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Validierung – was ist wichtig?

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<strong>Validierung</strong> <strong>–</strong> <strong>was</strong> <strong>ist</strong> <strong>wichtig</strong><br />

F. Wille<br />

Spätestens seit der Veröffentlichung der HYGEA-Studie <strong>ist</strong> deutlich geworden,<br />

dass an die Aufbereitung von flexiblen Endoskopen hohe Anforderungen gestellt<br />

werden müssen. Um eine kontinuierlich gleichbleibende Qualität zu gewährle<strong>ist</strong>en,<br />

sind validierte Aufbereitungsverfahren unerlässlich.<br />

Dies sieht auch der Gesetzgeber<br />

so und hat die Forderung nach dem<br />

Einsatz von validierten Verfahren in<br />

der Medizinproduktebetreiber-Verordnung<br />

verankert. Die Prozessvalidierung<br />

<strong>ist</strong> somit eine gesetzliche<br />

Anforderung, die es zu erfüllen gilt.<br />

Wie eine Prozessvalidierung konkret<br />

auszusehen hat, <strong>ist</strong> in entsprechenden<br />

Normen oder Empfehlungen<br />

von Fachgesellschaften beschrieben.<br />

Für den Bereich der maschinellen<br />

Reinigung und Desinfektion von flexiblen<br />

Endoskopen gibt es zwar zur<br />

Zeit noch keine verabschiedete<br />

Norm, allerdings <strong>ist</strong> in der prEN ISO<br />

15883-4 die mögliche Vorgehensweise<br />

beschrieben. Die Pränorm repräsentiert<br />

somit den aktuellen<br />

Stand von Wissen und Technik.<br />

In der Pränorm sind neben den<br />

möglichen Prüfungen zur Prozessvalidierung<br />

auch die Anforderungen an<br />

die Geräte definiert. Auf der Basis<br />

der Normenreihe EN ISO 15883 werden<br />

die Geräte im Zuge der Vorbereitung<br />

zur <strong>Validierung</strong> qualifiziert.<br />

Der Teil 1 beschreibt die allgemeinen<br />

Anforderungen an Reinigungsund<br />

Desinfektionsgeräte (RDG), Teil<br />

4 geht detailliert auf die Anforderungen<br />

für RDG für flexible Endoskope<br />

(RDG-E) ein.<br />

Die <strong>Validierung</strong> besteht aus verschiedenen<br />

Einzelschritten. Ein<br />

Schritt <strong>ist</strong> die so genannte Betriebsqualifikation.<br />

Hierbei wird verglichen,<br />

welche technischen Anforderungen<br />

der Normenreihe das Gerät<br />

erfüllt. Da die prEN EN ISO 15883-4<br />

zuletzt im Juni 2005 aktualisiert<br />

wurde, wird klar, das ein Großteil<br />

der bereits auf dem Markt befindlichen<br />

RDG-E nicht den aktellen technischen<br />

Anforderungen der Norm<br />

entsprechen können.<br />

Was bedeutet dies für die Praxis<br />

Können die Prozesse in diesen<br />

Geräten somit nicht validiert werden<br />

Wie bereits oben dargestellt,<br />

gibt es eine Unterscheidung zwischen<br />

der Gerätequalifikation nach<br />

der ISO 15883 und der Prozessvalidierung.<br />

Bei der Prozessvalidierung<br />

wird die Le<strong>ist</strong>ungsfähigkeit und die<br />

Stabilität (Reproduzierbarkeit) eines<br />

Prozesses überprüft. Und somit die<br />

Frage beantwortet, wie sicher das<br />

flexible Endoskop gereinigt und<br />

desinfiziert wird. Dies hängt teilweise<br />

von der Geräteausstattung ab,<br />

aber nicht ausschließlich. Auch nicht<br />

normkonforme Geräte können validierte<br />

Prozesse liefern. Dies <strong>ist</strong> bereits<br />

bei RDG zur Aufbereitung von<br />

thermostabilen Medizinprodukten<br />

