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Lesen Sie die neueste Ausgabe unseres ... - Union Investment Real

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ENTRÉE<br />

Das Themenmagazin für Mietpartner<br />

Die Alleskönner<br />

Hausmeister brauchen nicht<br />

nur technisches Know-how<br />

WunschDenken<br />

Büros können mehr Service<br />

vertragen, zeigt eine Stu<strong>die</strong><br />

vorbilD hotel<br />

Was Firmen von der Mutter<br />

der Dienstleistung lernen<br />

Mai 2012<br />

Stets zu Diensten<br />

Wie neue Services das Leben im Büro verändern


Inhalt Editorial<br />

4<br />

20<br />

24<br />

30<br />

Fotos: tobias trapp/<strong>Union</strong> <strong>Investment</strong>; novotel; ELBE&FLUt; plainpicture<br />

3<br />

4<br />

12<br />

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20<br />

24<br />

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28<br />

30<br />

34<br />

35<br />

Editorial<br />

Helden des Alltags<br />

Ob Hausmeister oder Hauswart, Gebäude- oder Facility Manager, ohne sie läuft wenig in<br />

Hightech-Bürohäusern. Eine Reportage über <strong>die</strong> Generalisten in Sachen Service.<br />

Mehr Service, bitte!<br />

Eine aktuelle Stu<strong>die</strong> zeigt: In deutschen Bürogebäuden fehlt es immer noch an<br />

innovativen Servicekonzepten.<br />

„Service ist unsere zentrale Aufgabe“<br />

Wie viel Service darf es sein? Und welche Konzepte machen Sinn? Im ENTRÉE-Interview<br />

geben drei Fachleute Antworten.<br />

Service-Splitter, Impressum<br />

Imkern für Hotelgäste, Mittagessen auf zwei Rädern: zwei Dienstleistungsideen<br />

aus Köln und Mumbai.<br />

Ideale Verbindung<br />

So mancher Service aus der Hotellerie macht auch für Unternehmen Sinn. Wo Firmen<br />

und Hotels sinnvoll kooperieren, profitieren beide Seiten.<br />

Was das (Berufs-)Leben leichter macht<br />

ENTRÉE zeigt acht Beispiele für Service-Angebote, mit denen Unternehmen ihren<br />

Mitarbeitern das (Berufs-)Leben ein wenig leichter machen.<br />

Hinschauen und handeln<br />

Nach der sogenannten „Broken Windows“-Theorie kann schon eine einzige<br />

zerbrochene Scheibe für ein ganzes Stadtviertel zum Problem werden.<br />

Wellness-Architektur<br />

Active Design nennt sich ein neuer architektonischer Ansatz aus den USA:<br />

Gebäude sollen Bewohner und Nutzer gesund erhalten.<br />

Genügsame Nomaden<br />

Wer im Flugzeug und in der Bahn, am Airport oder am Bahnhof arbeitet, für den<br />

hat „Service“ einen anderen Klang als für Büroarbeiter mit festem Schreibtisch.<br />

Wollen wir <strong>die</strong> Super-Nanny?<br />

Autorin Verena Lugert über Erwachsene, <strong>die</strong> am Arbeitsplatz wie Kinder bemuttert<br />

werden wollen. Eine Glosse.<br />

Schlaue Apps für Ihr Smartphone, Leser-Service, Gewinnspiel<br />

Entdecken <strong>Sie</strong> sechs innovative Smartphone-Apps, den ENTRÉE-Leser-Service und<br />

gewinnen <strong>Sie</strong> den Film „Up in the Air“ als DVD.<br />

Titel:<br />

Lobby des Radisson Blu in Berlin: Blickfang im Empfangsbereich des Hotels, das zum<br />

CityQuartier DomAquarée gehört, ist der AquaDom, ein zylindrisches Aquarium mit 1.500<br />

tropischen Fischen. Das CityQuartier DomAquarée besteht aus vier Gebäuden mit Shopping-<br />

und Gastronomieflächen, Büros, Wohnungen und Hotel.<br />

Liebe Leserinnen und Leser,<br />

<strong>die</strong> Erfahrung zeigt: Das Einkaufen macht dort<br />

am meisten Spaß, wo wir ebenso kompetent wie<br />

freundlich be<strong>die</strong>nt werden; den Friseur schätzen wir<br />

auch deshalb, weil er uns noch um 19 Uhr einen<br />

termin gibt, und in unserem Lieblingsrestaurant ist<br />

nicht nur der Koch, sondern auch der Kellner ein<br />

echter Könner. Kurzum: Wir erkennen – und schätzen<br />

– guten Service.<br />

Kundenorientierung spielt deshalb in deutschen<br />

Firmen – auch außerhalb der typischen Dienstleistungsbranchen<br />

– schon seit Langem eine wichtige<br />

rolle. Doch auch im Umgang mit den eigenen Mitarbeitern<br />

gewinnt der Service-Gedanke seit einigen<br />

Jahren immer mehr an Bedeutung. Als etwa im<br />

vergangenen März in Berlin „Deutschlands beste<br />

Arbeitgeber 2012“ ausgezeichnet wurden, hatten<br />

<strong>die</strong> Gewinner eines gemeinsam: <strong>Sie</strong> überzeugen<br />

ihre Mitarbeiter nicht nur durch gute Gehälter<br />

und interessante Entwicklungsmöglichkeiten. Auf<br />

den besten Plätzen landen Unternehmen, <strong>die</strong> ihren<br />

Mitarbeitern zudem ein attraktives Arbeitsumfeld<br />

bieten und ihnen dabei helfen, <strong>die</strong> richtige Balance<br />

zwischen Arbeit und Privatleben zu finden.<br />

So punktet der <strong>Sie</strong>ger in der Kategorie 2.001 bis<br />

5.000 Mitarbeiter, das Braunschweiger Unternehmen<br />

Volkswagen Financial Services, mit Deutschlands<br />

größtem Betriebskindergarten. Die nummer<br />

eins in der Kategorie Unternehmen mit mehr als<br />

5.000 Beschäftigten, der Weltmarktführer für Solarwechselrichter,<br />

SMA Solar technology, lockt <strong>die</strong><br />

Mitarbeiter mit einem firmeneigenen Fitnessstudio.<br />

Kein Zweifel also: Den Wettbewerb um talente werden<br />

in Zukunft auch <strong>die</strong> besten Service-Angebote<br />

am Arbeitsplatz mit entscheiden.<br />

Entsprechend wandeln sich <strong>die</strong> Anforderungen an<br />

Gebäude und ihre Infrastruktur: Firmen mit Sitz<br />

in den peripheren Lagen der Großstädte werden<br />

ihren Mitarbeitern vermehrt einen Ausgleich für<br />

<strong>die</strong> vergleichsweise weiten Anfahrtswege und <strong>die</strong><br />

meist begrenzten Einkaufs- und Freizeitmöglichkeiten<br />

bieten wollen. Aber auch top-Unternehmen,<br />

<strong>die</strong> für ihre Spitzenkräfte Bürogebäude der Extraklasse<br />

in zentralen Lagen der Innenstädte mieten,<br />

können durch außergewöhnliche Dienstleistungen<br />

unterstreichen, dass sie sich von der Masse der<br />

Konkurrenten – und nachbarn – abheben. Ideen<br />

gibt es genug: Vom Brötchenservice bis zum Yoga-<br />

kurs, vom Concierge-Service bis zur hauseigenen<br />

Kindertagesstätte reicht <strong>die</strong> Spanne des Angebots.<br />

Wie weit verbreitet sie allerdings sind und vor allem,<br />

ob sie überhaupt mit den Wünschen und Bedürfnissen<br />

der Beschäftigten übereinstimmen, dazu fehlt<br />

es bislang an ausreichend aussagekräftigen Informationen.<br />

Eine aktuelle, repräsentative Stu<strong>die</strong> kann nun dazu<br />

beitragen, <strong>die</strong>se Lücke zu schließen. Das Forschungsinstitut<br />

Ipsos hat im Auftrag von <strong>Union</strong> <strong>Investment</strong><br />

3.000 deutsche Büroangestellte gefragt, welche<br />

Service-Angebote ihnen beispielsweise im direkten<br />

Arbeitsumfeld zur Verfügung stehen. Das Ergebnis<br />

ist ernüchternd: Kreative Angebote und innovative<br />

Dienstleistungen sind in deutschen Bürogebäuden<br />

noch nicht angekommen. Mehr als Kantine und<br />

Parkplatz bieten nur <strong>die</strong> wenigsten Unternehmen.<br />

Und in einem Drittel aller Bürohäuser fehlt sogar <strong>die</strong><br />

zentrale Service-Instanz – der Hausmeister.<br />

Warum gerade er in einem modernen Bürogebäude<br />

unverzichtbar ist, was ihn zum „Helden des Alltags“<br />

macht, welche Dienstleistungen im Büro sich Büro-<br />

mitarbeiter wünschen und vieles mehr rund ums<br />

thema Service können <strong>Sie</strong> in der neuen <strong>Ausgabe</strong><br />

von EntrÉE, dem themenmagazin für Mietpartner,<br />

ausführlich nachlesen.<br />

Ich wünsche Ihnen eine spannende und interessante<br />

Lektüre.<br />

Dr. Frank Billand ist seit 2003<br />

Mitglied der Geschäftsführung<br />

der <strong>Union</strong> <strong>Investment</strong> <strong>Real</strong><br />

Estate GmbH in Hamburg und<br />

verantwortet dort unter anderem<br />

das Mietermanagement.<br />

2 EntrÉE Das themenmagazin für Mietpartner EntrÉE Das themenmagazin für Mietpartner 3<br />

Dr. Frank Billand


Praxis<br />

DomAquarée, Berlin<br />

Das CityQuartier DomAquarée ist<br />

das Reich der Hausmeister Karsten<br />

Kaun (unten links) und Reimar<br />

Krause (unten Mitte). Besonderheit<br />

des Hauses ist ein riesiges Aquarium,<br />

das mit einem gläsernen Fahrstuhl<br />

durchfahren werden kann.<br />

4 EntrÉE Das themenmagazin für Mietpartner<br />

Fotos: tobias trapp/<strong>Union</strong> <strong>Investment</strong> (3); <strong>Union</strong> <strong>Investment</strong><br />

Helden des Alltags<br />

Moderne Bürohäuser sind Hightechmaschinen mit einer Vielzahl unterschiedlicher<br />

Anlagen. Mehr denn je müssen <strong>die</strong> Hausmeister deshalb geniale Generalisten<br />

sein. Am wichtigsten aber, haben Christian Tröster (Text) und Tobias Trapp (Fotos)<br />

festgestellt, ist ihnen der Kontakt zu den Menschen, <strong>die</strong> im Gebäude arbeiten.<br />

EntrÉE EntrÉE Das Das themenmagazin themenmagazin für für Mietpartner<br />

Mietpartner 5<br />

§


Praxis<br />

6 EntrÉE Das themenmagazin für Mietpartner<br />

<strong>Sie</strong> sind da, wenn wir sie brauchen, und wir<br />

haben uns daran gewöhnt. Unsere Hausmeister<br />

kommen, wenn das Fenster klemmt, der<br />

Wasserhahn tropft oder ein neues Klingelschild<br />

benötigt wird. Und wir denken nicht weiter<br />

nach über einen Beruf, den wir für selbstverständlich,<br />

ja unscheinbar halten.<br />

Doch <strong>die</strong> Wirklichkeit ist ganz anders. Für<br />

<strong>die</strong>jenigen, <strong>die</strong> <strong>die</strong>sen Beruf ausüben, ist <strong>die</strong><br />

Hausmeisterei ein tägliches Abenteuer, eine<br />

Mischung aus Knobelspiel, Hindernispar-<br />

cours und Verhandlungsmarathon. Es ist ein<br />

Job für <strong>die</strong> Helden des Alltags.<br />

Und was es alles zu tun gibt, das schildert<br />

Stefanie Becker. Die 32-jährige ist Hausma-<br />

nagerin in München und zusammen mit ihrem<br />

Kollegen Franz Heimerl für das Park.Gate<br />

Schwabing, ein Gebäude aus dem Immobilienbestand<br />

von <strong>Union</strong> <strong>Investment</strong>, zuständig.<br />

Das Haus, so zeigt sich bei einem rundgang,<br />

ist wie alle modernen Bürogebäude randvoll<br />

mit technik, fast wie ein Kreuzfahrtschiff, und<br />

<strong>die</strong> Hausmeister müssen, um <strong>die</strong>se technik<br />

beherrschen zu können, geniale Generalisten<br />

sein. <strong>Sie</strong> sind zuständig für Heizung, Klima-<br />

und Sprinkleranlagen, sie kümmern sich um<br />

<strong>die</strong> Beleuchtung der Fahrstuhlschächte<br />

und <strong>die</strong> Funktion von Außenjalousien. <strong>Sie</strong><br />

schauen nach Serverkühlung, BUS-Systemen,<br />

CO 2 -Detektoren, kümmern sich um Pflanzenpflege,<br />

Schaltschränke, Kühlbecken, Wasserrinnen<br />

und Parkautomaten. <strong>Sie</strong> sorgen dafür,<br />

dass <strong>die</strong> Signale unzähliger Klingelknöpfe am<br />

richtigen Ort ankommen und Hunderte von<br />

Chipkarten für <strong>die</strong> richtigen türen und Zeiten<br />

programmiert sind.<br />

Je mehr technik in einem Haus ist, so <strong>die</strong><br />

Hausmeisterweisheit nummer eins, desto<br />

mehr kann kaputt gehen. Manchmal passiert<br />

das von ganz allein, manchmal auch durch<br />

unglückliche Umstände. Wie zum Beispiel im<br />

Fall des Lkw, der sich an einem Durchfahrtsbegrenzungspfosten<br />

des Park.Gate – das sind<br />

<strong>die</strong> Säulenstümpfe, <strong>die</strong> aus dem Boden kommen,<br />

um eine Einfahrt für Unbefugte zu blockieren<br />

– festgefahren hatte. Zumeist läuft das<br />

reibungslos, wenn auch bei dem Münchner<br />

Lkw anders, als vorgesehen. Also musste Stefanie<br />

Becker <strong>die</strong> Feuerwehr rufen, <strong>die</strong> den<br />

Laster mit einem Luftkissen anhob und in einer<br />

aufwendigen Prozedur befreite. Diagnose der<br />

beiden Hausmeister: Der Pfosten ist zu kurz<br />

und wird deshalb gern übersehen. Der Laster<br />

war nicht der Erste, der hier in <strong>die</strong> Falle ging.<br />

Also schlägt Stefanie Becker vor, lieber eine<br />

Schranke zu installieren. Die wird zwar auch<br />

gelegentlich demoliert, doch ist Ersatz hier<br />

schneller und günstiger zu beschaffen. Da <strong>die</strong><br />

Pfosten aber per Fernbe<strong>die</strong>nung an <strong>die</strong> Haustechnik<br />

angeschlossen waren, muss nun ein<br />

Schrankenmodell gefunden werden, das kompatibel<br />

ist. Hausmeister, so lernen wir zweitens<br />

am Beispiel des Durchgangsbegrenzungspfostens,<br />

kümmern sich um technik, <strong>die</strong> sie weder<br />

zu verantworten noch installiert haben.<br />

Übernimmt man einen neubau, sagt <strong>die</strong> dritte<br />

regel, braucht es mehrere Jahre, bis alles<br />

rundläuft. regel nummer vier: Danach setzt<br />

der Verschleiß ein. Es gibt also immer etwas<br />

zu reparieren, und einer der geheimen Super-<br />

lative des Hausmeisterberufes ist, dass wohl<br />

kaum vergleichbare Jobs auf <strong>die</strong>ser Welt<br />

existieren, in denen so viele Gewerke durch<br />

eine oder wenige Personen abgedeckt werden<br />

müssen. Fragt man aber <strong>die</strong> Profis selbst,<br />

was denn das Wichtigste in ihrem Beruf sei,<br />

erhält man meist überraschende Antworten:<br />

„Man muss vor allem zuhören können“, sagt<br />

etwa Karsten Kaun, der in Berlin das City-<br />

Quartier DomAquarée betreut. „Kommunikation<br />

ist das Schlüsselwort“, meint Stefanie<br />

Becker, und ihr Kollege Werner rose, tätig im<br />

historischen Chilehaus im Hamburger Kontor-<br />

hausviertel, erklärt: „Das Wichtigste ist Freund-<br />

lichkeit. Dann erledigt sich vieles von allein.“<br />

Das Bindeglied zwischen<br />

Mensch und Technik<br />

Immobilien, so wird an <strong>die</strong>ser Stelle klar, sind<br />

nicht nur technische Anlagen, sondern auch<br />

soziale räume, Orte der Begegnung, von Menschen<br />

für Menschen gemacht. In ihnen agiert<br />

der Hausmeister deshalb nicht nur als genialer<br />

Klempner nach dem Vorbild der nintendo-<br />

Spielfigur „Super Mario“. Er ist das Bindeglied<br />

zwischen Mensch und technik, moderiert<br />

<strong>die</strong> unterschiedlichen Interessen von nutzern,<br />

Eigentümern und Verwaltern und kommuniziert<br />

mit externen Spezialisten und Kontrolleuren<br />

in behördlichem Auftrag. Klassiker des<br />

Hausmeisteralltags im zwischenmenschli- §<br />

Fotos: tobias trapp/<strong>Union</strong> <strong>Investment</strong> (4); <strong>Union</strong> <strong>Investment</strong><br />

