Teil 1 - EUROlocal
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Lernende Region Cham<br />
Programmvertiefung II<br />
Kommunale Kooperation Waldmünchen<br />
Abschlussbericht<br />
Wirkungsanalyse – Netzwerkanalyse<br />
30. September 2008<br />
Hans Gruber<br />
Christian Harteis<br />
Nadja-Verena Paetz<br />
Stefanie Keil<br />
Universität Regensburg<br />
Institut für Pädagogik<br />
93040 Regensburg
Universität Regensburg Abschlussbericht Lernende Region Cham Seite 2<br />
Inhalt<br />
1. Ziele und Vorgehensweise der Wissenschaftlichen Begleitung................................3<br />
2. Die Ausgangssituation in der Projektgruppe ..............................................................4<br />
3. Rückblick auf die Projektlaufzeit: Wirkungsanalyse – Netzwerkanalyse ............. 16<br />
4. Abschließende Überlegungen..................................................................................... 33<br />
Literatur.............................................................................................................................. 36<br />
Anhang ............................................................................................................................... 37
Universität Regensburg Abschlussbericht Lernende Region Cham Seite 3<br />
1. Ziele und Vorgehensweisen der Wissenschaftlichen Begleitung<br />
Die Ausschreibung der wissenschaftlichen Begleitung vom 1.10.2007 hat als Aufgaben der<br />
wissenschaftlichen Begleitung neben der Beratungsleistungen folgende Punkte definiert, die im<br />
Rahmen dieses Schlussberichtes dokumentiert werden:<br />
• Erarbeitung eines Projektmonitorings „Landerlebnisreisen“<br />
• Entwicklung von Erhebungsinstrumenten<br />
• Durchführung der Erhebung<br />
• Auswertung und Dokumentation der Ergebnisse<br />
• Aufbereitung für den Sachbericht<br />
• Erstellung des Abschlussberichts<br />
Mit den „Landerlebnisreisen“ werden die Vorhaben „Landerlebnis – Lernen auf dem Land“ und<br />
„Energie Lernweg“ integriert, um Besuchern der Region Lerngelegenheiten zu den Themen<br />
Landwirtschaft und Umwelttechnologien zu eröffnen. Gleichzeitig leistet dieses Vorhaben aber<br />
auch einen wichtigen Beitrag zum Lebenslangen Lernen und zur beruflichen Entwicklung der<br />
beteiligten Projektpartner, die mit ihrer Beteiligung neue professionelle Wege beschreiten.<br />
In Absprache mit den Projektbeteiligten wurde als Verfahren für das Projektmonitoring<br />
ein zweistufiger Ansatz entwickelt, der die Entwicklung innerhalb der Projektgruppe<br />
„Landerlebnisreisen“ nachzeichnet und in Hinblick auf ihre modellhafte Realisierung eines<br />
Konzeptes Lebenslangen Lernens in den wirtschaftlichen und sozialen Handlungsfeldern der<br />
beteiligten Projektpartner analysiert.<br />
Es wurden an zwei Zeitpunkten Interviews mit den Projektbeteiligten durchgeführt. Der<br />
erste Zeitpunkt wurde so gewählt, dass die Vorbereitung auf die Durchführung der<br />
Landerlebnisreisen (z.B. die Schulungen) abgeschlossen waren, die Touristensaison jedoch noch<br />
begonnen hatte. Damit konnte die Ausgangssituation in der Projektgruppe erfasst werden (vgl.<br />
Kap. 2 dieses Berichts). Der zweite Zeitpunkt der Interviews wurde auf den Herbst 2008 gelegt,<br />
um – kurz vor Ende der Projektphase – die Erfahrungen aus der ersten Saison aufzuarbeiten und<br />
Lernprozesse innerhalb der Projektgruppe, die Voraussetzung für eine erfolgreiche Fortsetzung<br />
und Verselbständigung der Projektaktivitäten darstellen. Zum zweiten Zeitpunkt wurde im<br />
Rahmen des Interviews auch eine Soziale Netzwerkanalyse durchgeführt, die<br />
Interaktionsstrukturen innerhalb der Projektgruppe aufzeigt (vgl. Kap. 3 dieses Berichts).<br />
Die Beratungs-, Entwicklungs-, Erhebungs- und Auswertungsarbeiten wurden von Prof.<br />
Dr. Hans Gruber, PD Dr. Christian Harteis, Nadja-Verena Paetz und Stefanie Keil durchgeführt.
Universität Regensburg Abschlussbericht Lernende Region Cham Seite 4<br />
2. Die Ausgangssituation der Projektgruppe: Interviewerhebung im Vorfeld<br />
des Projekts<br />
Erstmals wurden die am Projekt Landerlebnisreisen teilnehmenden acht Landwirte zu<br />
Projektbeginn im Februar beziehungsweise März 2008 befragt.<br />
Die Intention dieser Interviews war es, zum einen die Motive herauszuarbeiten, die der<br />
Entscheidung der Gruppenmitglieder zugrunde lagen, sich an diesem Projekt zu beteiligen.<br />
Damit einhergehend wurden die Erwartungen und Vorstellungen erfragt, die die <strong>Teil</strong>nehmer<br />
damit verbanden. Von zentralem Interesse war zum anderen die Struktur des Netzwerks, die<br />
Kontakthäufigkeit und –qualität zwischen den Gruppenmitgliedern und ihre Bereitschaft zu<br />
gegenseitiger Unterstützung vor dem Hintergrund eines gemeinsamen Ziels.<br />
2.1 Erhebungs- und Auswertungsinstrument<br />
Als Erhebungsinstrument diente ein halbstrukturierter Interviewleitfaden, der 20 Fragen<br />
umfasste. Auf einführende Fragen, die auf die persönliche Situation der Landwirte und ihre<br />
Motive abzielten, folgten hierin differenzierte Fragen zum Projekt und zum Netzwerk.<br />
Abschließend erfragte der Leitfaden perspektivische Überlegungen der Landwirte in Bezug auf<br />
das Projekt.<br />
Nach den Prinzipien der Offenheit, Kommunikativität und Naturalistizität qualitativer<br />
Sozialforschung (Lamnek, 2005) diente der Interviewleitfaden der Strukturierung und<br />
Orientierung während der Befragung. Den Interviewern war es jederzeit möglich, Fragen<br />
umzuformulieren oder zu erweitern, um Missverständnissen vorzubeugen und an tiefere<br />
Informationen zu gelangen.<br />
Das zur Interviewanalyse erarbeitete Kategoriensystem enthält 25 induktiv definierte<br />
Kategorien, die teilweise zur klareren Differenzierung in Subkategorien unterteilt sind.<br />
2.2 Ergebnisse<br />
Aus Gründen der Anonymität wird im Folgenden ausschließlich die männliche Form verwendet.<br />
Die weibliche Form ist selbstverständlich immer mit eingeschlossen.<br />
2.2.1 Das Projekt<br />
Das folgende Diagramm zeigt die Häufigkeitsverteilungen der Kategoriennennungen im<br />
Themenbereich „Projekt“. Die Bedeutungen der Abkürzungen in den folgenden Diagrammen<br />
sind im Kategoriensystem der ersten Interviewerhebung aufgeschlüsselt, das sich in Anhang D<br />
befindet.
Universität Regensburg Abschlussbericht Lernende Region Cham Seite 5<br />
Häufigkeitsverteilung der Kategoriennennungen<br />
Kategorien<br />
EF2<br />
EF3<br />
EF4<br />
EW4<br />
ID2<br />
ÖE3<br />
SK1<br />
TN1<br />
TN3<br />
US1<br />
EA1<br />
EF1<br />
EW1<br />
IN2<br />
IN3<br />
SK2<br />
EF5<br />
EW2<br />
ID1<br />
EA2<br />
ID gesamt<br />
IN1<br />
IN4<br />
ÖE1<br />
SK3<br />
ÜB1<br />
ÜB2<br />
EA gesamt<br />
EW3<br />
RE<br />
TN2<br />
US2<br />
ÖE2<br />
US gesamt<br />
EF gesamt<br />
SE<br />
SK gesamt<br />
TN gesamt<br />
ER<br />
ÜB gesamt<br />
EW gesamt<br />
IN gesamt<br />
ÖE gesamt<br />
0 2 4 6 8 10 12 14<br />
Anzahl der Kategoriennennungen
Universität Regensburg Abschlussbericht Lernende Region Cham Seite 6<br />
Das Diagramm zeigt, dass die Landwirte, zum Themenbereich „Projekt“ befragt, am häufigsten<br />
Aussagen trafen, die den Hauptkategorien „Interesse“ (IN) und „Öffentliche Einrichtungen“<br />
(ÖE) zugeordnet werden können (je 13 Nennungen). Bestehen wie in diesen beiden Fällen<br />
Subkategorien, wurden die Überkategorien in den Diagrammen durch den Zusatz „gesamt“<br />
gekennzeichnet.<br />
Die Kategorie „Interesse“ zielt auf die individuellen Beweggründe der Landwirte ab sich<br />
am Projekt Landerlebnisreisen zu beteiligen. IN1 („Entwicklungsmöglichkeiten“) ist die<br />
Subkategorie, denen die meisten Aussagen zuzuordnen sind. Wie im folgenden Abschnitt<br />
dargelegt, sahen einige <strong>Teil</strong>nehmer mit dem Projekt hohes Entwicklungspotential verbunden -<br />
sowohl für sich persönlich als auch für die Betriebe.<br />
Von zentraler Bedeutung in Bezug auf das Projekt war für die Landwirte ferner die<br />
Kooperation ihrer Gruppe mit Institutionen der Stadt Waldmünchen. Wie das Diagramm zeigt,<br />
gab es nur eine nicht-wertende Aussage über die Zusammenarbeit (ÖE3); fünfmal wurde sie<br />
positiv (ÖE1) und siebenmal negativ (ÖE2) beurteilt. Im Punkt „Zusammenarbeit mit<br />
öffentlichen Einrichtungen der Stadt Waldmünchen“ wird dargestellt, wie diese Einschätzungen<br />
zustande kamen.<br />
Auf die Kategorien ÜB („Überzeugung“) und SK („Skepsis“) wird nicht an dieser Stelle,<br />
sondern im Abschnitt „Erfolgsaussichten des Projekts“ eingegangen, da diese Themen in<br />
direktem Zusammenhang mit der Einschätzung zukünftiger Entwicklungen stehen.<br />
Beweggründe für die <strong>Teil</strong>nahme und Erwartungen an das Projekt<br />
Die Beweggründe der Landwirte, an dem Projekt teilzunehmen, und die damit verbundenen<br />
Erwartungen waren sehr vielfältig.<br />
Einige <strong>Teil</strong>nehmer machten deutlich, das Projekt sei zunächst deshalb attraktiv, weil es<br />
keine Veränderungen in den Betrieben erforderlich mache. Ein Landwirt räumte sogar ein, er<br />
würde sich nicht am Projekt beteiligen, wenn dies Umstellungen oder Investitionen voraussetze.<br />
Die meisten Gruppenmitglieder waren bereits vor dem Projekt an den Umgang mit Gästen<br />
gewöhnt, so dass die Mehrheit nicht erwartete, sich an den Umgang mit den Besuchern<br />
gewöhnen zu müssen.<br />
Zwei Landwirte bezeichneten das gesamte Projekt als „Persönlichkeitsschulung“ und<br />
verwiesen in diesem Zusammenhang auf die projektbezogenen Schulungen, die gute<br />
Möglichkeiten zur persönlichen Weiterentwicklung geboten hätten. In der zweiten<br />
Interviewerhebung im Oktober 2008 wurde gesondert auf Gewinn und Nutzen der Schulungen<br />
eingegangen; detaillierte Ausführungen zu diesem Punkt finden sich im Abschnitt „Die<br />
Schulungen im Vorfeld des Projekts“.<br />
Fast alle <strong>Teil</strong>nehmer äußerten zudem die Hoffnung, durch Synergieeffekte im<br />
Gruppennetzwerk sowie durch die Zusammenarbeit mit dem Tourismusbüro Waldmünchen ihre<br />
Angebote einer größeren Öffentlichkeit bekannt machen zu können und Interesse zu wecken für<br />
die verschiedenen Bereiche der Landwirtschaft. Einige Gruppenmitglieder gaben zu bedenken,<br />
dass „von den Tagestouristen her Waldmünchen stark unterentwickelt ist“. Dementsprechend sei<br />
das Projekt „eine der wenigen Chancen, die es überhaupt [gäbe]“, um verstärkt Gäste zu<br />
gewinnen. Die meisten <strong>Teil</strong>nehmer hatten allerdings bereits vor Beginn des Projekts regelmäßig<br />
Urlauber auf dem eigenen Hof zu Gast gehabt. Während sich diese Landwirte einen Zuwachs an<br />
Touristenresonanz versprachen, sah ein anderer, der zuvor noch keine Gäste betreut hatten, das<br />
Projekt als grundlegende Möglichkeit, im Tourismusbereich Fuß zu fassen. Einige <strong>Teil</strong>nehmer<br />
versprachen sich, über das Projekt speziell Menschen, die sowieso Urlaub in der Region machten,<br />
als Tagesausflugsgäste gewinnen zu können.<br />
Einzelne Landwirte äußerten die Überlegung, dass durch verstärkte touristische Resonanz<br />
Möglichkeiten zur Weiterentwicklung des eigenen Landwirtschaftsbetriebes bestünden. Hiermit
Universität Regensburg Abschlussbericht Lernende Region Cham Seite 7<br />
geht die Erwartung einher, die gegebenen Kapazitäten auf den Höfen stärker nutzen und die<br />
Auslastung der Betriebe erhöhen zu können.<br />
Darüber hinaus erwähnten zwei <strong>Teil</strong>nehmer konkret, finanzielle Überlegungen hätten für<br />
sie bei der Entscheidung für das Projekt eine Rolle gespielt, wobei beide darauf hinwiesen, nicht<br />
mit großem finanziellen Gewinn zu rechnen.<br />
Ferner wurde die generelle Freude am Kontakt mit Menschen als <strong>Teil</strong>nahmegrund<br />
genannt. So bemerkte ein Gruppenmitglied: „[Es ist] so schön, wenn ein Bus kommt. Man<br />
kommt mit ganz anderen Leuten zusammen. Man bekommt wieder mal was anderes zu hören<br />
und man bekommt auch so kleine Impulse.“<br />
Neben dem grundsätzlichen Wunsch nach größerer touristischer Resonanz äußerten zwei<br />
<strong>Teil</strong>nehmer die Hoffnung, durch den persönlichen Umgang mit den Gästen eine positivere<br />
Wahrnehmung der Region Waldmünchen erzielen zu können und durch größeren<br />
Touristenstrom nicht nur den eigenen Betrieb, sondern den gesamten Landkreis Waldmünchen<br />
(finanziell) zu stärken. „Warum soll man nicht irgendetwas für die Gegend tun“, fragte ein<br />
Landwirt rhetorisch. Zwar sei das Gebiet arm an Attraktionen, doch sei es ihm wichtig, sich als<br />
Region darzustellen und kein „Mauerblümchen“ zu sein.<br />
Dass einige <strong>Teil</strong>nehmer aus einer am Gemeinwohl und der Gesellschaft orientierten<br />
Haltung heraus Motivation bezogen, sich an diesem Projekt zu beteiligen, belegen auch die<br />
Aussagen zweier weiterer Landwirte, die Bioenergiehöfe betreiben. Beide machten deutlich, im<br />
Umgang mit den Gästen einem Bildungsziel zu folgen, indem sie den Urlaubern Wissen über<br />
alternative Energien vermittelten und dadurch einen Beitrag leisten könnten, die Bevölkerung mit<br />
dem Thema Erneuerbare Energien vertraut zu machen.<br />
Individuelle Definitionen von Projekterfolg<br />
Wenn die Besucher Freude an ihrem Aufenthalt hätten und die Höfe in für sie zufrieden<br />
stellendem Maß frequentierten, würden viele Landwirte das Projekt als erfolgreich einstufen.<br />
Zwei der Befragten gaben konkret an, mit einem Besucherumfang von zehn Bussen pro Jahr<br />
zufrieden zu sein. Für ein weiteres Netzwerkmitglied schien hingegen finanzielle Rentabilität eine<br />
zentrale Voraussetzung für einen erfolgreichen Projektverlauf; es sei wichtig, dass niemand aus<br />
der Gruppe „draufzahlen“ müsse. Während ein <strong>Teil</strong>nehmer bereits die Anfänge des Projekts als<br />
erfolgreich einstufte, konnten einige andere Landwirte zum Zeitpunkt der Befragung noch nicht<br />
beurteilen, unter welchen Gegebenheiten sie das Projekt als erfolgreich einschätzen würden.<br />
Der Umgang der <strong>Teil</strong>nehmer mit den Gästen<br />
Einige Gruppenmitglieder betonten, dass sie die Gäste auf ihren Höfen stets als aufgeschlossen,<br />
interessiert und wissbegierig erlebt hatten. Ein Großteil der Besucher würde Fragen stellen und<br />
dementsprechend viel während des Aufenthaltes in den Betrieben lernen. Häufig verließen die<br />
Gäste die Höfe mit ganz neuen Erkenntnissen, die nichts mit ihren oftmals tradierten<br />
Vorstellungen von landwirtschaftlichen Betrieben gemein hätten. Ein <strong>Teil</strong>nehmer unterstrich die<br />
Notwendigkeit, als Gastgeber bereit zu sein, sich auf die Bedürfnisse seiner Besucher<br />
einzustellen. Überdies sei es wichtig, sich für seine Gäste Zeit zu nehmen, da diese Abwechslung<br />
suchten. Daher zeigten sich Urlauber dankbar, wenn man Unternehmungen mit ihnen mache.<br />
Ein Landwirt verwies in diesem Zusammenhang darauf, dass durch den Perlsee-<br />
Rundwanderweg und den Hochseilgarten mittlerweile durchaus Möglichkeiten in Waldmünchen<br />
gegeben seien, Touristen ein gutes Rahmenprogramm zu bieten. Einerseits sei es Vielen ein<br />
Bedürfnis, sich der Gäste anzunehmen, andererseits betrachteten die <strong>Teil</strong>nehmer eine fundierte
Universität Regensburg Abschlussbericht Lernende Region Cham Seite 8<br />
Betreuung als Grundvoraussetzung dafür, den Umfang an Stammgästen auszubauen. So äußerte<br />
ein <strong>Teil</strong>nehmer: „Ich denke, wenn es den Leuten gefällt, kommen sie auch wieder. Und so war es<br />
bisher eigentlich immer.“ Ein anderer Landwirt betonte, jeder Besucher erhielte bei Interesse von<br />
ihm einen Katalog über die Landerlebnisreisen, um die Verbindung zu bereits betreuten Gästen<br />
auch in Zukunft aufrecht erhalten zu können.<br />
Zusammenarbeit mit öffentlichen Einrichtungen der Stadt Waldmünchen<br />
Zwei <strong>Teil</strong>nehmer zeigten sich skeptisch über die Zusammenarbeit mit dem Tourismusbüro<br />
Waldmünchen. „Bisher haben wir das selber in der Hand gehabt. […] Und jetzt haben wir das<br />
Ganze aus der Hand gegeben“, schilderte einer dieser Landwirte die Situation.<br />
Er äußerte in diesem Zusammenhang die Sorge, man bemühe sich von Seiten des<br />
Tourismusbüros nicht ausreichend um die Akquise von Gästen. Vor Beginn des Projekts sei es<br />
die Aufgabe der einzelnen Landwirte selbst gewesen, Urlauber und Tagesgäste für sich zu<br />
gewinnen. Nun bestünde die Gefahr, dass bei potentiellen Gästen, die sich an das Tourismusbüro<br />
wandten, das Interesse an den einzelnen Betrieben nicht in dem Maße geweckt werde, wie es<br />
geschehen würde, wenn die einzelnen Gruppenmitglieder weiterhin persönlich Auskunft über<br />
ihre Angebote geben könnten. Darüber hinaus kritisierte dieser Landwirt die Vorgehensweise des<br />
Tourismusbüros, über 1000 Werbebriefe ohne individuellen Bezug zum Empfänger versandt zu<br />
haben. Die daraufhin ernüchternd geringe Resonanz habe ihn in seiner Ansicht bestätigt, „dass<br />
da ganz gezielt geworben werden“ müsse, indem persönliche Schreiben an ausgewählte<br />
Adressaten verschickt würden. Ein weiterer <strong>Teil</strong>nehmer nannte ähnliche Bedenken und kritisierte<br />
darüber hinaus mangelnde Kommunikation zwischen Tourismusbüro und der Netzwerkgruppe.<br />
Gleichzeitig betonte er aber auch, die Zusammenarbeit mit dem Tourismusbüro angestrebt zu<br />
haben, „sonst hätten ja wir acht das machen können und hätten es nicht mit [dem<br />
Tourismusbüro] machen brauchen.“ Er äußerte außerdem mehrfach, von der Stadt<br />
Waldmünchen enttäuscht zu sein, da er seine jahrelange Arbeit im Tourismusbereich und ihren<br />
damit verbundenen Einsatz für die gesamte Region nicht anerkannt wisse: „Das wäre alles<br />
selbstverständlich, was die da so tun, die [Landwirte] da. Das hat mich schon frustriert, weil ich<br />
mir gedacht habe, eigentlich tun wir etwas für unsere Gegend und es wird gar nicht honoriert.“<br />
Nicht zuletzt aus diesem Grunde betrachte er die Unterstützung durch das Tourismusbüro als<br />
absolut notwendig, auch wenn diese sich seiner Einschätzung zufolge unbefriedigender gestaltete<br />
als erhofft. Anders als die angesprochenen <strong>Teil</strong>nehmer nahm die Mehrheit der<br />
Gruppenmitglieder die Kooperation mit dem Tourismusbüro positiv wahr. Auch ein Landwirt,<br />
der nicht im Landkreis Waldmünchen wohnt, fühlte sich sowohl von der Stadt Waldmünchen als<br />
auch vom Tourismusbüro gut unterstützt.<br />
Ein <strong>Teil</strong>nehmer gab zu bedenken, dass die Qualität der Zusammenarbeit erst dann<br />
ernsthaft auf dem Prüfstand stehe, wenn das Projekt richtig angelaufen sei. Allerdings zeigten<br />
sich die meisten Netzwerkmitglieder durchaus überzeugt, dass sich die Zusammenarbeit als<br />
gewinnbringend erweisen werde.
