br />

auch bei konventionellen Anlagen keine Selbstverständlichkeit. Sowohl die Politik, als auch die<br />

Kraftwerksbetreiber sollten sich vor diesem Hintergr<strong>und</strong> für die Akzeptanz einer fortschrittlichen<br />

konventionellen Erzeugung einsetzen. Auch <strong>der</strong> Ausbau <strong>der</strong> KWK ist ein sinnvoller wie notwendiger<br />

Schwerpunkt <strong>der</strong> weiteren Entwicklung. Eine systematische Untersuchung <strong>der</strong> verschiedenen<br />

Optionen <strong>und</strong> Szenarien <strong>und</strong> <strong>der</strong>en strukturpolitischen Auswirkungen ist unabdingbar.<br />

<br />

<br />

Alternative (auch energetische) Nutzungsmöglichkeiten <strong>der</strong> Braunkohle – beispielsweise<br />

ihre Werkstoffqualitäten, die Kohlevertrocknung o<strong>der</strong> die Braunkohlevergasung<br />

– sind zu prüfen: Durch Kohlevergasung kann Kohlenstoff mit Hilfe verschiedener<br />

Verfahren in brennbare, gasförmige Verbindungen umgewandelt werden. Das dadurch gewonnene<br />

Synthesegas wird vor allem von <strong>der</strong> chemischen Industrie verwendet, die Methanol<br />

o<strong>der</strong> Kohlenwasserstoffe aus Kohlenstoff herstellt. Auch ein Einsatz in Gaskraftwerken<br />

ist möglich: Gas- <strong>und</strong> Dampf (GuD)-Kraftwerke mit integrierter Kohlevergasung (IGCC)<br />

zeichnen sich durch eine geringe Umweltbelastung aus <strong>und</strong> sind in <strong>der</strong> Lage, Kohle durch<br />

Mitverbrennung zu verwerten. Auf diese Weise erreicht die Braunkohle einen höheren Wirkungsgrad<br />

als bei einer Verstromung. Für Brandenburg ist die Anwendbarkeit solcher Technologien<br />

zu prüfen.<br />

CCS kann für Brandenburg in energie- wie industriepolitischer Hinsicht von Bedeutung<br />

sein: Die Erprobung <strong>und</strong> Entwicklung von marktreifen CCS-Technologien in Brandenburg<br />

könnte einerseits die Vereinbarkeit einer wettbewerbsfähigen Braunkohle mit Klimaschutzzielen<br />

gewährleisten, an<strong>der</strong>erseits ermöglichen, dass Brandenburg eine Technologieführerschaft<br />

mit globalem Marktpotenzial erringt. Das CCS-Demonstrationsprojekt in<br />

Jänschwalde wird durch die Europäische Kommission als eines <strong>der</strong> fortgeschrittensten in<br />

Europa beurteilt. Bereits jetzt wurden dem Projekt 180 Millionen Euro an EU-För<strong>der</strong>gel<strong>der</strong>n<br />

zugesichert. Insbeson<strong>der</strong>e <strong>der</strong> Export nach China verspräche Chancen, da China CCS für<br />

das Erreichen von Klimazielen dringend benötigt. Beobachter gehen davon aus, dass die<br />

chinesische Führung mit dem nächsten Fünfjahresplan die Hinwendung zu einer ökologischen<br />

Wirtschaftspolitik vollziehen wird. Kohle wird dabei mit geschätzten 70 Prozent auch<br />

in Zukunft <strong>der</strong> mit Abstand wichtigste Energieträger Chinas bleiben – zudem hat China zuletzt<br />

bei Klimaverhandlungen angekündigt, die Kohlendioxid-Intensität seiner Wirtschaft bis<br />

2020 um 40 Prozent verringern zu wollen. Ohne CCS dürfte dies schwer zu realisieren sein.<br />

Neben den Exportchancen könnte CCS auch industrielle, prozessbedingte Emissionen <strong>der</strong><br />

29


Weiterentwicklung <strong>der</strong> Energiestrategie 2020 des Landes Brandenburg<br />

Energieland Brandenburg: Gestern, Heute <strong>und</strong> Morgen<br />

30<br />

Papier,- Stahl- <strong>und</strong> Zementproduktion sowie <strong>der</strong> chemischen Industrie verringern o<strong>der</strong> an<strong>der</strong>weitige<br />

energetische Anwendungsgebiete, wie Biomasse <strong>zur</strong> Schaffung einer negativen<br />

CO 2 -Bilanz, erschließen. Hierbei könnten nicht nur die CO 2 -Abscheidung, son<strong>der</strong>n auch<br />

fortschrittliche Verfahren zu Verwertung an Bedeutung gewinnen.<br />

<br />

Unsicherer gesetzlicher Rahmen verhin<strong>der</strong>t Fortschritte im CCS-Bereich: Seit <strong>der</strong> Vorstellung<br />

des neuen Entwurfs des CCS-Gesetzes im Sommer 2010 wurde die Beschlussfassung<br />

stetig vertagt (zuletzt im Frühjahr 2011). Wie das finale Gesetz aussehen wird <strong>und</strong> ob<br />

es eine Opt-Out-Regelung enthalten wird, ist weiterhin unsicher. Das Fehlen konkreter gesetzlicher<br />

Rahmenbedingungen in Deutschland könnte sowohl die Bewerbung um New-<br />

Entrance-Reserve-300-Zuschüsse 30 für das Demonstrationsprojekt in Jänschwalde <strong>und</strong><br />

folglich die Wirtschaftlichkeit <strong>der</strong> Erprobung <strong>der</strong> CCS-Technologie in Brandenburg beeinträchtigen,<br />

als auch den <strong>der</strong>zeitigen Technologievorsprung schrumpfen lassen. Zudem sorgt<br />

die im Rahmen <strong>der</strong> CCS-Richtlinie (EU) verankerte „Capture-Ready“-Prüfung, welche die<br />

Prüfung <strong>der</strong> Verfügbarkeit geeigneter Speicherstätten <strong>und</strong> <strong>der</strong> potenziellen Durchführbarkeit<br />

von CCS an Standorten für neue Kraftwerke vorschreibt, <strong>der</strong>zeit für Unsicherheiten. Es ist<br />

unklar, welche Standards neue Kraftwerke in puncto CCS erfüllen müssen. Kraftwerksbetreiber<br />

befürchten, dass bei strenger Umsetzung <strong>der</strong> Richtlinie keine CCS-geeigneten Standorte<br />

identifiziert <strong>und</strong> neue Kraftwerke damit faktisch nicht mehr genehmigt werden können.<br />

2.4 Herausfor<strong>der</strong>ung: Intelligente Übertragung, Verteilung <strong>und</strong> Speicherung<br />

Als dem zentralen Bindeglied zwischen Erzeugung <strong>und</strong> Verbrauch kommt dem Ausbau <strong>und</strong> <strong>der</strong><br />

Anpassung <strong>der</strong> Energieinfrastruktur eine Schlüsselrolle in <strong>der</strong> weiterzuentwickelnden Energiestrategie<br />

zu. Derzeit stößt die Netzinfrastruktur des Landes durch den Ausbau <strong>der</strong> Erneuerbaren<br />

Energien an ihre Grenzen.<br />

Vor diesem Hintergr<strong>und</strong> ist <strong>der</strong> Ausbau <strong>der</strong> Netz- <strong>und</strong> Energiespeicherkapazitäten die zentrale<br />

Aufgabe <strong>der</strong> Brandenburger Energiepolitik, um zukünftiges Wachstum bei den Erneuerbaren<br />

Energien zu ermöglichen <strong>und</strong> die Versorgung <strong>und</strong> Stromexporte des Landes nachhaltig sicherzustellen.<br />

Als zentrale Herausfor<strong>der</strong>ungen für den Ausbau <strong>der</strong> Energieinfrastruktur erweisen sich aktuell:<br />

Brandenburgs Status als Stromdurchleitungsland, dem eine deutliche Erhöhung <strong>der</strong><br />

Strompreise für Verbraucher <strong>und</strong> Unternehmen in Folge von Netzausbaumaßnahmen droht<br />

<strong>und</strong><br />

die fehlende Akzeptanz <strong>der</strong> Betroffenen vor Ort sowie langdauernde Planungsverfahren<br />

für neue Trassen. 31<br />

Generelle Probleme bei <strong>der</strong> Erarbeitung energiepolitischer Empfehlungen für Brandenburg sind<br />

die b<strong>und</strong>eslandübergreifende Regelzonenstruktur bei den 380-kV-Netzen sowie die dünne Datenlage:<br />

Die Fortschreibung <strong>der</strong> Netzstudie <strong>der</strong> BTU Cottbus ist noch in Bearbeitung. Die bereits<br />

vorliegende dena-Netzstudie II konzentriert sich aber nur auf die Übertragungsnetze <strong>und</strong> trifft<br />

keine Brandenburg-spezifischen Aussagen. Potenziale bei den regionalen <strong>und</strong> lokalen Verteil-,<br />

Gas- <strong>und</strong> Wärmenetzen <strong>und</strong> bei <strong>der</strong> Energiespeicherung durch Wasserstoff sollten zudem beim<br />

zukünftigen Ausbau <strong>der</strong> Energieinfrastruktur stärker genutzt werden.<br />

30 Im Rahmen <strong>der</strong> Energiestrategie 2020 <strong>der</strong> EU sind zusätzliche För<strong>der</strong>gel<strong>der</strong> von insgesamt r<strong>und</strong> 4,5 Milliarden Euro bis<br />

Dezember 2013 für bis zu acht CCS-Demonstrationsprojekte über den NER 300 vorgesehen. Eine Doppelför<strong>der</strong>ung ist explizit<br />

erlaubt.<br />

31 Durch ein Brandenburger Erdverkabelungsgesetz könnte das Akzeptanzproblem entschärft werden – allerdings würden für<br />

die Höchstspannungsebene in diesem Fall die Kosten für den Netzausbau voraussichtlich deutlich steigen.<br />

30


Weiterentwicklung <strong>der</strong> Energiestrategie 2020 des Landes Brandenburg<br />

Energieland Brandenburg: Gestern, Heute <strong>und</strong> Morgen<br />

31<br />

Im Folgenden werden ausgewählte Stärken, Schwächen, Chancen <strong>und</strong> Risiken im Bereich „Intelligente<br />

Übertragung, Verteilung <strong>und</strong> Speicherung“ in Brandenburg skizziert.<br />

Stärken<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

Studien <strong>zur</strong> Netzintegration <strong>der</strong> Erneuerbaren Energien sowie <strong>zur</strong> Erdverkabelung in<br />

Auftrag gegeben: Das MWE hat Studien zu den Themen Netzausbau <strong>und</strong> Erdverkabelung<br />

in Auftrag gegeben, die Brandenburg-spezifische Empfehlungen erarbeiten <strong>und</strong> die schlechte<br />

Datenlage verbessern sollen. Die Ergebnisse <strong>der</strong> Fortschreibung <strong>der</strong> Netzstudie aus dem<br />

Jahr 2008 sind im Frühjahr 2011 zu erwarten <strong>und</strong> sollten in die Weiterentwicklung <strong>der</strong> Energiestrategie<br />

einfließen. Die Studie untersucht insbeson<strong>der</strong>e die Plausibilität <strong>der</strong> Ausbaukonzepte<br />

<strong>der</strong> im Land Brandenburg tätigen Verteil- <strong>und</strong> Übertragungsnetzbetreiber für die<br />

Hoch- (110 kV) <strong>und</strong> Höchstspannungsebene (380 kV). Die Mittelspannungsebene, die für<br />

die Netzintegration mit dem verstärkten Zubau von Photovoltaikanlagen zunehmend an Bedeutung<br />

gewinnt, wird in <strong>der</strong> Studie nur ansatzweise untersucht.<br />

Weltweit einzigartiges Hybridkraftwerk in Prenzlau soll Erneuerbare Energien gr<strong>und</strong>lastfähig<br />

machen: Das Hybridkraftwerk <strong>der</strong> Firma Enertrag (in Kooperation mit <strong>der</strong> Deutschen<br />

Bahn AG, TOTAL <strong>und</strong> Vattenfall), soll im elektrischen Energieversorgungsnetz die<br />

Rolle eines Gr<strong>und</strong>lastkraftwerks übernehmen <strong>und</strong> damit die regenerative Energieerzeugung<br />

gr<strong>und</strong>lastfähig machen. Das Kraftwerk erzeugt klimaneutral Wasserstoff mit Hilfe von überschüssiger<br />

Windenergie <strong>und</strong> setzt ihn bei Bedarf wie<strong>der</strong> <strong>zur</strong> Stromerzeugung ein. Zudem<br />

kann die erzeugte Energie auch ins Wärmenetz eingespeist werden <strong>und</strong> <strong>der</strong> aus Windenergie<br />

erzeugte Wasserstoff als CO 2 -neutraler Kraftstoff verwendet werden. Die Investitionssumme<br />

beträgt 10 Mio. Euro. Das innovative Kraftwerk geht nach aktuellem Plan im Sommer<br />

2011 in Betrieb.<br />

Neues Forschungszentrum an <strong>der</strong> BTU Cottbus macht Brandenburg zum Vorreiter<br />

beim Thema Wasserstoff: Der Gr<strong>und</strong>stein des Zentrums wurde im September 2010 gelegt.<br />

Wirtschaftpartner des Forschungszentrums sind die Firmen Enertrag <strong>und</strong> Total. Das<br />

Zentrum soll die Erzeugung, Speicherung, den Transport <strong>und</strong> die Verstromung von Wasserstoff<br />

untersuchen. Ab Mitte 2011 sind erste Versuchsanlagen <strong>und</strong> Experimente vorgesehen.<br />

Im Verb<strong>und</strong>projekt „Erzeugung von Wasserstoff aus Erneuerbaren Energien“ sollen Experten<br />

von Enertrag <strong>und</strong> <strong>der</strong> BTU gemeinsam das Konzept eines Hybridkraftwerks untersuchen,<br />

um eine reibungslose Einspeisung von Windenergie ins Übertragungsnetz zu ermöglichen.<br />

Innovatives Smart-Metering-Pilotprojekt in Forst gestartet: Das Projekt „Smart Meter“<br />

wird seit Oktober 2010 von <strong>der</strong> Netzgesellschaft Forst-Lausitz in Kooperation mit <strong>der</strong><br />

Umetriq Metering Services GmbH (Gasag) in ausgewählten Stadtteilen <strong>der</strong> Brandenburger<br />

Stadt Forst (20.000 Einwohner) durchgeführt <strong>und</strong> soll 1,4 Millionen Euro kosten. 1.700 Forster<br />

Haushalte, die freiwillig an dem Pilotprojekt teilnehmen, sollen mit den intelligenten Zählern<br />

ausgestattet werden. Ein neu entwickeltes Internet-Portal ermöglicht es den teilnehmenden<br />

Haushalten, genau zu verfolgen, wie viel Strom, Gas, Wärme <strong>und</strong> Wasser sie wann<br />

zu welchen Kosten verbrauchen. Die Bürger erhalten Energiespartipps <strong>und</strong> können gezielt<br />

auf ihren Verbrauch Einfluss nehmen. Mit den „intelligenten“ Zählern soll zudem das Auslesen<br />

von Messdaten <strong>und</strong> die Abrechnung einfacher, transparenter <strong>und</strong> zuverlässiger gemacht<br />

werden. Das Forster Modell könnte bei erfolgreicher Erprobung in an<strong>der</strong>en deutschen<br />

Städten übernommen werden.<br />

31


Weiterentwicklung <strong>der</strong> Energiestrategie 2020 des Landes Brandenburg<br />

Energieland Brandenburg: Gestern, Heute <strong>und</strong> Morgen<br />

32<br />

Schwächen<br />

<br />

Mit dem stetigen Ausbau <strong>der</strong> Erzeugungskapazitäten stößt die bestehende Netzstruktur<br />

an ihre Grenzen: Der Aufbau <strong>und</strong> Netzanschluss größerer Wind- o<strong>der</strong> Photovoltaik-<br />

Anlagen dauert einige Monate, während die Genehmigungsverfahren <strong>und</strong> Durchführung<br />

zum Bau neuer Stromtrassen deutlich langwieriger sind. Es gibt bei <strong>der</strong> Netzintegration <strong>der</strong><br />

Erneuerbaren Energien daher ein strukturelles Problem <strong>der</strong> zwei Geschwindigkeiten. Beispielhaft<br />

legen aktuelle Daten <strong>der</strong> E.ON edis AG nahe, dass sich in Brandenburg aufgr<strong>und</strong><br />

<strong>der</strong> starken Zuwächse bei den Erneuerbaren Energien dieses Problem in beson<strong>der</strong>em Maße<br />

stellt. 32 Die Aufrufe des Netzsicherheitsmanagements in den Brandenburger Netzgebieten<br />

<strong>der</strong> E.ON edis AG sind seit 2007 um 492 Prozent gestiegen (siehe Abbildung 13). 33<br />

Dies lässt auf eine zunehmende Überlastung <strong>der</strong> Brandenburger Netze durch die Einspeisung<br />

aus Erneuerbaren Energien schließen. 34 Der Problematik wurde viele Jahre nicht im<br />

notwendigen Maße Beachtung geschenkt.<br />

Aufrufe des Netzsicherheitsmanagements in den<br />

Brandenburger Netzgebieten <strong>der</strong> E.ON edis AG<br />

(2007 – 2010, in St<strong>und</strong>en)<br />

216:00<br />

192:00<br />

168:00<br />

144:00<br />

120:00<br />

96:00<br />

72:00<br />

48:00<br />

24:00<br />

00:00<br />

192:49<br />

+ 492 %<br />

48:33<br />

39:08<br />

26:55<br />

2007 2008 2009 2010<br />

Abb. 13: Mit dem stetigen Ausbau <strong>der</strong> Erzeugungskapazitäten stößt die bestehende Netzstruktur<br />

an ihre Grenzen – zusätzlicher Zeitbedarf für Aufrufe des Netzsicherheitsmanagements<br />

<br />

Geringe regionale Akzeptanz des Trassenausbaus: Die dena-Netzstudie I (2005) veranschlagte<br />

den prognostizierten Netzausbaubedarf im Höchstspannungsbereich für Deutschland<br />

auf 850 km bis zum Jahr 2015. 35 Bislang wurden davon allerdings weniger als 100 km<br />

realisiert. Unter an<strong>der</strong>em erweist sich auch die lokale, zivilgesellschaftliche Opposition als<br />

Hin<strong>der</strong>nis für einen zügigen Ausbau <strong>der</strong> Hoch- <strong>und</strong> Höchstspannungsnetze. In Brandenburg<br />

haben sich zahlreiche Bürgerinitiativen gegen den Netzausbau formiert, insbeson<strong>der</strong>e gegen<br />

den Bau <strong>der</strong> Uckermarkleitung (z.B. „Biosphäre unter Strom – Keine Freileitungen<br />

durchs Reservat“, „Interessensgemeinschaft Uckermark“). Die Schaffung neuer Instrumentarien<br />

<strong>zur</strong> Erhöhung <strong>der</strong> Akzeptanz von Netzinfrastrukturmaßnahmen (z. B. Kompensation<br />

für betroffene Kommunen o<strong>der</strong> neue Vorschläge zum Mastdesign) sollte vor diesem Hintergr<strong>und</strong><br />

geprüft werden.<br />

32 Die E.ON edis AG betreibt in weiten Teilen Brandenburgs <strong>und</strong> Mecklenburg-Vorpommerns das 110 kV-Stromnetz <strong>und</strong><br />

belegt bezüglich <strong>der</strong> angeschlossenen EEG-Anlagen eine Spitzenposition unter den Netzbetreibern in Deutschland.<br />

33 Durch das Netzsicherheitsmanagement wird bei einer Überlastung von Leitungen eine zeitweilige Reduzierung <strong>der</strong><br />

Einspeiseleistung von Erzeugungsanlagen erwirkt.<br />

34 Allerdings beziehen sich diese Zahlen nur auf die Zeitspanne, in denen die Leistung reduziert wurde – jedoch nicht auf die<br />

reduzierte Leistungsmenge. Auch könnte <strong>der</strong> Anstieg <strong>der</strong> Aufrufe zum Teil durch eine ausgeweitete Anwendung des Netzsicherheitsmanagements<br />

<strong>und</strong> nicht durch zusätzliche Einspeisung aus Erneuerbaren Energien verursacht worden sein.<br />

35 Für den Zeitraum 2005-2010 empfahl die dena Netzstudie I einen Trassenneubau von insgesamt 460 km – für die Zeit<br />

zwischen 2010 <strong>und</strong> 2015 sind weitere 390 km nötig.<br />

32


Weiterentwicklung <strong>der</strong> Energiestrategie 2020 des Landes Brandenburg<br />

Energieland Brandenburg: Gestern, Heute <strong>und</strong> Morgen<br />

33<br />

<br />

<br />

<br />

Bürgerinitiativen for<strong>der</strong>n Erdverkabelung: Deutschlandweit <strong>und</strong> in Brandenburg stimmen<br />

eine große Anzahl an Bürgerinitiativen darin überein, dass die Verlegung von Erdstromkabeln<br />

als Alternative gegenüber Freileitungstrassen zu bevorzugen ist. Neben ges<strong>und</strong>heitlichen<br />

Gefahren <strong>und</strong> einer Beeinträchtigung des Landschaftsbildes werden auch Wertverluste<br />

für angrenzende Gr<strong>und</strong>stücke <strong>und</strong> Immobilien kritisiert. Insbeson<strong>der</strong>e im Falle <strong>der</strong> 380-kV<br />

Uckermarkleitung wird die Verlegung von Erdstromkabeln statt <strong>der</strong> geplanten Freileitungstrassen<br />

gefor<strong>der</strong>t, da die Leitung laut aktueller Planungen durch das Biosphärenreservat<br />

Schorfheide-Chorin verlaufen soll. Experten halten hingegen die Erdverkabelung für diese<br />

Spannungsebene aus technischer, volkswirtschaftlicher <strong>und</strong> ökologischer Sicht generell für<br />

wenig sinnvoll <strong>und</strong> warnen vor erheblichen Mehrkosten. Mögliche Probleme sind die geringere<br />

Belastbarkeit <strong>der</strong> Erdstromkabel im Vergleich zu Freileitungen, die vergleichsweise<br />

aufwendige <strong>und</strong> teure Kontrolle, umweltschädliche Folgen von Erdverkabelung aufgr<strong>und</strong><br />

von Wärmeverlusten <strong>der</strong> Kabel, Erosionen <strong>und</strong> landschaftlichen Beeinträchtigungen (Flächen<br />

über Erdstromkabeln dürfen nicht bepflanzt werden) sowie massiven Auswirkungen<br />

auf die gesamte Netzplanung.<br />

Langwierige Antragsverfahren <strong>und</strong> Entscheidungsprozesse beim Netzausbau: Der<br />

Netzausbau in Brandenburg erfor<strong>der</strong>t Koordination von Planung <strong>und</strong> Informationen auf regionaler,<br />

Landes- <strong>und</strong> B<strong>und</strong>esebene (vor allem über die B<strong>und</strong>esnetzagentur), sowie die Kooperation<br />

<strong>der</strong> Netzbetreiber untereinan<strong>der</strong>. Letztere zeigen zwar generell eine Investitionsbereitschaft,<br />

werden aber aus Sicht <strong>der</strong> Netzbetreiber <strong>der</strong>zeit durch langwierige Genehmigungsverfahren<br />

gebremst. Die Behörden wie<strong>der</strong>um kritisieren die oft langen Zeiträume (teils<br />

mehrere Jahre), die die Netzbetreiber für die Erarbeitung <strong>der</strong> Antragsunterlagen benötigen.<br />

