Download pdf - Vorarlberger Kraftwerke AG
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10.000 LUX GEGEN<br />
MELANCHOLIE<br />
Tag und Nacht. Sommer und Winter. Licht und Schatten. Das Geheimnis<br />
liegt in der Balance. Zu viel Dunkelheit verscheucht die Lebensgeister.<br />
Darunter leidet nicht nur der Körper, sondern auch die Seele.<br />
Viganella führte ein Schattendasein. Von November bis Februar<br />
drang kein Lichtstrahl in das piemontesische Dorf, die umliegenden<br />
Berge waren einfach zu hoch. Alljährlich verfielen die Bewohner in<br />
schwermütige Stimmung. Doch im vergangenen Winter ging auch<br />
für sie die Sonne auf. An einer Felswand in 1100 Metern Höhe wurden<br />
14 Spiegel mit einer Oberfläche von insgesamt 40 Quadratmeter<br />
montiert, um den Sonnenschein einzufangen und ins Tal zu<br />
schicken. Am 17. Dezember wurde es dann Licht im dunkelsten Dorf<br />
Italiens. Ausgelassen feierten die Menschen ihr Weihnachtswunder.<br />
Wie alle Lebewesen ist auch der Mensch abhängig von der Natur,<br />
vom Wechsel zwischen Tag und Nacht. Vermittelt wird dieser<br />
Rhythmus über verschiedene Drüsen, vor allem über die Zirbeldrüse.<br />
In ihr hat schon der Philosoph René Descartes die Verbindung von<br />
Körper und Seele vermutet.<br />
Dunkelheit macht depressiv<br />
Lichtmangel bewirkt eine verstärkte Ausschüttung von Melatonin,<br />
dem „Winterschlaf-Hormon“. Der Stoffwechsel läuft auf Spar-<br />
6 M<strong>AG</strong>AZIN<br />
flamme. Betroffene werden müde, schlaf- und esssüchtig: neben<br />
depressiver Verstimmung die klassischen Zeichen einer Winterdepression.<br />
„Diese ist zwar nicht so verbreitet wie noch vor Jahren<br />
behauptet, sie betrifft jedoch immerhin drei Prozent der Bevölkerung“,<br />
sagt Primar Dr. Albert Lingg, Chefarzt am LKH Rankweil.<br />
Viele Leute würden allerdings eine verminderte Vitalität während<br />
der lichtarmen Monate beklagen.<br />
Da Licht die Ausschüttung von Melatonin bremst, hat sich die<br />
Lichttherapie in der Behandlung der Winterdepression bewährt.<br />
Wirkung bescheinigt der Facharzt für Psychiatrie und Neurologie<br />
der „Bestrahlung mit 10.000 Lux, täglich eine Stunde lang, sofern sie<br />
richtig indiziert und begleitet wird.“ Die innere Uhr kommt dadurch<br />
wieder in Takt, der Behandelte ist wacher. Doch hemmt nur sichtbares,<br />
über die Augen aufgenommenes weißes Licht die Melatonin-<br />
Bildung.„Solarien haben diesbezüglich keinen oder höchstens einen<br />
sehr schwachen Effekt“, so Primar Dr. Albert Lingg. In Viganella sind<br />
Lichttherapiegeräte dank der neu gewonnenen Lebensqualität inzwischen<br />
wohl überflüssig.