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EGV-SZ 2002 - Kanton Schwyz

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B. 14.1<br />

staltseinweisung oder eine zwangsweise Zurückbehaltung in der Anstalt<br />

in Frage.<br />

bb) Unter den Begriff der Geisteskrankheit fallen alle Fälle, bei denen<br />

psychische Symptome oder Verlaufsweisen auftreten, die einen stark auffallenden<br />

Charakter haben und auf einen besonnenen Laien den Eindruck<br />

uneinfühlbarer, qualitativ tiefgehend abwegiger, grob befremdender<br />

Störungszeichen machen (Schnyder/Murer, N 26f. zu Art. 369 ZGB<br />

mit Hinweisen; vgl. BGE 118 II 254, Erw. 4.a; Marianne Caviezel-Jost, Die<br />

materiellen Voraussetzungen der fürsorgerischen Freiheitsentziehung,<br />

Diss. Freiburg, Stans 1988, S. 142). Der Rechtsbegriff der Geisteskrankheit<br />

gemäss EMRK (Art. 5 Ziff. 1 lit. e) geht in seiner Bedeutung weiter<br />

als derjenige von Art. 397a ZGB, der dem Vormundschaftsrecht (Art. 369<br />

ZGB) entnommen worden ist. Er umfasst somit jeden wie auch immer gearteten<br />

abnormalen Geisteszustand dauernder Natur (BBl 1977 III,<br />

S. 23/212.1 mit Hinweisen; BGE 85 II 460, E. 3 mit Hinweisen; Schnyder/Murer,<br />

N 42f. zu Art. 369 ZGB mit Hinweisen).<br />

Geistesschwäche liegt vor, wenn bei einem Menschen psychische<br />

Störungen auftreten, die dem besonnenen Laien (u.U. sehr stark) auffallen,<br />

die er jedoch nicht mehr als Krankheit erachtet, weil sie noch einfühlbar<br />

erscheinen und nach aussen nur quantitativ vom «Normalen» abweichen<br />

(Caviezel-Jost, a.a.O., S. 147). Der medizinischen Klassifizierung<br />

kommt nur eine untergeordnete Bedeutung zu. Das Schwergewicht für<br />

den Entscheid, ob eine Geisteskrankheit oder Geistesschwäche vorliegt<br />

oder nicht, liegt auf der Beurteilung des Verhaltens einer Person durch einen<br />

medizinischen Laien. Die medizinische Einordnung durch den Psychiater<br />

mit einem gemäss Art. 397e Ziff. 5 für die Einweisung psychisch<br />

Kranker verlangten Gutachten ist somit nicht ausschlaggebend für das<br />

Vorliegen eines Einweisungsgrundes, sondern allenfalls für die Frage der<br />

Dauer der psychischen Störung, ihres Verlaufs, ihrer Auswirkungen, der<br />

notwendigen Behandlung etc. (Caviezel-Jost, a.a.O., S. 143; vgl. Klageantwort<br />

Ziff. 3). Die gegenteilige Ansicht zu vertreten hiesse, die Möglichkeit<br />

der Anordnung einer FFE durch die Vormundschaftsbehörde als Laienbehörde<br />

zu negieren.<br />

cc) Die zweite Voraussetzung bezieht sich auf die Auswirkungen des<br />

Schwächezustandes. Nur wenn die durch den Schwächezustand bewirkte<br />

Fürsorgebedürftigkeit dermassen ist, dass dem Betroffenen nicht anderweitig<br />

geholfen werden kann, ist die zwangsweise Anstaltsunterbringung<br />

haltbar (VGE 524/85 v. 14.3.85, E. 3, Prot. 194 mit Hinweisen; 570/86,<br />

577/86 v. 10.7.86, E. 4 u.a.). Die Fürsorgebedürftigkeit braucht indes nicht<br />

von langer Dauer zu sein (Marianne Caviezel-Jost, a.a.O., S. 271ff.). Dass<br />

bei der fürsorgerischen Freiheitsentziehung (FFE) die Verhältnismässigkeit<br />

gewahrt werden muss, drückt Art. 397a ZGB mit den Worten aus,<br />

dass die zwangsweise Einweisung dann erfolgen darf, wenn der betroffenen<br />

Person die nötige persönliche Fürsorge nicht anders erwiesen werden<br />

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