Dies ist neben <strong>der</strong> fehlenden Akzeptanz <strong>der</strong> betroffenen vor Ort <strong>der</strong>zeit das Hauptproblem<br />

bei <strong>der</strong> Umsetzung von Netzausbaumaßnahmen. Eine bessere Kooperation <strong>und</strong> eine integrierte<br />

Netzplanung <strong>der</strong> Akteure auf den verschiedenen Ebenen könnten die Situation verbessern.<br />

Demografischer Wandel als Problem für die Brandenburger Verteilnetze: Das Fortbestehen<br />

gleicher Netzkapazitäten bei gleichzeitig weniger Nutzern führt dazu, dass immer<br />

weniger Bürger die Kosten für den Bestand <strong>und</strong> weitere Anpassungen <strong>der</strong> bestehenden regionalen<br />

Netzinfrastruktur tragen müssen. Zudem drohen Effizienzverluste, da eine sinkende<br />

Anzahl an Nutzern nicht automatisch zu sinkendem Aufwand beim Betreiben des Netzes<br />

führt. Durch das Schrumpfen vieler Brandenburger Städte in Folge des demografischen<br />

Wandels <strong>und</strong> <strong>der</strong> Abwan<strong>der</strong>ung muss das Land daher Netzkapazitäten ab- <strong>und</strong> umbauen.<br />

Chancen <strong>und</strong> Risiken<br />

Dena-Netzstudie II schätzt deutschlandweiten Trassenzubaubedarf bis 2020 auf 3.600<br />

km: Die dena-Netzstudie II nimmt einen Anteil <strong>der</strong> Erneuerbaren Energien von 39 Prozent<br />

(<strong>der</strong>zeit 16,2 Prozent) am Bruttostromverbrauch <strong>und</strong> eine Liberalisierung des europäischen<br />

Energiebinnenmarktes an <strong>und</strong> untersucht vor diesem Hintergr<strong>und</strong> die Konsequenzen für die<br />

deutschen Übertragungsnetze. In Deutschland sind auf dieser Basis insgesamt voraussichtlich<br />

3.600 km neue Höchstspannungstrassen nötig. 36 Durch Trassenmodifikationen ließe<br />

sich <strong>der</strong> Ausbaubedarf verringern – allerdings würden dann deutlich höhere Kosten anfallen.<br />

Die Studie kommt außerdem zu dem Ergebnis, dass auch ein großflächiger Einsatz von<br />

nach bestehenden Marktregeln betriebenen Energiespeichern den Trassenzubau bei den<br />

380-kV-Netzen nicht ersetzen kann. Der Ausbau <strong>der</strong> Erneuerbaren Energien erfor<strong>der</strong>t vor<br />

diesem Hintergr<strong>und</strong> auch in Brandenburg einen Ausbau <strong>der</strong> Übertragungsnetze.<br />

36 Siehe DENA (2010), dena-Netzstudie II: Integration Erneuerbarer Energien in die deutsche Stromversorgung im Zeitraum<br />

2015 – 2020 mit Ausblick 2025.<br />

33


Weiterentwicklung <strong>der</strong> Energiestrategie 2020 des Landes Brandenburg<br />

Energieland Brandenburg: Gestern, Heute <strong>und</strong> Morgen<br />

34<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

Gesetzgebungskompetenz bei <strong>der</strong> Erdverkabelung strittig: Bei <strong>der</strong> Erdverkabelung <strong>der</strong><br />

Hoch- <strong>und</strong> Höchstspannungsnetze ist <strong>der</strong>zeit insbeson<strong>der</strong>e bezüglich <strong>der</strong> Hochspannungsebene<br />

noch umstritten, ob die Gesetzgebungskompetenz beim B<strong>und</strong> o<strong>der</strong> den Län<strong>der</strong>n liegt<br />

<strong>und</strong> inwiefern damit Handlungsspielraum für das Land Brandenburg besteht. Ungeachtet<br />

dessen haben Grüne <strong>und</strong> FDP im August 2010 dem Potsdamer Landtag einen Gesetzesentwurf<br />

<strong>zur</strong> Erdverkabelung vorgelegt, <strong>der</strong> die Erdverkabelung bei Hochspannungsleitungen<br />

bis 110 kV vorschreibt <strong>und</strong> bei Leitungen über 110 kV dann verlangt, wenn sie zu nah an<br />

Wohn- o<strong>der</strong> Naturschutzgebieten liegen. In Anschluss an die Anhörung wird <strong>der</strong> Gesetzesentwurf<br />

in den Ausschüssen des Landtages diskutiert. Der fe<strong>der</strong>führende Wirtschaftsauschuss<br />

hat den mitberatenden Ausschüssen für die Abgabe ihrer Stellungnahmen eine Frist<br />

bis zum 30. April 2011 gesetzt.<br />

Regelzonen-Netzstruktur erschwert b<strong>und</strong>eslandspezifische Planungen: Struktur <strong>und</strong><br />

Administration <strong>der</strong> Übertragungsnetze in Deutschland liegen nicht innerhalb von B<strong>und</strong>eslän<strong>der</strong>grenzen,<br />

son<strong>der</strong>n in vier län<strong>der</strong>übergreifenden Regelzonen. In Brandenburg ist<br />

50Hertz Transmission <strong>der</strong> einzige Übertragungsnetzbetreiber – die Übertragungsnetze von<br />

50Hertz umfassen allerdings ganz Ostdeutschland <strong>und</strong> Hamburg. Auch bei den 110-kV-<br />

Netzen sind die beiden größten Netzbetreiber (E.ON edis AG <strong>und</strong> envia Verteilnetz GmbH)<br />

b<strong>und</strong>eslandübergreifend aktiv. Dies erschwert die Ermittlung eines spezifischen Netzausbaubedarfs<br />

für Brandenburg. Zudem sind auch die Entwicklungen in an<strong>der</strong>en Regelzonen<br />

für Systemstabilität <strong>und</strong> Ausbaubedarf des Brandenburger Netzes hochrelevant. Zentral für<br />

die Landespolitik muss es daher sein, die Kooperation zwischen den Netzbetreibern zu beför<strong>der</strong>n.<br />

Höhere Kosten für den Ausbau <strong>der</strong> Übertragungsnetze in Nord- <strong>und</strong> Ostdeutschland:<br />

Ein Großteil <strong>der</strong> Erneuerbaren Energie wird in den nord- <strong>und</strong> ostdeutschen Flächenlän<strong>der</strong>n<br />

erzeugt. Diese Energie muss über ausgebaute Stromleitungen zu den großen Stromverbrauchern<br />

(Bayern, Baden-Württemberg, NRW) durchgeleitet werden. Daneben produzieren<br />

große Kohlekraftwerke Strom, welcher – teilweise im Richtbetrieb – nach Süddeutschland<br />

<strong>und</strong> in die Nachbarstaaten transportiert wird. Dies macht einen verstärkten Netzausbau<br />

in klassischen Durchleitungslän<strong>der</strong>n wie Brandenburg erfor<strong>der</strong>lich. Die Kosten für diesen<br />

Netzausbau sollen nach bisherigen Regelungen regional auf die Verbraucher umgelegt<br />

werden. Das würde in Flächenlän<strong>der</strong>n mit geringer Bevölkerung <strong>und</strong> hohem Ausbaubedarf<br />

(Brandenburg, Mecklenburg-Vorpommern) die Netzkosten in die Höhe schnellen lassen.<br />

Lokale Verteilnetze müssen geson<strong>der</strong>t betrachtet werden: Die Hoch- <strong>und</strong> Höchstspannungsnetze<br />

stehen aufgr<strong>und</strong> aktueller Entwicklungen <strong>der</strong>zeit im Brennpunkt <strong>der</strong> Diskussion<br />

über die Energieinfrastruktur. Die Mittel- <strong>und</strong> Nie<strong>der</strong>spannungsnetze sind jedoch vor allem<br />

für die Einspeisung dezentral erzeugter regenerativer Energie relevant <strong>und</strong> stehen strukturell<br />

vor an<strong>der</strong>en Problemen als die Leitungen auf <strong>der</strong> Hoch <strong>und</strong> Höchstspannungsebene. So<br />

sind die lokalen Verteilnetze beispielsweise <strong>der</strong>zeit durchaus in <strong>der</strong> Lage, eine zuverlässige<br />

Energieversorgung zu sichern – sie sind jedoch nicht darauf ausgerichtet, die zu erwartende<br />

Zunahme dezentraler Erzeugung abzutransportieren. 37<br />

Wärmenetze weisen große Synergiepotenziale mit lokalen Stromverteilnetzen auf <strong>und</strong><br />

können bei <strong>der</strong> Integration dezentral erzeugter Energie helfen: In nahezu allen großen<br />

<strong>und</strong> mittelgroßen Städten Brandenburgs werden Fern- bzw. Nahwärmenetze betrieben.<br />

Diese regionale Wärmeinfrastruktur bietet vielversprechende Chancen, um die Erneuerba-<br />

37 Allgemein muss zugunsten eines verbesserten Systemmanagements die Mehrstufigkeit überregionaler, regionaler <strong>und</strong><br />

örtlicher Situationen berücksichtigt werden. Die lokalen Verteilnetze sind zudem stärker im Zusammenhang mit <strong>der</strong> in den<br />

jeweiligen Städten bereits vorhandener Energieinfrastruktur (z.B. im Gas- <strong>und</strong> Wärmebereich) zu betrachten <strong>und</strong> sollten vor<br />

diesem Hintergr<strong>und</strong> in den Fokus <strong>der</strong> Forschung <strong>und</strong> Entwicklung genommen werden. Zudem muss die Entwicklung von<br />

Ansätzen <strong>zur</strong> Beherrschung <strong>der</strong> physikalischen Wirkungen <strong>der</strong> vielfältigen dezentralen Erzeugungen <strong>und</strong> <strong>der</strong>en Folgen auf<br />

Netz- <strong>und</strong> Spannungsqualität auf lokaler Ebene angemessen berücksichtigt werden.<br />

34


Weiterentwicklung <strong>der</strong> Energiestrategie 2020 des Landes Brandenburg<br />

Energieland Brandenburg: Gestern, Heute <strong>und</strong> Morgen<br />

35<br />

<br />

<br />

ren Energien versorgungssicher, flächendeckend <strong>und</strong> volkswirtschaftlich sinnvoll <strong>zur</strong> Energieversorgung<br />

<strong>der</strong> Städte <strong>und</strong> Ballungsräume zu nutzen. Kraft-Wärme-Kopplung, d.h. die<br />

gleichzeitige Erzeugung von Strom <strong>und</strong> Wärme bei Einsatz von Primärenergie, führt dazu,<br />

dass <strong>der</strong> Brennstoff quasi „doppelt“ mit wesentlich höherem Wirkungsgrad gegenüber einer<br />

getrennten Erzeugung genutzt wird <strong>und</strong> ist die effizienteste Art <strong>der</strong> Strom- <strong>und</strong> Wärmeerzeugung.<br />

38 Ein intelligent abgestimmter Betrieb von Strom- <strong>und</strong> Wärmenetzen, Kraft-<br />

Wärme-Kopplung <strong>und</strong> dezentraler Erzeugung aus Erneuerbare Energien könnte vor diesem<br />

Hintergr<strong>und</strong> Defizite <strong>der</strong> Einzeltechnologien im Verb<strong>und</strong> untereinan<strong>der</strong> ausgleichen <strong>und</strong> insbeson<strong>der</strong>e<br />

auf lokaler Ebene ein hohes Synergiepotenzial ausschöpfen. 39 Die wissenschaftliche<br />

<strong>und</strong> technische Entwicklung entsprechen<strong>der</strong> Netzmanagementsysteme für Strom <strong>und</strong><br />

Wärme ist allerdings eine zwingende Voraussetzung für einen solch komplexen Netzbetrieb.<br />

Die Europäische Kommission will Speicherung in Erdgasnetzen <strong>und</strong> Wasserstoff för<strong>der</strong>n:<br />

40 Das 3. EU-Binnenmarktpaket 2009 sieht die Schaffung einer europäischen Agentur<br />

für die Zusammenarbeit <strong>der</strong> Energieregulierungsbehörden (ACER) bis März 2011 vor. Zudem<br />

sind mittlerweile bereits ein Europäischer Verb<strong>und</strong> <strong>der</strong> Übertragungsnetzbetreiber<br />

(ENTSO-E) <strong>und</strong> Fernleitungsnetzbetreiber (ENTSO-Gas) entstanden. ACER, ENTSO-E <strong>und</strong><br />

ENTSO-Gas sollen 2011 eine Blaupause <strong>der</strong> europäischen Strom- <strong>und</strong> Gasnetze für den<br />

Zeitraum 2020-2030 erarbeiten. Brandenburg muss vor diesem Hintergr<strong>und</strong> seine Energieinfrastruktur<br />

den Erfor<strong>der</strong>nissen <strong>der</strong> grenzübergreifenden Netzkommunikation in einem zukünftigen<br />

europäischen Energiebinnenmarkt anpassen. Laut EU-Kommission soll zudem<br />

Erdgas als Reservebrennstoff zum Ausgleich von Stromerzeugungsschwankungen an Bedeutung<br />

gewinnen. Des Weiteren wird die EU ehrgeizige Projekte im Hinblick auf Speicherkraftwerke,<br />

Druckluftspeicherung <strong>und</strong> an<strong>der</strong>e innovative Speichertechnologien, z.B. mit Hilfe<br />

von Wasserstoff, för<strong>der</strong>n, um das Stromnetz auf die Integration <strong>der</strong> Erneuerbaren Energien<br />

vorzubereiten. Brandenburg könnte sich angesichts bereits vorhandener Strukturen insbeson<strong>der</strong>e<br />

um För<strong>der</strong>mittel <strong>zur</strong> Erprobung des Einsatzes von Wasserstoff <strong>und</strong> Erdgasnetzen<br />

<strong>zur</strong> Energiespeicherung bemühen.<br />

B<strong>und</strong>esregierung will ein Konzept zum langfristigen Netzausbau vorlegen: Laut Energiekonzept<br />

des B<strong>und</strong>es wird 2011 basierend auf dem Energieleitungsausbaugesetz (EnLAG<br />

2009) ein Konzept „Zielnetz 2050“ entwickelt, das die weitere Entwicklung des Bestandsnetzes,<br />

die Planung für neue „Stromautobahnen“ von Norden nach Süden, die Netzanbindung<br />

für Offshore-Parks, sowie die Integration des deutschen Netzes in den europäischen<br />

Verb<strong>und</strong> beinhaltet. Außerdem werden die Netzbetreiber zu einer gemeinsamen, zehnjährigen<br />

Netzausbauplanung rechtlich verpflichtet. In einem zweiten Schritt wird unter Beteiligung<br />

<strong>der</strong> Län<strong>der</strong> eine B<strong>und</strong>esfachplanung für die Übertragungsnetze eingeführt. Im BMWi<br />

wurde zu Koordinierung <strong>der</strong> Aktivitäten bereits eine Plattform „Zukunftsfähige Netze" eingerichtet,<br />

das die wichtigsten Akteure miteinan<strong>der</strong> vernetzt. Für Brandenburg bietet die Einbindung<br />

<strong>der</strong> Län<strong>der</strong> die Chance, beim B<strong>und</strong> die Interessen des Landes zu vertreten – z.B.<br />

im Hinblick auf eine solidarische Finanzierung des Netzausbaus.<br />

38 Hierdurch ergeben sich auch enorme Potenziale für städtische Ballungsräume <strong>zur</strong> Reduktion des Schadstoffausstoßes. So<br />

entstehen laut einer Studie <strong>der</strong> International Energy Agency (IEA) in den (Groß-) Städten <strong>und</strong> Ballungsräumen ca. 75 Prozent<br />

des globalen Schadstoffausstoßes – jedoch konnten Städte, die in den vergangenen 30 Jahren konsequent Fernwärme<br />

aus Kraft-Wärme-Kopplung ausgebaut <strong>und</strong> damit fossil beheizte Einzelheizungen abgelöst haben, ihre Luftschadstoffe<br />

um ein Vielfaches senken. Nach einer Studie <strong>der</strong> BEI (Bremer Energie-Institut) im Auftrag des BMWi sind r<strong>und</strong> 56 Prozent<br />

<strong>der</strong> Raumwärme in deutschen Wohn- <strong>und</strong> Verwaltungsgebäuden für einen Fernwärmeanschluss geeignet.<br />

39 So vermögen beispielsweise kleine, dezentral lokalisierte KWK-Erzeugungseinheiten mithilfe von Wärmespeichern ein<br />

Ausregeln von Lastspitzen, Anfahr-, Abfahr- <strong>und</strong> sonstigen Einsatzdynamiken des Strom- <strong>und</strong> Wärmenetzbetriebes. Hieraus<br />

könnten sich netzstrukturelle Lastreserven ergeben, da ein örtlich differenzierendes Lastmanagement gefahren werden<br />

kann. Auch die Energieumwandlung von Strom in Wärme ist bei einem intelligenten Zusammenwirken von Strom- <strong>und</strong><br />

Wärmenetzen in Einsatzfällen (z.B. elektrische Beheizung von Wärmespeicher während Starkwindwetterlagen) diskussionswürdig.<br />

40 EU-Richtlinie 2009/72/EG <strong>und</strong> EU-Verordnungen 2009/713/EG & 2009/714/EG.<br />

35


Weiterentwicklung <strong>der</strong> Energiestrategie 2020 des Landes Brandenburg<br />

Energieland Brandenburg: Gestern, Heute <strong>und</strong> Morgen<br />

36<br />

Smart Meter werden europaweit verbindlich für alle Haushalte: Eine EU-<br />

Umweltrichtlinie von November 2010 verpflichtet die Mitgliedsstaaten, bis 2020 80 Prozent<br />

<strong>und</strong> bis 2022 alle Haushalte mit Smart-Metern auszustatten. Aktuell erprobt Brandenburg<br />

die Technologie in einem Pilotprojekt (siehe Stärken). Ein noch zu lösendes Problem ist die<br />

Frage, wer die Kosten für die Einführung <strong>der</strong> intelligenten Zähler tragen soll. Zudem sehen<br />

Kritiker potenzielle Probleme beim Datenschutz <strong>und</strong> bemängeln, dass das Einsparpotenzial<br />

durch mit Hilfe <strong>der</strong> intelligenten Zähler entwickelten zeitabhängigen Tarifen eher gering ist.<br />

Jedoch könnte durch die Zusammenführung <strong>und</strong> Auswertung <strong>der</strong> mit Hilfe von Smart Metern<br />

gewonnenen Daten die Steuerung des Netzbetriebes verbessert werden.<br />

2.5 Herausfor<strong>der</strong>ung: Akzeptanz 41<br />

Die Ziele <strong>der</strong> Landesregierung, eine langfristig nachhaltige, das heißt sichere, klimafre<strong>und</strong>liche<br />

wie auch kosteneffiziente Energieversorgung des Landes sicherzustellen,<br />

stoßen zunehmend auf Wi<strong>der</strong>stände aus <strong>der</strong> Bevölkerung vor Ort: Vor dem Hintergr<strong>und</strong> dieser<br />

Erkenntnis hat die Landesregierung ihrem politischen Willen, für eine bessere Vereinbarkeit<br />

von gesellschaftlichen <strong>und</strong> energiepolitischen Interessen zu sorgen, nicht zuletzt durch<br />

die Weiterentwicklung des energiepolitischen Zieldreiecks zu einem Zielviereck Ausdruck<br />

verliehen. Um Brandenburgs Strom- <strong>und</strong> Wärme-Versorgungssystem zukunftsfähig <strong>und</strong><br />

nachhaltig zu gestalten, ist es zwingende Voraussetzung, die Akzeptanz, die Unterstützung<br />

<strong>und</strong> den Rückhalt <strong>der</strong> regionalen Bevölkerung zu gewinnen.<br />

Ein Mehr an Akzeptanz ist insbeson<strong>der</strong>e in Bezug auf die Realisierung <strong>der</strong> folgenden energiepolitischen<br />

Absichten notwendig:<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

Ausbau <strong>der</strong> Netzinfrastruktur<br />

Erweiterung von Tagebauen<br />

Anwendung von CCS-Technologien<br />

Ausweitung <strong>der</strong> Strom- <strong>und</strong> Wärmeerzeugung aus Erneuerbaren Energien<br />

In den letzten Jahren haben sich in Brandenburg weit mehr als 20 neue Bürgerinitiativen formiert<br />

– mit unterschiedlichen <strong>und</strong> nahezu alle relevanten energiepolitischen Bereiche betreffenden<br />

Anliegen (BI Gegenwindlärm, BI Biosphäre unter Strom – Keine Freileitung durchs Reservat, BI<br />

Hochspannung tief legen, Volksinitiative gegen Massenbebauung Brandenburgs mit Windenergieanlagen,<br />

CO2ntra Endlager, CO2-Endlager stoppen).<br />

Insbeson<strong>der</strong>e in Bezug auf die Akzeptanz Erneuerbarer Energien zeichnet sich eine paradoxe<br />

Situation ab (das sogenannte „Not in my backyard“-Problem): Während die große Mehrheit <strong>der</strong><br />

Bevölkerung den Ausbau Erneuerbarer Energien an sich unterstützt, ist nicht einmal die<br />

Hälfte <strong>der</strong> Brandenburger bereit, eine Windenergieanlage in ihrer näheren Umgebung zu dulden<br />

(Abbildung 14). Auch bei <strong>der</strong> Akzeptanz von EE-Anlagen in <strong>der</strong> unmittelbaren Nachbarschaft<br />

allgemein rangiert Brandenburg – mit einer Zustimmungsrate von immerhin 65 Prozent – im<br />

B<strong>und</strong>eslän<strong>der</strong>vergleich an letzter Stelle (Abbildung 14).<br />

41 Die Beschreibung <strong>der</strong> Herausfor<strong>der</strong>ungen im Handlungsfeld „Akzeptanz <strong>und</strong> Transparenz“ folgt nicht dem Stärken-<br />

Schwächen-Chancen-Herausfor<strong>der</strong>ungen-Schema (SWOT), da hier externe Faktoren (aus welchen sich Chancen <strong>und</strong> Herausfor<strong>der</strong>ungen<br />

ableiten) nur eine untergeordnete Rolle spielen.<br />

36


Weiterentwicklung <strong>der</strong> Energiestrategie 2020 des Landes Brandenburg<br />

Energieland Brandenburg: Gestern, Heute <strong>und</strong> Morgen<br />

37<br />

Anlagen für EE allgemein (in %)<br />

Windenergieanlagen (in %)<br />

Baden-Württemberg<br />

Bayern<br />

Hessen<br />

Rheinland-Pfalz<br />

Sachsen-Anhalt<br />

Nie<strong>der</strong>sachsen<br />

Thüringen<br />

Schl.-Holstein<br />

Hamburg<br />

Saarland<br />

NRW<br />

Berlin<br />

Bremen<br />

Sachsen<br />

Meckl.-Vorpommern<br />

Brandenburg<br />

68<br />

68<br />

67<br />

67<br />

66<br />

66<br />

66<br />

65<br />

72<br />

72<br />

71<br />

70<br />

70<br />

70<br />

75<br />

76<br />

Baden-Württemberg<br />

Bremen<br />

Rheinland-Pfalz<br />

Bayern<br />

Schl.-Holstein<br />

Nie<strong>der</strong>sachsen<br />

NRW<br />

Hamburg<br />

Meckl.-Vorpommern<br />

Hessen<br />

Saarland<br />

Berlin<br />

Thüringen<br />

Sachsen-Anhalt<br />

Sachsen<br />

Brandenburg<br />

62<br />

61<br />

60<br />

59<br />

59<br />

58<br />

54<br />

53<br />

53<br />

52<br />

52<br />

51<br />

50<br />

48<br />

48<br />

44<br />

Abb. 14: Die Akzeptanz für Erneuerbare Energien allgemein <strong>und</strong> Windenergie im Beson<strong>der</strong>n ist<br />

in Brandenburg im B<strong>und</strong>eslän<strong>der</strong>vergleich am geringsten (2009, Prozent <strong>der</strong> Antworten <strong>der</strong><br />

