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ErobErn diE Low Cost CarriEr dEn ... - Verkehrsjournal

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<strong>ErobErn</strong> <strong>diE</strong> low cost carriEr <strong>dEn</strong> luftvErkEhrsmarkt?<br />

30 <strong>Verkehrsjournal</strong><br />

<strong>ErobErn</strong> <strong>diE</strong> <strong>Low</strong> <strong>Cost</strong> <strong>CarriEr</strong><br />

<strong>dEn</strong> LuftvErkEhrsmarkt? Daniela Deltl<br />

Immer mehr Billigfluglinien, so genannte <strong>Low</strong> <strong>Cost</strong> Carrier (LCC) treten in den internationalen Luftverkehrs-<br />

markt ein. Regelmäßig wird über erstaunliche Wachstumsraten der <strong>Low</strong> <strong>Cost</strong> Carrier berichtet, aber auch<br />

in der Gesellschaft hört man immer mehr, dass ein Kurzurlaub mit zum Beispiel Air Berlin, GermanWings<br />

oder SkyEurope gebucht wird. Nun stellt sich die Frage was die <strong>Low</strong> <strong>Cost</strong> Carrier so besonders macht. Wie<br />

kommen sie zu ihrem Namen und was ist eigentlich der Unterschied zu ‚normalen’ Airlines? Was macht deren<br />

Modell einzigartig und vor allem: Werden sie den Luftverkehrsmarkt erobern können?<br />

Immerhin konnten die <strong>Low</strong> <strong>Cost</strong> Carrier alleine im vergangenen Geschäftsjahr am Flughafen Wien eine<br />

Steigerung von 57,2% erzielen [vgl. www.viennaairport.at]. Diese und weitere Fragen werden in der Arbeit<br />

genauer analysiert und beantwortet.<br />

Vorab wird der Begriff <strong>Low</strong> <strong>Cost</strong> Carrier genauer erläutert, sowie deren Geschichte dargstellt. Als Beispiel<br />

werden der erfolgreichste <strong>Low</strong> <strong>Cost</strong> Carrier weltweit, sowie der erste <strong>Low</strong> <strong>Cost</strong> Carrier am europäischen<br />

Markt vorgestellt. In einem weiteren Kapitel wird die weltweite Entwicklung der Billigflieger näher darge-<br />

stellt. Um die Unterschiede zwischen <strong>Low</strong> <strong>Cost</strong> Carriern und den ‚normalen’ Fluggesellschaften, so genann-<br />

ten Full Service Carriern (FSC), aufzeigen zu können, wird das Geschäftsmodell der LCC beschrieben. Im<br />

Vergleich der beiden Modelle werden dann auch Reaktionen der Full Service Carrier auf die <strong>Low</strong> <strong>Cost</strong> Carrier<br />

beschrieben, sowie die Einsparungspotentiale der LCC gegenüber der Full Service Carrier analysiert. Abge-<br />

rundet wird die Arbeit mit der Darstellung der Auswirkungen auf den gesamten Luftverkehrsmarkt, um dann<br />

in der Schlussfolgerung die Perspektiven der <strong>Low</strong> <strong>Cost</strong> Carrier zusammenfassen zu können.<br />

<strong>Low</strong> <strong>Cost</strong> Carrier<br />

Um in die Thematik einsteigen zu können, sollte vorab der Begriff LCC an sich erklärt werden. Mit Praxis-<br />

beispielen werden in diesem Kapitel die ersten Merkmale der <strong>Low</strong> <strong>Cost</strong> Carrier sichtbar.<br />

begriffsdefinition<br />

Der Begriff <strong>Low</strong> <strong>Cost</strong> Carrier kommt ursprünglich aus den Vereinigten Staaten von Amerika (USA). Diese<br />

Fluglinien werden auch als No-Frills-Airlines, Discount-Airlines oder Billigflieger bezeichnet. In den späten<br />

