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PORTRAIT<br />
auf Neuentdeckungen aufmerksam. Musik<br />
spielte immer eine große Rolle bei den<br />
Conchas zu Hause. Der Vater, der es vom<br />
Lehrer zum Schuldirektor geschafft hat,<br />
legte Wert auf eine musische Erziehung<br />
seiner vier Söhne. Einer hat daraus gar<br />
seinen Beruf gemacht und tourt als<br />
Opernsänger inzwischen durch ganz Europa.<br />
Der Jüngste legt in Malmöer Clubs<br />
Platten auf und will später Journalist werden,<br />
der andere arbeitet als Richter. Und<br />
Matias, der Drittälteste im Bunde, macht<br />
jetzt die Fußballstadien in Deutschland<br />
unsicher. So unterschiedlich können Brüder<br />
sein. Concha: „Unsere Eltern haben<br />
uns nie Vorschriften darüber gemacht, wie<br />
wir leben sollen. Da ging es sehr liberal<br />
zu. Sie sind stolz auf das Erreichte von jedem<br />
von uns.“<br />
Für ihn heißt das persönliche Ziel, sich in<br />
„einer der Topligen Europas“ durchzusetzen.<br />
Natürlich hat er dabei auch die<br />
schwedische Nationalmannschaft im Kopf,<br />
zu deren festem Stamm er zukünftig gehören<br />
will. Schweden führt derzeit seine<br />
EM-Qualifikationsgruppe an und hat beste<br />
Chancen, nächstes Jahr in Österreich<br />
16<br />
und der Schweiz dabei zu sein - mit Concha<br />
auf der rechten Abwehr- oder Mittelfeldseite?<br />
Der 27-Jährige wird alles daran<br />
setzen, sich in den nächsten Monaten<br />
seinem Nationalcoach Lars Lagerbäck zu<br />
empfehlen. Dazu ist ein Stammplatz beim<br />
<strong>VfL</strong> unabdingbar. Entgegen kommt ihm<br />
dabei die Fußballphilosophie von Marcel<br />
Koller, die seiner eigenen ähnelt: „Der<br />
Trainer ist ein sehr guter Taktiker und bevorzugt<br />
das schnelle Umschalten von der<br />
„Der Trainer ist ein sehr guter<br />
Taktiker und bevorzugt das<br />
schnelle Umschalten von der<br />
Abwehr in die Offensive .”<br />
Abwehr in die Offensive. Außerdem legt er<br />
großen Wert auf eine menschliche und<br />
kollegiale Atmosphäre im Team. Hier halten<br />
wirklich alle zusammen.“<br />
Nur eine Sache gibt es, die geht ihm langsam<br />
so richtig auf die Nerven: das Leben<br />
im Hotel. Er vermisst seine Frau Tania und<br />
die gemeinsame, anderthalb Jahre alte<br />
Tochter Amanda. Doch damit hat es nächsten<br />
Monat ein Ende, dann ist die neue<br />
Wohnung bezugsfertig und die junge Familie<br />
wieder vereint. Lediglich sprachlich<br />
werden sich alle Beteiligten ganz schön<br />
umstellen müssen: „Bislang sprechen<br />
meine Frau und ich mit Amanda Spanisch,<br />
weil wir davon ausgingen, dass die Kleine<br />
auf der Straße und im Kindergarten<br />
Schwedisch lernt.<br />
Damit wird es ja auf unabsehbare Zeit<br />
nichts. Also werde ich mich ab jetzt mit<br />
ihr auf Schwedisch unterhalten.“ Sie soll<br />
ja auch in ein paar Jahren verstehen, was<br />
der Landesvater ihrer alten Heimat, König<br />
Carl XVI. Gustaf, an Neujahr seinem Volk<br />
zu sagen hat. Da verzieht Matias das Gesicht<br />
und murmelt etwas von Hunderten<br />
von Witzen, die in Schweden über die Königsfamilie<br />
kursieren. Erzählen will er keinen,<br />
dafür gibt er am Ende, nun ganz<br />
weich in den Hüften und beseelt von den<br />
150 Beats per Minute, preis, wem der Fuß<br />
in seinem Gesicht gehörte: Danny Fuchs.<br />
Asche auf sein ungekröntes Haupt.