Befragten) 42<br />

Auch Solarparks <strong>und</strong> Biomasseanlagen werden vergleichsweise wenig unterstützt: Während Solaranlagen<br />

in <strong>der</strong> Nachbarschaft immerhin von 75 Prozent <strong>der</strong> Brandenburger gutgeheißen werden,<br />

befürworten lediglich 39 Prozent auch Biomasseanlagen (jeweils Rang 11 im B<strong>und</strong>eslän<strong>der</strong>vergleich,<br />

siehe Abbildung 15).<br />

Solarparks (in %)<br />

Biomasseanlagen (in %)<br />

Saarland<br />

Baden-Württemberg<br />

Sachsen-Anhalt<br />

Rheinland-Pfalz<br />

Schl.-Holstein<br />

Meckl.-Vorpommern<br />

Thüringen<br />

Bremen<br />

Sachsen<br />

Berlin<br />

Brandenburg<br />

Nie<strong>der</strong>sachsen<br />

Hamburg<br />

Bayern<br />

Hessen<br />

NRW<br />

71<br />

71<br />

77<br />

77<br />

77<br />

76<br />

76<br />

76<br />

75<br />

75<br />

74<br />

74<br />

73<br />

79<br />

80<br />

81<br />

Baden-Württemberg<br />

Rheinland-Pfalz<br />

Schl.-Holstein<br />

Meckl.-Vorpommern<br />

Sachsen-Anhalt<br />

Thüringen<br />

Hessen<br />

Bayern<br />

NRW<br />

Nie<strong>der</strong>sachsen<br />

Brandenburg<br />

Berlin<br />

Hamburg<br />

Saarland<br />

Sachsen<br />

Bremen<br />

62<br />

60<br />

59<br />

53<br />

48<br />

43<br />

42<br />

42<br />

40<br />

39<br />

39<br />

39<br />

37<br />

37<br />

36<br />

33<br />

Abb.15: Auch die Akzeptanz für Solarparks <strong>und</strong> Biomasseanlage ist im B<strong>und</strong>eslän<strong>der</strong>vergleich<br />

unterdurchschnittlich (2009, Prozent <strong>der</strong> Antworten <strong>der</strong> Befragten) 43<br />

Die in Brandenburg vergleichsweise stark ausgeprägte Abwehrhaltung gegen den Zubau von EE-<br />

Anlagen in <strong>der</strong> unmittelbaren Umgebung ist nicht zwangsläufig auf Brandenburgs verstärkte Anstrengungen<br />

<strong>und</strong> höhere Zubauraten, beispielsweise im Bereich <strong>der</strong> Windkraft, <strong>zur</strong>ückzuführen.<br />

Wie in Abbildung 16 veranschaulicht, ist es prinzipiell möglich, eine hohe Akzeptanz von Windenergieanlagen<br />

in <strong>der</strong> Nachbarschaft <strong>und</strong> gleichzeitig einen hohen Ausbaustand in Bezug auf<br />

installierte Windleistung zu erreichen (z.B. Nie<strong>der</strong>sachsen <strong>und</strong> Schleswig-Holstein). Allerdings<br />

42 Forsa (2010): Umfrage zum Thema „Erneuerbare Energien“ 2009 – Einzelauswertung B<strong>und</strong>eslän<strong>der</strong>.<br />

43 Forsa (2010): Umfrage zum Thema „Erneuerbare Energien“ 2009 – Einzelauswertung B<strong>und</strong>eslän<strong>der</strong>.<br />

37


Weiterentwicklung <strong>der</strong> Energiestrategie 2020 des Landes Brandenburg<br />

Energieland Brandenburg: Gestern, Heute <strong>und</strong> Morgen<br />

38<br />

sind die Ursachen für die Unterschiede zwischen den B<strong>und</strong>eslän<strong>der</strong>n in Bezug auf den Zusammenhang<br />

zwischen installierter Leistung <strong>und</strong> Akzeptanz weitergehend zu analysieren.<br />

Installierte Leistung Windenergie<br />

(2009, Platzierung im B<strong>und</strong>eslän<strong>der</strong>vergleich)<br />

Hohe<br />

Leistung<br />

(Platz 1-8)<br />

Geringe<br />

Leistung<br />

(Platz 9-16)<br />

Brandenburg<br />

Sachsen Anhalt<br />

Sachsen<br />

Thüringen<br />

Berlin<br />

Meckl. Vorpommern<br />

Saarland<br />

Hessen<br />

Hamburg<br />

Nie<strong>der</strong>sachsen<br />

NRW<br />

Schl. Holstein<br />

Rheinland Pfalz<br />

Bayern<br />

Baden Württemberg<br />

Bremen<br />

Geringe Akzeptanz<br />

(Platz 9-16)<br />

Hohe Akzeptanz<br />

(Platz 1-8)<br />

Anlagen <strong>zur</strong> Windenergieerzeugung in <strong>der</strong> Nachbarschaft fänden sehr gut bzw. gut*<br />

(2009, Platzierung Im B<strong>und</strong>eslän<strong>der</strong>vergleich)<br />

Abb. 16: In an<strong>der</strong>en B<strong>und</strong>eslän<strong>der</strong>n ist trotz hoher installierter Windenergieleistungen die Akzeptanz<br />

für Windenergieanlagen sehr hoch 44<br />

Allerdings haben zwei Kommunen in Brandenburg bereits überregional beachtete Erfolge im Bereich<br />

Bürgerbeteiligung erzielen können, so durch (finanzielle) Beteiligungsmodelle in Schlalach<br />

<strong>und</strong> Feldheim. Diese kommunalen Leuchttürme <strong>der</strong> gelungenen Einbindung von Bürgern zeigen,<br />

dass gezielte Anreize zu lokalem Engagement sowie das Schaffen von Transparenz <strong>und</strong> von<br />

Gemeinschaftsprojekten eine Schlüsselrolle spielen, um verän<strong>der</strong>ten gesellschaftlichen Ansprüchen<br />

<strong>und</strong> neuen Erfor<strong>der</strong>nissen eines zunehmend dezentral werdenden Energieversorgungssystems<br />

zu begegnen. Die energiepolitischen Ziele des Landes Brandenburg <strong>zur</strong> „gemeinsamen<br />

Sache“ von Politik, Wirtschaft <strong>und</strong> eben auch <strong>der</strong> Bürgerinnen <strong>und</strong> Bürger zu machen, sollte nicht<br />

nur eines <strong>der</strong> Kernziele <strong>der</strong> weiterzuentwickelnden Energiestrategie sein, son<strong>der</strong>n ist auch als<br />

eine notwendige Bedingung für die erfolgreiche Umsetzung dieser Strategie anzusehen. Es bleibt<br />

aber auch darauf hinzuweisen, dass bei <strong>der</strong> Einführung <strong>und</strong> Etablierung von lokalen Beteiligungs<strong>und</strong><br />

Kooperationsmodellen die Verantwortung in erster Linie bei den privaten Investoren <strong>und</strong><br />

nicht bei den Landesbehörden liegt.<br />

44 Eigene Umrechnung basierend auf Forsa (2010): Umfrage zum Thema „Erneuerbare Energien“ 2009; B<strong>und</strong>esverband<br />

Windenergie e.V. Statistiken (2010).<br />

38


Weiterentwicklung <strong>der</strong> Energiestrategie 2020 des Landes Brandenburg<br />

Eckpunkte einer Energiestrategie 2030 für Brandenburg<br />

39<br />

3 Eckpunkte einer Energiestrategie 2030 für Brandenburg<br />

Die folgenden Eckpunkte werden im Rahmen <strong>der</strong> nächsten Phase <strong>der</strong> Weiterentwicklung <strong>der</strong><br />

Energiestrategie 2030 bis Herbst 2011 detailliert.<br />

3.1 Ziele <strong>der</strong> Energiestrategie 2030<br />

Mit <strong>der</strong> Energiestrategie 2020 verfolgte das Land Brandenburg bislang ein Zieldreieck aus Wirtschaftlichkeit,<br />

Umwelt- <strong>und</strong> Klimaverträglichkeit sowie Versorgungssicherheit. Vor dem Hintergr<strong>und</strong><br />

des zunehmenden Wi<strong>der</strong>stands gegen energiepolitische Maßnahmen <strong>und</strong> die damit verb<strong>und</strong>enen<br />

direkten Auswirkungen auf die Bürger Brandenburgs hat das Ministerium für Wirtschaft<br />

<strong>und</strong> Europaangelegenheiten nun auch Akzeptanz <strong>und</strong> Beteiligung zum Kernziel seiner zukünftigen<br />

Energiepolitik erklärt. Der strategische Überbau <strong>der</strong> weiterzuentwickelnden Energiestrategie<br />

2030 wird daher zu einem Zielviereck erweitert (Abbildung 17), um durch vermehrte Beteiligung<br />

<strong>und</strong> Aktivierung <strong>der</strong> Gesellschaft auf Zielkonflikte zwischen Energiepolitik <strong>und</strong> Bürgerinteressen<br />

angemessen zu antworten. Im Rahmen des Gesamtprozesses <strong>der</strong> Weiterentwicklung<br />

<strong>der</strong> Energiestrategie empfehlen wir außerdem, ein öffentlichkeitswirksames Leitbild als<br />

Selbstverständnis des Energielandes zu entwickeln, das Brandenburg nach innen wie außen<br />

(national <strong>und</strong> international) stärkt <strong>und</strong> positioniert.<br />

Umwelt- <strong>und</strong> Klima-<br />

Verträglichkeit<br />

Ermöglichen einer nachhaltigen<br />

wirtschaftlichen Entwicklung des<br />

Landes durch umwelt- <strong>und</strong><br />

klimaschonende Energiebereitstellung<br />

<strong>und</strong> -nutzung sowie<br />

Ressourcenschonung.<br />

Wirtschaftlichkeit<br />

Sichern einer ökonomisch effizienten<br />

Energieerzeugung, -verteilung <strong>und</strong><br />

-nutzung zu wettbewerbsfähigen<br />

Kosten <strong>und</strong> Nutzen <strong>der</strong> neuen<br />

Wachstumschancen durch die<br />

Entwicklung zum Energieland.<br />

Energiepolitisches<br />

„Zielviereck“<br />

Akzeptanz <strong>und</strong> Beteiligung<br />

Versorgungssicherheit<br />

Beteiligen von Bürgern <strong>und</strong> Akteuren<br />

bei <strong>der</strong> Entwicklung <strong>und</strong> Umsetzung<br />

<strong>der</strong> Energiestrategie sowie Verbessern<br />

<strong>der</strong> Kommunikation von Zielkonflikten.<br />

Sicherstellen einer kontinuierlichen,<br />

überregionalen Energieversorgung<br />

sowie För<strong>der</strong>n einer sparsameren<br />

Energieverwendung.<br />

Abbildung 17: Das energiepolitische Zieldreieck wird zu einem Zielviereck weiterentwickelt<br />

werden<br />

39


Weiterentwicklung <strong>der</strong> Energiestrategie 2020 des Landes Brandenburg<br />

Eckpunkte einer Energiestrategie 2030 für Brandenburg<br />

40<br />

Aus dem energiepolitischen Zielviereck <strong>und</strong> auf Basis <strong>der</strong> in Kapitel 2 analysierten Herausfor<strong>der</strong>ungen<br />

leiten sich strategische Ziele für die Energiepolitik in Brandenburg ab, denen<br />

jeweils korrespondierende Handlungsfel<strong>der</strong> zugeordnet wurden (Abbildung 18):<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

Energieeffizienz steigern <strong>und</strong> -verbrauch reduzieren (I)<br />

Anteil <strong>der</strong> Erneuerbaren Energien am Endenergieverbrauch erhöhen (II)<br />

Energiebedingte CO 2 -Emissionen senken (III)<br />

Zuverlässige Energieversorgung gewährleisten (IV)<br />

Regionale Beteiligung & Akzeptanz herstellen (V)<br />

Beschäftigung <strong>und</strong> Wertschöpfung des Energielands stärken (VI)<br />

Die entsprechenden Handlungsfel<strong>der</strong> sind im Detail in Abschnitt 3.2 beschrieben. Ziel VI ist<br />

dabei querlaufend zu den an<strong>der</strong>en strategischen Zielen angesiedelt, da Beschäftigung <strong>und</strong> Wertschöpfung<br />

<strong>der</strong> Energiewirtschaft stets in Zusammenhang mit <strong>der</strong> Erreichung <strong>der</strong> an<strong>der</strong>en Ziele zu<br />

sehen sind.<br />

Akzeptanz &<br />

Beteiligung<br />

Versorgungssicherheit<br />

Energiepolitisches<br />

Zielviereck<br />

Wirtschaftlichkeit<br />

Umwelt- & Klimaverträglichkeit<br />

Beschäftigung <strong>und</strong> Wertschöpfung des Energielands stärken<br />

VI<br />

Strategische Ziele<br />

Energieeffizienz<br />

steigern <strong>und</strong> -verbrauch<br />

reduzieren<br />

Regionale Beteiligung & Akzeptanz herstellen<br />

Energiebedingte CO 2 -Emissionen senken<br />

I<br />

Anteil EE am Endenergieverbrauch<br />

erhöhen<br />

II<br />

Zuverlässige Energieversorgung<br />

gewährleisten<br />

V<br />

IV<br />

III<br />

Handlungsfel<strong>der</strong><br />

Effiziente<br />

Energienutzung<br />

1<br />

Erzeugung aus<br />

Erneuerbaren<br />

Energien<br />

2<br />

Effiziente,<br />

CO 2 -arme<br />

konventionelle<br />

Erzeugung<br />

3<br />

Intelligente<br />

Übertragung,<br />

Verteilung <strong>und</strong><br />

Speicherung<br />

4<br />

Abb. 18: Die sechs strategischen Ziele <strong>und</strong> entsprechenden Handlungsfel<strong>der</strong> <strong>der</strong> weiterzuentwickelnden<br />

Energiestrategie<br />

Um Brandenburg <strong>zur</strong> führenden Energieregion zu machen, müssen die strategischen Ziele zusätzlich<br />

in Form von quantifizierbaren Detailzielen <strong>und</strong> aussagekräftigen Indikatoren konkretisiert<br />

werden (siehe Abbildung 19). Durch regelmäßige Erhebungen von primären <strong>und</strong> sek<strong>und</strong>ären<br />

Indikatoren können Fortschritte in <strong>der</strong> Zielerreichung <strong>der</strong> Energiestrategie 2030 in Zukunft<br />

überwacht <strong>und</strong> <strong>der</strong> langfristige Erfolg entsprechend sichergestellt werden. Diese<br />

Indikatorensammlung dient als Ausgangspunkt für die anstehende Zielpräzisierung <strong>der</strong> weiterzuentwickelnden<br />

Energiestrategie 2030.<br />

Um auch Erfolge im Hinblick auf das Ziel „Regionale Beteiligung <strong>und</strong> Akzeptanz herstellen“ mess<strong>und</strong><br />

sichtbar zu machen, kann ein spezieller, regelmäßig zu erheben<strong>der</strong> Akzeptanzindex entwickelt<br />

werden. Akzeptanz ist eine schwer quantifizierbare Größe, die jedoch sehr relevant für eine<br />

erfolgreiche Energiepolitik in Brandenburg ist. Um das in <strong>der</strong> weiterzuentwickelnden Energiestra-<br />

40


Weiterentwicklung <strong>der</strong> Energiestrategie 2020 des Landes Brandenburg<br />

Eckpunkte einer Energiestrategie 2030 für Brandenburg<br />

41<br />

tegie zentral positionierte Ziel einer breiten Akzeptanz <strong>der</strong> betroffenen vor Ort <strong>und</strong> <strong>der</strong> Akteure<br />

tatsächlich sicherzustellen, sollte ein entsprechen<strong>der</strong> Indikator geschaffen werden. Ein Akzeptanzindex,<br />

<strong>der</strong> sich aus qualitativen <strong>und</strong> quantitativen Indikatoren zusammensetzt, ist hierfür ein<br />

vielversprechen<strong>der</strong> Ansatz. Der Index sollte im Rahmen <strong>der</strong> Zielpräzisierung in Hinblick auf seine<br />

Teilindikatoren <strong>und</strong> seine Reichweite weitergehend ausgearbeitet <strong>und</strong> operationalisiert werden.<br />

Nähere Erläuterungen zum Thema Akzeptanz finden sich im Annex.<br />

Zudem schlagen wir vor, den Endenergieverbrauch (EEV) anstelle des Primärenergieverbrauchs<br />

(PEV) für die Bewertung <strong>der</strong> Fortschritte im Bereich Erneuerbare Energien zu verwenden. Hier<br />

muss in den nächsten Phasen des Weiterentwicklungsprozesses eine umfassende Abwägung<br />

<strong>der</strong> Argumente erfolgen: Denn auch wenn die Bemessung am Primärenergieverbrauch aus klima-<br />

wie umweltpolitischer Sicht ehrgeiziger ist (gerade für Brandenburg als Energieexportland),<br />

erschwert die Bemessung des EE-Anteils am PEV die Vergleichbarkeit mit an<strong>der</strong>en energiestrategischen<br />

Zielsetzungen auf Län<strong>der</strong>-, B<strong>und</strong>es- <strong>und</strong> EU-Ebene, die sich überwiegend am Endenergieverbrauch<br />

orientieren.<br />

Strategische Ziele<br />

Quantifizierbare Detailziele<br />

Indikator<br />

Quantitative Zielwerte<br />

festlegen<br />

Energieeffizienz steigern<br />

<strong>und</strong> -verbrauch<br />

reduzieren<br />

Anteil EE am Endenergie -<br />

verbrauch erhöhen<br />

Energiebedingte CO 2 -<br />

Emissionen senken<br />

Zuverlässige<br />

Energieversorgung<br />

gewährleisten<br />

I<br />

II<br />

III<br />

IV<br />

Senken des Endenergieverbrauchs<br />

Brandenburgs<br />

Steigern <strong>der</strong> Energieproduktivität Brandenburgs<br />

Steigern des Anteils erneuerbarer Energien am<br />

Endenergieverbrauch in Brandenburg<br />

Erhöhen des Anteils erneuerbarer Energieträger<br />

an <strong>der</strong> Strom- <strong>und</strong> Wärmeerzeugung<br />

Senken <strong>der</strong> energiebedingten CO 2 -Emissionen<br />

bis zum Jahr 2020 sowie bis zum Jahr 2030<br />

Reduzieren <strong>der</strong> CO 2-<br />

Intensität <strong>der</strong> in<br />

Brandenburg erzeugten Energie<br />

Sichern <strong>der</strong> Netzstabilität<br />

Verbesserung des dezentralen<br />

Netzmanagements<br />

EEV in PJ im Jahr 2009, gewünschte<br />

Verän<strong>der</strong>ungen zu 2030<br />

Mio € BIP/ EEV in PJ im Jahr 2009, gewünschte<br />

Verän<strong>der</strong>ung zu 2030<br />

Anteil EE am EEV bis 2020/ 2030<br />

Anteil EE an <strong>der</strong> Stromerzeugung <strong>und</strong> an <strong>der</strong><br />

Wärmebereitstellung bis 2020/ 2030<br />

CO 2 -Emissionen in t (absolut)<br />

CO 2 -Emissionen in t/PJ im Jahr 2009,<br />

Verän<strong>der</strong>ung bis 2030<br />

Minuten Netzausfall pro Verbraucher pro Jahr<br />

PJ aus EE, die aufgr<strong>und</strong> von Überlastung nicht ins<br />

Netz eingespeist werden (pro Jahr)<br />

Qualitative Ziele<br />

festlegen<br />

Regionale Beteiligung &<br />

Akzeptanz herstellen<br />

Beschäftigung <strong>und</strong><br />

Wertschöpfung des<br />

Energielands stärken<br />

V<br />

VI<br />

Erhöhen <strong>der</strong> Akzeptanz gegenüber den energiepolitischen Zielen Brandenburgs <strong>und</strong> ihrer Umsetzung<br />

Steigern <strong>der</strong> Pro Kopf Bruttowertschöpfung in <strong>der</strong> Energiewirtschaft<br />

Sichern von Arbeitsplätzen in Energieproduktions- <strong>und</strong> -managementbranchen<br />

Prioritärer Indikator<br />

Sek<strong>und</strong>ärer Indikator<br />

Abb. 19: Strategische Ziele sowie prioritäre <strong>und</strong> sek<strong>und</strong>äre quantifizierbare Detailziele wurden<br />

identifiziert<br />

41


Weiterentwicklung <strong>der</strong> Energiestrategie 2020 des Landes Brandenburg<br />

Eckpunkte einer Energiestrategie 2030 für Brandenburg<br />

42<br />

3.2 Handlungsfel<strong>der</strong> <strong>und</strong> Maßnahmenbereiche <strong>der</strong> Energiestrategie 2030<br />

Ausgehend von den strategischen Zielen wurden für die weiterzuentwickelnde Energiestrategie<br />

sechs zentrale Handlungsfel<strong>der</strong> definiert <strong>und</strong> in Maßnahmenbereiche aufgeschlüsselt (siehe Abbildung<br />

20). Das fünfte <strong>und</strong> sechste Handlungsfeld – „Akzeptanz <strong>und</strong> Transparenz“ <strong>und</strong> „Forschung<br />

<strong>und</strong> Entwicklung“ – haben dabei querlaufenden Charakter, da sie, wie unter 3.3 beschrieben,<br />

jedes <strong>der</strong> ersten vier Handlungsfel<strong>der</strong> betreffen.<br />

Im direkten Austausch mit relevanten Umsetzungsakteuren <strong>und</strong> Experten wurden im Rahmen<br />

von zwei Strategiewerkstätten je Maßnahmenbereich<br />

- kurz-, mittel- <strong>und</strong> langfristige Zielaspekte,<br />

- Situation <strong>und</strong> mögliche Hin<strong>der</strong>nisse für Zielerreichung, sowie<br />

- Ansatzpunkte für weiterentwickelte Maßnahmen<br />

erarbeitet. Im Annex 4.1. finden sich erste Definitionen <strong>der</strong> Handlungsfel<strong>der</strong> sowie alle Ergebnisse<br />

<strong>der</strong> Strategiewerkstätten <strong>und</strong> Expertengespräche, welche als Anregungen in die Weiterentwicklung<br />

<strong>der</strong> Energiestrategie einfließen sollen.<br />

Handlungsfel<strong>der</strong> & Maßnahmenbereiche<br />

Effiziente<br />

Energienutzung<br />

Integrierte Stadtentwicklung<br />

A. Öffentliche<br />

Hand &<br />

Öffentl. Raum<br />

B. Private<br />

Haushalte<br />

C. Industrie<br />

D. GHD<br />

E. Verkehr<br />

Nachhaltige<br />

Erzeugung<br />

aus EE<br />

F. Solarenergie<br />

G. Bioenergie<br />

H. Windenergie<br />

I. Sonstige<br />

Effiziente,<br />

CO 2 -arme<br />

konventionelle<br />

Erzeugung<br />

J. Konventionelle<br />

Strom- <strong>und</strong> Wärmeerzeugung<br />

(inkl.<br />

KWK)<br />

K. CO 2 -Abscheidung,<br />

Transport,<br />

Speicherung &<br />

Verwertung<br />

Beteiligung <strong>und</strong> Transparenz<br />

Intelligente<br />

Übertragung,<br />

Verteilung <strong>und</strong><br />

Speicherung<br />

L. Übertragungs- &<br />

Verteilnetze<br />

M. Systemmanagement<br />

& Energiespeicherung<br />

5<br />

Forschung <strong>und</strong> Entwicklung<br />

6<br />

Abb. 20: Handlungsfel<strong>der</strong> <strong>und</strong> Maßnahmenbereiche <strong>der</strong> weiterzuentwickelnden Energiestrategie<br />

wurden definiert<br />

42


Weiterentwicklung <strong>der</strong> Energiestrategie 2020 des Landes Brandenburg<br />