90er Jahren konnte dieses Airline-Modell auch in Europa an Popularität gewinnen. LCC bieten Flüge mit<br />

reduziertem Service zu niedrigen Preisen an und sprechen somit eher Privatpersonen an [vgl. Klußmann,<br />

Malik 2004]. Aufgrund der <strong>Low</strong> <strong>Cost</strong> Carrier haben Privatreisende eine tolle Alternative zu anderen Trans-<br />

portmitteln (wie Auto oder Bahn) bekommen, allerdings auch eine Alternative zum ‚Nicht-Reisen’. Mit Hilfe<br />

der Billigfluglinien können sich nun auch Privatpersonen mit geringerem Einkommen leichter einen Urlaub<br />

in den Süden leisten.<br />

<strong>Verkehrsjournal</strong><br />

31


<strong>ErobErn</strong> <strong>diE</strong> low cost carriEr <strong>dEn</strong> luftvErkEhrsmarkt?<br />

Die erste Möglichkeit zum billigen Fliegen bekamen<br />

die Amerikaner. Doch schon bald formten sich auch in<br />

Europa Billigfluglinien, welche vom heutigen Luftver-<br />

kehrsmarkt nicht mehr wegzudenken sind [vgl. Kluß-<br />

mann, Malik 2004]. Im Weiteren sollen die zwei er-<br />

folgreichsten <strong>Low</strong> <strong>Cost</strong> Carrier in den USA und Europa<br />

vorgestellt werden.<br />

southwest airlines als die erfolgreichste ihrer<br />

art<br />

Immer wieder liest man in Zeitungen, dass Southwest<br />

Airlines (SWA) der Pionier unter den <strong>Low</strong> <strong>Cost</strong> Carriern<br />

sei. Doch diese Ehre muss sie der Pacific Southwest<br />

Airlines und der Air California überlassen [vgl. Groß,<br />

Schröder 2007]. Trotzdem darf sich die SWA als der er-<br />

folgreichste <strong>Low</strong> <strong>Cost</strong> Carrier weltweit benennen. An-<br />

