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Prüfungsordnung 2011; Studienbeginn ab Wintersemester 201

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Im Heiligen Römischen Reich deutscher Nation wurden nicht wenige Territorien von<br />

geistlichen Würdenträgern regiert, seien es geistliche Kurfürsten, Fürstbischöfe, Äbte, auch<br />

einige Äbtissinen. Nicht zuletzt zählte ja auch das Fürstbistum Münster dazu. Die Frage ist,<br />

ob solche Landesherrschaften durch besondere Merkmale gekennzeichnet waren, wie sie ihre<br />

politische Selbständigkeit behaupten konnten und inwiefern sie eine eigene politische Kultur<br />

entwickelt h<strong>ab</strong>en. Schließlich ließ sich die Herrschaft nicht vererben und setzte also besondere<br />

Mechanismen der Herrschaftsübertragung und St<strong>ab</strong>ilisierung voraus. Und offenbar waren<br />

geistliche Territorien besonders gefährdet, verschwanden doch eine ganze Reihe von ihnen im<br />

Zuge der Reformation von der Landkarte, die übrigen wurden 1803 mit einem Schlag<br />

säkularisiert. Ohnehin gelten die geistlichen Landesherrschaften als rückständige Nachzügler<br />

im Staatsbildungsprozeß, <strong>ab</strong>er ob das den Menschen im Land geschadet hat oder ob sich<br />

dahinter nicht auch eine grundsätzliche verfassungspolitische Alternative verborgen hat, wäre<br />

zu diskutieren. Immerhin gingen aus den geistlichen Staaten überwältigende Leistungen in<br />

repräsentativer, also politisch relevanter Kunst und Architektur hervor, die noch heute die<br />

Reiseführer insbesondere Süddeutschlands füllen. Genauer zu untersuchen wäre auch ihre<br />

Rolle im Prozeß der Konfessionalisierung und ihre Haltung gegenüber den<br />

Herausforderungen der Aufklärung; womöglich läßt sich unter dem Begriff des Barock eine<br />

eigenständige, auf ihre Weise epochenprägende, katholische Leit- und Gegenkultur<br />

definieren. Nicht zuletzt blieben auch die geistlichen Staaten Horte der Adelswelt, deren<br />

soziopolitische Bedeutung nicht zuletzt in erstaunlichen Karrieren und engen Verknüpfungen<br />

mit Kaiser und Reich zum Ausdruck kam. Alle diese Fragen machen die<br />

Auseinandersetzungen mit den geistlichen Staaten zu einem Königsweg zum Verständnis der<br />

vormodernen Herrschafts- und Gesellschaftstrukturen in Deutschland.<br />

Die Teilnehmerzahl ist begrenzt, deshalb ist ausnahmslos eine vorherige Anmeldung<br />

erforderlich. Anmeldelisten liegen vom 27.6. bis zum 15.7. und vom 26.9. bis zum 14.10 aus,<br />

jeweils von 10 bis 12 Uhr im Sekretariat des Lehrstuhls für Frühe Neuzeit, F-Haus, Raum<br />

140.<br />

Erste Literaturhinweise: Bettina Braun u. a. (Hrsg.): Geistliche Fürsten und Geistliche Staaten<br />

in der Spätphase des Alten Reiches, Epfendorf 2008; Silvia Schraut: das Haus Schönborn.<br />

Eine Familienbiographie. Katholischer Reichsadel 1640-1840, Paderborn 2005; Kurt<br />

Andermann (Hrsg.): Die geistlichen Staaten am Ende des Alten Reiches. Versuch einer<br />

Bilanz, Tübingen 2004; Bettina Braun u. a. (Hrsg.): Geistliche Staaten im Nordwesten des<br />

Alten Reiches. Forschungen zum Problem frühmoderner Staatlichkeit, Köln 2003; Rolf Decot<br />

(Hrsg.): Säkularisation der Reichskirche 1803. Aspekte kirclichen Umbruchs, Mainz 2002;<br />

Wolfgang Wüst (Hrsg.): Geistliche Staaten in Oberdeutschland im Rahmen der<br />

Reichsverfassung, Epfendorf 2002; Ute Küppers-Braun: Frauen des hohen Adels im<br />

kaiserlich-freiweltlichen Damenstift Essen (1605-1803), Münster 1997; Eike Wolgast:<br />

Hochstift und Reformation. Studien zur Geschichte der Reichskirche zwischen 1517 und<br />

1648, Stuttgart 1995.<br />

Prof. Dr. Barbara Stollberg-Rilinger<br />

082080 Hauptseminar II Klüngel, Korruption, Klienten: Informelle Strukturen in der Frühen<br />

Neuzeit.<br />

Mo 14-16, Raum: F 102<br />

Die Frühe Neuzeit gilt als die Epoche, in der sich die moderne bürokratische Staatlichkeit und<br />

als deren Korrektiv eine kritische Öffentlichkeit herausgebildet h<strong>ab</strong>en. Lange Zeit hat die<br />

historische Forschung die informelle Kehrseite dieser Entwicklung nicht beachtet bzw. allein<br />

als Defekt oder Devianz wahrgenommen: Phänomene wie Patronage, Klientelismus,<br />

Freundschaft usw. Inzwischen hat sich dagegen die Erkenntnis durchgesetzt, dass man mit<br />

den formalen Strukturen nur eine Seite der Medaille, ihre Schauseite, im Blick hat, und dass<br />

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