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RIESENGEBIRGE - Veselý výlet

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<strong>RIESENGEBIRGE</strong> / 29<br />

Diese fünf Skifahrer hatten in den zwanziger Jahren einen Skiausflug zur<br />

Erlebachbaude über Spindelmühle gemacht. Nun sitzen sie in dem gezimmerten<br />

Holzhaus aus dem Jahre 1784 in der Küche unter der Petroleumlampe,<br />

an einem Tisch mit der Hausbesitzerin Karolina Erben, einer geborenen<br />

Erlebach. An Ausgestellte Geschenke, Gedenkteller, gemalte Bilder<br />

von der Baude, lithografische Glückwunschkarten erinnern an frühere<br />

Besucher. Bestimmt entging den Burschen auch die kleine Eckkapelle mit<br />

dem Marienbild nicht. Eine Inschrift erinnerte an den Sohn Reinhard, der im<br />

1. Weltkrieg als Soldat der österreichisch-ungarischen Truppen von Kaiser<br />

Franz Joseph I. in Galizien an der russischen Front gekämpft hatte und hier<br />

gefallen war. Den Gesang der Runde begleitet der einstige Legionär der<br />

tschechoslowakischen Armee František Kukačka, den es im Winter von<br />

1919 ins Riesengebirge verschlagen hatte, auf seiner Teufelsgeige. Obwohl<br />

er gegen die kaiserliche Armee gekämpft hatte und somit auch indirekt<br />

gegen Reinhard, fand er bei Karoline als Adoptivsohn seine neue Heimat.<br />

Ihr Mann war schon viel früher bei der Explosion einer Karbidlampe ums<br />

Leben gekommen. Früher war er Hotelier auf der Prinz-Heinrich-Baude mit<br />

ihrem herrlichen Interieur gewesen, die auf Seite 8 zu sehen ist.<br />

„EIN LUSTIGER AUSFLUG” WINTER 2008<br />

G<br />

R<br />

A<br />

T<br />

I<br />

S<br />

Galerie, Informationszentrum<br />

und Pension Veselý výlet<br />

Riesengebirgsnationalpark<br />

Pec pod Sněžkou<br />

Skiareal SKI Pec<br />

Riesengebirgskarte<br />

Špindlerův Mlýn<br />

Janské Lázně<br />

Mikroregion Žacléř<br />

Empfehlenswerte Dienstleistungen<br />

Malá Úpa<br />

Interieure von Berghäusern<br />

Seite<br />

3<br />

4 - 6<br />

7 - 10<br />

11 - 13<br />

Mittelblatt<br />

16 - 17<br />

18 - 19<br />

20 - 21<br />

7, 22, 23<br />

24 - 25<br />

27


2<br />

VON JIŘÍ DAŇEK<br />

RENOVIERTE KAPELLEN<br />

Immer wenn Jiří Daněk uns und der Landschaft eine zerstörte Kapelle wiedergeschenkt hat, hat er auf hohe Ausführungsqualität und künstlerisches Niveau<br />

geachtet. An den von ihm restaurierten Baudenkmalen geht man nicht einfach so vorbei - zum Beispiel an der Kapelle der Hlg. Anna in Kněžice bei Vrchlabí mit<br />

Plattenaltar und St. Franziskus-Statue oder an der Kapelle des Hlg. Michal über dem Ort Černý Důl mit Freske vom Letzten Gericht.<br />

Regelrecht aus Ruinen auferstanden ist die St. Annenkapelle in Horní Vrchlabí mit Malereien von Květa Krhánková, die sich von der Beuroner Kunstschule aus dem<br />

19. Jhd. inspirieren ließ, die wiederum aus dem Vermächtnis der Kunst Ägyptens und der Antike schöpfte. Die im Jahre 2004 abgeschlossene Wiederherstellung<br />

ist die wohl gelungenste Arbeit von Jirka und ganz bestimmt die beste ihrer Art im Riesengebirge.<br />

Beim ersten Gottesdienst nach der gründlichen Rekonstruktion der Marienkapelle<br />

in Stromkovice mit wundertätiger Quelle am 19. August 2007<br />

gedachten wir des Autors des Entwurfs und Organisators des Umbaus.<br />

Wie schade, dass es Jirka nicht mehr vergönnt war, die bemerkenswerte<br />

Innengestaltung zu realisieren, die er selbst vorbereitet hatte. Am 29. Juli<br />

2007 stürzte Jiří Daněk beim Aufstieg auf den Achttausender Gasherbrum<br />

1 an der an der Grenze zwischen Pakistan und dem Tibet aus einer Höhe<br />

von 7800 Metern ab. In ihm verloren wir einen sehr nahen Freund und das<br />

Riesengebirge einen außerordentlich tüchtigen Retter von Baudenkmalen.<br />

In den letzten zehn Jahren haben Jiří und seine Mitarbeiter 13 Kapellen zu<br />

neuer Existenz verholfen, Kapellen, um die sich niemand mehr kümmerte<br />

und die nach ihrer Erneuerung wieder Freude spenden. Außer den auf<br />

dem Foto abgebildeten Kapellen hat er noch die Kapelle der Hlg. Barbara<br />

im Ort Černý Důl, die Heilig-Kreuz-Kapelle bei Konfiskáty, in Vrchlabí die<br />

Versöhnungskapelle auf der Anhöhe Stavidlový vrch und die Kapelle der<br />

Allerheiligsten Dreifaltigkeit am Flugplatz wiederhergestellt. Die Abendmahlkapelle<br />

steht bei den Davidsbauden über Spindelmühle, das Kirchlein<br />

der Allerheiligsten Dreifaltigkeit im Dorf Klášterská Lhota und der Jungfrau<br />

Maria in Kunčice nad Labem. Außerdem hat er noch zwei kleine Kapellen<br />

im Ort Strážný wiederhergestellt. Allesamt sind einen Besuch wert und gereichen<br />

Jiří hoch zur Ehre.


IM INNEREN<br />

DES VESELÝ VÝLET<br />

HUNDERTER AUS HUNDERT JAHREN<br />

In der Begegnungshalle der Pension Veselý výlet inTemný Důl Nr. 46 erregt<br />

immer wieder eine zwei Meter hohe Kollage aus 19 doppelten Banknoten<br />

im Wert von 100 Kronen oder Mark die Aufmerksamkeit der Besucher, mit<br />

denen man in den Jahren 1900 bis 2000 in diesem Hause zahlen konnte.<br />

Die Vorder- und Rückseite der Banknoten erinnern in Grafik und Text<br />

an die komplizierte Geschichte der hiesigen Gegend, die sich in einem<br />

einzigen Jahrhundert auf dem Territorium von fünf verschiedenen Staaten<br />

wiederfand. Den ersten Hundertkronenschein mögen Philomena und Wenzel<br />

Henschel, die Besitzer von Pension und Gasthof, im Jahre 1902 in die<br />

Hände bekommen haben, als Österreich-Ungarn seine überhaupt ersten<br />

Banknoten druckte. Die Banknoten aus der Monarchie sind hübsch bunt,<br />

in der Zeit der Tschechoslowakischen Republik wurden drei verschiedene<br />

Banknoten von den berühmten Künstlern Alfons Mucha und Max Švabinský<br />

geschaffen. Hübsch ist auch die letzte und einzig gültige Banknote aus der<br />

ganzen Kollage von Oldřich Kulhánek. Von der sattgrünen Banknote mit<br />

rotem Stern und dem Konterfei des ersten kommunistischen Präsidenten<br />

Gottwald von Albín Brunovský sagen auch Uneingeweihte, sie sei grässlich.<br />

Zum Glück war sie nur drei Herbstmonate des Jahres 1989 im Umlauf,<br />

ein ganzes Jahr brauchten die Banken dann aber, sie wieder einzuziehen.<br />

Drei aus Sammlersicht wertvolle Paare der ausgestellten Banknoten<br />

sind Kopien. Beim Zusammenstellen der Kollage im Jahre 2003 standen<br />

uns Antonín Tichý, der Sammler Pavel Hejzlar und der Gestalter Zdeněk<br />

Petira mit Rat und Tat zur Seite. Die Verrahmung besorgte genauso wie<br />

bei den übrigen zweihundert Exponaten, die in den zugänglichen Räumen<br />

des Hauses Veselý výlet ausgestellt sind, das Atelier Kvíčala von Stanislav<br />

Špelda.<br />

Die weitläufigen Räumlichkeiten des historischen Hauses und des neuen<br />

Anbaus mit Pension, Begegnungshalle und Büro im Veselý výlet im Ort<br />

Temný Důl erlaubten es uns, sich mit Fotografien, historischen Dokumenten<br />

und Kunstwerken zu umgeben, die wir sehr mögen. Sie erinnern an<br />

interessante Geschehnisse und Orte im Riesengebirge, mit großem Eifer<br />

realisierte Projekte, Erlebnisse in allen Ecken und Enden unseres Planeten,<br />

aber auch an Begegnungen mit Menschen, die wir schätzen gelernt haben.<br />

Dabei hoffen wir, dass diese Ausstellungsstücke auch das freundliche Interesse<br />

unserer Pensionsgäste und der Beteiligten an kurzen Meetings<br />

erregen. Vom Gang am Hauseingang führt eine Linie von vierzehn Aquarellen<br />

des Malers Aleš Lamr mit Kreuzwegmotiven zu einem symbolischen<br />

Golgatha im dritten Geschoss hinauf - die Studien für die Emaillebilder am<br />

Kreuzweg zum Altenberg/ Stará hora. Im mittleren Gang begrüßen einen<br />

tagein tagaus die Konterfeis böhmischer Herrscher. Einen Ehrenplatz<br />

nimmt die Kopie eines Gemäldes mit dem Portrait des liberalen Adligen<br />

Berthold von Aichelburg ein. Neben den Originalen historischer Karten ist<br />

auch eine Kopie bemerkenswert - die Vergrößerung der ältesten Bildlandkarte<br />

des Riesengebirges aus dem Jahre 1578. Die einzige Jagdtrophäe<br />

im ganzen Haus hängt in der „Riesengebirgsstube“ Nr. 3. Dieses Geweih<br />

eines Achtenders stammt ursprünglich aus dem Marschendorfer Schloss,<br />

Großvater Josef kaufte es angeblich vor 50 Jahren in einer Kneipe. Die<br />

Halle mit Miniküche für die Gäste ziert eine Kollektion von Fotografien zum<br />

Thema „Essgewohnheiten in aller Welt“. Eine andere Kollektion bilden<br />

die Fotos von Pavel Štecha, Bohdan Holomíček, Ctibor Košťál und auch<br />

unseren eigenen Fotos von Treffen der Freunde des Veselý výlet. Schon<br />

seit 1983 kommt jedes Jahr ein neues Gruppenfoto hinzu. An der Decke<br />

schweben Fische aus Steingut, Holz, Metall, Sisal und Kunststoff, die von<br />

Menschen von fünf Kontinenten geschaffen wurden. Im Ruheraum mit Sauna<br />

und Whirlwanne hängt ein überdimensionales Foto von Josef Rakoncaj<br />

von seinem brillanten Aufstieg in der schneebedeckten Nordwand des<br />

Nanda Devi im Himalaja. Ich halte sie für die grandioseste tschechische<br />

Fotografie aus einem Hochgebirge - die im Kontrast zur Hitze der Sauna<br />

noch mehr zur Geltung kommt. All diese Gegenstände haben zwar keinen<br />

großen Handelswert, aber sie erinnern an schöne Augenblicke, erfreuen<br />

das Auge und vermögen den Betrachter wohl auch zu inspirieren.<br />

GESTALTERGRUPPE POLYKALO<br />

Nach der Fotoausstellung „Riesengebirgslandschaft in hundertjähriger<br />

Wandlung“ aus Anlass der Veröffentlichung der gleichnamigen Publikation<br />

stellt sich in der Autorengalerie des Veselý výlet die freie Gruppierung<br />

von Gestaltern „Polykalo“ vor. Bei einem Besuch der Druckerei<br />

Pratr in Trutnov vor drei Jahren erregten die langen Gänge voller farbenfreudiger<br />

Bilder mit exotischen Motiven meine Aufmerksamkeit. Damals<br />

erfuhr ich zum ersten Mal von dieser Gruppe von schaffenden Künstlern,<br />

die das Reisen mit dem Bildermalen verbinden. Es ist interessant<br />

zu verfolgen, wie das gleiche Motiv von jedem der sechs Künstler in<br />

ganz eigenwilligem Stil dargestellt wird. In Pec pod Sněžkou stellen der<br />

Keramiker Ivo Beschörner, der Karikaturist des Tageblatts Mlada fronta<br />

Dnes Miroslav Kemel, der Programmierer und Grafiker Vlastimil Ko-<br />

nopiský und die freischaffenden Gestalter Pavel Liška und Radek Semrád<br />

Bilder von zwei Reisen in die antike Türkei in den Jahren 2006 und<br />

2007 aus. Zusammen mit Freunden aus České Budějovice, Prag und<br />

Svoboda nad Úpou stellt sich auch Michal Havel, eines der Gründungsmitglieder<br />

von „Polykalo“ vor - der überhaupt erste Bürger von Pec pod<br />

Sněžkou, der in der Galerie des Veselý výlet seine Werke ausstellt.<br />

Die Verkaufsausstellung der Bilder der Gestaltergruppe Polykalo wird<br />

ab dem 20. Januar 2008 bis Ostern täglich von 8.30 do 17.30 Uhr im<br />

Veselý výlet in Pec pod Sněžkou zu besichtigen sein.<br />

Informationszentrum, Galerie, Wechselstube und Geschäft Veselý výlet<br />

in Pec pod Sněžkou Nr. 196, PLZ 542 21, Tel.:00420 499 736 130.<br />

Informationszentrum, Galerie, Wechselstube und Pension Veselý<br />

výlet in Temný Důl Nr. 46, Horní Maršov, PLZ 542 26, Tel., Fax:<br />

00420 499 874 298, Fax 499 874 221. Beide sind von 8.30 bis 18 Uhr<br />

geöffnet. Sie können sich auch auf Deutsch und Englisch verständigen.<br />

Pension Veselý výlet in Temný Důl bietet Unterkunft mit Frühstück in<br />

Zwei- und Dreibettzimmern sowie Apartments, telefonische Reservierung<br />

im Info-Zentrum. Weitere Informationen zur Unterkunft in der Pension<br />

senden wir ihnen auf Wunsch per Post oder e-Mail.<br />

E-Mail: info@veselyvylet.cz, www.veselyvylet.cz<br />

3


4<br />

REGELN ZUR GRENZÜBERSCHREITUNG<br />

IM <strong>RIESENGEBIRGE</strong><br />

Am 21. Dezember verschwanden endgültig die Schranken an den Grenzübergängen<br />

- Polen und Tschechien wurden Bestandteil des Schengenraums. Das heißt - man<br />

kann die Grenze an einem beliebigen Ort und zu einem beliebigen Zeitpunkt überschreiten.<br />

Nicht so in den wertvollsten Gebieten der I. a II. Zone des Riesengebirgsnationalparks<br />

auf der tschechischen Seite der Berge und auf dem gesamten Gebiet<br />

des polnischen Karkonoski Park Narodowy, hier bleibt der Personenverkehr auch<br />

weiterhin auf die ausgewiesenen Wanderwege beschränkt. Konkret heißt das, dass<br />

man auf dem Hauptkamm auf dem Abschnitt von den Grenzbauden in Malá Úpa bis<br />

zum Mrtvý vrch über Harrachov insgesamt an 16 verschiedenen Stellen über die<br />

Grenze nach Polen wandern kann. Nach Tschechien wiederum führen aus Polen<br />

15 Wanderwege über die Grenze. Von den attraktiven Stellen, an denen man bisher<br />

nicht direkt nicht „nach drüben“ durfte, seien zum Beispiel die Wanderwege von der<br />

Baude Petrovka nach Jagniatków oder von der Baude Martinovka zu den Schneegruben/<br />

Sněžné jamy, von der Elbfallbaude zur Veilchenspitze/ Łabski Szczyt und weiter<br />

nach Schreiberhau/ Szklarská Poręba genannt. Auf den Hauptwegen ist der Zutritt<br />

zum Nationalpark aus dem polnischen Vorgebirge gebührenpflichtig - Erwachsene<br />

bezahlen 4 Zloty, Kinder, Studenten und Senioren die Hälfte. Eine Preiserhöhung<br />

auf 4,60 Zloty, also ca. 32 Kronen steht an. Beim Überschreiten der Grenze von<br />

der tschechischen Seite aus kann man die Bezahlung dieses Eintrittspreises legal<br />

vermeiden. Bis zum Sommer verschwinden auf beiden Seiten der Grenze, die sich<br />

52 Kilometer auf dem Riesengebirgskamm entlang zieht, die Warnschilder „Vorsicht<br />

- Staatsgrenze“. Die Grenzsteine und auch die hübschen ovalen Schilder mit Wappen<br />

und Aufschrift „Tschechische Republik“ bleiben selbstverständlich stehen. Nach<br />

260 Jahren verschwanden so die Grenzpolizeistationen in Žacléř, Horní Maršov,<br />

Špindlerův Mlýn und in Harrachov. Personen, die verdächtig sind, sich unberechtigter<br />

Weise im Schengenraum aufzuhalten, werden nun von der Ausländerpolizei in<br />

Trutnov, Vrchlabí und Semily angehalten und kontrolliert.<br />

Im Juni 1985 hat wohl kaum einer von uns geahnt, wie wichtig für uns im Riesengebirge<br />

die damaligen Gespräche in der Weinstadt Schengen in Luxemburg in Zukunft<br />

einmal werden. Damals trafen Vertreter von fünf Staaten das Abkommen über die Aufhebung<br />

der Grenzkontrollen und den freien Personenverkehr. Die damaligen Medien<br />

vergaßen völlig, uns über diesen einzigartigen Akt zu unterrichten, an das quer über<br />

den Gipfel der Schneekoppe gespannte Sperrband erinnern wir uns deshalb umso<br />

besser. Die Staatsgrenze quer durch unsere Berge wurde damals streng von Polizei<br />

und bewaffneten Armeeangehörigen bewacht. Die Aufhebung der Grenzkontrollen<br />

am 21. Dezember 2007 im Riesengebirge verlockt zu einem kleinen Rückblick.<br />

GETEILTES GEBIRGE<br />

Unter der Herrschaft von Maria Theresia ging der österreichischen Monarchie im<br />

Jahre 1748 in Schlesien eines der historischen Länder der Böhmischen Krone verloren.<br />

Die Landesgrenze auf dem Hauptkamm des Riesengebirges wurde schlagartig<br />

zur Hoheitsgrenze zwischen Österreich und Preußen. Dem Grenzverlauf waren lange<br />

Streitigkeiten vorangegangenen. Im Jahre 1335 erwarb Johann von Luxemburg<br />

Schlesien für die Böhmische Krone und deshalb konnte Karl IV. im Jahre 1377 die<br />

Siedlungen an der Nordflanke des Riesengebirges seinem Knappen Gotsche-Schaff<br />

widmen. Das Geschlecht der Schaffgotschs wirtschaftete 568 Jahre auf<br />

diesem Gebiet und zwar bis 1945. Im 17. Jahrhundert führten sie scharfe<br />

Streitigkeiten mit ihren südlichen und östlichen Nachbarn über den<br />

Grenzverlauf ihrer Herrschaft. Dabei ging es nicht nur um die reichen<br />

Jagdgründe mit Bären, Rotwild und Auerhähnen, sondern vor allem um<br />

Erzvorkommen, Heuwiesen in den Bergen und den Holzreichtum der<br />

Wälder. Im Jahre 1664 gewann Christoph Leopold Schaffgotsch den<br />

Rechtsstreit mit dem in Schmiedeberg/ Kowary ansässigen Herrmann<br />

Czernin um den Gipfel der Schneekoppe und deren Umgebung. Gleich<br />

im darauffolgenden Jahr begann er - als Demonstration seiner Herrschaft<br />

über diesen Landstrich - mit dem Bau einer Kapelle auf ihrem Gipfel,<br />

der 1681 abgeschlossen wurde. Die Schaffgotschs setzten damals den<br />

Grenzverlauf von der Schneekoppe über die Wiesenbaude bis zum Weißwasser/<br />

Bílé Labe und von dort über den Zusammenfluss von Weißwasser<br />

und Elbe zum Schüsselberg/ Medvědín über die Goldhöhe/ Zlaté<br />

návrší zur Quelle der Mummel/ Mumlava und an deren Lauf bis zur Iser<br />

durch. Reaktion darauf war die Weihung der Elbquelle durch den Königgrätzer<br />

Bischof im Jahre 1684 auf Wunsch der Herren von Harrach aus<br />

der Herrschaft Branná. Die Morzins aus Hohenelbe/ Vrchlabí und die Ha-<br />

RIESENGEBIRGS<br />

rants aus Starkenbach/ Jilemnice verklagten Schaffgotscht wegen Siebengründe/<br />

Sedmidolí beim Kaiser Leopold I. in Wien. Diese intensiven Grenzreibereien konnten<br />

erst in der nächsten Generation beigelegt werden. Erst im Jahre 1710 wurde der<br />

endgültige Grenzverlauf zwischen den einzelnen Riesengebirgsherrschaften festgelegt<br />

und dadurch mithin auch die Landes- und spätere Staatsgrenze. Zum großen<br />

Missfallen der Schaffgotschs wurde dabei das Prinzip der natürlichen Grenze über<br />

die Gipfel und Kämme und mitnichten entlang der Wasserläufe angewendet. Nach<br />

der Angliederung von Schlesien an Preußen trennte eine Grenzschneise mit nummerierten<br />

Grenzsteinen und Grenzpfad den Hauptkamm in zwei Teile. Manche von ihnen<br />

sind als Zeugen des damaligen Abkommens bis heute erhalten geblieben. So haben<br />

wir bei der Erneuerung der Bergsteige auf der Schwarzen Koppe/ Svorová hora die<br />

gefundenen historischen Grenzsteine Nr. 147, 148 und 149 wieder aufgerichtet. Am<br />

Weg zur Schneekoppe über den Riesenkamm/ Obří hřeben sind die Grenzsteine Nr.<br />

160, 161 und 168 zu sehen und den früheren Gipfelgrenzstein Nr.184 haben wir im<br />

Boden des Vorhauses der neuen Tschechischen Poststelle auf der Schneekoppe<br />

eingelassen. Über der Peterbaude/Petrovka steht der Grenzstein 76, bei den Männersteinen/<br />

Mužské kameny ist am Wanderweg der schön abgewetzte Grenzstein<br />

Nr. 85 zu sehen. Neben der Bewahrung von Siebengründen/Sedmidolí in Böhmen/<br />

ist die Schaffung zweier gemeinsamer Hauptwanderziele für die künftigen Besucher<br />

des Riesengebirges – die Elbquelle und der Gipfel der Schneekoppe – als nachhaltigstes<br />

Resultat der Grenzstreitigkeiten aus dem 17. Jahrhundert anzusehen.<br />

SCHLIESSUNG DER GRENZE<br />

Nachdem sich Schlesien von der österreichischen Monarchie getrennt hatte, begannen<br />

bewaffnete Grenzwächter die Grenze zu hüten. Dabei wurde nicht der Personenverkehr<br />

eingeschränkt, dies war eher eine Reaktion auf den entstehenden Markt mit<br />

unterschiedlichen Preisen. Deshalb wurden die Grenzwächter, die Schmuggler jagden,<br />

Finanzwache genannt. Im Winter 1918 - 1919 besetzte die neu gegründete und<br />

schnell aus Legionären rekrutierte tschechoslowakische Armee die Grenze. Einer<br />

von ihnen war der auf der Titelseite dieser Ausgabe abgebildete František Kukačka.<br />

Aus dieser Zeit stammen die Grenzsteine, die man in Steinmetzwerkstätten außerhalb<br />

der Berge herstellte und die erst viel später rotweiß angestrichen und mit schwarzen<br />

Kreuzen versehen wurden, welche die Grenzlinie anzeigten. In Richtung Tschechien<br />

ist ein „CS“ für Tschechoslowakei und auf der Nordseite ein „P“ für Polen eingemeißelt.<br />

Das „P“ entstand jedoch erst nach 1945 indem zum ursprünglichen „D“ für<br />

Deutschland ein Fuß eingemeißelt wurde, deshalb ist das P doppelt so groß wie das<br />

CS. Vor drei Jahren übermalten Grenzer die eingemeißelte Schrift und ersetzten sie<br />

durch die schwarz geschriebenen Buchstaben C und P. Auch trotz der Spannungen<br />

nach der Ausrufung der Republik im Oktober 1918 war die Riesengebirgsgrenze sowohl<br />

für die hiesigen Bewohner, als auch die Wanderer auf den Kämmen ständig frei<br />

durchgängig. Einschränkungen brachte erst die demokratische Krise in Deutschland<br />

in den dreißiger Jahren. Damals trug die Existenz der Staatsgrenze im Riesengebirge<br />

grausam zur Verschandelung der Natur bei. Auch auf den höchsten Stellen in der<br />

arktisch-alpinen Tundra schossen Betonbunker wie Pilze aus dem Boden, wurden<br />

Schützengräben und Gräben für Befestigungsanlagen gegraben und Schneisen in<br />

die Latschenkieferbestände geschlagen. Die Schließung der Staatsgrenze dauerte<br />

nicht lange, nach der Okkupation der Sudeten durch das Großdeutsche Reich im<br />

Oktober 1938 hörte die Grenze für sieben Jahre auf zu existieren, aber die Grenz-


NATIONALPARK<br />

steine blieben überraschenderweise bis 1945 an der Grenze stehen. An die neue<br />

Nachbarschaft mit Polen - ein Resultat der Potsdamer Abkommen vom 2. August<br />

1945 - erinnert zusammen mit der Epoche der anschließenden Unfreiheit in beiden<br />

Ländern die breite Schneise im Latschenkieferbestand zwischen der Wiesen- und<br />

Spindlerbaude oder im Bereich zwischen Plattenstein/ Sokolník, Quarksteine/<br />

Tvarožník und Reifträger/ Szrenica. Die Bewachung der für lange Jahre geschlossenen<br />

Grenze wurde Sache der polnischen Armee. Vor allem im ersten Nachkriegsjahrzehnt<br />

wurde das Grenzregime äußerst streng gehandhabt. Wer der Grenzlinie auch<br />

nur nahe kam, wurde eingelocht und gezwungen, sich an Wiederaufbauarbeiten im<br />

zerstörten Warschau zu beteiligen.<br />

Der damalige Student der Brünner Pädagogischen Fakultät, Fachrichtung Körpererziehung,<br />

Stanislav Ondráček erinnert sich, wie er mit seinem Kameraden Karel<br />

Zikan im Winter zu einem Sportmeeting 1952 auf der Wiesenbaude war. Sie trainierten<br />

für die Skilaufweltmeisterschaften und drehten ihre Runden in einer ausgefahrenen<br />

Spur zur Riesenbaude. Einmal winkte ihnen der polnische Soldat freundlich<br />

zu, als sie aber bei ihm anhielten, riss dieser die MPi von der Schulter und nahm sie<br />

fest. Nach einem Verhör im Schlesierhaus wurden sie der Spionage verdächtig unter<br />

scharfer Bewachung ins Gefängnis eskortiert. Der Soldat bekam für diesen mutigen<br />

