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Alb Magazin - Ausgabe Kispel Lauter 4/2014

Regional Magazin auf der Schwäbischen Alb für die Region St. Johann, Sirchingen, Marbach und Gomadingen

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Schwäbische <strong>Alb</strong>-Bahn<br />

<strong>Alb</strong>-<strong>Magazin</strong> <strong>Ausgabe</strong> 4/<strong>2014</strong><br />

Ein Denkmal mit Zukunft<br />

Die Königlich Württembergischen Staatseisenbahnen haben mit der Schwäbischen <strong>Alb</strong>-Bahn im Jahr 1901 eine durchgängige<br />

Verbindung von Reutlingen an die Donau eröffnet. Knapp 70 Jahre später drohte die Stilllegung. Dank vielfältiger<br />

Bemühungen und des Engagements des Vereins Schwäbische <strong>Alb</strong>-Bahn hat die Strecke eine Zukunft und große<br />

Bedeutung für die Attraktivität der Region erhalten.<br />

Das denkmalgeschützte Bahnhofsgebäude in Gomadingen<br />

Noch ist am Prellbock in Kleinengstingen Endstation<br />

Die Schwäbische <strong>Alb</strong>-Bahn hat große Bedeutung für die Attraktivität der Region<br />

Zur Mitte des 19. Jahrhunderts brachte<br />

die Industrialisierung im damaligen Königreich<br />

Württemberg den Fabrikanten etwa<br />

im Maschinenbau oder im Textilgewerbe<br />

Wohlstand. Handel und Gewerbe riefen<br />

nach Arbeitskräften ebenso wie nach leichteren<br />

Zugängen zu den Absatzmärkten. So<br />

geriet die Eisenbahn auch in Württemberg<br />

als zukunftsweisendes Verkehrsmittel in<br />

den Fokus. Schließlich wurden im Jahr<br />

1843 die Weichen für die Königlich Württembergischen<br />

Staatseisenbahnen gestellt.<br />

Bereits im Oktober 1845 wurde die erste<br />

Strecke zwischen Bad Cannstatt und Esslingen<br />

eröffnet, vier Jahre später waren mit<br />

der Geislinger Steige der <strong>Alb</strong>aufstieg und<br />

die Anbindung von Ulm gelungen.<br />

Nach dem Bau der Bahnstrecke von Plochingen<br />

in Richtung des oberen Neckartals<br />

wuchsen in Reutlingen und in Metzingen<br />

die Begehrlichkeiten nach einer direkten<br />

Verbindung in das Donautal. In Münsingen<br />

hingegen wurde mit der Einrichtung<br />

des Truppenübungsplatzes auch die Frage<br />

nach dessen Versorgung laut. So entstand<br />

schließlich zwischen den Jahren 1892 und<br />

1901 die Schwäbische <strong>Alb</strong>-Bahn als durchgängige<br />

Strecke zwischen Reutlingen, Münsingen<br />

und Schelklingen.<br />

Bei der Trassenführung wurde die Variante<br />

über das Echaztal gewählt, obwohl die<br />

Ermstal-Strecke über Metzingen, Urach<br />

und Seeburg nach Münsingen technisch<br />

weit weniger anspruchsvoll gewesen wäre.<br />

Beim <strong>Alb</strong>aufstieg von Honau nach Kleinengstingen<br />

hingegen müssen auf einer Strecke<br />

von 2,15 Kilometern 179 Höhenmeter<br />

überwunden werden. Dies ist so steil, dass<br />

der Anstieg nur im Zahnradbetrieb bewältigt<br />

werden konnte. Damit setzten sich die Interessen<br />

der Reutlinger Fabrikanten gegenüber<br />

jenen der Metzinger durch. An die Ermstal-Variante<br />

erinnern noch die Ausrichtung<br />

der Gleise und der Gebäude des Münsinger<br />

Bahnhofs sowie ein kurzer Trassen-Stummel<br />

am Endhaltepunkt der Ermstalbahn in<br />

Bad Urach.<br />

Nicht nur Fabrikanten, Großhändler und Militärs<br />

profitierten von der Bahnstrecke. Auch<br />

den Gemeinden und der bäuerlichen Bevölkerung<br />

brachte die Schwäbische <strong>Alb</strong>-Bahn<br />

Vorteile. Landwirtschaftliche Produkte, Erzeugnisse<br />

des Handwerks und insbesondere<br />

das wirtschaftlich bedeutende Holz konnten<br />

leichter abtransportiert und vermarktet<br />

werden. Auch das Gestüt Marbach profitierte,<br />

brachte die Bahn doch die Besucher<br />

auf schnellem und höchst komfortablem<br />

Weg direkt vor die Tür.<br />

Doch auch die Schwäbische <strong>Alb</strong>-Bahn wurde<br />