Universität Regensburg Abschlussbericht Lernende Region Cham Seite 9<br />
2.2.2 Die Projektgruppe<br />
Das folgende Diagramm zeigt die Häufigkeitsverteilungen der Kategoriennennungen im<br />
Themenbereich „Projektgruppe“.<br />
Häufigkeitsverteilung der Kategoriennennungen<br />
BG gesamt<br />
BG1<br />
BG2<br />
BG3<br />
ET<br />
GA gesamt<br />
GA1<br />
GA2<br />
GA3<br />
GAE<br />
Kategorien<br />
GR2<br />
GR1<br />
GR gesamt<br />
GR3<br />
GR4<br />
GU gesamt<br />
GU1<br />
GU2<br />
GU3<br />
NG gesamt<br />
NG1<br />
NG2<br />
NG3<br />
0 5 10 15 20 25<br />
Anzahl der Kategoriennennungen<br />
Im Themenbereich „Projektgruppe“ wurden am häufigsten Aussagen getroffen, die einer<br />
eigenständigen Kategorie „Gruppe“ (GR) zugeordnet werden können (21 Nennungen). Von<br />
zentraler Bedeutung war für die <strong>Teil</strong>nehmer in diesem Zusammenhang „Umgang, Verhältnis und
Universität Regensburg Abschlussbericht Lernende Region Cham Seite 10<br />
Zusammenarbeit“ innerhalb des Netzwerks (GR1) sowie „Zusammensetzung und Angebot“ der<br />
Projektgruppe (GR2).<br />
Mit 15 Nennungen wurde auch der gegenseitige Meinungsaustausch (GA) in der Gruppe<br />
häufig zur Sprache gebracht. Positive (GA1) und negative (GA2) Beurteilungen des<br />
gruppeninternen Kommunikationsflusses hielten sich in etwa die Waage (vier bzw. drei<br />
Nennungen). Acht Aussagen wurden bezüglich Wünschen und Erwartungen den<br />
Meinungsaustausch betreffend getroffen. Die Einschätzungen der <strong>Teil</strong>nehmer in Bezug auf ihr<br />
Kommunikationsverhalten werden im entsprechenden Punkt „Kommunikation innerhalb der<br />
Gruppe“ dargelegt.<br />
Zusammensetzung des Netzwerks<br />
Die meisten Projektteilnehmer waren von Dritten auf das Projekt aufmerksam gemacht worden,<br />
zumeist vom Amt für Landwirtschaft und Forsten in Waldmünchen. Zwei Landwirte gaben an,<br />
eigeninitiativ im Projekt mitzuwirken. Ein <strong>Teil</strong>nehmer wies darauf hin, andere Gruppenmitglieder<br />
persönlich für das Vorhaben angeworben zu haben.<br />
Ihren Aussagen zufolge kannten sich die Netzwerkmitglieder aus Waldmünchen im<br />
Vorfeld allesamt mehr oder weniger gut. Lediglich ein Landwirt kannte auch die beiden<br />
<strong>Teil</strong>nehmer von außerhalb Waldmünchens. Diesen selbst waren andere Gruppenmitglieder im<br />
Vorhinein ebenfalls nur vereinzelt bekannt. In diesem Zusammenhang wies ein Landwirt, der<br />
nicht in Waldmünchen wohnt, darauf hin, die räumliche Distanz zu den übrigen<br />
Gruppenmitgliedern sei von Nachteil.<br />
Allerdings betonte er, von allen <strong>Teil</strong>nehmern gut aufgenommen worden zu sein. Der<br />
zweite am Projekt beteiligte Landwirt, dessen Betrieb außerhalb Waldmünchens liegt, zeigte sich<br />
ebenfalls beruhigt, dass sich seine anfängliche Sorge, von den übrigen Gruppenmitgliedern<br />
„ausgebootet“ zu werden, nicht bestätigt hatte. Einzelne <strong>Teil</strong>nehmer äußerten sich wiederum<br />
lobend über diese beiden Landwirte und stellten fest, sie würden gut in die Gemeinschaft passen<br />
und das Angebot bereichern.<br />
Drei Landwirte drückten explizit ihre Wertschätzung für die übrigen Gruppenmitglieder<br />
und Betriebe aus. „Das ist eine gute Gruppe“, lautete ein Urteil. Dementsprechend zufrieden<br />
zeigte sich die überwiegende Mehrheit der <strong>Teil</strong>nehmer mit der Zusammensetzung des Netzwerks.<br />
Sieben Landwirte sprachen sich gegen eine schnelle Vergrößerung der Gruppe aus. Nur<br />
vereinzelt wurde die Möglichkeit in Aussicht gestellt, in Zukunft weitere Interessenten mit<br />
einzubeziehen, sofern diese das Projekt bereichern könnten. Die Gründe für diese ablehnende<br />
Haltung sind vielfältig. Drei Landwirte konstatierten, die bestehende Gruppe von acht<br />
<strong>Teil</strong>nehmern würde übervorteilt, kämen nun weitere Betriebe hinzu. Man habe viel Arbeit<br />
investiert, wohingegen neue Gruppenmitglieder ausschließlich vom Netzwerk profitieren würden<br />
ohne Aufbauarbeit geleistet zu haben. Einige Befragte betonten, die Angebote der Gruppe seien<br />
bereits vielfältig genug, ein <strong>Teil</strong>nehmer fürchtete Konkurrenz durch zusätzliche Betriebe. Um<br />
negative Gruppendynamiken jedweder Art zu vermeiden, sei eine übersichtliche, gefestigte<br />
Gruppe Voraussetzung. Dies ließe sich mit einer größeren Anzahl an teilnehmenden Landwirten<br />
nicht realisieren. Lediglich ein <strong>Teil</strong>nehmer würde weitere Betriebe jederzeit begrüßen und äußerte<br />
eine konträre Einschätzung der Situation: „Je größer das Angebot, je größer die Auswahl, umso<br />
größer der Erfolg.“
Universität Regensburg Abschlussbericht Lernende Region Cham Seite 11<br />
Gruppenatmosphäre und der persönliche Umgang miteinander<br />
Generell beurteilten die meisten Projektmitglieder die Atmosphäre in der Gruppe und den<br />
gegenseitigen Umgang miteinander positiv. Drei Landwirte wiesen darauf hin, dass ein gutes<br />
Verständnis untereinander bestünde. Innerhalb der Gruppe herrsche Harmonie, jeder könne<br />
eigene Ideen einbringen, so wurde häufiger erwähnt. Man habe sich aus diesem Grunde auch<br />
dagegen entschieden, einen Gruppensprecher zu wählen. Ein <strong>Teil</strong>nehmer betonte, es herrsche<br />
kein Konkurrenzdenken untereinander; sollte sich dies ändern, sei er „sofort raus, höre [er] sofort<br />
auf.“ Im Gegensatz dazu wies ein Landwirt darauf hin, es bestehe durchaus eine gewisse<br />
Konkurrenzsituation in der Gruppe. Dies verdeutlichte er am Beispiel der Verpflegung der<br />
Gäste. Jeder könne im Grunde eine Verköstigung anbieten und dadurch ein wenig<br />
hinzuverdienen. Um Streitigkeiten darüber zu verhindern, sei es wichtig, sich darauf zu einigen,<br />
wie man Aufgaben wie die Verpflegung der Besucher aufteilen wolle. Generell müsse man „in so<br />
einer Gruppe […] schon fair miteinander umgehen“, was bisher auch der Fall gewesen sei.<br />
Kooperation innerhalb der Gruppe<br />
Das gerade geschilderte Beispiel unterstreicht die zentrale Bedeutung kooperativer<br />
Zusammenarbeit der Netzwerkmitglieder.<br />
Ein Landwirt äußerte konkret, er könne sich als eine Form von Zusammenarbeit<br />
vorstellen, regelmäßig von der Gruppe aus gemeinsame Abende mit den Besuchern zu<br />
organisieren, damit „man die Gäste gut betreu[e], [so] dass die[se] sich gut aufgehoben fühl[t]en.“<br />
Auf die gegenseitige Unterstützung als eine wesentliche Form der gemeinsamen<br />
Kooperation angesprochen, äußerte ein <strong>Teil</strong>nehmer, es sei wichtig, einander innerhalb der<br />
Gruppe flexibel auszuhelfen, wenn es etwa zu zeitlichen oder räumlichen Engpässen mit den<br />
angemeldeten Touristengruppen komme.<br />
Allerdings betonten zwei Landwirte, man sei „noch nicht so weit“, dass man sich<br />
gegenseitig helfe. Die Unterstützung zwischen den Gruppenmitgliedern beschränke sich bislang<br />
nur auf den privaten Bereich, auf Netzwerkebene liefen alle Aktivitäten noch parallel<br />
nebeneinander her. Allgemein mangele es in der Gruppe an Kooperationsbereitschaft.<br />
Andere <strong>Teil</strong>nehmer hingegen beobachteten durchaus bereits positive Ansätze einer<br />
fruchtbaren Zusammenarbeit der Netzwerkmitglieder. Ein Landwirt verwies etwa darauf, dass<br />
das gesamte Werbematerial für die Landerlebnisreisen bereits sehr erfolgreich von der gesamten<br />
Gruppe erarbeitet worden sei.<br />
Insgesamt forderten jedoch fast alle <strong>Teil</strong>nehmer, die Zusammenarbeit in Zukunft zu<br />
intensivieren.<br />
Kommunikation innerhalb der Gruppe<br />
Um die Kooperation untereinander fördern zu können, bedarf es eines steten<br />
Meinungsaustausches zwischen den Gruppenmitgliedern.<br />
Die Hälfte aller <strong>Teil</strong>nehmer im Projektteam äußerte sich dahingehend, dass sich bis zum<br />
Zeitpunkt der ersten Interviews bereits rege Kommunikation entwickelt hatte. Eine Vielzahl der<br />
Befragten merkte an, es gäbe durchaus Meinungsverschiedenheiten, doch sei deren Diskussion<br />
für die Fortentwicklung des Projekts wesentlich.<br />
Einige Landwirte bemängelten allerdings, es gäbe bislang zu wenig gemeinsame Treffen.<br />
So kritisierte ein <strong>Teil</strong>nehmer, man höre nichts von den anderen, wisse nicht, was geplant sei. Vier<br />
Landwirte betonten, die Gruppenmitglieder müssten sich in Zukunft regelmäßiger über ihre
Universität Regensburg Abschlussbericht Lernende Region Cham Seite 12<br />
Erfahrungen im Projekt austauschen. Dies sei nach Aussage eines Landwirts auch deshalb<br />
wesentlich, da einige <strong>Teil</strong>nehmer im Umgang mit Gästen noch „Entwicklungsbedarf“ hätten.<br />
Einzelne Landwirte formulierten generell die Erwartung, durch gegenseitiges Feedback innerhalb<br />
der Gruppe voneinander profitieren zu können. Ein <strong>Teil</strong>nehmer verwies auf zwei<br />
Netzwerkmitglieder, die nicht zuletzt aufgrund jahrelanger gemeinsamer Zusammenarbeit sehr<br />
viel Erfahrung im Tourismusbereich hätten und äußerte die Hoffnung, von diesen routinierten<br />
Kollegen lernen zu können. Einer der angesprochenen Landwirte machte zwar deutlich, jeder<br />
müsse letztlich seine eigenen Erfahrungen sammeln, äußerte aber die generelle Bereitschaft,<br />
anderen Ratschläge und Tipps zu geben.<br />
Vielfach wurde betont, man müsse in Zukunft den Kontakt innerhalb der Gruppe<br />
verstärken und einen regelmäßigen Diskurs anstreben. Nur so sei es möglich, die Gästebetreuung<br />
unter den Betrieben aufeinander abzustimmen, etwaige Missstände im Umgang mit den Gästen<br />
aufzudecken und zu korrigieren und generell Handlungsabläufe im touristischen Tagesgeschäft<br />
zu optimieren. Schließlich sei das Ziel, „besser [zu] sein als alle anderen“ touristisch orientierten<br />
Landwirtschaftsbetriebe, die nicht im Verbund Landerlebnisreisen organisiert seien.
Universität Regensburg Abschlussbericht Lernende Region Cham Seite 13<br />
2.2.3 Ausblick<br />
Das folgende Diagramm zeigt die Häufigkeitsverteilungen der Kategoriennennungen im<br />
Themenbereich „Ausblick“.<br />
Häufigkeitsverteilung der Kategoriennennungen<br />
HE gesamt<br />
HE1<br />
HE2<br />
HE3<br />
HP gesamt<br />
HP1<br />
HP2<br />
Kategorien<br />
HP4<br />
HP3<br />
KP gesamt<br />
KP1<br />
KP2<br />
KP3<br />
WU<br />
ZE gesamt<br />
ZE1<br />
ZE2<br />
0 2 4 6 8 10<br />
Anzahl der Kategoriennennungen<br />
12<br />
In diesem Bereich schilderten die <strong>Teil</strong>nehmer am häufigsten Erwartungen bezüglich der<br />
„zukünftigen Entwicklung“ des Projekts (ZE). Sechsmal wurde in diesem Zusammenhang<br />
Zuversicht (ZE1) geäußert, viermal wurden Zweifel (ZE2) an einem erfolgreichen Projektverlauf<br />
eingeräumt.<br />
Zentrale Bedeutung kam in Bezug auf die Zukunft auch den „Herausforderungen<br />
bezüglich des Projekts“ (HP) zu, mit denen sich die Landwirte konfrontiert sahen, sowie den<br />
„Knackpunkten“ (KP), die sie als für den Projektverlauf kritische Komponenten identifiziert<br />
hatten.