Annex<br />

43<br />

4 Annex<br />

4.1 Anregungen <strong>der</strong> Strategiewerkstätten <strong>und</strong> Expertengespräche<br />

Die im Folgenden aufgeführten Punkte stellen Anregungen zu den Handlungsfel<strong>der</strong>n <strong>und</strong> Maßnahmenbereichen<br />

<strong>der</strong> weiterzuentwickelnden Energiestrategie 2030 dar, die auf Basis <strong>der</strong> zwei<br />

durchgeführten Strategiewerkstätten mit insgesamt 75 Teilnehmern, 35 schriftlichen Rückmeldungen<br />

<strong>und</strong> 22 Expertengesprächen gesammelt <strong>und</strong> um inhaltliche Impulse durch den Auftragnehmer<br />

ergänzt wurden. Sie sollen die Basis für die zweite Phase <strong>der</strong> Weiterentwicklung <strong>der</strong><br />

Energiestrategie legen (Szenarienanalyse, Ergebnisqualifizierung <strong>und</strong> Aktionsplanung).<br />

4.1.1 Effiziente Energienutzung<br />

Im Rahmen des Handlungsfeldes „Effiziente Energienutzung“ soll <strong>der</strong> Energieverbrauch in Brandenburg<br />

reduziert <strong>und</strong> so ein substanzieller Beitrag zum Erreichen <strong>der</strong> Ziele <strong>der</strong> Energiestrategie<br />

geleistet werden. Energieeinsparungen sollen dabei insbeson<strong>der</strong>e im öffentlichen Sektor, bei<br />

den privaten Haushalten, in <strong>der</strong> Industrie, im Gewerbe, im Handel <strong>und</strong> Dienstleistungssektor,<br />

sowie im Verkehr realisiert werden.<br />

Auch wenn es in jedem <strong>der</strong> Maßnahmenbereiche spezifische Themen <strong>und</strong> Problemstellungen<br />

gibt, ist das querlaufende Thema „Integrierte Stadtentwicklung“ von entscheiden<strong>der</strong> Bedeutung.<br />

Durch eine integrierte Betrachtung von Energieversorgung <strong>und</strong> -verbrauch <strong>der</strong> einzelnen<br />

Sektoren ergeben sich in <strong>der</strong> Stadtentwicklungspolitik mittel- bis langfristig große Einsparungspotenziale.<br />

Im Rahmen des vom Ministerium für Infrastruktur <strong>und</strong> Landwirtschaft (MIL) in<br />

Auftrag gegebenen Gutachtens „Energie in <strong>der</strong> Stadt“ sind bereits gr<strong>und</strong>legende Handlungsempfehlungen<br />

für das Land, die Kommunen <strong>und</strong> die lokalen Akteure entwickelt worden, u.a.<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

kommunale Energiekonzepte zu entwickeln bzw. fortzuschreiben,<br />

qualitative energetische Quartierskonzepte im Rahmen gebietsbezogener Erneuerungskonzepte<br />

wie Stadterneuerung <strong>und</strong> Stadtumbau zu erarbeiten,<br />

konkrete Zielvereinbarungen zum Klimaschutz <strong>der</strong> Kommunen mit lokalen Akteuren<br />

wie <strong>der</strong> Wohnungswirtschaft, bzw. kommunalen Energieversorgern zu treffen,<br />

relevante Informationen zu Energieeffizienz <strong>und</strong> Erneuerbaren Energien über kommunale<br />

Energiebeauftragte bzw. eine Landesenergieagentur zu verbreiten,<br />

Technologien sowie Modell- <strong>und</strong> Demonstrationsprojekte zu Energieeffizienz <strong>und</strong> Erneuerbaren<br />

Energien zu för<strong>der</strong>n,<br />

die Themen Energieeffizienz, Klimaschutz <strong>und</strong> Erneuerbare Energien im Operationellen<br />

Programm des Europäischen Regionalfonds EFRE sowie bei <strong>der</strong> Herstellung von Querbezügen<br />

im Sinne einer integrierten Landesenergieplanung zu verankern <strong>und</strong><br />

verwaltungsinterne Strukturen für eine optimierte kommunale Energiearbeit (z.B. durch<br />

die Teilnahme an bzw. För<strong>der</strong>ung von Qualitätsmanagementsystemen) zu schaffen, wie<br />

sie in an<strong>der</strong>en B<strong>und</strong>eslän<strong>der</strong>n bereits existieren.<br />

Diese <strong>und</strong> weitere Aspekte des integrierten, sektorübergreifenden Städtebaus sind in die folgenden<br />

Beschreibungen <strong>der</strong> Maßnahmenbereiche des Handlungsfelds Energieeffizienz eingeflossen.<br />

43


Weiterentwicklung <strong>der</strong> Energiestrategie 2020 des Landes Brandenburg<br />

Annex<br />

44<br />

A. Öffentliche Hand <strong>und</strong> Öffentlicher Raum<br />

Der Maßnahmenbereich umfasst alle energieeffizienten <strong>und</strong> klimaschonenden Aktivitäten <strong>der</strong><br />

öffentlichen Beschaffung <strong>und</strong> Nutzung, z.B. Maßnahmen <strong>zur</strong> CO 2 -Min<strong>der</strong>ung <strong>und</strong> <strong>zur</strong> Energieeinsparung<br />

bei öffentlichen Gebäuden, sowie Vergabe- <strong>und</strong> Beschaffungsvorschriften. Der öffentliche<br />

Sektor nimmt im Bereich Energieeffizienz eine Leitfunktion für alle an<strong>der</strong>en Sektoren ein.<br />

Nach Expertenmeinung wurde diese Rolle aufgr<strong>und</strong> mangelnden Bewusstseins für Energieeffizienzfragen<br />

bis jetzt teilweise jedoch nur un<strong>zur</strong>eichend wahrgenommen.<br />

A<br />

Öffentliche Hand <strong>und</strong> Öffentlicher Raum<br />

Mögliche Zielaspekte<br />

2014: Energieeffizienz-Bewusstsein in <strong>der</strong> öffentlichen Verwaltung flächendeckend deutlich erhöht, Ökoauditierung aller<br />

Landesbehörden erfolgreich eingeführt <strong>und</strong> kommunale, integrierte Klimaschutzprogramme flächendeckend aufgestellt;<br />

2020: Kommunale Energieeffizienzpläne für den öffentlichen Raum, basierend auf einer differenzierten Bewertung <strong>der</strong><br />

Lebenszyklus- <strong>und</strong> Energiekosten von Gebäuden, umgesetzt;<br />

2030: Energieeinsparungen im öffentlichen Raum in Höhe von x% erzielt (Konkretisierung im Rahmen <strong>der</strong> Szenarioanalyse);<br />

...<br />

Situation <strong>und</strong> mögliche Hin<strong>der</strong>nisse für Zielerreichung<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

Es gibt keine einheitliche Datengr<strong>und</strong>lage <strong>zur</strong> Erfassung des kommunalen Energieverbrauchs. Dies erschwert die<br />

Formulierung von differenzierten <strong>und</strong> auf regionale Beson<strong>der</strong>heiten angepassten Zielen.<br />

Energieeffizienzmaßnahmen erfor<strong>der</strong>n oft hohe Anfangsinvestitionen, die sich erst mittel- bis langfristig (aufgr<strong>und</strong><br />

geringerer Energiekosten) lohnen. Durch knappe öffentliche Mittel sind solche Investitionen teilweise schwer zu<br />

realisieren.<br />

Das Thema Energieeffizienz betrifft alle Ressorts (insbeson<strong>der</strong>e auch Umwelt, Wirtschaft, Verkehr, Finanzen). Die<br />

(schwer zu erreichende) Koordination <strong>und</strong> Zusammenarbeit zwischen den Ressorts stellt ein mögliches Hin<strong>der</strong>nis für eine<br />

vom MWE initiierte, öffentliche Energieeffizienzpolitik dar.<br />

Z.T. besteht mangelndes Energiebewusstsein in <strong>der</strong> öffentlichen Verwaltung.<br />

Mangelnde Kontinuität von För<strong>der</strong>programmen (z.B. Marktanreizprogramm des B<strong>und</strong>es, Energieberatung an Schulen in<br />

den 90‘ern) in <strong>der</strong> Vergangenheit hat die Entwicklung von Konzepten <strong>und</strong> Geschäftsmodellen im Kontext <strong>der</strong><br />

Effizienzför<strong>der</strong>ung erschwert.<br />

<br />

A<br />

Öffentliche Hand <strong>und</strong> Öffentlicher Raum<br />

Ansatzpunkte für weiterentwickelte Maßnahmen<br />

Datengr<strong>und</strong>lage schaffen: Ausführliche <strong>Bestandsaufnahme</strong> <strong>der</strong> Energiebilanz in den einzelnen Kommunen<br />

„Energieeffizienz-Wettbewerb“ zwischen Kommunen initiieren (z.B. durch Vergabe von Haushaltsmitteln über Bonus-/<br />

Malussystem auf Basis <strong>der</strong> Doppik o<strong>der</strong> Teilnahme am European Energy Award-Programm)<br />

Kommunen bei <strong>der</strong> Einstellung von Energieberatern unterstützen, die strukturiert <strong>und</strong> zielgruppengerecht über<br />

Energiesparmaßnahmen informieren <strong>und</strong> beraten, sowie <strong>der</strong>en Umsetzung <strong>und</strong> Einhaltung kontrollieren<br />

Kommunen bei <strong>der</strong> Erarbeitung von Quartierslösungen (integrierte, sektorübergreifende Konzepte) unterstützen<br />

Lebenszykluskosten (neben Investitionskosten) in Wirtschaftlichkeitsanalysen im Gebäudebereich einführen<br />

Verschiedene, geringinvestive Maßnahmen <strong>der</strong> Energieeinsparungen (z.B. hydraulischer Abgleich, Einbau von<br />

Effizienzpumpen, Dämmung <strong>der</strong> Rohrleitungen) erschließen <strong>und</strong> öffentlichkeitswirksam kommunizieren<br />

Einführung eines an Energieeffizienz orientierten Vergabe- <strong>und</strong> Beschaffungswesens für alle Landeseinrichtungen<br />

<strong>und</strong> Start <strong>der</strong> Ökoauditierung aller Landesbehörden<br />

Entwickeln eines innovativen Straßenbeleuchtungskonzeptes<br />

Entwickeln von Energieeffizienz-Leitfäden für die öffentliche Beschaffung, z.B. bei Ausschreibungen für IT,<br />

Bürogeräte, Gebäude (Leitfäden liegen z. T. bereits auf B<strong>und</strong>esebene vor) – Durchführung über Novellierung des<br />

Landesvergabegesetzes<br />

<br />

B. Private Haushalte<br />

Der Maßnahmenbereich umfasst das Investitions-, Mobilitäts- <strong>und</strong> Konsumverhalten privater<br />

Haushalte. Kernthemen in diesem Maßnahmenbereich sind insbeson<strong>der</strong>e Wohnquartiere (integrierte,<br />

sektorübergreifende Konzepte), Gebäude, Mikro- <strong>und</strong> Mini-KWK-Anlagen im Wohnbereich<br />

(privat <strong>und</strong> Wohnungsbau) <strong>und</strong> Akzeptanz (z.B. von steigenden Mieten wegen Energieeffizienzmaßnahmen).<br />

44


Weiterentwicklung <strong>der</strong> Energiestrategie 2020 des Landes Brandenburg<br />

Annex<br />

45<br />

B<br />

Private Haushalte<br />

Mögliche Zielaspekte<br />

2014: Bewusstsein für Fragen <strong>der</strong> Energieeffizienz bei privaten Haushalten deutlich erhöht; <br />

2020: Effizienter Energieumgang in Bildungsauftrag für Kin<strong>der</strong>gärten <strong>und</strong> Schulen integriert; <br />

2030: Energieeinsparungen bei den privaten Haushalten in Höhe von x% erzielt (EEV/Bewohner); <br />

Situation <strong>und</strong> mögliche Hin<strong>der</strong>nisse für Zielerreichung<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

Energieeffizienzmaßnahmen bei Gebäuden werden von Eigentümern oft in Form von höheren Kaltmieten auf Mieter<br />

umgelegt, was zu einem Akzeptanzproblem von Energieeffizienzmaßnahmen führen kann.<br />

Das Fortbestehen gleicher Netzkapazitäten bei weniger Nutzern im Zuge des demographischen Wandels in<br />

Brandenburg führt zu Effizienzverlusten.<br />

Informationsdefizite <strong>und</strong> mangelnde Sensibilisierung führen dazu, dass private Haushalte ihr<br />

Energieeinsparungspotenzial nicht ausschöpfen. Viele private Haushalte sind nicht hinreichend über<br />

Energieeinsparungsmöglichkeiten informiert (Lebenszykluskosten) o<strong>der</strong> haben Vorurteile gegenüber Gebäudesanierung<br />

(kein „Wohlfühlklima“).<br />

<br />

B<br />

Private Haushalte<br />

Ansatzpunkte für weiterentwickelte Maßnahmen<br />

Gr<strong>und</strong>lage für nachhaltigen Bewusstseinswandel beim Energieverbrauch in den Bildungseinrichtungen (insb.<br />

Schulen) schaffen (Bsp. Projektmodule in Barnim), z.B. durch eine Kooperation <strong>der</strong> ZAB Energie mit<br />

Bildungseinrichtungen <strong>und</strong> Kommunen<br />

Informationen für Haushalte auf kommunaler (Selbstnutzer) bzw. Landesebene (Vermieter) <strong>zur</strong> Verfügung stellen –<br />

Fokus setzen z.B. auf das Errechnen von Lebenszykluskosten <strong>und</strong> die Entkräftung des Arguments, dass<br />

energieeffiziente Gebäude über ein schlechtes Wohnklima verfügen<br />

„CO 2 -Starter-Kits“: Privatpersonen in speziellen Lebenslagen mit Hilfe amtlich bereits erhobener Daten identifizieren <strong>und</strong><br />

gezielt über Energiesparmaßnahmen informieren, z.B.:<br />

Hausbauer<br />

Hauskäufer<br />

kürzlich Umgezogene<br />

Fahranfänger<br />

Ausbau dezentraler Kraft-Wärme-Kopplung durch den Einbau von Mikro- <strong>und</strong> Mini-KWK-Anlagen forcieren (z.B. durch<br />

Ausweitung von RENplus auf Privatpersonen)<br />

Sanierungszyklen beachten: Zu einem bestimmten Zeitpunkt entstandene Wohnviertel haben einen gemeinsamen<br />

Sanierungszyklus <strong>und</strong> können daher durch zielgerichtetes Direktmarketing für energetische Sanierungsmaßnahmen<br />

angesprochen werden<br />

Qualifizierte (Energie-)Beratung bei Eigentumsübertragungen <strong>zur</strong> Pflicht machen<br />

Langfristige Planungssicherheit für die Eigenheimbesitzer durch Stufenmodell <strong>zur</strong> energetischen Gebäudesanierung<br />

herstellen<br />

Intelligente Zähler (Smart Metering) für besseren Informations- <strong>und</strong> Kostenüberblick für den K<strong>und</strong>en <strong>und</strong> daher eine<br />

Sensibilisierung für den Stromverbrauch im Haushalt einführen<br />

<br />

Folie 141<br />

45


Weiterentwicklung <strong>der</strong> Energiestrategie 2020 des Landes Brandenburg<br />

Annex<br />

46<br />

C. Industrie<br />

Der Maßnahmenbereich umfasst Energieeinsparungen <strong>und</strong> Energieeffizienzverbesserungen in<br />

<strong>der</strong> Industrie. Es bestehen Effizienzsteigerungspotenziale in <strong>der</strong> Produktion (Ressourcen- <strong>und</strong><br />

Materialieneffizienz) <strong>und</strong> Beschaffung sowie Wachstumspotenzial im Zukunftsmarkt Energieeffizienz.<br />

C<br />

Industrie<br />

Mögliche Zielaspekte<br />

2014: Einheitliche <strong>und</strong> geeignete Datenbasis <strong>zur</strong> Analyse <strong>der</strong> Energieintensität <strong>der</strong> Industrie geschaffen; Anreize für ein<br />

innovatives, energieeffizientes Wirtschaften <strong>der</strong> Brandenburger Industrie gesetzt; <br />

2020: Flächendeckende Abwärmenutzung/ Wie<strong>der</strong>verwertung bereits genutzter Energie in <strong>der</strong> Industrie geschaffen sowie<br />

Energieeffizienzkriterien im Beschaffungswesen von Unternehmen realisiert; <br />

2030: Energieeinsparungen in <strong>der</strong> Industrie (unter Berücksichtigung <strong>der</strong> Energiebedürfnisse von energieintensiven Branchen)<br />

in Höhe von x% erreicht; <br />

Situation <strong>und</strong> mögliche Hin<strong>der</strong>nisse für Zielerreichung<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

Mangel an aussagekräftigen Daten erschwert differenzierte Beurteilung <strong>der</strong> Energieeffizienz <strong>der</strong> Brandenburger Industrie.<br />

Generell lassen sich aussagekräftige Vergleiche mit B<strong>und</strong> <strong>und</strong> an<strong>der</strong>en Län<strong>der</strong>n am besten in Bezug auf spezifische<br />

Branchen machen; solche Daten liegen allerdings nicht vor. Dies erschwert die Auswahl geeigneter<br />

Energieeffizienzmaßnahmen für den Industriesektor in Brandenburg.<br />

Die Industrie in Brandenburg besteht zum größten Teil aus energieintensiven Teilen überregionaler<br />

Wertschöpfungsketten (z.B. Elektrostahlwerke, Chemie, Zement etc.), die den Kostentreiber Energie in ihrer<br />

Wertschöpfung sowieso optimieren. Dementsprechend sind in diesen Sektoren nur eingeschränkt Effizienzpotenziale zu<br />

realisieren.<br />

Zielkonflikt „Energieeffizienz“ versus „Kosteneffizienz“: Während Energieeffizienzmaßnahmen in energieintensiven<br />

Branchen Standard sind (aufgr<strong>und</strong> des direkten Einflusses auf die GuV), rechnen sich Investitionen in<br />

Energieeffizienzmaßnahmen in weniger energieintensiven Branchen oft nur längerfristig.<br />

<br />

C<br />

Industrie<br />

Ansatzpunkte für weiterentwickelte Maßnahmen<br />

Wie<strong>der</strong>verwertung von genutzter Energie durch KWK (z.B. Eigenstromerzeugung aus Abwärme) in Industrie för<strong>der</strong>n<br />

Wi<strong>der</strong>sprüche zwischen Arbeitsschutz <strong>und</strong> Energieeffizienz austarieren (Beispiel: Heizen o<strong>der</strong> weniger starkes Kühlen in<br />

Betrieben als Energieeffizienzmaßnahme vs. „Wohlfühltemperatur“ von Arbeitnehmern)<br />

Gezielte Informationen in Bezug auf (oft) unberücksichtigte Aspekte <strong>der</strong> Energieeffizienz verbreiten, u.a.<br />

Effizienzpotenziale durch Optimierung von Nebenprozessen<br />

Einrichten von unternehmensinternen Energiekontrollsystemen för<strong>der</strong>n: Strommengenselbstbegrenzung <strong>und</strong> -<br />

regulierung ermöglichen (dafür: 1. Information, 2. Herstellen von Kooperationsbereitschaft <strong>der</strong> Netzbetreiber)<br />

Ausrichten <strong>der</strong> Unternehmensbeschaffung auf Energieeffizienz durch Anreizmanagement för<strong>der</strong>n<br />

För<strong>der</strong>n weiterer „Pilotnetzwerke“: Schaffen von Netzwerken zum Wissensaustausch <strong>und</strong> Realisieren von<br />

Synergiepotenzialen bei Energieeffizienzmaßnahmen für die einzelnen Mitglie<strong>der</strong> des Netzwerks<br />

Standardisiertes <strong>und</strong> zinsgünstiges Kreditvergabeverfahren für Energieeffizienzmaßnahmen aufsetzen, insbeson<strong>der</strong>e<br />

für KMU<br />

<br />

46


Weiterentwicklung <strong>der</strong> Energiestrategie 2020 des Landes Brandenburg<br />

Annex<br />

47<br />

D. Gewerbe, Handel <strong>und</strong> Dienstleistungen<br />

Der Maßnahmenbereich umfasst Energieeinsparungen <strong>und</strong> Energieeffizienzverbesserungen im<br />

Gewerbe-, Handels- <strong>und</strong> Dienstleistungssektor. Zentrale Themen sind Information <strong>und</strong> För<strong>der</strong>programme<br />

/ Kreditvergabe, insbeson<strong>der</strong>e im Hinblick auf kleine <strong>und</strong> mittelständische Unternehmen<br />

<strong>und</strong> <strong>der</strong> dezentrale Einsatz von Mikro- <strong>und</strong> Mini-KWK-Anlagen.<br />

D<br />

Gewerbe, Handel, Dienstleistungen<br />

Mögliche Zielaspekte<br />

2014: Rahmen zu umfassen<strong>der</strong> Information <strong>und</strong> Sensibilisierung relevanter Akteure geschaffen; <br />

2020: Energieeffizienzbezogene Fort-/Weiterbildungen für Umsetzungsakteure (Handwerker, Energieberater, etc.)<br />

flächendeckend institutionalisiert; <br />

2030: Energieintensität des GHD-Sektors um x% reduziert; <br />

Situation <strong>und</strong> mögliche Hin<strong>der</strong>nisse für Zielerreichung<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

Energieeffizienz rechnet sich langfristig, erfor<strong>der</strong>t aber zunächst Investitionen. Für große, energieintensive Unternehmen<br />

ist das kein Problem: sie implementieren aufgr<strong>und</strong> größerer potenzieller Ersparnisse <strong>und</strong> besserem Kapitalzugang (z.B.<br />

große Einzelhandelsketten, Hotelketten etc.) Energieeffizienzmaßnahmen von sich aus. Für kleine <strong>und</strong> mittelständische<br />

Unternehmen, die Brandenburgs Wirtschaft prägen, sind solche Maßnahmen jedoch aufgr<strong>und</strong> des begrenzten Zugangs zu<br />

Kapital sowie geringerer potenzieller Einsparungen (Wi<strong>der</strong>spruch <strong>zur</strong> Ratio <strong>der</strong> Kosteneffizienz) oft nicht realisierbar.<br />

Energieeffizienzmaßnahmen in allen Sektoren involvieren eine Vielzahl von regionalen Akteuren, die miteinan<strong>der</strong><br />

kooperieren müssen (z.B. Handwerker, Architekten, Schornsteinfeger). Insbeson<strong>der</strong>e die Akteure im Gewerbe- <strong>und</strong><br />

Dienstleistungssektor sind häufig nicht gut genug miteinan<strong>der</strong> vernetzt.<br />

Gerade kleine GHD-Unternehmen leiden an einem Informationsdefizit über ihre eigenen Verbrauchswerte <strong>und</strong> ihre<br />

Einsparpotenziale.<br />

<br />

D<br />

Gewerbe, Handel, Dienstleistungen<br />

Ansatzpunkte für weiterentwickelte Maßnahmen<br />

„Energieeffizienz-Initiative GHD“ durch geeignete Foren für Informationsaustausch <strong>und</strong> Sensibilisierung bzgl. Kosten <strong>und</strong><br />

Nutzen von Effizienzmaßnahmen (z.B. Energiestammtische) schaffen<br />

Multiplikatoren (z.B. Verbände) in Informations-, Weiterbildungs- <strong>und</strong> Vernetzungsaktivitäten verstärkt einbinden<br />