Park.Gate, München<br />

Im Münchner Park.Gate arbeiten<br />

Stefanie Becker (unten<br />

links) und Franz Heimerl. Trotz<br />

Computern und modernster<br />

Kommunikationstechnik<br />

bleiben auch gedruckte Lagepläne<br />

wichtige Hilfsmittel.<br />

EntrÉE Das themenmagazin für Mietpartner<br />

7


Praxis<br />

8 EntrÉE Das themenmagazin für Mietpartner<br />

chen Bereich – und keineswegs ganz leicht zu<br />

lösen – ist folgender Konflikt: Der eine friert<br />

im Großraumbüro, der andere schwitzt – der<br />

Hausmeister soll es richten, indem er <strong>die</strong> Klimaanlage<br />

„richtig“ einstellt. „Da muss man<br />

mit den Leuten sprechen, ihnen zuhören, einen<br />

Kompromiss finden“, berichtet Stefanie Becker<br />

aus München. „Ich möchte, dass <strong>die</strong> Menschen<br />

gern zu ihrem Arbeitsplatz kommen.“<br />

<strong>Sie</strong> selber tut das auch, obwohl oder gerade<br />

weil ihr als eine der wenigen Frauen in <strong>die</strong>-<br />

sem Beruf anfangs viel Skepsis begegnete.<br />

„Als ich das erste Mal als Objektmanagerin<br />

eine externe Firma anrief“, erinnert sie sich,<br />

„da fragten <strong>die</strong> mich gleich dreimal, ob ich<br />

nicht doch <strong>die</strong> Sekretärin des Haustechnikers<br />

wäre? Die konnten gar nicht glauben, dass<br />

ich selbst <strong>die</strong> Gebäudemanagerin war.“ Doch<br />

Stefanie Becker trug das Misstrauen mit Humor:<br />

„Ich hab denen gesagt: ,Mein Friseur ist doch<br />

Fotos: tobias trapp/<strong>Union</strong> <strong>Investment</strong> (3); <strong>Union</strong> <strong>Investment</strong><br />

auch ein Mann!‘“ Inzwischen hat <strong>die</strong> gelernte<br />

Elektromechanikerin Karriere gemacht, ist<br />

als Objektleiterin für elf Immobilien zuständig<br />

und hat jeden tag mit kleinen, großen und<br />

vertrackten Fällen zu tun, <strong>die</strong> den Alltag eines<br />

Hausmanagers prägen.<br />

Im Moment beschäftigen sie <strong>die</strong> Außenjalousien<br />

des Münchner Bürogebäudes. Ein kleines<br />

Bauteil soll ausgetauscht werden. Das klingt<br />

einfach und preiswert, kostet der Einbau doch<br />

nur etwa acht Euro pro Jalousie. Leider gibt es<br />

rund ums Gebäude 6.000 Jalousien, das ist<br />

kostenintensiv und braucht Zeit. Zudem können<br />

einzelne Jalousien nur mithilfe eines externen<br />

Lifts, eines Steigers, repariert werden, dessen<br />

Einsatz koordiniert werden muss. Die Folge:<br />

nutzer der räume, in denen <strong>die</strong> Panne zuerst<br />

auftrat, müssen gewisse Wartezeiten in Kauf<br />

nehmen. Managerin Becker setzt in solchen<br />

Fällen auf eine transparente Kommunikationsstrategie:<br />

„Wir informieren <strong>die</strong> Mieter nicht<br />

nur über alles, sondern melden uns, wenn es<br />

vier Wochen dauern sollte, nach zwei Wochen<br />

noch mal und sagen: ‚Wir haben <strong>Sie</strong> nicht<br />

vergessen!’“ nur auf <strong>die</strong>se Weise könne man<br />

ein gutes Verhältnis zu den Mietern aufbauen:<br />

„Ich bin fasziniert, wie nett mich <strong>die</strong> Menschen<br />

hier aufnehmen, da bin ich sehr froh.“<br />

Kenner der Baugeschichte und<br />

Hüter der Tradition<br />

Die positive Einstellung teilt sie mit allen, <strong>die</strong><br />

als Hausmeister Erfolg im Beruf haben wollen.<br />

So wie Werner rose aus Hamburg, der<br />

schlichtweg findet, <strong>die</strong> Mieter des Chilehauses<br />

seien „alle nett“. Mit seiner Biografie als ewiger<br />

Student und Weltenbummler, mit Berufserfahrung<br />

als rohrverleger in Gibraltar, Kellner<br />

auf teneriffa, mit einer Ausbildung zum Kirchenmaler<br />

und Praxis im Denkmalschutz ist<br />

ihm <strong>die</strong> Profession des Hausmeisters in einer<br />

denkmalgeschützten Immobilie auf den Leib<br />

geschneidert. „Der rock’n’roll hört ja irgendwann<br />

auf“, sagt Werner rose, das Chilehaus<br />

schien wie gemacht für seine Qualifikationen.<br />

Gebaut in den 1920er-Jahren im Stil des Expressionismus,<br />

stehen hier Fassaden und treppenhäuser<br />

schon lange unter Denkmalschutz.<br />

nach seinem Erwerb Mitte 1993 durch <strong>Union</strong><br />

<strong>Investment</strong> wurde das Hamburger Wahrzeichen<br />

komplett renoviert und auf den <strong>neueste</strong>n<br />

Stand der technik gebracht. Dabei galt das §<br />

Chilehaus, Hamburg<br />

Werner Rose (links) ist der<br />

heimliche Herrscher im Hamburger<br />

Chilehaus. Die denkmalgeschützte<br />

Immobilie<br />

wurde 1992 komplett saniert<br />

und verfügt seitdem über<br />

zeitgemäße Technik, von gut<br />

isolierten Rohrleitungen bis zu<br />

Energiesparlampen im Foyer.<br />

EntrÉE Das themenmagazin für Mietpartner 9


Xxxxxxxxxxxxxxxxx<br />

Praxis<br />

Parkgate, München<br />

Cipis eumsan etumsan ullutpat<br />

lum ipsumsandre vullum<br />

zzrit, consed etum incil deliquis<br />

nostin volore etue ver<br />

susto odions etum eu feugue<br />

dolorper si.Ud modolutatue<br />

doluptate magna feui blam,<br />

con ute v<br />

Atmos, München<br />

Enrico Bianga (rechts oben<br />

u. unten) und Wolfgang Wolf<br />

(rechts Mitte) erleben jeden<br />

Tag, dass Nachhaltigkeit auch<br />

eine Frage der Technik ist:<br />

Die Wohlfühlatmosphäre in<br />

den Büros entsteht durch energieeffiziente<br />

Haustechnik.<br />

10<br />

EntrÉE Das themenmagazin für Mietpartner<br />

Bürohaus schon zu Zeiten seiner Entstehung<br />

als sehr modern, weiß rose. „Mit seinen zehn<br />

Geschossen war es damals ein Hochhaus“, erläutert<br />

er. „Es hat keine tragenden Innenwände,<br />

nur Stützen. Die Flächen können deshalb<br />

nach Mieterwunsch flexibel aufgeteilt werden.“<br />

Zum Service gehören für ihn <strong>die</strong> Erreichbarkeit<br />

rund um <strong>die</strong> Uhr – er wohnt in unmittelbarer<br />

nähe – sowie das in langen Jahren<br />

gesammelte Wissen um <strong>die</strong> Geheimnisse des<br />

alten Hauses. „Mein Vorgänger war 18 Jahre<br />

lang hier, er kommt immer noch mal vorbei“,<br />

berichtet rose. „Und <strong>die</strong> Firmen, <strong>die</strong> wir heute<br />

mit reparatur- und Wartung beauftragen,<br />

waren teilweise schon bei der renovierung<br />

des Hauses dabei.“ Aus der Zeit des Umbaus<br />

gibt es im Chilehaus noch ein Lager mit historischen<br />

Kacheln und Ziegeln – Elemente, <strong>die</strong><br />

ansonsten nur unter hohen Kosten neu zu beschaffen<br />

wären.<br />

Komplexe Managementaufgabe<br />

mit vielen Beteiligten<br />

Mit 36.000 Quadratmetern vermietbarer Fläche<br />

gehört das Chilehaus auch im bundesweiten<br />

Vergleich nicht gerade zu den kleinen Bü-<br />

rogebäuden. Mit dem CityQuartier DomAquarée<br />

allerdings kann es flächenmäßig nicht mithalten:<br />

Das Berliner Gebäudeensemble verfügt<br />

über 71.000 Quadratmeter Fläche in sieben<br />

Ober- und drei Untergeschossen.<br />

Der nutzungsmix des Gebäudes kann als Vielseitigkeitsprüfung<br />

für Haustechniker interpretiert<br />

werden: neben einem Hotel beherbergt<br />

es das DDr-Museum, dazu Wohnungen, Büros,<br />

eine große tiefgarage, restaurants und Cafés.<br />

Ein Highlight des Quartiers ist zudem der<br />

„AquaDom“, das weltweit größte freistehende<br />

Aquarium, das in der Lobby des Hotels radisson<br />

Blu wie eine Wassersäule aufragt und mit einem<br />

Fahrstuhl durchfahren werden kann. „Aquarium<br />

und Museum haben eigene techniker“,<br />

beruhigt Hausmeister Karsten Kaun. Es bleibt<br />

dennoch genügend Arbeit für vier Haustechniker<br />

und den Sicherheits<strong>die</strong>nst. Ihre tätigkeit<br />

korrespon<strong>die</strong>rt mit einem Vertragswerk, das geschätzt<br />

so dick wie ein telefonbuch sein muss.<br />

Denn innerhalb des Hauses sind nicht nur Hotel-<br />

gäste, Wohnungs- und gewerbliche Mieter unterwegs,<br />

sondern auch zahlreiche Firmen für<br />

einzelne Aufgaben: So ist das Parkhaus komplett<br />

an einen Betreiber vermietet, für <strong>die</strong> Park-<br />

Foto: Artur Images/Gerhard Hagen<br />

Fotos: tobias trapp/<strong>Union</strong> <strong>Investment</strong> (4); <strong>Union</strong> <strong>Investment</strong><br />

arbeiten außerdem der Securitas Sicherheits<strong>die</strong>nst,<br />

Sasse Facility Management, der reinigungs-Service<br />

3B sowie <strong>die</strong> Firma Otis, <strong>die</strong> für<br />

<strong>die</strong> Aufzüge verantwortlich ist. Gut, wer angesichts<br />

<strong>die</strong>ser Vielfalt einen Plan hat. Der nennt<br />

sich im DomAquarée „Lagefilm“ und wird jeden<br />

Morgen frisch ausgedruckt. „Darin steht,<br />

was am Vortag war, was abgearbeitet wurde,<br />

was neu hinzukam“, erläutert Karsten Kaun.<br />

Dann müssen <strong>die</strong> Prioritäten geklärt werden:<br />

Wasserschaden geht vor ausgefallenem Licht<br />

im Fahrstuhlschacht. Liegt nichts Akutes vor,<br />

beginnt <strong>die</strong> routine mit einem rundgang über<br />

das gesamte Gelände. Kontrolliert werden<br />

Fassaden und Außenflächen, außerdem <strong>die</strong><br />

Musterwohnung, <strong>die</strong> als Vorführmodell für Vermietungen<br />

<strong>die</strong>nt. „Die muss jungfräulich aussehen“,<br />

sagt Karsten Kaun. „Leider vergessen<br />

<strong>die</strong> Makler manchmal, das Licht auszumachen<br />

oder den Wasserhahn zuzudrehen“, um nur<br />

einige Vorfälle zu nennen. Es folgt eine Begehung<br />

des technikgeschosses und der tiefgarage.<br />

routine, gewiss. Wichtig aber sei, so Kauns<br />

Münchner Kollegin Becker, „<strong>die</strong> Arbeit zu sehen.<br />

Man darf <strong>die</strong> Augen nicht nur bei der aktuellen<br />

Aufgabe haben, sondern muss zugleich<br />

auch noch eine defekte Glühbirne oder einen<br />

Haarriss im Fußboden entdecken“. Gerade<br />

in städtischen Lagen kommt bei den rundgängen<br />

schließlich auch der menschliche<br />

Faktor ins Spiel. „Im Chilehaus“, erzählt<br />

Werner rose, „gibt es so manche nische, in<br />

der nachts Obdachlose schlafen. Die wecke<br />

ich vor acht Uhr, <strong>die</strong> Mieter bekommen auf<br />

<strong>die</strong>se Weise nichts davon mit.“ Ein Service,<br />

so umsichtig und menschlich, wie er in<br />

keiner Arbeitsplatzbeschreibung steht, interpretiert<br />

durch <strong>die</strong> Helden des Alltags:<br />

unsere Hausmeister.<br />

automaten aber ist Kaun zuständig. Im Haus $<br />

So wird man<br />

Hausmeister<br />

Der Hausmeister ist „Einer für alles“.<br />

Weil seine Aufgaben so vielfältig<br />

sind wie seine Namen – mal heißt<br />

er Hauswart, mal Haustechniker,<br />

Gebäude- oder Facility Manager –,<br />

führen unterschiedliche Qualifikationen<br />

zu dem Beruf. Die meisten<br />

Hausmeister haben eine Ausbildung<br />

als Elektromeister oder Elektromechaniker,<br />

denn der Großteil der Technik<br />

in modernen Bürohäusern wird elektrisch<br />

betrieben.<br />

Ergänzende Lehrgänge zum Hauswart<br />

finden an Fachschulen statt.<br />

Diese Weiterbildungen dauern in Vollzeit<br />

ein Jahr, in Teilzeit doppelt so<br />

lange. Auf dem Stundenplan stehen<br />

unter anderem Fächer wie Vertragswesen<br />

und Umweltrecht, Haus- und<br />

Reinigungstechniken sowie Konfliktmanagement.<br />

Wer „stu<strong>die</strong>rter Hausmeister“ oder<br />

Facility Manager werden möchte,<br />

kann sich an einer Fachhochschule<br />

einschreiben und in sechs Semestern<br />

den Abschluss B. A. erreichen. Der<br />

Stu<strong>die</strong>ngang bewegt sich auf der<br />

Schnittstelle zwischen Technik, Ökonomie<br />

und Immobilie und wird dem<br />

Wirtschaftsingenieurwesen zugeordnet.<br />

Die Fachhochschulen beschreiben<br />

<strong>die</strong> Aufgabe als „ganzheitliches<br />

Management von Gebäuden,<br />

Grundstücken und Infrastrukturen.<br />

Dabei müssen anfallende Dienstleistungen<br />

während des gesamten<br />

Lebenszyklus geplant, gesteuert<br />

und koordiniert werden.<br />

Das Studium gilt als sichere Berufswahl.<br />

Allein wegen der vielen Sicherheitsvorschriften,<br />

<strong>die</strong> heute in gewerb-<br />

lich genutzten Immobilien eingehalten<br />

und kontrolliert werden müssen,<br />

bleibt der Bedarf an versierten Hausmeistern<br />

konstant hoch.<br />

EntrÉE Das themenmagazin für Mietpartner 11


Mehrwert<br />

12 EntrÉE Das themenmagazin für Mietpartner<br />

Mehr Service, bitte!<br />

Es gibt so manche Oase in der einstigen„Dienstleistungswüste Deutschland“.<br />

Eine Stu<strong>die</strong> aber zeigt: In Bürogebäuden fehlt es noch an inno-<br />

vativen Service-Angeboten. Anne Wiktorin informiert über <strong>die</strong> Ergebnisse.<br />

