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Portfolio-Konzept

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Stand: Juni 2010<br />

<strong>Portfolio</strong> in der Leverkusener Lehrerausbildung<br />

I. Vorbemerkung<br />

Unter <strong>Portfolio</strong> verstehen wir eine Art Sammelmappe zur Dokumentation Ihrer<br />

Ausbildungsentwicklung. Dazu gehören ganz unterschiedliche Arten von Materialien:<br />

• Bögen zur Beobachtung von hospitiertem oder selbst gehaltenem Unterricht<br />

(Logbuch),<br />

• Zielvereinbarungen (im Rahmen von Ausbildungsgesprächen)<br />

• Vorsätze im Anschluss an Schulpraxisreflexionen und andere<br />

Seminarveranstaltungen,<br />

• persönliche Entwicklungsvorhaben,<br />

• schriftliche Reflexion der Unterrichtsnachbesprechungen,<br />

• Selbstevaluationen mit Hilfe von Standards<br />

• Evaluationen / Feedback von SchülerInnen,<br />

• Erkenntnisse im Zusammenhang mit dem schulischen Begleitprogramm bzw.<br />

Fach- und Hauptseminararbeit,<br />

• Dokumentation persönlicher Qualifizierungen (z. B. Medienportfolio,<br />

Mediationsfortbildung),<br />

• u.s.w.<br />

Das heißt, es geht beim <strong>Portfolio</strong> darum, Ihre eigenen Lernwege als Lehrerin/Lehrer zu<br />

dokumentieren und systematisch zur Weiterentwicklung Ihrer Kompetenzen zu<br />

reflektieren, um einen möglichst hohen Grad an Selbststeuerung in der eigenen<br />

beruflichen Professionalisierung entwickeln und nutzen zu können. Solche Reflexionen<br />

begleiten im Sinne eines Entwicklungs- und Prozessportfolios über die Dauer der<br />

Ausbildung die persönliche Lernentwicklung.<br />

Das <strong>Portfolio</strong> als Instrument zur Förderung der Reflexionsfähigkeit und zum<br />

problemorientierten, selbstgesteuerten Lernen ist einerseits verpflichtend und andererseits<br />

weitestgehend in Eigenverantwortung von Ihnen zu führen, wobei die selbstkritisch,<br />

aufrichtig und ehrlich vorgenommene Reflexion der eigenen Tätigkeiten und Befähigungen<br />

eine unverzichtbare Voraussetzung darstellt. Bildlich gesprochen ist das <strong>Portfolio</strong> der<br />

Baum, den Sie stetig intensiv und eigenverantwortlich pflegen müssen, damit er Früchte<br />

tragen kann!<br />

Um die gewünschte Wirkung im Hinblick auf Ihre Kompetenzentwicklung als Lehrerin bzw.<br />

Lehrer erzielen zu können, sind reflektierte und strukturierte Auswertungen sowie das<br />

Führen von Gesprächen mit den Ausbildern über ausgewählte Bereiche der <strong>Portfolio</strong>arbeit<br />

unverzichtbar. Die im nachfolgenden Kapitel beschriebenen Bausteine unserer<br />

„Reflexionsräume“ sollen diesem Anspruch in besonderer Weise gerecht werden.<br />

II. Strukturierung des <strong>Portfolio</strong>s<br />

Hartmut Müller<br />

Seminar Berufskolleg<br />

Studienseminar für Lehrämter an Schulen<br />

Brückenstraße 10 - 12<br />

51379 Leverkusen<br />

02171 368022<br />

Die nachfolgende Strukturierungshilfe soll darin unterstützen, unterschiedliche Lerngelegenheiten<br />

reflexiv zu verarbeiten. Bedeutsam erscheint uns in diesem Zusammenhang, dass Sie sich jeweils


- 2 -<br />

auf das für Sie WICHTIGSTE beschränken. Solche Entscheidungen sind bereits Teil Ihres<br />

Lernprozesses, bei dem es darum geht, für das persönliche Lernen Verantwortung zu<br />

übernehmen. Typischerweise sind viele Lern-Biographien noch stark durch das Abarbeiten von<br />

Aufträgen („Sagen Sie mir, was ich tun soll!“ oder „Was wollen Sie haben“) gekennzeichnet. Das<br />

<strong>Portfolio</strong> betrachten wir daher als eine Art Paradigmenwechsel in der Lernhaltung, die auch<br />

Ausdruck einer neuen Lernkultur in der Schule werden soll.<br />

Zur Schaffung einer größeren Klarheit, was im Hinblick auf <strong>Portfolio</strong>arbeit im Leverkusener<br />

