Aalener Gießerei Kolloquium 2009 - VÖG - Verein österreichischer ...
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HEFT 5/6 GIESSEREI-RUNDSCHAU 56(<strong>2009</strong>)<br />
schiedliche Verfahren zum Einsatz. Die wichtigsten Varianten sind die<br />
Raffination von metallurgischem Silizium sowie die Herstellung des<br />
Reinsiliziums durch carbothermische Reduktion unter Verwendung<br />
hochreiner Rohstoffe [4].<br />
Die meisten der zurzeit als bedeutsam angesehenen Verfahren zeichnen<br />
sich jedoch dadurch aus, dass in bestimmten Verfahrensschritten<br />
die Verwendung von Induktionstiegelöfen prozesstechnisch erforderlich<br />
ist.<br />
Von namhaften Herstellern wurde vor diesem Hintergrund an die<br />
Fachleute von OTTO JUNKER die Aufgabenstellung herangetragen,<br />
für die Verfahren zur Herstellung von hochreinem Silizium eine geeignete,innovative<br />
Schmelzofentechnik zu entwickeln. Besondere Anforderungen<br />
ergeben sich hierbei aus der geforderten Reinheit des Siliziums,<br />
aus den elektrischen Eigenschaften des Materials, aus dem sehr<br />
hohen Energiebedarf, der zum Schmelzen erforderlich ist (viermal höher<br />
als z. B. für Gusseisen bzw.Aluminium) sowie aus der konstruktiven<br />
Einbindung in zum Teil sehr komplexe Gesamtanlagen. Speziell<br />
der Umstand, dass der Halbleiter Silizium im festen Zustand nicht leitfähig<br />
ist, in der flüssigen Phase jedoch eine gute elektrische Leitfähigkeit<br />
aufweist, erfordert sehr spezielle technologische Lösungen. Die<br />
induktive Schmelztechnik bietet sich für diese Aufgaben aufgrund<br />
ihrer Flexibilität und ihrer verfahrenstechnischen Vorteile an.<br />
In Zusammenarbeit mit den Partnern wurden in zahlreichen Versuchen<br />
spezielle Induktionsschmelzanlagen sowie Verfahren konzipiert<br />
und optimiert. Die ersten Anlagen befinden sich bereits im industriellen<br />
Einsatz.<br />
Einsatz von großen Induktionstiegelöfen<br />
Große Induktionstiegelöfen gab es bereits in der Zeit, als die Leistungseinspeisung<br />
ausschließlich mittels Netzfrequenz-Schaltanlagen erfolgte.Allerdings<br />
war die Leistungsdichte limitiert und bei Ofengrößen<br />
über 30 t(bezogen auf Gusseisen) dienten die Öfen fast ausschließlich<br />
zum Warmhalten und Speichern des flüssigen Metalls. Die verfahrenstechnischen<br />
Merkmale der Netzfrequenz-Stromversorgung haben<br />
die Einsatzmöglichkeiten zum Schmelzen zusätzlich begrenzt [5].<br />
Mit der Entwicklung der Umrichtertechnologie auf Thyristorbasis für<br />
die Mittelfrequenztiegelöfen war die technische Grundlage auch für<br />
den Einsatz großer Induktionsöfen zum Schmelzen geschaffen worden.<br />
Dominierten im letzten Jahrzehnt Anlagen mit Ofengrößen im<br />
Bereich von 12bis 16 tFassungsvermögen (bezogen auf Gusseisen),<br />
so gibt es zunehmend interessante Einsatzgebiete für wesentlich größere<br />
Ofenanlagen. Dazu nachstehend zwei Beispiele.<br />
OTTO JUNKER-Schmelzanlage für die Herstellung<br />
von Gussteilen für Windkraftanlagen<br />
Für die Herstellung großer Bauteile vonWindkraftanlagen (Turbinengehäuse,Getriebegehäuse<br />
etc.) in der neuen Gießerei der PROKON<br />
Nord Energiesysteme GmbH war eine maßgeschneiderte Schmelzanlage<br />
bereitzustellen.<br />
Da die Bauteile der Windkraftanlagen teilweise sehr groß sind, musste<br />
ein Konzept gewählt werden, das das Schmelzen und Speichern einer<br />
großen Gusseisenmenge ermöglicht und eine hohe Flexibilität<br />
aufweist.<br />
Die neue Schmelzanlage besteht aus 2Öfen mit einem Fassungsvermögen<br />