bekannt. In der Leitlinie von DGKH,<br />

DGSV und AKI für die <strong>Validierung</strong><br />

und Routineüberwachung maschineller<br />

Reinigungs- und Desinfektions-Prozesse<br />

für thermostabile Medizinprodukte<br />

(kurz <strong>Validierung</strong>sleitlinie<br />

RDG) wird beschrieben, <strong>was</strong><br />

in solchen Fällen zu tun <strong>ist</strong>.<br />

In Checkl<strong>ist</strong>e 11 der Leitlinie <strong>ist</strong><br />

festgelegt, durch welche Routinekontrollen<br />

die entsprechenden fehlenden<br />

Überwachungsfunktionen<br />

von prozessrelevanten Parametern<br />

kompensiert werden können.<br />

Bevor wir weiter auf die der Erfassung<br />

der <strong>wichtig</strong>sten prozessrelevanten<br />

Parameter eingehen, sollten<br />

wir zunächst klären, warum wir<br />

Endo-Praxis 4-2007<br />

33


Hygiene<br />

diese Parameter überhaupt brauchen.<br />

In der täglichen Praxis <strong>ist</strong> es<br />

nicht möglich jedes Endoskop vor<br />

der Anwendung am Patienten auf<br />

Keimfreiheit zu untersuchen. Hierbei<br />

hilft uns die parametrische Freigabe.<br />

Im Zuge der Prozessvalidierung<br />

werden die Parameter erfasst,<br />

bei denen die mikrobiologischen<br />

Testkörper einwandfrei gereinigt<br />

und desinfiziert wurden. Werden<br />

jetzt im Routinebetrieb diese Parameter<br />

wieder erfüllt, <strong>ist</strong> davon auszugehen,<br />

dass die im RDG-E aufbereiteten<br />

Endoskope einwandfrei aufbereitet<br />

wurden und somit sicher<br />

angewendet werden können.<br />

Was sind die prozessrelevanten<br />

Parameter bei der chemothermischen<br />

Reinigung und Desinfektion<br />

von Endoskopen Neben der Temperatur<br />

und der Zeit sind dies natürlich<br />

die Dosierung der Prozesschemikalien<br />

und die Durchspülung der Endoskopkanäle.<br />

Moderne Geräte erfassen<br />

und dokumentieren über eingebaute<br />

unabhängige Sensoren<br />

diese Parameter. Nach Prozessende<br />

werden diese Daten ausgedruckt<br />

und können dann den aufbereiteten<br />

Endoskopen zugeordnet werden.<br />

Bei älteren Geräten müssen die<br />

Parameter natürlich ebenfalls erfasst<br />

werden. Da uns das Gerät diese<br />

Arbeit leider nicht abnehmen kann,<br />

brauchen wir alternative Lösungen.<br />

Um die Durchspülung der Endoskope<br />

zu überprüfen gibt es eine<br />

einfache Methode. Durch das Bürsten<br />

der Kanäle vor der maschinellen<br />

Aufbereitung <strong>ist</strong> zum Zeitpunkt<br />

des Bestückens des RDG-Es sichergestellt,<br />

dass die Kanäle durchgängig<br />

sind. Anschließend wird das Endoskop<br />

aus dem Gerät entnommen<br />

und mit medizinischer Druckluft<br />

durchspült, um zu prüfen, ob die<br />

Kanäle immer noch frei sind. Ist dies<br />

der Fall kann davon ausgegangen<br />

werden, dass die Kanäle während<br />

des gesamten Reinigungs- und Desinfektionsprozesses<br />

durchgängig<br />

waren.<br />

Eine geräteunabhängige Erfassung<br />

von Temperatur und Zeit <strong>ist</strong><br />

schon ein bisschen aufwendiger und<br />

teuerer. Dies kann zum Beispiel über<br />

Datenlogger erfolgen. Diese Messinstrumente<br />

werden je nach Geräteausstattung<br />

zwischen täglich oder<br />

bis zu einmal im Halbjahr in das<br />

RDG-E eingelegt und zeichnen dort<br />

während des Prozesses die Temperatur<br />

