Alb Magazin - Ausgabe Kispel Lauter 4/2014

Regional Magazin auf der Schwäbischen Alb für die Region St. Johann, Sirchingen, Marbach und Gomadingen Regional Magazin auf der Schwäbischen Alb für die Region St. Johann, Sirchingen, Marbach und Gomadingen

16.01.2015 Aufrufe

Schlittenhunde auf der Alb Alb-Magazin Ausgabe 4/2014 Eine hundebegeistere Familie und ihre Vierbeiner Es war im März dieses Jahres, als ich mich frühmorgens zu Fuß auf dem Radweg zwischen Gächingen und Gomadingen befand. Tapfer trotzten mein Hund Baldur und ich dem Ostwind und dem zeitweise auffrischenden Regen. Auf einmal blieb der junge Rüde stocksteif stehen und lauschte. Und dann hörte ich es auch – aus der Ferne schallte lautes, vielstimmiges Wolfsgeheul und freudiges Gebell durch das beschauliche Gächinger Tal. Ob dieser schaurig-schönen Geräuschkulisse mindestens genauso verdutzt wie mein Vierbeiner, versuchte ich, mir einen Reim darauf zu machen. Bilder einer Jagdhund-Meute stiegen in mir auf, doch diese Vermutung musste ganz einfach falsch sein. Solche Jagden passen nicht auf die Alb und zudem dürfte während der Schonzeit sowieso nicht gejagt werden. Ratlos marschierten wir weiter durch den Regen, den ungewöhnlichen Geräuschen entgegen. Genüßliche Ausfahrt – Musher Thomas Hau mit zwei jungen Helferinnen Des Rätsels Lösung Keine zehn Minuten später und einen knappen Kilometer weiter herrschte schlagartig wieder Stille. Außer dem Prasseln des Regens und den gedämpften Motorengeräuschen einiger Autos war nichts mehr zu hören. Auf Höhe der Kläranlage an unserem geparkten Fahrzeug angekommen, ließ ich den Hund einsteigen und überquerte dann alleine die Brücke, die den kleinen Bachlauf überspannt. Dort standen eine Handvoll fröstelnder Menschen mittleren Alters mit Gummistiefeln und in schmutzige Overalls gehüllt neben einem vergitterten KFZ-Anhänger und schienen auf etwas zu warten. Ich ging zu dem kleinen Grüppchen um hallo zu sagen. Mein Gruß wurde freundlich erwidert. Ich blickte in dieselbe Richtung wie die anderen und da kamen sie auch schon in flottem Tempo den Schotterweg herunter getrabt - neun Hunde vor einem gummibereiften Trainingswagen. Auf dem zweiachsigen Gefährt saßen zwei Männer, beziehungsweise nur einer saß, der ande- re stand aufrecht hinter seinem Mitfahrer und hielt den Fahrzeuglenker umfasst. Sekunden später kam das Gespann neben uns zu stehen und ich staunte nicht schlecht, als der ziemlich durchnässte Passagier vom Wagen kletterte und das vor die untere Gesichtshälfte gebundene Tuch abnahm - von der Farbe seines Gesichts war nämlich nicht mehr viel erkennbar. Stirn, Nase und Augenpartie, welche er durch den vorgebundenen Schal nicht zu schützen vermochte, waren komplett mit Schlammspritzern eingesaut, was der enorm guten Laune des jungen Mannes jedoch keinen Abbruch zu tun schien. Mit roten Wangen und glänzenden Augen erzählte er seiner am Startpunkt zurückgebliebenen Gattin von seiner „genial schönen“ Schlittenhundefahrt, schwärmte von einem Leithund, der jedes zugerufene Richtungskommando perfekt befolgt hatte. Während seine Frau, übrigens die einzige schick und adrett gekleidete Person unter uns Anwesenden, seinen überschwänglichen Schilderungen lauschte, waren der Hundebesitzer und seine fleißigen Helfer damit beschäftigt, neun dampfende und heftig hechelnde Hunde auszuspannen und an dem KFZ-Anhänger festzubinden. Alles wirkte routiniert und schien nach einem festgelegten Schema abzulaufen. Ausklinken aus dem Zugstrang, Abschirren, Anbinden am Hänger – schließlich wurde jedem der erhitzten Vierbeiner ein Napf mit einer warmen Brühe, bestehend aus Wasser und darin schwappenden Trockenfutterhappen gereicht, was die Tiere dankbar und in Rekordzeit herunterschlabberten. „Musher“ Thomas und „Dog Handler“ Margit Als schließlich alle Hunde versorgt waren und etwas Ruhe eingekehrt war, stellten wir uns gegenseitig vor und ich hörte mich aus dem Bauch heraus fragen, ob ich vielleicht mal einen Bericht für Alb-Magazin über dieses Schlittenhundevergnügen auf der Alb verfassen dürfe. Zu meiner Freude bekam ich ein spontanes „ja“ zur Antwort. Es stellte sich heraus, dass Thomas, der Lenker des Gespanns, in der Fachsprache „Musher“ genannt und seine Frau Margit, die für das Versorgen