Akt einen Urlaubsschein und die beiden kneteten Schachfiguren aus Brot und ritzten<br />

ein Schachfeld in den Boden, um sich das Warten aufs Urteil zu verkürzen. Sie konnten<br />

von Glück reden, dass ihnen Zwangsarbeit erspart blieb und man sie nach einer<br />

Woche Haft nur nach Harrachov auswies. Vom Hunger im Gefängnis geschwächt,<br />

keinen Heller in der Tasche und ohne warme Bekleidung schlugen sie sich auf Skiern<br />

von Harrachov zur Wiesenbaude durch, wo sich ihre Sachen befanden. Unterwegs<br />

erlitten beide Erfrierungen. Inzwischen hatte die Fakultät andere Skiläufer nominiert,<br />

deshalb nahmen sie wenigsten am Stafettenlauf teil, Standa auf dem ersten und dritten<br />

und Karel auf dem zweiten und letzten Abschnitt. Gewonnen haben sie nicht.<br />

FREUNDSCHAFTSWEG<br />

Erst als das Riesengebirge im Juni 1961 in das Tourismusgebiet der tschechischpolnischen<br />

Konvention eingereiht wurde, verbesserte sich die Situation. Von der VB<br />

(der tschechischen Volkspolizei) eingeführte Passierscheine ermöglichten es, die<br />

Grenze zwischen Harrachov - Jakuszyce, Špindlerovka - Przesieka und ab 1962<br />

auch an der neu eröffneten Stelle Pomezní Boudy - Przełęcz Okraj zu überschreiten.<br />

Massenpassierscheine bekamen lediglich von gesellschaftlichen Organisationen<br />

organisierte Ausflüge, wie zum Beispiel vom Sozialistischen Jungendverband, dem<br />

Gewerkschaftsverband, dem Armeeklub Svazarm oder vom Verband für Körpererziehung.<br />

Ansonsten konnte man solch eines Passierscheins nur dann habhaft werden,<br />

wenn man Mitglied „Sozialistischer Arbeitsbrigaden“, Aktivist, Neuerer oder Verbesserer,<br />

bzw. Funktionär oder Teilnehmer an der Gewerkschaftserholung war - und<br />

dies auch erst auf Empfehlung der jeweiligen Betriebsleitung und der sozialistischen<br />

Gewerkschaftsleitung hin. Wir anderen aus dem 15-Kilometerband entlang Grenze<br />

konnten uns die Nordflanke des Riesengebirges erstmals in den siebziger Jahren<br />

nach der Einführung des „Kleinen Grenzverkehrs“ ansehen. Ein positiver Beitrag der<br />

Konvention war die Eröffnung des sogenannten Tschechisch-Polnischen Freundschaftsweges.<br />

So konnten wir zum ersten Mal wenigsten von der Höhe des Hauptkammes<br />

aus zum Großen und Kleinen Teich (Velký u. Malý Staw) runter gucken, den<br />

letzteren hatte man ansonsten ja nur vom Gipfel der Schneekoppe sehen können.<br />

In den Jahren zwischen 1922 und 1932 trafen sich an verschiedenen Stellen der<br />

Riesengebirgsgrenze ein paar Mal tschechische und deutsche Arbeiter und vor<br />

allem Funktionäre politischer Organisationen, die hier über ein gemeinsames Vorgehen<br />

im Kampf gegen den Kapitalismus berieten. An die Tradition dieser Treffen,<br />

z.B. bei der Riesenbaude, auf der Schneekoppe, der Elbquelle oder auch auf den<br />

Grenzbauden sollten ab 1973 entsprechende Pioniertreffen auf der Schneekoppe<br />

anknüpfen. An diesen ideologisch missbrauchten Aktionen nahmen außer hochrangigen<br />

kommunistischen Funktionären jeweils immer an die 2000 Kinder teil - keineswegs<br />

jedoch aus dem benachbarten Polen. Von echter Freundschaft konnte kaum<br />

die Rede sein. Diese wurde eher abseits der Grenze und zu ganz anderen Anlässen<br />

gepflegt. So kam die Dissidentin Anna Šabatová auf die Idee, den Freundschaftsweg<br />

im Riesengebirge zu einem ansonsten rein unmöglichen Treffen mit Leuten aus der<br />

polnischen Oppositionsbewegung zu nutzen. Damals durften weder polnische, noch<br />

tschechische Gegner des kommunistischen Regimes ins Ausland reisen, ja allein<br />

der Besitz eines Reisepasses blieb ihnen versagt. So trafen sich im Juli 1978 die<br />

„Touristen“ Adam Michnik, Jacek Kuroń, Jan Lityński und Antoni Macierewicz von der<br />

polnischen Seite und Václav Havel, Marta Kubišová, Tomáš Petřivý und Jiří Bednář<br />

von der tschechischen Seite zwischen Riesen- und Wiesenbaude (die Riesenbaude<br />

wurde später abgerissen) zu historisch ersten Gesprächen. Die Begeisterung über<br />

den Erfahrungs- und Meinungsaustausch, aber auch übers persönliche Kennen lernen<br />

war so groß, dass sich zum zweiten Treffen am Kiosk der Riesenbaude bereits 14<br />

Personen einfanden. Das dritte Treffen im Jahre 1978 wurde von der Geheimpolizei<br />

beider Länder gesprengt, Jaroslav Šabata wanderte direkt aus Pec pod Sněžkou<br />

für neun Monate in den Knast. Weitere Treffen fanden in geringerer Personenanzahl<br />

oder auch anderswo, als im Riesengebirge statt. Nach der Gründung der Widerstandsbewegung<br />

Solidarnosz im Jahre 1980 schloss die polnische Regierung<br />

nach ihren Erfahrungen mit Dissidententreffen zur Sicherheit auch gleich den ganzen<br />

Freundschaftsweg. Jahrelang durfte man nicht mehr auf den Hauptkamm, in Malá<br />

Úpa wurde gar der Förster bei der Besichtigung einer Fichtenschonung in Gewahrsam<br />

genommen - von den Kommunisten wurde der hiesige Grenzübergang nie mehr<br />

geöffnet. Allen Bemühungen zur Verheimlichung zum Trotz kursierte 1980 in Horní<br />

Maršov dieser Witz: „Was ist denn das für ein Nebel über der Schneekoppe?“ Antwort:<br />

In Polen verdampft der Sozialismus!“ Auf echte Veränderungen mussten wir<br />

dann aber trotzdem noch zehn lange Jahre warten.<br />

Ich war zum Beispiel mit dem späteren Übersetzer der polnischen Version des<br />

Lustigen Ausflugs Andrzej Magala dabei, als die Polnisch-Tschechische Solidarität in<br />

Bielice/ Kladsko die Öffnung der Grenze verlangte und den Ort zu einem ersten Treffen<br />

des künftigen polnischen Präsidenten Lech Walęsa und mit dem neuen tschechoslowakischen<br />

Präsidenten Václav Havel aussuchten. Drahomíra „Dáda“ Fajtlová<br />

aus Malá Úpa und der Bergführer Mieczyslaw „Dučin“ Piotrowski schlugen den Pass<br />

Slezské sedlo mit den Bauden Špindlerovka und Odrodzenie als Treffpunkt vor. Um<br />

die Einzelheiten zum ersten Treffen der beiden neuen Staatsmänner im Detail besprechen<br />

zu können, musste Dučin zu Dáda auf den Grenzbaude die „grüne“ Grenze<br />

überqueren. Als sich Havel und Walęsa dann am 17. März 1990 im Pass Slezské<br />

sedlo trafen, reagierten sie auf die Kulisse der durch sauren Regen vernichteten Wälder,<br />

die auf eindrucksvolle Weise die gerade abgeschlossene Epoche der Totalität<br />

widerspiegelten. Beide unterstützten zwar die Eröffnung der polnisch-tschechischen<br />

Grenze, aber damit hatten die Beamten (nicht nur) im Riesengebirge längst keine<br />

Der Grenzstein auf der Schwarzen Koppe/ Svorová h. aus dem 18. Jahrhundert. Deutsche Zollstation in den dreißiger Jahren auf den Grenzbauden.<br />

5


6<br />

Dáda Fajtlová und Dučin Piotrowski aus Polen - die Aktivisten der tschechisch-<br />

-polnischen Solidarität riefen am 10. August 1991 bei einer gemeinsam von<br />

Kardinal Henryk Gulbinowicz aus Wroclaw und Bischof Karel Otčenášek aus<br />

Hradec Králové zelebrierten Messe in der Kapelle des Hlg. Laurentius auf der<br />

Schneekoppe zur völligen Öffnung der Grenze im Riesengebirge auf.<br />

Treffen an der grünen Grenze im August des Jahres 1996.<br />

Eile. Deshalb organisierte Dáda mit Dučin und der Polnisch-Tschechischen Solidarität<br />

am 2. September 1990 eine Protestdemonstration auf den Grenzbauden. Von<br />

der tschechischen Seite der Berge führte Jiří Dienstbier, der Minister für auswärtige<br />

Angelegenheiten, eine große Menschenmenge an. Präsident Václav Havel höchstpersönlich<br />

entfernte die Kette, mit der die Grenzschranke festgebunden war und<br />

öffnete diese. Aber auf die richtige Öffnung der Grenze mussten wir dennoch weitere<br />

ein Jahr warten. Die Bedenken des damaligen Finanzministers, einiger Beamten<br />

und unserer Nachbarn, dass uns die Polen die Geschäfte leer kaufen, ringen einem<br />

heute nur noch ein Lächeln ab. Gleich nach der Eröffnung der Grenze stürmten die<br />

Tschechen die polnischen Flohmärkte zu Füßen des Riesengebirges - zur großen<br />

Zufriedenheit der dortigen Händler. Erst das Abkommen vom Januar 1995 ermöglichte<br />

die offizielle Wiederaufnahme des „Kleinen Grenzverkehrs“, ein Jahr später<br />

wurden dann vier neue touristische Grenzübergänge geöffnet - im Pass Soví sedlo,<br />

bei der ehemaligen Riesenbaude, bei der Wiesenbaude/ Luční bouda und bei den<br />

Quarksteinen/ Tvarožník. Damals brach eine neue Epoche des wirklichen Kennenlernens<br />

der jeweils anderen Seite des Riesengebirges und der Annäherung vieler<br />

Menschen diesseits und jenseits der Grenze an. Nicht zuletzt widerspiegelt sich dies<br />

auch in der engen Zusammenarbeit beider Naturschutzparke. Stellvertretend für<br />

die positiven Ergebnisse seien wenigstens die Ausrufung des Riesengebirges zum<br />

UNESCO-Biosphärenreservat, der Erwerb des Zertifikats eines grenzüberschreitenden<br />

Naturparks von der EUROPARC Federation als überhaupt zweite Region in ganz<br />

Europa, die gemeinsame Ausstattung der Infozentren mit Informationstafeln samt<br />

Touch-Bildschirmen, sowie die gemeinsame Veröffentlichung von Naturschutzmaterialien<br />

erwähnt. Nicht zuletzt kommt die Eröffnung der Grenze auch im Inhalt der<br />

Saisonzeitschrift Veselý výlet zum Ausdruck.<br />

AN DER GRÜNEN GRENZE VERHAFTETE REDAKTION<br />

Schon seit 1990 setzten wir uns für die Eröffnung des historischen Grenzübergangs<br />

zwischen dem tsch. Ort Horní Albeřice und dem polnischen Ort Niedamirów ein. Da<br />

ahnten wir aber noch nicht, dass sich im ersten Gebäude hinter der Grenze Beata<br />

Justa und Grzegorz Potoczak ansiedeln, um hier das einzigartige „Haus dreier<br />

Kulturen – Parada“ zu gründen. Bald darauf kamen wir hier zu regelmäßigen Gesprächsrunden<br />

mit Menschen aus Polen, Deutschland und Tschechien zusammen,<br />

vor allem aber zu einem untraditionellen, Ende Mai - Anfang Juni veranstalteten Mini-<br />

Rockfestival. Umso mehr wurmte es uns, dass dies über den Kamm nur eine halbe<br />

Stunde Fußweg gewesen wäre und dass wir stattdessen einen großen Umweg mit<br />

dem Auto über den Grenzübergang in Královec machen mussten. Die Behörden, die<br />

auf beiden Seiten für die Eröffnung des touristischen Grenzübergangs verantwortlich<br />

waren, waren ziemlich lustlos an der Sache. Deshalb lud uns „Parada“ am 3. August<br />

1996 zu einem Meeting direkt an der grünen Grenze ein. Unsere 15-köpfige Gruppe<br />

aus der Redaktion des Veselý výlet wurde von ihren polnischen Freunden, die sich<br />

zur Feier des Tages mit Masken vor allem aus Blumen geschmückt hatten, schon von<br />

Weitem mit einem lautstarken „Ahooooj“ begrüßt. Über die Grenzlinie hinweg, die wir<br />

mit einem Seil kenntlich gemacht hatten, an dem Blumensträuße hingen, reichten wir<br />

uns mit sechzig Menschen aus aller Welt die Hände, um die Grenze dann gemeinsam<br />

und demonstrativ genau an der Stelle zu überschreiten, wo man sie mindestens ab<br />

dem 16. Jahrhundert auf dem Weg nach Schlesien passiert hatte. Die polnischen<br />

Grenzer verfolgten alles aus ihrem geparkten Auto aus und blieben vorerst untätig.<br />

Nach dem ausgezeichneten Programm kehrte unsere Hauptgruppe nun bereits<br />

im Schutz der Dunkelheit wieder zurück. Erst später erfuhren wir, wie es unseren<br />

Freunden ergangen war, die noch bei Tageslicht allein nach Albeřice zurückgekehrt<br />

waren. Ein übereifriger Grenzer machte Anstalten sie zu verhaften, aber der Künstler<br />

Zdenek tat so, als wäre er taub und blind und setzte ungerührt seinen Weg ins Tal<br />

fort. Tonda machte die Kurve in Richtung Rýchory, wo er den Anorak umdrehte und<br />

schlagartig zum arglosen Pilzsammler wurde. Als der Grafiker Standa in eine dritte<br />

Richtung weiter lief, rief der Grenzpolizist per Funkgerät Hilfe herbei. Die andere<br />

Seite blieb aber stumm. Dem letzten Paar lief er bis zum Gasthof Vápenka hinterher,<br />

wo er sie noch ein paar Stunden bewachte. Dann ging auch ihm langsam ein, dass<br />

die Zeit zum Verhaften von Freunden von der anderen Seite endgültig vorbei ist. Nur<br />

die erschrockene sechsjährige Anitschka, die die ganze Zeit beim Papa huckepack<br />

auf dem Rücken gesessen hatte, sah zum ersten Mal einer MPi in den Lauf - und<br />

hoffentlich auch zum letzten Mal. Die Eröffnung des touristischen Grenzübergangs<br />

Albeřice - Niedamirów erreichten wir in Zusammenarbeit mit der Leitung des KRNAP<br />

dann erst im Juni 2003. Damals entstand mit der Unterstützung der KRNAP-Leitung<br />

der Wanderlehrpfad „Zollweg“. Ab Dezember dieses Jahres können wir nun ohne<br />

jegliche Einschränkung unsere Freunde im Haus dreier Kulturen besuchen und auch<br />

wieder unbehelligt zurückkehren.


WIR EMPFEHLEN<br />

BEWÄHRTE DIENSTLEISTUNGEN<br />

Pension Nikola<br />

Direkt im Zentrum von Pec pod Sněžkou, an der zum Ski-Areal führenden Hauptstrasse, ist die<br />

Familienpension Nikola zu finden. Basis für alle weiteren soliden Dienstleistungen ist die Unterbringung<br />

in einem grösseren Appartement und in 12 Zimmern, ausgestattet mit WC, Dusche, TV, Kühlschrank<br />

und mit einem kleinen Tresor. Das Objekt verfügt über kabellosen WiFi Internetzugang. Die<br />

Gäste können im stilgerecht eingerichteten, geräumigen Speiseraum, ergänzt durch eine kleine Bar<br />

verweilen. Die Küche ist ausschließlich böhmisch und Tag für Tag erwartet sie frisches böhmisches<br />

Gebäck und weiteres mehr. In der Pension Nikola kann man sich Unterkunft mit Frühstück, Im Winter<br />

Halbpension buchen. In der Nähe der Pension befinden sich Ski-Verleihe. Im Winter schnallen<br />

sie sich die Skier vor der Baude an, fahren zum Zubringerlift, und in zehn Minuten fahren sie zu den<br />

besten Skilifts und Pisten ab, die Pec zu bieten hat. Zurück brauchen sie die Skier auch nicht abzuschnallen.<br />

Nach einer Tour, oder nachdem sie sich auf der Piste ausgetobt haben, tut ein Aufwärmen<br />

in Sauna und Solarium doppelt gut, im Spielraum kann man Tischtennis spielen. Die Pension<br />

verfügt über einen eigenen Parkplatz mit einer ausreichenden Kapazität fürs ganze Jahr.<br />

Pension Nikola in Pec pod Sněžkou, PLZ 542 21, Inhaber Alena Novotná, Tel.<br />

00420 499 736 151, Fax 499 736 251, E-Mail: nikola-pec@volny.cz, www.nikolapec.cz, man<br />

spricht auch deutsch.<br />

Pension Veronika<br />

Die neue Pension Veronika steht inmitten von Pec, im unteren Abschnitt von Velká Pláň, an der<br />

Wegkreuzung nach Malá Pláň und zu den Skilifts, zum Hotel Horizont und zur Hauptstraße. Das<br />

neue Haus bietet Unterkunft (17Betten) in Zwei-, Drei- und Vierbettzimmern mit Zubehör und Sat-<br />

Fernseher. Die Pension verfügt über einen drahtlosen Wi-Fi Internetanschluss mit Signalübertragung<br />

auf alle Zimmer. Aus dem verglasten, halbrunden Restaurant mit Außenterrasse bietet sich ein<br />

herrlicher Ausblick auf die Stadt, die Berge ringsherum und die Skipisten. Das Restaurant wartet<br />

mit traditionell-böhmischen Spezialitäten auf, wie gefüllten Kartoffelpuffern oder hausgemachten<br />

Obstknödeln. Nachmittags- und Abendgäste kehren zu leichten Gerichten, Eisbechern und gezapftem<br />

Pilsner ein. Pensionsgästen wird Frühstück gereicht und im Restaurant bekommen sie Preisnachlass.<br />

In der Pension Veronika ist man direkt am Puls von Pec mit all seinen sportlichen und<br />

Vergnügungs möglichkeiten. Direkt am Haus ist ein 400 Meter langer Skilift mit der Möglichkeit zum<br />

abendlichen Skifahren. Das 200 Meter entfernte Hotel Horizont mit Wellnesszentrum samt Hallenbassin,<br />

Whirlpool, Sauna, Solarium, Squash, Ricochet, Fitness-Center, Kegelbahn und weiteren<br />

Raffinessen ist ganzjährig in Betrieb. Ein MTB-Verleih befindet sich direkt im Haus. Das ganze Jahr<br />

über kann auf einem pensionseigenen Parkplatz geparkt werden.<br />

Pension Veronika, Pec pod Sněžkou Nr. 309, PLZ 542 21, betrieben von Věra Zadinová, Tel.:<br />

00420 608 281 321, Fax: 499 736 134, E-Mail: veronika.pec@centrum.cz, www.penzionveronika.cz.<br />

Sie verständigen sich auch auf Deutsch oder Englisch.<br />

Pension Koula<br />

Die äußerlich rustikale, innen jedoch moderne Pension Koula auf Velká Pláň über dem Zentrum von<br />

Pec pod Sněžkou bietet gut ausgestattete Appartements. Auf einer Fläche von fünfzig Quadratmetern<br />

befinden sich jeweils zwei Wohnräume für insgesamt vier Gäste. Alle Appartements verfügen<br />

über ein eigenes Bad und Sat-Fernseher, sowie eine kleine, mit Geschirr, Kocher, Mikrowelle,<br />

Wassererhitzer, Kaffeeautomat und Kühlschrank ausgestattete Küche. In der Pension gibt es ein<br />

paar größere und kleine Appartements mit der Möglichkeit der Zubettung, sowie Zweibettzimmer<br />

mit Bad, aber ohne Küche. Sie können sich einen Aufenthalt mit Frühstück bestellen, Abendessen<br />

erhalten Sie mit entsprechender Vergünstigung in zwei benachbarten Restaurants. Das große<br />

Abendessen mit hausgemachtem Dessert zum Schluss wird besonders von Wintergästen gern in<br />

Anspruch genommen. Im Speisesaal oder in der Bar mit offenem Kaminfeuer bekommt man Erfrischungen,<br />

einschließlich Bier und anderer Getränke geboten. Nicht ganz zweihundert Meter von<br />

hier befindet sich ein Sportzentrum, die Pension steht an einer Piste mit drei Skiliften und abendlichem<br />

Skibetrieb. Zum Hauptskiareal gelangt man per Ski mithilfe eines Zubringerlifts oder mit dem<br />

Skibus, dessen Haltestelle sich hundert Meter unter der Pension befindet. Das ganze Jahr über<br />

kann an der Pension geparkt werden, im Winter sind Schneeketten anempfohlen.<br />

Pension Koula, Velká Pláň 146, Pec pod Sněžkou, PLZ 542 21, Inhaber Anna und Karel Koula,<br />

Tel./Fax: 00420 499 896 267, Tel. 499 736 329, 604 184 214, E-Mail: karelkoula@volny.cz,<br />

http://www.volny.cz/karelkoula/. Sie können sich auch auf Deutsch verständigen.<br />

Die ausgewählten und empfohlenen Dienstleistungen widerspiegeln die Meinung der Redaktion des Veselý výlet über die Entwicklung des hiesigen Tourismus. Kriterien<br />

zur Erwähnung und Bewertung der Betreiber sind unsererseits vor allem Seriosität bei gleichbleibender Qualität der Leistungen, der Zustand der Gebäude als solches und<br />

deren Einklang mit der Berglandschaft, bzw. eine gewisse Ausnahmestellung in der Gegend. Wir sind uns der Tatsache bewusst, dass wir mit der Präsentierung dieser<br />

Dienstleistungen auch eine gewisse Mitverantwortung für deren Qualität übernehmen, und dass deren tatsächliche Qualität dann rückwirkend als Qualitätssiegel unserer<br />

Zeitschrift empfunden wird. Auch deshalb stößt der werte Leser auch in dieser Ausgabe auf schon früher erwähnte, aber bewährte Dienstleistungsobjekte. Den Veselý<br />

výlet können wir vor allem dank des Verdienstes der örtlichen Städte und Gemeinden herausgeben, bei gleichzeitiger Unterstützung durch gerade diejenigen Unterneh-<br />

mer, welche die empfohlenen Dienstleistungsobjekte betreiben. Wir freuen uns über Ihre Zufriedenheit und hätten sie gleichzeitig gern um Ihre liebenswürdige Unter-<br />

stützung gebeten. Wenn Sie diese Objekte besuchen, wäre es nicht schlecht, wenn Sie verlauten ließen, dass Sie durch unsere Zeitschrift auf sie aufmerksam gemacht<br />

wurden. Vielen Dank im Voraus. Die Redaktion<br />

7


8<br />

Bemalte Balken zierten die bereits verschwundene Prinz-Heinrich-Baude<br />

auf den Kämmen über dem Großen Teich/ Velký Stav (1914).<br />

INTERIEURE VON BERGHÄUSERN<br />

Dieses angenehme Gefühl werden sie sicher kennen - wenn man an<br />

einem frostigen Wintertag nach einer Skitour oder dem Aufenthalt auf<br />

der Piste ein schön beheiztes Haus betritt. Schon die wohlige Wärme<br />

und das Gefühl der Sicherheit machen den Besuch einer Baude, eines<br />

Gasthofs oder Restaurants in den Bergen zum netten Erlebnis. Schon<br />

bald, nachdem man sich gesetzt hat, mit dem heißen Teepott in der<br />

Hand, beginnen die Augen im Raum zu schweifen und wenn das Innere<br />

hübsch und interessant ist, trägt dies ein Übriges zur guten Laune<br />

bei. Überraschenderweise entstanden auch nach der Privatisierung<br />

der Berghäuser und -hütten kaum attraktive Interieure, oft beschränkt<br />

man sich auf Kunstblumen und eingerahmte Kalenderblätter. Werfen wir<br />

deshalb mal einen Blick ins Innere interessanter Häuser aus Vergangenheit<br />

und Gegenwart.<br />

Jagdtrophäen und Wandteller<br />

Historische Fotografien des Inneren von Bergbauden sind selten, von<br />

den vielen tausend Riesengebirgsansichtskarten und -fotos, die ich besitze,<br />

ist nur auf etwa zweihundert das Innere längst verschwundener Interieure<br />

abgelichtet. Die Regel waren robuste Bauerntische und -bänke<br />

und Stühle mit Herz in der Rückenlehne, nur bessere Restaurants hatten<br />

leichte Sitzmöbel der Marke Thontet aus gebogenem Holz. Sehr beliebt<br />

waren fest eingebaute Bänke rings um den ganzen Speiseraum, die oft<br />

auch separate Sitzkojen bildeten. Blickfang war der große Kachelofen,<br />

oft mit glasierten grünen Kacheln und leuchtendgelben Verzierungen.<br />

Auch in den nobleren Berghotels umgaben sie Holzgestelle zum Trocknen<br />

der durchnässten Kleidung. An jeder Tischgruppe standen Messinggarderobeständer<br />

oder Garderobenwände. Petroleum- und später<br />

auch elektrische Lampen zierten nicht nur Schirme aus Porzellan und<br />

Glas, sondern auch Stoffschirme. Schlesische Schnitzereiwerkstätten<br />

lieferten ab dem Ende des 19. Jahrhunderts an verschiedenste Orte<br />

eine Spezialität der Riesengebirgsbauden - geschnitzte Holzlüster mit<br />

Wander-, Folklore-, Sport- und Jagdmotiven. Sehenswerte Exemplare<br />

sind bis heute auf der Peter- und Baude Moravská über Spindelmühle,<br />

in der Hampelbaude am Nordhang der Schneekoppe oder im Hotel<br />

Družba in Kleinaupa/ Malá Úpa anzutreffen.<br />

Zum Gebrauchsinventar in öffentlich zugänglichen Häusern kamen<br />

mit der Zeit auch Gegenstände hinzu, die nur zum Angucken bestimmt<br />

waren. Am häufigsten waren überraschenderweise Steingut-, Porzellan-<br />

und hin und wieder auch Zinnteller anzutreffen. Neben wirklich alten,<br />

schon lange nicht mehr verwendeten Exemplaren herrschten gemalte<br />

und glasierte Gedenkteller mit Inschriften, Wappen und Bildern vor. Die<br />

PEC POD SNĚŽKOU<br />

Die Hampelbaude hatte eine Wandteller- und Humpensammlung. Die Elch-<br />

-Trophäe aus dem Jahre 1928 erregt bis heute das Interesse der Touristen.<br />

Bauden und Hotels hatten spezielle Holzregale und Halterungen zum<br />

Ausstellen von Tellern, diese Ausstellungstücke wurden von Tee- und<br />

Kaffeepötten, Humpen und Krügen ergänzt. Die Handfertigung direkt in<br />

der Region ermöglichte es, verschiedenste Souvenirs und Geschenkartikel<br />

zu konkreten Anlässen herzustellen. Das ausgestellte Geschirr<br />

konnte so an die Hochzeit von Baudlern, alljährliche Kirmesfeiern,<br />

Besuche von Wandervereinen aus fernen Orten oder Skiwettkämpfe<br />

erinnern. In den gewöhnlichen Berghütten hingen in der Ecke gewöhnlich<br />

gedruckte, hin und wieder auch gemalte Heiligenbilder. Später<br />

schmückten sie auch Gasthöfe und Gästezimmer.<br />

Verschiedenste Jagdtrophäen bildeten eine weitere zahlreiche Gruppe<br />

der ausgestellten Gegenstände. Auf einem ganzen Viertel der abgebildeten<br />

Interieure sind Geweihe, Hörner, Schädel, Felle und ausgestopfte<br />

Vögel zu sehen. Der bekannteste „Kopf“ des Riesengebirges<br />

ist die Elchtrophäe von der Hampelbaude - der Strzecha Akademická,<br />

der mindestens schon seit den zwanziger Jahren das Hauptrestaurant<br />

ziert. Häufiger waren Hirschgeweihe an geschnitzten Hirschköpfen<br />

oder Schildchen befestigt, samt Erlegungsort, Name des glücklichen<br />

Weidmanns und manchmal auch mit der Gewichtsangabe des erlegten<br />

Stücks, natürlich alles in Schönschrift. Neben gewöhnlichen Rehgeweihen<br />

hatte z.B. die Fuchsbergbaude Trophäen von Alpengämsen und<br />

den Hauptsaal der Böhmischen Baude auf der Schneekoppe zierten<br />

gar die Hörner großer afrikanischer Antilopen. Am häufigsten waren<br />

ausgestopfte, meistens auf aufgehängten Ästen balzende Auerhähne,<br />

aber auch verschiedene Raubvögel, Elstern und vor allem Spechte<br />

zu sehen. Eine Kuriosität des Gasthofs unter dem Silberstein unweit<br />

von Jungbuch/ Mladé Buky war eine ganze Kapelle aus ausgestopften<br />

Eichhörnchen. Auch auf den ausgestellten Gemälden tauchen Jagdmotive<br />

auf, am häufigsten jedoch naive Malereien von Gästen, welche die<br />

Baude auf Bildern verewigten und diese anschließend dem Inhaber der<br />

Baude schenkten. Nur hin und wieder schmückten die Baudenbesitzer<br />

die Säle mit Originalen von namhaften regionalen Künstlern. Vor achtzig<br />

Jahren erfreuten sich unter den Baudlern zum Beispiel die Grafiken<br />

von Friedrich Iwan oder Erich Fuchs aus Schlesien und Ölbilder von<br />

Friedrich Hartmann aus Niederhof/ Dolní Dvůr großer Beliebtheit. Riesengebirgsmotive<br />

erschienen auch direkt an Holz- oder Putzwänden.<br />

Professionell ausgeführte figurale und Blumenbilder hatten die Interieure<br />

der Varta-, Davids- oder Bradlerbaude in Siebengründe/ Sedmidolí.<br />

Auch die Baudler selbst, bzw. Lackierer und Schriftmaler malten<br />

schlichte Blumen- und Gebirgsmotive und verschiedenste Sprüche auf<br />

Holzbalken, an Wände und Möbel. Auf der Böhmischen Baude auf der<br />

Schneekoppe schmückte der Gelegenheitstischler und Hausmeister in<br />

seiner Freizeit alle Zimmer mit kunstvollen Malereien aus.