Universität Regensburg Abschlussbericht Lernende Region Cham Seite 14<br />
Herausforderungen an die Gruppe und das Tourismusbüro Waldmünchen<br />
Zwei <strong>Teil</strong>nehmer erachteten als zentralen Knackpunkt im Projekt, dass es gelingen müsse, das<br />
Interesse potentieller Gäste zu steigern und die Touristenzahlen auf den Höfen zu erhöhen. Um<br />
diese zentrale Herausforderung meistern zu können, sei die kontinuierliche Verfolgung der<br />
Projektziele durch das Tourismusbüro Waldmünchen und die Gruppe ein wesentlicher Aspekt.<br />
Das Tourismusbüro, so wurde von einigen <strong>Teil</strong>nehmern gefordert, müsse mit hohem<br />
Engagement darauf hinarbeiten, potentiellen Gästen nachhaltig die Angebote der Projektbetriebe<br />
zu vermitteln. Darüber hinaus müsse es gelingen, festen Kontakt zu Busunternehmen und<br />
Reiseveranstaltern aufzubauen, um auf diesem Weg das Angebot der Landerlebnisreisen stärker<br />
publik zu machen. In Bezug auf die weitere Entwicklung des Projekts komme daher dem<br />
zielführenden Management des Tourismusbüros eine zentrale Rolle zu.<br />
Selbstverständlich liege es jedoch auch in der Verantwortung der <strong>Teil</strong>nehmer, das Projekt<br />
voranzutreiben und aufrecht zu erhalten. Auch die einzelnen Netzwerkmitglieder müssten<br />
gemeinsam an einem Strang ziehen. Wie bereits in den Ausführungen über die Projektgruppe<br />
dargelegt, gehöre dazu, innerhalb der Gruppe einen starken Zusammenhalt, konstruktive<br />
Zusammenarbeit und einen offenen Diskurs anzustreben.<br />
Ein <strong>Teil</strong>nehmer bezeichnete es als die größte Herausforderung, dafür Sorge zu tragen,<br />
dass sich kein Gruppenmitglied übervorteilt fühle. Für eine fruchtbare Zusammenarbeit sei es<br />
wesentlich, „dass nicht der Eindruck entsteh[e], der eine [habe] kräftig abgesahnt, der andere<br />
[habe] draufgezahlt.“<br />
Um den konkreten Umgang mit den Gästen zufriedenstellend zu gestalten, hielten es zwei<br />
Landwirte für wesentlich, eine reibungslose Organisation und Abstimmung der einzelnen<br />
Angebote aufeinander sicherzustellen.<br />
Daneben betonten zwei <strong>Teil</strong>nehmer, eine Herausforderung von großer Bedeutung sei es,<br />
die Betreuung der Gäste derart zu gestalten, dass die Betriebe tatsächlich ihren Versprechungen<br />
in den Werbeprospekten der Landerlebnisreisen gerecht würden und sich die Besucher während<br />
ihres Aufenthaltes wohl fühlten.<br />
Im Zusammenhang mit dem Gästemanagement wurde eine Reisebegleiterin erwähnt, die<br />
die Netzwerkmitglieder auf einer gemeinsamen Lehrfahrt ins Hohenloher Land kennen gelernt<br />
hatten. Sie hatte der Gruppe landwirtschaftliche Betriebe ihrer Region präsentiert, die ähnlich wie<br />
die Höfe des Projekts Landerlebnisreisen touristisch ausgerichtet waren. Als Projektmanagerin<br />
habe sie es hervorragend verstanden, mit Besuchern umzugehen und mit umfangreichem<br />
Hintergrundwissen über ihre Gegend aufgewartet, das sie der Gruppe informativ und<br />
unterhaltsam zu vermitteln wusste. Von vielen Landwirten wurde diese Frau als für das eigene<br />
Projekt vorbildlich eingeschätzt; an diesem Beispiel müsse man sich orientieren, betonten zwei<br />
<strong>Teil</strong>nehmer.<br />
Individuelle Herausforderungen<br />
Auch auf individueller Ebene gelte es, das eigene Angebot zur Zufriedenheit der Gäste zu<br />
organisieren. Ein <strong>Teil</strong>nehmer nannte als persönliche Herausforderung, das große Potential, das in<br />
seinem Hof stecke, zu nutzen. Im Falle eines erfolgreichen Projektverlaufs könne er sich<br />
vorstellen, seinen Betrieb derart auszubauen, dass er zusätzliche Angebote für Besucher schaffen<br />
könne, die innovativ und einzigartig seien.<br />
Auch ein weiterer Landwirt signalisierte die grundsätzliche Bereitschaft, mittelfristig<br />
Zusatzangebote zu schaffen, sollte sich im Rahmen des Projekts entsprechende Nachfrage von<br />
Touristen ergeben.
Universität Regensburg Abschlussbericht Lernende Region Cham Seite 15<br />
Erfolgsaussichten des Projekts<br />
Eine deutliche Mehrheit der <strong>Teil</strong>nehmer räumte latente Zweifel an den Erfolgschancen des<br />
Projekts ein; lediglich zwei Gruppenmitglieder gaben an, zu keiner Zeit dem Projekt zweifelnd<br />
gegenüber gestanden zu sein. Ein Landwirt gab zu bedenken, dass in der Vergangenheit bereits<br />
diverse Angebote des Amts fürs Landwirtschaft nicht lange Zeit aufrechterhalten worden seien.<br />
Ein weiterer <strong>Teil</strong>nehmer wies darauf hin, dass die Möglichkeiten zur Erweiterung von Angeboten<br />
grundsätzlich beschränkt und daher dem Entwicklungspotential des Projekts Grenzen gesetzt<br />
seien.<br />
Während einzelne Gruppenmitglieder bereits positive Rückmeldungen aus der<br />
Bevölkerung erhalten hatten, gaben andere an, dass die Resonanz ernüchternd gering war. Einige<br />
zeigten sich skeptisch, da sich auf die vielen Werbebriefe, die das Tourismusbüro versandt hatte,<br />
nur wenige Interessenten gemeldet hatten. Der Landwirt, der vor Beginn des Projekts andere<br />
Gruppenmitglieder angeworben hatte, äußerte, sie alle hätten „jetzt eine so schöne Ausbildung<br />
gemacht und es wäre schade, wenn sich daraufhin nicht mehr [täte]“, „es wäre jetzt ganz wichtig,<br />
dass die Hoffnung von [den Gruppenmitgliedern] jetzt nicht im Sand [verlaufe].“<br />
Zum <strong>Teil</strong> hatten im Vorfeld Familienmitglieder der <strong>Teil</strong>nehmer Zweifel am Projekt<br />
genährt. Die Hälfte der Landwirte hatte zunächst innerhalb ihrer Familien Überzeugungsarbeit<br />
leisten müssen. Standen Familienmitglieder dem Projekt ablehnend gegenüber, lag dies an<br />
grundsätzlichen Zweifeln am Erfolg des Projekts und an Überlegungen zum Zeitmanagement<br />
und der Organisation der Gästeversorgung, da häufig die Partner der teilnehmenden Landwirte<br />
anderweitig berufstätig waren. In der anderen Hälfte der Fälle waren die Familienmitglieder der<br />
<strong>Teil</strong>nehmer von Anfang an hinter dem Projekt gestanden. Wie wichtig es ist, auf die volle<br />
Unterstützung der eigenen Familie zählen zu können, beschrieb ein <strong>Teil</strong>nehmer: „Wenn die<br />
Familie nicht mitzieht, geht es nicht.“<br />
Die meisten Gruppenmitglieder äußerten sich jedoch dahingehend, dass die Skepsis mit<br />
der Zeit nachgelassen habe und einer positiven Erwartungshaltung gewichen sei.<br />
Viele <strong>Teil</strong>nehmer wiesen auch auf die Chance hin, die das Projekt mit sich bringe. Ein Landwirt<br />
formulierte, was auch andere <strong>Teil</strong>nehmer implizit aussagten: „…wenn man nichts probiert,<br />
kommt man auch zu nichts“.<br />
„Wenn man dranbleib[e]“, könne sich das Projekt sehr gewinnbringend entwickeln, war<br />
sich ein Gruppenmitglied sicher. Viele Landwirte versprachen sich eine stetig steigende<br />
Touristenresonanz durch zunehmende Mundpropaganda. Einige <strong>Teil</strong>nehmer rechneten<br />
insbesondere mit steigender Nachfrage von Urlaubern im Bayerischen Wald, die das Angebot der<br />
Landerlebnisreisen für Tagesausflüge nutzen würden.<br />
Ein Landwirt äußerte konkret, er hoffe, über das Projekt jede Woche einen Bus mit<br />
Besuchern zu bekommen, ein weiteres Netzwerkmitglied äußerte den Wunsch, jeder<br />
teilnehmende Betrieb solle von Touristenbussen angefahren werden.<br />
Die meisten Gruppenmitglieder betonten, um das Projekt noch attraktiver zu gestalten,<br />
würden zukünftig Veränderungen in der Projektgestaltung notwendig, man werde<br />
Modifikationen vornehmen zu müssen, da im Rahmen der Landerlebnisreisen „noch mehr<br />
möglich“ sei. Konkrete Ansätze zur Weiterentwicklung wurden allerdings nicht genannt; die<br />
Zukunft werde zeigen, in welche Richtung man werde weiterdenken müssen.
Universität Regensburg Abschlussbericht Lernende Region Cham Seite 16<br />
3. Rückblick auf die Projektlaufzeit: Wirkungsanalyse – Netzwerkanalyse<br />
Der zweite Interviewblock wurde im Herbst 2008 durchgeführt. Diese Befragungen hatten zum<br />
einen das Ziel, vor dem Hintergrund der Aussagen in den ersten Interviews die individuellen<br />
Einschätzungen der Gruppenmitglieder in Bezug auf den Projektverlauf zu eruieren. Von<br />
zentralem Interesse im Zusammenhang mit der Projektdurchführung war die Nachhaltigkeit der<br />
Schulungen, an denen die Landwirte vor Beginn des Projekts teilgenommen hatten.<br />
Eine wesentliche Intention der Interviews lag ferner darin, Veränderungen im Netzwerk<br />
im Vergleich zum Zeitpunkt des Projektbeginns zu ermitteln.<br />
3.1 Erhebungs- und Auswertungsinstrument<br />
Als Erhebungsinstrument diente einerseits, wie bei der ersten Erhebung, ein halbstrukturierter<br />
Interviewleitfaden, der in 13 Fragen auf die Themenbereiche Projekt, Netzwerk und Perspektiven<br />
abzielte.<br />
Andererseits wurde den Projektteilnehmern darüber hinaus ein Fragebogen vorgelegt, um<br />
Erkenntnisse über die Kontakthäufigkeit und den Informations- und Meinungsaustausch der<br />
Gruppenmitglieder zu erlangen.<br />
Das zur Interviewanalyse erarbeitete Kategoriensystem enthält, wie auch das für die<br />
Auswertung der ersten Interviews erstellte, 25 induktiv definierte Kategorien, die ebenso zur<br />
klareren Differenzierung zum <strong>Teil</strong> in Subkategorien unterteilt sind.<br />
3.2 Ergebnisse<br />
3.2.1 Das Projekt<br />
Das folgende Diagramm zeigt die Häufigkeitsverteilungen der Kategoriennennungen im<br />
Themenbereich „Projekt“. Die Bedeutungen der Abkürzungen in den folgenden Diagrammen<br />
sind im Kategoriensystem der zweiten Interviewerhebung aufgeschlüsselt, das sich in Anhang E<br />
befindet.
Universität Regensburg Abschlussbericht Lernende Region Cham Seite 17<br />
Häufigkeitsverteilung der Kategoriennennungen<br />
AG<br />
ANZ<br />
EFG<br />
ERF gesamt<br />
ERF1<br />
ERF2<br />
ERW<br />
GRÜ<br />
IS gesamt<br />
IS1<br />
IS2<br />
Kategorien<br />
ÖE1<br />
ÖE3<br />
ÖE2<br />
ÖE gesamt<br />
PRE<br />
RE<br />
SA gesamt<br />
SA1<br />
SA2<br />
SA3<br />
SCH<br />
SW<br />
WZ1<br />
WZ gesamt<br />
WZ2<br />
0 10 20 30 40 50<br />
Anzahl der Kategoriennennungen
Universität Regensburg Abschlussbericht Lernende Region Cham Seite 18<br />
Wie im Diagramm ersichtlich, wurden in Bezug auf den Themenbereich „Projekt“ am häufigsten<br />
Aussagen getroffen, die der Kategorie „Selbstaussagen“ der <strong>Teil</strong>nehmer (SA) zugeordnet werden<br />
können (42 Nennungen). Die Kategorie wurde ausdifferenziert in die Subkategorien<br />
„Selbsteinschätzung“ in Bezug auf das Projekt und die Gäste (SA1), „Commitment zum Projekt“<br />
(SA2) und „Commitment zur Gästeakquise“ (SA3). Auf diese Eigenaussagen der Landwirte wird<br />
im Folgenden an verschiedenen Stellen eingegangen.<br />
Am zweithäufigsten waren Ausführungen, die in Kategorie „Öffentliche Einrichtungen“<br />
(ÖE) einzuordnen sind. Mit 22 Nennungen wurde in den zweiten Interviews häufiger auf die<br />
Zusammenarbeit mit öffentlichen Institutionen der Stadt Waldmünchen eingegangen als bei der<br />
ersten Interviewerhebung. Dies zeigt, dass diese Kooperation, die bereits zum Zeitpunkt der<br />
ersten Befragung für die <strong>Teil</strong>nehmer eine wichtige Rolle gespielt hatte, im Projektverlauf<br />
zusätzlich an Bedeutung gewonnen hat.<br />
Die Projektsituation im Herbst 2008<br />
Zum Projektverlauf und ihrer Einschätzung der aktuellen Situation im Projekt befragt, äußerten<br />
alle Gruppenmitglieder übereinstimmend, die Resonanz aus der Bevölkerung auf das Projekt sei<br />
gering gewesen. Je zwei Landwirte hatten keine Busgruppe empfangen, ein <strong>Teil</strong>nehmer war von<br />
einer Reisegruppe besucht worden, ein weiterer von zweien. Jeweils zwei Landwirte hatten drei<br />
Gruppen bekommen, zwei <strong>Teil</strong>nehmer hatten Besuch von vier beziehungsweise sechs<br />
Reisegruppen erhalten.<br />
Hatten nur zwei Landwirte im Rahmen der Interviews im Februar/März 2008 mit zehn<br />
Busgruppen eine konkrete Erwartung bezüglich der Touristenresonanz geäußert, zeigten sich<br />
doch alle <strong>Teil</strong>nehmer mehr oder weniger ernüchtert von der geringen Nachfrage.<br />
Vier Landwirte räumten ein, mit stärkerem Touristenzulauf gerechnet zu haben und ihre<br />
Erwartungen an das Projekt nicht erfüllt zu sehen. Zwei <strong>Teil</strong>nehmer äußerten konkret, mit dem<br />
Projekt bislang nicht zufrieden zu sein.<br />
Ein Gruppenmitglied jedoch wies darauf hin, dass er sich im ersten Projektjahr keine<br />
größere Resonanz versprochen habe und fühlte sich in seiner ursprünglichen Erwartung<br />
bestätigt.<br />
Ein <strong>Teil</strong>nehmer beschrieb die aktuelle Situation derart, dass man an einen „schwierigen<br />
Punkt“ gelangt sei. Es bestehe Unsicherheit über den weiteren Projektfortgang, da sich von<br />
Seiten des Tourismusbüros einige Änderungen ergeben hätten. Zum einen habe es einen<br />
Führungswechsel gegeben, zum zweiten laufe der Vertrag des bisherigen Koordinators Tobias<br />
Singer zum 01.10.2008 aus und werde aufgrund der geringen Rentabilität des Projekts nicht<br />
verlängert. Im Laufe der Zeit hätten sich diverse Fragen bezüglich der Finanzierung und der<br />
Vermarktung der Landerlebnisreisen ergeben, die bislang weder innerhalb der Projektgruppe<br />
noch mit dem Tourismusbüro geklärt seien.<br />
Gründe für die geringe Touristenresonanz<br />
Die <strong>Teil</strong>nehmer äußerten diverse Vermutungen für die geringe Nachfrage. Einige Aussagen<br />
