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Alb Magazin - Ausgabe Kispel Lauter 4/2014

Regional Magazin auf der Schwäbischen Alb für die Region St. Johann, Sirchingen, Marbach und Gomadingen

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Sanierung der Sirchinger Steige<br />

<strong>Alb</strong>-<strong>Magazin</strong> <strong>Ausgabe</strong> 4/<strong>2014</strong><br />

Wenn die <strong>Alb</strong>kante ins Rutschen gerät<br />

Bei manchen Dingen ist es ja so wie mit dem Zucker im Kaffee. Erst wenn sie fehlen, fallen sie auf und man weiß, was<br />

man an ihnen hatte. Diese eher unfreiwillige Erfahrung machten bis Ende August wohl unzählige Autofahrer, die hinauf<br />

auf die <strong>Alb</strong> oder von ihr hinab fahren und dabei die Sirchinger Steige passieren wollten. Wie wichtig die Verbindung von<br />

Ober- und Unterland ist, zeigte sich in vollem Ausmaß erst als die Steige dicht war. Für lange 15 Monate.<br />

dreieinhalb Kilometer langen Strecke zwischen<br />

Bad Urach und dem Ortsteil Sirchingen,<br />

Schäden, die so massiv waren, das<br />

eine schnelle Wiedereröffnung schon Ende<br />

des Jahres 2013 ausgeschlossen war.<br />

Eine Hiobsbotschaft für all jene die fortan<br />

zeitraubende und umständliche Umwege<br />

in Kauf nehmen mussten. Pendler, Schulkinder<br />

und Älbler, die für Besorgungen mal<br />

schnell ins Tal wollten, können ein Klagelied<br />

davon singen. Ein mehrstrophiges.<br />

genau jene milde und frostarme Witterung<br />

spielte den Ingenieuren in die Hände.<br />

Sechs Millionen Euro vom Land<br />

Aus dem Anfangs anvisierten Sanierungszeitraum<br />

von wenigen Monaten wurde<br />

gleichwohl nichts. Abzüglich der dann<br />

doch notwendig gewordenen Frostpausen,<br />

beanspruchte die Straßenbaumaßnahme<br />

neun Monate reine Bauzeit. Nur<br />

neun Monate, wie Baden-Württembergs<br />

Verkehrsminister Winfried Hermann zur<br />

Wiedereröffnung der Sirchinger Steige am<br />

29. August und angesichts der komplexen<br />

Aufgabenstellung unterstrich: „Ich freue<br />

mich, dass wir die Bauarbeiten so schnell<br />

abschließen konnten“, dankte er den Beteiligten<br />

für ihr geleistetes Engagement.<br />

Nach ungewöhnlich starken Regenfällen, setzte sich im Juni 2013 der Hang an der Sirchinger Steige in Bewegung<br />

und riss Teile der Fahrbahn mit sich. Nach Vollsperrung und aufwändiger Sanierung, bietet die Straße nun wieder<br />