Im ältesten Teil des Inneren der verschwundenen Fuchsbergbaude waren<br />

ein verzierter Kachelofen und Holzplastiken zu sehen (1936).<br />

Besonders bemerkenswert sind Elemente der Innenausstattung, die<br />

an bedeutende Ereignisse im Leben ihrer Besitzer erinnern, z.B. interessante<br />

Besucher, Fotografien des Personals, Speisekarten, zu feierlichen<br />

Anlässen gedruckte Programme und Plakate, Anerkennungen und<br />

Diplome zu Skiwettbewerben, von den Baudlern benutzte, aber inzwischen<br />

ausgediente Gegenstände und sonstiges Sammelsurium, das<br />

die Zeit und aufmerksame Baudler in den Bauden, Gasthöfen und Hotels<br />

angesammelt hatten. Gerade solche Angedenken wurden bei der<br />

Verstaatlichung von Privateigentum im Jahre 1945 und nach 1948 als<br />

erstes vernichtet. Andere Gegenstände gingen erst später verloren und<br />

so blieb bis 1989 nur wenig von der ursprünglichen Innenausstattung<br />

erhalten. Jetzt hängt alles vom Zugang und vom Feingefühl der neuen<br />

Besitzer ab, wie sie mit den Resten des alten Inventars umgehen, vor<br />

allem aber davon, ob sie die Lust und den nötigen Mut aufbringen, die<br />

öffentlich zugänglichen Interieure mit interessanten Gegenständen als<br />

Augenfang zu füllen.<br />

Weihnachtskrippe und Hexenreigen<br />

Das besterhaltene Innere einer Bergbaude ist in Pec pod Sněžkou<br />

bei den Zehgrundbauden/ Jelení louky zu finden. Den geräumigen<br />

Hauptsaal mit seinem beheizbaren Kachelofen umlaufen schlichte Bänke,<br />

die Inschriften an den Schildchen unter den Hirschgeweihen weisen<br />

darauf hin, dass sie aus dem Marschendorfer Schloss stammen. Noch<br />

gemütlicher ist der Raum mit Ausschank, uralten Stühlen und Tischen<br />

und großem Hirschgemälde von einem Volkskünstler und der mindest<br />

hundert Jahre alten hängenden Kasten-Weihnachtskrippe. Auch im Büfett<br />

der Koliner Baude sammelten sich in den achtziger Jahren nach<br />

und nach viele Gegenstände an. Ihre beiden Betreiberinnen hatten den<br />

Spitznahmen „Eulen“ und so begannen sie selbst damit, verschiedenste<br />

Eulen zu sammeln. Noch bevor sie ihr Engagement auf der Baude<br />

vor deren Gesamtrekonstruktion beendeten, hatten sie an die zweihundert<br />

ausgestopfte Eulen, aber auch Holz-, Stein-, Ton-, Stoff- und<br />

Eulen aus anderen Materialien zusammengesammelt. Das heutige Inventar<br />

der Koliner Baude erinnert an manchen Stellen an die Geschichte<br />

und Gründung dieses beliebten Stelldicheins von Skiläufern durch<br />

den Tschechoslowakischen Touristenklub im Jahre 1927. So ist auch<br />

eine zur Eröffnung der Baude hergestellte Gedenktafel zu sehen, dabei<br />

fehlte nicht viel und sie wäre im alten Eisen gelandet. Der Förster Josef<br />

Tylš fuhr zufällig in dem LKW mit, auf dem beim Umbau der Koliner<br />

Baude in den neunziger Jahren angefallener Bauschutt abtransportiert<br />

wurde und entdeckte dabei in der Fahrerkabine diese Buntmetallplatte.<br />

Der Fahrer wollte sie zu einer Altstoffhandlung zum Recyclen bringen.<br />

Buntbemalte Möbel, Bilder, Trophäen und Teller hatte auch die Baude<br />

Vyhlídka bei den Zahrádky (1938).<br />

Der Förster fackelte nicht lange und kaufte sie dem Fahrer ab, um sie<br />

nach Beendigung der Rekonstruktion der Koliner Baude zurückzugeben.<br />

Wohl aus Angst, dass sie wieder abhanden kommt, hängt sie heute<br />

ganz oben an der Decke. Ein ähnlich spontanes Sammelsurium wie im<br />

Berghotel „Zu den zwei Eulen“ entstand im Berggasthof Růžohorky. Der<br />

Koch Jiří Veselý stellte an diesem entlegenen Ort über Pec pod Sněžkou<br />

aus Langweile Hexen aller Art her und hing diese am Deckenbalken im<br />

Restaurant auf. Regelmäßige Besucher brachten dann verschiedenste<br />

Hexen aller Art mit und ohne Besen mit, ja untergebrachte Schulklassen<br />

fertigten sie direkt in der Baude an. Heute gibt es hier einen ständig<br />

aktualisierten Hexenreigen von mehr als 140 Hexen, eine kam sogar<br />

von der Nordsee geflogen.<br />

Da wir die meisten der öffentlich zugänglichen Räume in Pec pod<br />

Sněžkou kennen, wissen wir, dass die wohl hübscheste Zimmerpflanze<br />

das Zitronenbäumchen ist, das im Foyer des Restaurants des Berghotels<br />

Jana gedeiht, eine Pfeifensammlung ist im Restaurant der Baude<br />

Mama im Tal Růžový Důl zu sehen, auf die interessanteste Speisekarte<br />

- in Rattanrahmen hängende „Zeitungen“ - kann man im Hotel Děvín<br />

auf Velká Pláň verweisen. Im Bistro der Seilbahn zur Schneekoppe<br />

kann man den ästhetischen Eindruck, die eine große historische Fotografie<br />

mit einer Gruppe von Koppenträgern aus den zwanziger Jahren<br />

vermittelt, mit den gleich großen Informationstafeln mit kleineren zeitgenössischen<br />

Fotografien vergleichen. Das rechte Foto wirkt besser,<br />

auch wenn es weniger aussagt. Sehr interessant ist das Innere des<br />

gezimmerten Holzhauses aus dem Jahre 1928 mit seinem berühmten<br />

Gasthof Enzian an der Hauptstraße von Pec. Phantasievolle und solide<br />

getischlerte Elemente teilen den Raum optisch in einige Abschnitte auf,<br />

das angenehme Ambiente wird auf natürliche Weise durch ausgestellte<br />

Naturprodukte, ein Keramik-Set aus Boleslawiece, Fotografien aus der<br />

Geschichte des Hauses, historische Waffen, ein Schussschild und vor<br />

allem Küchengerät aller Art, wie alte Mühlen, Butterfässer, Vorratsbehälter,<br />

Mörser und zeitgenössische Teller untermalt. Den fiktiven Wettbewerb<br />

um das anmutigste, öffentlich zugängliche Interieur im Bergstädtchen<br />

Pec pod Sněžkou würde in der Redaktion des Veselý výlet das<br />

Restaurant in der Baude Amor bei der Enklave Chaloupky im Zehgrund/<br />

Zelený důl gewinnen. Uns hat es vor allem die Ausgewogenheit zwischen<br />

der praktischen Ausstattung des holzgezimmerten Hauses und<br />

den ausgestellten Gegenständen und Fotografien angetan. Interessant<br />

sind auch die bei der Rekonstruktion des Hauses aufgefundenen Fotos<br />

von den Familienangehörigen des einstigen Inhabers Joseph Mohorn<br />

und von dessen Besuchern, genauso wie die stilisierten Fotografien der<br />

Familienmitglieder des heutigen Baudenbesitzers Luboš Č. Zeman, und<br />

die alten Dokumente von hier stattgefundenen Ereignissen.<br />

9


10<br />

DER VERSCHWUNDENE BÄR<br />

Der wohl interessanteste Gegenstand im Ostriesengebirge in einem<br />

öffentlich zugänglichen Innenraum war bis 1947 ein im Gasthof Alter<br />

Petzer Kretscham/„Hospoda Na Peci“ am Gebälk hängendes Ölgemälde:<br />

„Im Jahre 1804 erlegter Bär von Riesenhain in Petzer“. Auch<br />

Zeitzeugen erinnern sich nicht mehr, ob Meister Petz noch lebend<br />

oder schon erlegt dargestellt war. Der offiziell letzte, auf der böhmischen<br />

Seite der Berge erlegte Bär war derjenige, den man am 16.<br />

September 1726 in Siebengründe (Sedmidolí) in der damaligen<br />

Hohenelber Herrschaft erlegte. Er ist auf einer der Wandmalereien<br />

in der Eingangshalle des Hohenelber Schlosses verewigt. Auf der<br />

Nordflanke des Riesengebirges steht beim letzten erlegten Bären die<br />

Jahreszahl 1770. Deshalb ist der Bildbericht von der Jagd im Revier<br />

„Riesenhain“ nur ein Stück abseits von Velká Pláň schon ein wenig<br />

verdächtig. Das Gemälde stellt wohl keine echte Jagdszene dar, sondern<br />

ist wohl eher als Posse oder Jägerlatein anzusehen, mag sein,<br />

dass man hier sogar den Tanzbären eines Wandergauklers „erlegte“.<br />

In der ersten Ausgabe des Lustigen Ausflugs hatten wir die Fotografie<br />

einer Zigeunerfamilie aus dem 19. Jahrhundert vor dem Gasthof<br />

„Hospoda Na Peci“ veröffentlicht. Dennoch halten wir das Gemälde<br />

vom „letzten“ Bären des Riesengebirges zusammen mit der bisher<br />

nicht wiedergefundenen Abbildung der Wassa-Baude im Löwengrund<br />

für die meistgesuchten Dokumente aus der neuzeitlichen Geschichte<br />

der Landschaft unter der Schneekoppe. Bei unserer Fahndung<br />

nach dem verschollenen Bärengemälde stellten wir fest, dass es der<br />

Entomologe Jaroslav Tykač im Jahre 1947 in seine Hütte Nr. 110 im<br />

Riesengrund mitgenommen hatte. Bei der Zwangsaussiedlung aus<br />

der heutigen Berghütte Yetice im Jahre 1950 widmete er den Bären<br />

Professor Horák, der das Gemälde „irgendeinem Jägerverein“ in Trutnov<br />

vermachte. Nach Aussage eines Försters nahm später der Vorsitzende<br />

des Forstvereins das Gemälde mit dem Bären von Riesenhain<br />

mit, als er nach Karlsbad zog. Dort verliert sich die Spur von Meister<br />

Petz dann leider.<br />

Im Gasthof „Hospoda Na Peci“ hingen lange Zeit über dem Stammtisch<br />

rechts an der Eingangstür zwei Reproduktionen von Gemälden<br />

des tschechischen Satirikers Josef Lada „Gasthausschlägerei“ aus<br />

Fotografien aus dem Gasthof Hospoda Na<br />

Peci aus den zwanziger Jahren, die wohl<br />

beim Kirmesfest geknipst wurden. Bei<br />

den Namen der Besucher stehen neben<br />

der Zeche verschiedene, in Mundart geschriebene<br />

Randbemerkungen. So erfährt<br />

man, dass „Dixla da Sportmann“ schon<br />

bezahlt hat, Tonno Bäckla mit dem Mädla<br />

zwei Schnäpse getrunken hat, ganze acht<br />

„Helle“ stehen beim Dorfbürgermeister,<br />

der Müller Sturm aus der alten Mühle hat<br />

schon fünf Kreuze, also Schäpschen intus<br />

und der Baumeister Capolago drei Bier.<br />

Der in der ersten Reihe angeführte „Jeschke<br />

aus’tu Nachbardorf“ hat für 5 Bier und<br />

3 Schnäpse 32 Kronen bezahlt. Dies war<br />

bestimmt der Fotograf Josef Jeschke aus<br />

dem Nachbardorf Svoboda nad Úpou, der<br />

diese gestellte Kneipenszene wohl auch<br />

abgelichtet hat. Normalerweise würden<br />

die Gäste wohl kaum rings ums Fass sitzen<br />

und die ausgestellten und benutzten<br />

Humpen und Schnapsgläser würden auch<br />

nicht auf der bemalten Truhe stehen, die<br />

zum Verstauen von Kleidern bestimmt<br />

war.<br />

dem Jahre 1943. Auf seiner Rückseite hatten mit der Zeit mehr als<br />

fünfzig Leute vom Personal, die sich hier abgelösten, ihre Unterschrift<br />

verewigt. In den siebziger Jahren des verflossenen Jahrhunderts<br />

planten die sozialistischen Normalisatoren den Abriss von nahezu<br />

einhundert Häusern in Pec pod Sněžkou, den ältesten, schon vor<br />

1644 gegründeten und noch funktionierenden Gasthof nicht ausgeschlossen.<br />

Als der Gasthof „Hospoda Na Peci“ im Jahre 1988<br />

geschlossen wurde, nahm der damalige Schankwirt Milan Ševčuk<br />

das Bild irgendwohin nach Mähren mit. Die Samtrevolution im Jahre<br />

1989 kam der Zerstörung des alten Gasthofs mit authentischem<br />

Zimmerwerk aus dem Jahre 1793 zuvor und die neuen Inhaber Jana<br />

und Jiří Šolc hängten bei der Neueröffnung am Silvester 1992 eine<br />

neue Reproduktion über dem Stammtisch auf. Später erwarben sie<br />

noch ein anderes seltenes Stück - ein Ölgemälde auf Leinwand, dass<br />

den Gasthof Hospoda Na Peci samt Umgebung im Jahre 1830 zeigt.<br />

Die wohl älteste bekannte Abbildung von Pec stammt aus der Zeit vor<br />

der Eröffnung der Arsenik-Hütte. Anstelle der heutigen Kapelle steht<br />

ein schlichtes Glockentürmchen. Das Gaststättenmilieu tat dem alten<br />

Kunstwerk jedoch nicht gut und so hängt seit 1999 eine leicht vergrößerte<br />

Kopie vom akademischen Maler Vladimír Soukup im Lokal.<br />

Jana Šolcová stammt der Berger-Familie von den Richterbauden ab.<br />

Deshalb kann man mit Sicherheit sagen, dass die drei verschieden<br />

geformten Holzkraxen, die im Gasthof Hospoda Na Peci an der Zimmerung<br />

hängen, viele Tonnen Lasten zwischen Petzer und den Richterbauden<br />

hin und her geschleppt haben. Auf der großen Platte über<br />

dem Kopf trugen die Bergler voluminöse Lasten, meistens Heuballen.<br />

An der stuhlartigen Kraxe wurden Milchkannen oder persönliche Sachen<br />

in einem großen Leinenbeutel festgezurrt. Die geläufigste flache<br />

Leiterkraxe diente zum Tragen schwerer Lasten, z.B. von Brennholz<br />

oder Baumaterial. Auf diesen Kraxen wurden nicht nur hundert Kilo<br />

schwere Lasten von den Koppenträgern zum Gipfel der Schneekoppe<br />

geschleppt, auch Schmuggler trugen auf ihnen ihr Schmuggelgut<br />

über die Grenze. Die verdienten Gulden, Marken und Kronen vertranken<br />

sie dann im gleichen Gasthaus, in dem die Touristen heute ihre<br />

Zeche lassen.


SKI AREAL SKI PEC<br />

MIT DEM SKISONDERZUG NACH PEC POD SNĚŽKOU<br />

Es hat sicher seinen besonderen Reiz, mit dem Zug in die Berge zu reisen,<br />

auch deshalb reicht die Tradition der Skisonderzüge bis in die goldene Ära<br />

der Ersten Republik oder in die Nachkriegszeit hinein, als organisierte Skifahrergruppen<br />

in die Berge aufbrachen. Da die Riesengebirgsgleise allesamt<br />

im Vorland enden, knüpften jeweils Busse der Tschechoslowakischen Staatsbahn<br />

(ČSD) an. Durch die Partnerschaft der Tsch. Staatsbahn (ČD) und des<br />

Skiareals Ski Pec gelang es vor drei Jahren, solch eine Verbindung wieder<br />

herzustellen. Von den Zügen, die in Trutnov enden, können die Reisenden der<br />

Tsch. Staatsbahn bequem in einen gratis verkehrenden Skibus umsteigen, der<br />

sie direkt zur unteren Skiliftstation des Javor in Pec pod Sněžkou bringt.<br />

Lustige Ausflugszüge schon vor achtzig Jahren<br />

Alles begann im Jahre 1927, als die Prager Bahndirektion so genannte „Ausflugszüge“<br />

einführte. Hauptimpuls war dabei der „...radikale der radikale Umschwung<br />

in den Gewohnheiten der Bevölkerung von Großstädten oder auch<br />

nur größeren Städten in Bezug auf Wochenend- und Feiertagsreisen, im Sommer<br />

genauso wie im Winter“. Noch im gleichen Jahr fertigte die Prager Bahndirektion<br />

dreizehn Ausflugszüge „mit Betreuung und Begleitung“ ab. Zehn Jahre<br />

später waren es bereits einhundert mehr. Am häufigsten fuhren die Ausflugszüge<br />

ins Riesengebirge, wohin in den ersten 10 Jahren 93 Züge abgefertigt<br />

wurden, in die Hohe Tatra 61, sehr beliebt waren damals auch Sonderfahrten<br />

nach Karpatenrussland. Im ersten Jahrzehnt nahmen die Tourismusfreunde<br />

insgesamt zirka 500 Ausflugszüge in Anspruch. Den Reisenden dieser Ausflugszüge<br />

wurden noch weitere Vergnügungen geboten: Das gesellige Beisammen-sein<br />

der Teilnehmer wird durch eigene sportliche Wettbewerbe und<br />

vergnügliche Abende bereichert“. Eine europäische Neuheit war gegen Ende<br />

der 30. Jahre ein sog. Tanzwaggon der ČSD, den man aus einem vierachsigen<br />

Sanitätswaggon umfunktioniert hatte und den man auch in diese Skischnellzüge<br />

zu spannen pflegte. Die eingebaute Tonapparatur, die Stabilität dieses<br />

Waggons und der entsprechende Platz zum Tanzen ließen die abendlichen<br />

und nächtlichen Zugfahrten in die Berge wie im Flug vergehen.<br />

Im Ostriesengebirge endeten die Bahnlinien in Svoboda nad Úpou, wo für<br />

den Weitertransport der Reiselustigen gesorgt war: „Außerdem werden den<br />

Reisenden des Skisonderzugs am Bahnhof Prag-Wilson kombinierte Fahrkarten<br />

zur Benutzung der Buslinien zwischen den Stationen Svoboda nad Úpou<br />

– Janské Lázně und von Janské Lázně per Seilbahn für 19 Kronen für die Hin-<br />

und 12,90 Kronen für die Rückfahrt ausgestellt und dies einschließlich aller<br />

Gebühren für das Gepäck, Skier oder Schlitten“. Soweit der Auszug aus dem<br />

Angebot des „Reisehandbuchs der ČSD“ für die Skisaison 1935 - 1936. Im<br />

Jahre 2006 führte die Tsch. Staatsbahn (ČD) in Kooperation mit dem Skiareal<br />

Ski Pec den Versuchsbetrieb von Skizügen mit anknüpfendem Skibusverkehr<br />

ein und verhalf so diesen alten langjährigen Traditionen zu einer Wiedergeburt.<br />

Mit dem Zug nach Pec im Jahre 2008<br />

Obwohl das Skieareal Ski Pec keine direkte Bahnverbindung hat, macht ihre<br />

Zusammenarbeit mit der Tschechischen Staatsbahn ein bequemes Reisen<br />

von Hradec Králové nach Pec möglich. An den Wochenenden kann man vom<br />

Hauptbahnhof in Hradec Králové um 7 Uhr mit dem Schnellzug Sp 1780 zum<br />

Bahnhof Trutnov reisen, von hier wird man vom wartenden Skibus ohne jegliche<br />

weitere Zwischenstation binnen einer halben Stunde zu den Skiliften von<br />

Javor gebracht. Das heißt - binnen 2 Stunden und 10 Minuten ist man von<br />

Hradec Králové per Bahn und Skibus auf einer Riesengebirgspiste. Für eine<br />

ermäßigte Hin- und Rückfahrkarte von Hradec Králové nach Trutnov hat man<br />

164 CZK zu berappen, eine Strecke kostet also 82 CZK, d.h. etwas mehr als<br />

3 Euro! Zurück kann man mit dem Schnellzug R 656 fahren, der um 16.40<br />

Uhr aus Trutnov abfährt.Den Anschluss an diesen Schnellzug stellt der Skibus<br />

her, der 15.50 Uhr von der Piste Javor abfährt. Dieser Skibus von SKI Pec ist<br />

ausschließlich Reisenden der ČD vorbehalten und verkehrt vom 5. Januar bis<br />

zum 30. März 2008 jeweils samstags und sonntags von ausgewählten Bahnlinien<br />

der ČD. Der Ski-, Snowboard-, Bob- und Schlittentransport ist sowohl in<br />

den Zügen selbst, als auch in den Anschluss-Skibussen unentgeltlich. Nähere<br />

Informationen findet man unter www.cd.cz/skivlaky oder direkt in den Bahnhöfen<br />

der Tsch. Staatsbahn.<br />

Aleš Kučera (unter Verwendung der einschl. Unterlagen von Petr Štěpánek)<br />

1 Javor I - Selbstbedienungslift für je zwei Personen, Länge 1019 m,<br />

Höhenunterschied 246 m, Kapazität 1060 Personen/Stunde, mittelschwere<br />

Piste<br />

2 Javor II - Selbstbedienungslift für je zwei Personen, Kap. 1060 Pers./<br />

Stunde, abendliches Skifahren.<br />

3 Hnědý Vrch - viersitziger Sessellift, Länge 1200 m, Höhenunterschied<br />

315 m, Kap. 1370 Pers., mittelschwere und neue schwarze Piste<br />

4 Vysoký Svah (Smrk) - SB-Skilift mit Ankern für 2 Skifahrer, Länge<br />

812 m, Höhenunterschied 150m, Kap. 1000 Pers., leichte Piste<br />

5 Zahrádky I - Lift mit Bedienung, für je zwei Personen, 895 m lang,<br />

225 m Höhenunterschied, Kap. 1000 Pers./Stunde, mittelschwere Piste<br />

6 Zahrádky II - Selbstbedienungslift für je zwei Personen, 490 m lang,<br />

105 m Höhenunterschied, Kap. 1060 Pers./Stunde, mittelschwere Piste<br />

7 Klondike - Selbstbedienungslift mit Teleskopankern für je eine Person,<br />

360 m lang, 60 m Höhenunterschied, Kap. 900 Pers./Stunde, leichte<br />

Piste<br />

8 Zahrádky III („U lesa“) - Selbstbedienungslift mit Teleskopankern für<br />

je eine Person, 350 m lang, 60 m Höhenunterschied, Kap. 560 Pers./<br />

Stunde, leichte Piste - auch abendliches Skifahren<br />

9 „Na muldě“ - Selbstbedienungslift mit Teleskopankern für je eine Person,<br />

550 m lang, 100 m Höhenunterschied, Kap. 800 Pers./Stunde, mittelschwere<br />

Piste.<br />

10 Eso - SB-Skilift mit Teleskopmitnehmern für je einen Skifahrer, Länge<br />

320 m, Höhenunterschied 115 m, Kapazität 620 Personen, mittelschwere<br />

Piste, abendliches Skifahren Kap. 800 Pers./Stunde, mittelschwere<br />

Piste.<br />

Hauptsaison<br />

25. 12. 2007 - 30. 3. 2008<br />

Nebensaison<br />

1. 11. 2007 - 23. 12. 2007<br />

31. 3. 2008 - 20. 4. 2008<br />

Erwachsene Kinder Erwachsene Kinder<br />

1 Fahrt 40<br />

1 Fahrt LD Hnnědý vrch 70<br />

9.00 - 13.00 Uhr 430 270 360 230<br />

ab 11.00 Uhr 480 300 390 240<br />

ab 12.00 Uhr 400 250 330 200<br />

ab 13.00 Uhr 380 230 300 190<br />

1 Tag 590 380 480 310<br />

2 Tage 1090 590 930 500<br />

3 Tage 1590 840 1350 710<br />

4 Tage 2050 1090 1750 930<br />

5 Tage 2450 1290 2070 1110<br />

6 Tage 2850 1500 2400 1290<br />

7 Tage 2950 1580 2550 1360<br />

5 in 6 2500 1310 2100 1120<br />

5 in 7 2550 1330 2130 1150<br />

Saison ohne Abend 7000 5000 7000 5000<br />

Saison mit Abend 9000<br />

1 Tag Senioren (70 Jahr) 100<br />

Abend Javor<br />

17.00/17.30 - 21.00 Uhr<br />

250<br />

Javor - 1 Tag 450<br />

Abend Zahrádky III, Eso, Abend<br />

bis 21.00 hod.<br />

150<br />

11


12<br />

ZWANZIG SCHNEEKANONEN AUF DEM HNĚDÝ VRCH<br />

Viele Jahre lang war die Piste Hnědý Vrch, die nach dem ursprünglichen deu-<br />

tschen Namen des Berges - Braunberg - im Volksmund auch Bramberk genannt<br />

wird, das interessanteste Skigelände im ganzen Riesengebirge. Aus einer Meereshöhe<br />

von 1215 Metern fällt sie 315 Meter bis auf 900 m ü. dM. ab. Trotz<br />

der höchsten Lage der Piste im ganzen Tal taute jedoch der Schnee wegen der<br />

südlichen Lage in schneeschwachen Wintern besonders an dem Sonnenlicht<br />

stark ausgesetzten Stellen allzu schnell weg. Seit den Weihnachten 2003 führt<br />

auf den Braunberg/ Hnědý Vrch ein viersitziger Sessellift hinauf und ab dem<br />

diesjährigen Winter kann die Piste wieder mit Fug und Recht als einer der besten<br />