wurden explizit getroffen, andere Überlegungen, die im Zusammenhang mit der Projektgruppe<br />
oder der Zusammenarbeit mit den öffentlichen Einrichtungen der Stadt Waldmünchen stehen,<br />
wurden implizit im Laufe des Interviews deutlich.<br />
Zwei Landwirte hatten als Hauptgrund für die geringe Touristenresonanz bei ihnen<br />
persönlich ihre individuelle Situation identifiziert. Einer der beiden sagte, die räumliche Distanz<br />
zum Kern der Gruppe sei zu groß, da er außerhalb Waldmünchens wohnhaft sei. Aufgrund
Universität Regensburg Abschlussbericht Lernende Region Cham Seite 19<br />
dessen kämen Urlauber, die die Angebote seiner Projektkollegen in Waldmünchen wahrnähmen,<br />
selten auch zu ihm. Der zweite <strong>Teil</strong>nehmer wies darauf hin, er biete in erster Linie „Urlaub auf<br />
dem Bauernhof“ an. Dementsprechend bestehe seine Hauptzielgruppe aus Gästen, die für ein bis<br />
zwei Wochen auf seinem Hof blieben. Aus diesem Grunde sei sein Angebot für Tagesurlauber<br />
wenig attraktiv.<br />
Andere <strong>Teil</strong>nehmer äußerten globalere Gründe und bezogen sich in ihren Überlegungen<br />
auf das geringe Echo auf das Projekt Landerlebnisreisen im Allgemeinen. Ein Landwirt wies<br />
darauf hin, dass generell die Nachfrage nach Busreisen im Vergleich zur Situation vor einigen<br />
Jahren deutlich geringer sei. Diesen Befund führte er auf allgemeinwirtschaftliche Veränderungen<br />
zurück. Auch ein anderer <strong>Teil</strong>nehmer sah einen Hauptgrund nicht in direktem Zusammenhang<br />
mit dem eigenen Projekt, sondern betonte, es habe sich im Laufe der Zeit starke Konkurrenz<br />
entwickelt; bereits fünf Gruppen in Tirschenreuth, Altötting und Töging würden mittlerweile ein<br />
ähnlich gestaltetes Repertoire für Reisegruppen anbieten.<br />
Zwei Landwirte sahen den triftigsten Grund für den bisherigen Projektverlauf darin, dass<br />
das gesamte Angebot der Landerlebnisreisen innerhalb der Bevölkerung noch zu unbekannt sei.<br />
Ein <strong>Teil</strong>nehmer wies darauf hin, dass es Zeit brauche, bis Busunternehmen das Angebot in ihr<br />
Programm aufnehmen würden. Im Großen und Ganzen wurden Vereine und Organisationen als<br />
Hauptinteressenten eingeschätzt. Auch hier sei das Projekt noch zu wenig etabliert. Ein Landwirt<br />
führte dies auf die bisherige Form der Werbung zurück; es reiche nicht, wie bisher vom<br />
Tourismusbüro aus unspezifisch Briefe zu versenden und zu versuchen, mit Flyern auf das<br />
Angebot aufmerksam zu machen. Zwei <strong>Teil</strong>nehmer äußerten einen weiteren Kritikpunkt in<br />
Bezug auf das Tourismusbüro. Ihrer Einschätzung zufolge habe man sich von öffentlicher Seite<br />
aus nicht ausreichend engagiert gezeigt, Interessenten tatsächlich für eine <strong>Teil</strong>nahme an den<br />
Landerlebnisreisen zu gewinnen. Dieser Gesichtspunkt wird im Abschnitt „Zusammenarbeit mit<br />
öffentlichen Einrichtungen der Stadt Waldmünchen“ abgehandelt.<br />
Zwei Projektmitglieder schließlich kritisierten mangelnde Toleranz innerhalb des<br />
Netzwerks. Indirekt trugen offensichtlich generell gruppeninterne Schwierigkeiten dazu bei, dass<br />
sich das Projekt nicht optimal fortentwickeln konnte. Auf diese Aspekte wird detailliert im<br />
Abschnitt „Die Projektgruppe“ eingegangen. Konsequenzen, die die <strong>Teil</strong>nehmer aufgrund dieser<br />
Befunde ziehen wollten, werden im Abschnitt „Abschließende Überlegungen“ (Kap. 4)<br />
dargestellt.<br />
Der persönliche Stellenwert des Projekts für die Gruppenmitglieder<br />
Zeigten sich die Landwirte tendenziell unzufrieden mit der Projektsituation, machten viele doch<br />
deutlich, dass die Entwicklung dieses Projekts für sie eine eher untergeordnete Rolle spielte. Ein<br />
<strong>Teil</strong>nehmer äußerte klar, die Landerlebnisreisen liefen für ihn nur „nebenher“. Er verwies darauf,<br />
anderweitig viele Reisegruppen auf ihrem Hof zu betreuen. Insgesamt äußerten sich fünf<br />
Gruppenmitglieder dahingehend, regelmäßig auch außerhalb dieses Projekts Gäste zu betreuen.<br />
Ein Landwirt meinte, die geringe Resonanz auf das Angebot der Landerlebnisreisen könne<br />
zumindest in seiner Situation mittels der zahlreichen sonstigen Gäste kompensiert werden. Auch<br />
ein weiterer <strong>Teil</strong>nehmer machte deutlich, finanziell nicht auf hohen touristischen Zuspruch<br />
innerhalb dieses Projekts angewiesen zu sein und fügte hinzu, eigentlich fühle er sich ausgelastet;<br />
kämen künftig mehr Gäste, bedeute dies für ihn mehr Stress als Nutzen. Ein Landwirt schließlich<br />
äußerte sich über das Projekt konkret so, wie es einige <strong>Teil</strong>nehmer implizit beschrieben: Er<br />
erachte die Landerlebnisreisen als Möglichkeit eines geringfügigen Zusatzeinkommens und<br />
dadurch als zweites Standbein. Für ihn sei das Projekt eine Zukunftsoption; verlaufe es<br />
erfolgreich, so sei dies „schön, und ansonsten […] [sei] es auch kein Verlust.“
Universität Regensburg Abschlussbericht Lernende Region Cham Seite 20<br />
Der Umgang der <strong>Teil</strong>nehmer mit den Gästen<br />
Neben dem Touristenaufkommen wurde in den ersten Interviews als zentrales Kriterium für<br />
einen als erfolgreich zu beurteilenden Projektverlauf genannt, dass es gelinge, die Besucher zu<br />
ihrer vollen Zufriedenheit zu betreuen.<br />
Jene <strong>Teil</strong>nehmer, die sich über ihre Erfahrungen mit den Gästen äußerten, berichteten<br />
übereinstimmend, die Besucher seien von ihrem Aufenthalt begeistert gewesen und auch sie<br />
selbst hätten den Umgang mit den Gästen als durchweg positiv erlebt.<br />
Wie bereits in den ersten Interviews betonten auch nun zwei Landwirte, die Betreuung<br />
der Besucher als persönlich bereichernd zu empfinden.<br />
Zwei Gruppenmitglieder hatten beobachtet, dass sie durch das Gespräch mit Gästen,<br />
durch die Präsentation ihres Betriebes, dazu angeregt würden, über ihre alltägliche Arbeit zu<br />
reflektieren. Ein <strong>Teil</strong>nehmer hatte festgestellt, dadurch einen anderen Blick auf den eigenen Beruf<br />
bekommen und infolgedessen nun die Vorzüge seiner Tätigkeit auf dem Hof gegenüber anderen<br />
Arbeitsfeldern schätzen gelernt zu haben.<br />
Ein Landwirt, der im Speziellen in die Gästebetreuung involviert gewesen war, weil er<br />
sich für die Busgruppen als Reiseleiter zur Verfügung gestellt hatte, betrachtete den Umgang mit<br />
den Besuchern als gegenseitiges Geben und Nehmen: „Wenn man merkt, dass man gut ankommt<br />
bei den Leuten, dann macht das auch Spaß.“ Er wies wie auch ein weiterer Landwirt darauf hin,<br />
Einzelbesuche von Leuten erhalten zu haben, die zuvor bereits mit einer Gruppe die Betriebe<br />
besucht hatten. Ein anderer <strong>Teil</strong>nehmer habe nach Besuchen von Reisegruppen Dankesschreiben<br />
und -anrufe erhalten. Dies zeige, wie positiv diese Gäste ihren Aufenthalt auf den Höfen<br />
empfunden hätten.<br />
Die Landwirte vermittelten ausnahmslos den Eindruck, sich aufrichtig um das<br />
Wohlergehen ihrer Gäste zu sorgen. Ein <strong>Teil</strong>nehmer betonte, seit jeher seinen Besuchern eine<br />
familiäre, persönliche Atmosphäre zu bieten und mit ihnen gemeinsame Abende zu veranstalten,<br />
wies aber auch darauf hin, Verständnis dafür zu haben, wenn sich Gäste nicht an gemeinsamen<br />
Unternehmungen beteiligen wollten. Der Landwirt, der vor diesem Projekt noch nie direkten<br />
Kontakt mit Landwirtschaftstourismus gehabt hatte, erklärte, zunächst im Umgang mit den<br />
Besuchern nervös gewesen zu sein, aber schnell an Sicherheit gewonnen zu haben, nicht zuletzt,<br />
weil sich die Besucher sehr interessiert gezeigt hätten. Insgesamt erwähnten vier<br />
Gruppenmitglieder, dass sie die Gäste als sehr offen und wissbegierig erlebt hätten. Zumeist<br />
würden die Betriebe von Vereinen besucht, deren Mitglieder in der Regel fachfremd seien. Die<br />
Besucher würden viele Fragen stellen, und hierbei sei es nach Aussage eines Landwirts wichtig,<br />
Zusammenhänge aufzeigen zu können. Wesentlich sei, nicht nur rein fachliches Wissen zu<br />
vermitteln, sondern auch kulturelle und historische Hintergründe der Region und des eigenen<br />
Betriebes aufzuzeigen und das Ganze auf unterhaltsame Art und Weise zu präsentieren. Zu<br />
Beginn seines Vortrags stelle er den Gästen stets skurril anmutende Wissensfragen, die er dann<br />
im Laufe seiner Präsentation beantworte. Was in der Rhetoriklehre als „Denkreiztechnik“<br />
bezeichnet wird, hat zum Ziel, die Aufmerksamkeit des Publikums zu gewinnen und sie von<br />
Anfang an für den Vortrag zu interessieren (z.B. Allhoff & Allhoff, 2006). Um die Zuhörer<br />
besser erreichen zu können, lockere er außerdem seine Ausführungen mit persönlichen<br />
Anekdoten auf, die den Unterhaltungswert erhöhten oder die Gäste emotional berührten. Würde<br />
er sich ausschließlich auf die Vermittlung von Faktenwissen konzentrieren, sei bei den Gästen<br />
„nach einer Viertelstunde Ebbe, […] [es höre] niemand mehr zu.“
Universität Regensburg Abschlussbericht Lernende Region Cham Seite 21<br />
Die Schulungen im Vorfeld des Projekts<br />
Fast alle Gruppenmitglieder äußerten sich durchweg positiv über die Schulungen, die sie im<br />
Vorfeld des eigentlichen Projekts absolviert hatten. Nur ein Landwirt hätte sich als Neuling im<br />
Tourismusbereich grundlegendere Kursinhalte gewünscht. Seiner Ansicht nach richteten sich die<br />
Schulungen ausschließlich an Menschen, die bereits Erfahrung im Tourismussektor gesammelt<br />
hatten. Dennoch betonte er, er freue sich darüber, dass überhaupt die Möglichkeit besteht, eine<br />
Vielzahl an Kursen mit unterschiedlichsten Thematiken zu absolvieren, ohne den<br />
landwirtschaftlichen Bezug außer Acht zu lassen. Die Mehrheit der Landwirte sagte aus, die<br />
Schulungen hätten ihnen großen Nutzen für die Arbeit im Projekt gebracht.<br />
Die <strong>Teil</strong>nehmer konnten sowohl von kaufmännisch orientierten Kursen, die<br />
steuerrechtliche Inhalte und Marketinggrundlagen vermittelten, profitieren als auch von<br />
Seminaren, die auf den konkreten Umgang mit Gästen abzielten. Zwei Landwirte bezeichneten<br />
die Schulungen wie auch schon in den ersten Interviews als Mittel der Persönlichkeitsbildung.<br />
Ein Gruppenmitglied machte deutlich, dass ein Großteil des in den Schulungen<br />
vermittelten Wissens im Arbeitsalltag mit den Touristen implizit angewendet wird: „[…] das läuft<br />
jetzt nicht bewusst, aber unbewusst lernt man bei solchen Sachen immer dazu.“<br />
Der Landwirt, der betont hatte, seinen Gästen umfassende Informationen über das rein<br />
Fachliche hinaus zu präsentieren, wies darauf hin, dass er viel Hintergrundwissen, das er seinen<br />
Gästen vermittle, im Rahmen dieser Schulungen erworben hatte. Dieses sei insofern wichtig als<br />
man Besuchern einen „ganz […] groben Abriss darüber geben“ müsse, welche kulturellen und<br />
geschichtlichen Einflüsse die Gegend geprägt hätten.<br />
Zwei Gruppenmitglieder sagten, sie hätten durch die Kurse stärkeres Selbstverstrauen im<br />
Umgang mit den Gästen entwickelt. Beiden falle es grundsätzlich schwer, vor einer Gruppe zu<br />
sprechen, doch sei diese Unsicherheit in einem Kurs konkret angesprochen und daran erfolgreich<br />
gearbeitet worden.<br />
Ein weiterer <strong>Teil</strong>nehmer betonte, es sei wesentlich, Menschenkenntnis zu entwickeln um<br />
die Gäste einschätzen zu können. Man komme mit sehr unterschiedlichen Leuten in Kontakt,<br />
und es sei erforderlich, sich in sie einfühlen zu können. „Und das haben wir da intensiv trainiert,<br />
und das hat mir eigentlich schon wieder gedanklich rübergebracht: Genauso ist’s eigentlich im<br />
wirklichen Leben“, machte dieser Landwirt den Praxisbezug der Schulungen deutlich.<br />
Nur ein <strong>Teil</strong>nehmer wies darauf hin, dass er gewisse Ratschläge die konkrete Organisation<br />
der Gästegruppen betreffend aufgrund der speziellen Gegebenheiten in seinem Betrieb nicht in<br />
die Praxis umsetzen konnte.<br />
Um den Praxisbezug zu erhöhen, wurden im Rahmen der Schulungen Lehrfahrten ins<br />
Hohenloher Land und nach Österreich veranstaltet, die der Projektgruppe die Möglichkeit boten,<br />
den eigenen Landerlebnisreisen ähnliche Projekte kennen zu lernen. Diejenigen Landwirte, die<br />
sich über diese Exkursionen äußerten, fanden ausschließlich lobende Worte. Ein <strong>Teil</strong>nehmer<br />
sagte, wenn man Wissensdurst habe und neugierig genug frage, nähme man „immer was mit<br />
heim.“ Es sei für die eigene Arbeit von Vorteil gewesen, zu erfahren, wie andere Management,<br />
Organisation und Marketing in diesem Bereich handhabten. Wie bereits in den ersten Interviews<br />
wurde auch nun wieder von vielen Seiten lobend auf die Reiseleiterin verwiesen, die die Gruppe<br />
im Hohenloher Land kennen gelernt hatte – verbunden mit Kritik an Missständen im eigenen<br />
Projekt. Detaillierte Ausführungen zu diesem Sachverhalt finden sich im Punkt<br />
„Zukunftsaussichten“.<br />
In Verbindung mit den Schulungen bot sich den <strong>Teil</strong>nehmern ferner die Möglichkeit, sich<br />
durch Besichtigung einiger Betriebe innerhalb der Gruppe ein genaues Bild von der Arbeit und<br />
den Angeboten ihrer Kollegen zu machen. Dadurch, dass der jeweils gastgebende Landwirt eine<br />
Führung simulierte, konnte insbesondere der <strong>Teil</strong>nehmer, der vor Beginn des Projekts noch keine<br />
Touristen betreut hatte, von diesen Betriebsbegehungen profitieren.