Entwicklung neuer Geschäftsmodelle/ Dienstleistungsinnovationen (über Kooperationen zwischen Wissenschaft <strong>und</strong><br />

Praxis) für die Finanzierung von Effizienzmaßnahmen beför<strong>der</strong>n, um<br />

bessere Vernetzung zwischen Kapitalgeber- <strong>und</strong> -nehmerseite herzustellen,<br />

neue Arten von Anreizen für die Finanzierung <strong>und</strong> Durchführung von Effizienzmaßnahmen zu schaffen <strong>und</strong><br />

dabei Win-Win-Situationen auf Kapitalgeber-(Unternehmer-)Seite <strong>und</strong> Verbraucher-/Nutzerseiter herzustellen.<br />

Kontinuierliche Weiterbildung von Umsetzungsakteuren (Handwerker, Energieberater) för<strong>der</strong>n<br />

Zusammenführen <strong>der</strong> relevanten Akteure (Hersteller, Eigentümer, Handwerker, Architekten, Schornsteinfeger) auf regionaler<br />

Ebene über Energiestammtische<br />

Etablieren einer Zusatzqualifikation „Energieeffizienz“ für einzelne Berufsgruppen, z.B. für Handwerker<br />

Standardisiertes <strong>und</strong> zinsgünstiges Kreditvergabeverfahren für Energieeffizienzmaßnahmen, insbeson<strong>der</strong>e für KMU<br />

<br />

47


Weiterentwicklung <strong>der</strong> Energiestrategie 2020 des Landes Brandenburg<br />

Annex<br />

48<br />

E. Verkehr<br />

Der Bereich Verkehr wird als Querschnittsbereich über mehrere Maßnahmenbereiche <strong>der</strong> Energiestrategie,<br />

wie auch <strong>der</strong> Innovationsstrategie innoBB, abgedeckt. Die Ausgestaltung des Maßnahmenbereichs<br />

ist daher in dieser ersten Phase <strong>der</strong> Weiterentwicklung <strong>der</strong> Energiestrategie<br />

nicht prioritär, wird zunächst mit an<strong>der</strong>en Strategien <strong>der</strong> Landesregierung abgestimmt <strong>und</strong> im<br />

Rahmen <strong>der</strong> anschließenden Aktionsplanung entsprechende Berücksichtigung finden.<br />

4.1.2 Erzeugung aus Erneuerbaren Energien<br />

Der Ausbau <strong>der</strong> nachhaltigen Strom- <strong>und</strong> Wärmeerzeugung aus Erneuerbaren Energien soll <strong>und</strong><br />

kann einen wesentlichen Beitrag zu einer langfristig sicheren, sowie klima- <strong>und</strong> umweltverträglichen,<br />

d.h. CO 2 -armen Energieversorgung in Brandenburg leisten. Dem Ausbaubedarf stehen<br />

allerdings noch eine Anzahl an Herausfor<strong>der</strong>ungen gegenüber: So muss <strong>zur</strong> weiteren Erhöhung<br />

des Erneuerbaren-Energien-Anteils an Primär- wie Endenergieverbauch insbeson<strong>der</strong>e noch die<br />

Wirtschaftlichkeit <strong>der</strong> Energieerzeugung aus Erneuerbaren Energien verbessert <strong>und</strong> in <strong>der</strong> Gesellschaft<br />

für weitergehende Akzeptanz <strong>und</strong> Unterstützung des Ausbaus – <strong>und</strong> damit einhergehenden,<br />

möglichen Konsequenzen für den einzelnen Bürger – geworben werden. Auch Kontroversen<br />

über Bestehen o<strong>der</strong> Nichtbestehen von Nutzungskonkurrenzen müssen gelöst <strong>und</strong> Fehlentwicklungen<br />

aufgr<strong>und</strong> falscher För<strong>der</strong>anreize (z.B. in Bezug auf Maisanbau) vorgebeugt werden.<br />

Übergreifend ist zu empfehlen, dass angesichts <strong>der</strong> Bedeutung des Ausbaus Erneuerbare<br />

Energien für Brandenburg die damit befassten Institutionen <strong>und</strong> Einrichtungen (z.B. RPS <strong>und</strong><br />

ZAB) finanziell <strong>und</strong> personell gestärkt werden sollten.<br />

F. Solarenergie<br />

Photovoltaik <strong>und</strong> Solarthermie ermöglichen die Nutzbarmachung von Sonnenenergie für die<br />

Strom- <strong>und</strong> Wärmeproduktion. Brandenburg gehört zu den weltweit führenden Produktionsstandorten<br />

für die Photovoltaik-Anlagenproduktion. Gleichzeitig weist das Land ein großes <strong>und</strong> in<br />

weiten Teilen noch ungenutztes Flächenpotenzial <strong>zur</strong> Installation von Photovoltaik-Anlagen <strong>und</strong><br />

Solarkollektoren auf. Zentrale Themen in diesem Maßnahmenbereich sind die weitergehende<br />

Flächenerschließung für Solaranlagen unter Berücksichtigung von bestehenden Nutzungskonkurrenzen,<br />

die mittelfristige Finanzierbarkeit <strong>und</strong> Rentabilität von Photovoltaik- <strong>und</strong><br />

Solarthermieanlagen (auch ohne staatliche Unterstützung) sowie Möglichkeiten, die Zustimmung<br />

<strong>und</strong> Unterstützung <strong>der</strong> regionalen Bevölkerung für den Solarenergieausbau zu vergrößern.<br />

48


Weiterentwicklung <strong>der</strong> Energiestrategie 2020 des Landes Brandenburg<br />

Annex<br />

49<br />

F<br />

Solarenergie<br />

Mögliche Zielaspekte<br />

2014:<br />

Kapazitäten zum Bündeln bestehen<strong>der</strong> <strong>und</strong> zukünftiger Angebote in Form einer gestärkten „Erneuerbare Energien Agentur<br />

Brandenburg“ aufgebaut, die eine einheitlich anerkannte zentrale Anlaufstelle für Politik, Verwaltung, Industrie <strong>und</strong><br />

Endverbraucher darstellt<br />

Umfassende Flächenpotenzialanalyse (für Dach- wie auch Freiflächenanlagen) durchgeführt <strong>und</strong> darauf aufbauende,<br />

systematische Flächenplanung abgeschlossen<br />

Alle geeigneten Dächer öffentlicher Gebäude im Zusammenhang mit Sanierungen bzw. Dacherneuerungen mit PV-<br />

Anlagen ausgestattet<br />

Situation Informationsdefiziten <strong>und</strong> mögliche <strong>und</strong> Hin<strong>der</strong>nisse Akzeptanzproblematiken für Zielerreichung bei Endverbrauchern mittels gezielter Kampagnen <strong>und</strong> innovativer<br />

Finanzierungsinstrumente entgegengewirkt<br />

Zugang zu größeren <strong>und</strong> momentan aus umweltschutztechnischen Gesichtspunkten als problematisch erachteten<br />

Konversionsflächen hergestellt<br />

2020:<br />

Nachnutzungskonzepte <strong>und</strong> -ansätze (z.B. „Repoweringansätze“) für Solaranlagen entwickelt<br />

2030:<br />

Brandenburg als b<strong>und</strong>esweiter Vorreiter von EEG-unabhängigem <strong>und</strong> ausschließlich marktfinanziertem Solarstrom etabliert<br />

<br />

Situation <strong>und</strong> mögliche Hin<strong>der</strong>nisse für Zielerreichung<br />

Um den weiteren jährlichen Zubau an PV-Leistung <strong>und</strong> die damit verb<strong>und</strong>ene EEG-Umlagekosten zu drosseln, beabsichtigt<br />

die B<strong>und</strong>esregierung eine weitere, außerordentliche Kürzung <strong>der</strong> Solarför<strong>der</strong>ung bis Sommer 2011 um bis zu 15 %.<br />

Ob vor diesem Hintergr<strong>und</strong> die jährlich notwendige Zubaurate <strong>zur</strong> Erreichung des Ziels <strong>der</strong> bisherigen<br />

Energiestrategie in Zukunft erreichbar sein wird, ist fraglich.<br />

Zur Erschließung weiterer, geeigneter Flächen müssen Flächenpotenziale vor dem Hintergr<strong>und</strong> bestehen<strong>der</strong> <strong>und</strong> sich<br />

entwickeln<strong>der</strong> Nutzungskonkurrenzen (z.B. Denkmalschutz, Naturschutz etc.) eruiert, die Finanzierung unterstützt<br />

<strong>und</strong> Folie adäquate 137 Anreizmodelle entwickelt werden. Insbeson<strong>der</strong>e theoretische Dachflächenpotenziale Zur (beschränkt Diskussion durch<br />

Ausrichtung, statische Eignung <strong>und</strong> Dachaufbauten), Konversionsflächen <strong>und</strong> Tagebaugebiete können noch weitergehend<br />

erschlossen werden.<br />

Durch die außerordentliche För<strong>der</strong>degression 2010, sowie im Hinblick auf eine weitere, vom BMU für 2011 geplante,<br />

über die EEG-För<strong>der</strong>degression hinausgehende Kürzung in <strong>der</strong> För<strong>der</strong>ung sind Investitionen in Photovoltaik-Anlagen mit<br />

zunehmen<strong>der</strong> Unsicherheit verb<strong>und</strong>en.<br />

Bestehende Informationsdefizite bei einem Großteil <strong>der</strong> Endverbraucher (z.B. Brandschutz, Wertmin<strong>der</strong>ung des<br />

Gebäudes, „Ostdächer“, Eigennutzung) führen zu faktisch falschen Debatten über Kostenintensitäten <strong>und</strong> reduzieren<br />

die allgemeine Akzeptanz PV-Anlagen zu errichten. Zudem führen mangelnde finanzielle Möglichkeiten <strong>und</strong> die<br />

weitestgehend unklaren „total-costs-of-ownership“ eigener PV-Anlagen zu Investitionsbarrieren bei potenziellen<br />

Neuk<strong>und</strong>en.<br />

Der Energieagentur Brandenburg fehlt es an Kapazitäten die Vermarktung <strong>der</strong> Solarenergie flächendeckend zu<br />

unterstützen.<br />

Bürokratische Hürden verlangsamen den Prozess <strong>der</strong> Neuinstallation von PV-Anlagen (z.B. Landesbaurecht: PV-<br />

Freiflächenanlagen werden als normale Gebäude behandelt <strong>und</strong> nicht „prioritär“ behandelt).<br />

..<br />

49


Weiterentwicklung <strong>der</strong> Energiestrategie 2020 des Landes Brandenburg<br />

Annex<br />

50<br />

F<br />

Solarenergie<br />

Ansatzpunkte für weiterentwickelte Maßnahmen<br />

Leuchtturmfunktion <strong>der</strong> öffentlichen Hand wahrnehmen <strong>und</strong> konsequent Dächer öffentlicher Gebäude mit<br />

Solaranlagen bestücken<br />

Innovative Finanzierungskonzepte <strong>zur</strong> Akzeptanz- <strong>und</strong> Anwendungssteigerung entwickeln:<br />

Bürgeranleihen für Solaranlagen auf Landesgebäuden ausgeben: Bürger können durch direkte Anleihen<br />

Solaranlagen auf Landesgebäuden finanzieren<br />

Nutzen <strong>der</strong> Sparkassen, um landesweite, niedrigschwellige Kredite <strong>zur</strong> Finanzierung von privaten Solaranlagen<br />

anzubieten (mit garantierter Renditesicherheit für 20 Jahre aufgr<strong>und</strong> des EEGs)<br />

Flächennutzungskonkurrenzen ausbalancieren: z.B. die Vereinbarkeit von Erneuerbaren Energien-Anlagen <strong>und</strong> dem<br />

Naturschutz/ <strong>der</strong> Biodiversität o<strong>der</strong> zeitlich begrenztes Aufheben von Naturschutzregulierungen in Schutzgebieten<br />

transparent aufzeigen <strong>und</strong> <strong>zur</strong> Diskussion stellen<br />

Pilotprojekte <strong>zur</strong> Erzeugung wirtschaftlicher Energieerzeugung aus Solarenergie ohne EEG-För<strong>der</strong>ung entwickeln<br />

<strong>und</strong> umsetzen<br />

Brandenburgische Energieagentur mit umfassen<strong>der</strong> Informations- <strong>und</strong> Beratungsfunktion zu erneuerbaren Energien <strong>und</strong><br />

als anerkannte zentrale Anlaufstelle für Entschei<strong>der</strong> (Politik, Verwaltung), Industrie <strong>und</strong> Endverbraucher einrichten, bzw.<br />

überprüfen, inwieweit bestehende Strukturen bei <strong>der</strong> ZAB entsprechend ausgebaut <strong>und</strong> genutzt werden können<br />

B<strong>und</strong>esratsinitiative <strong>zur</strong> gewerblichen Nutzung <strong>der</strong> Dächer durch Wohnungsgesellschaften im Rahmen des EEG in<br />

die Wege leiten (ggf. im Verb<strong>und</strong> mit an<strong>der</strong>en ostdeutschen B<strong>und</strong>eslän<strong>der</strong>n mit ähnlicher Problemlage)<br />

Detaillierte <strong>und</strong> realistische Potenzialanalysen zu Dächer(Kataster)- <strong>und</strong> Flächenbeständen anfertigen, wie für<br />

Barnim <strong>und</strong> Uckermark bereits von <strong>der</strong> HNE Eberswalde für alle Dachflächen anhand eines Modells <strong>zur</strong> Auswertung <strong>der</strong><br />

Katasteramtsdaten durchgeführt (z.B. RPGs bei <strong>der</strong> <strong>Erstellung</strong> <strong>der</strong> regionalen Energiekonzepte dazu verpflichten<br />

Potenziale zu erheben, Leserscandaten Brandenburgs auszuwerten o<strong>der</strong> die Vergabe <strong>der</strong> För<strong>der</strong>ung für kommunale<br />

Energiekonzepte an Potenzialanalysen zu koppeln). Ggf. Möglichkeiten eines landesweiten einheitlichen PV-<br />

Dachflächenkatasters durch Laserscanning prüfen.<br />

Direktmarketing-Methoden einsetzen <strong>und</strong> gezielte Informationskampagnen entwickeln, „Emotionalität“ kreieren<br />

Für Flächeneigenverantwortung des B<strong>und</strong>eslandes auf B<strong>und</strong>esebene einsetzen (z.B. Bombodrom)<br />

Integrierte Konzepte <strong>zur</strong> Sanierung <strong>und</strong> Nutzbarmachung erneuerbarer Energien entwickeln, z.B. Dächersanierung<br />

gekoppelt an PV-Anlageninstallation<br />

B<strong>und</strong>esratsinitiative gegen „Ausbaudeckelung“ starten wie auch <strong>zur</strong> subsidiären Handhabe <strong>der</strong><br />

Flächenzuweisung/-auswahl für Solarparks<br />

Anpassen des Landesbaurechts, damit PV-Anlagen nicht wie normale Bauwerke bewertet werden, son<strong>der</strong>n vereinfachten<br />

<strong>und</strong> schnelleren Genehmigungsverfahren unterliegen<br />

Überarbeiten <strong>und</strong> Anpassen des Naturschutzrechts, um im Kontext des Photovoltaik-Ausbaus nicht Naturschutz gegen<br />

Klimaschutz auszuspielen, son<strong>der</strong>n eine konstruktive Balance herzustellen<br />

Umsetzen eines Kombikraftwerk-Projektes (mit bspw. 500 MW Leistung)<br />

<br />

G. Bioenergie<br />

Bioenergie bezeichnet aus organischen Substanzen gewonnene Energie. Bioenergie ist aufgr<strong>und</strong><br />

ihrer gut steuerbaren Einsetzbarkeit – im Gegensatz zu den meisten an<strong>der</strong>en EE-Trägern – zu<br />

Regellastzwecken geeignet. Themen in diesem Maßnahmenbereich sind insbeson<strong>der</strong>e die Um<strong>und</strong><br />

Durchsetzung von Effizienz- <strong>und</strong> Nachhaltigkeitsstandards <strong>der</strong> energetischen Biomasseverwertung,<br />

die Evaluierung weiterer, bislang nicht o<strong>der</strong> nur geringfügig erschlossener, heimischer<br />

Biomassepotenziale, sowie die Sicherstellung eines nachhaltigen Zuwachses in <strong>der</strong> Biomasseverwertung<br />

in EE-Anlagen. Maßstab für die Gestaltung dieses Maßnahmenbereichs ist die 2010<br />

entwickelte Biomassestrategie des Landes Brandenburg.<br />

50


Weiterentwicklung <strong>der</strong> Energiestrategie 2020 des Landes Brandenburg<br />

Annex<br />

51<br />

G<br />

Bioenergie<br />

Mögliche Zielaspekte<br />

2014: Nachhaltigkeitskriterien <strong>der</strong> EU <strong>zur</strong> gesamten Bioenergieproduktion <strong>und</strong> -nutzung aufgestellt <strong>und</strong> umgesetzt,<br />

Nachhaltigkeitsdebatte durch transparente Kommunikation <strong>zur</strong> Nachhaltigkeit aller Verwertungspfade von Biomasse<br />

einschließlich Ernährung, Tierfütterung <strong>und</strong> industrielle Nutzung versachlicht sowie Investitionen in dezentrale<br />

Biomasse/Biogasheizkraftwerke durch Schaffung geeigneter Rahmenbedingungen verstärkt, um damit die Notwendigkeit des<br />

Netzausbaus zu verringern<br />

2020: Wirkungsgrade bei <strong>der</strong> Biomasseverwertung durch verän<strong>der</strong>te Anreizpolitik (EEG, EEWärmeG, KWK-För<strong>der</strong>ung)<br />

verbessert sowie Einsatz zu Regellastzwecken deutlich erhöht<br />

2030: PEV von xx PJ durch „reine“ Biomasseverwertung erreicht (in Szenarioanalyse zu präzisieren)<br />

Situation <strong>und</strong> mögliche Hin<strong>der</strong>nisse für Zielerreichung<br />

Durch Aufhebung <strong>der</strong> Flächenstilllegungen stehen deutlich mehr Ackerflächen für den Biomasseanbau <strong>zur</strong> Verfügung.<br />

Das energetisch nutzbare Waldholz wird aufgr<strong>und</strong> <strong>der</strong> Altersstruktur <strong>der</strong> Brandenburger Wäl<strong>der</strong> (<strong>und</strong> damit eines<br />

geringer werdenden abholzbaren Bestands) in den nächsten Jahren abnehmen.<br />

Bestehende, heimische Potenziale werden bislang unterschiedlich stark ausgeschöpft: Einer vorrangigen Nutzung von<br />

Ackerflächen steht so beispielsweise ein noch großes Potenzial von Grünland <strong>und</strong> von Reststoffen (Gülle etc.)<br />

gegenüber.<br />

Das gültige EEG hat zu Fehlallokationen/-entwicklungen geführt, beispielsweise zu einem konzentrierten Anbau von<br />

Mais o<strong>der</strong> <strong>der</strong> Verwertung von Biomasse mit geringen Wirkungsgraden. Eine Novellierung des EEG wird voraussichtlich<br />

zu einem Zubau von kleineren Biogasanlagen mit Reststoffnutzung <strong>und</strong> von größeren Biomethananlagen mit vorrangigem<br />

Einsatz von nachwachsenden Rohstoffen führen<br />

Kurzumtriebsplantagen <strong>und</strong> an<strong>der</strong>e mehrjährige Energiepflanzen stellen gerade für Brandenburgs tendenziell weniger<br />

ertragreiche Böden <strong>und</strong> schlechte Nie<strong>der</strong>schlagsverteilung möglicherweise eine gute Nutzungsmöglichkeit mit ökologischen<br />

Vorteilen dar.<br />

Die weitere Biomasseverwertung sieht sich Problemen hinsichtlich ihrer Akzeptanz sowie Zielkonflikten im Hinblick auf<br />

Nutzungs- <strong>und</strong> Flächenkonkurrenzen gegenüber.<br />

Investitionen Folie 150 in Biomasseheizkraftwerke sind für Investoren noch mit zu großen Unsicherheiten Zur im Hinblick Diskussion auf die<br />

Langfristigkeit von Wärmeabnahme sowie Rohstoffverfügbarkeit verb<strong>und</strong>en. Laut Biomassestrategie sollen neue<br />

Biomasseheizkraftwerke möglichst nur errichtet werden, wenn die Wärme mindestens zu 70 % genutzt wird. Investitionen<br />

in Biomasseheizkraftwerke sollten deshalb auch nur dort getätigt werden, wo ein sicherer Wärmeabsatz gewährleistet <strong>und</strong><br />

die langfristige Rohstoffverfügbarkeit geklärt ist.<br />

Mitverbrennung von biogener Masse in Kraft-, Heiz- <strong>und</strong> Industriekraftwerken war nicht Bestandteil <strong>der</strong> Zielsetzung für<br />

die Biomassenutzung <strong>der</strong> bisherigen Energiestrategie: Primäre Absicht hinter <strong>der</strong> Mitverbrennung von Reststoffen wie<br />

Klärschlamm liegt in <strong>der</strong> Verbesserung <strong>der</strong> CO 2 -Bilanz konventioneller Energieerzeugung, v.a. Braunkohle-Kraftwerke. Im<br />

Falle einer Schließung dieser Kraftwerke ist insofern mit einem abrupten Einbruch <strong>der</strong> erzeugten <strong>und</strong> bilanzierten Energie<br />

aus Biomasse zu rechnen.<br />

Wi<strong>der</strong>sprüche <strong>und</strong> Zielkonflikte zwischen verschiedenen rechtlichen Regelungsbereichen (z. B. Abfallrecht, neues<br />

Kreislaufwirtschaftsgesetz-Abfallhierarchie, Chemikalienrecht, FFH, Artenschutz, u.a.) behin<strong>der</strong>n z.T. die Ausweitung <strong>der</strong><br />

energetischen Biomassenutzung.<br />

<br />

G<br />

Bioenergie<br />

Ansatzpunkte für weiterentwickelte Maßnahmen<br />

Weiterentwickelte Maßnahmen enthält die 2010 herausgegebene Biomassestrategie des Landes Brandenurg. Sie untersetzt<br />

die Energiestrategie 2020 <strong>und</strong> berücksichtigt darüber hinaus die Beschlüsse des Landtages vom März 2010 <strong>zur</strong><br />

Fortschreibung <strong>der</strong> Energiestrategie. Es ist zu erwarten, dass weitere Beschlüsse <strong>zur</strong> Biomassestrategie bereits im Zuge<br />

einer Anhörung im Landtag am 30.03.2011 gefasst werden.<br />

In den Strategiewerkstätten wurden über die Biomassestrategie hinausgehend Ansatzpunkte für weiterentwickelte<br />

Maßnahmen gesammelt. Diese sollen in <strong>der</strong> zweiten Phase <strong>der</strong> Weiterentwicklung tiefergehend geprüft werden.<br />

51


Weiterentwicklung <strong>der</strong> Energiestrategie 2020 des Landes Brandenburg<br />

Annex<br />

52<br />

H. Windenergie<br />

Mit Hilfe von Windkraftanlagen kann die kinetische Energie von Luftbewegungen in elektrische<br />

Energie umgewandelt werden. Energiegewinnung aus Windkraft ist im Vergleich zu an<strong>der</strong>en EE-<br />

Trägern (wie Solar) bereits deutlich wettbewerbsfähiger, weshalb sie heute zusammen mit Biomasse<br />

die wichtigste EE-Quelle darstellt. Für einen weiterhin erfolgreichen Ausbau <strong>der</strong> Windenergie<br />

in Brandenburg müssen die bestehende Flächenengpässe durch Ausweisung weiterer<br />