Skihänge des Riesengebirges bezeichnet werden. Eine deutliche Verbesserung<br />

brachte das perfekte Beschneiungssystem mit zwanzig supermodernen Schneekanonen<br />

und fünf Schneeduschen. Achtzehn Kanonen sind dabei an speziellen<br />

Türmen installiert, wodurch sich die Dauer verlängert, in der die Tropfen zur Erde<br />

fallen und in der sie sich in Schnee verwandeln. Durch diese technische Lösung<br />

kann die Beschneiung bei höheren Lufttemperaturen erfolgen, als bei auf dem<br />

Boden stehenden Schneekanonen. Gleichzeitig kann der Schneestrom besser<br />

auf konkrete Stellen gerichtet werden. Voraussetzung zur Beschneiung des<br />

Hnědý Vrch und ab nächstem Winter auch der restlichen Teile von Vysoký Svah<br />

und den oberen Zahrádky war die Herleitung von Wasser aus dem einen Kilometer<br />

entfernten Bach Zelený potok. Dieser hat den ganzen Winter über eine ausreichend<br />

Durchflussmenge und überdies auch eine um durchschnittlich 1,5 °C<br />

kältere Wassertemperatur. Ein weiteres Plus bei der künstlichen Beschneiung.<br />

Was mehr - das Wasser, das aus dem Zehgrund/ Zelený důl zufließt, ist ganz<br />

klar, was die Filtrierung des Wassers erleichtert, bevor es den Düsen mit einem<br />

Durchmesser von 300 Mikrometern zugeführt wird.<br />

Die Piste Hnědý Vrch ist mit Schneekanonen der Marke Lenko ausgestattet.<br />

Die normale Jahresproduktion der schwedischen Firma liegt bei 350 Maschinen,<br />

aber geschockt vom letzten warmen Winter in ganz Europa gaben die Skigebiete<br />

gleich 800 Stück in Auftrag. Trotz rechtzeitiger Bestellung seitens Ski<br />

Pec wartete das Skiareal ungeduldig auf 20 neue Kanonen, die erst im letzten<br />

Moment direkt aus Schweden in Pec ankamen. Die Installation einiger dieser<br />

Schneeerzeuger an hohen Mästen erfolgte so erst nach Saisonbeginn am 17.<br />

November 2007. Um alle „Kanonen“, wie die Schneeerzeuger im Bedienerjargon<br />

genannt werden, kümmern sich fünf Leute. Die automatische Steuerung<br />

einer jeder der Schneekanonen wertet die entsprechende Luftfeuchtigkeit und<br />

-temperatur, sowie die Temperatur des zugeleiteten Wassers aus und stellt danach<br />

den entsprechenden Düsendruck ein. Je nach Programm wird schwerer<br />

Untergrundschnee bei Beginn der Beschneiung oder feinster Pulverschnee zum<br />

herrlichen Skifahren im März produziert.<br />

Die Piste Hnědý Vrch verfügt über ausgezeichnete Parameter. In ihrem oberen<br />

Abschnitt befindet sich neben der ursprünglichen mittelschweren „roten“<br />

Piste seit dem vorvorjährigen Winter eine gerade und anspruchsvolle „schwarze“<br />

Piste - die erste ihrer Art im ganzen Ostriesengebirge. Bei einem Gefälle von<br />

NEWS AUS SKI PEC<br />

45 Grad wird sie jeden Abend mit Hilfe einer Winde präpariert. Ab der Stelle, wo<br />

die rote und schwarze Piste auf sich treffen, verbreitert sich die Abfahrtsstrecke<br />

mit beidseitigen Beschneiungsanlagen auf 65 Meter. Sowohl das Gefälle, als<br />

auch die Breite der ganzen Piste ermöglichen scharfe sportliche Abfahrten. Das<br />

Skigelände Hnědý Vrch besticht aber auch mit seiner herrlichen Bergkulisse mit<br />

Schneekoppe, Forst- und Schwarzem Berg und weiten Blicken ins Vorland. Die<br />

Kapazität des Viersitzer-Sessellifts hat sich nach Installation des beweglichen<br />

Laufbands zum bequemen Aufsitzen und entsprechender Leistungserhöhung<br />

auf 1460 Skifahrer pro Stunde erhöht. Der sanfte Einstieg wird auch gern von<br />

Langläufern genutzt, die von hier aus zu Kammtouren über den Fuchsberg/<br />

Liščí hora oder zum Riesengebirgsskiwanderweg bei der Waldbaude/Lesní b.<br />

aufbrechen können. Neu ist auch die breite Abfahrt vom Hnědý Vrch zum Ski-<br />

Verbindungsweg zur Piste Javor, mit separater künstlicher Beschneiung. In der<br />

Mitte dieses Weges wurde eine neue Hochdruckpumpstation für die einzelnen<br />

Zweige der Verteilung des Beschneiungswassers errichtet. Schon die ersten<br />

Tage der diesjährigen Skisaison haben gezeigt, wie wichtig die Herstellung von<br />

technischem Schnee wegen der klimatischen Veränderung ist. Obwohl an den<br />

umliegenden Hängen, die sich unter 900 m ü. dM. befinden, nur eine dünne<br />

Schneedecke liegt, sind alle Skipisten des Skigeländes Ski Pec in ganzer Länge<br />

ausreichend mit technischem Schnee bedeckt. Für die Präparierung der<br />

Abfahrtsstrecken und Verbindungswege sorgen vier große und ein kleiner Pistenbully.<br />

Jeder dieser Pistenbullys ist nach Schließung der Pisten sechs volle<br />

Stunden in Betrieb, damit diese um neun Uhr am morgen wieder Tipp-Topp in<br />

Ordnung sind. Bei starkem Schneefall werden die Pisten und Spuren der Skilifte<br />

vor Beginn noch einmal präpariert.<br />

Um die Sicherheit der Skifahrer zu garantieren, ist der direkte Weg von der<br />

Serpentine „Farinka“ zur unteren Station der Skipisten Zahrádky und Vysoký<br />

Svah täglich von 8 bis 18 Uhr für jeden Motorschlitten-, Schneefahrzeug- und<br />

Pkw-Verkehr gesperrt. Von den sonstigen Neuheiten sei die Verteilung und das<br />

Häuschen mit Zeitmesser samt großem Bildschirm an der Wettkampfpiste Javor<br />

II. genannt, auf dem bei Wettkämpfen die Ergebnisse angezeigt werden und bei<br />

Normalbetrieb Bilder aus dem Skiareal laufen. Eine völlig neue Technologie hat<br />

der Skilift Zahrádky III. - U lesa (Am Wald) mit Flutlichtanlage bekommen.<br />

Das Skiareal Ski Pec a.s. gehört zu den besten Skigebieten in der Tschechischen<br />

Republik. Die verschieden anspruchsvollen und langen Pisten werden<br />

jeden Tag vor Betriebsbeginn von vier modernen Pistenbullys perfekt in Schuss<br />

gebracht. Das Skigelände liegt in einer Höhe von 830 bis 1215 Metern über dem<br />

Meeresspiegel. Alle Abschnitte in den niedrigeren Lagen sind mit Beschneiungsanlagen<br />

ausgestattet. Das Skiareal verfügt über ein Abfertigungssystem,<br />

das die Wahl verschiedener Arten von Liftkarten und die Benutzung eines beliebigen<br />

der hiesigen Skilifte ermöglicht. Man kann auch berührungslose Chipkarten<br />

mieten, die nur an die Chipkartenleser gehalten werden und die man je<br />

nach Bedarf während des Winters nachladen kann. Achtung - die Fahrkarten<br />

sind nur an der unteren Station der Skilifte<br />

Zahrádky und Javor erhältlich, wo man<br />

auch mit allgemein verwendeten Kreditkarten<br />

zahlen kann. Wer bei einem Aufenthalt<br />

gleich alle vier Riesengebirgsskizentren<br />

kennen lernen möchte, kauft sich einen<br />

einzigen Skipass der Skiarena Krkonoše,<br />

der neben SKI Pec auch zur Benutzung der<br />

Hauptskipisten in Velká Úpa, Malá Úpa und<br />

in Janské Lázně berechtigt. Beide Pisten<br />

Javor sind die längsten und am besten beleuchteten<br />

Skigelände in Tschechien. Das<br />

abendliche Skifahren beginnt eine Stunde<br />

nach Beendigung des Normalbetriebs und<br />

dauert je nach Interesse bis 21 Uhr. Der<br />

Skilift Zahrádky III – U lesa ist ununterbrochen<br />

von 9 bis 21 Uhr in Betrieb. Um den<br />

Antritt zu ganztätigen Kammtouren zu erleichtern,<br />

ist jeden Wintermorgen von 8.00<br />

bis 8.15 Uhr der Sessellift zum Hnědý Vrch<br />

nur Skilangläufern und Fußwanderern vorbehalten.<br />

Er ist übrigens auch im Sommer<br />

in Betrieb, wo er Fuß- und Radwanderer in


einstündigem Intervall befördert. Skibusse aus Trutnov, Janské Lázně, Velká<br />

Úpa und von drei weiteren Ausgangspunkten in Pec verkehren bis zur unteren<br />

Skiliftstation Javor, außer samstags, wo die Buslinie wegen des erhöhten Pkw-<br />

Aufkommens und des allgemeinen Urlauberwechsels im Zentrum von Pec am<br />

Busbahnhof endet. Bestandteil des Skiareals sind auch eine Gepäck- und Skiaufbewahrung,<br />

öffentliche Toiletten, Skiservice, -verleihe und –schulen, Bistros<br />

und Restaurants. Alle Pisten sind während des Betriebs unter permanenter Aufsicht<br />

des Bergrettungsdienstes. Wer nur für einen Tag zum Skifahren kommt,<br />

kann ab dem 7. Januar in der Zeit von 7 bis 22 Uhr auf einem Teil des Parkplatzes<br />

Zelený Potok mit einer Kapazität von 200 Parkstellen gratis parken. Das einwöchige<br />

Parken wurde in Pec auf 600 Kronen herabgesetzt, das eintägige Parken<br />

auf den sonstigen Parkplätzen kostet 120 Kronen. Aktuelle Informationen über<br />

die Ski- und Schneebedingungen in Pec pod Sněžkou stehen nicht nur täglich<br />

ab 7.50 Uhr per Panoramakamera im 2. Tsch. Fernsehen (ČT 2), sondern auch<br />

auf entsprechenden Webseiten im Internet zur Verfügung.<br />

SKI Pec a.s., Pec pod Sněžkou, PLZ 542 21, Direktor František Vambera,<br />

Tel. der Leitung des Areals: 00420 499 736 375 und 499 736 285, Fax: 499<br />

736 398), Betriebszeit von 9 – 16 Uhr, ab dem 15.2. 2006 bis 16.30 Uhr,<br />

www.skipec.com.<br />

Skiareal SKI PEC in Daten<br />

1932 – wird der von zwei Fiat-Benzinmotoren betriebene Seilwinden-Schlittenlift<br />

Mulda für 20 Skifahren in Betrieb genommen, 1950 – erster mittels Elektromotor<br />

betriebene Seilwinden-Skilift bei der Hütte Jitřenka zum Braunberg/<br />

Hnědý Vrch, 1953 – Seilwinden-Skilift bei der Hütte Slunečnice auf dem Braunberg,<br />

1956 – Seilwinden-Skilift bei der Hütte Lucký auf dem Hnědý Vrch mit<br />

Dieselantrieb, um 1956 – vier Seilwinden-Skilifte am Hang Velká Paseka und<br />

einer bei der Hütte Kamor, 1957 – Seilwinden-Skilift in Liščí jáma mit Dieselantrieb,<br />

1957 – es gelingt nicht, den Skilift Mulda mit Motor und Getriebe aus<br />

einem russischen Panzer in Betrieb zu nehmen, 1958 – neue Piste und Skilift<br />

bei Zahrádky, der neue Skilift Mulda wird in Betrieb genommen, 1966 – erste<br />

Skipiste und Skilift am Javor, 1968 – neuer Skilift bei Zahrádky, 1970 – erstes<br />

Pistenfahrzeug zur Präparierung der Pisten, 1971 – neue Skipiste und Skilift<br />

am Hnědý Vrch, 1974 – neue Piste und Skilift am Vysoký Svah, 1979 – zweite<br />

Skipiste und zweiter Skilift am Javor, 1981 – neue Skilift am Javor, 1986 – neue<br />

Skipiste Klondike samt zweier Skilifte, 1993 – neuer Skilift zum Hnědý Vrch,<br />

neuer Skilift Mulda, 1995 – Einführung des Abfertigungssystems SKIDATA mit<br />

Magnetkarten, 1997 – neuer Skilift bei Zahrádky, 1998 - die Panoramakamera<br />

Sportlicher Höhepunkt<br />

der diesjährigen Saison<br />

ist der Weltpokal der<br />

Veteranen<br />

der Welt Cup<br />

Master<br />

am 1. und 2. März<br />

2008 auf der Piste<br />

Javor. Dabei darf man<br />

sich auf die Beteiligung<br />

einstiger ausgezeichneter<br />

Skiläufer freuen.<br />

Zwölf Snowboarder der<br />

absoluten Weltspitze<br />

werden am 15. und 16.<br />

März am Javor bei der<br />

Veranstaltung<br />

Ticket To Ride<br />

Snowjam<br />

ihre Sprünge vorführen.<br />

nimmt ihren Betrieb auf, 1999 – erstmals künstliche Beschneiung am Javor,<br />

gratis verkehrende Skibusse zwischen Pec und Velká Úpa, 2000 – Verbesserung<br />

der Skipisten und neue Skilifte am Javoru, 2001 – Flutlichtbeleuchtung<br />

der Piste Javor, Skibusse aus Trutnov, Svoboda und Maršov, künstliche Beschneiung<br />

des unteren Abschnitts von Zahrádky und Vysoký Svah, der Riesengebirgsskiweg<br />

führt durch das Skiareal, 2003 – neuer Skilift Zahrádky II.,<br />

2004 - viersitziger Sessellift zum Hnědý Vrch, neuer Skilift am Vysoký Svah,<br />

2005 – Einführung von Chipkarten, Verbreiterung der Piste Zahrádky, Skiarena<br />

Krkonoše wird gegründet, mit gemeinsamen Fahrkarten und zwischen Janské<br />

Lázně und Pec verkehrenden Skibussen, 2006 erste FIS Weltcup Wettbewerbe<br />

im Skicross am Javor, der Sommerbetrieb des Sessellifts zum Hnědý Vrchu wird<br />

aufgenommen, 2007 – neue „schwarze“ Piste zum Hnědý Vrch, neuer Skilift<br />

Klondike, unentgeltliches Parken von Eintagsbesuchern auf dem Parkplatz Zelený<br />

Potok, 2008 – künstliche Beschneiung der Piste Hnědý Vrch.<br />

SKIBUS - GRATIS<br />

LINIE PEC POD SNĚŽKOU - JANSKÉ LÁZNĚ<br />

Pec pod Sněžkou (Javor) 8.15 9.00 9.45 10.30 12.30 14.00 15.45 16.30<br />

Velká Úpa (Marktplatz) 8.25 9.10 9.55 10.40 12.40 14.10 15.55 16.40<br />

Velká Úpa (Alamo) 8.28 9.13 9.58 10.43 12.43 14.13 15.58 16.43<br />

Křižovatka (Gaststätte) 8.32 9.17 10.02 10.47 12.47 14.17 16.02 16.47<br />

Temný Důl (Veselý výlet) 8.36 9.21 10.06 10.51 12.51 14.21 16.06 16.51<br />

Horní Maršov (Brücke) 8.40 9.25 10.10 10.55 12.55 14.25 16.10 16.55<br />

Maršov 1 (Prom) 8.45 9.30 10.15 11.00 13.00 14.30 16.15 17.00<br />

Janské Lázně (Lesní dům) 8.50 9.35 10.20 11.05 13.05 14.35 16.20 17.05<br />

Janské Lázně (Seilbahn) 8.55 9.40 10.25 11.10 13.10 14.40 16.25 17.10<br />

LINIE JANSKÉ LÁZNĚ - PEC POD SNĚŽKOU<br />

Janské Lázně (Seilbahn) 8.15 9.00 9.45 10.30 12.30 14.00 15.45 16.30<br />

Janské Lázně (Lesní dům) 8.20 9.05 9.50 10.35 12.35 14.10 15.55 16.40<br />

Maršov 1 (Prom) 8.25 9.10 9.55 10.40 12.40 14.13 15.58 16.43<br />

Horní Maršov (Brücke) 8.30 9.15 10.00 10.45 12.45 14.17 16.02 16.47<br />

Temný Důl (Veselý výlet) 8.34 9.19 10.04 10.49 12.49 14.21 16.06 16.51<br />

Křižovatka (Gaststätte) 8.38 9.23 10.08 10.53 12.53 14.25 16.10 16.55<br />

Velká Úpa (Alamo) 8.42 9.27 10.12 10.57 12.57 14.30 16.15 17.00<br />

Velká Úpa (Marktplatz) 8.45 9.30 10.15 11.00 13.00 14.35 16.20 17.05<br />

Pec pod Sněžkou (Javor) 8.55 9.40 10.25 11.10 13.10 14.40 16.25 17.10<br />

bis zum 24. 3. 2008 gültig<br />

13


Vosecká bouda<br />

Kotel<br />

1435<br />

Vítkovice<br />

Křižlice<br />

Jizerka<br />

Kotelní<br />

jáma<br />

Hrabačov<br />

Čihadlo<br />

1200<br />

JILEMNICE<br />

Pramen Labe<br />

Benecko<br />

Štěpanice<br />

Valteřice<br />

Labská bouda<br />

Vrbatova b.<br />

Mísečky<br />

Šeřín<br />

1033<br />

Štěp.<br />

Lhota<br />

Martinice<br />

Zlaté návrší<br />

Labský důl<br />

Krausovky<br />

Žalý<br />

Mrklov<br />

Sněžné jámy<br />

Vysoké kolo<br />

1504<br />

Mědvědín<br />

Labe<br />

Martinovka<br />

Labská<br />

přehrada<br />

Volský<br />

Důl<br />

Přední Labská<br />

Herlíkovice<br />

Kněžice<br />

Horní<br />

Branná<br />

kaple<br />

sv. Anny<br />

Dolní<br />

Branná<br />

Petrova b.<br />

Labe<br />

Údolí Bílého Labe<br />

IC KRNAP<br />

17<br />

Kozí hřbety<br />

ŠPINDLERŮV<br />

MLÝN<br />

Na Pláni<br />

Špindlerova<br />

bouda<br />

Svatý Petr<br />

Klínový potok<br />

VRCHLABÍ<br />

Kunčice<br />

Strážné<br />

Krkonošské<br />

muzeum<br />

Podhůří<br />

Stoh<br />

1315<br />

Rennerovky<br />

POLSKO<br />

Čertova louka<br />

1471<br />

Bílé Labe<br />

Stará Bucharova cest a<br />

Malé Labe<br />

Luční hora<br />

1555<br />

Dlouhý důl<br />

Výrovka<br />

Zadní<br />

Rennerovky<br />

Kotelský potok<br />

Dolní<br />

Dvůr<br />

Velki<br />

Stav<br />

Wang<br />

Bílá louka<br />

Richterovy b.<br />

Na rozcestí<br />

Liščí hora<br />

1363<br />

Rudolfov<br />

kaple<br />

sv. Michala<br />

Horní Lánov<br />

Prostřední<br />

Lánov<br />

Dolní<br />

Lánov<br />

Maly<br />

Stav<br />

Luční b.<br />

Severka<br />

Hrnčířské b.<br />

Čistá<br />

Lomnica<br />

Samotnia Hamplova b.<br />

Studniční<br />

hora 1554<br />

Modrý důl<br />

Úpská<br />

rašelina<br />

Úpa<br />

Nikola<br />

Liščí louka<br />

7<br />

10 Ski Pec<br />

In<br />

Vesel<br />

Gal<br />

Hnědý Vrch Javor<br />

3<br />

Lesní b.<br />

22<br />

Vebrova<br />

bouda<br />

K<br />

Zahrádky<br />

Lučiny<br />

Zrcadlové b.<br />

Terezín<br />

Nová Paka - Praha Hostinné - Praha Hostinné<br />

Fořt<br />

Ekomuzeum<br />

KRNAP<br />

Koula 7<br />

Veronika<br />

Černý<br />

Důl<br />

Čistá<br />

Karp<br />

Kop<br />

SNĚŽ<br />

1602<br />

Obří dů<br />

Růžová ho<br />

1390<br />

Václav<br />

Čern<br />

12<br />

Ho<br />

R


acz<br />

a<br />

l<br />

KA<br />

ra<br />

olínská<br />

bouda<br />

ffman.<br />

bouda<br />

Lomniczka<br />

Travers<br />

23<br />

Eden<br />

ák<br />

á h.<br />

99<br />

Prostřední<br />

hora<br />

Šraml<br />

Sowia dolina<br />

Koule<br />

PEC pod<br />

SNĚŽKOU<br />

fo<br />

ý výlet<br />

erie<br />

Bolkov<br />

udník<br />

Centrální<br />

parkoviště<br />

Lví důl<br />

Sowia<br />

1164<br />

Jelenka<br />

Svorová h.<br />

Portášky<br />

Velká Úpa<br />

Farma<br />

Sosna<br />

Malá Úpa<br />

Jelení h.<br />

1172<br />

Spálený<br />

Mlýn<br />

Pěnkavčí<br />

vrch<br />

Červený<br />

vrch<br />

Křižovatka<br />

Modrokamenná<br />

bouda<br />

Luční potok<br />

Dlouhý hřeben<br />

Úpa<br />

Kowary<br />

Nové<br />

domky<br />

U kostela<br />

Cestník<br />

Nový<br />

Červený<br />

kříž<br />

Horní<br />

Lysečiny<br />

Valšovky Aichelburg<br />

Thammovy b.<br />

VESELÝ VÝLET<br />

INFOCENTRUM<br />

GALERIE - PENSION<br />

IC<br />

KRNAP Stará hora<br />

sv. Anna<br />

LAPIDÁRIUM<br />

Černohorská<br />

rašelina<br />

Světlá hora<br />

Temný Důl<br />

Krausovy b. Reissovy<br />

domky<br />

Cesta Tee Weg<br />

Lanovka Č. hora<br />

Zvonková cesta<br />

Janská h.<br />

Jana<br />

Tabule<br />

JANSKÉ<br />

LÁZNĚ<br />

18<br />

Javorník<br />

Kraví h.<br />

Rudolfova<br />

cesta<br />

Střecha<br />

Smrčinná stráň<br />

Pomezní Boudy<br />

Malá<br />

Úpa<br />

25<br />

1071<br />

Emmi na cesta<br />

Haida<br />

Svoboda<br />

nad Úpou<br />

Prádelna<br />

19<br />

Růženina cesta<br />

kaple<br />

Narození<br />

Páně<br />

Reisova<br />

kaple<br />

Dolní<br />

Lysečiny<br />

Horní<br />

Maršov<br />

Hertvíkovice<br />

23<br />

U Hlaváčů<br />

Rýchorská<br />

bouda<br />

Sever<br />

23<br />

Rossaweg<br />

Sejfy<br />

Podgorze<br />

Jedlica<br />

jeskyně<br />

Ochranná<br />

kaple<br />

Antonínovo<br />

údolí<br />

Hrádeček<br />

Horní<br />

Albeřice<br />

Dolní<br />

Albeřice<br />

lom<br />

Suchý<br />

Důl<br />

Křížový vrch<br />

Kowary<br />

Karpacz<br />

Kowary<br />

Jelenia Gora<br />

Lysečinská bouda<br />

Dvorský les<br />

1033<br />

Sklenářovice<br />

Mladé Buky<br />

Histor. most<br />

Brücke<br />

V Peklích<br />

Rýchorský<br />

kříž<br />

Niedamirów<br />

Rýchory<br />

Parada<br />

Vernéřovice<br />

Bednářova cesta<br />

Bystřice<br />

VÝCHODNÍ KRKONOŠE<br />

OST <strong>RIESENGEBIRGE</strong><br />

2008<br />

7<br />

Nikola<br />

Bobr<br />

doporučená služba - strana<br />

Empfehlenswerte Dienstleistung/Seite<br />

veřejná silnice<br />

Öffentliche Straße<br />

místní a lesní silnice<br />

Orts - und Waldstraßen<br />

lesní cesty a chodníky<br />

Waldwege und -steige<br />

lanová dráha<br />

Seilbahn<br />

lyžařské vleky<br />

Skilift<br />

potok - řeka<br />

Bäche und Flüsse<br />

parkoviště<br />

Parkplatz<br />

střežená parkoviště<br />

Bewachter Parkplatz<br />

1 2 3 4 5 km<br />

Bóbr<br />

ŽACLÉŘ<br />

Stachelberg<br />

4<br />

TRUTNOV<br />

Kuks - Dvůr Králové<br />

Černá Voda<br />

Lampertice<br />

20<br />

Prkenný<br />

Důl<br />

Křenov Zlatá<br />

Olešnice<br />

Libeč<br />

Voletiny<br />

Královec<br />

Úpice - Adršpach


16<br />

WELTCUP WIEDER IN SVATÝ PETR<br />

Auch dank der Skigelände im Riesengebirge ist die Tschechische Republik<br />

eine Skiweltmacht. Skifahren und Snowboarden sind in Tschechien die am<br />

häufigsten betriebenen Sportarten. In der harten Konkurrenz aus den Alpenländern,<br />