Universität Regensburg Abschlussbericht Lernende Region Cham Seite 22<br />
Ein <strong>Teil</strong>nehmer erklärte abschließend, die Schulungen hätten seine bisherigen<br />
Erfahrungen im Umgang mit Gästen bestätigt, zugleich aber neue Ideen und Impulse geliefert,<br />
die in die Projektarbeit einfließen hätten können.<br />
Wissenszuwachs außerhalb der Schulungen<br />
In der praktischen Arbeit mit den Besuchern galt es nun, die „Theorie in der Praxis<br />
anzuwenden“. Wenn auch immer wieder die hohe Praxisrelevanz der Schulungen betont wurde,<br />
wiesen doch drei <strong>Teil</strong>nehmer darauf hin, dass sie ihre Handlungskompetenz im Umgang mit den<br />
Gästen größtenteils durch praktische Erfahrungen erworben hatten.<br />
Ein Landwirt stellte fest, man müsse zu Beginn seiner Arbeit mit Touristen „immer ins<br />
kalte Wasser springen“, entwickle aber rasch Sicherheit im Kontakt mit den Besuchern.<br />
Drei <strong>Teil</strong>nehmer betonten, regelmäßig die Organisation und ihren direkten Umgang mit<br />
den Besuchern hinterfragt zu haben. Dies habe ihnen geholfen, die gesamte Gästebetreuung zu<br />
optimieren. So sei, wie bereits erwähnt, ein Landwirt immer mehr dazu übergegangen, seine<br />
Vorträge unterhaltsam zu gestalten. Ein weiterer <strong>Teil</strong>nehmer hatte zwischen den Besuchen der<br />
einzelnen Reisegruppen organisatorische Veränderungen vorgenommen. In beiden Fällen<br />
basierten die Modifikationen auf konkreten Erfahrungen mit Besuchern. Diese Aussagen<br />
entsprechen empirischen Forschungsbefunden, wonach bei Erfahrungslernprozessen die Analyse<br />
von Fehlern eine zentrale Rolle spielt.<br />
Zwei Landwirte betonten außerdem, sehr viel durch den Erfahrungsaustausch mit ihren<br />
Kollegen gelernt zu haben. In den ersten Interviews war, wie in Punkt „Kommunikation<br />
innerhalb der Gruppe“ dargestellt, darauf hingewiesen worden, dass einige <strong>Teil</strong>nehmer noch<br />
„Entwicklungsbedarf“ im touristischen Arbeitsalltag gehabt hatten. Zum Zeitpunkt der zweiten<br />
Interviews sprachen alle Gruppenmitglieder davon, mittlerweile an Sicherheit und Routine im<br />
Umgang mit Gästen gewonnen zu haben.<br />
Zusammenarbeit mit öffentlichen Einrichtungen der Stadt Waldmünchen<br />
Im Vergleich zum Zeitpunkt der ersten Interviews hatte sich die Sichtweise einiger<br />
Gruppenmitglieder auf die Zusammenarbeit mit den öffentlichen Institutionen in Waldmünchen<br />
verändert. Hatte es damals nur vereinzelt negative Anmerkungen gegeben, bemängelten nun fünf<br />
Landwirte die Kooperation.<br />
Die Hauptkritik bezog sich auf Engagement, Organisation und Informationsfluss von<br />
Seiten des Tourismusbüros.<br />
Zwei Gruppenmitglieder zeigten sich enttäuscht davon, dass sich kein Mitarbeiter des<br />
Tourismusbüros während der Saison einmal einer Reisegruppe angeschlossen habe um die am<br />
Projekt beteiligten Betriebe näher kennen zu lernen. Tobias Singer habe sich als einziger<br />
Angestellter des Tourismusbüros die Höfe angesehen, doch sei auch dies nicht zu einem<br />
Zeitpunkt geschehen, als eine Touristengruppe planmäßig die Betriebe besucht hatte. Diesen<br />
Umstand werteten die beiden Landwirte als Zeichen von Desinteresse.<br />
Ein <strong>Teil</strong>nehmer wies ferner darauf hin, es wäre wichtig, von öffentlicher Seite in<br />
Waldmünchen, sowohl vom Tourismusbüro als auch vom Amt für Landwirtschaft aus, mehr<br />
Energie für das Projekt aufzuwenden. Im Falle des Tourismusbüros äußerte er konkret, die<br />
Vermarktung der Landerlebnisreisen müsse forciert werden.<br />
Die zwei Gruppenmitglieder, die sich schon in den ersten Interviews skeptisch über die<br />
Arbeit des Tourismusbüros geäußert hatten, sahen sich nun in ihren Befürchtungen bestätigt. Sie
Universität Regensburg Abschlussbericht Lernende Region Cham Seite 23<br />
merkten an, dass das Tourismusbüro die Vermittlung von Gästen „nicht richtig im Griff“ gehabt<br />
habe.<br />
Durch die personellen Veränderungen werden sich künftig die Zuständigkeiten innerhalb<br />
des Projekts verschieben. Zwei <strong>Teil</strong>nehmer waren sich sicher, es sei positiv, wenn die<br />
Gästeakquise zukünftig wieder verstärkt in der Verantwortung der Gruppe liegen werde.<br />
Mehrfach wurde betont, auch auf organisatorischer Ebene hätten Probleme bestanden,<br />
nicht zuletzt aufgrund des Führungswechsels. In Herrn Lautwein, dem bisherigen Leiter des<br />
Tourismusbüros, sei ein wichtiger Ansprechpartner weggefallen, der überdies von Anfang an in<br />
den Aufbau des Projekts involviert gewesen sei. Seitdem er sein Amt aufgegeben habe, sei das<br />
Projekt nur noch „dahin geschlichen“.<br />
Ein Gruppenmitglied kritisierte, dass das Tourismusbüro für jede Reisegruppe eine<br />
Stadtführung durch Waldmünchen organisiert hatte, anstatt die komplette Anwesenheitszeit der<br />
Gäste für die Besichtigung von Betrieben aufzuwenden. Dies hätte zur Konsequenz gehabt, dass<br />
oftmals zu wenig Zeit für den Besuch von Betrieben eingeplant worden sei und die<br />
Gruppenmitglieder insgesamt weniger Gäste als möglich bekommen hätten. Das Tourismusbüro<br />
habe hierbei die Priorität klar auf die Vermarktung der Stadt zu Lasten der Projektteilnehmer<br />
gelegt.<br />
Zwei Landwirte bemängelten darüber hinaus die Kommunikation des Tourismusbüros<br />
mit der Projektgruppe. Man wisse nicht, „was für Entscheidungen getroffen [würden], weil man<br />
da nichts hör[e].“ „Also, das ist alles über unseren Köpfen, wenigstens über meinem“, beschrieb<br />
ein Gruppenmitglied seine Sichtweise der Situation.<br />
Obwohl der grundsätzliche Tenor negativ war, fanden vier <strong>Teil</strong>nehmer lobende Worte für<br />
die Zusammenarbeit mit den öffentlichen Stellen der Stadt Waldmünchen.<br />
Zwei <strong>Teil</strong>nehmer äußerten sich anerkennend über die Organisation der Lehrfahrten und<br />
einiger Schulungen durch das Amt für Landwirtschaft. Positiv wurde auch erwähnt, dass dieses<br />
Amt immer wieder Gruppentreffen initiiert hatte.<br />
Auch wenn das Projektmarketing häufig kritisiert wurde, betonten doch zwei Landwirte,<br />
es komme der Gruppe sehr zugute, dass derzeit noch über das Tourismusbüro die Möglichkeit<br />
bestünde, für die <strong>Teil</strong>nehmer kostenlose Werbekataloge zu erstellen und zu versenden.<br />
Konsequenzen, die die Landwirte ob der Tatsache des auslaufenden Förderungsvertrages mit<br />
dem Tourismusbüro ziehen wollten, werden im Abschnitt „Ausblick“ dargestellt.
Universität Regensburg Abschlussbericht Lernende Region Cham Seite 24<br />
3.2.2 Die Projektgruppe<br />
Das folgende Diagramm zeigt die Häufigkeitsverteilungen der Kategoriennennungen im<br />
Themenbereich „Projektgruppe“.<br />
Häufigkeitsverteilung der Kategoriennennungen<br />
AGM gesamt<br />
AGM1<br />
AGM2<br />
GA gesamt<br />
GA4<br />
GA5<br />
GA6<br />
Kategorien<br />
GR2<br />
GR4<br />
GR1<br />
GR gesamt<br />
GR5<br />
GR7<br />
GR6<br />
GU gesamt<br />
GU4<br />
GU2<br />
GU1<br />
0 5 10 15 20 25 30 35 40<br />
Anzahl der Kategoriennennungen<br />
Wie bereits in der ersten Interviewerhebung entfielen im Bereich „Projektgruppe“ auch in den<br />
zweiten Interviews die meisten Nennungen (38) auf eine eigenständige Kategorie „Gruppe“<br />
(GR). Die hierin unter anderen enthaltenen Themenkreise GR1 („Umgang, Verhältnis und<br />
Zusammenarbeit“) und GR5 („Kontakt“) waren dabei Mittelpunkt der Betrachtungen (14 bzw.<br />
zehn Nennungen).<br />
Sehr häufig trafen darüber hinaus Projektteilnehmer Aussagen über „andere<br />
Gruppenmitglieder“ (AGM) sowie den „gegenseitigen Meinungsaustausch“ (GA) (36 bzw. 34<br />
Nennungen).
Universität Regensburg Abschlussbericht Lernende Region Cham Seite 25<br />
Ausführungen über „andere Gruppenmitglieder“ finden sich an diversen Stellen innerhalb dieses<br />
Kapitels 3 „Rückblick auf die Projektlauftzeit“.<br />
Anders als bei den ersten Interviews wurde die Kategorie GA nun dahingehend<br />
ausdifferenziert, auf welchen Kommunikationsrahmen sich die Aussagen der Landwirte bezogen<br />
(GA4 – „informell“ bzw. GA5 – „offizielle Gruppentreffen“) oder ob „allgemeine Aussagen“<br />
(GA6) über den Erfahrungs- und Meinungsaustausch getroffen wurden. Die Äußerungen der<br />
Landwirte zu diesem Themenbereich finden sich im Abschnitt „Kommunikation innerhalb der<br />
Gruppe“.<br />
Kooperation innerhalb der Gruppe und der persönliche Umgang untereinander<br />
„Wenn jeder sein eigenes Programm ablaufen lässt, dann kommt man schon langsam in die<br />
Zwickmühle“. Dies ist die Aussage eines <strong>Teil</strong>nehmers aus dem ersten Interview. Er verband<br />
damit die Forderung, die Zusammenarbeit innerhalb der Gruppe zu intensivieren.<br />
An anderer Stelle ergänzte er: „Die Gruppe Landerlebnisreisen ist eine Gruppe mit<br />
Einzelinteressen […], jeder [ziehe] an seinem Strang.“ Er habe nicht das Gefühl, dass die<br />
Gruppenmitglieder sich am gemeinsamen Interesse orientierten, „das Projekt Landerlebnisreisen<br />
zum Erfolg [zu] führen.“ Formulierten es die anderen <strong>Teil</strong>nehmer nicht so deutlich, kritisierten<br />
doch viele mangelhafte Zusammenarbeit und schwachen Zusammenhalt in der Gruppe –<br />
wesentliche Aspekte, die die Mehrheit der Landwirte zum Zeitpunkt des ersten Interviews als<br />
verbesserungspflichtig eingestuft hatte.<br />
Wie bereits im Punkt „Gründe für die geringe Touristenresonanz“ angesprochen, wiesen<br />
zwei <strong>Teil</strong>nehmer auf die geringe Toleranz zwischen den Gruppenmitgliedern hin. Diesen beiden<br />
Landwirten zufolge ist allerdings Grundvoraussetzung für einen erfolgreichen Verlauf dieses<br />
Projekts, dass innerhalb des Netzwerks kein Neid bestehe, dass sich jeder damit arrangieren<br />
könne, gegebenenfalls weniger Busgäste zu empfangen als andere Kollegen. Eben an dieser<br />
Akzeptanz kranke es; eigentlich seien sich „gegenseitig alle Konkurrenz“. Wer gerade keine<br />
Besucher zu verzeichnen habe, fühle sich schnell übergangen und „such[e] sich […] gleich einen<br />
Schuldigen, der ihn da ausgegrenzt [habe]“, hatte ein Landwirt beobachtet.<br />
Zwei <strong>Teil</strong>nehmer äußerten sich allerdings dahingehend, dass das persönliche Verhältnis<br />
zwischen den Gruppenmitgliedern durchaus intakt sei.<br />
Einer der außerhalb Waldmünchens wohnhaften Landwirte erwähnte lobend, er sei von<br />
den anderen gut in der Gruppe aufgenommen worden und könne seine Kollegen jederzeit um<br />
Hilfe bitten. Ein ebenfalls auswärts ansässiges Netzwerkmitglied wies indessen auf die<br />
Schwierigkeit hin, sich gegenseitig über die räumliche Distanz hinweg zu unterstützen und<br />
vermutete, seine Kollegen in Waldmünchen würden einander öfter helfen als dies bei ihm der<br />
Fall sei. Ein <strong>Teil</strong>nehmer, der im ersten Interview noch gefordert hatte, man müsse willens sein,<br />
spontan Reisegruppen von Kollegen zu übernehmen, wenn diese terminlich verhindert seien, sah<br />
tatsächlich zumindest diese Form von wechselseitiger Unterstützung in hohem Maße gegeben. Er<br />
betonte, in diesem Zusammenhang sei es wichtig, dass die Gruppenmitglieder alle mehr oder<br />
weniger nah beisammen wohnten. Ein Landwirt sagte, einzelne Gruppenmitglieder würden<br />
einander unterstützen, indem sie ihre Gäste auf die Angebote ihrer Kollegen innerhalb des<br />
Projekts aufmerksam machten, allerdings sei nur eine Minderheit der <strong>Teil</strong>nehmer zu dieser Art<br />
von Werbung bereit.<br />
Ein Netzwerkmitglied machte deutlich, trotz aller Schwierigkeiten grundsätzlich davon<br />
überzeugt zu sein, dass in der Gruppe und dem gesamten Projekt Potential steckt. Seiner Ansicht<br />
nach ist es letztlich das „Schönste oder das Wichtigste […], wenn man’s geschafft hat, dass man<br />
eine Gemeinschaft entwickelt, die zusammenarbeitet.“
Universität Regensburg Abschlussbericht Lernende Region Cham Seite 26<br />
Kommunikation innerhalb der Gruppe<br />
Ein <strong>Teil</strong>nehmer betonte, dass er schlechte Erfahrungen damit gemacht hatte, Missstände in der<br />
Gruppe zu thematisieren. „Mit der Zeit sag[e] man da nichts mehr“, räumte er ein; übe er Kritik,<br />
sei er „zugleich der Buhmann“. Einer der Landwirte, der auf die Konkurrenzsituation in der<br />
Gruppe hingewiesen hatte, äußerte sich hingegen wesentlich positiver über die Kritikfähigkeit<br />
seiner Kollegen. Er machte deutlich, „wenn man weiterkommen [wolle], dann [müsse] man die<br />
Dinge oft beim Namen nennen“. Dies führe durchaus dazu, dass sich die Gruppenmitglieder<br />
Gedanken machten, ohne sich dabei persönlich angegriffen zu fühlen.<br />
Allerdings wies er darauf hin, dass es insbesondere wichtig gewesen wäre, sich umgehend<br />
zum Meinungsaustausch zu treffen, nachdem die ersten Betriebe Reisegruppen betreut hatten.<br />
Zwar habe es im Umgang mit den Gästen keine Komplikationen gegeben, dennoch hätte man<br />
wichtige Erkenntnisse aus einer gemeinsamen Diskussion ziehen können.<br />
Insgesamt bemängelte dieser Landwirt wie die Mehrzahl der <strong>Teil</strong>nehmer, dass man sich<br />
seit Projektbeginn zu selten über seine Erfahrungen und den Projektverlauf ausgetauscht habe.<br />
Übereinstimmend hatten die Netzwerkmitglieder in den ersten Interviews erklärt,<br />
Grundlage einer gewinnbringenden Zusammenarbeit sei es, sich regelmäßig innerhalb der<br />
Gruppe auszutauschen. Darüber hinaus sei ein reger Diskurs wesentlich für die<br />
Weiterentwicklung des gesamten Projekts. Schließlich könne jeder persönlich vom<br />
Erfahrungsaustausch über den Umgang mit Gästen profitieren. Viele <strong>Teil</strong>nehmer hatten daher<br />
eine Intensivierung des Kontakts gefordert.<br />
Ein Landwirt bemängelte, die Gruppe habe sich zu keiner Zeit aus eigenem Antrieb<br />
getroffen; gemeinsame Zusammenkünfte hätten lediglich auf Initiative von Frau Schedlbauer<br />
vom Amt für Landwirtschaft stattgefunden. Die Anzahl der offiziellen Treffen innerhalb der<br />
Gruppe bezifferte er mit drei bis vier; ein anderer <strong>Teil</strong>nehmer sagte aus, man habe sich fünf- bis<br />
achtmal getroffen. Ein weiterer Landwirt kritisierte, seit drei Monaten nichts mehr von der<br />
Gruppe gehört zu haben und daher über die Situation im Projekt nicht auf dem Laufenden zu<br />
sein.<br />
Zwei <strong>Teil</strong>nehmer beanstandeten, dass sich zu den offiziellen Gruppentreffen stets nur<br />
etwa die Hälfte der <strong>Teil</strong>nehmer eingefunden hatte. Einer dieser beiden wies darauf hin, dass er<br />
eine Feedbackrunde angeregt hatte, in der jedes Gruppenmitglied den anderen sein Angebot<br />
hatte vorstellen sollen. Allerdings sei es nicht möglich gewesen von dieser Aktion zu profitieren,<br />
da wiederum nur die Hälfte der <strong>Teil</strong>nehmer erschienen sei und niemand<br />
Verbesserungsvorschläge und konstruktive Kritik geäußert hätte. Als Grund für das Fernbleiben<br />
vieler Kollegen vermutete er, dass es für einige schwierig ist, vor einer Gruppe zu sprechen.<br />
Ein Landwirt sah - anders als seine Kollegen - nicht die Notwendigkeit, sich innerhalb der<br />
Gruppe öfter zu treffen. Erst bei höherem Touristenaufkommen sei ein regelmäßiger<br />
Meinungsaustausch unabdingbar. Jedoch forderte dieser <strong>Teil</strong>nehmer wie drei weitere Landwirte,<br />
man müsse sich im Herbst oder Winter zusammensetzen um ein Resümee über das abgelaufene<br />
Projektjahr zu ziehen und ungeklärte Fragen in Bezug auf den Fortgang des Projekts zu klären.<br />
Trotz der seltenen offiziellen Treffen sagten zwei Landwirte aus, der Kontakt zwischen<br />
den Gruppenmitgliedern habe sich im Laufe der Zeit intensiviert. Sie führten dies zum einen<br />
darauf zurück, dass einige <strong>Teil</strong>nehmer privaten Kontakt pflegten und sich auf diesem Wege<br />
informell über das Projekt austauschten. Zum zweiten hätten die vom Amt für Landwirtschaft<br />
organisierten Lehrfahrten den persönlichen Kontakt gefördert.
Universität Regensburg Abschlussbericht Lernende Region Cham Seite 27<br />
3.2.3 Netzwerkanalysen<br />
Um die bereits dargestellten Ergebnisse noch zu erweitern und die Verbindungen zwischen den<br />
<strong>Teil</strong>nehmern an dem Projekt Landerlebnisreisen zu visualisieren, wurden mit Hilfe eines<br />
Fragebogens auch Netzwerkdaten erhoben. Die Auswertung der erhobenen Daten erfolgt hier in<br />
Form von Soziogrammen, wobei die befragten Landwirte als Punkte und die Beziehungen<br />
zwischen den Landwirten als gerichtete Linien (Pfeile) dargestellt werden (Wasserman & Faust,<br />
2007).<br />
Kontakthäufigkeit<br />
Es wurde die Frage gestellt, wie oft pro Monat die <strong>Teil</strong>nehmer auf beruflicher Ebene Kontakt<br />
zueinander haben. Hierdurch ergab sich folgendes Bild:<br />
Abb. 1 Visualisierung der Kontakthäufigkeit pro Monat im Netzwerk<br />
Auf den ersten Blick stellt sich das Netzwerk als sehr dicht und verbunden dar. Die in Abb. 1 fett<br />
hervorgehobenen Verbindungen zwischen den <strong>Teil</strong>nehmern bedeuten hierbei eine höhere<br />
Kontakthäufigkeit. Die <strong>Teil</strong>nehmer des Projekts Landerlebnisreisen hatten jedoch große<br />
Schwierigkeiten die Kontakthäufigkeit pro Monat anzugeben, da die Abstände zwischen den<br />
Kontaktaufnahmen oftmals mehr als einen Monat betrugen. Dennoch kreuzten die <strong>Teil</strong>nehmer<br />
häufig „einmal pro Monat“ an, obwohl der tatsächliche Kontakt deutlich geringer war. Viele<br />
gaben an, dass gar kein Kontakt „schon ein bisschen hart“ sei und es ihnen daher lieber sei,<br />
„einmal pro Monat“ ankreuzen, selbst wenn es weniger sein sollte.<br />
Bei der Frage zur Kontakthäufigkeit im privaten Bereich ergaben sich diese Probleme<br />
kaum. Die <strong>Teil</strong>nehmer konnten relativ genau angeben, zu wem sie wie oft privaten Kontakt<br />
pflegten. Der Begriff „privater Kontakt“ wurde hier allerdings sehr weit gefasst. Es fielen nicht<br />
nur vereinbarte Treffen, sondern auch zufällige private Begegnungen in diesen Bereich.