Daniela Becker hat, was jeder Unternehmer<br />

braucht: den festen Glauben an <strong>die</strong> eigene<br />

Geschäftsidee. Dennoch ist <strong>die</strong> Gründerin des<br />

Hamburger Dienstleistungsunternehmens<br />

Caretaker auch heute, elf Jahre nach dem<br />

Start, manchmal noch überrascht über den<br />

eigenen Erfolg. „In den ersten sechs Jahren<br />

war es wirklich nicht leicht“, erinnert sich<br />

<strong>die</strong> Geschäftsfrau, <strong>die</strong> es als eine der Ersten<br />

wagte, eine Service-Idee nach Deutschland<br />

zu bringen, <strong>die</strong> vor allem in England und den<br />

USA schon seit vielen Jahren verbreitet ist.<br />

Becker bietet Immobilieneigentümern und<br />

Unternehmen sogenannte Concierge-Services<br />

für Mieter oder Mitarbeiter. „Wir betreuen<br />

den Empfangsbereich in Bürogebäuden, bieten<br />

Sicherheits<strong>die</strong>nste an, übernehmen auf<br />

Wunsch <strong>die</strong> telefonzentrale, managen <strong>die</strong><br />

Belegung der Konferenzräume und bieten darü-<br />

ber hinaus eine Menge an Services, <strong>die</strong> den<br />

Mitarbeitern eines Unternehmens beziehungs-<br />

weise den Mietern eines Gebäudes den Alltag<br />

Foto: Ulrich Perrey<br />

ein wenig erleichtern.“ Da wird der Anzug in<br />

<strong>die</strong> reinigung oder das Auto zur Inspektion<br />

gebracht, ein Blumenstrauß besorgt oder das<br />

Paar Schuhe zum Besohlen beim Schuster abgegeben.<br />

In Deutschland jedoch haben solche Angebote<br />

– anders als im angelsächsischen raum<br />

oder auch in Frankreich – kaum tradition.<br />

Dies ist wohl ein Grund dafür, dass es hierzulande<br />

länger dauerte als anderswo, bis sich<br />

<strong>die</strong> Idee vom Hotel-Service in Bürogebäuden<br />

durchsetzte.<br />

Inzwischen aber habe sich der Markt für Concierge-Dienstleistungen<br />

etabliert: „Im Kundengespräch<br />

werde ich heute nicht mehr gefragt,<br />

was denn eigentlich der Auftraggeber<br />

davon hat, wenn er Mietern oder Mitarbeitern<br />

solchen Service bietet“, berichtet Becker.<br />

Immobilieneigentümer und Unternehmen<br />

haben erkannt: Wer im Wettbewerb um Mie-<br />

ter und Mitarbeiter <strong>die</strong> nase vorn haben will,<br />

muss eben mehr bieten als <strong>die</strong> Konkurrenz.<br />

Beispiel Bürovermieter: „Die Märkte nicht<br />

nur in Deutschland, sondern in ganz Europa,<br />

haben sich deutlich verändert. Der Einfluss<br />

der Mieter ist stärker geworden, ihre Anforderungen<br />

an das, was ein Gebäude leisten<br />

muss, sind klar gestiegen“, sagt Bill Page,<br />

europäischer researchleiter beim Immobilien<strong>die</strong>nstleister<br />

Jones Lang LaSalle und verantwortlich<br />

für das Projekt „Office 2020“. Und<br />

das betrifft keineswegs nur immobilienspezifische<br />

Kriterien wie Ausstattung, Energie-<br />

oder Flächeneffizienz: Es gehe auch um den<br />

Beitrag, den eine Immobilie zum geschäftlichen<br />

Erfolg eines Unternehmens leistet, so<br />

Page. Und der wird in Zukunft zu einem erheblichen<br />

teil davon abhängen, ob und wie<br />

es einem Unternehmen gelingt, qualifiziertes<br />

Personal zu gewinnen und vor allem zu halten.<br />

Geld allein, sind sich <strong>die</strong> Personalberater<br />

einig, hilft da wenig: So fand eine Stu<strong>die</strong> der<br />

Unternehmensberatung roland Berger heraus,<br />

dass für 92 Prozent der Arbeitnehmer<br />

mit Kindern und selbst für 65 Prozent der<br />

Kinderlosen <strong>die</strong> Vereinbarkeit von Beruf und<br />

Familie genauso oder sogar wichtiger ist<br />

als das Gehalt. „Es geht um <strong>die</strong> Verbesserung<br />

der Work-Life-Balance“, berichtet Caretaker-Geschäftsführerin<br />

Daniela Becker –<br />

und dafür sollen unter anderem mehr Service-Angebote<br />

sorgen.<br />

Große Unterschiede zwischen<br />

Theorie und Praxis<br />

An Ideen mangelt es nicht: Fitnessraum und<br />

Yogakurse, Betriebskindergarten, Eltern-Kind-<br />

Zimmer oder Hilfe bei der Suche nach der<br />

nanny, ein Wäsche<strong>die</strong>nst und Brötchen-Service,<br />

regelmäßige Gesundheitschecks und Beratungsangebote<br />

für Mitarbeiter mit pflegebedürftigen<br />

Eltern – deutsche Personalmanager<br />

lassen sich einiges einfallen, um das Leben<br />

zwischen Familie und Arbeit zu erleichtern.<br />

Umso erstaunlicher sind <strong>die</strong> Ergebnisse einer<br />

aktuellen Stu<strong>die</strong>: Das Marktforschungsinstitut<br />

Ipsos befragte im Auftrag von <strong>Union</strong> <strong>Investment</strong><br />

3.000 Bürobeschäftigte in Deutschland<br />

zum Service-Angebot an ihrem Arbeitsplatz.<br />

Das resultat ist ernüchternd. Die „Serviceimmobilie<br />

2012“, so der titel der Untersuchung,<br />

macht sich hierzulande noch ziemlich rar. §<br />

Daniela Becker machte<br />

sich vor elf Jahren mit<br />

einem Concierge-Service<br />

selbstständig. Heute findet<br />

man ihre Mitarbeiter<br />

in den Foyers großer Bürogebäude,<br />

wo sie Mietern<br />

so manch lästige Alltagsbesorgung<br />

abnehmen.<br />

EntrÉE Das themenmagazin für Mietpartner 13


Mehrwert<br />

Concierge überzeugt<br />

Zufriedenheit mit dem kostenpflichtigen Concierge-Service,<br />

Zustimmung in Prozent<br />

4<br />

außerordentlich<br />

zufrieden<br />

14 EntrÉE Das themenmagazin für Mietpartner<br />

21 54<br />

sehr<br />

zufrieden<br />

In der theorie mag der Dienstleistungsgedanke<br />

bei Unternehmen und Bürovermietern<br />

angekommen sein – in der Praxis zeigt <strong>die</strong>s<br />

kaum Wirkung. Von den wenigen Services,<br />

<strong>die</strong> es überhaupt gibt, liegt das Angebot von<br />

Pkw-Stellplätzen ganz weit vorne: Zwei<br />

Drittel aller Befragten können ihr Auto<br />

während der Arbeitszeit auf einem Firmenparkplatz<br />

abstellen – und nutzen <strong>die</strong>ses<br />

Angebot ausgiebig. Mit großem Abstand<br />

folgen auf den Plätzen zwei und drei Kantine<br />

und Cafeteria.<br />

Innovativ oder gar kreativ kann man solche<br />

Service-Offerten wahrlich nicht nennen. Und<br />

selbst <strong>die</strong> Kinderbetreuung am Arbeitsplatz –<br />

ebenfalls eine nicht gerade brandneue Idee,<br />

dafür aber öffentlich ausgiebig diskutiert und<br />

immer wieder gefordert – steht gerade einmal<br />

6 Prozent der Befragten überhaupt zur<br />

Verfügung. nur zwei von hundert Büroangestellten<br />

jedoch finden an ihrem Arbeitsplatz<br />

ein wirklich neuartiges Angebot wie das,<br />

was Daniela Becker bietet: Ein Concierge,<br />

der sich nach dem Vorbild des Hotels um <strong>die</strong><br />

Besorgungen von Mitarbeitern kümmert, ist<br />

noch <strong>die</strong> absolute Ausnahme in deutschen<br />

Bürogebäuden.<br />

Angesichts <strong>die</strong>ser Ergebnisse ist es kaum<br />

verwunderlich, dass nicht einmal ein Drittel<br />

der befragten Bürobeschäftigten mit dem<br />

angebotenen Service rundum zufrieden ist.<br />

zufrieden<br />

Wirklich zündende neue Vorschläge aber haben<br />

auch <strong>die</strong> Betroffenen nicht: nach ihren<br />

Wünschen befragt, fällt den meisten spontan<br />

eine bessere Verpflegung ein – der Dauerbrenner<br />

im Pausengespräch. Immerhin: Vermisst<br />

werden mehr Sportprogramme, und<br />

jeder Sechste hofft auf ein breiteres Wellness-<br />

oder Entspannungs-Angebot. Dabei erwarten<br />

Mitarbeiter übrigens nicht, dass es <strong>die</strong>s alles<br />

zum nulltarif gibt: Für mehr Service im Bereich<br />

„Food und Fitness“ ist ihre Zahlungsbereitschaft<br />

am stärksten ausgeprägt.<br />

Kosten sind kein Grund für<br />

mangelnden Service<br />

Für viele überraschend dürfte allerdings sein,<br />

dass sich gerade einmal 6 Prozent der Befragten<br />

<strong>die</strong> Betreuung des nachwuchses am<br />

Arbeitsplatz wünschen. „Über <strong>die</strong> Kita am<br />

Arbeitsplatz wird zwar gern diskutiert, gemessen<br />

daran spielt sie im Lebensalltag der<br />

Mitarbeiter allerdings nur eine untergeordnete<br />

rolle“, weiß Daniela Becker. Wenn ihr<br />

Unternehmen Angebote zur Kinderbetreuung<br />

macht, dann beschränkt sich das auf <strong>die</strong><br />

Suche nach der Ersatz-nanny für notfälle<br />

oder <strong>die</strong> Vermittlung von tagesmüttern und<br />

Kindergartenplätzen. Ähnlich ist <strong>die</strong> Strategie<br />

in Konzernen wie BMW oder der Deutschen<br />

telekom: Um seine Frauenquote von weniger<br />

Sauber, Sauber und sicher sicher und gut erreichbar<br />

Die wichtigsten Service-Merkmale eines Bürogebäudes,<br />

Anteil der Befragten in Prozent<br />

Sicherheit und Sauberkeit<br />

Ein ausreichend großes Parkplatzangebot<br />

in Arbeitsplatznähe<br />

Ein technisch einwandfrei<br />

funktionierendes Haus<br />

38<br />

Bequeme Erreichbarkeit des Arbeitsplatzes<br />

mit öffentlichen Verkehrsmitteln<br />

57<br />

55<br />

68<br />

Quelle: <strong>Union</strong> <strong>Investment</strong>, Serviceimmobilie 2012, 3.000 Befragte, Januar 2012<br />

als 20 Prozent zu erhöhen, unterstützt der<br />

Münchner Automobilhersteller Mütter (und<br />

Väter), indem er mit Kindergärten und tagesstätten<br />

kooperiert. Der Bonner telekommunikationsriese<br />

bietet eine notfallbetreuung<br />

für den Fall, dass <strong>die</strong> Kinderbetreuung einmal<br />

ausfällt. Ein solcher Service allerdings ist teuer<br />

– was <strong>die</strong> Zurückhaltung bei der nutzung<br />

des Angebots erklärt, sagt Unternehmerin<br />

Becker: „Faktisch ist es so, dass sich zwar<br />

viele Eltern danach erkundigen, dann aber<br />

feststellen, dass der Preis für sie einfach zu<br />

hoch ist.“<br />

In vielen anderen Bereichen allerdings lässt<br />

sich <strong>die</strong> Zurückhaltung in Sachen Service nicht<br />

mit den hohen Kosten erklären – im Gegenteil.<br />

„Bereits kleine Extras wie zum Beispiel<br />

gepoolte Liefer<strong>die</strong>nste, Fitnessangebote oder<br />

verkehrliche Services können <strong>die</strong> Attraktivität<br />

eines Bürostandortes steigern“, sagt Philip La<br />

Pierre, Leiter <strong>Investment</strong> und Asset Management<br />

Deutschland bei der <strong>Union</strong> <strong>Investment</strong><br />

real Estate GmbH. Das gelte insbesondere<br />

für <strong>die</strong>jenigen Unternehmen, deren Büros<br />

am rand der Innenstadt in einem klassischen<br />

Business-Distrikt liegen: Dort fehlt es häufig<br />

nicht nur an gastronomischen Angeboten und<br />

Einkaufsmöglichkeiten. Auch <strong>die</strong> Erreichbarkeit<br />

mit Bus oder Bahn ist oft mehr als dürftig.<br />

Dabei wünschen sich fast 40 Prozent aller<br />

Büroangestellten laut <strong>Union</strong>-<strong>Investment</strong>-Stu-<br />

<strong>die</strong>, dass der Arbeitsplatz mit öffentlichen Verkehrsmitteln<br />

gut zu erreichen ist. Die Gebäudeeigentümer<br />

in der Düsseldorfer Bürostadt<br />

Seestern wissen das längst: <strong>Sie</strong> fragten im<br />

vergangenen Jahr ihre Mieter nach Verbesserungswünschen<br />

– und verhandeln mit den<br />

örtlichen Verkehrsbetrieben über eine Verlängerung<br />

der Fahrzeiten der U-Bahn-Linie und<br />

eine Ausdehnung des Bahnverkehrs auch auf<br />

Sonn- und Feiertage. Überhaupt, ist La Pierre<br />

überzeugt, gebe es viele Möglichkeiten, wie<br />

Vermieter gemeinsam mit Unternehmen das<br />

Service-Angebot für Mitarbeiter verbessern<br />

können. Ein erster Schritt müsse allerdings<br />

sein, ihre Wünsche zu ermitteln. „Hier stehen<br />

viele Unternehmen noch am Anfang“, beruft<br />

sich La Pierre auf ein weiteres Ergebnis der<br />

Stu<strong>die</strong>: nicht einmal jeder Fünfte wird von<br />

seinem Arbeitgeber überhaupt danach gefragt,<br />

ob und wenn ja welchen Service er sich<br />

wünscht. Es spricht vieles dafür, dass Unternehmen<br />

dadurch eine wichtige Chance verpassen:<br />

Die große Mehrheit von 62 Prozent<br />

der Büromitarbeiter nämlich ist der Meinung,<br />

dass sich ihre Arbeitsmotivation durch mehr<br />

Service-Angebote positiv beeinflussen ließe.<br />

Kreative Ideen dürften sich also langfristig<br />

auszahlen – für Unternehmen, ihre Vermieter<br />

und Dienstleister mit einer guten Geschäftsidee,<br />

gemeinsamen Initiativen und dem festen<br />

Glauben an ihren Erfolg.<br />

$<br />

Kantine Cafeteria<br />

Pkw-<br />

Stellplätze<br />

*täglich, wöchentlich oder mindestens einmal monatlich<br />

… Arbeitgebers<br />

… Vermieters<br />

Kantine wichtiger als Kindergarten<br />

Nutzung von kostenpflichtigen Service-Angeboten*,<br />

Anteil der Befragten in Prozent<br />

Klare Chefsache<br />

„Service ist Sache des …“<br />

Zustimmung der Befragten in Prozent<br />

75 74 42<br />

17<br />

34<br />

Kinderbetreuung<br />

EntrÉE Das themenmagazin für Mietpartner<br />

50<br />

15


Interview<br />

„Service ist unsere zentrale<br />

Aufgabe“<br />

Viele Büronutzer wünschen sich an ihrem Arbeitsplatz eine Kantine, einen Fitnessraum oder einen Kindergarten.<br />

Doch bieten Büroobjekte überhaupt genügend Platz für <strong>die</strong>se Angebote? Und wer soll dafür bezahlen?<br />

Christian Hunziker fragte drei Fachleute nach ihrer Einschätzung – und erfuhr, dass innovative Service-Angebote<br />

sowohl für Eigentümer als auch für Mieter eine Chance bedeuten.<br />

16 EntrÉE Das themenmagazin für Mietpartner<br />

Mieter, Eigentümer und Berater diskutieren neue<br />

Service-Konzepte für Büro gebäude: Ulrich Kerber<br />

(links), Philip La Pierre (Mitte) und Marcus Zorn.<br />

Fotos: Werner Bartsch<br />

ENTRÉE: Herr La Pierre, Ihre aktuelle<br />

Stu<strong>die</strong> hat ergeben, dass für Büronutzer<br />

Sicherheit und Sauberkeit im Gebäude<br />

<strong>die</strong> wichtigsten Service-Aspekte sind.<br />

Angebote zur Kinderbetreuung hingegen<br />

werden nur wenig genutzt. Haben <strong>Sie</strong><br />

<strong>die</strong>se Ergebnisse überrascht?<br />

Philip La Pierre: Dass Sicherheit und<br />

Sauberkeit im Vordergrund stehen, hat<br />

mich nicht überrascht. Wir befragen ja<br />

regelmäßig unsere eigenen Mieter, sodass<br />

uns immer klar war, dass <strong>die</strong>s zentrale<br />

Zufriedenheitsaspekte sind. tatsächlich<br />

überrascht hat mich, dass nur 6 Prozent<br />

der Befragten mehr Kinderbetreuungsangebote<br />

wünschen.<br />

Herr Kerber, welche Dienstleistungen stehen<br />

für Ihre Mitarbeiter im Vordergrund?<br />

Ulrich Kerber: Ganz weit oben steht das<br />

thema der gastronomischen Versorgung.<br />

Deshalb legen wir bei unserem Campus<br />

in Düsseldorf-Seestern, der gerade für uns<br />

gebaut wird, großen Wert darauf, unterschiedliche<br />

gastronomische Angebote mit<br />

innovativen Konzepten zu entwickeln. Unser<br />

Ziel ist, dass <strong>die</strong> Kantine als teil der<br />

Arbeitswelt zu einem treffpunkt wird, zu<br />

einer Art Drehscheibe oder Marktplatz.<br />

Die Fläche soll den ganzen tag produktiv<br />

genutzt werden. Dafür ist eine geschickte<br />

raumgestaltung erforderlich, <strong>die</strong> unterschiedliche<br />

räumliche Angebote schafft.<br />

Herr Zorn, fragen Unternehmen überhaupt<br />

nach Service-Angeboten?<br />

Marcus Zorn: Unsere Erfahrung ist, dass<br />

<strong>die</strong> nutzer das Hauptaugenmerk darauf<br />

legen, wie der Arbeitsplatz aussieht, wo<br />

er liegt und wie sie dahin kommen. Was<br />

den Anspruch an Services betrifft, so muss<br />

man zwischen innerstädtischen Standorten<br />

und peripheren Lagen differenzieren:<br />

Wer im Bankenviertel von Frankfurt, also<br />

um <strong>die</strong> Ecke der Fressgass, sitzt, braucht<br />

nicht unbedingt eine Kantine und hat insofern<br />

andere Ansprüche als <strong>die</strong> nutzer einer<br />

Campus-Struktur wie bei Vodafone. Dort<br />

liegt der Fokus von vornherein auf Service-<br />

Angeboten.<br />

Wie sieht es mit einem Concierge-Service<br />

aus? Laut der <strong>Union</strong>-<strong>Investment</strong>-Stu<strong>die</strong><br />