der Hunde verantwortlich ist, ganz in der Nähe, nämlich in Seeburg leben. Wie man sich das Wohnen mit 20 großen Hunden vorstellen muss, wollte ich wissen und erfuhr, dass das 1.800 Quadratmeter Anwesen der beiden zur Hälfte als weitläufige und artgerechte Zwingeranlage für die vierbeinigen Mitbewohner ausgebaut wurde. Weiterhin erklärte man mir, dass das schattige Seeburgtal diesen kälteliebenden Nordhunden eine gute Heimat bietet und dass von Zeit zu Zeit eine der Hündinnen Junge werfen durfte, die jedoch ausschließlich als Nachwuchs für die eigenen Schlittenhundegespanne herangezüchtet werden. Die Rüden, allesamt nicht kastriert, würden zur Vermeidung von Rangkämpfen in Zweiergruppen untergebracht, wobei dies am besten mit Wurfgeschwistern funktioniert, die vom Welpen-Alter an zusammen bleiben. Einmal im Jahr mit Sack und Pack nach Lappland Begeistert erzählt mir Margit, dass sie jedes Jahr gemeinsam mit allen Tieren und 300 kg Hundefutter im Gepäck in den hohen Norden, nämlich nach Finnland fahren, um dort sechs Wochen lang ihrer Leidenschaft zu frönen. Während man in Deutschland fast ausschließlich mit dem bereiften Trainingswagen agiert, kommt dort ein echter Hundeschlitten zum Einsatz. In einem kleinen Dorf, etwa 90 Kilometer nördlich von Rovaniemi, der Hauptstadt Lapplands, befindet sich das von befreundeten Finnen Zweierlei Augenfarben – Schönheit auf vier Pfoten angemietete Urlaubsdomizil der Seeburger, ein schmuckes, kleines Häuschen in typisch reisen möchte, kann sich während der kalten Jahreszeit eine Hundeschlittenfahrt auf finnischem Stil. Um ihr aufwändiges Hobby zu finanzieren, bieten Thomas und Margit der Alb gönnen, Kennenlernen und Mitversorgen der ebenso schönen wie sanftmü- Individual-Touristen die Möglichkeit, sich dort für jeweils eine Woche einzuquartieren und das einfache Leben inmitten untigen Huskies inklusive. berührter Natur mit Menschen und Hunden Zeitsprung von 7 Monaten zu teilen. Neben den obligatorischen Hundeschlittenfahrten werden unter anderem sollte ich das sympathische Musher-Paar Wir schreiben Ende Oktober und endlich Rentier- und Motorschlittentouren, Schneeschuhwanderungen und Eislochfischen an- Terminabsprachen wegen des (für die wiedersehen. Nachdem alle vergangenen geboten. Das landestypische Saunieren am Huskies) zu warmen Wetters abgesagt Abend bei teilweise arktischen Außentemperaturen und nächtlichem Polarlicht-Him- annähernd Schlittenhundewetter. Dieses werden mussten, herrscht nun zumindest Albmagazin_Nau:Layout melsspektakel runden das 1 Reiseangebot 01.08.2013 12:43 Mal von Uhr Anfang Seite an 1dabei und mit der Kamera „bewaffnet“, schaue ich zu, wie ab. Wer jedoch nicht gleich nach Finnland die Küche Bad Böden Haustüren Zimmertüren Sanierungen Markisen Vordächer Insektenschutz Treppenrenovierung Dachausbau Ganzglas-Duschen Beratung NEU! Schreinerei Nau v Möbel nach Maß v Zimmer- + Haustüren v Küchen Hunde einzeln aus ihren Boxen gehoben und angespannt werden. Den Radau, den die Tiere in ihrer Vorfreude aufs Laufen veranstalten, kann man eigentlich nur als „infernalisch“ bezeichnen. Gespräche sind angesichts des Geräuschpegels schlicht unmöglich! Unter vielstimmigem Freudengeheul springen die vierbeinigen Athleten wieder und wieder in ihre Zugleinen. Dabei gebärden sich die reinrassigen Sibirischen Huskies, die direkt aus Skandinavien importiert wurden, genauso ungestüm wie die Mischlinge, in denen auch das Blut anderer Rassen fließt. Es dauert eine gute Viertelstunde bis die ungeduldigen Tiere angespannt sind. Als Thomas schließlich die Bremsen des Trainingsvehikels löst, herrscht innerhalb von Sekundenbruchteilen - und ach, wie wohltuend für die Ohren - Stille. Die Tiere stürmen los und verschwinden mit leisem Pfotengetrappel um die nächste Kurve. Wie gerne hätte ich in diesem Moment meinen Kamerajob gegen einen Platz im Schlittenhundewagen getauscht! Text & Fotografie: Eva-Maria Pulvermüller Informationen www.schlittenhunde-fahrten.de Wir setzen Maßstäbe! v Schlaf- + Badmöbel v Parkett- + Korkböden v Insektenschutzgitter Bahnholzstraße 2 · 72813 St. Johann-Upfingen Telefon (07122) 14 00 · Fax (07122) 1410 Mail: info@schreiner-nau.de · Web: www.schreiner-nau.de 22 23

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