Skandinavien, Sibirien und Amerika können wir uns der Olympiasiegerin<br />

Kateřina Neumanová und des Skiläufers Lukáš Bauer rühmen,<br />

der beim Schreiben dieses Artikels die komplette Weltcup-Elite anführt. Sie<br />

und andere Skiläufer mehr konnte man bei so manchem Wettbewerb auf<br />

den Loipen ringsum Mísečky über Spindelmühle ihre Runden drehen sehen.<br />

Auch der Olympiasieger in der Skiakrobatik Aleš Valenta oder unsere<br />

Skispringer seien nicht vergessen, die (wenn sie gut aufgelegt sind) große<br />

Weiten vorlegen, Tomáš Kraus ist Weltmeister im Skicross, auch Michal<br />

Šlesinger, genauso wie die Freestyl-Spezialistin Nikola Sudová gehören<br />

zur absoluten Weltspitze. Trotz aller olympischen und Weltcuperfolge ist in<br />

meinen Augen Šárka Záhrobská, die am 16. Februar im schwedischen Aare<br />

Slalom-Weltmeisterin wurde, der größte Star am tschechischen Skihimmel.<br />

Tummelt sich die Mehrheit aller Skifahrer doch gerade zwischen den Slalomtoren.<br />

Und unter den Frauen ist Šárka Záhrobská nun die weltbeste. Mit<br />

dem Ski fahren begann sie im Ort Benecko v Krkonoších, wo sie auch direkt<br />

in einer Berghütte zur Welt kam, oft trainierte sie aber auch in Špindlerův<br />

Mlýn. Erst als ich den zweiten Nacht-Lauf der Slalomweltmeisterschaften<br />

verfolgte, wurde mir klar, dass uns noch nie zuvor solch ein Erfolg in einer<br />

Abfahrtsdisziplin beschert wurde. Als sie mit elf Sekunden Vorsprung vor<br />

der zweiten Marlies Schild aus Österreich und der dritten, der Heimfavoritin<br />

Anja Pärson die Ziellinie durchfuhr, war ich richtig ergriffen. Dabei wurde<br />

mir bewusst, dass die tschechischen Skifahrer schon seit den ersten Skiweltmeisterschaften<br />

im Jahre 1931 um solch einen Erfolg gerungen hatten<br />

- aber erst Šárka Záhrobská gelang es, die Golfmedaille in Form einer<br />

Schneeflocke zu erringen.<br />

Von solchen Erfolgen hängt auch das Recht auf Veranstaltung von Wettbewerben<br />

der absoluten Weltspitze zusammen. An Wettbewerbe der Skisprungweltmeisterschaft<br />

in Harrachov und die Skilauf-Weltcuprennen in<br />

Mähren haben wir uns ja nun schon fast gewöhnt, jetzt dürfen wir uns auf<br />

die Weltmeisterschaften im klassischen Skilauf nächstes Jahr in Liberec<br />

freuen. Aber die Austragung von Weltcup-Rennen im alpinen Skilauf war für<br />

Tschechien lange Zeit nur ein Wunschtraum. Erst die technische Verbesserung<br />

der „Schwarzen Piste“, der Wettkampfpiste Nr. 1 der Tschechischen<br />

Republik und die Modernisierung des gesamten Skiareals Svatý Petr in<br />

Spindelmühle machten es möglich, Weltcup-Rennen der Damen im Slalom<br />

und Riesenslalom ins Riesengebirge zu holen.<br />

Keinen geringen Anteil daran hatte die aktive Mitwirkung des früheren<br />

brillanten Slalomfahrers und derzeitigen Spindelmühler Bürgermeisters<br />

ŠPINDLERŮV MLÝN<br />

Bohumír Zeman im internationalen Skiverband FIS. Die ersten Weltcup-<br />

Rennen vom 21. und 22. Dezember 2005 dürfen auch dank des Hauptorganisators<br />

Ski klub Špindl als sehr gelungen angesehene werden. Dabei<br />

war die absolute Weltspitze mit von der Partie, den Riesenslalom gewann<br />

damals die ausgezeichnete Kroatin Janica Kostelic, im Slalom belegte sie<br />

Rang zwei hinter Anja Pärson. Marlies Schild war in Spindelmühle zweimal<br />

Dritte. Der blaue Himmel und eine große Menge Pulverschnee machten den<br />

Eindruck von diesem Debüt perfekt. Šárka Záhrobská belegte bei ihrem<br />

Weltcupdebüt im Slalom vor heimischer Kulisse den 8. Rang. Nun freuen<br />

wir uns darauf, wie sie es am Samstag dem 5. und Sonntag, dem 6. Januar<br />

2008 in Spindelmühle im Riesenslalom und Slalom wieder mit der gesamten<br />

Weltspitze aufnimmt. Wenn es ihr gelänge, wieder unter die ersten Drei<br />

zu kommen, wäre ihr ein Ehrenplatz in der mehr als hundertjährigen Geschichte<br />

der Skiwettbewerbe im Riesengebirge sicher.<br />

Im Winter kommen die Besucher von Špindlerův Mlýn vor allem des Skiabfahrtslaufes<br />

wegen hierher. Das größte tschechische Skigelände hat 5<br />

Seilbahnen und 11 Skilifte in den Orten Špindlerův Mlýn und Horní Mísečky<br />

vorzuweisen. Tagein tagaus werden 26 Kilometer Abfahrtsstrecken präpariert<br />

und gegebenenfalls künstlich beschneit. Gepflegte Langlaufloipen gibt<br />

es vor allem rund um Horní Mísečky, auch die perfekt ausgewiesene Skilaufmagistrale,<br />

die Harrachov im westlichen Riesengebirge mit Malá Úpa<br />

im Ostriesengebirge verbindet, lässt Spindelmühle nicht links liegen. Für<br />

gemütliche Skiwanderer halten wir noch einen Tipp parat.<br />

Die bequemste Skitour führt über die Davidsbauden<br />

Wer als Anfänger nicht gleich seine Beziehung zu den<br />

etwas eigenwilligen Brettern verderben will, dem sei für<br />

den Anfang eine einfache Tour anempfohlen. Mit dem Bus<br />

(verkehrt in einstündigen Intervallen) geht erst mal bequem zum Pass<br />

Slezské sedlo hinauf. Von der Spindlerbaude geht es relativ sanft zur Peterbaude/<br />

Petrovka bergan. Wer keine Lust hat, diese interessante Baude<br />

mit ihrem einzigartigen Inneren näher kennen zu lernen, kann noch vor ihr<br />

nach links zur Baude Moravská abbiegen. Hier ist schon die dritte Möglichkeit<br />

zu einer Einkehr, von hier geht es auch am leichtesten wieder vom<br />

Riesengebirgshauptkamm nach Spindelmühle zurück. Von der Mährischen<br />

Baude fährt man auf der präparierten Piste Davidovka entlang und weiter<br />

auf dem breiten Waldweg nach Dívčí lávky hinunter, an der Elbe entlang und<br />

vorbei an der unteren Seilbahnstation Medvědín zurück zum Zentrum von<br />

Spindelmühle. Die Abfahrt schaffen auch blutige Anfänger. Auch mit allen<br />

Rastmöglichkeiten in den Bergbauden hat man die Tour in ein paar Stunden<br />

geschafft.


EIN NAMENLOSER ORT UNTER DEN<br />

MÄDELSTEINEN (DÍVČÍ KAMENY)<br />

Diese Einladung zu einem der höchstgelegenen, dauerhaft<br />

bewohnten Ortsteile des Bergstädtchens Spindelmühle<br />

ist schon dadurch etwas eigenartig, dass die Wiesenenklave<br />

mit ihren fünf Bauden als Ganzes keinen Namen<br />

hat. Schon im 17. Jahrhundert gab es hier Heuwiesen<br />

samt Viehweiden und Plätzen zum Heutrocknen, damals<br />

war er einer der Orte, um den die auf Seite 4 beschriebenen<br />

Grenzstreitigkeiten geführt wurden. Noch 1762<br />

gab es hier keine einzige Hütte, wohl erst gegen Ende<br />

des 18. Jahrhunderts errichtete David Kraus, nach dem<br />

die ganze Wiesenenklave zwischen dem Berg Pevnost<br />

und der Felsgruppe Mädelsteine auf dem Riesengebirgshauptkamm<br />

ihren Namen bekam, die erste Sommerbaude,<br />

die später unter dem Namen Davidsbauden bekannt<br />

wurde. Im Dialekt verkürzte sich der Name Davidsbauden<br />

zu Dav‘debauden, was man später als Daftebauden zu<br />

schreiben begann. Noch im 19. Jahrhundert wurde der<br />

große Heugrund in drei Teile aufgeteilt. Die untere Wiese<br />

bildeten die sog. Davidsbauden mit der bekannten, heute<br />

aber bereits verfallenden Davidovka. Die mittlere, kleinste<br />

Wiese mit der Hütte Sedmidolí, kleiner Kapelle und einem<br />

Haus aus den dreißigen Jahren nannte man Spaltebauden. Die höchstgelegenen<br />

herrschaftlichen Heuwiesen behielten bis 1945 ihren Namen Daftebauden<br />

bei. Da sich dieser Name jedoch nicht gut ins Tschechische transformieren<br />

ließ, wurde er kurzum aus allen Karten und Wanderführern ausradiert, wodurch<br />

er auch restlos aus dem Bewusstsein der Touristen verschwand. Heute bleibt<br />

nichts anderes übrig, als diese markante Stelle in Siebengründe/ Sedmidolí<br />

als „Wiese unter der Peterbaude“ oder auch als „Wiese der Moravská-Baude“<br />

zu bezeichnen. Eine ordentliche Benennung würde sicher zum höheren Bekanntheitsgrad<br />

dieses schönen Winkels beitragen, samt einer besseren Nutzung<br />

der hier gebotenen soliden Dienstleistungen. Aus historischer Sicht böte<br />

sich der Name Obere Davidsbauden an, bzw. die ursprüngliche Benennung<br />

Daftebauden oder eventuell der völlig neue Name Herrenbauden, der so an<br />

ihren Ursprung erinnern würde. Möglichkeiten gäbe es eine ganze Menge, die<br />

Kartenschöpfer würden diesem Ort nach sechzig Jahren liebend gern wieder<br />

einen Namen geben.<br />

Die Oberen Daftebauden, genauso wie zum Beispiel die benachbarte Peterbaude<br />

oder die etwas weiter entfernte Spindlerbaude errichteten die hiesigen<br />

Bergler auf dem Grund und Boden der Besitzer der Hohenelber Herrschaft,<br />

der Grafen von Morzin. Dem Historiker Miloslav Bartoš zufolge wurde die Nutzung<br />

der Bauden und die Bewirtschaftung der umliegenden Wiesen nur kraft<br />

Gewohnheitsrecht von Generation auf Generation übertragen. Erst nach 1780<br />

wurde den Bergler das Erbrecht auf die Pachtung der Grundstücke zugestanden,<br />

die sie sogar veräußern konnten. Noch später wurden sie zu echten Besitzern<br />

der genutzten Häuser und Wiesen ringsum. Wie aus der ersten Katasterkarte<br />

aus dem Jahre 1842 hervorgeht, standen bei den Oberen Daftebauden<br />

fünf Sommerbauden mit den Nr. 90 bis 94, jede von ihnen hatte die umliegenden<br />

Wiesen dauerhaft von den Herrschaftsbesitzern gepachtet. Ganzjährig<br />

zogen die Bergler erst nach der Umwandlung der Hütten in touristische Bauden<br />

vor mehr als hundert Jahren ein. Die größte von ihnen, die heutige Moravská<br />

bouda, war den anderen immer um eine Nasenlänge voraus. Gleich nach 1900<br />

hatte sie eine große Veranda, nach 1920 kamen drei Etagen mit Gästezimmern<br />

und vierzig Betten hinzu. Die benachbarte Zineckerbaude - die Vatra - wurde<br />

ihr erst im Jahre 1930 ebenbürtig - in der Anzahl der Betten und mit einem<br />

etwas absonderlichen, an der ursprünglichen Hütte angebauten quadratischen<br />

dreigeschossigen Anbau. Um 1900 kam dann die höchstgelegene Baude von<br />

Vinzenz Spindler mit bewohntem Dachboden und markantem Risalit hinzu. Die<br />

jüngste Baude auf der großen Wiese war die in den Jahren von 1932 bis 1934<br />

als so genannte Nordbaude erbaute „Novopacká bouda“. Damals standen hier<br />

sieben Häuser, nur schade, dass zwei um 1800 errichtete Häuser einem Brand<br />

zum Opfer fielen. Die untere Berghütte Nr. 93 stand wohl noch im Jahre 1937,<br />

die obere Kohlbaude Nr. 92 neben der Zineckerbaude/ Vatra verschwand kurz<br />

nach 1945. Eine Neuheit seit dem diesjährigen Sommer ist die erneuerte Rinderweide<br />

bei der Moravská bouda, was sich sofort im verbesserten Zustand<br />

der hiesigen Wiesen widerspiegelt.<br />

Baude Sedmidolí<br />

Von den einstigen herrschaftlichen Sommerbauden hat sich nur die Spaltebaude,<br />

die heutige Baude Sedmidolí Nr. 95 bei den „Mittleren Davidsbauden“, ihr<br />

charakteristisches Aussehen erhalten können. Der Zeichner Zdeněk Petira hat<br />

sie so gezeichnet, wie sie auf einigen historischen Fotografien abgebildet war.<br />

Das lang gezogenen Gebäude mit Walmdach hatte in seiner holzgezimmerten<br />

Hälfte einen Gang und eine große Wohnstube, im gemauerten Teil des Gebäudes<br />

befanden sich gleich ein paar Ställe für das Vieh, das im Sommer immer<br />

aus den Tälern hier hoch getrieben wurde. Aus ältesten historischen Fotografien<br />

ist ersichtlich, dass auch andere Bauden, wie zum Beispiel die ursprüngliche<br />

Peter-, Bradler-, Spindler-, Scharf-, Hampel- sowie das Alte und Neue Schlesierhaus,<br />

aber auch weitere Bauden in der Umgebung, wie die Hofbaude/ Dvoračky<br />

und die Kleine Teichbaude damals das gleiche Aussehen hatten. Deshalb ist<br />

die Baude Sedmidolí als letzter reinblütiger Vertreter dieses Typs von Bergarchitektur<br />

ein ganz und gar außergewöhnliches Baudenkmal. Wohl wegen ihrer<br />

Lage inmitten der Enklave der Davidsbauden hatte sie noch vor fünfzig Jahren<br />

einen Glockenturm, mit dem die jeweilige Uhrzeit und außergewöhnliche Vorkommnisse<br />

gemeldet wurden. Die im ersten Weltkrieg beschlagnahmte Glocke<br />

wurde im Jahre 1923 von Anton Hollman durch eine neue ersetzt, aber schon<br />

nach zwanzig Jahren musste er sie wieder als Kriegsmaterial herausgeben. Ab<br />

den zwanziger Jahren war die Spaltebaude dann schon mehr billige touristische<br />

Unterkunft als Bauernhof. Nach dem 2. Weltkrieg kam sie als verstaatlichtes<br />

„deutsches“ Vermögen in den Besitz der Legionärsgemeinde, die man kurzum in<br />

den „Verband der Freiheitskämpfer“ umwandelte. Später wurde sie zu Gunsten<br />

der Betriebsurlaubsbewegung genutzt, heute dient das einzigartige Berghaus<br />

wieder als freie Unterkunftsmöglichkeit.<br />

17


18<br />

Das Holzhotel Terra ist heute Kurhaus, 1902<br />

Das Hotel Goldener Reichsapfel, die heutige Pension Brigáda, 1910<br />

Das einstige Aussehen des Preußischen Hofes, des späteren Janský dvůr, 1912<br />

Das moderne Hotel Habsburg ist heute das Kurhaus Evropa, 1914<br />

JANSKÉ LÁZNĚ<br />

KURHOTELS<br />

Ansprechende Hotels für anspruchsvolle Kurgäste gehören zu einem Heilbad<br />

genauso wie die Thermen. Die Entwicklung der Hoteldienstleistungen in<br />

Johannisbad war wie alle anderen Dienstleistungen auch von der politischen<br />

Entwicklung in den sechziger Jahren betroffen. Erst in den letzten zehn Jahren<br />

kehrt das Niveau wieder in den Normalzustand zurück. Im 1865 gab es in der<br />

der Umgebung des Kurhauses gleich sieben für jene Zeit sehr gute Hotels.<br />

Das größte von ihnen, der Preußische Hof, das heutige Hotel Janský dvůr,<br />

gehörte schon immer den Besitzern des Heilbads. Das Hotel - eines der ersten<br />

Steingebäude jener Zeit - stand lange Zeit an oberster Stelle des Unterkunftsangebots.<br />

Nach einem grundlegenden Umbau im Jahre 1927 avancierte es<br />

wieder zum schönsten Hotel in Johannisbad. Wohl schon im 18. Jahrhundert<br />

gehörte die Goldene Krone (Zlatá koruna) zu den ältesten Hotels an der unteren<br />

Promenade. Die heutige unauffällige Pension Betlem hat sich auch in zwei<br />

Jahrhunderten kaum verändert und nur aus historischen Ansichtskarten ist ersichtlich,<br />

welch namhafte Besucher hier zu Gast waren oder in ihrem berühmten<br />

Restaurant Einkehr hielten. Unter den ältesten Häusern in Johannisbad<br />

gibt es gleich ein paar, die ihr einstiges Statut als Hotel verloren haben. Das<br />

heute heruntergekommene Wohnhaus Vltava war im 19. Jahrhundert eines der<br />

größten Hotels im Ort - der Posthof und der spätere Wiener Hof. Auch der gegenwärtige<br />

Zustand des einstigen Hotels Bahnhof, des späteren Bayrischen<br />

Hofs an der Hauptstraße mit Geschäft erinnert kaum noch an dessen hundertjährigen<br />

Traditionen als Hotel. Zwei alte und damals weit berühmte Hotels<br />

- das Hotel Stadt Breslau, das an der Stelle des heutigen Kinos Vlast stand und<br />

das Deutsche Haus gegenüber der Pension Stříbrný pramen verschwanden<br />

nach 1945 völlig. Auch nach 1900 erhöhte sich die Anzahl der Hotels zwar<br />

nicht, aber das Angebot der Hoteldienstleistungen hatte hohes Niveau. In der<br />

Vielfalt der gebotenen Dienstleistungen und was die Qualität der Bedienung<br />

und den Inhalt der Speise- und Getränkekarten betrifft, laufen sie heutigen<br />

Hotels immer noch den Rang ab. Auch deshalb wurde Johannisbad gern von<br />

solventen Gästen aller Art aufgesucht. Unter den damaligen acht Kurhotels<br />

befanden sich auch das Hotel Austria, das nach Ausrufung der Tschechoslowakei<br />

im Jahre 1918 aus politischen Gründen in Astoria umbenannt wurde,<br />

des Weiteren das Holzhotel Goldener Reichsapfel, das spätere Hotel Schier<br />

und die heutige Pension Brigáda. Erstklassig und von moderner Architektur<br />

war zu jener Zeit das Hotel Habsburg - nach 1918 Hotel Evropa, das genauso<br />

wie das benachbarte uralte Hotel Zlatá hvězda nach dem Zweiten Weltkrieg<br />

zum Kurhaus wurde, das ausschließlich Besuchern des staatlichen Heilbads<br />

vorbehalten war.<br />

Zur größten Blütezeit von Johannisbad gegen Ende der zwanziger Jahre<br />

verfügte die Kurstadt über insgesamt dreizehn Häuser mit Hotelstatut. Von den<br />

neueren Hotels ist Kulma – Libuše erwähnenswert, das einheimische Klienten<br />

mit dem Slogan „Erstes tschechisches Hotel in Johannisbad“ anzulocken<br />

versuchte. Tschechische Immobilienbesitzer gab es hier jedoch mehr, sodass<br />

sich dieser Slogan überraschenderweise erst nach 1989 bewahrheiten sollte.<br />

Kulma – Libuše war nämlich das einzige Vorkriegshotel, das eine ursprüngliche<br />

Besitzerfamilie im Rahmen der Eigentumszurückführung zurückbekam. Dieser<br />

gelang es jedoch nicht, die Hotelleistungen im heruntergewirtschafteten Haus<br />

wieder zu beleben. Genauso unglücklich gingen auch die Bemühungen einiger<br />

Nationalverwalter aus, die sich des verstaatlichten Eigentums der Deutschen<br />

im Jahre 1945 annahmen. Durch die Erhebung früherer Pensionen zu Hotels<br />

stieg deren Anzahl im Stadtkern von Johannisbad auf sechzehn an. Bis 1948<br />

gehörten zu ihnen auch die schönen Holzgebäude Čechie, Moravěnka und vor<br />

allem Terra, die kurz nach 1871 als Pension Kaiser von Österreich erbaut worden<br />

war. Auch die nicht großen Häuser Krakonoš, Vysoká Varta, Slovan, Réva<br />

und Zámeček über der Station der Kabinenseilbahnwaren waren für kurze Zeit<br />

Hotels. Das höchstgelegene Haus des ursprünglichen Johannisbads Protěž<br />

präsentierte sich schon in den dreißiger Jahren als Hotel, als Johann Ettrich<br />

am Holzhaus einen modernen Anbau errichtete. Nach der Verstaatlichung wurden<br />

einige der Nachkriegshoteliers zu Beschäftigten der neu geschaffenen<br />

staatlichen Organisationen, welche die Hotels kurzum in Gewerkschaftsheime<br />

der sozialistischen Gewerkschaft, Kurhäuser oder Urlaubsobjekte sozialistischer<br />

Großbetriebe umfunktionierte. Alle mit Ausnahme von Hotel Astoria<br />

blieben der Öffentlichkeit verschlossen. Ähnlich erging es auch den Hotels im<br />

benachbarten Ort Černá Hora, der bald darauf von Johannisbad einverleibt<br />

wurde. Bis 1989 war lediglich das kleine Hotel Zátiší in Betrieb. Nur die beiden<br />

Berghotels auf dem Schwarzen Berg kamen etwas besser weg.


Heute gibt es in Johannisbad/ Janské Lázně insgesamt neun gastronomische<br />

Einrichtungen, die Hotelkriterien gerecht werden - mit ganzjährigem Betrieb,<br />

eigenem Hotelrestaurant, Rezeption, entsprechender Ausstattung der<br />

Gästezimmer und entsprechenden Dienstleistungen. Von den herkömmlichen<br />

Hotels sind dies Astoria, Lesní dům, Luční dům, Vyhlídka, Zátiší und auch das<br />

frühre Gewerkschaftserholungsheim ROH Siréna. Neu hinzugekommen sind<br />

die Hotels Vladimír, das aus einem Kaufzentrum umgebaute Hotel Arnika, vor<br />

allem aber das neu eröffnete Hotel Omnia.<br />

Design im Hotel Omnia<br />

Das im Herbst fertig gestellte, in direkter Nachbarschaft der unteren Seilbahnstation<br />

zum Schwarzen Berg stehende Hotel Omnia ist für anspruchsvolle Klienten<br />

bestimmt, es bereichert nicht nur das Angebot in Johannisbad, sondern<br />

im ganzen Ostriesengebirge. Gleichzeitig ist es ein bemerkenswerter Beitrag<br />

zur regionalen Architektur. Nun, von den Architekten Petr Kolář und Aleš Lapka,<br />

die u.a. im Atelier der ursprünglich aus Tschechien stammenden Architektin<br />

und Designerin Eva Jiřičná wirkten und zum Beispiel den in der Fachöffentlichkeit<br />

wohl bekannten Ruderklub Slavie Praha am Smíchov-Ufer oder<br />

die Kleinaupaer Sporthalle auf den Grenzbauden/ Pomezní Boudy schufen,<br />

hatten wir keine pseudovolkstümliche oder überdimensionierte Architektur erwartet.<br />

Für Johannisbad entwarfen sie einen interessanten Bau, den man mit<br />

Fug und Recht als einen der wenigen Beispiele gelungener Gegenwartsarchitektur<br />

im Riesengebirge bezeichnen darf. Das streng-schlichte Äußere lässt<br />

vermuten, was einen im Inneren erwartet. Schon nach ein paar Minuten ist<br />

einem klar, dass man sich im ersten Designhotel des Riesengebirges befindet.<br />

Alles ist bis ins letzte Detail ausgeklügelt - in Material, Form und Farbton.<br />

Jedes Zimmer, jeder Gang, Restaurant, Bar und Wellness-Center sind individuell<br />

konzipiert und sind originell ausgestattet. Es überwiegen verschiedene,<br />

intensive schwarzweiße Kombinationen mit orangefarbenen Extras. Gerade<br />

das klare Orange der verschieden geformten Beleuchtungskörper, der Sitzmöbel,<br />

Kerzen auf dem Esstisch, Ordner in der Rezeption, ja sogar der Gummis<br />

an der Speisekarte, der Trinkhalme in der Bar oder der Stickereien an den<br />

Handtüchern verleiht den Interieuren ein unverwechselbares Ambiente. Wenn<br />

man eine der Streichholzschachteln öffnet, überrascht es einen zuerst, dass<br />

die Streichhölzer schwarz sind, aber man braucht sie gar nicht ganz zu öffnen,<br />

um zu wissen - sie haben orangefarbene Köpfchen. Wenn man die Schönheit<br />

der traditionellen historischen Interieure der Bergbauden preist, kommt man<br />

nicht umhin, auch auf die ungewöhnliche, nicht minder interessante moderne<br />

Innenarchitektur des Hotels Omnia hinzuweisen.<br />

SERVICE<br />

FÜR BAUDENBESITZER<br />

DIE WÄSCHEREI IN MLADÉ BUKY<br />

ist die größte in Trutnov und reinigt auch die Wäsche, die von den am höchsten<br />

gelegenen Bauden im ganzen Riesengebirge kommt. Auch während<br />

der Hauptsaison wird hier alle Wäsche binnen 14 Tagen gewaschen, und<br />

das zum Normalpreis, bei einer Wochenfrist mit einem leichten Aufschlag.<br />

In der Wäscherei können sie Einzelheiten festlegen: Abholetermin, Preis,<br />

gestärkt oder nicht, Duftnote, oder wenn gewünscht auch das Bleichen<br />

der Bettwäsche. Auch Textilien werden hier gereinigt, eine neue Dienstleistung<br />

ist der Verleih von Bett-wäsche zu Saisonhöhepunkten. Die Wäscherei<br />

sichert auch den Rücktransport.<br />

Wäscherei, Mladé Buky, PLZ 542 23, Inh. Petr Lukáček, Tel.<br />

00420 871 120, von Montags bis Freitags von 6 - 14, in der Hauptsaison<br />

bis 16 geöffnet.<br />

Auf Langlaufskiern zum Schwarzen und Forstberg<br />

Die Skiloipen ringsum und auf dem Schwarzen Berg und<br />

Forstberg (Černá u. Světlá hora) gehören zu den besten im<br />

Riesengebirge. Insgesamt 50 km regelmäßig für den klass-<br />

ischen Langlauf und für‘s Skating präparierter Skiloipen<br />

führen zu den schönsten Winkeln mit herrlichen Ausblicken auf den Riesengebirgshauptkamm<br />

mit Schneekoppe und Rehorngebirge und auch ins weite<br />

Vorland. Da die Routen überwiegend auf Waldwegen in einer Höhe von tausend<br />

Metern über dem Meeresspiegel entlang führen ist gewöhnlich ausreichend<br />

Pulverschnee vorhanden. Drei Rundrouten und auch weitere gepflegte Skiwege<br />

bieten verschiedenste Varianten zu Touren. Die einfachste Rundroute ist<br />

der vier Kilometer lange kleine Rundweg „Rund um den Schwarzen Berg“, der<br />

nicht unter 1200m ü. dM. absinkt. Der 12 km lange „Große Rundweg um den<br />

Schwarzen Berg“ führt von den Zineckerbauden zu den Spiegelbauden/ Zrcadlové<br />

b. und sicher über die wirklich schroffen Hänge des Tals Železný důl, umkreist<br />

die Spiegelkoppe/ Zrcadla und führt über Černá Paseka zurück zu den<br />

Zineckerbauden. An die 15 km-Rundroute um den Berg Světlá hora kann man<br />

z.B. bei den Krausebauden anknüpfen, dann geht es zur Stelle „Signal“ unweit<br />

des Scheitels des Forstberges hinauf und zu den Walschabauden/Valšovky<br />

hinunter, auf dem allmählich ansteigenden Weg über die Thammbauden gelangt<br />

man dann bequem zur Wegekreuzung Pěticestí. Auch die Abfahrt zu<br />

Wegscheide „Václavák“ ist nicht steil, steil wird erst der Anstieg zum Schwarzschlag/<br />