Seminar gilt, wird der nachfolgende Rahmen als verbindlich definiert. Das <strong>Portfolio</strong> (als fassbares<br />

Produkt) besteht aus einer dokumentierten Sammlung durchgeführter Reflexionen bzw.<br />

Standortbestimmungen mit folgender Gliederung:<br />

1. Persönliche Daten<br />

<strong>Portfolio</strong>-Gliederung<br />

Mindestbestandteile: Name, Ausbildungsbeginn, Ausbildungsfächer, Schule, zuständige<br />

Ausbilder<br />

2. Fixpunkte im Ausbildungsablauf<br />

1.1 Reflexion am Ende der Startphase<br />

Zeit: ca. 4 Wochen nach Beginn<br />

Impuls: Seminarimpuls als Orientierungshilfe (vgl. Anlage 1)<br />

Dokumentation: freie Gestaltung (Begrenzung auf das Wesentliche beachten!)<br />

1.2 Ausbildungsplanungsgespräch (APG)<br />

Zeit: ca. 3 – 5 Monate nach Beginn<br />

Dokumentation: Ergebnisse des APG<br />

1.3 <strong>Portfolio</strong>-Gespräch<br />

Zeit: ca. 8 Monate nach Beginn<br />

Dokumentation:<br />

a) Selbstevaluation mit Hilfe der Standards und Kompetenzen (Rahmenvorgabe)<br />

b) Aufbereitung einer Reflexion nach erfolgtem Unterrichtsbesuch (vgl. Nr. 3)<br />

c) Aufbereitung eines reflektierten Lernvorhabens (vgl. Nr. 5)<br />

Für das Gespräch bringen Sie nur eine (!) der durchgeführten Reflexion (nach b oder c) ein.<br />

1.3 Planungs- und Entwicklungsgespräch (PEG)<br />

Zeit: Am Ende des ersten Ausbildungsjahres<br />

Dokumentation: Selbstevaluation mit Hilfe der Standards und Kompetenzen<br />

1.4 Gespräch zum Pädagogischen Selbstkonzept<br />

Zeit: Im 4. Halbjahr vor Eintritt in den letzten Teil der zweiten Staatsprüfung<br />

Dokumentation: Auswertung des <strong>Portfolio</strong>s mit einer eigenen Positionsbestimmung im Kontext<br />

der Standards und Kompetenzen gemäß Rahmenvorgabe (s. Nr. 6)<br />

3. Reflexionsanlässe infolge von Unterrichtsbesuchen<br />

Im Regelfall wird es 10 Reflexionsanlässe infolge von Unterrichtsbesuchen geben, die Sie für<br />

eine <strong>Portfolio</strong>-Arbeit weiter nutzen können. Wir erwarten von Ihnen, dass Sie pro Fach zwei


- 3 -<br />

Reflexionen (also insgesamt vier) dokumentieren und in Ihr <strong>Portfolio</strong> aufnehmen. Dabei bietet<br />

sich eine ungefähre Gleichverteilung im Ausbildungsverlauf (Anfang, Mitte und Ende) an.<br />

Für die (kurze) Dokumentation können Sie folgende Leitfragen als Strukturierungshilfe nutzen:<br />

- Was war für mich bestärkend bzw. bestätigend<br />

- Was habe ich erkannt<br />

- Woran werde ich konkret (weiter) arbeiten<br />

- Was genau nehme ich mir als Ziel(e) vor<br />

- Wie stelle ich mir Umsetzung, Überprüfung sowie mögliche Hilfen vor<br />

Diese Hinweise sind als Orientierung zu verstehen, nicht als abzuarbeitender Katalog.<br />

Eventuell nutzen Sie auch andere Leitfragen, die Ihre Reflexion noch besser unterstützen.<br />

Die ins <strong>Portfolio</strong> aufgenommenen Reflexionen werden den jeweils beteiligten Ausbilderinnen<br />

bzw. Ausbildern zeitnah bzw. nach Vereinbarung zur Verfügung gestellt.<br />

4. LOG-Buch Sammlung<br />

Das Instrument LOG-Buch beinhaltet eine Lose-Blatt-Sammlung von reflektierten<br />

Einzelerfahrungen, und zwar mit folgender Grundstruktur:<br />

- Welche Erfahrung(en) habe ich gemacht<br />

- Was daran ist für mich wichtig gewesen und warum<br />

- Welche Alternativen/Konsequenzen/Schlussfolgerungen sehe ich<br />

Mit den aus der „Realistischen Lehrerausbildung“ 1 stammenden LOG-Büchern wird im<br />