können zwar nur zwei Prozent der Büro-<br />

angestellten auf einen kostenpflichtigen<br />

Concierge-Service zugreifen; wo er aber<br />

angeboten wird, werden seine Leistungen<br />

stark nachgefragt. Bietet <strong>die</strong>s eine<br />

Chance für Anbieter von Büroraum, sich<br />

zu profilieren?<br />

La Pierre: Das hängt von der Qualität und<br />

der Lage des Objektes ab. Sinnvoll ist ein<br />

Concierge-Service in Premium-Objekten, in<br />

denen hohe Mieten bezahlt werden. Hier<br />

arbeiten Unternehmen, <strong>die</strong> einen hohen<br />

Anspruch an <strong>die</strong> Arbeitsbereitschaft ihrer<br />

Mitarbeiter haben. <strong>Sie</strong> brauchen deshalb<br />

schlichtweg solche Dienstleistungen. Ein<br />

Concierge-Service kann aber auch <strong>die</strong> Vermietungschancen<br />

für ein Objekt in B-Lage<br />

erhöhen. Dies ist dann <strong>die</strong> finanzielle Aufgabe<br />

des Vermieters; in top-Lagen besteht<br />

eine höhere Bereitschaft der Mieter, im<br />

Wege der Mietumlage einen teil der Kosten<br />

zu tragen.<br />

Die Stu<strong>die</strong> zeigt auch, dass Mitarbeiter<br />

eher ihren Arbeitgeber in der Pflicht<br />

sehen, Dienstleistungen anzubieten,<br />

weniger den Vermieter. Nur: Was<br />

kann ein kleines Unternehmen tun?<br />

Zorn: Kleinere Firmen haben nicht <strong>die</strong> Möglichkeit,<br />

eine eigene Kantine einzurichten.<br />

Aber sie können bereits bei der Auswahl<br />

ihrer Immobilie darauf achten, ob eine solche<br />

Möglichkeit im Gebäude oder in der nachbarschaft<br />

vorhanden ist und inwieweit<br />

andere innovative Service-Leistungen angeboten<br />

werden.<br />

La Pierre: In der Gesamtbetrachtung ist<br />

immer ein Schulterschluss zwischen Eigentümer<br />

und Arbeitgeber nötig. Wenn ein<br />

Unternehmen Flächen nicht in der Innenstadt,<br />

sondern außerhalb des Zentrums<br />

anmietet, so reduzieren sich ja seine Fixkosten,<br />

sodass es im Gegenzug Angebote<br />

für <strong>die</strong> Mitarbeiter schaffen kann. Wir als<br />

großer Immobilienbestandshalter können<br />

unsererseits Einkaufsvorteile durchreichen –<br />

zum Beispiel bei Übernachtungsangeboten<br />

oder eben beim Concierge-Service. §<br />

Philip La Pierre ist als<br />

Abteilungsleiter <strong>Investment</strong><br />

und Asset Management<br />

Deutschland bei <strong>Union</strong><br />

<strong>Investment</strong> <strong>Real</strong> Estate u. a.<br />

für den An- und Verkauf,<br />

<strong>die</strong> Vermietung und das<br />

Bestandsmanagement von<br />

Bürogebäuden verantwortlich.<br />

EntrÉE Das themenmagazin für Mietpartner 17


Interview<br />

Ulrich Kerber ist Director<br />

Property beim Mobilfunkanbieter<br />

Vodafone Deutschland<br />

und verantwortet<br />

in <strong>die</strong>ser Funktion den<br />

Bau des neuen Vodafone-<br />

Campus am Seestern in<br />

Düsseldorf.<br />

Marcus Zorn ist Geschäftsführer<br />

des Beratungs-<br />

unternehmens BNP Paribas<br />

<strong>Real</strong> Estate Holding GmbH<br />

und dort u. a. für das Transaktionsgeschäft<br />

zuständig.<br />

Fotos: Werner Bartsch<br />

Kerber: Ich möchte noch einen Schritt weitergehen.<br />

Künftig müssen wir neben dem<br />

physischen Gebäude auch ein „virtuelles<br />

Gebäude“ schaffen, also eine Kommunikationsplattform,<br />

<strong>die</strong>, ähnlich wie ein soziales<br />

netzwerk, nutzer miteinander verbindet, Informationen<br />

zu Aktivitäten im Haus verbreitet,<br />

<strong>die</strong> Buchung von Hotels erlaubt und Concierge-<br />

Leistungen übernimmt. Wenn man sich eine<br />

Immobilie mit verschiedenen Mietern vor<br />

Augen führt, so halte ich es für eine riesenchance,<br />

ein derartiges netzwerk zu implementieren.<br />

Dieser Ansatz ist angelehnt an den Erfolg<br />

der neuen Bürotypen wie dem Betahaus,<br />

in das sich Kleinstunternehmen manchmal nur<br />

tageweise einmieten und <strong>die</strong> ein Milieu für<br />

Kollaboration, Austausch und Kreativität schaffen.<br />

Ein solches soziales netzwerk planen wir<br />

auf unserem Campus mit dem „Campbook“.<br />

Wir werden eine App haben, mit der <strong>die</strong> Mitarbeiter<br />

über ihr Mobiltelefon raumbuchungen<br />

vornehmen und sich das Menü in der Kantine<br />

anschauen können. Die App wird sogar da-<br />

rüber informieren, wie stark das Betriebsrestaurant<br />

frequentiert ist, sodass <strong>die</strong> Mitarbeiter<br />

ihre Mittagspause bestmöglich nutzen können<br />

– bei erwarteten 3.500 Kantinengästen pro<br />

tag sicherlich ein Mehrwert.<br />

La Pierre: Das finde ich hochinteressant.<br />

Dieses thema wollen wir als Eigentümer weiter<br />

verfolgen. Wir prüfen aber auch, ob es<br />

notwendig ist, in jedem Gebäude Ladeplätze<br />

für Elektroautos zu installieren. Es geht uns<br />

ja darum, unsere Mieter in unseren Objekten<br />

zu halten. Deswegen betrachten wir es als<br />

zentrale Aufgabe, über das Gebäude hinaus<br />

zu denken und Services anzubieten.<br />

Müssen denn <strong>die</strong> Dienstleistungen im<br />

Bürogebäude selbst erbracht werden?<br />

Reicht es nicht, wenn sie im Umfeld vorhanden<br />

sind und der Arbeitgeber mit dem<br />

Reinigungs<strong>die</strong>nst oder dem Restaurant<br />

Sonderkonditionen für seine Mitarbeiter<br />

aushandelt?<br />

La Pierre: Das ist natürlich möglich. Unter<br />

dem Gesichtspunkt des Komforts ist es aber<br />

gut, wenn <strong>die</strong> Angebote im Gebäude selber<br />

vorhanden sind. Allerdings muss der Architekt<br />

bzw. Eigentümer dafür sorgen, dass das<br />

Gebäude <strong>die</strong>s ermöglicht. Kein Mieter, ins-<br />

besondere in Premium-Immobilien, möchte<br />

schmutzige Hemden für den reinigungs-<br />

Service am Empfang sehen. Solche Punkte<br />

sind vom Architekt aufzugreifen – unter<br />

Umständen auch zu Lasten des Mietertrags.<br />

Für den Eigentümer rechnet sich das trotzdem,<br />

weil sich <strong>die</strong> Vermarktungsdauer des<br />

Gebäudes verkürzt.<br />

Kerber: Auch <strong>die</strong> Mieter müssen umdenken<br />

und von einer Effizienz- zu einer Effektivitätsbetrachtung<br />

kommen. Effizienz bezieht sich<br />

auf <strong>die</strong> Frage, wie viel Fläche pro Mitarbeiter<br />

genutzt wird, während bei der Effektivität <strong>die</strong><br />

Produktivität der Mitarbeiter im Vordergrund<br />

steht. Bürofläche ist vergleichsweise billig.<br />

Ein Arbeitgeber, der hier sparen will, bezahlt<br />

<strong>die</strong>s teuer, wenn im Gegenzug <strong>die</strong> Produktivität<br />

der Mitarbeiter sinkt.<br />

Welche Bedeutung werden Service-Angebote<br />

in Zukunft haben?<br />

Zorn: Das Hauptaugenmerk wird auch<br />

zukünftig darauf liegen, wo der Arbeitsplatz<br />

ist und wie das direkte Arbeitsplatzumfeld<br />

aussieht. Aber viele Unternehmen haben<br />

mittlerweile erkannt, dass <strong>die</strong> Leistungsfähigkeit<br />

der Mitarbeiter durch ein angenehmes<br />

Ambiente gesteigert wird. Also wird der trend<br />

hin zu Dienstleistungen gehen. Allerdings<br />

gibt es unterschiedliche nutzer, <strong>die</strong> auch unterschiedliche<br />

Bedürfnisse haben. Deshalb<br />

sollte man realistisch bleiben und <strong>die</strong> ökonomische<br />

Seite nicht außer Acht lassen.<br />

Kerber: Dabei spielt auch eine rolle, dass<br />

durch <strong>die</strong> heutige mobile Kommunikationstechnologie<br />

das Büro im Wettbewerb mit<br />

jedem anderen Standort steht. Das Büro<br />

muss so spannend sein, dass sich der Mitarbeiter<br />

dort aufhalten will, weil er <strong>die</strong> richtigen<br />

Leute trifft und Services in Anspruch<br />

nehmen kann. Google ist da ein gutes Beispiel:<br />

Die Google-Mitarbeiter kommen ins<br />

Büro, weil es cool ist, dort zu arbeiten. Deshalb<br />

glaube ich, dass <strong>die</strong> Entwicklung hin zu<br />

Services am Arbeitsplatz alle Branchen betrifft,<br />

egal ob <strong>die</strong> transportindustrie oder <strong>die</strong><br />

Googles <strong>die</strong>ser Welt.<br />

Meine Herren, vielen Dank für das<br />

Gespräch.<br />

$<br />

Service-Splitter<br />

Verlässt <strong>die</strong> letzte Biene <strong>die</strong> Erde, bleiben dem Menschen noch<br />

vier Jahre – wie wichtig <strong>die</strong> Bienen für unsere Welt sind, wusste<br />

schon Albert Einstein. „Doch durch Umwelteinflüsse – zum Beispiel<br />

den Einsatz von Pestiziden und durch Monokulturen – hat sich der<br />

Bienenbestand in Deutschland um <strong>die</strong> Hälfte reduziert“, sagt rolf<br />

Slickers, Hotel-Direktor und Hobby-Imker. Seiner Leidenschaft für<br />

<strong>die</strong> bedrohte Art ist es zu verdanken, dass Gäste des Hotels Pullman<br />

Cologne in der Domstadt inzwischen beim Frühstück in einen ganz<br />

besonderen Genuss kommen: <strong>Sie</strong> können sich ihr Brötchen mit haus-<br />

eigenem Honig schmieren. Denn seit Juni 2011 summen vier Bie-<br />

nenvölker, um <strong>die</strong> sich der Hoteldirektor und zehn seiner Mitarbeiter<br />

kümmern, über das Flachdach des zwölfstöckigen Hotels. Slickers hat<br />

sich für sein Artenschutz-Projekt für eine vornehme englische Bie-<br />

nensorte entschieden, <strong>die</strong> Buckfast-Bienen. „Die stechen nicht jeden“,<br />

scherzt Slickers. Aber im Ernst: Der Charakter der Sorte ist „eine gute<br />

Mischung aus Sanftmütigkeit und Ertragsstärke“. Die vier Völker, <strong>die</strong><br />

ihre bienenfleißige Arbeit mit Aussicht auf den Kölner Dom erledigen,<br />

Einen weltweit<br />

einzigartigen<br />

Büro-Service<br />

kann man in<br />

Mumbai, In<strong>die</strong>n<br />

buchen.<br />

Dort bringen<br />

Boten, <strong>die</strong><br />

sogenannten<br />

Dabbawallas,<br />

individuell gekochtes Essen von der häuslichen Wohnung an den<br />

Arbeitsplatz. Was so simpel klingt, erfordert erheblichen logisti-<br />

schen Aufwand, schließlich soll der Büroarbeiter nicht irgendein,<br />

hat er mit Bezug auf <strong>die</strong> Stadtgeschichte benannt: „Germanen“,<br />

„Preußen“, „Franzosen“ und „römer“. Der Arbeitsaufwand hält sich<br />

in Grenzen: „Wir sind im Hauptberuf immer noch Hoteliers;“ in<br />

15 Stunden jährlich ist jedes Volk gut versorgt. Dafür bestäuben <strong>die</strong><br />

rund 80.000 Bienen pro tag 14 Millionen Blüten.<br />

sondern genau das von seiner Familie zu Hause bereitete Essen erhalten,<br />

und das jeden tag. Die Dabbawallas – ihr name leitet sich von<br />

Dabba, dem indischen Begriff für Henkelmann ab – müssen hierzu<br />

<strong>die</strong> morgendlichen Verkehrsströme in der Millionenmetropole kleinteilig<br />

nachbilden. <strong>Sie</strong> haben hierzu ein System entwickelt, das mit<br />

simplen Zeichen und einfachsten Mitteln arbeitet. Die fünftausend<br />

Dabbawallas benutzen alle zur Verfügung stehenden Verkehrsmittel<br />

– vom Fahrrad bis zur Bahn. In einer Staffette von trägern liefern sie<br />

täglich bis zu 200.000 Mahlzeiten aus. Mit einer Quote von nur<br />

einer Fehllieferung bei 16 Millionen Aufträgen erreichen sie dabei<br />

nahezu Perfektion, was westliche Organisationsfachleute und internationale<br />

Me<strong>die</strong>n aufmerksam gemacht hat – über <strong>die</strong> Dabbawallas<br />

und ihr System wurde sogar in der „new York times“ berichtet.<br />

18 EntrÉE Das themenmagazin für Mietpartner EntrÉE Das themenmagazin für Mietpartner 19<br />

Fotos: Dominik Sommerfeld/Pullman Hotel; Corbis<br />

Imkern für Hotelgäste<br />

Service made in India: Muttis Curry statt schales Kantinenessen<br />

Impressum Kontakt<br />

ENTRÉE<br />

Das themenmagazin<br />

für Mietpartner<br />

Herausgeber<br />

<strong>Union</strong> <strong>Investment</strong> real Estate GmbH<br />

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Verantwortlich für den Inhalt<br />

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Marketing, Kommunikation, <strong>Union</strong><br />

<strong>Investment</strong> real Estate GmbH)<br />

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geben <strong>die</strong> Meinung der Autoren wieder.<br />

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Lektorat Sibylle Kumm<br />

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Infografik<br />

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der G+J Wirtschaftsme<strong>die</strong>n AG & Co. KG)<br />

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sind nach FSC ® zertifiziert. Beisner<br />

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Aktuelle Auflage: 5.000 Exemplare<br />

<strong>Union</strong> <strong>Investment</strong> <strong>Real</strong> Estate GmbH,<br />

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20 EntrÉE Das themenmagazin für Mietpartner<br />