Černá Paseka. Dann erwartet uns eine lange Abfahrt zu den Pardubicer<br />

Bauden und der völlig ebene Abschnitt zwischen der Felsgruppe Blausteine/<br />

Modré kameny und den Krausebauden. Eine ausgezeichnete Variante ist<br />

der Verbindungsweg zwischen den Gr. Tippeltbauden/ Velké Tippeltovy b. und<br />

den Krausebauden über Hlaholka. Interessant ist er in beiden Richtungen und<br />

kann als kürzere Variante zu einer Überfahrt von Pec pod Sněžkou nach Horní<br />

Maršov oder Janské Lázně dienen.<br />

Zu den hiesigen Skirouten gelangt man aus acht verschiedenen Richtungen.<br />

Der bequemste Antritt ist natürlich der von der oberen Seilbahnstation auf<br />

dem Schwarzen Berg, nicht minder beliebt ist die Anfahrt von Pec pod Sněžkou<br />

über Lučiny, von Velká Úpa gelangt man über die Valšovky oder durch das Tal<br />

Javoří důl zur Rundroute. Ab der Pension Veselý výlet im Ort Temný Důl ist es<br />

über die Siedlung Honzův Potok zum gepflegten Skiweg zu den Reißhäusern/<br />

Reissovy Domky nur mal 1200 Meter. Von Horní Maršov führt ein 2 km langer<br />

präparierter Skiweg zu den Reißhäusern. Von Johannisbad/Janské L. aus gelangt<br />

man über die Blausteinbaude/ Modrokamenná b. oder über das gespurte<br />

Bergsträßchen von der Hoffmannsbaude zu den Rundrouten um den Schwarzen<br />

und Forstberg. Im Abschnitt von Lučiny bis Horní Maršov durchquert auch<br />

der Riesengebirgsskiwanderweg in einer Länge von 12 km dieses Gebiet.<br />

BILDERRAHMEN<br />

Stanislav Špelda<br />

Kvíčala 115, 542 32 ÚPICE<br />

Telefon: 499 781 441, Mobil: 737 117 200<br />

E-Mail: stanislav.spelda@tiscali.cz<br />

Verrahmen - grosse Auswahl an Holz-und Mettallleisten,<br />

Passe-parouts - für Graphik, Zeichnungen, Reproduktionen o. ä.,<br />

Herstellung von Fotoständern und-leporellobüchern.<br />

Zusammenarbeit mit schaffenden Künstlern,<br />

Fotografen, Galerien;<br />

Interieurdekoration.<br />

PASSE-PARTOUTS<br />

19


20<br />

MUSEUM ALS LEBENDES WASSER<br />

Gestalter aus dem Ort Úpice stellen im Städtischen Museum in Žacléř ihre<br />

Werke aus. Bis Ende Januar stellen Květa Krhánková, Zdeněk Petira, Stanislav<br />

Špelda, Vlasta Páslerová, Klára Šiková, Mirek Malý und als Gast der Museumsdirektor<br />

Daniel Mach hier ihre Grafiken, Zeichnungen, Gemälde und Keramiken<br />

aus. Die drei erstgenannten Autoren sind ihnen ja gut bekannt, schon<br />

von der ersten Ausgabe des Veselý výlet an prägen sie dessen grafischen und<br />

künstlerischen Charakter. Bei der Eröffnung der Ausstellung am 29. November<br />

habe ich mir wieder einmal alle Museumsräume angesehen und von den netten<br />

Kuratoren Eva Rennerová und Daniel Mach die geschichtlichen Hintergründe<br />

der Ausstellungstücke erklären lassen. Der letzte Zuwachs - sogar vom gleichen<br />

Tag - war der Grenzstein mit der Jahreszahl 1856 und der Inschrift Aurora<br />

Grube. Er lag herausgewälzt in der Ansiedlung Schwarzwasser/ Černá Voda<br />

und diente schon lange nicht mehr zur Abgrenzung des Grundstücks des alten<br />

Schachts. Eine Woche früher kam in der Gewerbeabteilung eine Verkorkungsmaschine<br />

aus der verschwundenen Likörfabrik Löwit hinzu. Sie befand sich<br />

einst im Nachbarhaus und die Museumsleute klaubten die hübsche Metallkonstruktion<br />

auf Holzbeinen im letzten Moment von einem Lastwagen mit altem<br />

Eisen. Das Fahrrad der Marke Eska, das jemand nach dem Fabrikschild zu<br />

urteilen, vor siebzig Jahren im hiesigen Laden Hugo Bock kaufte, sieht so neu<br />

aus, als würde es gar nicht ins Museum gehören. Interessant ist eher seine<br />

Geschichte, denn das Fahrrad fand man vor zehn Jahren bei der Rekonstruktion<br />

des Hauses Nr. 144 in der Straße Na Pilíři hinter der Decke versteckt. Ein<br />

namenloser Radfahrer hatte es dort vor seinem erzwungenen Abgang aus der<br />

Heimat im Jahre 1945 versteckt. In der Werkzeugtasche ist immer noch das<br />

ursprüngliche Reparaturwerkzeug und altes Schlauchpflaster. Einen längeren<br />

und schwierigeren Weg hat der im Oktober 1924 für den Elisenschacht/ Eliška<br />

gebaute Holzhunt in der bergmännischen Abteilung hinter sich. Hauer fanden<br />

ihn ihn am 22. Dezember 1980 in einem Alten Mann, einem lange eingestürzten<br />

Stollen. Der arg lädierte Grubenwagen wurde auf schwierigen Wegen nach<br />

obertags gebracht, wo ihn der Bergbauhistoriker Václav Jirásek 14 Tage lang<br />

säuberte. Anschließend wurde er von einer Stelle des Nationalen technischen<br />

Museums fachgerecht restauriert. Dort wurde das wertvolle Exponat von den<br />

Schatzlarer Museumsleuten dann nach fast zwanzig Jahren aufgestöbert und<br />

für die eigene Ausstellung gewonnen. Gleichzeitig wurden ständige Kontakte<br />

angeknüpft. Bei der Suche nach weiteren Exponaten stießen die Museumsleute<br />

im Riesengebirgsmuseum in Vrchlabí auf Modelle eines „Querschnitts durch<br />

eine Steinkohlengrube“ und eines „Querschnitts durch Gesteinsschichten mit<br />

Kohleflözen sowie senkrecht geteuftem Schacht und einzelnen Sohlen“. Da sie<br />

in die Konzeption des Museums passten, lieh man sie sich aus. Zwei Jahre<br />

nach Eröffnung des Museums im Jahre 2001 besichtigte Friedrich Wander die<br />

Ausstellung und erkannte in den Modellen sofort die Arbeit seines Vaters, des<br />

MIKROREGION ŽACLÉŘ<br />

einstigen Maschinenführers am Elisenschacht,<br />

die er für das damalige Ortsmuseum ausgeführt<br />

hatte. So konnte man an den Modellen drei<br />

Schildchen mit den Namen ihrer Schöpfer anbringen,<br />

denn bei ihrem Bau in den Jahren 1938<br />

-1939 hatten beide Söhne tatkräftig mitgeholfen.<br />

Auch dieses Begebnis zeugt vom gewaltigen<br />

Chaos, das bei der Auflösung des ursprünglichen<br />

deutschen Museums in Žacléř herrschte.<br />

Jedes Exponat hat hier seine eigene Geschichte,<br />

aber noch mehr als die Beschaffung<br />

dieser Exponate bewundere ich, dass sich das<br />

Museum nicht scheut, neue Themen zu erschließen.<br />

Dies ist den Schatzlarer Museumsleuten<br />

gleich ein paar Mal gelungen, diese neuen Themen<br />

trugen dann zur Erweiterung der Sammlungen<br />

bei. Von einigen hatten wir schon berichtet,<br />

z.B. wie sie für uns den nahezu vergessenen<br />

Absolventen des Weimarer Bauhauses Joannes<br />

Koehler wiederentdeckten, einen Maler, der in<br />

Deutschland, der Schweiz und in Frankreich<br />

schöpferisch tätig war und den in den Kriegswirren<br />

samt Familie nach Schatzlar verschlagen hatte,<br />

wo er in tiefer Abgeschiedenheit lebte. In äußerst<br />

bescheidenen Verhältnissen lebend schuf<br />

er hier zarte Landschaftsbilder, die er seinen Nachbarn und auch nur so auf<br />

der Straße in Trutnov verkaufte, um mit der Familie überleben zu können. Die<br />

Ausstellung seiner Werke im Sommer 2006 fand starken Anklang, nun ist sie<br />

nach einigen weiteren Stationen ab dem 16. März im Riesengebirgsmuseum in<br />

Vrchlabí zu sehen. Resultat dieser Ausstellungen sind unter anderem auch neu<br />

festgestellte Tatsachen über das Werk des Meisters und die Lebensumstände<br />

seiner Nächsten. So steuerte zum Beispiel eine Freundin der Familie, Anna<br />

Hradílková, Fotografien, Notizen und Briefwechsel zu weiteren Studien des Museums<br />

bei. Ganz neu im Museum ist ein großes Gemälde aus dem Jahre 1930.<br />

Mit der Hilfe von 13 Sponsoren konnte Koehlers Gemälde direkt aus Weimar für<br />

das Museum gewonnen werden.<br />

Liebe Themen waren auch die Erinnerung an den einjährigen Aufenthalt des<br />

Malers und Schriftstellers Josef Čapek in Žacléř, die Erneuerung des Kaiserdenkmals<br />

von Joseph II. auf dem hiesigen Marktplatz, die Enthüllung neuer Tatsachen<br />

über den Konstrukteur des berühmten Eindeckers „Taube“ Igo Etrich,<br />

vor allem aber über deren ersten Piloten Karl Illner und nicht zuletzt auch das<br />

vertiefte Interesse am akademischen Maler Emil Schwantner, der im nahen Königshan/Královec<br />

geboren wurde. Die Idee, die Schwantner-Ausstellung mit<br />

der Ausstellung von Werken des führenden tschechischen Gegenwartskeramikers<br />

Milan Kout zu verbinden, trug ein Weiteres zum Prestige des erst kurz<br />

vorher eröffneten Museums bei. Wohl auch deshalb widmete Horst Schön, der<br />

Sohn von Erwin Schön, eines nahen Freundes von Schwantner und Mäzen dem<br />

Museum im Jahre 2006 die exzellente Eichenholzplastik „Aufbau“. Der Meister<br />

schuf sie im Jahre 1951 schon in Deutschland, seiner neuen Heimat. Im vergangenen<br />

Mai steuerte Horst Schön noch zwei weitere Schwantner-Figuren<br />

bei, die dessen schöpferisches Potenzial belegen. Nächstes Jahr ist in Žacléř<br />

eine neue inspirative Ausstellung mit einem „Hauch von Welt“ geplant. Nach<br />

ihrer Premiere in New York bringt sie die Tochter eines hiesigen weiblichen<br />

Häftlings aus dem zweiten Weltkrieg ins Riesengebirge. Davon nächstes Mal<br />

mehr.<br />

Im Mai 1997 besichtigten wir mit der Redaktion des Veselý výlet die erste<br />

versuchsweise Ausstellung in Žacléř. Damals ahnten wir kaum, wie erfolgreich,<br />

verdienstvoll und belebend sich das neu entstehende Museum sich auf die Mikroregion<br />

Žacléř auswirken sollte. Die Eröffnung der ständigen Ausstellung im<br />

Jahre 1999, das Interesse und die Begeisterung der Museumsleute, aber auch<br />

die Unterstützung durch die Stadt und Region sind eine echte Herausforderung<br />

für andere Riesengebirgsorte. Denn das Städtisches Museum Žacléř erfüllt neben<br />

seiner grundlegenden Mission, die Geschichte und Traditionen der Region<br />

weiter zu vermitteln, auch die Rolle einer erfolgreichen Galerie, Forschungsstelle,<br />

Restaurierungswerkstatt, eines Verlags und eines voll funktionsfähigen<br />

touristischen Informationszentrums. Nicht zuletzt, ja vor allem ist es ein Ort, an<br />

dem sich Menschen treffen und kennen lernen können.


PRKENNÝ DŮL - BRETTGRUND<br />

Über dem einst selbstständigen Ort Brettgrund<br />

ragt das Schloss Schatzlar/ Žacléř auf, das der<br />

böhmische König Premysl Otakar II. schon in der<br />

zweiten Hälfte des 13. Jahrhunderts als Grenzfeste<br />

errichten ließ. Deshalb mutet die Siedlung<br />

vom gegenüberliegenden Skihang und auch von<br />

der Landstraße wie der märchenhafte Vorort<br />

eines Schlosses an. Der Schneebach, der aus<br />

der Bergsiedlung Rehorn/Rýchory geflossen<br />

kommt, bot als einzige ergiebigere Wasserquelle<br />

rund um die Stadt Schatzlar/ Žacléř die Möglichkeit<br />

zur Gründung von fünf Wassermühlen, eines<br />

Sägewerks, einer Stellmacher- und Seilerwerkstatt<br />

sowie einer bereits im 16. Jhd. erbauten<br />

Papierfabrik. An die Mühlentraditionen im Brettgrund<br />

erinnert heute nur noch die Pension Zelený<br />

mlýn - Grüne Mühle. Sie ist das Ergebnis eines<br />

Umbaus der einstigen Rosenbergmühle, die als<br />

letzte aller hiesigen Wassermühlen bis in den Januar<br />

des Jahres 1947 aushielt. Das heutige Haus<br />

in unmittelbarer Nachbarschaft zum Hauptskiareal<br />

verfügt über solide Unterkünfte und ein nettes<br />

Restaurant. Die Papierfabrik war der älteste aller<br />

Industriebetriebe in dem dazumal äußerst industriellen Schatzlar, die ursprüngliche<br />

Fabrik stellte bis zum Ende des 17. Jahrhunderts Papier her. Nach hundertjähriger<br />

Unterbrechung wurde sie dann im Jahre 1860 erneut in Betrieb<br />

genommen und mit einer ersten Dampfmaschine ausgerüstet, welche die<br />

Produktion unabhängiger vom unbeständigen Durchfluss des Schneebaches<br />

machte. Nach der Modernisierung des Wasserwerkes wurden die Maschinen<br />

der Papierfabrik von einem Wasserrad mit einem beachtlichen Durchmesser<br />

von 13 Metern angetrieben. In Verbindung mit der Aufwärtsentwicklung der<br />

Steinkohlengruben in Schatzlar und Lampersdorf/ Lampertice gründete man<br />

im Jahre 1989 bei der Papierfabrik auch ein kleines Elektrizitätswerk, das<br />

Kohlenstaub verheizte. In der Fabrik stellte man feines Packpapier und filzbeschichtete<br />

Dachpappe her. Nach 1938 wurde der Betrieb vom Großdeutschen<br />

Reich aus strategischen Gründen auf die Produktion von Juta-Ersatz umgestellt,<br />

da die Einfuhr von echtem Jutehanf aus dem britischen Indien gestoppt<br />

war. Die Fabrik blieb auch noch ein paar Jahre nach Kriegsende in Betrieb,<br />

1955 wurde das größte Gebäude an der tiefstgelegenen Stelle des Brettgrunds<br />

dann endgültig abgerissen. Dazumal war der Brettgrund bereits Ortsteil von<br />

Schatzlar. So erinnern an das Papierwerk nur noch zwei große, direkt neben<br />

der Straße ins Ufer des einstigen Mühlbaches eingelassene Mühlsteine - wohl<br />

als Angedenken an die einstige hiesige Industrialisierung.<br />

Nach der Zwangsaussiedlung der alteingesessenen Bevölkerung verfiel<br />

mehr als die Hälfte der ursprünglichen 54 Häuser im Brettgrund, genauer gesagt,<br />

28 Subjekte mit Konskriptionsnummer. Die Einwohnerzahl sank von 250<br />

auf 118. An das typische Schicksal eines Sudetendorfes erinnern bis heute<br />

noch die sich im Putz abzeichnenden Aufschriften aus unverwüstlichen Anilinfarben.<br />

Am einstigen Gasthof Nr. 11 zeichnet sich die kaum noch erkennbare<br />

Aufschrift „Gasthaus“ ab und am Einfamilienhaus Nr. 13 der Name „Unser<br />

Heim“. In den letzten Jahren verändert sich das Bild des Ortsteils Prkenní Důl<br />

allerdings. Auf verödet liegenden Baugrundstücken, in Baulücken und sogar<br />

auf früher nicht bebautem Grundstücken schossen wohl an die zwanzig kleiner<br />

Ferienhäuschen für vorübergehende Bewohner aus dem Boden. So lebt der<br />

Ort wenigstens an den Feiertagen und zur Urlaubszeit im Winter und im Sommer<br />

auf. Auch das Bild des einstigen Dorfangers mit Kapelle aus dem Jahre<br />

1843 und Glockenstuhl auf dem interessanten, neu mit Holzschindel gedeckten<br />

Zwiebelturm hat sich verbessert. Der Kleinbau ist seit 1974 geschütztes<br />

Kulturdenkmal. Noch vorher verschwanden allerdings ringsum den Dorfanger<br />

fünf Landwirtschaftsgebäude von ursprünglicher volkstümlicher Architektur.<br />

Das auffällige Gasthaus samt Pension „U Kapličky“ hingegen erfuhr vor fünf<br />

Jahren eine gelungene Renovierung. Das Restaurant mit interessantem Ambiente<br />

und Billardtisch als Augenfang ist zum beliebten Stelldichein von Skifahrern,<br />

Touristen und Radwanderern geworden. Der Dachstuhl des alten Hauses<br />

mit seinen gewölbten Gängen wurde im Jahre 1923 durch eine interessant<br />

gestaltete Sattelgaube aufgeteilt, zum gleichen Zeitpunkt baute der damalige<br />

Inhaber Stefan Kuhn einen großen Nebensaal an, der zu Tanzvergnügen, Theatervorstellungen<br />

und Gemeindeversammlungen diente.<br />

Mittelpunkt allen Geschehens im Brettgrund sind die beiden Skiareale. Das<br />

größere von beiden „Prkenný Důl“ liegt zu Füßen des Schlossberges, an den<br />

nordöstlichen Hängen des Rehorngebirges/ Rýchory. Die Abfahrtspisten mit<br />

künstlicher Beschneiung ermöglichen insgesamt sieben verschiedene Abfahrtsvarianten,<br />

sie werden von einem 2100 m und einem 500m langen Skilift<br />

sowie von zwei kürzeren Kinderskiliften bedient. Pro Stunde können so insgesamt<br />

3000 Skifahrer befördert werden. Der geräumige und gebührenfreie<br />

Parkplatz befindet sich gleich zwischen Hauptstraße und unterer Skiliftstation,<br />

im Skiareal gibt es Restaurants und Bistros. Nur ein Stück vom Dorfanger entfernt<br />

breitet sich das Skiareal Bret - ein ausgesprochener Familienskipark aus.<br />

Hier gibt es einen 500 m und einen 300 m langen Skilift sowie einen kurzen<br />

Seillift für blutige Anfänger oder kleine Kinder. Die Zum abendlichen Skispaß<br />

zwischen 18.30 und 21.30 Uhr erstahlt die Hauptpiste im Flutlicht. Auch einen<br />

kleinen Gasthof und ein Bistro gibt es hier. Ich hatte immer geglaubt, das<br />

Skiareal habe seinen Namen vom Ort Brettgrund bekommen, erst dann erfuhr<br />

ich von Herrn Bret, dem Begründer des Skiareals. Das alljährlich im Mai stattfindende<br />

„Symposium Prkenný Důl“ für Bildhauer, die ihre Werke mit der Motorsäge<br />

schaffen, hat allerdings mit Holz zu tun. In den vier Jahrgängen haben<br />

mindestens 10 „Bildsäger“ Figuren und bildnerische Szenen geschaffen, von<br />

denen einige auch im Areal blieben. Deshalb säumen die Bahn des Seilliftes<br />

die Statuen eines Indianers, einer Madonna, des Rübezahl oder eine Statuengruppe<br />

mit Froschmännchen. Eine Tafel mit den Fotografien von vergangenen<br />

Jahrgängen des Symposiums zeugen von der Vielfalt der mittels Motorsäge aus<br />

rohen Baumstämmen hergestellten Kunstwerke. Im Sommer wandelt sich das<br />

Skiareal zur Freizeitstätte, wo man sich gern zum geselligen Beisammensein<br />

und zum alltäglichen Grillen einfindet. Hier kehren auch gern Radwanderer ein,<br />

zum Beispiel diejenigen, die hier auf dem Weg von der zugänglich gemachten<br />

Militärfestung Stachelberg aus dem Jahre 1938 vorbeikommen. Eine andere<br />

Route führt von der oberen Station der Skilifte von Prkenný Důl auf der Winterroute<br />

über die Weiselthäuser/ Sněžné domky hinauf zum Rehorn/ Rýchory,<br />

wo sie beim Rehornkreuz/ Rýchorský kříž auf den Riesengebirgsskiweg trifft.<br />

Dieser führt vom Schatzlarer Schloss über den gesamten Riesengebirgskamm<br />

bis nach Harrachov. Sehr beliebt ist auch ein Abstecher nach Albeřice und die<br />

Tour nach Malá Úpa, samt einigen Rasten in gemütlichen Berggasthöfen.<br />

Städtisches Museum und Informationszentrum Žacléř, Rýchorské<br />

náměstí Nr. 10, 542 01 Žacléř, Tel. 499 739 225, www.zacler.cz, E-Mail:<br />

muzeum@zacler.cz. Täglich, außer montags von 10 bis 16 Uhr geöffnet.<br />

21


22<br />

DIE WALDBAUDE/ LESNÍ BOUDA WIRD SCHON<br />

ZWÖLF JAHRE LANG VON EINER FRAU GELEITET<br />

Die „Waldbaude“, eine der bekanntesten Bergbauden überhaupt, gehört zwar<br />

zur Gemeinde Černý Důl, aber was ihre Zugänglichkeit und ihre Aktivitäten betrifft,<br />

hat sie es näher zu Pec pod Sněžkou. Von der oberen Liftstation der Piste<br />

Zahrádky sind es in Luftlinie gerade mal 400 Meter hierher und die Ortsgrenze<br />

befindet sich direkt unter den Fenstern. Die Waldbaude, tsch. Lesní bouda, ist<br />

eine Einsiedelei in einer Höhe von 1104 Metern, an der sich jedoch wichtige, in<br />

fünf Richtungen führende Wander-, Radwander- und Skiwanderwege kreuzen.<br />

Der Hauptweg führt über den Gipfel des Fuchsberges/ Liščí hora zu den höchsten<br />

Riesengebirgskämmen hinauf, in entgegen gesetzter Richtung gelangt man<br />

von hier aus bequem zu Fuß, bzw. mit dem MTB oder auf Skiern zum Světlá<br />

und Černá hora. Anderen Wege führen zu den Ortschaften Pec, Černý Důl und<br />

Dolní Dvůr hinab. Auf dem mächtigen Ausläufer des Fuchsbergkammes bildete<br />

sich eine in den Bergen sehr seltene ebene Fläche, die von den einstigen Holzknechten<br />

zur Gründung zweier kleiner Wiesenenklaven genutzt wurde. Auf jeder<br />

Seite stand je eine Hütte und beide wurden Dumlichbaude genannt. Die untere<br />

ist schon lange verschwunden, die obere mauserte sich vor hundert Jahren zum<br />

Berggasthof mit Fremdenzimmern und genauso das ist sie auch heute noch.<br />

Ab Anfang des 19. Jahrhunderts wurde dieser Ort vor allem von der Renner-<br />

Familie geprägt, die sich u.a. auch um die Gründung der Gastwirtschaft verdient<br />

machten und das Haus noch vor dem 1. Weltkrieg auf den neuen Namen „Waldbaude“<br />

tauften. Bis kurz nach 1945 gab es hier noch einen Bauernhof. Danach<br />

blieb das Objekt mit seinen schon seltenen herkömmlichen Innenräumen mit<br />

gezimmerten Wänden, kleinen Fenstern und Kachelofen für vierzig lange Jahre<br />

nur der Betriebserholung vorbehalten und deshalb Vorüberkommenden verschlossen.<br />

Erst im Jahre 1992 feierte sie Comeback als Berggasthof mit freiem<br />

Unterkunftsangebot.<br />

Seit 1996 wird die Waldbaude von Markéta Kreiplová betrieben - einer der<br />

wenigen „Baudlerinnen“ im Riesengebirge. Früher war sie jahrelang als Sport-<br />

Schutzmarke<br />

Saisonzeitschrift Veselý výlet, Temný Důl Nr. 46, 542 26 Horní Maršov, Tel. 00420 499 874 298, Fax 499 874 221, e-Mail: info@veselyvylet.cz,<br />

www.veselyvylet.cz, Herausgeber/Redakteur: Miloslav und Pavel Klimeš, sprachliche Bearbeitung: Věra Pokorná, Jarmila Klimešová, graphische Gestaltung:<br />

Květa Krhánková, Illustrationen: Květa Krhánková, Zdeněk Petira, Stanislav Špelda, Fotografien: Miloslav Klimeš, Pavel Klimeš, Ctibor Košťál und<br />

Herausgeberarchiv, Satz: Tisk OFSET a.s. Úpice, Tel. 499 881 171, Druck: Garamon s.r.o. Hradec Králové Tel. 495 217 101, deutsche Übersetzung:<br />

Hans-J. Warsow, polnische Übersetzung: Andrzej Magala, Redaktionsschluss: 21. 12. 2007, Auflage: 55.000 Stück, davon 26.000 Stück in tschechischer,<br />

23.000 in deutscher und 6.000 in polnischer Sprachversion. Wenn Sie die nächste Ausgabe des Veselý výlet (nächste Ausgabe: 30/ Sommer<br />

2008) per Post zugeschickt haben möchten, schicken Sie bitte zusammen mit Ihrer Adresse 40 CZK, falls sie in der Tschechischen Republik leben, oder<br />

190 CZK, wenn Sie im Ausland leben, oder bestellen Sie sich die Zeitschrift persönlich im Informationszentrum des Veselý výlet in Temný Důl oder in Pec<br />

pod Sněžkou.<br />

Alle Autorenrechte vorbehalten!<br />

lehrerin mit ihren Klassen zu Skilehrgängen hier her gekommen, die Romantik<br />

der einsamen Baude mit weiten Blicken ins Land trug sicher zu ihrer mit Freunden<br />

getroffenen Entscheidung bei, gerade die Waldbaude zu erwerben. Zuerst<br />

ging sie für ein Jahr aus der Stadt in die Berge, um das Geschäft gut einzuführen,<br />

danach wollte sie in die Schule zurückgehen. Wie in vielen ähnlichen Fällen auch<br />

erwies sich dieses Vorhaben als ziemlich naiv, aber im Unterschied zu anderen<br />