Leverkusener Seminar im Rahmen von Seminarveranstaltungen bzw. Schulpraxisreflexionen<br />

zunehmend gearbeitet (vgl. das Beispiel in der Anlage 2). In diesem Zusammenhang bietet<br />

sich die Sammlung von ausgewählten (Die Auswahlentscheidung liegt bei Ihnen!) LOG-<br />

Büchern unter diesem Kapitel an. Als Strukturierungsmöglichkeit bietet sich entweder eine<br />

chronologische Reihenfolge an oder eine nach Themen orientierte.<br />

5. Lernvorhaben<br />

Lernvorhaben können sich aus verschiedenen Anlässen und Anregungen ergeben.<br />

Überschneidungen zu den Reflexionen aus Punkt 2, 3 oder evtl. 4 sind wahrscheinlich. Zum<br />

Beispiel ergeben sich Lernvorhaben aus Unterrichtsnachbesprechungen,<br />

Schulpraxisreflexionen, Hospitationen, Seminarveranstaltungen, LOG-Buch-Arbeit, u.s.w.<br />

Wir erwarten von Ihnen, dass Sie aus der Vielzahl möglicher Lernvorhaben drei ausgewählte<br />

Beispiele im Rahmen des <strong>Portfolio</strong>s aufbereiten und bei entsprechenden Gesprächsanlässen<br />

verfügbar haben. Solche Anlässe werden sein.<br />

a) <strong>Portfolio</strong>gespräch (nach ca. 8 Monaten)<br />

b) Planungs- und Entwicklungsgespräch<br />

c) <strong>Portfolio</strong>-Austausch im Rahmen der „Reflexionsräume“ (2. bis 4. Halbjahr)<br />

Das bedeutet, dass Sie in den Ausbildungshalbjahren 1 bis 3 pro Ausbildungshalbjahr<br />

beispielhaft ein Lernvorhaben nach Ihrer Wahl in das <strong>Portfolio</strong> übernehmen. Unabhängig<br />

davon steht es Ihnen natürlich frei, auch weitere Vorhaben zu bearbeiten.<br />

Für die Bearbeitung legen wir Ihnen folgendes Vorgehen nahe.<br />

1 vgl. Produkt 1 des Comeniusprojektes „Aus der Praxis lernen“ http://www2.ivlos.uu.nl/comenius/downloads.htm


I. Zielphase<br />

a) Was will ich in den Blick nehmen, ändern, bearbeiten, entwickeln, weiter führen,<br />

b) Um welche Kompetenz geht es mir dabei<br />

c) Was genau nehme mir als Ziel vor (konkret, machbar, realistisch, überprüfbar)<br />

d) Mit welchen Mitteln will ich mein Ziel erreichen<br />

e) Wann und wie werde ich mich überprüfen<br />

- 4 -<br />

II. Realisierungsphase<br />

a) Welche Erfahrungen habe ich gemacht<br />

b) Was war für mich das Wichtigste und warum<br />

c) Welche alternativen Handlungsmöglichkeiten bzw. Sichtweisen erkenne ich<br />

III. Vorsatzbildung<br />

a) Welche Konsequenzen ziehe ich aus meinen Erfahrungen<br />

b) Was nehme ich mir in der Weiterarbeit konkret vor<br />

c) Wann und wie werde ich das (erneut) überprüfen<br />

Die Dokumentation ermöglicht freie Gestaltung, allerdings gilt das Prinzip: „Begrenzung auf das<br />

Wesentliche“ oder: „Weniger ist Mehr“!<br />

6. Dokumentation des eigenen Pädagogischen Selbstkonzept<br />

Dieser Schlussteil beinhaltet Ihr (vorläufiges) Pädagogisches Selbstkonzept. Dieses ist<br />

Ausdruck Ihres persönlichen pädagogischen Profils. Damit verdeutlichen Sie<br />

• Ihr persönliches Lehrerleitbild<br />

• Ihre Kompetenzen, Erfahrungen und Überzeugungen im Zusammenhang mit den<br />

Standards der Rahmenvorgabe<br />

• Ihre speziellen Stärken als Lehrerin/Lehrer<br />

• Ihre persönlichen Entwicklungsfelder bzw. Entwicklungsaufgaben<br />

Ein solches Pädagogisches Selbstkonzept entsteht:<br />

• schrittweise im Dialog mit sich und anderen<br />

• auf der Basis einer reflektierenden Grundhaltung<br />

• durch fortwährende Selbstevaluation<br />

• als „Zusatznutzen“ im Rahmen der Prüfungsvorbereitung am Ende der Ausbildung<br />