Universität Regensburg Abschlussbericht Lernende Region Cham Seite 28<br />
Abb. 2 Visualisierung der privaten Kontakte im Netzwerk<br />
Ebenso wie in Abb. 1 bedeuten auch in Abb. 2 fett gezeichnete Linien häufigeren Kontakt<br />
zwischen den entsprechenden Landwirten. Es ist offensichtlich, dass dieses Netzwerk der<br />
privaten Kontakte bei weitem nicht so dicht ist wie das der beruflichen Kontakte. Die<br />
<strong>Teil</strong>nehmer T1 und T7 geben sogar an, keinerlei privaten Kontakte innerhalb des Netzwerks zu<br />
haben.<br />
Informationsaustausch<br />
Die Netzwerkmitglieder wurden gebeten, Angaben darüber zu machen, an wen sie sich wandten,<br />
wenn sie Informationen benötigten.<br />
Sowohl projektbezogene Informationen als auch anderweitig beruflich relevante<br />
Informationen wurden hierbei zusammengefasst. Generell sollte der gegenseitige<br />
Informationsaustausch erfasst werden.<br />
Abb. 3 Visualisierung des Informationsaustausches im Netzwerk
Universität Regensburg Abschlussbericht Lernende Region Cham Seite 29<br />
Abb. 3 zeigt deutlich, dass fast alle Landwirte zum Zeitpunkt der zweiten Interviewerhebung in<br />
den Informationsaustausch innerhalb der Gruppe eingebunden waren. Es ist deutlich zu<br />
erkennen, dass <strong>Teil</strong>nehmer T3 von den meisten seiner Kollegen als ein wichtiger<br />
Informationsgeber gesehen wurde. T3 selbst jedoch gab an, sich bei Informationsbedarf an kein<br />
anderes Gruppenmitglied zu wenden, sondern in diesem Fall auf Frau Schedlbauer zuzukommen.<br />
Dieser direkte Kontakt zu Frau Schedlbauer führt vermutlich dazu, dass T3 meist gut über<br />
aktuelle Entwicklungen und Abläufe informiert ist. Diese Informationen kann T3 dann an die<br />
anderen <strong>Teil</strong>nehmer des Projekts weitergeben. T3 ist eines der Gruppenmitglieder, das schon<br />
langjährige Erfahrung im Umgang mit Touristen vorweisen kann, und auch willens ist, die dabei<br />
gesammelten Informationen und Erkenntnisse weiterzugeben.<br />
Auffällig ist, dass ein <strong>Teil</strong>nehmer (T7) des Netzwerks isoliert ist. T7 bezieht seine<br />
Informationen demnach nicht aus dem Netzwerk. Die Nachfrage bei T7 ergab, dass dieser<br />
Landwirt Informationen zu dem Projekt direkt über Herrn Singer oder Frau Schedlbauer erfragt.<br />
Das Netzwerk als Möglichkeit zur Informationsbeschaffung spielt für dieses Gruppenmitglied<br />
eine untergeordnete Rolle.<br />
T1 ist der einzige <strong>Teil</strong>nehmer des Netzwerks, der Informationen sucht, aber nicht nach<br />
Informationen gefragt wird. Dies erklärt sich möglicherweise dadurch, dass T1 einer der<br />
Landwirte mit sehr wenig Erfahrung im Tourismusbereich ist.<br />
Ratgebersituation<br />
Die Netzwerkmitglieder wurden auch danach gefragt, zu wem sie gehen würden um sich einen<br />
Rat zu holen. Der Begriff „Ratschlag“ bezieht sich in dieser Frage vor allem auf berufliche und<br />
projektbezogene Problemstellungen.<br />
Ein Landwirt machte im zweiten Interview deutlich, nicht jeder <strong>Teil</strong>nehmer sei bereit,<br />
seine Erfahrungen und sein Wissen mit seinen Kollegen zu teilen.<br />
Wie das folgende Netzwerkdiagramm zeigt, sind es fünf Gruppenmitglieder, an die sich<br />
Kollegen auf der Suche nach einem Ratschlag wenden.<br />
Abb. 4 Visualisierung der Ratgebersituation im Netzwerk
Universität Regensburg Abschlussbericht Lernende Region Cham Seite 30<br />
Ebenso wie bei der Frage nach Informationsaustausch zeigt sich auch in diesem Bereich die<br />
zentrale Rolle von <strong>Teil</strong>nehmer T3. Abb.4 macht deutlich, dass fast alle Landwirte T3 als Ratgeber<br />
wählen. Dies lässt sich, wie im Punkt „Informationsaustausch“ bereits angeführt, vermutlich auf<br />
die langjährige Erfahrung dieses Gruppenmitglieds zurückführen. T3 benannte wiederum keine<br />
Person innerhalb des Netzwerks als Ratgeber. Stattdessen gab dieser Landwirt an, sich bei Fragen<br />
an Frau Schedlbauer zu wenden.<br />
Die Darstellung der Ratgebersituation zeigt zwei isolierte <strong>Teil</strong>nehmer. T7 und T8 geben<br />
an, niemanden im Netzwerk um Rat zu fragen. Beide <strong>Teil</strong>nehmer fungieren auch nicht als<br />
Ratgeber.<br />
Ähnlich wie in der Netzwerksituation den Informationsaustausch betreffend ist T1<br />
wiederum derjenige, der um Rat fragt, aber nicht um Rat gefragt wird. Diese Tatsache ist<br />
vermutlich auch wieder Folge von seinem Mangel an Erfahrung.<br />
3.2.3 Ausblick<br />
Das folgende Diagramm zeigt die Häufigkeitsverteilungen der Kategoriennennungen im<br />
Themenbereich „Projektgruppe“.<br />
Häufigkeitsverteilung der Kategoriennennungen<br />
HER<br />
KO gesamt<br />
KO1<br />
KO2<br />
KO3<br />
Kategorien<br />
SK<br />
ZE1<br />
ZE2<br />
ZO<br />
KO4<br />
WÜ<br />
ZE gesamt<br />
ZERW<br />
0 5 10 15 20 25 30 35 40<br />
Anzahl der Kategoriennennungen
Universität Regensburg Abschlussbericht Lernende Region Cham Seite 31<br />
Wie in diesem Diagramm ersichtlich, wurden in Bezug auf die Zukunft des Projekts am<br />
häufigsten „Konsequenzen“ (KO) genannt, die man aus dem bisherigen Projektverlauf ziehen<br />
müsse (36 Nennungen). Im Mittelpunkt dieser Betrachtungen standen erforderliche<br />
Veränderungen auf Ebene der „Gruppe“ (KO1); 15 Nennungen entfielen auf diese Subkategorie.<br />
Auf jede Unterkategorie von KO wird im Folgenden in einem gesonderten Punkt eingegangen.<br />
Die Aussagen, die den übrigen Kategorien zuzuordnen sind, finden ebenfalls in der<br />
Betrachtung der geforderten Konsequenzen sowie in der Diskussion Beachtung.<br />
Konsequenzen für den weiteren Projektverlauf<br />
„Jetzt gibt’s bloß eigentlich zwei Möglichkeiten: Entweder flach machen und nichts mehr machen<br />
oder trotzdem wieder einzusteigen.“ Mit diesen Worten beschrieb ein <strong>Teil</strong>nehmer die<br />
Handlungsoptionen der Gruppe angesichts des bislang ernüchternden Projektverlaufs.<br />
Zwei Netzwerkmitglieder kündigten an, aus dem Projekt aussteigen zu wollen, sollte sich<br />
die Touristennachfrage im kommenden Jahr nicht verbessern. Insgesamt aber waren sich die<br />
Landwirte einig, am Konzept der Landerlebnisreisen festhalten zu wollen. Die<br />
Herausforderungen in Bezug auf das Projekt seien die gleichen wie zum Zeitpunkt der ersten<br />
Interviews; nun gelte es, Konsequenzen auf Gruppenebene und in der Zusammenarbeit mit dem<br />
Tourismusbüro zu ziehen, um das Projektmanagement und die Vermarktung der<br />
Landerlebnisreisen optimieren zu können.<br />
Konsequenzen auf Gruppenebene und in der Zusammenarbeit mit dem Tourismusbüro<br />
Ein <strong>Teil</strong>nehmer äußerte sich lobend über das Angebot, das man im Rahmen der<br />
Landerlebnisreisen anbiete. Allerdings wies er wie auch schon im ersten Interview darauf hin, es<br />
bedürfe weiterer Betriebe, die das Repertoire noch breiter und für Touristen attraktiver machten.<br />
Es gäbe durchaus in der Umgegend Landwirte, die mit ihren Höfen das Netzwerk bereichern<br />
könnten.<br />
Andere Gruppenmitglieder sahen allerdings in einer Erweiterung des Netzwerks eine<br />
Erschwernis der Bemühungen, den Zusammenhalt und die Zusammenarbeit innerhalb des<br />
Netzwerks zu fördern. Viele <strong>Teil</strong>nehmer waren sich einig darin, dass jedoch gerade dieses Ziel<br />
von besonderer Wichtigkeit sei. Um den Meinungsaustausch zu intensivieren und den<br />
Gemeinsinn zu stärken, wurden vielfach häufigere Gruppentreffen und gemeinsame<br />
Unternehmungen gefordert.<br />
Ein Landwirt machte deutlich, er erwarte konkret, dass künftig alle seine<br />
Netzwerkkollegen die Bereitschaft und das nötige Engagement zeigten, das Projekt zum Erfolg<br />
zu führen. Dazu gehöre beispielsweise, Gelegenheiten zu ergreifen, die eigenen Gäste auch auf<br />
die Betriebe anderer Gruppenmitglieder aufmerksam zu machen, anstatt ausschließlich auf den<br />
persönlichen Vorteil bedacht zu sein.<br />
Im ersten Interview noch hatte ein <strong>Teil</strong>nehmer die Harmonie innerhalb des Netzwerks<br />
gelobt und darauf hingewiesen, dass die Gruppe bewusst keinen Sprecher gewählt hatte.<br />
Ein Landwirt schilderte nun aber ein grundlegendes Problem, das sich aus dieser<br />
Übereinkunft ergebe. Überlasse man solch eine Gruppe sich selbst, verlasse sich jeder auf den<br />
anderen. „Dann funktioniert’s nicht“, hatte er beobachtet. Drei <strong>Teil</strong>nehmer erklärten<br />
übereinstimmend, dass es aus diesem Grunde erforderlich sei, dem Beispiel der Projektmanagerin<br />
im Hohenloher Land zu folgen, indem ein Gruppenmitglied die Leitung übernehme. „Es muss<br />
einer da sein, der den Schlüssel in den Händen hat und der dann delegiert […], der die Leute
Universität Regensburg Abschlussbericht Lernende Region Cham Seite 32<br />
zusammen holt, wenn etwas nicht läuft, und der die Verantwortung hat“, begründete ein<br />
Landwirt diese Forderung.<br />
Zwei Landwirte machten deutlich, die Gruppe müsse sich während der Wintermonate mit<br />
dem Tourismusbüro über die Zukunft verständigen. Aufgrund der veränderten Gegebenheiten<br />
innerhalb des Tourismusbüros sei unklar, inwieweit man künftig mit Unterstützung von<br />
öffentlicher Seite rechnen könne. Daher sei es unabdingbar, gemeinsam mit dem Tourismusbüro<br />
die Zuständigkeiten im Bereich des Projektmanagements und der Vermarktung neu festzulegen.<br />
Konsequenzen im Bereich des Projektmanagements<br />
Alle <strong>Teil</strong>nehmer wiesen darauf hin, dass im Bereich des Projektmanagements Änderungen<br />
vorgenommen werden müssten. Diese Einsicht basiert auf den oben genannten Überlegungen<br />
zur Gruppenstruktur, andererseits erhofften sich die Landwirte auch eine Optimierung der<br />
Projektvermarktung.<br />
Die Gruppenmitglieder hatten verschiedene Auffassungen, in welcher Form das<br />
Projektmanagement in Zukunft gestaltet werden sollte. Wie bereits angesprochen, wurde ein<br />
Modell, das einen Gruppenleiter aus den eigenen Reihen vorsah, von drei <strong>Teil</strong>nehmern<br />
befürwortet. Ein Landwirt forderte: „Es muss einer als Kopf vorn dranstehen, der ein gewisses<br />
Engagement mitbringt, der eine gewisse Begeisterung auch mitbringt, und der auch vom Erfolg<br />
[…] überzeugt ist.“ Dabei sei es von Vorteil, wenn sich ein am Projekt beteiligter Landwirt des<br />
Managements annähme, da dieser die Gruppe und ihre Bedürfnisse kenne. Zwei<br />
Netzwerkmitglieder argumentierten ferner, ein externer Projektleiter müsse finanziert werden,<br />
was auf einen Manager, der <strong>Teil</strong> der Gruppe sei, nicht zutreffe. Ein <strong>Teil</strong>nehmer äußerte hingegen<br />
die Ansicht, man hätte einen Leiter in jedem Fall für seinen Arbeitsaufwand finanziell zu<br />
entschädigen. Er favorisiere eine externe Lösung, da er der Meinung sei, dass kein<br />
Gruppenmitglied diese Zusatzbelastung auf sich nehmen werde. Ein Landwirt machte deutlich,<br />
auch nicht jedem Gruppenmitglied die Projektverantwortung übertragen zu wollen. Insgesamt<br />
wurden vier <strong>Teil</strong>nehmer von ihren Kollegen als Ideengeber im Projekt und potentielle Manager<br />
bezeichnet, darunter jener Landwirt, der sich in dieser ersten Projektphase als Reiseleiter zur<br />
Verfügung gestellt hatte. Allerdings äußerten sich sowohl dieser <strong>Teil</strong>nehmer als auch die anderen<br />
angesprochenen Gruppenmitglieder allesamt dahingehend, nicht genügend zeitliche Ressourcen<br />
für diese Zusatzaufgabe zur Verfügung zu haben. Vor diesem Hintergrund wurde daher auch die<br />
Möglichkeit in Erwägung gezogen, sich gemeinsam als Gruppe verstärkt des<br />
Projektmanagements anzunehmen, speziell im Bereich des Marketings.<br />
Konsequenzen im Bereich der Gästeakquise<br />
Ein Landwirt betonte, solange die Förderung noch bestehe, sei es am sinnvollsten, die<br />
Bewerbung des Projekts den „Profis“ vom Tourismusbüro zu überlassen.<br />
Die meisten <strong>Teil</strong>nehmer allerdings äußerten den Wunsch, auch von Seiten der Gruppe die<br />
Vermarktung zu forcieren.<br />
Während sich ein Landwirt sicher war, dass es generell nicht funktionieren würde, wenn<br />
alle Aufgaben gleichermaßen auf alle Netzwerkmitglieder verteilt würden, befürwortete ein<br />
<strong>Teil</strong>nehmer ausdrücklich, die gesamte Gruppe speziell in das Marketing einzubeziehen. Dies<br />
würde es jedem erlauben, seine eigenen Ideen einzubringen und zugleich das<br />
Verantwortungsgefühl aller Beteiligten in Bezug auf das Projekt und das Netzwerk erhöhen:<br />
„[W]enn ich schon mal auch werbe für die ganze Gruppe, denk ich, dann steh ich auch zu der<br />
Gruppe.“ Darüber hinaus wies er darauf hin, es würde keinem <strong>Teil</strong>nehmer schaden, sich mit den
Universität Regensburg Abschlussbericht Lernende Region Cham Seite 33<br />
Schwierigkeiten auseinanderzusetzen, die die Vermarktung mit sich bringe. Viele seien sich der<br />
Problematiken in diesem Bereich nicht bewusst.<br />
Er betonte ferner, jedes einzelne Gruppenmitglied müsse Möglichkeiten zur Werbung<br />
wahrnehmen. Beispielsweise habe er wie auch ein weiterer Landwirt Besuche von Messen und<br />
Vereinen dazu genutzt, auf das Projekt Landerlebnisreisen aufmerksam zu machen und<br />
Werbekataloge zu verteilen.<br />
Der angesprochene <strong>Teil</strong>nehmer verdeutlichte, die Gruppe stehe momentan vor dem<br />
Dilemma, zwar einerseits das Marketing forcieren zu wollen, andererseits aber aufgrund des<br />
bislang eher enttäuschenden Projektverlaufs nicht gewillt zu sein, viel Geld in die Werbung zu<br />
investieren. Aus diesem Grund machte er deutlich, man müsse sich von der Gruppe aus ganz<br />
gezielt an Menschen wenden, die bereits Werbebriefe vom Tourismusbüro aus erhalten hätten<br />
oder mit denen man bereits persönlichen Kontakt geknüpft hätte. Es gelte nun, nachzuhaken<br />
und den Leuten das Angebot in Erinnerung zu rufen um vorab für die neue Saison verbindliche<br />
Zusagen zu erhalten. Außerdem hoffe man auf die Wirkung von Mundpropaganda durch die<br />
bisherigen Gäste.<br />
Wenn es gelinge, einen gewissen Level an Touristenresonanz zu erreichen, „den Sprung<br />
[zu] schaffen“, wie es ein Landwirt bildlich formulierte, sei es nach Ansicht der meisten<br />
Gruppenmitglieder möglich, das Projekt nach einigen Anfangsschwierigkeiten erfolgreich<br />
weiterzuführen.<br />
4. Abschließende Überlegungen<br />
Die abschließenden Überlegungen beziehen sich zum einen auf die Perspektiven der<br />
Projektgruppe „Landerlebnisreisen“ sowie zum anderen auf Optionen hinsichtlich der größeren<br />
Zielsetzungen des Programms Lernende Regionen.<br />
4.1 Fokus Projektgruppe<br />
„Wir dürfen jetzt den Faden wirklich noch nicht reißen lassen, wir müssen noch mal versuchen,<br />
ein Jahr durchzuziehen. Vielleicht haben wir dann auch einen […] besseren Erfolg.“<br />
So lautete das Resümee eines Gruppenmitglieds. Zeigten sich alle <strong>Teil</strong>nehmer zu Beginn<br />
des zweiten Interviews mehr oder weniger enttäuscht vom bisherigen Projektverlauf, äußerten<br />
sich die meisten während des Gesprächs zunehmend zuversichtlich. Zwei Landwirte schilderten<br />
sogar Optionen, wie sie ihr persönliches Angebot innerhalb der Landerlebnisreisen erweitern<br />
könnten. Ein <strong>Teil</strong>nehmer zeigte sich sogar bereit, seinen Betrieb völlig auf das Projekt<br />
einzustellen, hierbei bestehe „nach oben keine Grenze“.<br />
Dies macht deutlich, dass einige Netzwerkmitglieder der weiteren Entwicklung des<br />
Projekts durchaus optimistisch gegenüberstehen.<br />
Die Hoffnung des eingangs zitierten <strong>Teil</strong>nehmers, im kommenden Jahr mehr Erfolg, also<br />
eine größere Touristennachfrage, zu haben, wird sich vermutlich erfüllen. Es braucht Zeit, ein<br />
Angebot wie das der Landerlebnisreisen zu etablieren - bei Reiseveranstaltern, Vereinen und<br />
Organisationen sowie auf privater Ebene. Ein erster deutlicher Touristenaufschwung wird<br />
wahrscheinlich weitere Besuchergruppen nach sich ziehen.<br />
Die eigentliche Intention aber ist, das Angebot so nachhaltig zu etablieren, dass sich das<br />
Projekt selbst tragen kann, sobald die Förderungen von öffentlicher Seite wegfallen. Ob sich<br />
dieses Ziel realisieren lässt, scheint fraglich.