Ideale Verbindung<br />

Das Hotel gilt als Mutter aller Dienstleistungen und als Trendsetter für<br />

den Service von morgen. Was Unternehmen von der Hotellerie lernen<br />

und wie beide voneinander profitieren können, weiß Maria Pütz-Willems.<br />

Die Schuhputzmaschine hat den Schuhputzer<br />

überflüssig gemacht, das Handy das<br />

telefon im Zimmer, und das Frühstücksbüfett<br />

ersetzt den Frühstücks-Service. Die Dienstleis-<br />

tung, das Kerngeschäft der Hotellerie, verschwindet<br />

mehr und mehr. Ein trend, der<br />

nicht aufzuhalten ist. Der Grund: steigender<br />

Kostendruck und verschärfter Verdrängungswettbewerb.<br />

Zudem wird <strong>die</strong> Menschheit<br />

mobiler und steht selbst unter einem enormen<br />

Leistungsdruck, der wenig Zeit zum<br />

Genießen lässt. Diese Entwicklung hat ganz<br />

neue Hotel-Produkte entstehen lassen, <strong>die</strong><br />

sogenannten Budget-Hotels. Diese – schick<br />

gestalteten – Preiswert-Herbergen sind eigentlich<br />

nichts anderes als abgespeckte<br />

Grandhotels: Während <strong>die</strong> Gäste der einen<br />

in geräumiger Lobby und tiefen Sesseln das<br />

persönliche Gespräch pflegen, checken <strong>die</strong><br />

der anderen in zweckmäßig-kompakten Foyers<br />

auf Würfelhockern ihre Mails auf Laptop oder<br />

iPhone. Der Unterschied: Die Gesprächspart-<br />

ner sitzen einander nicht mehr leibhaftig<br />

gegenüber, sondern tauschen sich in der virtuellen<br />

netzwelt via Flatscreen aus.<br />

Diese stylishen Budget-Hotels, für <strong>die</strong> hier<br />

stellvertretend Motel One, Holiday Inn und<br />

<strong>die</strong> neue Generation der Ibis-Hotels genannt<br />

seien, finden immer mehr Freunde. Die Erfinder<br />

<strong>die</strong>ser Hotels haben alte Service-Zöpfe<br />

rigoros abgeschnitten und das, was von der<br />

Dienstleistung noch übrig blieb, clever den<br />

Bedürfnissen heutiger reisender angepasst.<br />

Wer nur noch ein bis zwei nächte im Hotel<br />

schläft, braucht nicht mehr als ein gutes Bett,<br />

eine Dusche und einen Internetanschluss.<br />

All das kann man auch auf 14 Quadratmetern<br />

unterbringen statt es auf 30 Quadratmetern<br />

üppig auszudehnen.<br />

Budget- und Luxushotels verkörpern heute<br />

<strong>die</strong> beiden Extreme professioneller Gastlichkeit.<br />

Dazwischen reiht sich das Gros der<br />

Die Mini-Shops<br />

der Scandic Hotels<br />

sind durchgehend<br />

geöffnet.<br />

Fotos: Scandic Hotels/Lindman Photography<br />

Hotels, <strong>die</strong> immer noch <strong>die</strong> Mehrheit der<br />

reisenden auffängt. Doch auch in <strong>die</strong>sem<br />

Segment ist viel in Bewegung. neue Produkte<br />

machen auch hier von sich reden:<br />

clevere und ebenfalls sehr designorientierte<br />

Hotels mit wertigen Materialien, angenehmen<br />

raumgrößen und dem Quäntchen Mehr<br />

an Service. In <strong>die</strong>sen Midscale-Hotels, wie<br />

es im Branchenjargon heißt, messen <strong>die</strong> Zimmer<br />

20 bis 26 Quadratmeter, in der Lobby<br />

gibt es unter Umständen noch eine (Bistro-)<br />

Bar, einen kleinen Meeting-raum und ein<br />

Fitnessstudio. Marken, <strong>die</strong> hier in Deutschland<br />

voraussichtlich noch Aufsehen erregen<br />

(werden), sind Hampton by Hilton, Indigo<br />

von Intercontinental Hotels oder Aloft von<br />

Starwood Hotels.<br />

Service wird auf <strong>die</strong> Bedürfnisse<br />

des Gastes zugeschnitten<br />

Bei <strong>die</strong>sen neuen Hotelkonzepten verwischen<br />

<strong>die</strong> Grenzen zwischen den bekannten Sterneund<br />

Kategorien-Zuordnungen. reisende wissen<br />

nicht mehr exakt, welches Hotel welchen<br />

Service anbietet. Weshalb ist beispielsweise<br />

ein Internetanschluss in den neuen Midscaleund<br />

Budget-Hotels gratis, im Luxushotel<br />

aber muss der Gast dafür zahlen? Wie viel<br />

Service bietet Budget überhaupt, wie viel<br />

mehr offeriert Midscale, und wo fängt Luxus<br />

an? Die Verwirrung ist perfekt: Die jungen,<br />

service reduzierten Konzepte der Hotelbetreiber<br />

haben bisher eines gelehrt: Die Dienstleistung,<br />

einst das Privileg der gehobenen<br />

Hotellerie, ist heute ein extrem fokussiertes<br />

Zielgruppen-Geschäft geworden.<br />

Grandhotels müssen, um international wettbewerbsfähig<br />

zu sein, tempel des Luxus bleiben:<br />

mit viel raum, diskretem, persönlichem<br />

und absolut flexiblem Service. Dafür zahlt<br />

der Gast. Der nächtliche Schuhputzer bleibt<br />

also ein Muss, das tastentelefon im Zimmer<br />

ist einem digitalen Multifunktionsgerät gewichen,<br />

und der Frühstücks-Service bleibt personell<br />

aufwendig, selbst wenn es ein Büfett<br />

gibt. Und den Inbegriff von Service verkörpert<br />

ein Mensch: der Butler. Er betreut den<br />

Gast jedoch nicht mehr nonstop, sondern<br />

steht auf Abruf bereit – <strong>die</strong>s aber tag und<br />

nacht. So setzen Luxushotels nach wie vor<br />

wichtige Standards im Bereich der Dienstleistung<br />

– und motivieren Unternehmen §<br />

Das 4-Sterne-Novotel in einem<br />

Pariser Randbezirk bietet als<br />

besonderen Service ein Konferenzzentrum<br />

mit 2.500 m 2 .<br />

EntrÉE Das themenmagazin für Mietpartner 21


Vorbilder<br />

Die Hotellerie setzt auf<br />

modernes Design – ob<br />

in der Lobby des Novotel<br />

in Bologna (links) oder<br />

dem Hampton by Hilton<br />

in Berlin (rechts).<br />

22<br />

EntrÉE Das themenmagazin für Mietpartner<br />

ganz anderer Branchen, ihren Service zu verbessern<br />

– wie das Beispiel des VIP-Service<br />

am Frankfurter Flughafen zeigt. Dessen Chefin,<br />

Bärbel Storch, war zwölf Jahre lang im Luxushotel<br />

nassauer Hof in Wiesbaden tätig, bevor<br />

sie zu einer Unternehmenseinheit der Flug-<br />

hafengesellschaft Frankfurt wechselte, den<br />

Airport Services. Dort hatte man 30 Jahre<br />

lang im Hintergrund Politiker, Diplomaten<br />

und königliche Hoheiten diskret vom und zum<br />

Flugzeug gebracht. Vor sieben Jahren begann<br />

Bärbel Storch als Leiterin Protokoll &<br />

VIP-Service aus <strong>die</strong>ser Unternehmenseinheit<br />

ein eigenes Profitcenter zu machen. Heute<br />

kann jeder Fluggast zum Preis von 298 Euro<br />

(plus 110 Euro pro mitfliegender Person) mit<br />

dem Auto vorfahren, Gepäck abgeben, in ei-<br />

ner großzügigen, komfortablen Lounge ent-<br />

spannen, gegebenenfalls noch duschen und<br />

wird dann mit Limousine oder VIP-Bus zum<br />

Flugzeug gebracht. Geschulte Servicekräfte<br />

erledigen alle erforderlichen Formalitäten im<br />

Hintergrund. „In der Luxushotellerie lernt<br />

man nicht, eine Forelle zu filetieren, sondern<br />

für den Gast zu handeln, für ihn vor- und<br />

nachzuarbeiten“, zieht Bärbel Storch <strong>die</strong> Parallele<br />

zwischen den Service-Welten innerhalb<br />

und außerhalb der Hotellerie. 24 Mitarbeiter<br />

plus zehn Aushilfen in den Spitzenzeiten<br />

unterstehen ihr heute. Einen Mitarbeiter hat<br />

sie sich noch aus ihrer alten Branche geholt,<br />

beide zusammen schulen heute <strong>die</strong> Fraport-<br />

Mitarbeiter im VIP-Service. Das Beispiel zeigt<br />

nicht nur, was Unternehmen von der Hotelle-<br />

rie lernen können. Bezeichnend ist es auch in<br />

einem anderen Punkt: Unternehmen außer-<br />

halb der Hotellerie engagieren gerne Mitarbeiter<br />

aus der klassischen Dienstleistungsbranche.<br />

So sind ausgebildete, serviceorientierte<br />

und mehrsprachige Hotelfachkräfte<br />

heute häufig an den Empfangstischen anderer<br />

Unternehmen zu finden, oder sie sind für<br />

<strong>die</strong> Gästebetreuung auf Geschäftsführungsebene<br />

zuständig.<br />

Solche Kräfte abzuwerben, fällt in der re-<br />

gel leicht: In <strong>die</strong>sen Firmen gibt es keinen<br />

nacht<strong>die</strong>nst, <strong>die</strong> Wochenenden sind frei, zudem<br />

ist <strong>die</strong> Entlohnung in der regel höher.<br />

Hotellerie testet neue<br />

Service-Konzepte<br />

Mit welchen neuen Service-Konzepten aber<br />

kann <strong>die</strong> Hotellerie heute noch punkten, wie<br />

können Hotels Unternehmen in der nachbarschaft<br />

unterstützen, wo können beide Synergien<br />

schöpfen? Die Antwort darauf hängt<br />

entscheidend von der Kreativität der Hotels<br />

ab. Und da zeigen sich <strong>die</strong> 4-Sterne-Häuser<br />

besonders einfallsreich. Das Mövenpick<br />

Hotel Frankfurt beispielsweise steht neben<br />

einem Bürogebäude der französischen Bank<br />

BnP Paribas. Die nachbarschaft beschert<br />

dem gastronomiestarken Mövenpick Hotel<br />

so manches Extrageschäft. Sind <strong>die</strong> eigenen<br />

Konferenzräume belegt, halten <strong>die</strong> Banker<br />

ihre Meetings im Hotel nebenan ab. Und weil<br />

es keine Kantine im Haus gibt, kommen viele<br />

Fotos: novotel; Hampton by Hilton/Quabbe+tessmann; Mövenpick Hamburg<br />

der 800 Bankmitarbeiter regelmäßig zum<br />

Mittagessen: Solange Hotelgäste das restaurant<br />

nicht voll auslasten, sind sie herzlich<br />

willkommen und profitieren von vergünstigten<br />

Konditionen beim Lunch.<br />

Bernhard Haller, Cluster General Manager<br />

für <strong>die</strong> Mövenpick Hotels Frankfurt City und<br />

Frankfurt-Oberursel, hat ferner das Angebot<br />

seiner take-Away-Vitrine mit Bagels und<br />

Sandwiches aufgestockt. Doch all das kann<br />

sich spätestens im Frühjahr 2014 ändern,<br />

wenn <strong>die</strong> im Bau befindliche Shopping-Mall<br />

Skyline Plaza mit 180 Geschäften, Gastronomie,<br />

Spa und Konferenzzentrum eröffnet<br />

wird. „Die Zeiten, in denen Hotels mit Con-<br />

cierge-Services für ihre Office-nachbarn<br />

punkten konnten, sind lange vorbei“, resümiert<br />

Haller. „Großunternehmen erledigen<br />

viele Dienstleistungen heute selbst, viele verfügen<br />

ebenfalls über professionelle Meeting-<br />

räume im Haus.“ Der Grund: Auch <strong>die</strong> Unternehmen<br />

haben ein verschärftes Kostenbewusstsein<br />

entwickelt und ersetzen externe<br />

durch interne Dienstleistungen.<br />

Das kann Holger Behrens, Geschäftsführer<br />

der jungen rilano Hotels mit Sitz in München,<br />

nur unterstreichen: „In mittelständischen<br />

Firmen macht einer heute alles: Die Sekretärin<br />

bucht genauso reisen für Gruppen wie für<br />

den Vorstand.“ Ob das Sinn macht und letztlich<br />

vor allem kostengünstiger fürs Unternehmen<br />

ist, stellt er infrage: „Wer nicht-Kern-Leistungen<br />

an Dienstleistungs-Profis wie Hoteliers<br />

outsourct, spart Zeit und Geld!“<br />

Solange der Kostendruck also das Verhalten<br />

von Unternehmen bestimmt, muss ein benachbartes<br />

Hotel kreativ sein. rilano ist es:<br />

Das 378-Zimmer-Hotel im Euro-Industriepark<br />

München – in guter Businesspark-Lage zwischen<br />

Münchner City und Flughafen-Autobahn<br />

– vermietet einen teil seiner Parkplätze<br />

in der hotelbetriebenen tiefgarage jetzt<br />

antizyklisch: 130 von 200 Plätzen vergibt es<br />

tagsüber an <strong>die</strong> „Büroarbeiter“ im Büro-Viertel.<br />

Wenn <strong>die</strong> Hotelgäste abends anrollen,<br />

ist <strong>die</strong> tiefgarage bereits wieder leer. Die Gebühren<br />

für <strong>die</strong> Parker auf Zeit liegen zudem<br />

deutlich unter denen der umliegenden öffentlichen<br />

tiefgaragen.<br />

Der Versuch, Synergien zwischen Hotel und<br />

Unternehmen zu schaffen, wird allerdings<br />

häufig zur Gratwanderung. „Als 5-Sterne-Hotel<br />

können wir kein Essen für zehn Euro anbieten,<br />

wie Büromitarbeiter es in der regel erwarten“,<br />

beschreibt Marcus van der Wal, Direk-<br />

tor des Kempinski Airport Hotels München,<br />

seine Zwänge. Dafür profitiert sein Haus durch<br />

<strong>die</strong> direkte Anbindung ans terminal von den<br />

Flug reisenden, <strong>die</strong> sich in den Kempinski-<br />

restaurants treffen: <strong>Sie</strong> stellen zehn bis 15 Pro-<br />

zent der Gäste.<br />

Hotels und Unternehmen<br />

nutzen Synergien<br />

„Bei uns nutzen einige Firmen aus den umliegenden<br />

Büros unser Videokonferenzsystem“,<br />

erläutert Carsten rath vom Kameha Grand<br />

Bonn. Der Hotelbetreiber setzt auf ein hochprofessionelles<br />

System mit extrem hoher Übertragungsgeschwindigkeit.<br />

„Die benachbarte<br />

Klinik empfiehlt Patienten, vor oder nach Operationen<br />

bei uns zu wohnen“, berichtet der<br />

CEO der Kameha-Betreibergesellschaft LH&E<br />

Management AG. „Doch all das sind keine<br />

großen Geschäftsfelder für uns.“<br />

Synergien zwischen Hotels und Unternehmen<br />

mögen also seltener sein als erwartet,<br />

seine Vorbildfunktion hat das Hotel dennoch<br />

nicht verloren: Wenn <strong>die</strong> neue Devise<br />

im Dienstleistungsangebot der Hotellerie<br />

heute Zielgruppenorientierung heißt, dann<br />

folgen ihr viele Unternehmen. Dabei gilt:<br />

Service-Angebote werden mit ganz spitzem<br />

Bleistift durchgerechnet. Der Schuhputzer<br />

gehört daher wohl fast überall der Vergangenheit<br />

an.<br />

$<br />

Früher ein Wasserturm,<br />

heute ein 4-Sterne-Superior-<br />

Haus: das Mövenpick Hotel<br />

in Hamburg.<br />

EntrÉE Das themenmagazin für Mietpartner 23


Best Practice<br />

Was das (Berufs-)Leben<br />

leichter macht<br />

Der Beruf ist stressig genug. Umso besser, wenn daneben <strong>die</strong> Dinge des täglichen Lebens nicht unnötig Zeit und<br />

Energie fressen. Kluge Arbeitgeber wissen das und machen ihren Mitarbeitern das Leben durch viele Hilfestellungen<br />

ein wenig leichter. Und clevere Vermieter bauen ihre Immobilien so, dass Raum für allerlei Dienste vorhanden<br />

ist. Ulrike Wirtz hat eine Auswahl zusammengestellt.<br />

Vom Pausenhof der Kathari-<br />

nenschule in Hamburgs<br />

Hafencity bis zum Büro von<br />

Mama oder Papa ist es für<br />

<strong>die</strong> Kinder nur ein Katzensprung.<br />

24 EntrÉE Das themenmagazin für Mietpartner<br />

Die Schule mittendrin<br />

Der natürliche Weg zu Services in der nähe<br />

ist, Büros inmitten urbaner Infrastruktur zu<br />

planen. Sport, Einkäufe und Entspannung<br />

und gerade auch <strong>die</strong> Betreuung der eigenen<br />

Kinder sind dann mit kurzen Wegen möglich.<br />

„Wir wollen in neuen Vierteln eine Infrastruktur<br />

so errichten, als sei sie über Jahre<br />

gewachsen“, erläutert Marcus Menzl von<br />

der Hafencity Hamburg GmbH – Soziologe<br />

und bei der Hafencity für soziale Entwicklungsprozesse<br />

zuständig: „Von daher war es<br />

ein Muss, eine Grundschule so nah wie möglich<br />

an den neuen Arbeitsplätzen und Wohnungen<br />

zu errichten.“ Die Schule resi<strong>die</strong>rt<br />

seit 2009 mitten in der Hamburger Hafencity,<br />

und Schulleiterin Ulrike Barthe-rasch ist begeistert:<br />

„Viele Eltern arbeiten in der Hafencity,<br />

bringen ihre Kinder also ohne Umweg<br />

zu uns und holen sie auf dem nachhauseweg<br />

wieder ab.“ Das klappt durch <strong>die</strong> Ganz-<br />

Früh- und Anschlussbetreuung vor acht und<br />

nach 16 Uhr. Eine Freizeitfläche befindet<br />

sich wegen der urbanen Dichte im Quartier<br />

auf dem Dach der Schule.<br />

Angebot der Stadt<br />

Kosten: Betreuung vor acht Uhr und<br />

nach 16 Uhr kostenpflichtig<br />

Fitness<br />

Früher hieß <strong>die</strong> Offerte Betriebssport und<br />

bestand aus einem breiten Angebot an Fußball<br />

(Männer) bis zu Gymnastik (Frauen). Das<br />

heutige Angebot reicht von Krafttraining bis<br />

zu Ausdauersport und Yoga. Doch den guten<br />

Absichten muss auch raum gegeben werden.<br />

So wie bei der Daimler AG, <strong>die</strong> an verschiedenen<br />

Standorten Fitnessstudios auf<br />

dem Firmengelände betreibt. <strong>Sie</strong> stellen jedoch<br />

nur einen kleinen teil des Angebots von<br />

mehr als 80 Sportarten dar. Der dazugehörige<br />

Verein SG Stern zählt mit rund 38.000<br />

Mitgliedern zu den größten in Deutschland.<br />

Angebot des Arbeitgebers<br />

Kosten: je nach Kursus variabel;<br />

alle Aktivitäten vom Arbeitgeber<br />

bezuschusst<br />

derne Formen der Präven tion, Akutbehandgruppe 35 bis 213 Euro; Hortbetreuung<br />

tagsbetreuung von acht bis 16 Uhr sowie der lung und rehabilitation. „Wir halten dazu eine 100 Euro – jeweils pro Monat §<br />