Baudlern gab Markéta Kreiplová nicht auf und blieb auf den Kämmen des Riesengebirges<br />

wohnen. Sie lernte, mit dem Motorschlitten und der Schneeraupe<br />

umzugehen, alle Maschinen und Einrichtungen der Bergbaude zu reparieren<br />

und brachte das lange Jahre vernachlässigte Haus langsam wieder in Schuss.<br />

Die Baude bekam neue Strom-, Wasser-, Gas- und Heizungsleitungen, das Abwasser<br />

wird in der Kläranlage in Pec geklärt. Als es ihr nach drei Jahren gelang,<br />

einen Teil der Arbeiten Mitarbeitern aufzutragen, entschloss sie sich, die umliegenden<br />

Bergwiesen in Schuss zu bringen. Zuerst war es nötig, den verfallenen<br />

Wirtschaftshof zu reparieren. Die Bewirtschaftung der drei Hektar Wiesenland<br />

war zu anfangs einer einzigen Ziege vorbehalten, heute weidet hier eine Herde<br />

von 24 Tieren. Rinder weiden hier nur von Mai bis Oktober, nur die Ziegen und<br />

Schafe, ein Hund und die Katzen bleiben im Winter hier. Von dem halbzahmen<br />

Reh Ruschenka ganz zu schweigen, das hier schon drei Kitze großgezogen hat.<br />

Durch das Weiden und Mähen erblühen die Wiesen in voller Pracht und so bietet<br />

sich den vorbeikommenden Wanderern ein Bild, wie es früher in den Bergen<br />

gang und gäbe war. Erst nach vier, fünf Jahren akzeptierten die Baudler ringsum,<br />

dass sich die „Baudlerin“ bewährt hatte und nahmen sie endlich unter sich<br />

auf. Markéta Kreiplová initiierte später mit weiteren drei Nachbarn das Projekt<br />

„Rübezahls Königreich“, das, nachdem es von den Orten im Ostriesengebirge<br />

aufgegriffen wurde, zum beliebten Wanderspiel mit dem „Rübezahl-Geleitbrief“<br />

geworden ist. Auch das Treffen von Gästen und Nachbarn bei der Waldbaude am<br />

ersten Augustwochenende mit Livemusik und mit guten Speisen und Getränken<br />

ist schon zur Tradition geworden.<br />

Die Waldbaude bietet Unterkunft in Zimmern touristischen Typs, bis hin zu<br />

Apartments mit kompletter Ausstattung. Der Berggasthof mit ganztätigem und<br />

nahezu ganzjährigem Betrieb wird gern von Ski-, Rad und Fußwanderern aufgesucht,<br />

Abfahrtsläufer wiederum fahren bequem von der oberen Seilbahnstation<br />

Hnědý Vrch ab, um anschließend über Zahrádky zum Skiareal zurückzukehren.<br />

Die gleiche Tour unter Benutzung der Seilbahn ist auch im Sommer möglich.<br />

Sommers können die untergebrachten Gäste auch mit dem eigenen Pkw anfahren,<br />

von Dolní Dvůr verkehrt sogar ein Bus für Senioren oder Schulkinder,<br />

die an Freiluftschulen teilnehmen, bis zur Waldbaude. Im Sommer steht bei der<br />

Baude ein Swimmingpool und im Winter ein Wirbelbad für fünf Personen unter<br />

einer verschneiten Fichte zur Verfügung. Dann wandelt sich der Volleyballplatz<br />

zur höchstgelegenen Eisfläche von ganz Tschechien. Nur Frau „Baudlerin“ weiß<br />

nach 12 Jahren auf der Waldbaude, dass sie als Prager Sportlehrerin weit mehr<br />

vom Riesengebirge hatte, als nun, als ihre ständige Bewohnerin...<br />

Lesní Bouda an der Ortsgrenze von Pec pod Sněžkou und Černý Důl Nr.<br />

187, PLZ 543 44, Inhaberin Markéta Kreiplová, Tel., Fax: 00420 499 896<br />

343, Tel. 602 148 099, E-Mail: info@lesnibouda.cz, www.lesnibouda.cz, günstige<br />

Preise, Verständigung auch auf Deutsch möglich.


WIR EMPFEHLEN<br />

BEWÄHRTE DIENSTLEISTUNGEN<br />

Pension U Hlaváčů<br />

Diese Dominante des Marktplatzes in Horní Maršov ist ein historisches Haus, das sich Berthold<br />

Aichelburg im Jahre 1855 als Sitz des Kreisgerichts hatte erbauen lassen. Heute befindet sich<br />

hier die Pension U Hlaváčů mit vorzüglicher Unterkunft inkl. Frühstück in Zweibettzimmern mit<br />

Bad und Zubettungsmöglichkeit. Im Gesellschaftsraum befinden sich eine kleine Bar und ein<br />

Fernseher. Zum Objekt gehört auch ein Innenschwimmbecken mit ganzjährigem Betrieb. Geparkt<br />

wird auf einem geschlossenen Innenhof bei der Pension. Im Erdgeschoss befindet sich<br />

neben einer Selbstbedienung auch das Spezialgeschäft Cash and Carry Pilsner Urquell mit<br />

dem gesamten Sortiment der Pilsner Brauerei, einschließlich Radegast und Kozel (Bock). Von<br />

hier aus wird das Fass- und Flaschen- und Dosenbier ins ganze Ostriesengebirge distribuiert.<br />

Das Geschäft ist täglich von 8 - 12 und 12.30 -16 Uhr geöffnet, samstags von 8 bis 11 Uhr.<br />

Pension und Selbstbedienungsgeschäft U Hlaváčů, Horní Maršov, Bertholdovo náměstí<br />

68, PLZ 68 542, Tel.: 00420 499 874 112, E-Mail: hlavac@iol.cz, Verständigung auch auf<br />

Deutsch möglich.<br />

Villa Eden<br />

Dieses musterhaft renovierte traditionelle Gebirgshaus steht nur ein paar Schritte vom<br />

Zentrum der Bergstadt Pec pod Sněžkou entfernt. Hier kann man sich gut eingerichtete<br />

und verschieden große Appartements mieten. Sie verfügen über einen, zwei oder drei<br />

Räume mit Bad, Sat-Fernseher und Kochnische mit Kocher, Mikrowelle, Wasserkocher,<br />

Geschirr und Kühlschrank. Wer nicht kochen möchte, bestellt sich ein Frühstück im Apartment<br />

und geht zum Abendessen in eines der nahen Restaurants. Hand-, Geschirrtücher<br />

und Bettzeug sind Teil der Ausstattung. Im Sommer parken die Pkws direkt am Haus, im<br />

Winter meistens auf dem eigenen, oder dem öffentlichen Parkplatz U kapličky. Auch das<br />

Parken ist im Unterkunftspreis inbegriffen. Eine neue Leistung ist die Beförderung zum<br />

Skiareal. Man kann aber auch den Skibus benutzen, der nur ein Stück vom Haus entfernt<br />

hält, zurück geht es dann per Ski. Direkt bei Villa Eden beginnt der kürzeste und schönste,<br />

nämlich der grün markierte Weg zur Schneekoppe. Im Sommer kann man auf der Außenterrasse<br />

mit Gartengrill verweilen.<br />

Vila Eden, Pec pod Sněžkou, PLZ 542 21, Inhaberin Jana Hanzalová, Tel.<br />

00420 602 167 447, Tel. 724 277 270, E-Mail: vilaeden@seznam.cz, www.vilaeden.<br />

cz, Sie können sich auch in Englisch und schriftlich in Deutsch verständigen.<br />

Ökozentrum SEVER<br />

Schon dreizehn Jahre lang ist in Horní Maršov das Zentrum für Umwelterziehung und Umweltethik<br />

Rýchory SEVER aktiv. Der Hauptsitz der nichtstaatlichen gemeinnützigen Gesellschaft<br />

nimmt einen Teil des Gebäudes der neuen Grundschule ein. Hier finden ganzjährig Aufenthaltsprogramme<br />

für Grundschulschüler, Fach- und Hochschulstudenten und Gymnasiasten,<br />

aber auch für Lehrkräfte und sonstige Interessenten an der Umwelterziehung statt. Riesengebirgsexkursionen,<br />

Teamwork-Aktivitäten, Naturbeobachtungen unter freiem Himmel stehen<br />

ebenso auf dem Programm, wie künstlerische Workshops, Diskussionen, Simulationsspiele,<br />

usw. Zur Verfügung stehen ein Gesellschaftsraum, eine kleine Küche, Bücherei und Videothek,<br />

auch für die ganztägige Verpflegung ist gesorgt, die Unterkunftskapazität beträgt 30<br />

Betten. Man kann sich hier auch auf Englisch und Deutsch verständigen. Zum Ökozentrum<br />

SEVER gehört aber auch die ehemalige Pfarre in Horní Maršov, in dem das Projekt DOTEK<br />

(Berührung) – Haus zur Wiederbelebung von Traditionen, Ökologie und Kultur realisiert wird.<br />

Hier finden künstlerische und handwerkliche Workshops, gesellschaftliche Veranstaltungen,<br />

Konzerte und Festivals alternativer Musik statt, man demonstriert alte Berglandwirtschaft und<br />

betreibt ähnliche Aktivitäten. SEVER organisiert auch Sommerferienlager und Zirkel mit Umwelterziehungscharakter.<br />

Ökozentrum SEVER, Horní Maršov 89, PLZ 542 26, Tel. und Fax: 00420 499 874 280,<br />

E-Mail: sever@ekologickavychova.cz, http://www.sever.ekologickavychova.cz<br />

Damit Sie sich ein bild machen können, stellen wir ihnen ein paar der öffentlich zugänglichen, im Rahmen des Projekts DOTEK gebotenen Veranstaltungen vor, an denen sie sich in der<br />

ehemaligen Pfarre oder im Ökozentrum SEVER in Horní Maršov beteiligen können. Nähere Informationen über die konkreten Veranstaltungsorte erfährt man auf den Webseiten von SEVER<br />

oder unter dem Telefonanschluss 739 203 208 (Katarína Gregorová) oder per E-Mail: sever-dotek@ekologickavychova.cz. Zur Teilnahme an Handwerksworkshops oder Seminaren ist eine<br />

Voranmeldung nötig!<br />

SONNENSCHULE IM INDISCHEN HIMALAYA - Vortrag am 18. 1., 18.30 Uhr. FASCHING - Faschingsumzug und Kinderkarneval, Samstag, den 2. 2. ab 15 Uhr ab der Pfarre in Horní Maršov.<br />

HORAL II. - Seminar für Kleintierhalter und Landwirte über die Möglichkeiten zu einer umweltfreundlichen Landwirtschaft, Informationen zur Inanspruchnahme von Zuschüssen am Freitag, dem<br />

15. 2., von 14 bis 17 Uhr im Ökozentrum SEVER (in Kooperation mit der Landwirtschaftsagentur Trutnov und der KRNAP-Verwaltung). EIERDRAHTSCHMUCK UND HERSTELLUNG VON<br />

DRAHTSCHMUCK - handwerklicher Workshop 1. 3. (10.00-16.00). KRKONOŠE - ORIGINALPRODUKT - Fachseminar für auf dem Nationalpark tätige Unternehmer und Einwohner am 11. 4.<br />

(14.00-17.00) in der ehemaligen Pfarre in Horní Maršov. MACRAMÉ - handwerklicher Workshop am Samstag, dem 5. 4. (10.00-17.00). RIESENGEBIRGSJAHRMARKT AUS ANLASS DER<br />

FEIERN ZUM „TAG DER ERDE“, Samstag, den 26. 4. (14.00-18.00) - Demonstration und Verkauf von regionalen Produkten, die im Riesengebirge Tradition haben. Demonstrationsbeispiele<br />

mit der Möglichkeit, Handwerke praktisch auszuprobieren, die Jahrhunderte lang Lebenserwerb der hiesigen Einwohner waren. Live-Musik, Theaterauftritte und weiteres Begleitprogramm.<br />

HANDGESCHÖPFTES PAPIER - handwerklicher Workshop 3. 5. (10.00-16.00). HÄUSLICHE MILCHVERARBEITUNG - praktisches Seminar (für Tierhalter und Unternehmer) am Freitag,<br />

dem 16. 5. (9.00-17.00). KRÄUTERSCHULE - Seminar und praktischer Workshop am Samstag, dem 7.6. (10.00-16.00). Praktischer Kurs über die Verwendung von Heil- und Aromapflanzen<br />

auf untraditionelle Weise. Dabei lernt man die Kräuter nicht nur kennen, auszusäen und zu verarbeiten, man kann sie auch kosten. MUSIK- UND THEATERFESTIVAL „DOTEKY“ am Samstag,<br />

dem 21. 6. (13.00-22.00) auf dem Gelände der ehemaligen Pfarre in Horní Maršov.<br />

23


24<br />

Vor achtzig Jahren versuchten Unternehmer aus Ober-Kleinaupa, die Umbenennung<br />

des Bergdorfes in Grenzbauden nach der höchstgelegenen Siedlung<br />

direkt an der Staatsgrenze durchzusetzen. Dies sollte bei den Besuchern die<br />

Einzigartigkeit der Lage dieses Luftkurortes betonen. Der Vorschlag hatte keinen<br />

Erfolg. Am 20. Dezember 2007, genau um Mitternacht, hat der Ort Malá<br />

Úpa seine markanteste Dienstleistung eingebüßt. Die Grenzzollstelle auf Pomezní<br />

boudy - Przełęcz Okraji machte dicht - fortan gibt es keine Grenzkontrollen<br />

mehr! Ein denkwürdiges Haus bleibt es aber auch weiterhin - schon<br />

der blutigen Ereignisse im September 1938 und im Mai 1945 wegen. Die<br />

Gemeinde Malá Úpa forderte das Amt zur Vertretung des Staates in Vermögenssachen<br />

zur Überführung des Gebäudes in den Besitz der Gemeinde auf.<br />

Sie hätte das letzte Gebäude auf tschechischer Seite in einer Meereshöhe<br />

von 1050 Metern gern als Sitz des Gemeindeamts und als Post- und Polizeidienststelle<br />

sowie als Leitstelle der hiesigen Feuerwehr verwendet. Dadurch<br />

würde sich der öffentliche Dienst an einem Ort, den Graf Berthold Aichelburg,<br />

der Besitzer der hiesigen Herrschaft schon im Jahre 1841 als Zollamt<br />

auserwählt hatte, um ein Weiteres verlängern.<br />

Ohne uns abgesprochen zu haben, trafen wir uns am 20. Dezember vor<br />

Mitternacht mit Freunden im Gebäude der Zollwacht auf den Grenzbauden.<br />

Stanislav Ondráček, der im Jahre 1952 wegen des Delikts, sich der Grenze<br />

bei der Riesenbaude genähert zu haben, eine Woche im polnischen Knast<br />

saß (S. 5), Antonín Tichý, den man noch im Jahr 1996 an der Grenze verfolgt<br />

hatte (S. 6) und vor allem die Einwohnerin von Malá Úpa Drahomíra Fajtlová,<br />

die sich außerordentlich für die Eröffnung der Grenze einsetzte und schon in<br />

den siebziger Jahren Kontakte und freundschaftliche Bande mit den polnischen<br />

Demokraten angeknüpfte und die dafür auch ein paar Monate in einem<br />

kommunistischen Gefängnis aufgebrummt bekam (S. 5) - alle ließen sich mit<br />

großer Genugtuung einen letzten Stempel in den Pass drücken. Kurz vor Mitternacht<br />

drängten sich am Grenzübergang, der gerade zu existieren aufhörte,<br />

an die zweihundert Menschen von der polnischen und tschechischen Seite<br />

der Berge. Es war eine nette Geste, als die Bürgermeister beider benachbarter<br />

Gemeinden Mirosław Górecki aus Kowary und Lubomír Mocl aus Malá<br />

MALÁ ÚPA<br />

Úpa ein paar Minuten nach Ausrufung der Erweiterung des Schengenraums<br />

Dáda Fajtlová dazu aufforderten, das Schild der polnischen Grenzwacht von<br />

der Wand der Zollstelle abzunehmen. Danach erhellten keine Signalraketen,<br />

sondern ein ordentliches Feuerwerk den nächtlichen Himmel. Eine Stunde<br />

nach Mitternacht füllte sich der nächstgelegene Gasthof Pomezní bouda (mit<br />

gemütlichem und interessantem Inneren!) mit Gästen und nach einem feierlichen<br />

Toast konnte man bei Live-Musik das Tanzbein schwingen oder sich<br />

auch nur unterhalten. Ermutigend war der Umstand, dass sich viele der polnischen<br />

und tschechischen Teilnehmer an diesem ungezwungenen Treffen<br />

schon von früheren Aktionen her kannten. Das wäre ein paar Jahre früher<br />

kaum möglich gewesen.<br />

Länderverbindende Hörnerschlitten<br />

Spätestens im Jahre 1815 kam man in Kleinaupa auf die Idee, von Holzfällern<br />

verwendete Hörnerschlitten zur Förderung des Fremdenverkehrs einzusetzen.<br />

Damals begannen die Bergler damit, außer Holz, Heu und sonstigen<br />

Produkten auch gut betuchte Touristen von den Grenzbauden nach Schmiedeberg/<br />

Kowary zu befördern. Zur Kurzweil der Besucher der touristisch früher<br />

erschlossenen Nordflanke des Riesengebirges veranstaltete man Pferdeschlittenfahrten<br />

durch die verschneite Landschaft bis zur Hübnerbaude,<br />

nach einem ausgelassenen Tanzvergnügen mit Musikkapelle, ausgesuchten<br />

Speisen und besten ungarischen Weinen erlebten die Gäste dann die erste<br />

„Adrenalin-Attraktion“ des Riesengebirges. Auf einem vereisten Weg ging es<br />

mit einem zwischen den Hörnern stehenden Holzfäller in Schussfahrt ganze<br />

neun Kilometer nach Schmiedeberg hinunter. Erst in der zweiten Hälfte<br />

des 19. Jahrhunderts erlebten der gleichen Attraktion wegen auch weitere<br />

Kammbauden einen ungeahnten Aufschwung, vor allem die Peter- und<br />

Spindlerbaude wurden durch ihre Schlittenbahnen berühmt, die sowohl an<br />

der Süd- als auch an der Nordseite hinunterführten. Die Behörden erteilten<br />

den Holzfällern damals nahezu viertausend Lizenzen, die sie zum Betreiben<br />

von touristischen Schlittenfahrten berechtigten. Auf den Grenzbauden kamen<br />

die Schlittenfahrten mit Klienten wegen des geringeren Interesses an Aufenthalten<br />

in Schmiedeberg und Nieder Kleinaupa im 20. Jahrhundert nach und<br />

nach zum Erliegen. Nach der Zwangsaussiedlung der hiesigen Alteingesessenen<br />

in den Jahren 1945 und 1946 wurden die Hörnerschlitten nur noch<br />

von den hier belassenen 14 Familien Bönsch, Braun, Häring, Hofer, Hübner,<br />

Kirchner, Mohorn, Patzelt, Ruse und Sagasser verwendet. Von den Neusiedlern<br />

erleichterten sich nur die Förster das Leben in den Bergen, indem sie<br />

die Schlitten zu Heutransporten zu den Futterkrippen oder zur Versorgung<br />

der Berghütten im Winter benutzten. Ein paar zig Hörnerschlitten wurden auf<br />

amtliche Anweisung hin an eine zentrale Stelle geschafft und als sich die in<br />

ihre Verwendung gesetzten Erwartungen nicht erfüllten, wurden die meistens<br />

einfach verfeuert.<br />

Der Förster Josef Tylš hingegen hätte sich seine Arbeit zwischen den Gipfeln<br />

der Schneekoppe und dem Berg Červený vrch ohne diese Hörnerschlitten<br />

kaum vorstellen können. Da er die Futterkrippen und vor allem ein Wintergehege<br />

mit vierzig Stück Rotwild zu versorgen hatte, musste er tagein tagaus<br />

pralle Heuballen und sonstiges Futter heranschaffen. Als er dann in Rente<br />

ging, bot sich ihm Gelegenheit, auch die lange unzugängliche Nordflanke<br />

der Berge kennen zu lernen. Heute ist er ein großer Kenner der polnischen<br />

Seite des Riesengebirges. Da er von den einstigen lustigen Schlittenfahrten<br />

von den Grenzbauden nach Schmiedeberg wusste, machte er sich auf die<br />

Suche nach der einstigen Schlittenbahn. Aufgrund seiner Beobachtungen<br />

der Schneeverhältnisse und des Gefälles der Waldwege gelangte er zum<br />

Schluss, dass die Schlitten vom Grenzübergang aus auf dem heutigen gelben<br />

Wanderweg hinab fuhren, der die Gebirgsstrasse kopiert und auch ein<br />

paar mal überquert, und anschließend unter dem Gipfel Sulice entlang zum<br />

Pass Kowarské sedlo und auf dem Weg „Hladová cesta“ nach Podgórze führt.<br />

Im Jahre 2000 entschloss sich Josef Tylš, eine Fahrt auf der Strecke seiner<br />

Vorläufer auszuprobieren. Er lud dazu seine beiden Försterkollegen, den Großen<br />

und Kleinen Radek und auch Libor Hampel ein, dessen Vater, Großvater,<br />

Urgroßvater und wohl auch noch älteren Vorfahren sich mit Holztransporten<br />

auf Hörnerschlitten befassten. Am Grenzübergang fertigte man sie samt ihrer<br />

historischen Schlitten ab und als erste Fahrgäste setzten sich die Redaktionsmitglieder<br />

der Zeitschrift Krkonoše und deren Ehepartner und Bekannten


auf die prallen Heusäcke. Der Autoverkehr und die gestreute Straße ermöglichten<br />

es nicht, die gesamte Strecke zu kopieren, aber eine sechs Kilometer<br />

lange Abfahrt mit einem Höhenunterschied von 550 Metern gelang.<br />

Bei seinen weiteren Nachforschungen machte er im Tal Jelenia Struga die<br />

Bekanntschaft von Wojciech Jabłoński von der Wallonischen Sudetengesellschaft,<br />

die sich für die Renaissance der Hörnerschlittenfahrten begeistert.<br />

Von Josef lieh er sich ein Exemplar aus und nach langem Suchen fand er<br />

im polnischen Norden einen willigen Hersteller. So gaben sich am 3. März<br />

2001 zehn Besatzungen auf den Grenzbauden ein Stelldichein zur „Fahrt des<br />

21. Jahrhunderts“. Dank der Hörnerschlittenfahrten lernten sich die Ortsbürgermeister,<br />

die Hauptmänner der polnischen Grenz- und auch Bergwacht,<br />

die Mitglieder der Wallonischen Gesellschaft, Förster, Journalisten und der<br />

bärtige Sekretär der Aichelburg-Gesellschaft Milan Vích in Vertretung des Rübezahl<br />

näher kennen. Die tschechischen Teilnehmer wiederum lernten zum<br />

ersten Mal die sprichwörtliche polnische Gastfreundlichkeit und Herzlichkeit<br />

kennen. Im Jahre 2002 zeigte es sich, wie nachteilig fest vereinbarte Termine<br />

sein können. Wegen der schlechten Schneebedingungen wäre ein gleitender<br />

Termin angebrachter gewesen. Nach dem „trockenen“ Jahrgang von 2002<br />

klappte dann am 1. März 2003 eine Abfahrt auf der tschechischen Seite nach<br />

Spálený Mlýn. Auf dem Rückweg lud der Bürgermeister die Schlittenfahrer<br />

ins Gasthaus Krakonoš mit dem interessantesten Interieur in Malá Úpa ein,<br />

mit einer hundertjährigen Sammlung bemalter Riesengebirgsmöbeln, Türen<br />

und Balken. Im März 2006 lag wieder so tiefer Schnee, dass die zwanzig<br />

Schlitten nicht die weiche Spur von der Baude Jelenka runterfahren konnten,<br />

deshalb fuhr man am nächsten Tag auf einer präparierten Bahn nach Kowary.<br />

Im vergangenen Jahr nahmen bereits sechzig Besatzungen mit dreißig Hörnerschlitten<br />

an der von beiden Gemeinden und von der Europäischen Union<br />

mitfinanzierten Schlittenfahrt teil, wobei man die Schlitten noch einmal vom<br />

oberen Ortteil von Kowary zum Start auf Pomezní boudy hinaufzog. In diesem<br />

Jahr soll die Schlittenfahrt am 8. März stattfinden und wenn gutes Wetter<br />

herrscht, treffen sich in der Früh wieder gute Bekannte von beiden Seiten des<br />

Riesengebirges.<br />

Historische Ereignisse auf den Grenzbauden<br />

1602 - der Granitgrenzstein am Weg über die Grenze mit eingemeißeltem<br />

Wappen des Adelsgeschlechts der Schaffgotschs auf seiner nördlichen<br />

und mit dem österreichischen Adler auf seiner südlichen Seite wird gesetzt,<br />

1748 - die Landesgrenze wird zur Staatsgrenze des österreichischen Kaiserreichs,<br />

1841 - am 1. November hält im neuen Zollgebäude Nr. 39 die Zoll-<br />

und Finanzbehörde Einzug, 1854 - am 1. Januar ziehen auch preußische<br />

Zollbeamte ein, 1866 - Trennung des österreichischen und preußischen<br />

Grenzzollamts, 1913 - das Zollgebäude wird vom Staat gekauft, 1922 - am<br />

3. September findet hier ein deutsch-tschechisches Arbeitertreffen statt,<br />

1923 - am 18. August wird die neue deutsche Grenzzollstelle eröffnet, 1924<br />

- am 1. Juli wird der Grenzübergang für Automobile eröffnet, 1938 - am 20.<br />

September wird das Grenzzollamt von Deutschen überfallen und niedergebrannt,<br />

dabei wird Wachtmeister Eduard Šiman ermordet, 1938 - am 8. Oktober<br />

marschiert die deutsche Wehrmacht ein, 1945 - am 9. Mai marschiert<br />

die Rote Armee ein, 1945 - am 28. Mai werden sieben Kleinaupaer Bürger<br />

deutscher Herkunft bei der Ruine des niedergebrannten Grenzzollhauses<br />

von einer„Revolutionsgarde“ hingerichtet, 1963 wird der Grenzübergang für<br />

Inhaber sog. „Touristischer Passierscheine“ und später für Bürger sozialistischer<br />

Staatsbürger überhaupt eröffnet, 1964 - am 4. Januar wird das neue<br />

gemeinsame polnisch-tschechische Grenzzollgebäude Nr. 100 eröffnet.<br />

1968 - am 21. August kommt es nach der Besetzung der Tschechoslowakei<br />

durch die Truppen des Warschauer Pakts zur Einschränkung des Grenzverkehrs,<br />

1981 - am 15. Dezember wird der Grenzübergang nach Ausrufung<br />

des Kriegszustands in Polen geschlossen, 1990 - am 2. September öffnet<br />

der damalige tschechoslowakische Präsident Václav Havel demonstrativ die<br />

Grenzschranke, 1991 - am 1. Mai wird er als touristischer Grenzübergang für<br />