Universität Regensburg Abschlussbericht Lernende Region Cham Seite 34<br />
Wie viele Reisegruppen in Zukunft die Betriebe besuchen werden, lässt sich nicht<br />
vollständig beeinflussen – weder vom Tourismusbüro Waldmünchen noch von der<br />
Projektgruppe selbst. Allerdings ist es erforderlich, mit hohem Engagement auf allen Ebenen die<br />
Voraussetzungen dafür zu schaffen, dass sich das Produkt Landerlebnisreisen etabliert.<br />
Noch erhält die Gruppe Unterstützung von öffentlicher Seite. Oftmals wurde gerade die<br />
Kooperation mit dem Tourismusbüro für die geringe Besuchernachfrage verantwortlich gemacht.<br />
Nun liegt es an der Gruppe, die Verantwortlichkeit zunehmend sich selbst zu übertragen und<br />
innerhalb des Netzwerks eine konstruktive Kooperation zu erzielen, in die jeder <strong>Teil</strong>nehmer<br />
involviert ist.<br />
Vermutlich wäre es, wie von einigen Projektteilnehmern angedacht, für koordinative<br />
Belange in der Tat von Vorteil, die Gruppenleitung einem oder zwei Netzwerkmitgliedern, die<br />
von allen Beteiligten akzeptiert werden, zu übertragen. Hier stellt sich jedoch das grundlegende<br />
Problem der Engagementbereitschaft. Da alle am Projekt beteiligten Landwirte vollerwerbstätig<br />
sind, mangelt es an zeitlichen Ressourcen. Allerdings wurde in den Interviews auch offenkundig,<br />
dass sich die <strong>Teil</strong>nehmer stark in ihrer grundständigen Einsicht unterscheiden, dass der<br />
Projekterfolg maßgeblich von ihrer Gruppe abhängt. Während sich einige Landwirte aktivengagiert<br />
zeigten und die grundsätzliche Bereitschaft äußerten, Verantwortung für das Projekt zu<br />
übernehmen, wirkten andere passiv-abwartend in der Hoffnung, ihre Kollegen oder das<br />
Tourismusbüro würden früher oder später die Initiative ergreifen.<br />
Viele Aussagen der <strong>Teil</strong>nehmer im zweiten Interview deuteten darauf hin, dass bei einigen<br />
Netzwerkmitgliedern der Stellenwert des Projekts relativ gering ist.<br />
Offensichtlich geht mangelndes Verantwortungsgefühl gegenüber dem Projekt und der<br />
Gruppe bei einigen Landwirten mit der fehlenden Bereitschaft einher, persönliche Interessen<br />
dem gemeinsamen Ziel des Projekterfolgs unterzuordnen. Vielfach wurde von den <strong>Teil</strong>nehmern<br />
selbst größere Unterstützung und stärkerer Zusammenhalt innerhalb der Gruppe gefordert. Dies<br />
ist die Voraussetzung um Reibungsverluste zu vermindern und es jedem einzelnen Landwirt zu<br />
ermöglichen von der Partizipation am Netzwerk zu profitieren.<br />
Einige <strong>Teil</strong>nehmer hatten betont, dass die Lehrfahrten das Gemeinschaftsgefühl gestärkt<br />
hatten. Insofern wären gelegentliche identitätsstiftende Unternehmungen aller am Netzwerk<br />
Beteiligten mit Sicherheit gewinnbringend.<br />
In der Gesamtheit analysierten die Gruppenmitglieder die Projektsituation sehr treffend<br />
und äußerten konstruktive Verbesserungsvorschläge. Um eine gemeinsame Projektanalyse<br />
vornehmen und sich auf die künftige Vorgehensweise verständigen zu können, bedarf es, wie von<br />
den meisten <strong>Teil</strong>nehmern gefordert, häufigerer Gruppentreffen. Voraussetzung für einen<br />
gewinnbringenden Diskurs ist jedoch, dass alle Netzwerkmitglieder bereit sind, zu den Treffen zu<br />
erscheinen und ihre Meinung zu äußern. Um eine sachliche Diskussion zu ermöglichen, ist es<br />
zudem erforderlich, dass jeder <strong>Teil</strong>nehmer die Ansichten seiner Kollegen respektiert und sich<br />
nicht von persönlichen Differenzen leiten lässt. Um Beschlüsse zu ermöglichen, mit denen sich<br />
jedes Gruppenmitglied identifizieren kann, erscheint es ideal, wenn solche Zusammenkünfte von<br />
einem Dritten im Sinne eines Mediators begleitet würden.<br />
4.2 Fokus Programm Lernende Regionen<br />
Das Vorhaben „Landerlebnisreisen“ zielte auf die Erprobung eines modellhaften Konzepts zur<br />
Umsetzung Lebenslangen Lernens in den wirtschaftlichen, sozialen und kulturellen<br />
Handlungsfeldern der Stadt und der Region Waldmünchen. Der Ansatz Lebenslangen Lernens<br />
kann im Rahmen der „Landerlebnisreisen“ in zweierlei Hinsicht betrachtet werden.<br />
Einerseits eröffnet das Angebot Reisegruppen ein Lernangebot bzgl. Landwirtschaft,<br />
Naturerleben und Umwelttechnologie. Das Angebot richtet sich nicht in erster Linie an<br />
schulische Reisegruppen, sondern an Reisegruppen Erwachsener im weiteren Sinne. Insofern
Universität Regensburg Abschlussbericht Lernende Region Cham Seite 35<br />
leistet das Angebot „Landerlebnisreisen“ einen Beitrag zum Lebenslangen Lernen der Besucher<br />
der Region Waldmünchen. Damit kann im Bereich Stadtmarketing/Kultur ein Impuls für<br />
Lebenslanges Lernen gesetzt werden – zumal das Angebot eine Erweiterung und Bereicherung<br />
des touristischen Angebots der Stadt Waldmünchen leisten kann.<br />
Andererseits stellt der Aufbau der Projektgruppe „Landerlebnisreisen“, dessen<br />
Vorbereitung und die Realisierung des touristischen und erwachsenendidaktischen Angebots<br />
einen wichtigen Beitrag zum Lebenslangen Lernen der Projektbeteiligten dar. Aus den Interviews<br />
ging eindeutig hervor, wie sehr die Arbeit im Projekt „Landerlebnisreisen“ als Erweiterung der<br />
individuellen beruflichen Tätigkeit und der individuellen Handlungskompetenz erlebt werden<br />
kann. Die Projektgruppe kann als Lernnetzwerk interpretiert werden, das freilich in einigen<br />
Gesichtspunkten noch Verbesserungspotenzial aufweist. Gleichwohl ist der Gruppe ein<br />
ausreichendes Commitment zu attestieren, sich als Lern- und Handlungsnetzwerk zu<br />
verselbständigen. Dies ist insbesondere für eine nachhaltige und dauerhafte Entwicklung der<br />
Projektaktivitäten unabdingbar.<br />
Unter beiden Gesichtspunkten leistet das Projekt „Landerlebnisreisen“ einen Beitrag zum<br />
Lebenslangen Lernen in der Region Waldmünchen. Die Projektgruppe verfügt über günstige<br />
Voraussetzungen, bei administrativer, marketingstrategischer und logistischer Unterstützung<br />
durch kommunale Strukturen der Stadt Waldmünchen eine nachhaltige Entwicklung<br />
einzuschlagen und auf Dauer eigenständig fortzubestehen.
Universität Regensburg Abschlussbericht Lernende Region Cham Seite 36<br />
Literatur<br />
Allhoff, D.-W. & Allhoff, W. (2006). Rhetorik und Kommunikation. München: Reinhardt.<br />
Lamnek, S. (2005). Qualitative Sozialforschung. Weinheim: Beltz, PVU.<br />
Wasserman, S. & Faust, K. (2007). Social Network Analysis. Methods and Applications. New York:<br />
Cambridge University Press.
Universität Regensburg Abschlussbericht Lernende Region Cham Seite 37<br />
Anhang<br />
A Interviewleitfaden für Interviewblock 1<br />
B Interviewleitfaden für Interviewblock 2<br />
C<br />
Fragebogen zur Erhebung der Netzwerkdaten im Interview<br />
D Kategoriensystem für Interviewblock 1<br />
E Kategoriensystem für Interviewblock 2
Universität Regensburg Abschlussbericht Lernende Region Cham Seite 38<br />
Anhang A Interviewleitfaden für Interviewblock 1<br />
Einstieg<br />
• Wie sind Sie zum Projekt Landerlebnis gestoßen<br />
• Waren Sie anfangs skeptisch<br />
• Was fanden Sie an dem Vorhaben interessant<br />
• Mussten Sie Ihre Frau oder Ihren Mann von diesem Vorhaben überzeugen<br />
Zum Projekt<br />
• Was erwarten Sie sich von dem Projekt<br />
• Wann wird das Ganze ein Erfolg<br />
• Mussten Sie sich umstellen, um hier mitzumachen<br />
• Wann ist die Entwicklungsarbeit in dem Projekt abgeschlossen<br />
• Können Sie auch eigene Ideen entwickeln oder folgen Sie eher anderen Ideen<br />
Zum Netzwerk<br />
• Wie gut kennen Sie die anderen Leute in diesem Projekt<br />
• Kannten Sie diese Leute schon vorher<br />
• Welche Unterstützung haben Sie bislang von verschiedenen Projektpartnern erhalten<br />
• Welche Unterstützung wünschen Sie sich zusätzlich<br />
• Welche Unterstützung erwarten Sie sich, sobald die Sache richtig angelaufen ist<br />
• Haben Sie schon jemand aus dem Projekt geholfen<br />
• Was ist Ihr Beitrag zu dem Projekt Wird sich das noch ändern<br />
Perspektiven<br />
• Wie wird sich das Ganze entwickeln<br />
• Was wird die größte Herausforderung für das ganze Projekt<br />
• Was wird die größte Herausforderung für Sie persönlich<br />
• Sollte das Netzwerk wachsen oder eher auf der jetzigen Größe bleiben
Universität Regensburg Abschlussbericht Lernende Region Cham Seite 39<br />
Anhang B Interviewleitfaden für Interviewblock 2<br />
Zum Projekt<br />
• Welche Erfahrungen haben Sie bisher mit dem Projekt gemacht<br />
• Haben sich Ihre ursprünglichen Erwartungen an das Projekt erfüllt<br />
• In den ersten Interviews wurden vielfach Voraussetzungen für einen erfolgreichen<br />
Projektverlauf genannt. Inwieweit wurden diese Voraussetzungen erfüllt<br />
• Wie haben Sie den bisherigen Projektverlauf empfunden<br />
• Ist das Projekt für Sie bislang erfolgreich verlaufen<br />
• Inwieweit haben Ihnen die Schulungen vor Projektbeginn bei der Projektdurchführung<br />
geholfen<br />
Zum Netzwerk<br />
• Hat sich der Kontakt zwischen den einzelnen Projektmitgliedern seit Beginn des<br />
Projekts intensiviert<br />
• Inwieweit haben Sie sich innerhalb der Projektgruppe unterstützt (gegenseitige<br />
Ratschläge, praktische Hilfe im Umgang mit den Touristen etc.)<br />
• Haben Sie die Erfahrungen, die Sie im Projekt gesammelt haben, mit den anderen<br />
Projektpartnern aufgearbeitet<br />
• Was ist Ihrer Meinung nach innerhalb der Projektgruppe (Kontakt, Austausch,<br />
Unterstützung, Hilfe) positiv gelaufen<br />
• Was ist Ihrer Meinung nach innerhalb der Projektgruppe verbesserungswürdig<br />
Perspektiven<br />
• Haben sich seit Beginn des Projekts neue Herausforderungen entwickelt, die Sie in<br />
Zukunft meistern müssen<br />
• Was erwarten Sie sich zukünftig von diesem Projekt
Universität Regensburg Abschlussbericht Lernende Region Cham Seite 40<br />
Anhang C<br />
Fragebogen zur Erhebung der Netzwerkdaten im Interview<br />
Fragen zur Erhebung der Netzwerkdaten<br />
Sehr geehrte Damen und Herren,<br />
bitte füllen Sie folgenden Fragebogen vollständig aus. Ihre persönlichen Daten werden<br />
selbstverständlich anonymisiert.<br />
Erläuterungen zu den Fragen<br />
Bei diesen Fragen sollen Sie Angaben zu den anderen <strong>Teil</strong>nehmern an dem Projekt<br />
Landerlebnisreisen machen. Sie müssen keine Angaben zu sich selbst machen, sondern<br />
lediglich zu den anderen Personen auf der Liste. Sollten Ihnen noch Personen einfallen, die<br />
Ihrer Meinung nach ebenfalls zu den <strong>Teil</strong>nehmern des Projekts Landerlebnisreisen gehören,<br />
ergänzen Sie diese bitte in den Leerzeilen. Bitte machen Sie auch zu den von Ihnen ergänzten<br />
Personen Ihre Angaben. Bevor Sie mit dem Ausfüllen beginnen, lesen Sie sich die Fragen<br />
bitte einmal durch.<br />
Vielen Dank für Ihre Zeit und Mitarbeit.<br />
1. Bitte kreuzen Sie an, wie oft Sie pro Monat zu diesen Personen Kontakt haben.<br />
Liste mit den Namen der<br />
Projektteilnehmer<br />
keinen<br />
Kontakt<br />
1-mal im<br />
Monat<br />
2-mal im<br />
Monat<br />
3-mal im<br />
Monat<br />
4-mal oder<br />
öfter im<br />
Monat
Universität Regensburg Abschlussbericht Lernende Region Cham Seite 41<br />
2. Bitte geben Sie an, zu welchen Personen Sie gehen, wenn Sie Informationen suchen.<br />
Liste mit den Namen der<br />
Projektteilnehmer<br />
Bitte machen Sie nur bei den Personen ein Kreuz, zu denen<br />
Sie gehen um Informationen zu bekommen.<br />
<br />
<br />
<br />
<br />
<br />
<br />
<br />
<br />
<br />
<br />
<br />
<br />
<br />
3. Bitte geben Sie an, zu welchen Personen Sie gehen, wenn Sie einen Rat suchen.<br />
Liste mit den Namen der<br />
Projektteilnehmer<br />
Bitte machen Sie nur bei den Personen ein Kreuz, zu denen<br />
Sie gehen um einen Rat zu bekommen.
