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Konflikte in Kirchengemeinden

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Schritte zu klären - und zwar <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er Art und Weise, die es allen Beteiligten ermöglicht, den<br />

Konfliktpartnern, trotz vieler Differenzen, mit Achtung zu begegnen.<br />

In der Mediation oder Supervision müssen die H<strong>in</strong>tergründe e<strong>in</strong>es Konflikts aufgedeckt<br />

werden. Motive wie Anerkennung, Angst vor Prestigeverlust, mangelndes Zutrauen <strong>in</strong> die<br />

Verlässlichkeit des jeweils Anderen etc. kommen zur Sprache, bevor strukturelle Klärung und<br />

<strong>in</strong>haltliche Lösungsf<strong>in</strong>dung gel<strong>in</strong>gen kann.<br />

Es geht um Konkurrenz, Überschneidung von Kompetenzen, unklare Verteilung der<br />

Arbeitsgebiete, die Beliebtheit <strong>in</strong> der Geme<strong>in</strong>de, den besseren Draht zum Kirchenvorstand.<br />

Wenn sich alle Konfliktparteien auf e<strong>in</strong>en Klärungsprozess e<strong>in</strong>lassen und akzeptieren, dass es<br />

nie nur um die Sache geht, wenn sie die Bereitschaft aufbr<strong>in</strong>gen, auf Vergeltung zu<br />

verzichten, und <strong>in</strong> der gegenseitigen Wahrnehmung des Handelns und der je eigenen Anteile<br />

am Konflikt auch das Verständnis füre<strong>in</strong>ander wächst, kann e<strong>in</strong>e Lösung für die zukünftige<br />

Zusammenarbeit möglich werden. Dies gel<strong>in</strong>gt, wenn die sich h<strong>in</strong>ter den Konfliktpositionen<br />

verbergenden Interessen, Bedürfnisse, aber auch Verletzungen und Enttäuschungen<br />

herausgefunden werden. Dann entsteht e<strong>in</strong>e Art "Verstehensbrücke", über die e<strong>in</strong>e für beide<br />

Seiten nachvollziehbare Klärung und im besten Fall Lösung herbeigeführt werden kann, bei<br />

der alle ihr Gesicht wahren. Genau dafür braucht es den allparteilichen Dritten, den<br />

Mediator/Supervisor, der vorsichtig nach H<strong>in</strong>tergründen, Motiven und Wünschen fragt, und<br />

der immer im S<strong>in</strong>ne e<strong>in</strong>er Moderation mit dem Ziel e<strong>in</strong>er Konfliktklärung bzw. Lösung agiert.<br />

Dabei ist gerade im kirchlichen Feld von besonderer Bedeutung:<br />

"Wir haben jede Menge <strong>Konflikte</strong> - und das ist gut so"<br />

beantwortet e<strong>in</strong> Kirchenvorsteher die Frage, ob <strong>in</strong> Kirchengeme<strong>in</strong>den, unter Christen<br />

gestritten werden darf. Er lächelt dabei und erklärt, wie viel er bei sich und <strong>in</strong> se<strong>in</strong>er<br />

Geme<strong>in</strong>de im und durch den Konflikt entdeckt und gew<strong>in</strong>nt. Wie viel Veränderungspotenzial<br />

und Kraft, Geme<strong>in</strong>de zu gestalten, kommt erst im Konflikt zum Vorsche<strong>in</strong><br />

Konfliktvermeidung Scheu Harmoniemäntelchen Ne<strong>in</strong>, davon hält dieser Kirchenvorstand<br />

nichts.<br />

Bei allen <strong>Konflikte</strong>n spielen jedoch neben sachlichen auch persönliche Sichtweisen und damit<br />

auch ethische Grundhaltungen e<strong>in</strong>e wichtige Rolle, wie z. B. "Nächstenliebe", dass Christen<br />

sich doch nicht streiten sollten, oder Aggression negativ besetzt ist. Häufig holen sich die<br />

Konfliktparteien deswegen viel zu spät Unterstützung von außen. Der Konflikt muss dann<br />

aufwendig unter dem Mäntelchen des Schweigens und dem Streben nach Harmonie<br />

hervorgeholt werden.<br />

Auf den Prozess e<strong>in</strong>lassen: nicht "ob" fragen - sondern "wie" wagen!<br />

Bei kirchlichen <strong>Konflikte</strong>n geht es deswegen nie nur um die Klärung e<strong>in</strong>es e<strong>in</strong>maligen<br />

Konflikts, sondern um e<strong>in</strong> Lernen bzgl. Kommunikation und Konfliktkultur und um die<br />

Möglichkeiten, die e<strong>in</strong>em Konflikt <strong>in</strong>newohnen - letztlich also um die Wertschätzung des<br />

Konflikts. Denn neben aller Konfrontation werden <strong>in</strong> <strong>Konflikte</strong>n auch unterschiedliche<br />

Denkansätze und Handlungsstrategien deutlich und eröffnen dadurch immer wieder<br />

Perspektiven zu neuen, kreativen Lösungen bei Problemlagen, die mit altvertrauten Strategien<br />

kaum zu bewältigen s<strong>in</strong>d. Im für und wider der Konfliktpositionen und den dah<strong>in</strong>terliegenden<br />

divergierenden Interessen entsteht nicht nur e<strong>in</strong> Dialog der Unterschiedlichkeit, sondern oft

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