Fuß- und Radwanderer geöffnet, 1994 - am 1. Juli wird der Grenzübergang<br />

für den Pkw-Verkehr geöffnet, 2004 - am 1. Mai werden im Rahmen des<br />

EU-Beitritts die Zollkontrollen aufgehoben, 2007 - am 21. Dezember: völlige<br />

Aufhebung der Grenzkontrollen aufgrund des Beitritts zum Schengenraum,<br />

Schließung des Grenzzollamts.<br />

Winter in Malá Úpa<br />

Im Skiareal „U kostela“ gibt es etwas Neues - das „Kleinaupaer Meeresauge“,<br />

wie ein Staubecken mit 2127 m3 Wasser liebevoll von den hiesigen<br />

Einwohnern genannt wird. Solch eine Wassermenge ist nötig, um die hiesigen<br />

Pisten zu beschneien, was auch noch vor Beginn der diesjährigen<br />

Saison gelungen ist. Gut eingeführt ist das nette Bistro „U báby a dědka“<br />

unterhalb der unteren Station der Skilifte. Es ist den ganzen Winter über,<br />

von 9 Uhr morgens bis zum Ende des abendlichen Skifahrens um 21 Uhr<br />

abends geöffnet. Bis zum 24. März verkehrt ein Skibus zwischen Pomezní<br />

boudy und dem Skiareal. Anfänger und Kinder sei nur ein Stück von Pomezní<br />

Boudy der solide Übungshang mit Skilift Hýbnerka anempfohlen,<br />

der sich genau an der Stelle befindet, wo früher die berühmte Hübnerbaude<br />

stand. Am gleichen Hang nimmt die fünf Kilometer lange Skirundroute<br />

Haida ihren Anfang, die von der KRNAP-Verwaltung gepflegt wird. Die<br />

Forstarbeiter haben den vom Orkantief Kyrill im vergangenen Januar verursachten<br />

Windbruch aufgearbeitet und die Wege bereinigt, dass sie wieder<br />

als bequemes Skigelände sowohl für den klassischen Skilauf, als auch<br />

fürs Skating dienen können Gleich hinter der Grenze beginnen auf der polnischen<br />

Seite gut präparierte touristische Skiwege. Eine Alternative zum<br />

Skifahren ist vor allem das Sportzentrum High 1050 direkt auf den Grenzbauden/<br />

Pomezní Boudy. Das Sportzentrum bietet Interessenten perfekte<br />

Möglichkeiten, Ricochet, Tennis, Fußball und Fußballtennis, Volley- und<br />

Basketball zu spielen oder ein modernes Bodybuilding-Center, Sauna<br />

oder Whirlbäder besuchen. Wir empfehlen jedoch, sich diese Sport- und<br />

Freizeitaktivitäten im Voraus in der Pomezní bouda zu reservieren.<br />

In Zusammenarbeit der Stadt Kowary und der Gemeinde Malá Úpa<br />

konnte im September die neue Ausstellung „Hörnerschlitten im Riesengebirge“<br />

eröffnet werden. Im Informationszentrum von Malá Úpa auf den<br />

Grenzbauden/Pomezní Boudy wird sie bis Ende März zu besichtigen sein.<br />

Neben zum Holztransport bestimmten Hörnerschlitten des allerletzten traditionellen<br />

Kleinaupaer Landwirts Raimund Sagasser ist auch ein kleiner<br />

„privater“ Hörnerschlitten mit einem prallen Heutuch zu sehen, der von<br />

Josef Tylš bereitgestellt wurde. Im Informationszentrum von Malá Úpa<br />

wird alles geboten, was der Besucher braucht: Wechselstelle, öffentliches<br />

Internet, Kopierer, Informationen über Unterkunftsmöglichkeiten und<br />

entsprechende Reservierungen in Malá Úpa, Informationen zu Ausflügen<br />

- auch nach Prag, des Weiteren der Verkauf von Wanderkarten, Büchern,<br />

Souvenirs und Geschenkartikeln, ein Schnellimbiss, man kann hier einen<br />

Skiinstrukteur ebenso bestellen, wie Taxis, Skibusse für größere Gruppen,<br />

außerdem gibt’s hier auf der tschechischen und polnischen Seite des<br />

Riesengebirges gültige Fahrpläne.<br />

Informationszentrum Malá Úpa, Pomezní Boudy, PLZ 542 27, Tel.:<br />

499 891 112, E-Mail: info@malaupa.cz, im Sommer täglich von 9.30 bis<br />

17.00 geöffnet, im Winter von 8.00 bis 17.00 Uhr. Sie können sich auch<br />

gut auf Deutsch verständigen.www.info.malaupa.cz<br />

25


26<br />

Nach Pakistan waren wir in großem Stress abgereist. Mitten im Sommer zu einer Expedition<br />

aufzubrechen, ist von jemandem, der im Bauwesen beschäftigt ist, eine regelrechte Frechheit.<br />

Aber im Karakorum ist das günstigste Wetter zum Bergsteigen gerade im Sommer.<br />

Und so fuhren wir los, obwohl Jirka unter anderem gerade den Bau einer Kapelle in Stromkovice<br />

beendete, Pepa einen neuen Fahrer für seinen Hauptbagger verdingen musste und<br />

Martin hatte den Gang irgendeiner Behörde sicher zu stellen hatte, ich wiederum überließ<br />

die Fertigstellung der neuen Poststelle auf der Schneekoppe meinem armen Bruder. Noch<br />

während der dreitägigen Fahrt auf dem wilden Indus hörte ich immerzu das Handy klingeln,<br />

obwohl es hier gar kein Netz gibt, bangte um die Lieferung von Niro-Teilen für das Jalousie-<br />

System der Poststelle und grübelte, wie wohl die Distribution der Sommerausgabe des<br />

Veselý výlet vonstatten geht. Nur ganz langsam gelang es uns, vom Leben daheim und vom<br />

Alltagstrab loszukommen. Auf einmal war Zeit zum Quatschen da, beim Marsch ins Basislager<br />

schwatzten wir über vorangegangene Expeditionen. Und da immer einer von uns<br />

an einer der konkreten Aktionen gefehlt hatte, konnten wir ihm erzählen, wie das damals<br />

war. Na ja, bestimmt hatte er schon mal davon gehört, so tat er wenigstens so, als ob er<br />

nichts davon wisse, eingedenk der Tatsache, dass wir das sowieso hauptsächlich wegen<br />

uns selbst erzählen, um alles noch einmal zu durchleben und das glückliche Gefühl von<br />

damals noch einmal zu verspüren. Aber Jirka‘s Art zu erzählen, samt lebendiger Gestikulation,<br />

war einfach unübertroffen. Wir lachten, bis wir uns auf die Schenkel schlugen und<br />

waren in Hochstimmung. Weitere schöne Augenblicke erlebten wir bei unserer Wanderung<br />

zu Füßen des herrlichen Granitturms Trango Tower, kurz darauf erblickten wir die Südwand<br />

des K2, backten mit unseren Trägern Fladen und erblickten endlich den Gipfel des Gasherbrum<br />

2 - unser Ziel.<br />

Im Karakorum war im letzten Sommer das schlimmste Wetter der letzten Jahre. Unaufhörlich<br />

schneite es, Expeditionen aus aller Welt hockten in ihren Zelten und warteten<br />

darauf, dass sich das Wetter bessert. Aber dem Chef der tschechischen Expedition Gasherbrum<br />

2007 Joska Nežerka gelang es zusammen mit Zdenda Němec und Olaf aus Norwegen<br />

noch rechtzeitig, Gasherbrum 1 zu besteigen und so kamen wir gerade zur Feier<br />

an. Viele hielten es nicht aus und hauten wieder ab, ein paar versuchten trotzdem, den G2<br />

zu besteigen und wir sahen mit eigenen Augen, wie sie eine Lawine genau an der Stelle<br />

verschüttete, wo auch wir durchgehen wollten. Wir richteten uns noch ein Camp zum G2<br />

ein und stiegen bis in eine Höhe von 6600 Metern hinauf, aber in den frisch gefallenen<br />

Schnee trauten wir uns doch nicht. In den nächsten Tagen waren auch die Anstiegsrouten<br />

tief verschneit und wir getrauten uns nicht einmal, das zurückgelassene Material nach oben<br />

zu tragen. Es blieb uns nichts anderes übrig, als zu warten und stundenlang zu erzählen.<br />

Einmal veranstaltete Jirka als Weinkenner für uns Vier eine Expeditionsdegustation<br />

samt fachgerechter Erläuterung. Er schlug einen großen Bogen über Weinanbaugebiete,<br />

Rebsorten, um nach zwei Stunden endlich zur Weinernte und zu den Prädikatweinen zu<br />

kommen. Über das Riechen am Korken, Bukett- und Farbenvielfalt, gelangte er endlich zum<br />

Geschmack der Weine, als plötzlich Joska Nežerka ins Zelt gekrochen kam. Eine Weile<br />

hörte er zu, dann hielt er es psychisch nicht mehr aus und erzählte den anderen im Camp,<br />

wir würden „ohne einen Tropfen mitzuhaben, stundenlang Wein saufen“. In diesem vorgeschobenen<br />

Lager blieben wir bald darauf die einzigen Tschechen. Aber nicht nur unsere<br />

Landsleute verließen die Berge nach wochenlangem vergeblichem Warten auf besseres<br />

Wetter. An einem der langen Abende drückte Jirka halblaut seine lange geahnte Befürchtung<br />

aus: „Das ist wohl das erste Mal in zwanzig Jahren, wo es uns nicht gelingt, zusammen<br />

auf einen Berg zu steigen“. Als letzte Chance entschlossen wir uns, unser Material für den<br />

Aufstieg zum Gasherbrum 2 zu opfern und einen Schnellaufstieg auf den 8068 m hohen G1<br />

zu wagen. Die Route führt über sehr steile Partien, wo sich der Schnee nicht halten kann,<br />

deshalb dürften ein paar Tage schönes Wetter zum Aufstieg reichen. Per SMS-Nachricht<br />

DAS LETZTE BIWAK<br />

Nach unserer Rückkehr von der Expedition führte<br />

mich mein erster Ausflug in die Riesengebirgsnatur<br />

zum Lehrpfad Vlčí jáma in Pec pod Sněžkou.<br />

Schon nach ein paar Schritten vom Parkplatz Zelený<br />

Potok starrte ich ungläubig auf‘s Billboard<br />

mit Werbung für Sportausstattung, das am Haus<br />

mit Skiservice von Petr Kos hängt. Wie ein Magnet<br />

zog auf der großen Fotografie ein spitzer Berg<br />

meine Blicke an. Ich ging über die Brücke und<br />

sah ihn mir aus der Nähe an. Auf der Erde gibt es<br />

tausende Berge, aber nur einer vermochte meine<br />

Gefühle so aufzuwühlen, wie dieser. Nicht einmal<br />

direkt in den Bergen hatte ich unsere letzte Aufstiegsroute,<br />

die Stelle, bis zu welcher wir gekommen<br />

waren und vor allem den schneebedeckten<br />

Sporn, in dem wir Jirka Daněk zurückgelassen<br />

hatten, so deutlich vor Augen. Gestern Nacht, vier<br />

Monaten nach unserer Rückkehr, habe ich meine<br />

ahnungslosen Expeditionspartner zur Fotografie<br />

von Honza Vesták geführt. Auch ihre Finger glitten<br />

über das Bild, als sie die kritischen Stellen<br />

erkannten. Mein Bruder hat uns dabei fotografiert<br />

und wohl zum hundertsten Mal, wurde uns bewusst,<br />

wie sehr uns Jirka fehlt.<br />

über Sat-Telefon fragten wir Alena Zárybnická im Tschechischen hydrometeorologischen<br />

Institut, wie die Wettervorhersage aussieht. Ihre Antwort war hoffnungsvoll. Laut Vorhersagemodell<br />

sollte am nächsten Sonntag und Montag um den Gasherbrum klares und windstilles<br />

Wetter herrschen.<br />

Am Donnerstag brechen wir dann auf unbekannter Route auf und campen 5 Stunden<br />

später in einer Höhe von 6450 Metern im Pass direkt vor dem G1. Vom Tibet bläst starker<br />

Wind, der Morgen ist wie gehabt. Dennoch entschließen wir uns, zusammen mit Igor und<br />

Sergej aus der Ukraine weiterzugehen. Vor uns liegt der schroffe Japanische Couloir, über<br />

dem in 7100 Meter Höhe das letzte Lager liegt. Wir schenken der Wettervorhersage für die<br />

weiteren Tage Glauben und steigen in diesem grausamen Wind weiter bergan. Was hilft’s<br />

- wir wollen zum rechten Zeitpunkt an der richtigen Stelle sein. Die Ukrainer versuchen<br />

schon fünf Wochen lang, den Gipfel zu bezwingen und im oberen Camp sind sie schon<br />

über eine Woche. Sie haben sich gut akklimatisiert und so laufen sie uns bald weg. Jirka ist<br />

von uns wieder am besten drauf und steigt ein großes Stück vor uns hinauf. Von oben fallen<br />

kleine Lawinen herunter, der Schnee ist allgegenwärtig, wir können nicht einmal trinken.<br />

Jeder stapft sich seine eigne Spur durch den tiefen Schnee. Wenn nicht die Fixseile von der<br />

vorangegangenen Expedition da gewesen wären, wäre ich nie im Leben hochgekommen.<br />

Ein wenig beruhigt mich, als Jirka im Camp nach sieben Stunden Kletterei eingesteht, das<br />

es echt hart gewesen sei. Am nächsten Tag kochen wir nur und gegen Mittag klart der<br />

Himmel wirklich auf. Von unten kommen noch der Australier Mick Parker und sechs Ungarn<br />

herauf. Allesamt sind sie schon drei Wochen hier und nutzen die erste Gelegenheit zu<br />

einem Aufstieg zum Gipfel Jirka machen sie ein großes Kompliment - sie hätten uns gestern<br />

in der Rinne kämpfen sehen. Dieser meint auf seine ironische Art: „Einen Moment lang war<br />

ich fast ein bisschen stolz“.<br />

Sonntag, den 29. Juli 2007 brechen wir zwei Stunden vor Mitternacht auf. Der Himmel<br />

ist klar und es ist windstill. Wohl zum ersten Mal im Leben klettern wir mit Bergsteigern aus<br />

anderen Expeditionen zum Gipfel - ein komisches Gefühl. Nach zwei Stunden zieht Jirka<br />

seine Daunenhose aus, es ist wirklich super Wetter. Wir wechseln ein paar Worte, dann<br />

gehe ich zirka 40 Meter hinter seiner Gruppe her, die aus den Ungarn besteht. Die Sonne<br />

geht auf und ich fotografiere das Panorama des Karakorum, vor uns ragen fünf weitere Gipfel<br />

der Gasherbrum-Gruppe auf und hinter ihnen türmt sich der schwerste Berg der Welt auf<br />

- der K2 . Ich mache ein paar Fotos von der Gruppe vor uns mit Jirka in der Mitte. Der Hang<br />

ist längst nicht so steil, wie es von unten aussah, halb Neun sind wir fast 7800 Meter hoch.<br />

Ich habe ein gutes Gefühl - der Gipfel ist nah. Von einem Augenblick zum andern ist alles<br />

wie weggeblasen - im aufwirbelnden Schnee stürzt ein Bergsteiger an mir vorbei. Nur am<br />

orangefarbenen Rucksack erkenne ich, dass es Jirka ist und mir ist sofort klar - wenn sein<br />

Fall nicht vom Felssims aufgehalten wird, dann sieht es wirklich böse aus. Ich sehe nichts,<br />

deshalb rufe ich Pepa unter mir. Der fragt geschockt, wer da bis unten abgestürzt sei. Igor<br />

und Sergej machen wortlos kehrt und steigen mit uns ab - auch zum dritten Mal kommen<br />

sie nicht bis zum Gipfel. Mick ist schon sehr hoch, die Ungarn gehen unbeirrt weiter. Pepa<br />

steigt unglaublich schnell ab. Nach ungefähr einer Stunde stehen wir bei Jirka, dessen<br />

Seele schon lange über den nahen kleinen Pass zum geliebten Tibet geflogen ist, um zu<br />

neuem Leben zu erwachen. Das wünschen wir ihm jedenfalls. Wir möchten den Körper aus<br />

der Lawinenbahn ziehen, Igor bereitet das Anknoten vor. Ich habe keine Ahnung, wie lange<br />

die fünfhundert Meter lange Querung dauert, ich bin völlig am Boden. Auf dem Felssporn<br />

über dem Camp graben wir in 7200 Meter Höhe Jirkas letztes Biwak und rammen am Kopf<br />

den Eispickel mit Fähnchen in den Schnee, mit dem er sich auf dem Gipfel fotografieren<br />

wollte. Wir anderen werden wohl nie vergessen, welch teuren Freund wir da oben zurückgelassen<br />

haben.


INNENVERZIERUNG UND AUSSTATTUNG<br />

VON BERGHÄUSERN<br />

Das Restaurant der Preußischen Baude auf der Schneekoppe - Kassettendecke,<br />

Wandverkleidung, Petroleumlampe, Thonet-Stühle,<br />

Wanduhr (1920)<br />

Veranda des Hotels Krakonoš in Spindelmühle - Jagdtrophäen,<br />

Teppichläufer, Silberbesteck, Zimmerpflanzen und Schnittblumen (1929)<br />

Die Hoffmannsbaude in Johannisbad - dreifarbiger Kachelofen,<br />

Bauernmöbel, Holzleuchten, bemalte Türen und Balken (1936)<br />

Ausschank im Hotel Tippeltbaude - Družba in Malá Úpa<br />

- Garderobewände, Zimmerpflanzen, Klavier, Werbebilder (1914)<br />

Restaurant der Zineckerbaude - Vatra über Spindelmühle - dekorativ<br />

ausgesägter Holzlüster, Zierdeckchen, bemalte Möbel und Wände (1932).<br />

Gasthof Kaffeebaude - das Haus Nr. 100 in Krummhübel/ Karpacz - bemalte<br />

Bauernmöbel, Teller- und Humpensammlung, Säulenuhr,<br />

Heiligenbilder, Bunzlauer Keramik (1936)<br />

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Panorama-Kamera: Täglich werden im 2. Tschechischen Fernsehen von 7.50<br />

- 8.30 Uhr (Sommer) live Landschaftsausschnitte aus Harrachov, Paseky nad<br />

Jizerou, Rokytnice nad Jizerou, Benecko, Vítkovice, Mísečky, Svatý Petr, Černá<br />

Hora, Pec pod Sněžkou, Velká Úpa, Malá Úpa, Černý Důl, Mladé Buky. gezeigt.<br />

Ein aktueller Blick auf die Schneekoppe ist auf der Website www.humlak.cz<br />

(webcam) zu finden.<br />

DAS INFORMATIONSZENTRUM VESELÝ VÝLET<br />

GALERIE - WECHSELSTELLE<br />

in Temný Důl - Horní Maršov, Tel., Fax: (00420) 499 874 298<br />

Pec pod Sněžkou, Tel.: (00420) 499 736 130, Fax: (00420) 499 874 221<br />

E-Mail: info@veselyvylet.cz<br />

www.veselyvylet.cz<br />

täglich 8.30 - 18.00 Uhr<br />

Telefonanschlüsse: Tel. nummern von Festanschlüssen im östl. und mittleren<br />

Riesengebirge mit der Nummer 499 (aus dem Ausland 00420 499). Informationen<br />

zu Tel. nummern - 1180.<br />

Gesundheitswesen: Schnelle medizinische Hilfe Trutnov und Vrchlabí Tel.<br />

155, 499 735 921, für das östliche Riesengebirge ist der Bereitschaftsdienst<br />

in Trutnov 499 840 100, Krankenhaus Trutnov 499 866 111, Pec pod Sněžkou<br />

499 329 340, Chirurgie 499 329 346, Zahnarztpraxen 603 413 113, in Horní<br />

Maršov 499 874 144, 499 874 166, Kinderartzpraxis 499 874 143, in Janské<br />

Lázně 499 875 116, in Svoboda nad Úpou 499 871 140, Kinderartzpraxen 499<br />

871 287, Špindlerův Mlýn 499 433 344, Chirurgie 499 523 864, die Apotheke<br />

ist in Horní Maršov folgendermaßen geöffnet: Mo.-Fr. 8.00 - 12,30 Uhr, 14.00<br />

- 17.00 Uhr 499 874 121 auch Svoboda nad Úpou 499 871 264, Špindlerův<br />

Mlýn 499 433 335, Bereitschaftsdienst in Vrchlabí (auch für Šp. Mlýn) 499 421<br />

155.<br />

Polizei: Ständiger Bereitschaftsdienst in Trutnov und Vrchlabí 158, Verkehrsunfälle<br />

974 539 251, Dienststelle in Pec pod Sněžkou 499 736 233, Svoboda<br />

nad Úpou 499 871 333, in Šp. Mlýn 499 433 333, Horní Maršov 499 874 133,<br />

Polizeidienststelle in Janské Lázně 603 345 538, Polizeidienststelle Šp. Mlýn<br />

606 484 805, 499 433 354, Žacléř 499 876 135.<br />

Feuerwehr: ständiger Bereitschaftsdienst in Trutnov 150, 499 848 411.<br />

Parkplätze: Bewachte Parkplätze in Velká Úpa 499 896 156, in Pec bei der<br />

Kapelle und Zelený Potok 774 772 774, in Malá Úpa - Spálený Mlýn 499 891 128<br />

und auf den Pomezní Boudy 499 891 145, in Janské Lázně bei der Seilbahn 736<br />

732 211, in Špindlerův Mlýn 499 523 229, 499 523 119.<br />

Zu bauhistorischen Forschungen,<br />

für Ausstellungen zur Geschichte<br />

des Riesengebirges<br />

und für die Zeitschrift Veselý výlet<br />

KAUFEN WIR<br />

zeitgenössische Fotografien, Ansichtskarten,<br />

Landkarten, gedr. Wanderführer, Bücher,<br />

Belege, Schriftstücke und Gegenstände<br />

mit Bezug auf das Riesengebirge.<br />

Veselý výlet, Temný Důl 46<br />

542 26 Horní Maršov<br />

Tel., Fax: +420 499 874 221<br />

Bergrettungsdienst (Horská služba): Ganzjähriger ständiger Bereitschaftsdienst<br />

in Špindlerův Mlýn 499 433 239 (602 448 338). Im Winter in Pec pod<br />

Sněžkou499 896 233 ist die Dienststelle täglich von 7 - 22 Uhr geöffnet (außer<br />

dieser Zeit 602 448 444).<br />

In Malá Úpa auf den Pomezní Boudy 499 891 233 (606 157 935), Janské<br />

Lázně 499 895 151 (606 157 936), Strážné 499 434 177 (606 157 934),<br />

Harrachov 481 529 449 (602 448 334), Rokytnice nad Jizerou 481 523 781.<br />

Meteorologische Station: in Pec pod Sněžkou 499 796 303.<br />

Autowerkstätten und Reifenservice: Svoboda nad Úpou - Hlávka 499 871<br />

153, täglich von 7.00-12.00, 13.00-17.00 Uhr, Mladé Buky - Štangl 499 773<br />

263, Reifenservice - 499 773 263, Autoklub Bohemia Assistance 1240.<br />

Stadt- und Gemeindeämter: Horní Maršov 499 874 156, Janské Lázně 499<br />

875 101, Soboda nad Úpou 499 871 105, Pec pod Sněžkou 499 896 215, Malá<br />

Úpa 499 891 157, Žacléř 499 878 510, Šp. Mlýn 499 433 226, Amtsstunden<br />

jeweils Mo+Mi von 8 - 12 Uhr und von 12,30 - 17 Uhr.<br />

Die Verwaltung des Riesengebirgsnationalparks: Das Zentrum in Pec pod<br />

Sněžkou 499 896 213, 8.00-12.00 Uhr, 12.30 - 16.30 (Som. 18.00) Uhr,<br />

Špindlerův Mlýn 499 433 228, 8.00 - 16.45 (Som. 18.00), Rokytnice - 481<br />

523 694, Harrachov 481 529 188. Das Museum im Obří Důl 499 736 311,<br />

Mo-So 9.00 - 12.00 Uhr, 13.00 - 16.00 Uhr. Riesengebirgsmuseum in Vrchlabí<br />

täglich außer montags von 8.00 - 16.00 Uhr 499 456 708, Rýchorská bouda<br />

499 895 107.<br />

Forstwirtschaft Vrchlabí: 499 456 111, Forst - Horní Maršov 499 874 161,<br />

Pec pod Sněžkou 499 896 214, Svoboda nad Úpou 499 871 159, Špindlerův<br />

Mlýn 499 433 282.<br />

Gottesdienste: Horní Maršov Samstag 16.30 Uhr, Svoboda nad Úpou Sonntag<br />

11.00 Uhr, Janské Lázně Sonntag 9.30 Uhr, Velká Úpa Samstag 15.30 Uhr,<br />

Žacléř Sonntag 9.30 Uhr, Špindlerův Mlýn Sonntag 10.00 Uhr. Zusammenkünfte<br />

der Zeugen Jehovas im Königreichsaal in Trutnov, Bojiště 103. Wöchentliche<br />

Zusammenkünfte: Jeden Dienstag (17.30) und Donnerstag (19.00). Öffentliche<br />

Vorträge jeweils jeden Sonntag von 9.30 bis 11.30 Uhr und von 17.30 - 19.30<br />

Uhr.<br />

Tankstellen: Svoboda n. Úpou, täglich geöffnet, Benzina, 499 871 128, 5.00<br />

- 22.00; Lucraco Oil, 499 871 188, 6.00 - 21.00, Pec pod Sněžkou täglich 6.00<br />

- 22.00, 499 522 120. Weitere Tankstellen, die ununterbrochen geöffnet sind,<br />

befinden sich in Trutnov und Vrchlabí in Špindlerův Mlýn täglich von 7.00 - 17.00<br />

Uhr (sonntags ab 8 Unr, Tel. 499 433 295).<br />

Grenzübergänge: Ab dem 21. Dezember 2007 finden an den Grenzübergängen<br />

keine Kontrollen mehr statt. Der Grenzübergang Pomezní Boudy - Przełęcz<br />

Okraj ist auf Fahrzeuge bis 3,5 Tonnen beschränkt, die Übergange in Harrachov<br />

– Jakuszyce, Královec – Lubawka sind ohne Einschränkung.<br />

Seilbahnen: Zur Schneekoppe Pec pod Sněžkou, Tel. 499 895 137, täglich<br />

zu jeder vollen Stunde 8-18 Uhr., die Teilstrecke Růžová hora - Gipfel je nach<br />

Wetter. Pec pod Sněžkou - Hnědý Vrch, 499 736 375 täglich 9.00 -16.00,<br />

von 1. bis 28. 10. nur Fr-So. Portášky Velká Úpa, 499 736 347, täglich jede<br />

volle Stunde 8.30-17.00 Uhr, von 15. 2. bis17.30. Černá hora Janské Lázně,<br />

499 875 152 täglich um 7.30 und dann jede volle Stunde von 8.00-18.00 Uhr.<br />

Na Pláň Šp. Mlýn - Sv. Petr, 499 497 215 und Medvědín Šp. Mlýn, 499 433<br />

384 täglich 8.30-16.00 und 18.00 Uhr., Žalý Vrchlabí 499 423 582 nur So-Sa<br />

9.00-17.00 Uhr, Lysá hora Rokytnice, 481 523 833 nur Winter, Čertova hora<br />

Harrachov, 481 528 151.

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