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Alb Magazin - Ausgabe Kispel Lauter 4/2014

Regional Magazin auf der Schwäbischen Alb für die Region St. Johann, Sirchingen, Marbach und Gomadingen

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Zu Besuch bei Georg Ostertag<br />

<strong>Alb</strong>-<strong>Magazin</strong> <strong>Ausgabe</strong> 4/<strong>2014</strong><br />

Der Krippenschnitzer aus Gomadingen<br />

„Bei mir ist jeder Tag wie Weihnachten“, lacht Georg Ostertag. Als er in seinem Haus in Gomadingen steht, ist er umringt<br />

von etwa 20 Weihnachtskrippen. In sein Blick mischt sich Stolz, denn die Nachbildungen der christlichen Szene sind<br />

das Ergebnis seiner eigenen Hände Arbeit.<br />

Seit über 30 Jahren baut und schnitzt Georg Ostertag aus Gomadingen Weihnachtskrippen und mit ihnen liebevoll gestaltete Miniaturwelten. Sie sind jetzt während der<br />

Weihnachtszeit in verschiedenen Kirchen der Region zu sehen<br />

Seit Ende der 70er Jahre baut der Schreiner<br />

im Ruhestand Krippen und stattet<br />

sie mit selbst geschnitzten Figuren aus.<br />

Damals, als vor über 30 Jahren alles<br />

anfing, wollte sich der heute 83-Jährige<br />

eigentlich nur ein Exemplar für den<br />

Hausgebrauch fertigen. Was im Laufe<br />

der Jahrzehnte draus geworden ist, ist<br />

in seinem Haus zu besichtigen. Wobei:<br />

die dort ausgestellten Krippen zeigen<br />

nur die Spitze seines schöpferischen Eisbergs.<br />

Mehr noch als die beiden Räume<br />

an Krippen zu fassen im Stande sind, hat<br />

der Gomadinger verschenkt.<br />

Jedes einzelne Stück ein Unikat, jedes in<br />

unzähligen Arbeitsstunden entstanden.<br />

Zum Bau der biblischen Herberge verwendet<br />

Ostertag dabei unterschiedliche<br />

Materialien. Mal Holzplatten und -stangen,<br />

mal passend gewachsene Wurzeln.<br />

Gleich welche Form und Beschaffenheit,<br />

der Stall bildet die Kulisse für Miniaturlandschaften<br />

in einer liebevoll gestalteten<br />

Detailfülle. Das Kätzchen auf dem<br />

Sims, Moos oder kleine Äste, eine Miniatursäge<br />

oder der wie zufällig drapierte<br />

Besen an der Hauswand – Ostertags<br />

Zutaten für lebendig choreografierte<br />

Szenerien, die aber freilich nicht ohne<br />

die eigentlichen Akteure auskommen:<br />

sie arbeitet Georg Ostertag mit seinen<br />

Schnitzmessern vorzugsweise aus dem<br />

Holz österreichischer Zirbelkiefern. Ob<br />

aus einem Holzblock oder aus vorgefrästen<br />

Rohlingen entstanden: jede einzelne<br />

Figur dreht und wendet der Gomadinger<br />

so lange, bis er ihr nicht nur Gestalt, sondern<br />

auch filigrane Mimik verliehen hat.<br />

Bis er allerdings zufrieden ist, können<br />

pro Figur auch schon mal zwei Tage, beziehungsweise<br />

Abende, vergehen.<br />

Schnitzkunst statt Stammtisch<br />

Wenn der Tag zur Ruhe kommt, tut Ostertag<br />

es ihm gleich. „Abends bin ich<br />

ein freier Mensch“, sagt er und erklärt<br />

schmunzelnd: „Statt am Stammtisch<br />

Bier trinken zu gehen, vertreibe ich mir<br />

Abends eben so die Zeit.“ Hält er dann<br />

in seiner Werkstatt die vollendete Figur<br />

in Händen und hat er sie schließlich mit<br />

passenden Farben kunstfertig bemalt,<br />

weiß er: „Ich habe nicht umsonst gelebt,<br />

sondern es ist etwas passiert.“<br />

Pro Krippe schnitzt er manchmal bis zu<br />

30 Figuren. Der Wert für eine einzelne<br />

liegt bei mindestens 100 Euro. Für ein<br />

komplettes Ensemble mit der heiligen<br />

Familie, samt Hirten, Tieren und Beiwerk,<br />

kommen so schnell mal gut vierstellige<br />

Beträge zusammen. Statt die Kunstwerke<br />

aber zu verkaufen, stellt er sie in<br />

seinem Haus oder zur Weihnachtszeit in<br />

Kirchen aus: In Gomadingen, Dapfen,<br />

Steingebronn und in diesem Jahr zum<br />

ersten Mal in Sondelfingen. Auftragsarbeiten<br />

„Nur wenn einer unbedingt will.“<br />

Wie das Holz für seine Figuren holt sich<br />

Georg Ostertag auch die Inspiration für<br />

neue Krippenmodelle aus dem Alpenraum.<br />

Jedes Jahr fährt er mindestens<br />

zwei Mal dorthin, entdeckt und fotografiert<br />

Vorlagen für seine eigenen Kreationen.<br />

Ein bis zwei Krippen pro Jahr baut er inzwischen<br />

nur noch. „Irgendwie geht mir<br />

der Platz aus“ lacht er. Doch ausgerechnet<br />

dann, wenn auch für alle anderen die<br />

Weihnachtszeit anbricht, leert sich sein<br />

Haus etwas. Dann gehen Ostertags Krippen<br />

auf weihnachtliche Wanderschaft.<br />

Alle Jahre wieder.<br />

Text: Simon Wagner<br />

Georg Ostertag<br />

Informationen<br />

Hauptstraße 29<br />

72532 Gomadingen<br />

Heute schon erfrischt<br />

17994FS1411<br />

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