Unsere Ausbildungsschulen werden künftig davon ausgehen, dass Stellenbewerber über<br />

solche Pädagogischen Selbstkonzepte verfügen und daher diesbezüglich auch befragt werden<br />

können. Die Dokumentation ist frei, sollte aber auch hier den Grundsatz der Beschränkung<br />

bzw. Schwerpunktbildung berücksichtigen. Das Pädagogische Selbstkonzept ist Grundlage des<br />

vierten Ausbildungsgespräches, das ein/e Ausbilder/in mit Ihnen am Ende der Ausbildung<br />

führen wird (vgl. Leitfaden, S. 14).<br />

III. Bewertung des <strong>Portfolio</strong>s<br />

Für das <strong>Portfolio</strong> als Arbeitsprodukt (= Sammelmappe) werden von uns keine Noten vergeben.<br />

Sehr wohl wollen wir jedoch Ihre Anstrengungen im Rahmen der Portflioarbeit würdigen, indem wir<br />

Ihnen im Rahmen unserer abschließenden Hauptseminargutachten bescheinigen, dass Sie Ihre<br />

Lernentwicklung mit Hilfe eines <strong>Portfolio</strong>s kontinuierlich dokumentiert haben. Voraussetzung ist<br />

dafür, dass Sie diese Arbeit in geeigneter Weise glaubhaft machen können. Wir gehen davon aus,<br />

dass sich die Mühen, die mit einer <strong>Portfolio</strong>arbeit verbunden sind, in einer Zunahme an<br />

Kompetenzen (vor allem Reflexionskompetenz) niederschlagen. Inwieweit sich das wiederum im<br />

Rahmen Ihrer Leistungsbewertung (Abschlussgutachten, Zweite Staatsprüfung) niederschlägt,<br />

hängt davon ab, ob Sie die an den Standards orientierten Kompetenzen auch tatsächlich<br />

realisieren können.


Anlage 1 – <strong>Portfolio</strong>-<strong>Konzept</strong><br />

- 5 -<br />

Reflexion am Ende der Startphase<br />

Impuls für Ihre <strong>Portfolio</strong>arbeit<br />

Zum Abschluss der Ausbildungsstartphase sollen<br />

Sie die Möglichkeit nutzen, Ihren bisherigen<br />

Lernweg (in Seminar und Schule) im Rahmen<br />

Ihres <strong>Portfolio</strong>s zu dokumentieren. Dazu dient<br />

der folgende Impuls als Unterstützung:<br />

„Meine ersten Schritte auf dem Weg zum (neuen) Beruf<br />

Lehrerin/Lehrer am Berufskolleg“<br />

(Auswertung der Ausbildungsstartphase)<br />

Mögliche Anregungen:<br />

• Welche Ziele hatte ich mir am Ende der<br />

Einführungstage gesetzt und wo konnte ich bereits<br />

erste Erfolge/Veränderungen/Bestätigungen erzielen<br />

Woran könnte ein Außenstehender diese Erfolge<br />

erkennen<br />

• Welche Fähigkeiten/Erfahrungen habe ich im<br />

Unterricht/außerhalb von Unterricht einsetzen<br />

können<br />

• Welche Erkenntnisse, Verunsicherungen,<br />

Überraschungen haben mich seit Ausbildungsbeginn<br />

(z. B. im Hinblick auf die Anforderungen)<br />

herausgefordert<br />

• Inwieweit bin ich meinen eigenen Erwartungen an<br />

mich selbst gerecht geworden<br />

• Was nehme ich mir als Nächstes vor<br />

• …


LOG-Buch - Einführungstage<br />

Anlage 2 – <strong>Portfolio</strong>-<strong>Konzept</strong><br />

- 6 -<br />

1. Welches ist meine wichtigste Erkenntnis aus den erlebten Arbeitseinheiten<br />

2. Warum ist dieses Erkenntnis für mich so wichtig<br />

3. Gibt es in diesem Zusammenhang evtl. frühere Erfahrungen (als Schüler/in, Student/in,<br />

Referendar/in, Lehrer/in), die eine Bedeutung für mich haben Wenn ja, welche<br />

Zusammenhänge sehe ich<br />

4. Welche konkreten Handlungskonsequenzen ziehe ich aus dieser Reflexion (Kriterien:<br />

positiv, konkret, realistisch machbar, überprüfbar)

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