Fotos: ELBE&FLUt; Getty Images (3); SAP/StEPHAn DAUB; mauritius images<br />

Concierge-Service<br />

<strong>Sie</strong> – oder er – ist eine Mischung aus bester<br />

Freundin und Butler, aus Empfangschef und<br />

Sekretärin: <strong>die</strong> (oder der) Concierge. Die rezeptionisten<br />

mit umfassender Fürsorge-Kompetenz<br />

besorgen Blumen und theaterkarten,<br />

sorgen für <strong>die</strong> reinigung von Anzügen und<br />

anderem mehr und können mit tipps zu den<br />

besten restaurants in der Stadt helfen. Deshalb<br />

werden ihre Dienste, <strong>die</strong> bis vor Kurzem<br />

nur top-Hotels oder edlen Wohnanlagen am<br />

new Yorker Central Park vorbehalten waren,<br />

auch in Deutschland immer beliebter. Ein<br />

Vorreiter ist das alteingesessene Business-<br />

Quartier Seestern in Düsseldorf. „Mit unserem<br />

innovativen Concierge-Angebot möchten<br />

wir den Standort weiter aufwerten“,<br />

erläutert Dirk Lindner, der Vereinsvorsitzende<br />

der Standortinitiative Seestern Düsseldorf.<br />

„Die Maßnahme ist teil unserer Infrastrukturoffensive.“<br />

Den rundum-Service liefert<br />

<strong>die</strong> Firma Concierge Kontor an 365 tagen im<br />

Jahr rund um <strong>die</strong> Uhr. Die Kosten dafür sind<br />

transparent und werden in einer detaillierten<br />

Preisliste aufgeführt.<br />

Angebot der Gebäudevermieter<br />

und -eigentümer<br />

Kosten: Vermittlung kostenfrei;<br />

Anzug reinigung z. B. 10 Euro,<br />

Schneiderarbeiten ab 7 Euro<br />

Körper und Seele<br />

Die Gesundheit von Leib und Seele hängen<br />

eng zusammen. Unternehmen wie SAP erweitern<br />

das Fitness-Programm deshalb um mo-<br />

virtuelle, aber auch eine ganz reelle Mitarbeiterambulanz<br />

vor“, erläutert SAP-Sprecherin<br />

Alicia Lenze. Direkt auf dem Firmengelände<br />

im baden-württembergischen Walldorf bieten<br />

Fachleute außerdem persönliche Beratung,<br />

Coaching, Mediation und Seminare zur Work-<br />

Life-Balance an.<br />

Hinzu kommen Kurse von tai Chi bis Yoga.<br />

Alicia Lenze: „Insgesamt werden mehr als<br />

70 Kurse pro Woche angeboten. Diese Möglichkeiten<br />

tragen mit dazu bei, dass über 80<br />

Prozent der SAP-Mitarbeiter stolz darauf sind,<br />

für das Unternehmen zu arbeiten.“<br />

Angebot des Arbeitgebers<br />

Kosten: Tennis- und Volleyballplätze,<br />

Sauna, Fitnessstudio und Zen-Medi-<br />

tation gratis; Kurse wie Spinning oder<br />

Pilates 4,30 Euro je Einheit<br />

Kindergarten im Büro<br />

nein, <strong>die</strong> alltäglichen Kindereien unter Kollegen<br />

sind hier nicht gemeint. Vorausschauen-<br />

de Unternehmen bieten Platz und Personal<br />

für <strong>die</strong> Betreuung der Kleinen – und wer-<br />

den mit motivierten Müttern und Vätern am<br />

Arbeitsplatz belohnt. Bei dem Outdoor-Ausrüster<br />

Vaude in tettnang steht deshalb seit<br />

2001 ein Kinderhaus auf dem Firmengelände,<br />

es werden derzeit 31 Kinder dort betreut.<br />

Für Firmeninhaberin Antje von Dewitz war <strong>die</strong><br />

erste Investition dafür – immerhin 180.000<br />

Euro – nicht schwer zu begründen. <strong>Sie</strong> hat<br />

selbst vier Kinder und weiß: „Eine Kinderbetreuung,<br />

<strong>die</strong> nur wenige Minuten zu Fuß vom<br />

Arbeitsplatz entfernt ist, erleichtert es enorm,<br />

Beruf und Familie miteinander zu vereinbaren.<br />

Davon profitieren <strong>die</strong> Eltern und Kinder.“<br />

2006 wurde der Kindergarten um zehn<br />

Krippenplätze für <strong>die</strong> Kleinsten erweitert.<br />

Angebot des Arbeitgebers<br />

Kosten: Gruppe für Ein- bis Dreijährige<br />

zwischen 64 und 388 Euro; Drei- bis<br />

Sechsjährige 32 bis 198 Euro; Krippen-<br />

EntrÉE Das themenmagazin für Mietpartner 25


Best Practice Kolumne<br />

Über fünf Geschosse erstreckt<br />

sich der Wintergarten<br />

des Münchner Bürohauses<br />

Skygarden.<br />

26<br />

EntrÉE Das themenmagazin für Mietpartner<br />

Fotos: PwC/CA Immo; Getty Images; Lengler/laif; mauritius images<br />

Naherholung<br />

Dass Gärten und Parks eine wohltuende<br />

Wirkung auf Geist und Seele haben ist<br />

lange bekannt. Was liegt da näher, als den<br />

Garten gleich ins Haus zu holen – für das<br />

kleine Aufatmen nach intensiven Arbeitsphasen<br />

oder für ein kurzes Gespräch unter<br />

Kollegen? „Der Skygarden ist ein Wintergarten<br />

mit Pflanzen“, erklärt Sprecher<br />

Markus Diekow vom Bauherren CA Immo.<br />

„Er zieht sich über fünf Geschosse, ist<br />

unbeheizt und hat Bänke wie ein kleiner<br />

Park.“ Auf <strong>die</strong>se Weise wird er zu einer<br />

grünen Lunge, für <strong>die</strong> man nicht einmal vor<br />

<strong>die</strong> tür treten muss. So begeistert ist Bauherr<br />

CA Immo von dem Konzept, dass er<br />

gleich dem gesamten Münchner Bürohaus<br />

den namen Skygarden gegeben hat.<br />

Angebot des Arbeitgebers<br />

Kosten: keine<br />

Nie mehr bügeln<br />

Der Belegschaft des Chemie-riesen Bayer AG<br />

wird neuerdings ein alter Menschheitstraum<br />

erfüllt: nie mehr bügeln und noch<br />

nicht einmal waschen. Seit Jahresbeginn<br />

wird ein Wäscherei-Service angeboten.<br />

„nun müssen <strong>die</strong> Mitarbeiterinnen und<br />

Mitarbeiter ihre Wäsche nach einem<br />

Arbeitstag nicht mehr umständlich in <strong>die</strong><br />

reinigung bringen oder sich selbst abends<br />

ans Bügelbrett stellen“, so thomas Beyer,<br />

Leiter der Holding-Verwaltung. Für den<br />

Wäsche-Dienst meldet man sich elektronisch<br />

an, zahlt 20 Euro Jahresgebühr und<br />

gibt seine textilien in einem speziellen<br />

Wäschesack an einer der Stationen auf<br />

dem Firmengelände ab. Bezahlt wird<br />

bargeldlos per Service Card. Läuft das<br />

Programm erfolgreich, soll der Service in<br />

weiteren Dependancen von Bayer<br />

eingeführt werden.<br />

Angebot des Arbeitgebers<br />

Kosten: 20 Euro pro Jahr Gebühr; Preise<br />

für Kleiderreinigung marktüblich<br />

Papa liest vor<br />

Wenn Väter abends ihren Arbeitsplatz in<br />

der DZ Bank verlassen, nehmen sie einen<br />

ganz bestimmten Stoß Papier besonders<br />

gern mit nach Hause: <strong>die</strong> <strong>neueste</strong>n Vorlesegeschichten<br />

für <strong>die</strong> Kinder daheim. Ein<br />

Abenteuer von Jim Knopf, ein Streich der<br />

kleinen Hexe, <strong>die</strong> fantastische Idee von<br />

Horst, der einen Stillomaten erfunden hat<br />

– das sind nur drei von inzwischen Dutzenden<br />

Erzählungen für Kinder, <strong>die</strong> von<br />

den Bankern Woche für Woche im Intranet<br />

heruntergeladen werden können. Das<br />

Zentralinstitut der deutschen Genossenschaftsbanken<br />

ist eines von 50 hessischen<br />

Unternehmen, <strong>die</strong> bei der von Hessenstiftung<br />

und Stiftung <strong>Lesen</strong> getragenen Initiative<br />

mitmachen.<br />

Öffentlich gefördertes und finanziertes<br />

Angebot des Arbeitgebers<br />

Kosten: keine<br />

Eigentlich wissen wir es alle: Mit anderen zu-<br />

sammenzuleben, bedeutet rücksicht zu nehmen<br />

und sich an vereinbarte normen zu halten. Das<br />

gilt in den eigenen vier Wänden genauso wie am<br />

Arbeitsplatz oder in der Öffentlichkeit. nun ist<br />

es aber so eine Sache mit den regeln – manchmal<br />

sind sie einfach lästig. Zu laute Musik am<br />

Abend, ein Fahrrad im Hausflur, <strong>die</strong> achtlos auf<br />

den Bürgersteig geworfene Getränkedose – es<br />

gibt unzählige Beispiele dafür, dass wir Menschen<br />

uns eben manchmal (und wider besseren Wissens)<br />

nicht so verhalten, wie es sich gegenüber Freun-<br />

den, nachbarn oder Fremden gehört. Die meisten<br />

von uns finden solche nachlässigkeiten völlig<br />

harmlos und tolerieren sie. Wirklich klug ist solche<br />

Duldsamkeit nicht. Das legt das Ergebnis eines<br />

mehr als 40 Jahre alten Experiments nahe.<br />

1969 wollte der amerikanische Psychologe Philip<br />

G. Zimbardo wissen, ob bereits kleine normüberschreitungen<br />

den Boden für größere regelverletzungen<br />

bereiten könnten. Deshalb parkte er ein<br />

Auto ohne nummernschilder in seinem Stadtviertel<br />

in new York – und es passierte nichts. Als man<br />

bei dem Fahrzeug aber eine Scheibe einschlug,<br />

wurde der Wagen bald vollends demoliert.<br />

Sogar bis dahin völlig unauffällige Bürger beteiligten<br />

sich, aus einem regelverstoß wurde Vandalismus.<br />

Zimbardo, der das new Yorker Experiment<br />

im kalifornischen Palo Alto wiederholte, folgerte:<br />

Was ein bisschen kaputt ist, das wird bald noch<br />

mehr zerstört. Vor sechs Jahren variierte der niederländische<br />

Sozialwissenschaftler Kees Keizer<br />

das Zimbardo-Experiment noch einmal in Groningen<br />

– und wieder bestätigte sich <strong>die</strong> sogenannte<br />

„Broken Windows“-theorie: Kleine Vernachlässigungen<br />

ziehen große nach sich.<br />

störungen wurden nicht nur geahndet, sondern<br />

gleich beseitigt. Längst gehen auch Immobilien<strong>die</strong>nstleister<br />

<strong>die</strong>sen Weg, um zu verhindern, dass<br />

aus einem überschaubaren Problem ein größerer<br />

Schaden erwächst. Steht etwa ein Ladenlokal<br />

aufgrund von Mieterwechseln eine Zeit lang leer,<br />

lassen professionelle Vermieter <strong>die</strong> Schaufenster<br />

mit witzigen Werbebotschaften, dem Hinweis<br />

auf Umbauarbeiten oder der Ankündigung des<br />

kommenden Mieters bekleben. Damit geben sie<br />

ein einfaches Signal: Es gibt jemanden, der sich<br />

um <strong>die</strong>ses Haus kümmert. Das zeigt Wirkung. Beklebte<br />

Schaufenster werden nur selten besprüht,<br />

zerkratzt und erst recht nicht zerstört. Die Stu<strong>die</strong>n<br />

von Zimbardo hatten solche Erfolge nahegelegt.<br />

Im Feldversuch stand dem defekten Auto ein heiles<br />

gegenüber – das blieb unangetastet.<br />

Ist erst einmal ein Fenster zerbrochen, ist <strong>die</strong> Ge-<br />

Wehret den Anfängen, das gilt auch im Kampf<br />

gegen Graffiti an Häuserwänden. Oliver Hanna,<br />

Centermanager des Berliner Einkaufszentrums<br />

Alexa, lässt daher <strong>die</strong> typischen Sprayer-Bilder<br />

so rasch wie möglich entfernen. Längst gibt es<br />

Spezialanstriche, <strong>die</strong> eine reinigung erleichtern.<br />

Andere Fassaden werden künstlerisch gestaltet<br />

– auch <strong>die</strong>s ein erfolgreiches Mittel gegen Vandalismus:<br />

Graffiti-Sprayer zeigen erstaunlich viel<br />

respekt vor den Kunstwerken anderer. Ebenfalls<br />

positive Signale sendet, wer <strong>die</strong> natur an oder<br />

ins Haus holt: Sprayer tasten bepflanzte Fassaden<br />

nicht an. Und <strong>die</strong> jahreszeitlich wechselnden,<br />

üppigen Blumenbeete in der Einkaufspassage im<br />

Kölner Hauptbahnhof sehen auch nach Wochen<br />

noch so frisch aus wie am ersten tag – und hemmen<br />

<strong>die</strong> neigung, Kaugummipapier oder Bierdose<br />

einfach fallen zu lassen.<br />

Oliver Hanna schließlich erinnert daran, dass es<br />

keineswegs nur Besucher sind, <strong>die</strong> in „seiner“<br />

fahr groß, dass ein ganzes Haus oder sogar das Mall gelegentlich ermahnt werden müssen, son-<br />

gesamte Quartier verwahrlost. Wer <strong>die</strong>sen teudern auch <strong>die</strong> Mieter. „Wir haben Serviceflure,<br />

felskreis durchbrechen will, ist daher gut beraten, <strong>die</strong> Besucher gar nicht sehen“, berichtet er. „Da<br />

Zerstörungen schnell zu beheben oder – noch steht plötzlich das regal eines Händlers, und au-<br />

besser – früh zu verhindern. Der new Yorker Bürgenblicklich stellt der nachbar zwei weitere hin.“<br />

germeister rudolph Giuliani machte <strong>die</strong> „Broken „Da hilft nur, sofort zu handeln“, sagt Hanna.<br />

Windows“-theorie schon in den 1980er-Jahren „Sonst wird der Durchgang zum Lager – und<br />

$ zum Fundament seines Handelns: Mutwillige Zer- schon sind <strong>die</strong> Fluchtwege verbaut.“ $<br />

Foto: Getty Images<br />

Hinschauen und handeln<br />

Warum eine zerbrochene Scheibe für ein ganzes Stadtviertel zum Problem werden kann und <strong>die</strong><br />

40 Jahre alte „Broken Windows“-Theorie auch heute noch aktuell ist, das erklärt Christian Tröster.<br />

Mehr als nur Fassade: Wer<br />

schon beim ersten Anzeichen<br />

von Verwahr losung<br />

zu Farbe und Pinsel greift,<br />

verhindert, dass ein ganzes<br />

Quartier Schaden nimmt.<br />

EntrÉE Das themenmagazin für Mietpartner 27


Konzepte<br />

Vorbild für Active Design: Im<br />

neuen Gebäude der New York<br />

Times erreicht man benachbarte<br />

Stockwerke über offene<br />

Treppen.<br />

28 EntrÉE Das themenmagazin für Mietpartner<br />

Wellness-<br />

Architektur<br />

Active Design nennt sich ein neuer architektonischer Ansatz aus den USA:<br />

Gebäude sollen so konzipiert sein, dass sie ihre Bewohner oder<br />

Nutzer gesund erhalten. Christian Tröster sagt, wie das gelingen kann.<br />

Wer will, dass seine Mitarbeiter fit bleiben, der<br />

darf auch mal zu tricks greifen. Bremsen <strong>Sie</strong><br />

doch, so rät <strong>die</strong> new Yorker Stadtregierung<br />

den Hausverwaltungen in der Megacity, ein-<br />

fach <strong>die</strong> Fahrstuhltüren. Bewegen <strong>die</strong> sich<br />

nämlich im Schneckentempo, benutzen <strong>die</strong><br />

Angestellten vielleicht <strong>die</strong> treppe – und tun<br />

auf <strong>die</strong>se Weise etwas für ihre Gesundheit.<br />

So kauzig der kleine Kniff zunächst klingen<br />

mag, er passt in <strong>die</strong> Zeit. Gesundheit ist zum<br />

gesellschaftlichen Megathema geworden,<br />

Zukunftsforscher wie Matthias Horx sprechen<br />

gar von der „Health Society“. Der trend hat<br />

unmittelbar mit der demografischen Entwicklung<br />

in den westlichen Industrienationen zu<br />

tun: Weil wir länger leben, achten wir mehr<br />

auf unsere Gesundheit. Und wir leben länger,<br />

weil wir mehr auf unsere Gesundheit achten,<br />

im Privatleben wie im Beruf. Diskutiert wird<br />

das thema Gesundheit daher schon lange nicht<br />

mehr nur auf Ärztekongressen. Längst spielt<br />

es auch in Personalabteilungen eine heraus-<br />

ragende rolle. Dabei gehen sie weit über<br />

den Leitsatz hinaus, dass ein Arbeitsplatz nicht<br />

krank machen darf. Im Gegenteil: Er soll das<br />

Wohlbefinden und damit <strong>die</strong> Gesundheit der<br />

Beschäftigten sogar fördern.<br />

Büros passen sich der<br />

alternden Gesellschaft an<br />

In jüngster Zeit rückt daher auch <strong>die</strong> gesund-<br />

heitliche Qualität von Bürogebäuden verstärkt<br />

ins Blickfeld der Akteure: Architekten, Bau-<br />

herren, Eigentümer und Hausverwalter wid-<br />

men sich der Frage, wie moderne Bürohäuser<br />

so gestaltet werden können, dass sie den<br />

Anforderungen an eine gesundheitsfördernde<br />

Arbeitswelt gerecht werden. Für Bürogebäude,<br />

<strong>die</strong> ein Zertifikat der Deutschen Gesellschaft<br />

für nachhaltiges Bauen (DGnB) anstreben, ist<br />

<strong>die</strong>s ein Muss: „Gesundheit, Behaglichkeit<br />

und nutzerzufriedenheit“ sind Prüfkriterien,<br />

wenn es darum geht, ein <strong>Sie</strong>gel für nachhaltigkeit<br />

zu erhalten.<br />

Weit verbreitet ist bereits <strong>die</strong> Erkenntnis, dass<br />

Faktoren wie Beleuchtung, akustischer Komfort<br />

und raumklima das Wohlbefinden positiv<br />

beeinflussen. Vorbei sind <strong>die</strong> Zeiten, in denen<br />

Architekten Gebäude entwarfen, deren räume<br />

nur künstlich zu beleuchten und zu klimatisieren<br />

waren. Im Zeichen der nachhaltigkeit<br />

versucht man, möglichst viel tageslicht in <strong>die</strong><br />

räume zu führen. Angestrebt ist ein Lichtklima,<br />

in dem sich Menschen gern aufhalten und<br />

das aufgrund der sich verändernden Helligkeit<br />

im tagesverlauf auch das natürliche Zeitgefühl<br />

aufrechterhält. Fassaden zu konstruieren, <strong>die</strong><br />

das tageslicht maximal ausnutzen, zugleich<br />

Sonnen- und Blendschutz bieten und beides<br />

mit Kunstlicht zu verbinden, gilt als Königsdisziplin<br />

in der Haustechnik.<br />

Besonders auf ältere Arbeitnehmer, so zeigt<br />

auch eine Stu<strong>die</strong> des Zentrums für Europäische<br />

Wirtschaftsforschung (ZEW), wirken sich<br />

solche Faktoren positiv aus. Beschäftigte jenseits<br />

der 50, so <strong>die</strong> Stu<strong>die</strong>, sind an Arbeitsplätzen<br />

mit besserer Beleuchtung und kontrastreicheren<br />

Bildschirmen signifikant produktiver<br />

als Gleichaltrige in Unternehmen, <strong>die</strong> <strong>die</strong>s<br />

nicht anbieten.<br />

Das zweite große Gesundheitsthema heißt<br />

auch in der Arbeitswelt Bewegung. <strong>Sie</strong> verringert<br />

bekanntlich das risiko, eine der typischen<br />

„Zivilisationskrankheiten“ unserer Zeit zu bekommen:<br />

Bluthochdruck, Diabetes, Stoffwechselstörungen<br />

oder – ganz vorn dabei – eine<br />

der vielen Arten von rückenbeschwerden. So<br />

berichteten 2003 in einer Umfrage des robert<br />

Koch Instituts im Auftrag des Bundesgesund-<br />

Fotos: Getty Images; VIEW Pictures<br />

heitsministeriums 57 Prozent der Männer und<br />

66 Prozent der Frauen über rückenschmerzen<br />

in den vergangenen zwölf Monaten. Betroffen<br />

sind vielfach Bürobeschäftigte: Beim Beratungsunternehmen<br />

PricewaterhausCoopers<br />

(PwC) etwa sind Erkrankungen des Muskel-<br />

und Skelettsystems <strong>die</strong> Hauptursache für <strong>die</strong><br />