und die Zeit auf.<br />

Da es sich bei der Endoskopaufbereitung<br />

um einen chemothermischen<br />

Prozess handelt, <strong>ist</strong> die Erfassung<br />

der Dosiermengen, insbesondere<br />

des Desinfektionsmittels von<br />

großer Bedeutung für den Nachweis<br />

der erfolgreichen Desinfektion. Die<br />

Erfassung der Dosiermengen der<br />

Prozesschemikalien <strong>ist</strong> theoretisch<br />

relativ einfach. Dies kann problemlos<br />

mittels einer Waage erfolgen.<br />

Problematisch wird es bei RDG-<br />

E, wo die Waage nicht unter die Dosierbehälter<br />

im Gerät passt. In diesem<br />

Fall müssen die Behälter aus<br />

dem Gerät genommen werden und<br />

auf die Waage gestellt werden. (Bild)<br />

Eine Tätigkeit, die leider aufwendig<br />

<strong>ist</strong>. Eine Alternative hierzu wäre eine<br />

nachträglich eingebaute Dosierüberwachung,<br />

die es aber für Endoskopmaschinen<br />

nicht gibt.<br />

Wir sehen also, Altgeräte erfordern<br />

im täglichen Routinebetrieb<br />

deutlich mehr Aufwand als moderne<br />

Geräte. Und genau diesen Aufwand<br />

muss man abwägen. Ist das Gerät<br />

schon älter, sollte darüber nachgedacht<br />

werden ein neues RDG-E anzuschaffen.<br />

Dies gilt auch für Endoskopieabteilungen<br />

und Praxen, wo<br />

ein hoher Patientendurchsatz erfolgt.<br />

Hier <strong>ist</strong> jede zusätzliche Arbeit<br />

eine weitere Belastung. Auch hier <strong>ist</strong><br />

eine Neuanschaffung sinnvoll. Wenn<br />

aber die Untersuchungsfrequenz gering<br />

<strong>ist</strong>, so <strong>ist</strong> der zusätzliche Prüfund<br />

Dokumentationsaufwand vertretbar.<br />

Leider gibt es hierfür keine<br />

Faustregel und es <strong>ist</strong> immer individuell<br />

zu prüfen, <strong>was</strong> für das Haus<br />

oder die Praxis die bessere Alternative<br />

<strong>ist</strong>.<br />

Steht eine Neuanschaffung an, so<br />

sollten die folgenden Punkte beachtet<br />

werden:<br />

Das RDG-E sollte den aktuellen<br />

normativen Forderungen entsprechen.<br />

Die Neugeräte der namhaften<br />

Hersteller erfüllen die Pränorm<br />

schon jetzt in weiten Teilen. Die prozessrelevanten<br />

Parameter müssen<br />

unabhängig von der Gerätesteuerung<br />

erfasst und dokumentiert werden.<br />

Ist dies nicht der Fall, müssen<br />

wieder zusätzliche manuelle Prüfungen<br />

durchgeführt werden.<br />

Abb. 1: Was passiert in der Maschine Die <strong>Validierung</strong><br />

versucht diese Frage zu beantworten.<br />

Abb. 2: Dosierüberwachung mittels Waage, einfach aber<br />

aufwendig.<br />

34<br />

Endo-Praxis 4-2007


Der <strong>wichtig</strong>ste Punkt allerdings<br />

betrifft die Validierbarkeit der Prozesse.<br />

Lassen Sie sich vom Hersteller<br />

schriftlich belegen, dass die Prozesse<br />

im Gerät validierbar sind. Sollte dies<br />

nicht der Fall sein, <strong>ist</strong> vom Kauf des<br />

Gerätes dringend abzuraten. Denn<br />

Sie als Betreiber erfüllen dann nicht<br />

die gesetzlichen Anforderungen und<br />

gefährden die Sicherheit der Patienten<br />

und des Personals.<br />

Dr. Frank Wille<br />

Geschäftsführer HYBETA GmbH<br />

Albrecht-Thaer-Str. 14<br />

48147 Münster<br />

Tel.: 0251-28510<br />

www.hybeta.com<br />

info@hybeta.com

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