Universität Regensburg Abschlussbericht Lernende Region Cham Seite 42<br />
4. Bitte kreuzen Sie an, wie oft Sie sich mit diesen Personen privat, außerhalb der<br />
Landerlebnisreisen, treffen.<br />
Liste mit den Namen der<br />
Projektteilnehmer<br />
gar nicht<br />
1-mal im<br />
Monat<br />
2-mal im<br />
Monat<br />
3-mal im<br />
Monat<br />
4-mal oder<br />
öfter im<br />
Monat
Universität Regensburg Abschlussbericht Lernende Region Cham Seite 43<br />
Anhang D Kategoriensystem für Interviewblock 1<br />
Kategorienname Subkategorien Kürzel Beschreibung<br />
Bekanntheitsgrad<br />
Entwicklungsarbeit<br />
Erfolg<br />
Hoch BG1 <strong>Teil</strong>nehmer kennt alle<br />
Gruppenmitglieder relativ<br />
gut, auch schon vor<br />
Projektbeginn<br />
Mittel BG2 <strong>Teil</strong>nehmer kennt einige<br />
andere Mitglieder gut, die<br />
meisten auch schon vor<br />
Projektbeginn<br />
Gering BG3 <strong>Teil</strong>nehmer kennt wenige<br />
andere Mitglieder gut, die<br />
meisten vor Projektbeginn<br />
gar nicht<br />
Abgeschlossen EA1 Entwicklung des Projekts<br />
ist bereits abgeschlossen<br />
Noch nicht abgeschlossen EA2 Entwicklung des Projekts<br />
noch nicht abgeschlossen<br />
<strong>Teil</strong>nehmerzahl EF1 Definition von Erfolg über<br />
bestimmte<br />
<strong>Teil</strong>nehmeranzahl<br />
Zufriedene Gäste EF2 Definition von Erfolg über<br />
Zufriedenheit der Gäste<br />
Finanzen EF3 Definition von Erfolg über<br />
finanzielle Kriterien<br />
Bereits vorhanden EF4 Definition von Erfolg über<br />
den Ist-Zustand<br />
Noch unklar EF5 Definition von Erfolg noch<br />
unklar<br />
Erfahrung ER Aussagen über eigenen<br />
Erfahrungsumfang im<br />
Umgang mit Gästen und<br />
mit ähnlichen Projekten<br />
Einzelne <strong>Teil</strong>nehmer ET Aussagen über einzelne<br />
Erwartung<br />
<strong>Teil</strong>nehmer<br />
Nutzen für Region EW1 Nutzen für Entwicklung der<br />
gesamten Region<br />
Nutzen für Betrieb EW2 Nutzen für Entwicklung<br />
des eigenen Betriebs<br />
Resonanz EW3 Interesse, Zuspruch der<br />
Leute, Begeisterung der<br />
Gäste<br />
Finanziell EW4 Erwartung finanzieller<br />
Vorteile
Universität Regensburg Abschlussbericht Lernende Region Cham Seite 44<br />
Gegenseitiger<br />
Austausch<br />
Besteht bereits GA1 Gegenseitiger Austausch<br />
von Erfahrungen und<br />
Meinungen zwischen den<br />
Gruppemitgliedern besteht;<br />
wird positiv bewertet<br />
Bisher unzureichend GA2 Gegenseitiger Austausch<br />
von Erfahrungen und<br />
Meinungen zwischen den<br />
Gruppemitgliedern bisher<br />
unzureichend; wird negativ<br />
bewertet<br />
Erwartungen und Wünsche GA3 Erwartungen und Wünsche<br />
bzgl. des Austauschs von<br />
Erfahrungen und<br />
Meinungen zwischen den<br />
Gruppemitgliedern<br />
Gäste GAE Aussagen über Umgang<br />
und Erfahrungen mit<br />
Gästen<br />
Gruppe<br />
Gegenseitige<br />
Unterstützung<br />
Herausforderung für<br />
den Einzelnen<br />
Umgang, Verhältnis und<br />
Zusammenarbeit<br />
Zusammensetzung und<br />
Angebot<br />
Persönliche Beurteilung<br />
und Wertschätzung<br />
GR1<br />
GR2<br />
GR3<br />
Aussagen über<br />
gegenseitigen Umgang und<br />
Zusammenarbeit innerhalb<br />
der Gruppe; Verhältnis<br />
zwischen den<br />
Gruppenmitgliedern<br />
Aussagen über<br />
Zusammensetzung und<br />
Angebote der Gruppe<br />
Persönliche Beurteilung<br />
und Wertschätzung der<br />
anderen<br />
Gruppenmitglieder,<br />
Betriebe und der Gruppe an<br />
sich<br />
Allgemeines GR4 Allgemeine Aussagen über<br />
die Gruppe und Betriebe<br />
Gegenseitige Unterstützung<br />
gegeben<br />
GU1 Es besteht gegenseitige<br />
Unterstützung zwischen<br />
Keine gegenseitige<br />
Unterstützung gegeben<br />
GU2<br />
den <strong>Teil</strong>nehmern<br />
Es besteht keine<br />
gegenseitige Unterstützung<br />
zwischen den <strong>Teil</strong>nehmern<br />
Zukünftig gegenseitige<br />
Unterstützung erwartet<br />
GU3 Für die Zukunft wird<br />
gegenseitige Unterstützung<br />
erwartet<br />
Organisation HE1 Erfolgreiche Organisation<br />
für Gästezufriedenheit<br />
Verwirklichung von Zielen HE2 Verwirklichung<br />
persönlicher Ziele durch<br />
das Projekt
Universität Regensburg Abschlussbericht Lernende Region Cham Seite 45<br />
Herausforderung<br />
bzgl. Projekt<br />
Ideen<br />
Interesse<br />
Knackpunkt<br />
Keine Herausforderung HE3 Es besteht keine<br />
persönliche<br />
Herausforderung für den<br />
<strong>Teil</strong>nehmer<br />
Engagement HP1 Engagement der<br />
Gruppenmitglieder und des<br />
Tourismusbüros<br />
Management HP2 Zielführendes Management<br />
für Organisation,<br />
Gästeakquise und<br />
-versorgung<br />
Gruppe HP3 Herausforderungen an die<br />
Gruppe: gute<br />
Zusammenarbeit,<br />
Gerechtigkeit<br />
Noch unklar HP4 Herausforderung derzeit<br />
noch unklar, von weiterer<br />
Entwicklung abhängig<br />
Eigene Ideen ID1 <strong>Teil</strong>nehmer bringt eigene<br />
Ideen in Projekt ein<br />
Keine eigenen Ideen ID2 <strong>Teil</strong>nehmer bringt keine<br />
eigenen Ideen in Projekt<br />
ein, folgt ausschließlich<br />
Ideen anderer<br />
Entwicklungsmöglichkeiten IN1 Möglichkeiten zur<br />
persönlichen<br />
Weiterentwicklung oder<br />
Weiterentwicklung des<br />
Betriebs<br />
Finanziell IN2 Finanzielle Erwägungen<br />
Kontakt IN3 Freude am Kontakt mit<br />
anderen<br />
Gruppenmitgliedern und<br />
Gästen<br />
Gemeinwohl IN4 Am Gemeinwohl und der<br />
Gesellschaft orientiertes<br />
Interesse<br />
Zielverfolgung KP1 Kontinuierliche Verfolgung<br />
der Projektziele durch die<br />
Gruppenmitglieder und das<br />
Tourismusbüro<br />
Interesse KP2 Interesse der (potentiellen)<br />
Gäste am Angebot<br />
Organisation KP3 Gute Organisation und<br />
Abstimmung der einzelnen<br />
Angebote<br />
Netzwerkgröße Angemessen NG1 Netzwerkgröße<br />
angemessen, sollte nicht<br />
erweitert werden
Universität Regensburg Abschlussbericht Lernende Region Cham Seite 46<br />
Öffentliche<br />
Einrichtungen<br />
Jederzeit erweiterungsfähig NG2 Netzwerkgröße könnte<br />
jederzeit erweitert werden<br />
In Zukunft<br />
erweiterungsfähig<br />
NG3 Netzwerkgröße<br />
angemessen, könnte aber in<br />
Zukunft erweitert werden<br />
Positive Beurteilung ÖE1 Positive Beurteilung der<br />
Zusammenarbeit mit<br />
Tourismusbüro und<br />
Gemeinde<br />
Negative Beurteilung ÖE2 Negative Beurteilung der<br />
Zusammenarbeit mit<br />
Tourismusbüro und<br />
Gemeinde<br />
Keine Beurteilung ÖE3 Noch keine Beurteilung der<br />
Zusammenarbeit mit<br />
Tourismusbüro und<br />
Gemeinde im laufenden<br />
Projekt möglich<br />
Region RE Aussagen über die Region<br />
Selbsteinschätzung SE Selbsteinschätzung<br />
unabhängig von Aussagen<br />
zur eigenen Erfahrung im<br />
Umgang mit Gästen;<br />
Aussagen über eigenes<br />
Standing in der Gruppe;<br />
Bedeutung der eigenen<br />
Skepsis<br />
<strong>Teil</strong>nahme<br />
Überzeugung<br />
Umstellung<br />
Arbeit fürs Projekt<br />
Skepsis vorhanden SK1 Äußerung von Skepsis am<br />
Projekt<br />
Keine Skepsis vorhanden SK2 Keine Äußerung von<br />
Skepsis am Projekt<br />
Zeitweilig Skepsis<br />
vorhanden<br />
SK3 Äußerung von zeitweiliger<br />
Skepsis am Projekt<br />
Eigeninitiative TN1 <strong>Teil</strong>nahme am Projekt auf<br />
eigene Initiative hin<br />
Hinweis erhalten TN2 <strong>Teil</strong>nahme am Projekt nach<br />
Hinweis Dritter<br />
Hinweis gegeben TN3 <strong>Teil</strong>nahme anderer am<br />
Projekt nach eigenem<br />
Hinweis<br />
Überzeugungsarbeit nötig ÜB1 Familienmitglieder mussten<br />
überzeugt werden<br />
Keine Überzeugungsarbeit ÜB2<br />
nötig<br />
Umstellung nötig US1 Umstellung auf<br />
persönlicher oder<br />
Familienmitglieder mussten<br />
nicht überzeugt werden<br />
betrieblicher Ebene nötig<br />
Keine Umstellung nötig US2 Keine Umstellung auf<br />
persönlicher oder<br />
betrieblicher Ebene nötig
Universität Regensburg Abschlussbericht Lernende Region Cham Seite 47<br />
Wunsch WU Wunsch des <strong>Teil</strong>nehmers<br />
hinsichtlich des Projekts<br />
Zukünftige<br />
Entwicklung<br />
Zuversicht ZE1 Zuversicht hinsichtlich der<br />
zukünftigen Entwicklung<br />
des Projekts<br />
Zweifel ZE2 Zweifel hinsichtlich der<br />
zukünftigen Entwicklung<br />
des Projekts
Universität Regensburg Abschlussbericht Lernende Region Cham Seite 48<br />
Anhang E Kategoriensystem für Interviewblock 2<br />
Kategorienname Subkategorien Kürzel Beschreibung<br />
Andere Gruppen AG Aussagen über (frühere)<br />
Busgruppen außerhalb des<br />
Andere<br />
Gruppenmitglieder<br />
Projekts<br />
Initiative AGM1 Einschätzung der Initiative<br />
anderer Gruppenmitglieder<br />
Generell AGM2 Generelle Aussagen über<br />
andere Gruppenmitglieder<br />
Anzahl ANZ Anzahl an Busgruppen, die<br />
seit Projektbeginn die Höfe<br />
besucht haben<br />
Erfolg EFG Aussagen über bisherigen<br />
Erfahrungen<br />
Projekterfolg<br />
Projekt ERF1 Erfahrungen mit dem<br />
Projekt(verlauf) allgemein<br />
Gäste ERF2 Erfahrungen speziell mit<br />
Gästen<br />
Erwartungen ERW Aussagen darüber, ob die<br />
ursprünglichen Erwartungen<br />
Gegenseitiger<br />
Austausch<br />
an das Projekt erfüllt wurden<br />
Informell GA4 Aussagen über bisherigen<br />
Erfahrungsaustausch und<br />
Kommunikation allgemein<br />
auf informeller Ebene<br />
Offizielle Gruppentreffen GA5 Aussagen über bisherigen<br />
Erfahrungsaustausch und<br />
Kommunikation allgemein<br />
im Rahmen von<br />
gemeinsamen Treffen;<br />
allgemein Aussagen über<br />
gemeinsame Treffen<br />
Allgemein GA6 Allgemeine Aussagen über<br />
bisherigen<br />
Erfahrungsaustausch und<br />
Kommunikation allgemein<br />
Gäste GAE Aussagen über konkreten<br />
Umgang mit Gästen<br />
Gruppe<br />
Umgang, Verhältnis und<br />
Zusammenarbeit<br />
Zusammensetzung und<br />
Angebot<br />
GR1<br />
GR2<br />
Aussagen über gegenseitigen<br />
Umgang und<br />
Zusammenarbeit innerhalb<br />
der Gruppe; Verhältnis<br />
zwischen den<br />
Gruppenmitgliedern<br />
Aussagen über<br />
Zusammensetzung und<br />
Angebote der Gruppe
Universität Regensburg Abschlussbericht Lernende Region Cham Seite 49<br />
Allgemeines GR4 Allgemeine Aussagen über<br />
die Gruppe und Betriebe<br />
Kontakt GR5 Aussagen über den Kontakt<br />
der Gruppenmitglieder<br />
untereinander<br />
Positive Aspekte GR6 Positive Aspekte in Bezug<br />
auf das Netzwerk<br />
Verbesserungswürdige<br />
Aspekte<br />
GR7 Aspekte in Bezug auf das<br />
Netzwerk, die als<br />
verbesserungswürdig genannt<br />
werden<br />
Gründe GRÜ Vermutete Gründe für bisher<br />
Gegenseitige<br />
Unterstützung<br />
Gegenseitige<br />
Unterstützung gegeben<br />
Keine gegenseitige<br />
Unterstützung gegeben<br />
GU1<br />
GU2<br />
geringe Touristenresonanz<br />
Es besteht gegenseitige<br />
Unterstützung zwischen den<br />
<strong>Teil</strong>nehmern<br />
Es besteht keine gegenseitige<br />
Unterstützung zwischen den<br />
<strong>Teil</strong>nehmern<br />
Allgemein GU4 Allgemeine Aussagen über<br />
gegenseitige Unterstützung<br />
zwischen den <strong>Teil</strong>nehmern<br />
Herausforderungen HER Aussagen über<br />
Herausforderungen in Bezug<br />
Ist-Situation<br />
Konsequenzen<br />
auf das Projekt<br />
Projekt IS1 Beschreibung/Beurteilung der<br />
Ist-Situation im Projekt<br />
generell<br />
Persönlich IS2 Beschreibung/ Beurteilung<br />
der persönlichen Ist-Situation<br />
in Bezug auf das Projekt<br />
Gruppe KO1 Aussagen über notwenige<br />
Konsequenzen und konkrete<br />
Verbesserungsmöglichkeiten<br />
auf Gruppenebene<br />
Tourismusbüro KO2 Aussagen über notwenige<br />
Konsequenzen und<br />
Verbesserungsmöglichkeiten<br />
in Bezug auf das<br />
Tourismusbüro<br />
Projektmanagement KO3 Aussagen über notwenige<br />
Konsequenzen und<br />
Verbesserungsmöglichkeiten,<br />
die auf das<br />
Projektmanagement abzielen;<br />
unabhängig von inhaltlichen<br />
Themen wie Gästeakquise
Universität Regensburg Abschlussbericht Lernende Region Cham Seite 50<br />
Öffentliche<br />
Einrichtungen<br />
Gästeakquise KO4 Aussagen über notwenige<br />
Konsequenzen und<br />
Verbesserungsmöglichkeiten<br />
bei der Gästeakquise<br />
Positive Beurteilung ÖE1 Positive Beurteilung von<br />
Engagement und<br />
Zusammenarbeit mit<br />
Tourismusbüro und Amt für<br />
Landwirtschaft<br />
Negative Beurteilung ÖE2 Negative Beurteilung von<br />
Engagement und<br />
Zusammenarbeit mit<br />
Tourismusbüro und Amt für<br />
Landwirtschaft<br />
Allgemein ÖE3 Allgemeine Aussagen über<br />
Engagement und<br />
Zusammenarbeit mit<br />
Tourismusbüro und Amt für<br />
Landwirtschaft<br />
Projekteinschätzung PRE Grundlegende Einschätzung<br />
des Projekts<br />
Region RE Aussagen über die Region<br />
Selbstaussagen<br />
Selbsteinschätzung SA1 Aussagen über<br />
Selbstverständnis und<br />
Selbsteinschätzung in Bezug<br />
auf das Projekt und die Gäste<br />
Commitment Projekt SA2 Eigeninitiative, Commitment<br />
zum Projekt allgemein<br />
Commitment<br />
Gästeakquise<br />
SA3 Eigeninitiative, Commitment<br />
zur Gästeakquise<br />
Schulungen SCH Aussagen über die<br />
Schulungen im Vorfeld des<br />
Projekts<br />
Schwierigkeiten SK Schwierigkeiten, die die<br />
Umsetzung angedachter<br />
Verbesserungsmöglichkeiten<br />
bzw. einen erfolgreichen<br />
Projektverlauf allgemein<br />
erschweren<br />
Stellenwert SW Stellenwert und persönliche<br />
Bedeutung des Projekts<br />
Wünsche WU Persönliche Wünsche in<br />
Wissenszuwachs<br />
Bezug auf das Projekt<br />
Gäste WZ1 Wissenszuwachs durch<br />
Erfahrungslernen im Umgang<br />
mit Gästen<br />
Netzwerk WZ2 Wissenszuwachs durch<br />
Erfahrungsaustausch im<br />
Netzwerk
Universität Regensburg Abschlussbericht Lernende Region Cham Seite 51<br />
Zukünftige<br />
Entwicklung<br />
Zuversicht ZE1 Zuversicht hinsichtlich der<br />
zukünftigen Entwicklung des<br />
Projekts<br />
Zweifel ZE2 Zweifel hinsichtlich der<br />
zukünftigen Entwicklung des<br />
Projekts<br />
Zukünftige<br />
Erwartungen<br />
ZERW Zukünftige Erwartungen an<br />
das Projekt und die Gruppe<br />
Zukunftsoptionen ZO Zukunftsoptionen und Ideen<br />
zur weiteren Ausgestaltung<br />
des eigenen Beitrags zum<br />
Projekt