ein Opfer des Strukturwandels ab der<br />

Mitte des 20. Jahrhunderts. Der motorisierte<br />

Individualverkehr und der damit verbundene<br />

Ausbau des Straßennetzes ließ die<br />

Bedeutung der Bahn schwinden. Ab dem<br />

Jahr 1969 wurde die Strecke Reutlingen-<br />

Schelklingen in mehreren Abschnitten stillgelegt,<br />

das Teilstück Honau-Engstingen<br />

schon kurz nach dem Beschluss abgebaut.<br />

Um die Schwäbische <strong>Alb</strong>-Bahn vor dem völligen<br />

Verschwinden zu bewahren, pachtete<br />

die private Erms-Neckar-Bahn AG die Strecke<br />

in zwei Abschnitten ab dem Jahr 1999.<br />

So wurde zunächst die Wiederaufnahme<br />

des Personenverkehrs für Touristen und<br />

Ausflügler sichergestellt.<br />

Damit gelang es, eine Strecke zu erhalten,<br />

die neben der großen landschaftlichen Reize<br />

eine ganze Reihe an historischen bahntechnischen<br />

Anlagen und architektonischen<br />

Schmuckstücken aufweist, die andernorts<br />

längst verschwunden sind. So sind alle Bahnhöfe<br />

und Stationsgebäude an der Strecke,<br />

die in Württemberg zwar in verschiedenen<br />

Größen, aus Kostengründen aber normiert<br />

in einheitlichem Stil erbaut worden waren,<br />

noch vorhanden. Im Bahnhof Münsingen<br />

findet sich als absolute technische Rarität<br />

ein sogenanntes Kurbelstellwerk aus dem<br />

Jahr 1907. Nur drei davon existieren noch,<br />

das Münsinger ist das Einzige, das noch in<br />

Betrieb ist. Folgerichtig wurden die Strecke<br />

und sämtliche Hochbauten im Jahr 2001<br />

unter Denkmalschutz gestellt. Mit der Gründung<br />

des Vereins Schwäbische <strong>Alb</strong>-Bahn im<br />

Jahr 2003 nahm die Sache entscheidend<br />

Am Bahnhof Münsingen herrschte im Jahr 1973 starker Güterverkehr<br />

an Fahrt auf. Die derzeit etwa 250 Vereinsmitglieder<br />

haben sich dem langfristigen Erhalt<br />

der Strecke als Teil der Infrastruktur im<br />

regionalen Personen- und Güterverkehr wie<br />

auch der Bewahrung dieses bedeutenden<br />

Erbes der Technikgeschichte verschrieben.<br />

Auch wenn die Reise mit der Schwäbischen<br />

<strong>Alb</strong>-Bahn weiterhin am Prellbock im Bahnhof<br />

von Kleinengstingen endet, der Wiederaufbau<br />

der Strecke in Richtung Reutlingen<br />

wohl noch lange auf sich warten lässt, ist<br />

in den vergangenen Jahren bereits viel erreicht<br />

worden.<br />

Wie Gomadingens Bürgermeister Klemens<br />

Betz hervorhebt, sind die Bemühungen<br />

des Vereins um den Erhalt der Strecke<br />

und ihre Nutzung für die Gemeinden der<br />

Region von hoher Bedeutung. Mit dem Personenverkehr<br />

an Wochenenden während<br />

der Sommermonate und auch den Sonderfahrten<br />

unter Dampf habe zudem die Zahl<br />

der Touristen, die die <strong>Alb</strong> und nicht zuletzt<br />

auch die Gemeinde Gomadingen und das<br />

obere <strong>Lauter</strong>tal für sich entdecken, deutlich<br />

zugenommen. Auch das Gestüt Marbach<br />

freue sich über zusätzliche Besucher. „Es ist<br />

zudem als große Leistung zu werten, dass<br />

der Schülerverkehr seit zehn Jahren wieder<br />

komplett über die Schiene läuft“, stellt Betz<br />

fest. Die Zukunft der Strecke unter regionalpolitischen<br />

wie touristischen Aspekten<br />

scheint somit gesichert.<br />

Text: Peter Stotz<br />

Fotografie: Peter Stotz (3), Archiv Schwäbische<br />

<strong>Alb</strong>-Bahn e.V. (2)<br />

Die Winter-Sonderfahrten unter Dampf finden großen Zuspruch<br />

Schwäbische <strong>Alb</strong>-Bahn e.V.<br />

Bahnhofstraße 8<br />

72525 Münsingen<br />

Informationen<br />

info@bahnhof-muensingen.de<br />

www.bahnhof-muensingen.de<br />

Termine:<br />

Wintermärchen Special:<br />

So. 25.01.15, und So. 22.02.15<br />

Sonderfahrten auf der Gesamtstrecke<br />

unter Dampf mit der württembergischen<br />

Lok T 3 und mit dem Triebwagen.<br />

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