von jeweils 40 Tonnen. Die Nennleistungsaufnahme beträgt<br />
10.000 kW, die Nennfrequenz liegt bei 150 Hz. Die stufenlose Leistungsverteilung<br />
DUOMELT ermöglicht u. a. das gleichzeitige Schmelzen<br />
und Warmhalten in beiden Öfen.<br />
Die gesamte Einsatzmenge eines Ofens von 40Tonnen kann in<br />
125 Minuten geschmolzen und bis auf eine Temperatur von 1.500 °C<br />
gebracht werden. Daraus ergibt sich eine Schmelzleistung von fast<br />
20 t/h. Hierbei sind auftretende Neben- und Leerzeiten nicht berücksichtigt.<br />
Damit die Netzrückwirkungen möglichst niedrig sind, wird die Schaltanlage<br />
24-pulsig ausgeführt.<br />
Die Öfen mit einem lichten Durchmesser von fast 2merhalten eine<br />
Einrichtung zum Rückwärtskippen bis zu einem Winkel von 20°,um<br />
die Arbeit des Schmelzers zuerleichtern.<br />
Die Ausstattung der Öfen mit in zwei Richtungen hydraulisch kippbaren<br />
Absaughauben gewährleistet die vollständige Erfassung der Ofengase<br />
in den verschiedenen Arbeitspositionen (Bild 7).<br />
Bild 7: 40-t-Ofen mit geöffneter Absaughaube<br />
Der Schmelzprozessor (Bauart OTTO JUNKER –JOKS) wird mit einer<br />
Zweitbedienung ausgerüstet, so dass die Kontrolle und Steuerung<br />
der Öfen auch außerhalb der Ofenbühne möglich ist. Für die<br />
Überwachung der Spulen kommt das oben erwähnte Tiegelüberwachungssystem<br />
OCP mit eigenem Rechner zum Einsatz.<br />
Zur kompletten Schmelzanlage gehört eine Wasserrückkühlanlage<br />
auf Basis des patentierten frostsicheren, glykolfreien Luftkühlersystems<br />
von OTTO JUNKER.<br />
Betragen die Außentemperaturen mehr als 30 °C, sowird über einen<br />
Zusatzplattenwärmetauscher, der mit Betriebswasser arbeitet,<br />
das Wasser auf die erforderliche Rücklauftemperatur abgekühlt.<br />
Die Auslieferung der Anlage ist im Herbst 2008 erfolgt, zum Zeitpunkt<br />
der Erstellung dieses Berichtes war die Inbetriebnahme der<br />
Anlage abgeschlossen.<br />
Größter Aluminium-Mittelfrequenztiegelofen<br />
Die neue Ofenanlage für Alcan Deˇčˇ ín in der Tschechischen Republik<br />
hat ein Fassungsvermögen von 13,5 tAluminium –das entspricht<br />
den Abmessungen eines 36-t-Ofens für Gusseisen. OTTO JUNKER<br />
hat in den letzten Jahren etliche sehr große und leistungsstarke Mittelfrequenztiegelöfen<br />
zum Schmelzen von Aluminium an namhafte<br />
Kunden geliefert, so z. B. an Impol (Slowenien), Comital (Italien),<br />
Rhenalu (Frankreich) und andere.Die Anlage für Deˇčˇ ín ist jedoch mit<br />
einer Höhe des Ofenkörpers von über 4mund einer Breite von<br />
3,6 mdie bisher größte ihrer Art.<br />
Der Ofen ist für das Schmelzen von Spänen, Rohren und Profilen,<br />
Pressresten und Resten von gegossenen Bolzen sowie Masseln vorgesehen<br />
und wird vorzugsweise mit einem Sumpf von 2,5 tbetrieben.<br />
Mit der modernen Umrichteranlage, die eine Nennleistung von<br />
4.000 kW hat und mit einer Frequenz von 85Hzarbeitet, können bis<br />
zu 7,7 Tonnen Aluminium pro Stunde bis auf eine Temperatur von<br />
750 °C geschmolzen werden. Der Ofen ist mit Schwingungssensoren<br />
ausgerüstet, die eine tiegelschonende Fahrweise ermöglichen. Werden<br />
von den Schwingungssensoren nennenswerte Vibrationen des<br />
Tiegels detektiert, die eventuell zu einer Beschädigung der Zustellung<br />
führen könnten, wird über den Schmelzprozessor (Bauart JOKS) automatisch<br />
die elektrische Leistung so weit reduziert, bis die Vibrationen<br />
unterhalb des zulässigen Grenzwertes liegen.<br />
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