Windeignungsgebiete beseitigt <strong>und</strong> die Akzeptanz <strong>der</strong> Bevölkerung gegenüber <strong>der</strong> Errichtung<br />

weiterer Anlagen massiv verbessert. werden.<br />

H<br />

Windenergie<br />

Mögliche Zielaspekte<br />

<br />

<br />

<br />

2014: Der Erlass des Ministeriums für Umweltschutz, Ges<strong>und</strong>heit <strong>und</strong> Verbraucherschutz <strong>zur</strong> „Beachtung<br />

naturschutzfachlicher Belange bei <strong>der</strong> Ausweisung von Windeignungsgebieten <strong>und</strong> bei <strong>der</strong> Genehmigung von<br />

Windenergieanlagen“ findet Anwendung in <strong>der</strong> Praxis <strong>und</strong> durch landespolitische Maßnahmen sind ausreichend neue<br />

Anlagenflächen ausgewiesen: Eine Überprüfung aller Landschaftsschutzgebiete auf ihren jeweiligen Schutzzweck wurde<br />

von den Naturschutzbehörden durchgeführt.<br />

2020: Durch Information, Beteiligung (auch finanziell) <strong>und</strong> vertrauensbildende Maßnahmen wurde die Akzeptanz eines<br />

adäquaten Ausbaus <strong>der</strong> Windenergie signifikant gesteigert<br />

2030: Zwischen 2020 <strong>und</strong> 2030 wurden substantielle Wirkungssteigerungen durch Repowering erreicht<br />

Situation <strong>und</strong> mögliche Hin<strong>der</strong>nisse für Zielerreichung<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

Die Erhöhung <strong>der</strong> Windenergienutzung steht flächenmäßigen Restriktionen gegenüber – Zubaupotenziale lassen sich<br />

nicht ausschöpfen. Ein Gr<strong>und</strong> dafür liegt im schleppenden Prozess <strong>der</strong> Ausweisung weiterer Windeignungsgebiete.<br />

Ein Hin<strong>der</strong>nis stellen hierbei die zahlreichen Schutzgebiete dar. Der am 1. Januar 2011 in Kraft getretene Erlass des<br />

Ministeriums für Umweltschutz, Ges<strong>und</strong>heit <strong>und</strong> Verbraucherschutz <strong>zur</strong> „Beachtung naturschutzfachlicher Belange bei <strong>der</strong><br />

Ausweisung von Windeignungsgebieten <strong>und</strong> bei <strong>der</strong> Genehmigung von Windenergieanlagen“ adressiert die Problematik,<br />

indem er auf eine einheitliche Beurteilung naturschutzfachlicher Belange durch die Naturschutzbehörden abzielt: So<br />

werden u.a. die Naturschutzbehörden in Zukunft verstärkt in die Planungen <strong>der</strong> Regionalen Planungsgemeinschaften<br />

eingeb<strong>und</strong>en, auf gewisse Abstandskriterien verzichtet, einige Vogelarten nicht mehr als zu beachtende Arten aufgeführt<br />

<strong>und</strong> in Einzelfällen Ausweisungen von Windeignungsgebieten in vorbelasteten Schutzgebieten ermöglicht. Da <strong>der</strong> Erlass<br />

erst wenige Monate in Kraft ist, liegen noch keine Erkenntnisse über seine tatsächliche Wirkung in Bezug auf die<br />

Erweiterung von Windeignungsgebieten vor.Windkrafterlasse<br />

Repowering – als Alternative zum flächenmäßigen Zubau an Windenergieanlagen – wird angesichts <strong>der</strong> größtenteils<br />

jungen Windkraftanlagen <strong>und</strong> somit mangeln<strong>der</strong> Investitionsanreize für die Erreichung <strong>der</strong> Windausbaupläne bis 2020<br />

bislang allgemein nur eine untergeordnete Rolle beigemessen. Inwiefern <strong>der</strong> Repowering-Bonus des EEG auch Anreize für<br />

das Repowering von jungen, noch nicht abgeschriebenen Anlagen setzt, ist bislang noch schwer zu beurteilen.<br />

Wegen bestehen<strong>der</strong> baulicher Restriktionen (z.B. Bauhöhenbeschränkungen, Mindestabständen etc.) kann das<br />

vorhandene Potenzial nicht in dem Maße genutzt werden, wie von technologischer Seite bereits möglich ist<br />

(Windenergieanlage <strong>der</strong> 2-3 MW-Klasse mit großen Rotordurchmessern <strong>und</strong> Nabenhöhen). Nutzungskonkurrenzen treten<br />

auch im Zusammenhang mit dem Flugverkehr (B<strong>und</strong>eswehr) auf.<br />

Wi<strong>der</strong>stand aus <strong>der</strong> Bevölkerung spiegelt sich in zahlreichen Bürgerinitiativen wi<strong>der</strong>. (Hauptproblem: „Emotionalisierung“<br />

anstelle von „faktenbasierter“ Diskussion). Instrumente <strong>zur</strong> intensivierten Bürgerbeteiligung <strong>und</strong> Betroffenheitsanalysen<br />

(wie bspw. das Softwaretool <strong>zur</strong> Betroffenheitsanalyse <strong>der</strong> HNEE) werden noch nicht eingesetzt.<br />

Interministerielle Abstimmung für den weiteren Ausbau <strong>der</strong> Windenergie in Brandenburg kann noch verstärkt<br />

werden.<br />

<br />

52


Weiterentwicklung <strong>der</strong> Energiestrategie 2020 des Landes Brandenburg<br />

Annex<br />

53<br />

H<br />

Windenergie<br />

Ansatzpunkte für weiterentwickelte Maßnahmen<br />

Einrichten angepasster Beteiligungsmodelle, wie z.B.: Beteiligen von Bürgern an Erträgen <strong>der</strong> Windrä<strong>der</strong> durch<br />

Bürgerstiftungen, die unabhängig von Gemeindeverwaltungen Mittel für lokale, gemeinnützige Zwecke ausschütten;<br />

Nutzen des Paragraphen §37 des EnWG, <strong>der</strong> unmittelbare Stromversorgung lokaler Haushalte erlaubt; direkte<br />

finanzielle Bürgerbeteiligung an Bürgerwindrä<strong>der</strong>n (z.B. wie im Bürgerbeteiligungsmodell in Schlalach)<br />

Ausweisen weiterer Windeignungsflächen <strong>und</strong> Vereinheitlichen <strong>der</strong> Ausschlusskriterien in verstärkter<br />

Zusammenarbeit zwischen Regionalen Planungsgemeinschaften <strong>und</strong> <strong>der</strong> Gemeinsamen Landesplanung Berlin-Brandenburg.<br />

Planungsregionen durch Reduzieren lokaler Einflussnahme (z.B. durch stärkere landespolitische Steuerung,<br />

erweiterte Kompetenzen <strong>der</strong> RPGs) politisch stärken<br />

Wettbewerbe zwischen Kommunen mit (finanziellen) Gratifikationen <strong>zur</strong> Bereitstellung neuer Windkraftgebiete<br />

veranstalten<br />

Vollständiges Überprüfen des jeweiligen Schutzzwecks bereits deklarierter Landschafts- <strong>und</strong> Naturschutzgebiete<br />

durch die Naturschutzbehördensowie Beziehen einer klaren administrativen Position <strong>zur</strong> Wertigkeit von<br />

Naturschutzgebieten in Anbetracht von Nutzungskonkurrenzen (siehe: Koalitionsvertrag). Die Konzentrationswirkung bei<br />

<strong>der</strong> Ausschreibung größerer Areale für Windenergie könnte ehrbeliche Vorteile bringen, z.B. allgemeine<br />

Akzeptanzerhöhung <strong>und</strong> einfacherer Netzanbindung<br />

Erzeugen von Windenergie in Nutzwäl<strong>der</strong>n auf Basis des im Rahmen <strong>der</strong> Waldfunktionskartierung erarbeiteten<br />

Abwägungsmaterials<br />

Nutzen von Direktmarketing-Methoden zum gezielten Informieren sowie Emotionalisieren von Kommunikation <strong>der</strong><br />

Vorteile <strong>der</strong> Windenergie gegenüber Bürgern (u.a. Angst mit emotionaler Ansprache begegnen –<br />

z.B. durch Erzeugen von Lokalpatriotismus auf Basis starker lokaler Energiewirtschaft, wie in Prenzlau geschehen)<br />

Schaffung einer neutralen Beratungseinrichtung bzw. Ombudsstelle für betroffene Bürger/ Regionen, die im Vorfeld<br />

von Planungen Unterstützung anbietet – auch für Gegner <strong>der</strong> jeweiligen Planung<br />

<br />

I. Sonstige<br />

Wasserkraft, Geothermie, Klär- <strong>und</strong> Deponiegas spielen im Erneuerbare-Energien-Mix des Landes<br />

bisher eine untergeordnete Rolle. Dennoch sind Analysen noch ungenutzter Potenziale weiterer<br />

EE-Träger sowie Kosten-Nutzen-Bewertungen ihrer weitergehenden Erschließung sinnvoll,<br />

insbeson<strong>der</strong>e in Hinblick auf zu erwartende Fortschritte in <strong>der</strong> Erforschung ihrer Nutzbarmachung.<br />

Zum Beispiel ist Brandenburg reich an natürlichen Gewässern <strong>und</strong> insbeson<strong>der</strong>e an<br />

sonst kaum nutzbaren Bergbau-Restseen. Darin besteht ein großes, lei<strong>der</strong> bisher ungenutztes<br />

Potenzial für die Wärmegewinnung mittels Wärmepumpen in offenen <strong>und</strong> geschlossenen Systemen<br />

(Beispiel Schweiz, Tegeler See in Berlin u.a.).<br />

4.1.3 Effiziente, CO 2 -arme konventionelle Erzeugung<br />

Durch Mo<strong>der</strong>nisierungsmaßnahmen soll eine ökonomisch <strong>und</strong> ökologisch nachhaltigere Gestaltung<br />

<strong>der</strong> konventionellen Strom- <strong>und</strong> Wärmeerzeugung ermöglicht werden. Dabei sollen Möglichkeiten<br />

<strong>der</strong> Abscheidung, des Transports, <strong>der</strong> Speicherung <strong>und</strong> <strong>der</strong> Verwertung von CO 2 getestet<br />

<strong>und</strong> bei Eignung <strong>und</strong> Wirtschaftlichkeit angewendet werden.<br />

J. Konventionelle Strom- <strong>und</strong> Wärmeerzeugung (inkl. KWK)<br />

Unter konventioneller Energieerzeugung <strong>zur</strong> Strom- <strong>und</strong> Wärmeerzeugung versteht man die<br />

Energiegewinnung aus fossilen Energieträgern wie Steinkohle, Braunkohle, Erdöl <strong>und</strong> Erdgas wie<br />

auch die Nutzung von Atomenergie. Für die Braunkohleverstromung sind insbeson<strong>der</strong>e verbesserte<br />

Wirkungsgrade <strong>und</strong> effektiverer Brennstoffeinsatz relevant. Der Zubau von schnellen Regelkraftwerken<br />

<strong>und</strong> <strong>der</strong> Ausbau <strong>der</strong> KWK sind ebenfalls notwendige Schwerpunkte.<br />

53


Weiterentwicklung <strong>der</strong> Energiestrategie 2020 des Landes Brandenburg<br />

Annex<br />

54<br />

J<br />

Konventionelle Strom- <strong>und</strong> Wärmeerzeugung (inkl. KWK)<br />

Mögliche Zielaspekte<br />

2014: Nutzungsplan für die Braunkohle (auch jenseits <strong>der</strong> energetischen Nutzung) unter Berücksichtigung <strong>der</strong> mittel- <strong>und</strong><br />

langfristigen Braunkohleplanung des Landes erstellt; <br />

2020: Wirkungsgrade konventioneller Kraftwerke verbessert <strong>und</strong> dezentraler Einsatz von KWK signifikant erhöht; <br />

2030: Effizienzsteigerungen bei <strong>der</strong> fossilen Energieerzeugung um x% erreicht <strong>und</strong> CO 2 -Intensität <strong>der</strong> Energieerzeugung um<br />

x% abgesenkt; <br />

Situation <strong>und</strong> mögliche Hin<strong>der</strong>nisse für Zielerreichung<br />

Die Braunkohleverstromung als Beschäftigungs- <strong>und</strong> Wertschöpfungsfaktor sowie Erbringer <strong>der</strong><br />

Versorgungssicherheit in Brandenburg muss effizienter <strong>und</strong> klimaverträglicher gestaltet o<strong>der</strong> durch adäquaten<br />

Ersatz von relevanter struktur- <strong>und</strong> energiepolitischer Stärke substituiert werden – an<strong>der</strong>s werden die momentanen CO 2 -<br />

Reduktionsziele kaum zu erreichen sein.<br />

Jedoch ist durch die Laufzeitverlängerung <strong>der</strong> Kernkraftwerke, die Vollversteigerung <strong>der</strong> europäischen<br />

Emissionszertifikate ab 2013 sowie dem Einspeisevorrang für erneuerbare Energien voraussichtlich ein Rückgang<br />

<strong>der</strong> Braunkohle in <strong>der</strong> Gr<strong>und</strong>lastversorgung zu erwarten. Die sinkende Nachfrage kann die Wirtschaftlichkeit des<br />

Braunkohleabbaus deutlich verän<strong>der</strong>n.<br />

Mit dem nationalen CCS-Gesetz soll die Erprobung <strong>der</strong> CCS-Technologie in wenigen Demonstrationsanlagen ermöglicht<br />

werden. Ob die Technologie jemals verbindlich vorgeschrieben werden kann, soll auf EU-Ebene erst nach Auswertung <strong>der</strong><br />

Erfahrungen mit den Demonstrationsprojekten entschieden werden. Vor dem Hintergr<strong>und</strong> <strong>der</strong> politischen Unsicherheiten<br />

ist bis jetzt noch keine verbindliche Regelung für die Genehmigung neuer Tagebauten (z.B. gekoppelt mit dem Neubau<br />

hocheffizienter o<strong>der</strong> CCS-Kraftwerke) festgehalten worden – allerdings muss dies bald entschieden werden (Jänschwalde<br />

Nord 2014/2015).<br />

<br />

J<br />

Konventionelle Strom- <strong>und</strong> Wärmeerzeugung (inkl. KWK)<br />

Ansatzpunkte für weiterentwickelte Maßnahmen<br />

Verbesserte Wirkungsgrade durch Kraftwerks-Mo<strong>der</strong>nisierungen <strong>und</strong> KWK erzielen: z.B. bessere<br />

Rahmenbedingungen für Investitionen <strong>zur</strong> Kraftwerkserneuerung;<br />

verstärkter Ausbau dezentraler KWK-Anlagen z.B. Erdgasfeuerung<br />

Institut zum Thema Kohlenstoffkreislauf <strong>zur</strong> Erforschung botanischer sowie stofflich-synergetischer (Mehrfach)-<br />

Nutzung von CO 2 in Brandenburg gründen<br />

Stoffkreisläufe einrichten: Begreifen von CO 2 als Rohstoff <strong>und</strong> Realisieren von Synergie-Effekten bei<br />

Mehrfachnutzung (z.B. Algenzucht, )<br />

Braunkohle als Rohstoff nutzen <strong>und</strong> alternative Verwendungen (z.B. Methanisierung) realisieren: Gaskraftwerke können<br />

als gut geeignetes Komplementär zu erneuerbaren Energien eingesetzt werden<br />

Kosten für notwendige Netzerweiterungen auf alle Teilnehmer im Markt <strong>der</strong> Energieerzeugung umlegen<br />

Volkswirtschaftlich optimale Aussteuerung von Wärme-, Verkehr- <strong>und</strong> Stromversorgung (Berücksichtigen <strong>der</strong> Im-<br />

/Exportquoten, Wandelbarkeit von Braunkohle als Energieträger, ) realisieren<br />

<br />

K. CO 2 -Abscheidung, Transport, Speicherung <strong>und</strong> Verwertung<br />

Dieser Maßnahmenbereich umfasst alle Aktivitäten <strong>zur</strong> Abscheidung von CO 2 aus Verbrennungs-<br />

Abgasen, zum Transport von CO 2 , dessen Speicherung <strong>und</strong> weiteren Verwertung von CO 2 , z.B.<br />

im Bereich Pflanzenzucht. Für Brandenburg ist insbeson<strong>der</strong>e das sich in <strong>der</strong> Pilotierung befindliche<br />

Oxyfuel-Verfahren relevant, da sich hier Chancen für die globale Technologieführerschaft<br />

eröffnen.<br />

54


Weiterentwicklung <strong>der</strong> Energiestrategie 2020 des Landes Brandenburg<br />

Annex<br />

55<br />

K<br />

CO 2 -Abscheidung, Transport, Speicherung & Verwertung<br />

Mögliche Zielaspekte<br />

2014: alle genehmigungsrelevanten Voraussetzungen für die Abscheidung, den Transport <strong>und</strong> die Speicherung von CO 2 unter<br />

Berücksichtigung aller Gefährdungspotentiale schaffen; <br />

2020: Marktreife von CO 2 -Speicherungstechnologien erreicht; <br />

2030: Brandenburg als weltweit führen<strong>der</strong> Standort für die Entwicklung <strong>und</strong> Produktion von Technologien für die CO 2 -<br />

Abscheidung, -Transport, -Speicherung <strong>und</strong> -Verwertung etabliert; <br />

Situation <strong>und</strong> mögliche Hin<strong>der</strong>nisse für Zielerreichung<br />

Der erste Entwurf des für die Erprobung <strong>der</strong> CCS-Technologie notwendigen CCS-Gesetzes scheiterte im Sommer<br />

2009. Seit <strong>der</strong> Vorstellung des neuen Gesetzesentwurfs im Sommer 2010 wurde die Beschlussfassung des Kabinetts <strong>zur</strong><br />

CCS-Gesetzgebung stets aufs Neue vertagt. Die Gefahr besteht, dass das finale Gesetz zu einer „lex BB“ verkommt (u.a.<br />

mit politischer opt-out Regelung).<br />

Die CCS-Technologie <strong>und</strong> die damit verb<strong>und</strong>ene Speicherung von CO 2 in Brandenburg stößt aktuell auf massive<br />

Wi<strong>der</strong>stände: Bereits jetzt haben die Bürgerinitiativen CO2ntraEndlager <strong>und</strong> CO2-Endlager-stoppen e. V. mehr als<br />

10.000 Unterschriften gegen das Vattenfall-Projekt gesammelt. Zudem positionieren sich im B<strong>und</strong>esland <strong>und</strong> b<strong>und</strong>esweit<br />

weitere prominente Gegner wie z.B. MdBs, die Evangelische Kirche Berlin-Brandenburg sowie <strong>der</strong> B<strong>und</strong> für Umwelt<br />

<strong>und</strong> Naturschutz Deutschland.<br />

Der Grad <strong>der</strong> langfristigen gesellschaftlichen Akzeptanz von CCS, vor allem hinsichtlich <strong>der</strong> Speicherung von CO 2 , ist<br />

aufgr<strong>und</strong> mangeln<strong>der</strong> Bekanntheit <strong>der</strong> Technologie wie auch ihrer Erprobung noch nicht vollständig einzuschätzen.<br />

<br />

K<br />

CO 2 -Abscheidung, Transport, Speicherung & Verwertung<br />

Ansatzpunkte für weiterentwickelte Maßnahmen<br />

Alternative Diskursarenen zum Erreichen höherer Akzeptanzwerte für neue Energietechnologien in <strong>der</strong><br />

Bevölkerung öffnen: Beispiel Bürgerforum (Gute Praxis bei Stuttgart 21 Schlichtung)<br />

Technologieoffenheit <strong>und</strong> -wettbewerb bei <strong>der</strong> Entwicklung von Energietechnologien gewährleisten<br />

(Wasserstoffspeicherung, Algen, Carbon Capture and Usage, ) bei gleichzeitigem För<strong>der</strong>n von Technologien mit<br />

hohem Potenzial am Standort Brandenburg (CCS, )<br />

Nationale Wahrnehmung Brandenburgs als Energietechnologieland <strong>zur</strong> Einwerbung von Mitteln <strong>zur</strong> För<strong>der</strong>ung von<br />

Spitzentechnologien steigern<br />

Parteiübergreifen<strong>der</strong> Schulterschluss <strong>zur</strong> Akzeptanzsicherung von CCS -Technologie herbeiführen <strong>und</strong> gewährleisten,<br />

dass <strong>der</strong> Einsatz von CCS zu einer tatsächlichen Reduktion <strong>der</strong> CO 2 -Emissionen führt<br />

<br />

4.1.4 Intelligente Übertragung, Verteilung <strong>und</strong> Speicherung<br />

Durch das För<strong>der</strong>n von Technologien <strong>zur</strong> Energiespeicherung <strong>und</strong> <strong>zur</strong> intelligenten Stromverteilung,<br />

sowie das vorausschauende Anpassen von Netzen an die Anfor<strong>der</strong>ungen eines sich<br />

verän<strong>der</strong>nden Energiemixes soll eine zuverlässige Energieversorgung gewährleistet werden.<br />

L. Übertragungs- <strong>und</strong> Verteilnetze<br />

Der Maßnahmenbereich umfasst das Sichern <strong>der</strong> Netzstabilität durch den Ausbau <strong>und</strong> die Anpassung<br />

<strong>der</strong> 380 kV-Höchstspannungsnetze (Übertragungsnetze) <strong>und</strong> 110 kV-Hochspannungsnetze,<br />

sowie den Mittel- <strong>und</strong> Nie<strong>der</strong>spannungsnetzen (regionale <strong>und</strong> lokale Verteilnetze).<br />

Als zentralem Bindeglied zwischen Erzeugung <strong>und</strong> Verbrauch kommt dem Ausbau <strong>und</strong> <strong>der</strong> Anpassung<br />

<strong>der</strong> Netze eine Schlüsselrolle in <strong>der</strong> weiterzuentwickelnden Energiestrategie zu. Insbeson<strong>der</strong>e<br />

im Hinblick auf den Ausbau von dezentral erzeugten regenerativen Energien spielt die<br />

Netzinfrastruktur eine zentrale Rolle.<br />

55


Weiterentwicklung <strong>der</strong> Energiestrategie 2020 des Landes Brandenburg<br />

Annex<br />

56<br />

L<br />

Übertragungs- <strong>und</strong> Verteilnetze<br />

Ansatzpunkte für weiterentwickelte Maßnahmen<br />

Eine Brandenburger Plattform zum Netzausbau nach dem Vorbild <strong>der</strong> BMWi-Plattform „Zukunftsfähige Netze“ <strong>zur</strong> Planung<br />

des Ausbaus <strong>der</strong> Übertragungs- <strong>und</strong> Verteilnetze gründen<br />

Mithilfe einer umfassenden Informationsbasis eine koordinierte, langfristige <strong>und</strong> nicht-inkrementelle Planungsgr<strong>und</strong>lage für<br />

den Ausbau von Übertragungs- <strong>und</strong> Verteilnetze in Brandenburg schaffen<br />

Gemeinsames Konzept aller energiepolitisch relevanten Akteure <strong>zur</strong> Erdverkabelung abstimmen <strong>und</strong> umsetzen –<br />

systematische <strong>und</strong> transparente Kommunikation von Vor- <strong>und</strong> Nachteilen gegenüber den Bürgern genauso wie ein<br />

ehrlicher Umgang mit anfallenden Kosten sind entscheidend<br />

Netzausbau als Schwerpunktthema des Energietages positionieren<br />

Einsatz des Landes im B<strong>und</strong>esrat für einen Umlageschlüssel (z.B. auf Basis des Königsteiner Schlüssels), <strong>der</strong> die<br />

Netzausbaukosten b<strong>und</strong>esweit auf alle Verbraucher umlegt<br />

Zentrale Vorgaben in Bezug auf Verteilnetze für die Städtebauplanung vor dem Hintergr<strong>und</strong> des demographischen<br />