Fehlzeiten der Mitarbeiter, ergab eine Untersuchung<br />

der BKK PwC. Prävention heißt deshalb<br />

<strong>die</strong> Devise: rückenschule, tipps, wie Schreibtischarbeiter<br />

schon mit kleinen Maßnahmen<br />

für einen Ausgleich zum stundenlangen Sitzen<br />

sorgen können, und ein ergonomisch optimierter<br />

Arbeitsplatz sind heute in den allermeisten<br />

Unternehmen Standard.<br />

In Deutschland besteht noch<br />

Nachholbedarf<br />

Um Herz-Kreislauf-Erkrankungen vorzubeugen,<br />

genügen <strong>die</strong>se Maßnahmen allerdings<br />

nicht. Erfolg hat nur derjenige Arbeitgeber, der<br />

es schafft, seine Mitarbeiter zu mobilisieren:<br />

Mindestens 150 Minuten pro Woche, so der<br />

Konsens der Wissenschaftler, sollten Erwachsene<br />

körperlich aktiv sein. Übermäßig anstrengen<br />

müssen sie sich dabei nicht. Alltägliche<br />

Bewegungen wie Gehen, treppensteigen oder<br />

Gartenarbeit reichen vollkommen aus. In einer<br />

Umfrage des Berliner robert Koch Instituts<br />

aus dem Jahr 2009 allerdings erreichte mehr<br />

als <strong>die</strong> Hälfte aller Befragten nicht einmal<br />

<strong>die</strong>se Mindestempfehlung – trotz des insgesamt<br />

gestiegenen Gesundheitsbewusstseins.<br />

Mit schuld daran ist unser Alltag: Obwohl<br />

oder gerade weil wir in einer mobilen Gesell-<br />

schaft leben, bewegen wir uns viel zu wenig.<br />

Das gilt erst recht für <strong>die</strong> USA – und so<br />

überrascht es nicht, dass <strong>die</strong> Idee des Aktiven<br />

Design aus new York kommt: Architektonische<br />

Maßnahmen sollen für mehr Bewegung<br />

und Gesundheit in der Arbeitswelt sorgen.<br />

Die Vorschläge klingen simpel: Baue schöne<br />

und breite treppenhäuser und positioniere sie<br />

so, dass sie auch benutzt werden, heißt es<br />

da. Wer einmal <strong>die</strong> wenig einladende Fluchttreppe<br />

in einem Bürohaus genommen hat,<br />

weiß, dass <strong>die</strong>s nicht selbstverständlich ist.<br />

Und was als ästhetische Verbesserungsmaßnahme<br />

simpel klingt, kolli<strong>die</strong>rt im Alltag häufig<br />

mit Brandschutzverordnungen, mit der Anlage<br />

von Fluchtwegen oder mit dem Wunsch, <strong>die</strong><br />

vorhandene Fläche bestmöglich mit Büroar-<br />

beitsplätzen zu belegen. tatsächlich bedeutet<br />

Active Design zusätzlichen Planungsaufwand:<br />

Ein treppenhaus etwa wird verglast, damit<br />

man es sieht und auch benutzt. Fahrstühle<br />

rücken aus dem Zentrum eines Foyers an den<br />

rand, treppen werden einladend gestaltet.<br />

Als vorbildlich in <strong>die</strong>ser Hinsicht nennen<br />

<strong>die</strong> Autoren der new Yorker Design-richtlinien<br />

das neue Haus der „new York times“<br />

nahe dem times Square. Benachbarte Stockwerke<br />

sind mit offenen treppen verbunden –<br />

in einem Hochhaus nicht selbstverständlich.<br />

Erfunden wurden eigens horizontale Zwischendächer,<br />

<strong>die</strong> bei einem Brand automatisch<br />

schließen und ein Übergreifen des<br />

Feuers verhindern.<br />

In Deutschland ist der Gedanke einer explizit<br />

bewegungsfördernden Architektur noch neu.<br />

Auch wenn Gesundheitsaspekte sowohl zu<br />

den ökologischen als auch den soziokulturellen<br />

Kriterien nachhaltiger Gebäude gehören<br />

und umwelt- sowie gesundheitsverträgliche<br />

Baumaterialien, besondere Belichtungs- und<br />

Belüftungskonzepte oder radwege und fußläufige<br />

Infrastruktur in der Umgebung heute<br />

selbstverständlich sind. Maßnahmen zur Verbesserung<br />

der Mitarbeitergesundheit oder zur<br />

Prävention von Erkrankungen ergreifen Unternehmen<br />

jedoch immer noch auf klassischpädagogische<br />

Weise: in Form von rückenschule,<br />

Sportangeboten im Haus oder ergonomisch<br />

korrekten Stühlen. Fitness-Hochhäuser<br />

hingegen wollen – im eigentlichen Wortsinn<br />

– selbst bewegen und uns etwas von dem zurückgeben,<br />

was uns im mobilen Alltag verloren<br />

ging: <strong>die</strong> normalität der Bewegung. $<br />

Wer viel sitzt, braucht Bewegung:<br />

mindestens 150 Minuten<br />

pro Woche sollten es<br />

bei Erwachsenen schon sein.<br />

EntrÉE Das themenmagazin für Mietpartner 29


Mobile Arbeitswelt<br />

30 EntrÉE Das themenmagazin für Mietpartner<br />

Genügsame<br />

Nomaden<br />

Immer mehr Menschen arbeiten im Flugzeug und in der Bahn, am Airport<br />

oder am Bahnhof. Für sie hat „Service“ einen ganz anderen Klang als für<br />

Büroarbeiter mit festem Schreibtisch. Carolyn Braun hat sich umgehört.<br />

Zehn Millionen Flugmeilen – das ist das Ziel<br />

von ryan Bingham. George Clooney porträtiert<br />

ihn in der tragikomö<strong>die</strong> „Up in the Air“.<br />

Dem zynischen Unternehmensberater geht es<br />

in seiner Sammelwut nicht um den nächsten<br />

Interkontinentalflug, ein paar tage in einem<br />

erstklassigen Wellness-Hotel oder ähnliche<br />

Frequent-Flyer-Prämien. Bingham will mehr:<br />

den lebenslangen „Executive“-Status, ein<br />

nach ihm benanntes Flugzeug und ein treffen<br />

mit dem Chefpiloten von American Airlines.<br />

Foto: 2012 BY PArAMOUnt PICtUrES<br />

Immer unterwegs und nie zu Hause, von Einsatz<br />

zu Einsatz quer durchs Land, <strong>die</strong> erlegten<br />

Meilen als Ausweis des beruflichen Erfolgs: Die<br />

Figur Bingham, <strong>die</strong>se Karikatur eines mobilen<br />

Menschen unserer Zeit, ist zwar extrem überzeichnet,<br />

doch <strong>die</strong> Ausnahme ist ein solcher<br />

Berufsnomade nicht mehr. In Deutschland hat<br />

jeder zweite Erwerbstätige im Alter von 25 bis<br />

54 Jahren schon mal Erfahrungen mit Mobi-<br />

lität gemacht, jeder fünfte ist derzeit aus beruflichen<br />

Gründen mobil, so eines der Ergebnisse<br />

des von der EU finanzierten Forschungsprojekts<br />

„Job Mobilities and Family Lives in<br />

Europe“ aus dem Jahr 2009. Den allermeisten<br />

dürften Statusmeilen nicht ausreichen, um<br />

sie ein wenig zu entschädigen für ihr Leben<br />

auf der Straße oder in der Luft.<br />

Flexible Arbeitszeiten reduzieren<br />

<strong>die</strong> Belastung<br />

Die mit Mobilität verbundenen Belastungen<br />

lägen auf der Hand, sagt Silvia ruppenthal<br />

vom Bundesinstitut für Bevölkerungsforschung<br />

in Wiesbaden: „ständiges Unterwegs sein,<br />

Verkehrsstaus und Zugverspätungen, hastige<br />

nahrungsaufnahme zwischendurch, Zeitdruck<br />

und Zeitmangel.“ Zwar verkraften Menschen,<br />

<strong>die</strong> freiwillig beruflich mobil sind, ein solches<br />

Leben leichter. Betriebliche Prävention sei aber<br />

auch für sie wichtig, sagt ruppenthal. Zum<br />

einen sollte der Arbeitgeber ihnen „Mobilitätskompetenzen“<br />

vermitteln: „Das können<br />

einfache Schulungen, etwa zur Planung und<br />

Abwicklung von Dienstreisen, aber auch komplexe<br />

Personalentwicklungs- und Auswahlprogramme<br />

sein“, sagt ruppenthal. „Auch ein<br />

hochwertiges und gut ausgestattetes Dienstfahrzeug<br />

oder eine Flug- oder Bahnreise in der<br />

ersten Klasse steigern das Wohlbefinden.“<br />

Soweit es möglich ist, sollte eine gewisse<br />

Planbarkeit gegeben sein, denn nur so lässt<br />

sich ein Privatleben zu Hause aufrechterhalten.<br />

Besonders wichtig: Flexible Arbeitszeiten<br />

und -orte reduzieren <strong>die</strong> Belastung, genauso<br />

wie eine gute technische Ausstattung, <strong>die</strong> es<br />

zum Beispiel erlaubt, reisezeit als Arbeitszeit<br />

zu nutzen.<br />

„Wir sind eine reisefirma“, sagt Peter Höfling,<br />

bei PricewaterhouseCoopers (PwC) im Bereich<br />

Human Capital für „WorkLife-Choice“ zuständig.<br />

Zwischen 60 und 70 Prozent der im Durchschnitt<br />

35 Jahre jungen Mitarbeiter sind §<br />

Den lebenslangen „Executive<br />

Status“ fest im Blick: Der US-<br />

Schauspieler George Clooney<br />

als Vielflieger Ryan Bingham<br />

im Film „Up in the Air“.<br />

EntrÉE Das themenmagazin für Mietpartner 31


Mobile Arbeitswelt<br />

Wer viel Arbeitszeit auf Flughäfen<br />

und Bahnhöfen verbringt,<br />

will vor allem eines:<br />

direkten WLAN-Zugang und<br />

ein stabiles Mobilfunknetz.<br />

32<br />

EntrÉE Das themenmagazin für Mietpartner<br />

regelmäßig unterwegs, manchmal nur einige<br />

tage, manchmal aber auch über Wochen und<br />

Monate. Wie lange sie fernab der Heimat<br />

bleiben, planen sie im rahmen der PwC-reiserichtlinie<br />

selbst. Das Wichtigste für sie, sagt<br />

auch Peter Höfling, sei das Equipment. Überall<br />

auf der Welt sollen <strong>die</strong> PwC-Angestellten<br />

dank Blackberry und Laptop kommunizieren,<br />

ihre Arbeit erledigen und per UMtS-Karten<br />

oder WLAn auf ihre Daten zugreifen können.<br />

Jeder von ihnen ist dank Voice over IP auch<br />

auf der anderen Seite des Globus unter seiner<br />

Festnetz-nummer erreichbar. Die technische<br />

Infrastruktur ist Voraussetzung für das<br />

Programm „flexwork@pwc“ und so für <strong>die</strong><br />

freie Wahl des Arbeitsortes.<br />

Ohne Improvisation kommt man<br />

unterwegs nicht weit<br />

nicht in allen Firmen läuft das so glatt. Martin<br />

Müller – seinen wirklichen namen möchte er<br />

lieber nicht gedruckt sehen – ist ein Vielreisender<br />

aus der Finanzbranche. Vier bis fünf tage<br />

<strong>die</strong> Woche ist er unterwegs und besitzt <strong>die</strong><br />

Lufthansa Senator Card. Er sieht <strong>die</strong> Kompetenz<br />

seines Arbeitgebers, ihn bei seinen reisen<br />

durch <strong>die</strong> Welt zu unterstützen, durchaus<br />

kritisch. „Wegen der Datenschutzproblematik<br />

habe ich oft Probleme, mit meinem Laptop<br />

vom Ausland aus auf meine Daten zuzugreifen“,<br />

sagt er. Deswegen improvisiert er auf<br />

eigene Faust, nutzt seinen privaten rechner<br />

und zur Kommunikation statt der firmeneigenen<br />

Kommunikationsstruktur lieber Skype, so<br />

wie 80 Prozent seiner Geschäftspartner. Dafür<br />

nimmt er auch eine Auseinandersetzung mit<br />

der It-Abteilung in Kauf. Seine reisen bucht er<br />

am liebsten selbst, weil das schneller, unkomp-<br />

lizierter und günstiger sei, als wenn er das fir-<br />

meneigene reisebüro bemühe. Er ist ein begeis-<br />

terter Fluggast der Airline Etihad (Abu Dhabi),<br />

bei der sich der reisende auch dank Massage<br />

und Limousinenservice entspannen kann.<br />

Massagen gibt es ebenfalls in den First-Class-<br />

Lounges von British Airways. Kein Wunder,<br />

dass beide Fluglinien eben erst mit den Oscars<br />

der reiseindustrie, den „World travel Awards<br />

2011“, ausgezeichnet wurden. Besonders<br />

wählerisch ist Vielflieger Müller dennoch nicht,<br />

was <strong>die</strong> Lounges auf den Flughäfen <strong>die</strong>ser<br />

Welt betrifft. Ihm kommt es vor allem auf den<br />

WLAn-Zugang an – „und den habe ich auch,<br />

wenn ich mich direkt vor <strong>die</strong> Lounge setze“.<br />

Am allerwichtigsten sind ihm sein iPad und<br />

Skype mit Face time. So kann er jeden Morgen<br />

und jeden Abend mit seiner Lebensgefährtin<br />

sprechen, <strong>die</strong> auch zu den berufsbedingten<br />

Weltreisenden gehört.<br />

Während Müller froh ist, wenn sein Unternehmen<br />

ihn möglichst unbehelligt seine reisen<br />

organisieren lässt, verlässt sich Jochen Kienert<br />

ganz gern auf <strong>die</strong> Unterstützung seines Arbeit-<br />

gebers. Kienert ist promovierter Physiker, seit<br />

vier Jahren arbeitet der 38-Jährige für D-Fine,<br />

ein auf risikomanagement spezialisiertes<br />

Beratungsunternehmen. Seither ist er jede<br />

Woche unterwegs, von Montag bis Freitag bei<br />

wechselnden Kunden an verschiedenen Orten<br />

in Deutschland, nur nie an seinem Heimatort<br />

Berlin. Gut für ihn, dass das Unternehmen<br />

seine Struktur so ausgerichtet hat, dass <strong>die</strong><br />

Mitarbeiter dort leben können, wo sie wollen<br />

– <strong>die</strong> Firma bezahlt grundsätzlich <strong>die</strong> reise-<br />

