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retail 2/2013 - Wiener Zeitung

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etail___auslage<br />

aber einer der wichtigsten dürfte sein:<br />

Die Kaufhäuser dort investieren stark<br />

in ihr Verkaufspersonal und stellen sicher,<br />

dass Kunden, die gute Beratung<br />

suchen, diese auch bekommen. Die<br />

Kontaktanbahnung zwischen Kunden<br />

und Kaufberatern kann dabei gern<br />

auch online erfolgen.<br />

Mit der App der US-Kaufhaus-Kette<br />

Neiman Marcus können Stammkunden<br />

kostenlos einen sogenannten<br />

Personal Shopper buchen. Das sind<br />

besonders geschulte Verkäufer mit<br />

gutem Überblick über das gesamte<br />

Sortiment. Der Kunde kündigt an,<br />

wann er kommt, sein persönlicher<br />

Einkaufsassistent wartet dann am Eingang<br />

und begleitet ihn beim Einkauf<br />

durch alle Abteilungen. Zumindest in<br />

der Theorie bereitet sich der Personal<br />

Shopper mithilfe der Kundendatei<br />

vor. Er weiß, was der Kunde bisher<br />

bei Neiman Marcus gekauft hat, und<br />

wenn er seinen Job gut macht, wird<br />

ihn der Kunde beim nächsten Einkauf<br />

wieder buchen. Dann kennt er ihn<br />

persönlich, kann noch besser beraten<br />

– und verkaufen.<br />

„Der Unterschied zum Onlinehandel<br />

ist der: Hier läuft nicht nur eine<br />

CRM-Logik (Customer-Relationship-<br />

Management) über den Kunden. Hier<br />

verbindet sich die Datenanalyse mit<br />

der persönlichen Kompetenz, dem<br />

Stilempfinden und Charme“, so der<br />

Kommentar von Lars Luck, Partner<br />

bei der Unternehmensberatung Roland<br />

Berger. Der Spezialist für Marketing<br />

und Handel hat den Eindruck,<br />

dass so mancher Händler aus Angst<br />

vor dem sogenannten Showrooming<br />

– der Kunde lässt sich im Geschäft<br />

beraten, kauft dann aber billiger im<br />

Netz – vergisst, was er zu bieten hat.<br />

Gute Verkäufer, so Luck, sollten in<br />

der Lage sein, Kunden besser an sich<br />

zu binden als Algorithmen.<br />

Diese Hoffnung stützt er unter anderem<br />

auf eine Studie von Roland<br />

Berger und dem Betreiber der Einkaufszentren<br />

ECE. Demnach muss<br />

der stationäre Handel nämlich keineswegs<br />

zum Schaufenster für die<br />

Onlinepreisdrücker verkommen – die<br />

meisten Menschen verhalten sich anders:<br />

Die Umsätze von Konsumenten,<br />

die über Produkte im Internet recherchieren,<br />

in der Regel auch den Onlinepreis<br />

kennen, aber dann in die<br />

Innenstadt oder ins Einkaufszentrum<br />

fahren und dort kaufen, sind elfmal<br />

höher als umgekehrt. „Die Kombination<br />

aus Beratung, der Möglichkeit,<br />

anzufassen und Ware sofort mitnehmen<br />

zu können, ist den meisten Kunden<br />

deutlich wichtiger als der Preis“,<br />

fasst Lars Luck zusammen. „Händler<br />

müssen erkennen, bei welchen Kundentypen<br />

und Warengruppen es sich<br />

wirklich lohnt, in Beratung zu investieren.“<br />

Bei den Warengruppen sind das<br />

Artikel mit hoher Marge wie Mode<br />

und Schuhe, bei denen besonders<br />

Kundinnen zu Impulskäufen neigen.<br />

Mit Einschränkungen gilt das auch für<br />

erklärungsbedürftige Produkte, die<br />

viele Händler allerdings schon länger<br />

vernachlässigen und dem Netz überlassen.<br />

Sinnvoller wäre nach Einschätzung<br />

von Lars Luck, auf jene Kundentypen<br />

zu schauen, die für Beratung offen sind.<br />

Und das sind der ECE-Berger-Studie zufolge<br />

mehr als gedacht. Nicht nur die<br />

große und kaufkräftige Gruppe der Senioren<br />

bevorzugt wie erwartet nahezu<br />

ausschließlich den stationären Handel.<br />

Auch junge Leute favorisieren reale Läden.<br />

Die Autoren der Studie nennen sie<br />

Mainstream Offline-Shoppers, die sich<br />

beim Kauf vor allem Event, Inspiration<br />

und Spaß wünschen. Und dann wären<br />

da noch die sogenannten „Well-off<br />

Shopping Enthusiasts“, also gut situierte<br />

Vieleinkäufer, die ohnehin nicht auf<br />

den Preis achten. Diese drei Gruppen<br />

sorgen zusammen für rund zwei Drittel<br />

der Einzelhandelsumsätze. Obwohl sie,<br />

so Luck, sehr genau wissen, „dass sie es<br />

online günstiger bekommen könnten.<br />

Hier muss der Handel ansetzen und Sortimente,<br />

Inszenierung und Beratung auf<br />

diese Zielgruppen hin optimieren.“ Das<br />

verspreche jedenfalls mehr Erfolg,<br />

2/<strong>2013</strong>___7

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