Wandels entwickeln<br />

Interkonnektkapazitäten nach Polen sind als Beitrag <strong>zur</strong> europäischen Marktgestaltung <strong>und</strong> <strong>zur</strong> Erhöhung <strong>der</strong><br />

Systemsicherheit zu erweitern<br />

Informationsbeschaffung <strong>und</strong> –ausstattung <strong>der</strong> Übertragungsnetzbetreiber zum Ausbaustand sowie <strong>zur</strong><br />

Ausbauentwicklung von EE-Anlagen verbessern, um dem Risiko eines „Blindflugs im System“ vorzubeugen<br />

<br />

L<br />

Übertragungs- <strong>und</strong> Verteilnetze<br />

Mögliche Zielaspekte<br />

2014: Genehmigungsverfahren für Netzausbau in Brandenburg vereinfacht <strong>und</strong> beschleunigt; Akzeptanz des Netzausbaus<br />

gesteigert (messbar mit Akzeptanzindex); langfristig koordinieren<strong>der</strong>, regionenspezifischer Netzausbauplan erarbeitet; <br />

2020: Ausbau <strong>der</strong> Übertragungs- <strong>und</strong> Verteilnetze gemäß eines zentralen Netzausbauplans durchgeführt; <br />

2030: Einspeisungsreduzierung von erneuerbaren Energien in Brandenburger Netze minimiert [Aktivität des<br />

Netzsicherheitsmanagements (NSM) reduziert]; <br />

Situation <strong>und</strong> mögliche Hin<strong>der</strong>nisse für Zielerreichung<br />

Der Netzausbau in Brandenburg erfor<strong>der</strong>t Koordination von Planung <strong>und</strong> Information auf regionaler, Landes- <strong>und</strong><br />

B<strong>und</strong>esebene, sowie die Kooperation <strong>der</strong> Netzbetreiber. Derzeit existieren noch viele Parallelstrukturen. Insbeson<strong>der</strong>e das<br />

Genehmigungsverfahren für den Bau neuer Leitungen erschwert die Umsetzung von Netzausbaumaßnahmen <strong>und</strong> zieht<br />

diese in die Länge – <strong>der</strong> Netzausbau hält deshalb mit dem Ausbau <strong>der</strong> erneuerbaren Energien nicht Schritt.<br />

Aktuell erweist sich die fehlende gesellschaftliche Akzeptanz als größte Hürde beim Ausbau <strong>der</strong> Netze. Die Erdverkabelung<br />

<strong>der</strong> Hoch- <strong>und</strong> Höchstspannungstrassen könnte die Akzeptanz des Netzausbaus deutlich erhöhen. Experten beurteilen<br />

die Erdverkabelung zwar als technisch realisierbar, verweisen aber auf die erheblichen Mehrkosten, die Brandenburger<br />

Verbraucher <strong>und</strong> Netzbetreiber tragen müssten, wenn die Kosten nicht b<strong>und</strong>esweit umgelegt werden können.<br />

Durch den erfor<strong>der</strong>lichen Netzausbau in den energieexportierenden Regionen in Nord- <strong>und</strong> Ostdeutschland könnten sich<br />

die Energiepreise in diesen Regionen erhöhen, während für die stromimportierenden süddeutschen Län<strong>der</strong> geringere<br />

Kosten für den Netzausbau anfallen. Die Belastung Brandenburger Verbraucher könnte entsprechend steigen <strong>und</strong><br />

sich negativ auf Unternehmensansiedlungen <strong>und</strong> Beschäftigung auswirken.<br />

Der demographische Wandel führt in Brandenburg zu sinkenden Einwohnerzahlen. Die vorhandenden Verteilnetze<br />

werden für die betroffenen Städte zu groß <strong>und</strong> damit ineffizient.<br />

[]<br />

M. Systemmanagement <strong>und</strong> Energiespeicherung<br />

Systemmanagement bezeichnet die kommunikative Vernetzung <strong>und</strong> Steuerung von Stromerzeugern,<br />

Energiespeichern <strong>und</strong> Verbrauchern, um eine effiziente <strong>und</strong> flexible Energieversorgung zu<br />

ermöglichen. Themen sind dabei Laststeuerung, intelligente Zähler, virtuelle Kraftwerke (überregional<br />

„bilanziell“ zusammengeschaltete Erzeuger), sowie Hybridkraftwerke (verschiedene, an<br />

einem Punkt zusammengeschaltete Erzeuger). Systemmanagementmaßnahmen ermöglichen<br />

eine koordinierte <strong>und</strong> im Idealfall in Teilbereichen gr<strong>und</strong>lastfähige Einspeisung <strong>der</strong> Erneuerbaren<br />

Energien. Insbeson<strong>der</strong>e Energiespeicher entlasten die Netze in Spitzenlastzeiten <strong>und</strong> können in<br />

Schwachlastzeiten die Abschaltung von Wind- <strong>und</strong> Solaranlagen vermeiden.<br />

56


Weiterentwicklung <strong>der</strong> Energiestrategie 2020 des Landes Brandenburg<br />

Annex<br />

57<br />

M<br />

Systemmanagement & Energiespeicherung<br />

Mögliche Zielaspekte<br />

2014: Weitere überregionale virtuelle Kraftwerke <strong>und</strong> Hybridkraftwerke definiert / installiert; <br />

2020: Aufnahme <strong>und</strong> Speicherung von x % regenerativ erzeugter Energien in die Gas- <strong>und</strong> Wärmenetzen; 90 % <strong>der</strong> Haushalte<br />

in Brandenburg mit Smart Metern ausgestattet; <br />

2030: Erneuerbare Energien dank intelligenter kommunikativer Vernetzung <strong>und</strong> Steuerung von Stromerzeugern,<br />

Energiespeichern <strong>und</strong> Verbrauchern weitgehend gr<strong>und</strong>lastfähig; <br />

Situation <strong>und</strong> mögliche Hin<strong>der</strong>nisse für Zielerreichung<br />

Zu geringe Lastflexibilität ist ein entscheidendes Problem des Landes. Immer häufiger führt dezentrale Erzeugung zu<br />

Abschaltungen, die neben Netzausbaumaßnahmen auch durch ein intelligentes Zusammenspiel von Stromerzeugern,<br />

Energiespeichern <strong>und</strong> Verbrauchern verhin<strong>der</strong>t werden könnten.<br />

Derzeit besteht zum Thema Energiespeicherung noch viel Forschungsbedarf, insbeson<strong>der</strong>e bei <strong>der</strong> Speicherung von<br />

Energie mit Hilfe von Wasserstoff. Innovative Pilotprojekte sind in Brandenburg initiiert, ihr Potenzial für eine<br />

flächendeckende Anwendung ist jedoch noch nicht absehbar.<br />

Aus technischer Sicht sinnvolle virtuelle Kraftwerke laufen möglicherweise quer zu den Regionalen Planungsgemeinschaften<br />

(RPGs) <strong>und</strong> sind daher angesichts <strong>der</strong>zeit mangelhafter Vernetzung <strong>der</strong> RPGs schwer zu realisieren.<br />

Für Neubauten <strong>und</strong> Totalsanierungen ist die Einführung von Smart-Metern bereits seit Januar 2010 Pflicht, bis 2022 sollen<br />

europaweit alle Haushalte mit Smart-Metern ausgestattet werden. Anschaffungs- <strong>und</strong> Dienstleistungsgebühren sowie<br />

die ungeklärte Frage <strong>der</strong> Kostenträgerschaft genauso wie Datenschutzfragen sind aktuell Hin<strong>der</strong>nisse bei <strong>der</strong><br />

Ausstattung von Haushalten mit Smart-Metern. Zudem sind variable Stromkosten eine gr<strong>und</strong>sätzliche Voraussetzung für<br />

den Erfolg von Smart Metern.<br />

Der Ausbau von Energiespeicherungsmöglichkeiten ist <strong>der</strong>zeit für die Netzbetreiber wenig attraktiv, da die Kosten im<br />

Vergleich zum Netzausbau relativ hoch sind. Zudem sind sowohl die künftigen Standorte als auch <strong>der</strong> Umfang des<br />

Ausbaus <strong>der</strong> erneuerbaren Energien <strong>und</strong> <strong>der</strong> Netze zum Teil noch ungewiss – gleichzeitig bedingen diese Faktoren die<br />

Konkretisierung von Plänen um Energiespeicherungskapazitäten aufzubauen.<br />

Einsatz zeitabhängiger Tarife zugunsten einer gleichmäßigeren Netzauslastung stößt im Geschosswohnungsbau an die<br />

Grenzen Folie 166des Nachbarschaftsrechts aufgr<strong>und</strong> möglicherweise verstärkten Einsatzes von energie-Zur <strong>und</strong> Diskussion<br />

lärmintensiven<br />

Geräten zu Nachtzeiten.<br />

<br />

M<br />

Systemmanagement & Energiespeicherung<br />

Ansatzpunkte für weiterentwickelte Maßnahmen<br />

Geeignete Stätten für Energiespeicher vor dem Hintergr<strong>und</strong> des erwarteten Ausbaus <strong>der</strong> erneuerbaren Energien <strong>und</strong> Netze<br />

in Kooperation mit den wichtigsten Akteuren (Übertragungs- <strong>und</strong> Verteilnetzbetreiber, Kommunen, RPGs) identifizieren,<br />

erforschen <strong>und</strong> realisieren. Beispielsweise verfügt Brandenburg über zahlreiche Salinarstrukturen im Untergr<strong>und</strong>, die<br />

event. als Speicher für Wasserstoff <strong>und</strong> Druckluft genutzt werden könnten (Kavernenspeicher). Das Potenzial sollte in<br />

<strong>der</strong> Zuständigkeit des Landesamtes für Bergbau, Geologie <strong>und</strong> Rohstoffe (LBGR) geprüft werden.<br />

Gasnetze sind auf flexible Einspeisung ausgelegt <strong>und</strong> ließen sich <strong>zur</strong> Speicherung von regenerativ erzeugter Energie<br />

nutzen. Mithilfe einer Methanisierung (z.B. auf Basis <strong>der</strong> technischen Regeln des DVGW) von Überschussstrom aus<br />

erneuerbaren Quellen kann synthetisches Erdgas so hergestellt werden, dass es den Anfor<strong>der</strong>ungen <strong>der</strong> öffentlichen<br />

Erdgasversorgung entspricht. Somit können die in den Gashochdruckleitungen (>16bar) vorhandenen Energiespeicher<br />

genutzt werden.<br />

Durch einen abgestimmten Betrieb von Strom- <strong>und</strong> Wärmenetzen, Kraft-Wärme-Kopplung <strong>und</strong> regenerativer Erzeugung<br />

Synergiepotenzial realisieren<br />

Aus technischer Sicht landesweit weitere sinnvolle virtuelle Kraftwerke planen <strong>und</strong> realisieren, z.B. in Kooperation mit <strong>der</strong><br />

BTU Cottbus – diese müssen mit vorhandenen bzw. volkswirtschaftlich sinnvoll zu entwickelnden Netzstrukturen<br />

abgeglichen werden<br />

Den Umstieg privater Haushalte auf Smart Meter durch finanzielle Anreize o<strong>der</strong> kostenlose Energieberatung erleichtern<br />

(z.B. über eine Energiesparagentur)<br />

Machbarkeit von Pumpspeicherkraftwerken in Tagebauseen in <strong>der</strong> Lausitz prüfen <strong>und</strong> ggf. umsetzen<br />

Synergien bei Netzen <strong>und</strong> Verbrauchsstrukturen mit dem Land Berlin besser nutzen<br />

<br />

57


Weiterentwicklung <strong>der</strong> Energiestrategie 2020 des Landes Brandenburg<br />

Annex<br />

58<br />

4.1.5 Beteiligung <strong>und</strong> Transparenz<br />

Bei <strong>der</strong> Umsetzung <strong>der</strong> Energiepolitik im Land Brandenburg stehen energiepolitische Ziele an<strong>der</strong>en,<br />

individuellen wie gemeinschaftlichen Anliegen <strong>der</strong> betroffenen Bevölkerung <strong>und</strong> <strong>der</strong> Regionen<br />

gegenüber. So trifft beispielsweise <strong>der</strong> Ausbau <strong>der</strong> Erneuerbaren Energien sowie <strong>der</strong> Netzinfrastruktur<br />

auf die Empfindung von vermin<strong>der</strong>ter Lebensqualität vor Ort o<strong>der</strong> Anliegen des Naturschutzes.<br />

Die Aussicht auf zukünftige Einspeicherungen von CO 2 schürt Befürchtungen <strong>und</strong><br />

Ängste ähnlich jenen vor <strong>der</strong> Endlagerung nuklearer Abfälle. Auch die Einsicht, durch Gebäudesanierung<br />

Energie effizienter nutzen zu können, kann oft den Mangel an kurzfristig empf<strong>und</strong>enem<br />

Nutzen auf Eigentümer- <strong>und</strong> Mieterseite nicht aufwiegen. Um den Ausbau <strong>der</strong> Erneuerbaren<br />

Energien voranzutreiben, notwendige infrastrukturelle Maßnahmen (wie den Netzausbau)<br />

durchzuführen <strong>und</strong> Technologien mit globalem Marktpotenzial zu erproben (CCS) – ohne dabei<br />

gleichzeitig den Unmut <strong>der</strong> Betroffenen zu schüren – müssen folglich gezielte Maßnahmen für<br />

eine Beteiligung <strong>und</strong> <strong>zur</strong> Schaffung Transparenz <strong>der</strong> Energiepolitik in allen Handlungsfel<strong>der</strong>n<br />

ergriffen werden. Dabei sollten bestehende Zielkonflikte <strong>der</strong> Energiepolitik in sämtlichen Handlungsfel<strong>der</strong>n<br />

<strong>der</strong> Energiestrategie verständlich <strong>und</strong> transparent angesprochen <strong>und</strong> diskutiert,<br />

kommunale Anliegen von Bürgern <strong>und</strong> Umsetzungsakteuren stärker berücksichtigt <strong>und</strong> eine Beteiligung<br />

an <strong>der</strong> Entwicklung <strong>und</strong> Umsetzung <strong>der</strong> Energiestrategie durch das Schaffen breiter<br />

gesellschaftlicher Unterstützung ermöglicht werden. Eine zentrale Herausfor<strong>der</strong>ung stellt sich<br />

auch in <strong>der</strong> Einbindung <strong>und</strong> Motivation relevanter Betreiber <strong>und</strong> Investoren, die Akzeptanz <strong>der</strong><br />

regionalen Bevölkerung nicht als Investitionshürde, son<strong>der</strong>n als Gelegenheit <strong>zur</strong> Sicherung langfristiger<br />

Wachstumsräume zu verstehen.<br />

Ansatzpunkte für Maßnahmen<br />

Gr<strong>und</strong>sätzlich bestehen drei Ansatzpunkte, um Unterstützung <strong>und</strong> Zustimmung <strong>der</strong> Bevölkerung<br />

für Inhalte <strong>und</strong> Umsetzungsmaßnahmen <strong>der</strong> weiterzuentwickelnden Energiestrategie zu erzielen:<br />

<br />

<br />

<br />

Information <strong>und</strong> Kommunikation vor <strong>der</strong> Umsetzung einzelner energiepolitischer Maßnahmen<br />

Einbindung <strong>und</strong> Beteiligung im Zuge <strong>der</strong> Umsetzung von <strong>und</strong> Entscheidung für energiepolitische<br />

Maßnahmen<br />

Interessensausgleich <strong>und</strong> Konfliktlösung im Falle divergieren<strong>der</strong> Interessen nach <strong>der</strong><br />

Entscheidung für eine energiepolitische Maßnahme<br />

Je<strong>der</strong> dieser Ansatzpunkte sollte in unterschiedlicher Ausprägung <strong>und</strong> Methodik für die einzelnen<br />

Handlungsfel<strong>der</strong> <strong>und</strong> Maßnahmenbereiche <strong>der</strong> Energiestrategie ausgearbeitet werden. Es existiert<br />

keine stets passende Standardlösung <strong>zur</strong> Steigerung <strong>der</strong> Akzeptanz – die Herausfor<strong>der</strong>ung,<br />

den Betrieb eines Windparks in <strong>der</strong> Nähe einer Kommune im Einklang zu ermöglichen, erfor<strong>der</strong>t<br />

eine an<strong>der</strong>e Herangehensweisen als <strong>der</strong> konstruktive Austausch über die Einlagerung von CO 2.<br />

1. Information <strong>und</strong> Kommunikation: Nicht selten resultieren Skepsis <strong>und</strong> Ablehnung aus<br />

einem Mangel an Information <strong>und</strong> <strong>der</strong> Intransparenz von Prozessen heraus. Insofern gilt es,<br />

Bürger <strong>und</strong> Anspruchsgruppen mit Hilfe von Kommunikationsmethoden gezielt <strong>und</strong><br />

umfassend über Kosten, Nutzen <strong>und</strong> Risiken von Technologien (im Bereich EE o<strong>der</strong> CCS),<br />

zu Hintergründen <strong>und</strong> Motivationen von Maßnahmen (beispielsweise in Zusammenhang mit<br />

Netzausbauvorhaben), sowie den Aufwand des langfristigen Strukturwandels in <strong>der</strong><br />

Energieerzeugung <strong>und</strong> dessen Folgekosten zu informieren. Ziel sollte sein, nachweislich <strong>und</strong><br />

glaubwürdig zu vermitteln, dass Energiepolitik nicht gegen son<strong>der</strong>n zugunsten gesellschaftlicher<br />

Interessen stattfindet, <strong>und</strong> zwar nicht allein auf abstrakter, globaler Ebene (Argument<br />

Klimawandel), son<strong>der</strong>n durchaus auch lokal <strong>und</strong> unmittelbar im Interesse des Einzel-<br />

58


Weiterentwicklung <strong>der</strong> Energiestrategie 2020 des Landes Brandenburg<br />

Annex<br />

59<br />

nen (Schaffung neuer Arbeitsplätze, preiswertere Strom- <strong>und</strong> Wärmeversorgung etc.).<br />

Transparenz sollte Maxime des energiepolitischen Handelns in Brandenburg werden, um<br />

das Erreichen <strong>der</strong> energiepolitischen Ziele <strong>zur</strong> „gemeinsamen Sache“ von Politik,<br />

Wirtschaft <strong>und</strong> Gesellschaft zu machen. Ein Energie- <strong>und</strong> Klimaschutzatlas als umfassendes,<br />

internetbasiertes Informations- <strong>und</strong> Kommunikationssystem (wie z.B. in Bayern in<br />

Vorbereitung, www.energieatlas.bayern.de) wurde vom Landtag bereits verlangt (Beschluss<br />

5/625). Die Erarbeitung <strong>und</strong> insbeson<strong>der</strong>e die Verstetigung eines solchen Systems erfor<strong>der</strong>t<br />

neben <strong>der</strong> bisher ungeklärten Finanzierung ein nachhaltiges Zusammenwirken verschiedener<br />

Ressorts.<br />

2. Einbindung <strong>und</strong> Beteiligung: Es gibt zwei Ansatzpunkte, Bürger bei <strong>der</strong> Umsetzung<br />

energiepolitischer Maßnahmen direkt einzubinden <strong>und</strong> zu beteiligen. Zunächst besteht die<br />

Möglichkeit über kontinuierliche Information <strong>und</strong> einen strukturierten Dialog neuen Raum für<br />

Meinungsäußerung <strong>und</strong> Interessensbek<strong>und</strong>ung zu schaffen. Ein proaktives Herantreten an<br />

konkret Betroffene im Vorfeld <strong>der</strong> Realisierung energiepolitischer Vorhaben mit<br />

Informationsmaterialien <strong>und</strong> unter Nennung einer Ansprechperson o<strong>der</strong> zuständigen Stelle<br />

kann dabei genauso nützlich sein, wie das Schaffen von permanenten Foren, die Raum für<br />

das Einbringen unterschiedlicher Perspektiven <strong>und</strong> Anliegen bieten. Oft kann allein die<br />

Wahrnehmung, aktiv gefragt worden zu sein, eine überaus positive Auswirkung auf<br />

Akzeptanz <strong>und</strong> Unterstützung seitens <strong>der</strong> Bevölkerung haben. An<strong>der</strong>erseits kann über direkte<br />

finanzielle Beteiligung am möglichen Nutzen energiepolitischer Maßnahmen (z.B. Errichtung<br />

eines Windparks) Akzeptanz vor Ort gesichert werden. Hier hat Brandenburg bereits einige<br />

überregional beachtete Gute-Praxis-Beispiele vorzuweisen, wie z.B. das Flächenpachtmodell<br />

in Schlalach. 45<br />

3. Interessensausgleich <strong>und</strong> Konfliktlösung: Die Umsetzung energiepolitischer Maßnahmen<br />

<strong>zur</strong> Erreichung von Brandenburgs energiepolitischen Zielen muss über alle Phasen hinweg<br />

dialogorientiert erfolgen – auch nachdem Entscheidungen zu konkreten Maßnahmen bereits<br />

gefallen sind. Insofern ist es wichtig, Verfahren zu institutionalisieren, welche anhaltende<br />

Interessensungleichgewichte effektiv adressieren: Expertengutachten können durch<br />

Bürgergutachten mit For<strong>der</strong>ungen <strong>und</strong> Empfehlungen <strong>zur</strong> Umsetzung infrastruktureller<br />

Energieprojekte um die Position <strong>der</strong> direkt Betroffenen ergänzt werden. Über professionelle,<br />

ergebnisoffene Mediationsverfahren (inklusive abschließendem Schlichterspruch) können<br />

energiepolitisch relevante Bürgerinitiativen angehört <strong>und</strong> eingeb<strong>und</strong>en werden. Aber auch<br />

an<strong>der</strong>e innovative Verfahren können ihre Anwendung im Rahmen von regelmäßigen<br />

Bürgerpanels <strong>und</strong> –konferenzen finden. So kann die Errichtung einer regionalen<br />

„Clearingstelle“, orientiert am Beispiel <strong>der</strong> Clearingstelle EEG, unter dem Einverständnis aller<br />

beteiligten Parteien eine institutionalisierte Plattform <strong>zur</strong> Vermittlung <strong>und</strong> Klärung bei<br />

Interessenkonflikten <strong>und</strong> Meinungsverschiedenheiten bilden.<br />

Um schließlich die Wirkung <strong>der</strong> energiepolitischen Säule Akzeptanz auch messbar zu machen,<br />

könnte die Definition <strong>und</strong> Entwicklung eines „Akzeptanzindex“ Bestandteil <strong>der</strong> Weiterentwicklung<br />

<strong>der</strong> Energiestrategie sein. Dieser könnte einerseits auf objektiven Kriterien (Photovoltaik-Anlagen<br />

auf Privatdächern, Anzahl <strong>und</strong> Mitglie<strong>der</strong> von Bürgerinitiativen, neugebaute Windenergieanlagen<br />

in <strong>der</strong> Nähe von Wohnhäusern etc.) <strong>und</strong> an<strong>der</strong>seits auf empirischen Umfragen<br />

<strong>zur</strong> Zufriedenheit <strong>der</strong> Bürger mit <strong>der</strong> regionalen energiepolitischen Ausrichtung basieren. Regelmäßig<br />

erhoben <strong>und</strong> offen kommuniziert steigert solch ein Index nicht nur die Glaubwürdigkeit<br />

<strong>der</strong> regionalen Energiepolitik, son<strong>der</strong>n liefert detaillierte Erkenntnisse zum Stand <strong>der</strong> Ak-<br />

45 In <strong>der</strong> als „Energiekommune“ durch die Agentur für Erneuerbare Energien ausgezeichneten Gemeinde Schlalach wird ein<br />

beson<strong>der</strong>es Pachtmodell mit hoher Akzeptanzwirkung angewendet: 20 Prozent <strong>der</strong> Pachteinnahmen gehen an Flächeneigentümer<br />