kosten und Spesen ab Wohnort. Ein weiterer<br />

Fotos: Getty Images; plainpicture<br />

Service des Unternehmens, den der Senior<br />

Consultant schätzt: Die reisezeit plant sein<br />

Arbeitgeber mit ein, Mitarbeiter müssen nicht<br />

montags um acht am Einsatzort paratstehen.<br />

Und so kann Kienert <strong>die</strong> Montagvormittage<br />

und Freitagnachmittage im Flugzeug oder in<br />

der Bahn nutzen, um, wie er sagt, „hoch-<br />

oder runterzufahren“. Montags arbeitet er<br />

unterwegs schon mal E-Mails ab oder stu<strong>die</strong>rt<br />

in ruhe Unterlagen, für <strong>die</strong> im hektischen<br />

Alltag <strong>die</strong> Zeit fehlt. Und auf der Heimfahrt<br />

bringt er entspannt sein jeweiliges Projekt<br />

zum Abschluss, bevor er dann mit freiem Kopf<br />

ins Wochenende mit der Familie startet.<br />

Der Kontakt zu den Kollegen darf<br />

nicht abreißen<br />

Zwar bucht auch Kienert seine reisen und<br />

Hotels gern selbst, aber er ist dankbar dafür,<br />

dass das D-Fine-Back-Office den Beratern<br />

regelmäßig per Mail aktuelle und nützliche<br />

Informationen zur Verfügung stellt, zum Beispiel<br />

über Streiks und Verspätungen informiert<br />

oder erläutert, wenn sich Buchungsprozesse<br />

bei der Bahn oder Fluglinien geändert<br />

haben. Auch für das Sozialleben der Hotelbewohner<br />

tut <strong>die</strong> Beratungsfirma etwas: Es<br />

gibt etwa regelmäßige Kollegen-Stammtische<br />

in größeren Städten. Auch <strong>die</strong> teilnahme an<br />

Events wie Firmenläufen oder Fußballturnieren<br />

– auch bei den Kunden – organisiert <strong>die</strong><br />

Zentrale in Frankfurt für <strong>die</strong> Kollegen vor Ort.<br />

So wichtig ihre Selbstbestimmtheit für <strong>die</strong><br />

berufsbedingten nomaden ist: <strong>Sie</strong> laufen<br />

häufig Gefahr, dass ihr Sozialleben zu kurz<br />

kommt. Mit welchen Problemen <strong>die</strong>se Menschen<br />

zu kämpfen haben, dafür steht exemplarisch<br />

Clooneys ryan Bingham. Vielleicht<br />

ist das auch ein Grund für <strong>die</strong> PwC-Personalexperten,<br />

mit der Idee eines „ersatzsozialen<br />

netzes“ für <strong>die</strong> Einsätze fern des heimischen<br />

Herdes zu spielen. Besonders an uninteressanten<br />

Einsatzorten könnten <strong>die</strong> Berater dann<br />

künftig mit Informationen und Angeboten<br />

versorgt, auf Wunsch im örtlichen Sportverein<br />

oder Kulturclub angemeldet und mit theater-<br />

Abos oder Fußball-Dauerkarten beglückt<br />

werden. Und auch in den Büroräumen am<br />

Einsatzort könnte demnächst das Heimat-Gefühl<br />

gestärkt werden – durch Büros, <strong>die</strong> zwar<br />

vom Kunden gestellt, aber von PwC gemäß<br />

seinem Corporate Design möbliert werden. $<br />

Hilfreiche Apps:<br />

Öffi: Auskunft zum öffentlichen Personennahverkehr.<br />

Liefert Abfahrtszeiten<br />

(live, inkl. Verspätungen) mit<br />

Haltestellen in der Nähe (mit Karte),<br />

Verbindungs-Abfragen und interaktive<br />

Netzpläne. Für Europa, USA und<br />

Australien.<br />

DB Navigator: Informationen der<br />

Deutschen Bahn in Echtzeit, mit<br />

aktuellen Abfahrts- und Ankunftszeiten,<br />

Routenplaner von Haus zu<br />

Haus inkl. GPS-Ortung und Navigation<br />

für Fußwege, Buchung von<br />

Handy-Tickets (mit hinterlegtem<br />

Buchungsprofil).<br />

AroundMe: findet Banken, Bars,<br />

Tankstellen, Krankenhäuser, Hotels,<br />

Kinos, Restaurants, Kaufhäuser,<br />

Theater und Taxen in der Nähe.<br />

Qype: liefert Millionen persönlicher<br />

Bewertungen. So lassen sich – entsprechend<br />

der eigenen Vorlieben<br />

– nette Plätze in der Umgebung<br />

finden.<br />

myTaxi: ermöglicht <strong>die</strong> Bestellung<br />

von Taxis mit einem Klick.<br />

Call a Bike: Die in Berlin, Frankfurt/<br />

Main, Karlsruhe, München, Köln,<br />

Stuttgart und an vielen ICE-Bahnhöfen<br />

stehenden Fahrräder der<br />

Deutschen Bahn lassen sich mit <strong>die</strong>ser<br />

App per Handy ausleihen und<br />

zurückgeben.<br />

kayak: umfasst Flug- und Mietwagensuche,<br />

Hotelsuche und<br />

-buchung sowie <strong>die</strong> Flugverfolgung<br />

und „Meine Reisen“ für <strong>die</strong> Verwaltung<br />

der Reise.<br />

tripit: liefert eine Übersicht über<br />

gebuchte Flüge, Registrierungsnummern<br />

für Mietwagen oder Wegbeschreibungen<br />

zu reservierten Hotels,<br />

Restaurants oder Konzerten. Außerdem:<br />

<strong>die</strong> aktuelle Wettervoraussage,<br />

Detailkarten oder ein Stadtführer<br />

des besuchten Ortes, inklusive integrierter<br />

Links und Telefonnummern.<br />

Seatguru: erleichtert <strong>die</strong> Platzsuche<br />

bei der Buchung eines Fluges, indem<br />

er <strong>die</strong> besten Plätze des Flugzeugs<br />

aufzeigt.<br />

EntrÉE Das themenmagazin für Mietpartner 33


Glosse<br />

Autorin Verena Lugert<br />

schreibt Reportagen und<br />

Literaturkritiken unter anderem<br />

für „Stern“, „Neon“,<br />

„Merian“ und „Brigitte“.<br />

<strong>Sie</strong> lebt in Hamburg und<br />

auf Bali, Indonesien.<br />

34 EntrÉE Das themenmagazin für Mietpartner<br />

Fotos: Getty Images; Knut Gärtner<br />

Wollen wir <strong>die</strong><br />

Super-Nanny?<br />

Warum erwachsene Menschen ausgerechnet am Arbeitsplatz zu Kindern<br />

mutieren, ist ein Rätsel, findet Verena Lugert.<br />

Besser als im Kinderpara<strong>die</strong>s: bonbonbunte<br />

Jellybeans – Geschmacksrichtung Blueberry,<br />

Buttered Popcorn oder Bubble Gum – im<br />

Überfluss; Brownies ohne Ende; Konferenzfahrräder,<br />

auf denen bis zu sieben Personen<br />

<strong>die</strong> Kalorien wieder abstrampeln können;<br />

außerdem überall Basketballkörbe. Auch<br />

nachos, tacos, Sashimi und Sushi gibt’s kostenlos,<br />

dazu ein hauseigenes Fitnesscenter<br />

und ein Schwimmbad mit Gegenstromanlage.<br />

Was sich anhört wie eine exzentrisch<br />

ausgerichtete Geburtstagsparty, ist schnöder<br />

Arbeitsalltag für <strong>die</strong> glücklichen Mitarbeiter<br />

von Google im Googleplex in Kalifornien.<br />

Und auch in Deutschland scheint sich so<br />

mancher Arbeitgeber schier alle Beine auszureißen,<br />

um das Büro zur Wohlfühllandschaft<br />

zu machen: Spezielle tageslichtlampen werden<br />

installiert, <strong>die</strong> <strong>die</strong> Endorphine auch bei<br />

trüben Wetter tanzen lassen; tische, Stühle,<br />

tastaturen sind selbstverständlich ergonomisch<br />

geformt; es gibt Duschen für <strong>die</strong>jenigen,<br />

<strong>die</strong> in der Mittagspause joggen wollen<br />

und Meditationsräume für den, der in derselben<br />

zu sich finden möchte. Mittwochs kommt<br />

Satrya Shanti, <strong>die</strong> Yogalehrerin – dann werden<br />

im Konferenzraum beim kollektiven Om<br />

<strong>die</strong> Matten ausgerollt. In einem Hamburger<br />

Großverlag steht im Januar vier Wochen lang<br />

<strong>die</strong> Brigitte-Diät auf der Kantinen-tageskarte<br />

– man kann das schlanke Abendessen auch<br />

im Doggybag mitnehmen. Und an manchen<br />

tagen kommt der Blumenmann in <strong>die</strong> Büros,<br />

dann wird ohne Umweg zum Floristen noch<br />

der Lilienstrauß für daheim gekauft.<br />

Doch, Arbeitnehmer mögen das: umsorgt<br />

werden. Obwohl sie sich – zu recht! –<br />

gegen patriarchale Führungsstrukturen auflehnen<br />

würden, genießen sie <strong>die</strong>se neuen<br />

Wohlfühlstrukturen in den Büros, <strong>die</strong> eine<br />

Atmosphäre schaffen, als würde sich ein Kin-<br />

dermädchen liebevoll und beständig um <strong>die</strong><br />

ihm Anvertrauten kümmern. Denn <strong>die</strong>se sind<br />

den Unternehmen kostbar: Es sind <strong>die</strong> Humanressourcen,<br />

wie Mitarbeiter in der Sprache<br />

der Betriebswirte genannt werden, <strong>die</strong><br />

über eine gesteigerte Produktivität entscheiden.<br />

Und <strong>die</strong> kann durch intelligente Büros<br />

mit Wellness-Faktor eindeutig gesteigert werden,<br />

sagt eine Stu<strong>die</strong> des Fraunhofer-Instituts<br />

für Arbeitswirtschaft und Organisation: fünf<br />

Prozent Produktivitätssteigerung sind drin.<br />

Diese fünf Prozent sind Unternehmen so<br />

wertvoll, dass sie gern Geld lockermachen:<br />

für mitdenkende Apparate, Klimaanlagen, <strong>die</strong><br />

<strong>die</strong> angenehmste temperatur im raum ermitteln,<br />

für Beleuchtung, <strong>die</strong> automatisch hochfährt,<br />

wenn es draußen dunkel wird.<br />

Doch es geht noch mehr. In einer Langzeitstu<strong>die</strong><br />

des Fraunhofer-Instituts für Arbeitswirtschaft<br />

und Organisation an einem<br />

Bostoner Bürohaus des Stuttgarter Architekturbüros<br />

Behnisch wurde festgestellt, dass im<br />

Zeitraum von 20 Jahren 86 Prozent der <strong>Ausgabe</strong>n<br />

Personalkosten waren – und nur<br />

14 Prozent <strong>die</strong> Büroinfrastruktur betrafen.<br />

Wenn nun aber eine gute Infrastruktur eine<br />

so positive Auswirkung auf den Output<br />

der Mitarbeiter hat, dann haben <strong>die</strong> neuen<br />

Büros noch einiges an Pampers-Potenzial.<br />

Was wird noch kommen? Der ayurvedische<br />

Stirnguss zur Kaffeepause? Klangschalenmassage<br />

vor dem Powernap? Das tägliche<br />

Privathoroskop? Partnerberatung? Dogwalker?<br />

tortenschlacht? Spätestens wenn uns<br />

Lautsprecher zu Büroschluss <strong>die</strong> Melo<strong>die</strong> vom<br />

Sandmännchen spielen und uns bitten, beim<br />

Heimweg bloß ja allen Gefahren im Straßenverkehr<br />

aus dem Weg zu gehen, werden wir<br />

uns <strong>die</strong> Zeiten zurücksehnen, in denen Büros<br />

keine Kindermädchen waren. Sondern bloß<br />

räume, in denen gearbeitet wurde. $<br />

Service<br />

Schlaue Apps für Ihr Smartphone<br />

Blitzer.de<br />

runter vom Gas: Die kostenlose App Blitzer.de schlägt<br />

Alarm, sobald eine radarfalle in der nähe ist. Der besondere<br />

Vorteil: Von der Software werden nicht nur fest<br />

installierte Kameras erfasst, sondern auch Fotoampeln<br />

und mobile radarkontrollen. Die kann jeder App-User ganz einfach<br />

selbst melden. Das tool aktualisiert sich alle fünf Minuten.<br />

Wi-Fi Finder<br />

Hotspot: Hohe roaming-Gebühren verleiden im Ausland<br />

das Internet-Surfen per Handy. Wer stattdessen WLAn<br />

nutzt, kann trotzdem online bleiben. nur: Wo ist der<br />

nächste Hotspot? Der Wi-Fi Finder löst <strong>die</strong>ses Problem.<br />

Die kostenlose App zeigt 500.000 Zugangspunkte auf der ganzen Welt,<br />

wer sie vor der reise herunterlädt, ist auch offline im Bilde.<br />

Art Set<br />

Skizzenbuch: Ein Bild sagt mehr als tausend Worte.<br />

Wer deshalb seine Idee lieber gleich zeigen statt<br />

beschreiben will, braucht dazu weder Papier noch Stift.<br />

Einfach für 79 Eurocent <strong>die</strong> App Art Set herunterladen,<br />

und schon kann man mit unterschiedlichen Stiften, Pinseln und Farben<br />

eine Skizze seines <strong>neueste</strong>n Einfalls zeichnen – und speichern.<br />

ENTRÉE bestellen<br />

<strong>Sie</strong> haben Fragen oder wollen uns Ihre Meinung zu einem Artikel<br />

mitteilen? <strong>Sie</strong> möchten das Booklet „Grüner Mieten – Kosten<br />

senken“, eine oder alle <strong>Ausgabe</strong>n von „EntrÉE – Das themenmagazin<br />

für Mietpartner“ kostenfrei nachbestellen? Dann<br />

freuen wir uns über Ihre nachricht. Einfach eine Mail senden an<br />

britta.hoepker@union-investment.de<br />

Schrittzähler<br />

Motivationshilfe: Laufen hält bekanntlich fit, man muss<br />

sich nur aufraffen. Das fällt leichter mit dem Schrittzähler<br />

Pro. Die GPS-basierte App misst <strong>die</strong> zurückgelegte<br />

Entfernung, zeigt das durchschnittliche tempo und gibt<br />

an, wie viele Kalorien verbrannt wurden. Wer möchte, kann sich auch<br />

<strong>die</strong> Herzfrequenz anzeigen lassen. Der Download kostet 2,39 Euro.<br />

mehr-tanken<br />

Schnäppchensuche: Wirklich entkommen kann man den<br />

hohen Benzinpreisen zwar nicht. Immerhin aber hilft<br />

<strong>die</strong> – kostenlose – App mehr-tanken bei der Suche nach<br />

dem günstigsten Angebot. Angezeigt werden <strong>die</strong> jeweils<br />

billigsten tarife in der Umgebung oder an einem beliebigen Zielort.<br />

tipp: Auf den Zeitpunkt der letzten Aktualisierung achten.<br />

Mein Übersetzer<br />

Sprachgenie: Ob beim Geschäftsessen oder im Urlaub,<br />

beim Vokabellernen mit dem nachwuchs, oder in der<br />

täglichen Korrespondenz mit Kunden und Lieferanten<br />

rund um den Globus – in jeder Situation ist <strong>die</strong> App<br />

Mein Übersetzer Pro einfach Gold wert. Für 1,59 Euro übersetzt das<br />

Programm jeden individuellen Ausdruck oder Satz in 59 Sprachen.<br />

Mit George Clooney<br />

„Up in the Air“<br />

Für alle, <strong>die</strong> nun neugierig geworden<br />

sind, ob es ryan Bingham in<br />

„Up in the Air“ gelingt, den lebenslangen<br />

„Executive“-Status zu erreichen:<br />

schnell unter<br />

http://unternehmen.union-investment.de/UpInTheAir<br />

registrieren. Den ersten 25 schenken wir eine DVD des<br />

erfolgreichen Films.<br />

teilnahmeschluss ist der 30. Juni 2012. Die Gewinner werden in der reihenfolge der registrierung ermittelt<br />

und schriftlich benachrichtigt. Der rechtsweg ist ausgeschlossen. Eine Barauszahlung der Gewinne und eine<br />

Übertragung auf andere Personen sind nicht möglich. teilnahme ab 18 Jahren. Mitarbeiter der <strong>Union</strong> <strong>Investment</strong><br />

Gruppe sowie deren Familienangehörige dürfen nicht teilnehmen. Etwaige Steuern und Abgaben, welche<br />

aus den Gewinnen resultieren könnten, sind vom jeweiligen Gewinner selbst zu tragen.<br />

EntrÉE Das themenmagazin für Mietpartner 35


Nachhaltigkeit ist nicht nur eine Frage<br />

des Materials, sondern auch der Haltung.<br />

<strong>Union</strong> <strong>Investment</strong> ist Nachhaltigkeit.<br />

Nachhaltigkeit hat viele Facetten. Und „Grün“ ist nur eine davon. Entscheidend ist <strong>die</strong> ganzheitliche<br />

Sicht, <strong>die</strong> seit vielen Jahren unser Immobilien-Verständnis prägt. Nachhaltigkeit bedeutet für uns<br />

„Zukunftssicherheit“. Und das zahlt sich auch für andere aus: für <strong>die</strong> Umwelt, <strong>die</strong> Gesellschaft<br />

und unsere Partner. Schon heute umfasst unser Portfolio 21 Objekte mit Nachhaltigkeitszertifikat<br />

und einem Gesamtvolumen von 2,8 Mrd. Euro. Den Weg in eine nachhaltige Immobilien-Wirtschaft<br />

gestalten wir aktiv mit. So bringen wir Handeln und Haltung in Einklang. Profitieren auch <strong>Sie</strong> von<br />

unserem Know-how. Damit für <strong>die</strong> Zukunft keine Fragen offen bleiben.<br />

www.union-investment.de/realestate

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