eine kurze Verbindung zwischen Tal und <strong>Alb</strong>hochfläche<br />

Es war Ende Mai 2013, als es in der Region<br />

zwei Tage lang unaufhörlich und extrem<br />

geregnet hatte. Bis Anfang Juni kamen<br />

200 Liter kamen pro Quadratmeter<br />

zusammen. Keller liefen voll, Flüsse traten<br />

über die Ufer, Häuser werden unterspült.<br />

Die Feuerwehren waren im Dauereinsatz,<br />

doch auch sie konnten nicht verhindern,<br />

dass zwei Menschen in reißenden Wassermassen<br />

ertranken.<br />

Durch den Dauerregen im Mitleidenschaft<br />

gezogen, wurden vielerorts auch die stei-<br />

len Hänge der Schwäbischen <strong>Alb</strong>. So wurde<br />

etwa die Fahrbahn der Sirchinger Steige<br />

teilweise unterspült, der Hang geriet massiv<br />

ins Rutschen. Zentimeterbreite Risse<br />

taten sich auf, an ein Befahren der Strecke<br />

war nicht zu denken. Katastrophenstimmung<br />

machte sich breit.<br />

Und die verstärkte sich, nachdem Experten<br />

des Regierungspräsidium die Steige<br />

gründlich untersucht hatten. An gleich fünf<br />

Stellen entdeckten sie entlang der rund<br />

Technisch anspruchsvolle Sanierung<br />

Nach der obligatorischen Planungsphase<br />

rollten also im November 2013, statt des<br />

täglichen Pendlerverkehrs, schwere Baumaschinen<br />

an der Steige an. Die Bauarbeiter<br />

hatten dabei ein aufwändiges Sanierungsprogramm<br />

vor Augen. Nachdem<br />

die mit Felsbrocken versetzten Hangrutschungen<br />

beseitigt waren, begann man<br />

damit, die Fahrbahn zu erneuern. Hierfür<br />

wurde die alte zunächst abgefräst und<br />

auf einer Fläche von rund 23000 Quadratmetern<br />

mit einer neuen Asphaltdecke<br />

ersetzt. Die technisch anspruchsvollste<br />

Herausforderung war es allerdings, den<br />

steilen Hang gegen künftige Rutschungen<br />

abzusichern. Hierfür wurden auf einer<br />

Länge von rund 350 Metern insgesamt<br />

175 Bohrpfähle bis zu 20 Meter tief in den<br />

Untergrund getrieben. Ausgegossen mit<br />

Beton, soll das so entstandene Stahl- und<br />

Betongerippe dem Berg und damit auch<br />

der Straße Stabilität verleihen. Gleiches<br />

gilt für die Pfähle, die bergseitig metertief<br />

im Fels verankert wurden.<br />

Entlang der gesamten Strecke erneuerte<br />

man zusätzlich das Entwässerungssystem,<br />

um das Hangwasser kontrolliert<br />

abfließen zu lassen. Auf einer Länge<br />

von etwa drei Kilometern wurden Bordsteine<br />

und die Schutzplanken ersetzt.<br />

Die Vollsperrung nutzte man zudem dazu,<br />

umfangreiche Felssicherungsarbeiten<br />

oberhalb der Steige vorzunehmen. Steinschlagschutznetze<br />

wurden angebracht<br />

und gefährdetes Gestein mit Eisenhaken<br />

gesichert.<br />

Welch Dimension die Sanierung im<br />

schwierigen, weil steilen Gelände hatte,<br />

machen ein paar Zahlen deutlich. Insgesamt<br />

wurden rund 25000 Kubikmeter<br />

Erdmassen bewegt, 17000 Tonnen Schotter<br />

verbraucht und rund 3000 Kubikmeter<br />

Beton eingebaut. Und das alles unter<br />

Hochdruck. Gearbeitet wurde auf der sensiblen<br />

Baustelle zeitweise im Zweischichtbetrieb<br />

bis tief in die Nacht hinein. Um die<br />

Bauzeit so gering wie möglich zu halten –<br />

aber auch, weil damals nicht abzusehen<br />

war, dass sich der Winter 2013/<strong>2014</strong> als<br />

warmer Bruder herausstellen sollte. Aber<br />

Wie der zeitliche Horizont, so verschob<br />

sich auch der finanzielle Rahmen. Ging<br />

man am Anfang von einem Mittelbedarf<br />

von etwa 1,1 Millionen Euro aus, schlugen<br />

am Ende knapp sechs Millionen Euro<br />

zu Buche. Kosten, die das Land Baden-<br />

Württemberg als Eigner der Landesstraße<br />

249 trägt.<br />

Beinahe mit Händen zu greifen war die Erleichterung,<br />

als die runderneuerte Steige<br />

schließlich wieder für den Verkehr freigegeben<br />

wurde. Besonders laut der Stoßseufzer<br />

in Sirchingen. Denn so aufwändig<br />

die Sanierung der Steige war, so herausfordernd<br />

– besonders für die Bewohner<br />

In der Region,<br />

für die Region!<br />

der <strong>Alb</strong> – die Zeit der langen und umständlichen<br />

Umwege. Kurzerhand wurde daher<br />

der traditionelle Dorfhock in Sirchingen<br />

zum Steigenwiedereröffnungsfest umdeklariert.<br />

Es gab unter anderem Kaffee und<br />

Kuchen. Den Kaffee übrigens auch mit<br />

Zucker – denn man weiß dort inzwischen<br />

sehr genau, was es bedeutet, wenn scheinbar<br />

selbstverständliche Dinge fehlen.<br />

Text: Simon Wagner<br />

Fotografie: Bernd Mall / Stadt Bad Urach<br />

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