<strong>der</strong> tatsächlich bebauten Flächen, <strong>der</strong> Rest wird unter den nicht berücksichtigten Eigentümern von Windeignungsflächen<br />

zugeteilt.<br />

59


Weiterentwicklung <strong>der</strong> Energiestrategie 2020 des Landes Brandenburg<br />

Annex<br />

60<br />

zeptanz im Land. Genutzt werden kann solch ein Index zudem <strong>zur</strong> tiefergehenden <strong>und</strong> weitreichenden<br />

Analyse <strong>der</strong> Treiber regionaler Akzeptanz, so dass er eine f<strong>und</strong>ierte Gr<strong>und</strong>lage <strong>zur</strong><br />

Adaption passgenauer regionaler Strategien <strong>zur</strong> Akzeptanzför<strong>der</strong>ung darstellen kann.<br />

Wir empfehlen, im Rahmen <strong>der</strong> Weiterentwicklung <strong>der</strong> Energiestrategie verschiedene innovative<br />

Verfahren innerhalb <strong>der</strong> oben skizzierten Ansatzpunkte für die verschiedenen Maßnahmenbereiche<br />

<strong>der</strong> Energiestrategie modellhaft zu entwickeln <strong>und</strong> in Brandenburg gerade im Zusammenhang<br />

mit aktuellen Brennpunkten des Interessenskonflikts zu pilotieren. Unter <strong>der</strong> Voraussetzung,<br />

dass die Entwicklung <strong>der</strong> Einbindungsmodelle konsequent verfolgt <strong>und</strong> optimiert wird,<br />

könnten die Anstrengungen im Bereich Akzeptanz <strong>und</strong> Transparenz zu einem b<strong>und</strong>esweiten Alleinstellungsmerkmal<br />

<strong>der</strong> Energiepolitik Brandenburgs werden.<br />

4.1.6 Handlungsfeld Forschung & Entwicklung<br />

Das Querschnittsthema Forschung <strong>und</strong> Entwicklung ist entscheidend für eine wirtschaftliche,<br />

verlässliche <strong>und</strong> ökologische Energieversorgung in Brandenburg. Energierelevante Forschung<br />

<strong>und</strong> Entwicklung trägt dazu bei, Wachstum <strong>und</strong> Beschäftigung durch Innovationserfolge zu generieren,<br />

eine sichere Energieversorgung auf Basis regenerativer Erzeugung zu gewährleisten <strong>und</strong><br />

eine CO 2 -arme Energieversorgung zu etablieren. Mit entsprechenden Studien- <strong>und</strong> Weiterbildungsangeboten<br />

tragen die Hochschulen <strong>zur</strong> Fachkräftesicherung bei. Reserven werden in einer<br />

noch engeren Verzahnung von Wissenschaft <strong>und</strong> Wirtschaft in Lehre, wissenschaftlicher Weiterbildung<br />

<strong>und</strong> anwendungsorientierter Forschung gesehen.<br />

Brandenburg ist bei Forschung <strong>und</strong> Entwicklung im Energiebereich bereits gut aufgestellt. So<br />

kann das Land auf<br />

zahlreiche Hochschulen <strong>und</strong> außeruniversitäre Forschungseinrichtungen,<br />

ein im Rahmen <strong>der</strong> sektoral <strong>und</strong> räumlich konzentrierten Neuausrichtung <strong>der</strong> Brandenburger<br />

Wirtschaftsför<strong>der</strong>politik definiertes Branchenkompetenzfeld Energiewirtschaft/ -technologie,<br />

eine fruchtbare Zusammenarbeit mit dem Land Berlin im Rahmen <strong>der</strong> Clusterstrategie<br />

Energietechnik sowie<br />

starke <strong>und</strong> innovative Unternehmen in energierelevanten Wachstumsmärkten<br />

verweisen.<br />

Diese drei Aspekte werden im Folgenden aufgegriffen <strong>und</strong> im Detail skizziert.<br />

Dichtes Netz aus universitären <strong>und</strong> außeruniversitären Forschungseinrichtungen<br />

Brandenburg entwickelt sich zu einem international wettbewerbsfähigen Standort für die Forschung,<br />

Erprobung, Anwendung <strong>und</strong> den Export zukunftsfähiger Energietechnologien. Dabei<br />

haben beson<strong>der</strong>e Bedeutung für das Land Brandenburg:<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

Energieeffizienztechnologien <strong>und</strong> –verfahren,<br />

Technologien <strong>zur</strong> Nutzung <strong>der</strong> Erneuerbaren Energien,<br />

klimaverträgliche Kraftwerkstechnologien (u.a. CCS) sowie<br />

die Integration <strong>der</strong> Erneuerbaren Energien in das Energiesystem (vor allem durch Netze<br />

<strong>und</strong> Energiespeicherung).<br />

Diese Technologien werden bereits heute in einem dichten Netz von Hochschulen <strong>und</strong> außeruniversitären<br />

Forschungseinrichtungen untersucht, die zu energierelevanten Themen zum Teil auf<br />

60


Weiterentwicklung <strong>der</strong> Energiestrategie 2020 des Landes Brandenburg<br />

Annex<br />

61<br />

international führendem Niveau forschen <strong>und</strong> innovative Technologieentwicklung, auch unter<br />

Einbeziehung <strong>der</strong> Wirtschaft, betreiben. Dazu zählen unter an<strong>der</strong>en:<br />

die BTU Cottbus mit Schwerpunkten bei Energieressourcen, Kraftwerkstechnik, elektrischen<br />

Netzen, den CCS-Technologien, den Biogastechnologien sowie dem sich im Aufbau befindlichen<br />

Wasserstoffzentrum,<br />

die Brandenburger Fachhochschulen wie die HNE Eberswalde, die Hochschule Lausitz,<br />

TH Wildau o<strong>der</strong> die FH Brandenburg, die wertvolle energiebezogene Forschungsbeiträge<br />

erarbeiten <strong>und</strong> dank zahlreicher energierelevanter Studiengänge <strong>und</strong> Absolventen einen<br />

wichtigen Standortvorteil für die hiesigen Unternehmen darstellen, <strong>und</strong><br />

außeruniversitäre Forschungseinrichtungen wie das sich im Aufbau befindliche, hochkarätig<br />

besetzte „Institute for Advanced Sustainability Studies“ (Potsdam) sowie das renommierte<br />

Potsdamer GeoForschungsZentrum (GFZ) als Helmholtz-Zentrum.<br />

In Brandenburg existieren zudem bereits jetzt verschiedene innovative <strong>und</strong> überregional<br />

wahrgenommene Forschungs-, Pilot- <strong>und</strong> Demonstrationsvorhaben:<br />

das Verb<strong>und</strong>vorhaben „GeoEn“ (Potsdam/ Cottbus) mit den Schwerpunkten Geothermie,<br />

heimische Gasressourcen sowie Speicherungsverfahren für Kohlendioxid <strong>und</strong> Kraftwerkstechnologien,<br />

das Smart-Meter-Pilotprojekt in Forst,<br />

das innovative Berlin-Brandenburger Leitprojekt „e-SolCar“ <strong>und</strong><br />

das weltweit einmalige Hybridkraftwerk in Prenzlau.<br />

Aufbauend auf <strong>der</strong> bereits bestehenden Forschungs- <strong>und</strong> Innovationslandschaft bietet sich für<br />

das Energieland Brandenburg die große Chance, in Zukunft weiterhin <strong>der</strong> Vorreiter für eine wirtschaftliche,<br />

verlässliche <strong>und</strong> ökologische Energieversorgung zu sein.<br />

Gemeinsame Clusterstrategie Energietechnik mit dem Land Berlin<br />

Mit <strong>der</strong> gemeinsamen Clusterstrategie Energietechnik hat Brandenburg bereits eine enge <strong>und</strong><br />

fruchtbare Kooperation mit dem Land Berlin etabliert. Bereits im Dezember 2007 haben sich die<br />

Län<strong>der</strong> Berlin <strong>und</strong> Brandenburg darauf verständigt, in ausgewählten, wissensbasierten Bereichen<br />

die wirtschaftliche Entwicklung zukünftig gemeinsam voranzutreiben. In Folge dessen wurde die<br />

Energietechnik zu einem <strong>der</strong> fünf technologie- <strong>und</strong> innovationsgetriebenen Zukunftsfel<strong>der</strong> <strong>der</strong><br />

gemeinsamen Innovationsstrategie <strong>der</strong> Län<strong>der</strong> Berlin <strong>und</strong> Brandenburg (innoBB) erklärt.<br />

Die Clusterstrategie Energietechnik deckt damit in <strong>der</strong> Energiestrategie des Landes Brandenburg<br />

jene Themen ab, bei denen es im Handlungsfeld „Forschung <strong>und</strong> Entwicklung“ einen gemeinsamen<br />

Schnittpunkt mit dem Land Berlin gibt.<br />

Erklärtes politisches Ziel <strong>der</strong> Clusterstrategie Energietechnik ist es, Energietechnik in <strong>der</strong> Hauptstadtregion<br />

zu einem wachsenden, international wettbewerbsfähigen Wissenschafts- <strong>und</strong> Wirtschaftscluster<br />

weiterzuentwickeln <strong>und</strong> entsprechend zu vermarkten. Dadurch sollen die Innovations-<br />

<strong>und</strong> Wettbewerbsfähigkeit bei <strong>der</strong> Entwicklung neuer Dienstleistungen <strong>und</strong> bei <strong>der</strong> Entwicklung<br />

<strong>und</strong> Fertigung neuer Erzeugnisse in <strong>der</strong> Hauptstadtregion gesteigert <strong>und</strong> Beschäftigungs<strong>und</strong><br />

Umsatzwachstum gesichert werden. Insbeson<strong>der</strong>e bei den Themen Turbomaschinen <strong>und</strong><br />

Photovoltaik sind die Gemeinsamkeiten zwischen den beiden Län<strong>der</strong>n im Bereich <strong>der</strong> Entwicklung<br />

<strong>und</strong> Herstellung überregional wettbewerbsfähiger Produkte sehr ausgeprägt <strong>und</strong> gleichzeitig<br />

im nationalen <strong>und</strong> internationalen Vergleich herausragende Kompetenzen in Wirtschaft <strong>und</strong> Wissenschaft<br />

vorhanden. Weitere Potenziale für eine Zusammenarbeit zwischen den beiden Län<strong>der</strong>n<br />

bei Themen wie Komponenten intelligenter Energienetze <strong>und</strong> –speicher, E-Mobilität, Ener-<br />

61


Weiterentwicklung <strong>der</strong> Energiestrategie 2020 des Landes Brandenburg<br />

Annex<br />

62<br />

gieeffizienz-Technologien sowie bei Anlagen <strong>zur</strong> Nutzung von Wind- <strong>und</strong> Bioenergie sollen in<br />

Zukunft im Rahmen <strong>der</strong> gemeinesamen Clusterstrategie identifiziert <strong>und</strong> angestoßen werden.<br />

Der Clusterprozess ist technologiefokussiert <strong>und</strong> auf wissenschaftliche Einrichtungen <strong>und</strong> Unternehmen<br />

aller Größenordnungen ausgerichtet. Im Zentrum stehen die Vernetzung, Know-how <strong>und</strong><br />

Technologietransfer zwischen Beteiligten sowie wirtschaftliche Ergänzungen in <strong>der</strong> Wertschöpfungskette<br />

<strong>zur</strong> Erreichung überregionaler Sichtbarkeit.<br />

Hervorragende Ausgangssituation auf den Wachstumsmärkten <strong>der</strong> Zukunft<br />

Angesichts des global hervorragenden Marktumfelds bieten die Erforschung <strong>und</strong> Anwendung<br />

von Energietechnologien in Zukunft große Wachstumschancen für Brandenburg <strong>und</strong> die<br />

Hauptstadtregion insgesamt. Die Mehrzahl aller Technologieprognosen zeigt, dass die künftige<br />

Energieversorgung sowie ihre Umweltverträglichkeit ein wichtiger Trend sind. So werden die<br />

Leitmärkte für umweltfre<strong>und</strong>liche Energien <strong>und</strong> Energiespeicherung nach Prognosen weiter<br />

wachsen – bis 2020 um r<strong>und</strong> 11 Prozent jährlich auf 615 Milliarden Euro. Gleiches gilt für den<br />

Markt für Energieeffizienz, <strong>der</strong> um 5 Prozent im Jahr auf 1030 Milliarden Euro wachsen wird. 46<br />

Brandenburg hat auf diesen Märkten eine hervorragende Ausgangsposition. Junge, wachstumsstarke<br />

Unternehmen wie O<strong>der</strong>sun o<strong>der</strong> Enertrag sind bereits auf dem internationalen<br />

Markt für Erneuerbare Energien vertreten <strong>und</strong> haben innerhalb weniger Jahre mehr als 14.000<br />

neue Arbeitsplätze im Bereich Erneuerbare Energien geschaffen. 47 Auf dieser Basis konnte sich<br />

Brandenburg zum b<strong>und</strong>esweit führenden Standort in <strong>der</strong> Erzeugung von Biokraftstoffen <strong>und</strong> <strong>der</strong><br />

Nummer Zwei bei <strong>der</strong> installierten Windkraftleistung entwickeln. Zudem kommen mittlerweile 40<br />

Prozent aller deutschen Photovoltaik-Module aus <strong>der</strong> Hauptstadtregion.<br />

46 Quelle: BMU (2009). GreenTech made in Germany 2.0. Umwelttechnologie-Atlas für Deutschland.<br />

47 Schätzung auf Gr<strong>und</strong>lage <strong>der</strong> Zahlen aus <strong>der</strong> Antwort <strong>der</strong> Landesregierung Brandenburg auf die Kleine Anfrage Nr. 613<br />

„Beschäftigte im Bereich Erneuerbare Energien in Brandenburg“.<br />

62


Weiterentwicklung <strong>der</strong> Energiestrategie 2020 des Landes Brandenburg<br />

Annex<br />

63<br />

4.2 Liste <strong>der</strong> interviewten Experten<br />

Titel Nachname Vorname Organisation<br />

1 Blossey Sabine Ministerium für Umwelt, Ges<strong>und</strong>heit <strong>und</strong> Verbraucherschutz,<br />

Referat 53<br />

2 Bornholdt Martin DENEFF - Deutsche Unternehmensinitiative<br />

Energieeffizienz, Geschäftsführen<strong>der</strong> Vorstand<br />

3 Prof. Dr.-<br />

Ing.<br />

Bradke Harald Fraunhofer Institut für System- <strong>und</strong> Innovationsforschung<br />

4 Busch Peter Ministerium für Infrastruktur <strong>und</strong> Landwirtschaft,<br />

Referatsleiter<br />

5 Diwald Werner ENERTRAG AG, Vorstand<br />

6 Prof. Dr. Gallas Wolfgang envia Verteilnetz GmbH, Technischer Geschäftsführer<br />

7 Geipel Helga Ministerium für Wirtschaft <strong>und</strong> Europaangelegenheiten,<br />

Referat 23<br />

8 Dr. Gr<strong>und</strong>mann Jan Vattenfall Europe New Energy GmbH<br />

9 Prof. Dr.<br />

Dr. h.c.<br />

Hüttl<br />

Reinhard F. J. Helmholtz-Zentrum Potsdam/Deutsches Geo-<br />

Forschungs-Zentrum GFZ<br />

10 Ihrke Bodo Regionale Planungsgemeinschaft Uckermark-<br />

Barnim<br />

11 Knauber Rainer Vattenfall Europe AG<br />

12 Dr. Knopf Brigitte Potsdam-Institut für Klimafolgenforschung e.V.<br />

13 Prof. Dr.-<br />

Ing.<br />

Koziol Matthias Brandenburgische Technische Universität Cottbus,<br />

Institut für Städtebau <strong>und</strong> Landschaftsplanung<br />

14 Kreck Vladimir Ministerium für Wirtschaft <strong>und</strong> Europaangelegenheiten,<br />

Referat 18<br />

15 Linke Carsten Landesamt für Umwelt, Ges<strong>und</strong>heit <strong>und</strong> Verbraucherschutz;<br />

Abteilung Technischer Umweltschutz<br />

16 Nicht Lothar Regionale Planungsgemeinschaft Lausitz-<br />

Spreewald<br />

17 Pahle Michael Potsdam-Institut für Klimafolgenforschung e.V.<br />

18 Prof. Pfeiffer Klaus Brandenburgische Technische Universität Cottbus<br />

19 Dr. Pietsch Jörg Potsdam-Institut für Klimafolgenforschung<br />

63


Weiterentwicklung <strong>der</strong> Energiestrategie 2020 des Landes Brandenburg<br />

Annex<br />

64<br />

20 Prof. Dr. Piorr Hans-Peter Hochschule für Nachhaltige Entwicklung<br />

Eberswalde<br />

21 Prof. Dr.-<br />

Ing.<br />

Schwarz Harald Brandenburgische Technische Universität Cottbus<br />

22 Prof. Dr. Stock Manfred Potsdam-Institut für Klimafolgenforschung e.V.<br />

4.3 Liste <strong>der</strong> Teilnehmer an den Strategiewerkstätten<br />

# Titel Nachname Vorname Organisation<br />

1 Bernhardt Axel HWK Cottbus<br />

2 Bernhauer Joachim EWET - GA Kooperationsnetzwerk Energiewirtschaft/<br />

Energietechnologie BB<br />

3 Bethke Thomas Stadtwerke Hennigsdorf<br />

4 Blossey Sabine MUGV<br />

5 Bock Harald E.ON edis<br />

6 Böhme Wilfried Stadtwerke Potsdam GmbH<br />

7 Bohne Dennis Fachhochschule Brandenburg (FHB)<br />

8 Busch Peter MIL<br />

9 Cremer Sven MWE<br />

10 Dähnert Detlev Vattenfall Europe AG<br />

11 Dallorso Stefan Stadtwerke Hennigsdorf<br />

12 Debertshäuser Erik Fachverband Sanitär Heizung Klempner Klima<br />

(SHK)<br />

13 Döring Robert ENERTRAG AG<br />

14 Dr. Enneper Carsten MWE<br />

15 Fischer Hendrik Staatskanzlei<br />

16 Frohwitter Werner energiequelle GmbH, "Energieautarkes<br />

Feldheim"<br />

64


Weiterentwicklung <strong>der</strong> Energiestrategie 2020 des Landes Brandenburg<br />

Annex<br />

65<br />

17 Prof. Dr. Gallas Wolfgang envia Verteilnetz GmbH (envia NETZ)<br />

18 Gerwin Marianne DUKTIL GUSS Fürstenwalde GmbH<br />

19 Glahr Jan Hinrich B<strong>und</strong>esverband WindEnergie (BWE), Landesverband<br />

Berlin-Brandenburg<br />

20 Gottschalk Ingrid Staatskanzlei<br />

21 Greib Martina ERL - Energieregion Lausitz-Spreewald GmbH<br />

22 Grudno Hans-Dieter CEMEX<br />

23 Dr. Gr<strong>und</strong>mann Jan Vattenfall New Energy GmbH<br />

24 Hampel Gregor Vattenfall Europe Distribution<br />

25 Har<strong>der</strong>s Hermann LUGV<br />

26 Heidemanns Henning MWE, Staatssekretär<br />

27 Dr. Heinrich Andreas Stadt Prenzlau<br />

28 Hübner Klaus-Dieter Stadt Guben<br />

29 Kahlert Joachim Vattenfall Europe Mining & Generation AG<br />

30 Kauf Matthias LFE - Landesfachverband <strong>der</strong> Bau- <strong>und</strong> Energieberater<br />

Berlin Brandenburg e.V.<br />

31 Kehler Fred B5 Solar<br />

32 Prof. Dr. Koziol Matthias BTU Cottbus<br />

33 Krause Markus Industrie- <strong>und</strong> Handelskammer Potsdam<br />

34 Prof. Dr.-<br />

Ing.<br />

Krautz<br />

Hans-<br />

Joachim<br />

BTU Cottbus<br />

35 Kreck Vladimir MWE, Referat 18<br />

36 Linke Carsten LUGV<br />

37 Lücking Gero LichtBlick AG<br />

65


Weiterentwicklung <strong>der</strong> Energiestrategie 2020 des Landes Brandenburg<br />

Annex<br />

66<br />

38 Manske Elisabeth MWE<br />

39 Melzer Karin MWFK<br />

40 Meyer Ulrich ZAB<br />

41 Moldenhauer Uwe B<strong>und</strong>esverband WindEnergie (BWE) e.V. Landesverband<br />

Berlin-Brandenburg<br />

42 Dr. Möller Jochen MWE, Referat 23<br />

43 Müller Norman ERL - Energieregion Lausitz-Spreewald GmbH<br />

44 Müller Andre Stadt Lübbenau<br />

45 Neuhäuser Achim Berliner Energieagentur<br />

46 Dr. Othmer Jürgen Projekt Lübbenaubrücke<br />

47 Pautz Dietmar Verband kommunaler Unternehmen (VKU),<br />

Landesgruppe Berlin/Brandenburg<br />

48 Penndorf Korinna O<strong>der</strong>sun AG<br />

49 Prof. Dr.-<br />

Ing.<br />

Pfeiffer Klaus Brandenburgische Technische Universität Cottbus<br />

(BTU)<br />

50 Prof. Dr. Piorr Hans-Peter Hochschule für Nachhaltige Entwicklung Eberswalde<br />

51 Rehberg Siegfried Verband Berlin-Brandenburgischer Wohnungsunternehmer<br />

(BBU)<br />

52 Dr. Reiß Stefan MWE, Referat 23<br />

53 Renz Andreas Verband <strong>der</strong> Energie- <strong>und</strong> Kraftwirtschaft - VIK<br />

54 Rhein Burkardt UVB - Vereinigung <strong>der</strong> Unternehmensverbände<br />

in Berlin <strong>und</strong> Brandenburg e.V.<br />

55 Riedel Carl-Philipp Agenpa<br />

56 Sasse Dieter Brandenburgische Energie Technologie Initiative<br />

(ETI)<br />

57 Schrö<strong>der</strong> Jan Notus energy Development GmbH & Co. KG<br />

58 Schulz Stephan 50 hertz transmission<br />

66


Weiterentwicklung <strong>der</strong> Energiestrategie 2020 des Landes Brandenburg<br />

Annex<br />

67<br />

59 Prof. Dr. Schulze Klaus-Peter MWE<br />

60 Seidler Dieter MUGV<br />

61 Siepelmeyer Alexan<strong>der</strong> Vestas Central Europe<br />

62 Skowronek Andrea ZAB<br />

63 Prof. Dr. Spielhagen Volhard B5 Solar<br />

64 Stacke Dorothee MWE, Referatsleiterin 18<br />

65 Stehr Torsten IHK Potsdam<br />

66 Vogler Ingrid B<strong>und</strong>esverband deutscher Wohnungs- <strong>und</strong> Immobilienunternehmen<br />

e. V.<br />

67 von Gizycki Thomas Universität Potsdam<br />

68 Dr. Wagener-<br />

Lohse<br />

Georg<br />

69 Wenzel Karl-Heinz RWK Spremberg<br />

För<strong>der</strong>gesellschaft Erneuerbare Energien e.V.<br />

<strong>und</strong> BBPro För<strong>der</strong>verein Biokraftstoffe Brandenburg<br />

e.V.<br />

70 Werner Jochen-<br />

Christian<br />

EMB - Ihr Energiepartner<br />

71 Wittmann Ralf B<strong>und</strong>esverband <strong>der</strong> Energie- <strong>und</strong> Wasserwirtschaft<br />

(BDEW)<br />

72 Wortmann David First Solar<br />

73 Wuttge Susanne IHK Cottbus<br />

74 Zschau Burkhard ERN Energie Ressourcen Netzwerk GmbH<br />

75 Prof. Dr. Z<strong>und</strong>el Stefan Fachhochschule Lausitz (FHL)<br />

67

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