gefangen hat alles damit, dass sich die zwei Großväter<br />

der Airline in einer Bar über die schlechten Flugverbin-<br />

dungen in Texas beschwert haben. Rollin King und sein<br />

Anwalt Herb Kelleher skizzierten damals das Dreieck<br />

von Dallas, San Antonio und Houston und beschlossen<br />

eine Airline zu gründen, die diese drei Standorte anfliegt.<br />

Gegründet wurde die Airline dann 1967, doch aufgrund<br />

der hohen Konkurrenzsituation mussten sie noch ein<br />

paar Jahre warten, bis das erste Flugzeug starten durf-<br />

te [vgl. Aero International 2007]. Im Juni 1971 startete<br />

dann die erste Maschine zwischen den drei texanischen<br />

Städten, eine Boeing 737-200. Die Merkmale der SWA<br />

waren damals [vgl. Groß und Schröder 2007]:<br />

32 <strong>Verkehrsjournal</strong><br />

geringe Kosten,<br />

geringe Fahrpreise,<br />

keine Serviceleistungen,<br />

hoch frequentierte Flüge,<br />

Kurzstreckenflüge,<br />

Point-to-Point Service.<br />

Zu der Flotte von SWA zählten von Beginn an nur Bo-<br />

eing-Flugzeuge. Ihre Passagiere konnte die Airline mit<br />

einem ungewöhnlichen Spaßfaktor überzeugen. Bei die-<br />

ser amerikanischen Airline ist es normal, dass sich die<br />

Flugbegleiter einen Spaß daraus machen, ausführlich<br />

die Anwendung einer Schwimmweste zu erklären, denn<br />

unterhalb könnten sich auch Swimmingpools befinden.<br />

Sie verkleiden sich zu bestimmten Anlässen oder ma-<br />

chen sich über eine schlechte Landung des Piloten lu-<br />

stig, um ihre Passagiere aufheitern zu können. Die stark<br />

gestiegenen Kerosinpreise konnte der Billigflieger auf-<br />

grund von zeitig abgeschlossen Verträgen und somit ho-<br />

hen Ölreserven bisher außer Acht lassen. Die Southwest<br />

Airlines zählt zu den wenigen Airlines, die seit ihrem<br />

Jungfernflug keine roten Zahlen geschrieben hat [vgl.<br />

Aero International 2007].<br />

Diese Strategie wurde in den letzten knapp 40 Jahren nie<br />

geändert. Heute hat die SWA einen Marktanteil von 80%<br />

unter den <strong>Low</strong> <strong>Cost</strong> Carriern im amerikanischen Raum<br />

[vgl. Groß und Schröder 2007].<br />

Trotzdem muss auch die Southwest Airline langsam an<br />

Planänderungen denken. Denn die Kerosinreserven sind<br />

langsam aufgebraucht und drücken somit auch auf den<br />

Kostenvorteil gegenüber der Konkurrenz. Die Über-<br />

schüsse gingen bereits von 93 Millionen Dollar auf 34<br />

Millionen Dollar zurück. Daher soll im Jahr 2008 die<br />

Flotte vorerst nur um 14, statt um 28 Flugzeuge verstär-<br />

kt werden [vgl. airliners.de 2008].<br />

ryanair als vorzeigemodell in Europa<br />

Der erste europäische Billigfluganbieter stammt aus Ir-<br />

land. Dort wurde die Airline 1985 von Tony Ryan ge-<br />

gründet. Sie stellte damals die Alternative zur staatli-<br />

chen Airline Aer Lingus dar und flog ihren Jungfernflug<br />

mit einer 15-Sitz-Maschine von Irland nach Großbritan-<br />

nien. Doch leider musste die Airline schon bald mit Ver-<br />

lusten kämpfen. 1993 brachte Michael O´Leary neuen<br />

Wind in das Unternehmen und begann mit einer strate-<br />

gischen Neuausrichtung. Er verfolgte das Konzept nach<br />

dem amerikanischen Vorbild: der Southwest Airlines.<br />

Mit dem Motto - Entweder billig fliegen, oder gar nicht<br />

– konzentrierte er sich vor allem auf irische Auswande-<br />

rer und Studenten und schaffte es bis 2001 RyanAir zur<br />

neuntgrößten Airline in Europa, gemessen an den beför-<br />

derten Passagieren, zu machen [vgl. Lawton 2003].<br />

Buchungen waren ab dem Moment nur noch direkt per<br />

Internet oder per Telefon (allerdings mit Extra-Gebüh-<br />

ren) möglich. Der erste europäische <strong>Low</strong> <strong>Cost</strong> Carrier<br />

hat auf jedes Unterhaltungsprogramm und kostenlose<br />

Snacks verzichtet. Zu diesem Zeitpunkt wurde auch die<br />

Flotte des LCC einheitlich auf Boeing 737 umgestellt.<br />

Mit so genannten Cross-Selling Angeboten versuchte<br />

RyanAir zusätzliche Umsätze zu erzielen. Dies sind zum<br />

Beispiel Mietwagenreservierungen, Hotelbuchungen<br />

oder kostenpflichtige Snacks on Board [vgl. Nordbank<br />

2005]. Aufgrund dieses Managements konnte RyanAir<br />

als einziger europäischer <strong>Low</strong> <strong>Cost</strong> Carrier seine Flotte<br />

bis Frühjahr 2008 auf 151 Flugzeuge ausbauen. Auch in<br />

Deutschland konnte sich RyanAir etablieren. Dort zählt<br />

die Billigfluglinie mit 12% Marktanteil zum zweitstärk-<br />

sten <strong>Low</strong> <strong>Cost</strong> Carrier nach GermanWings. Außerdem<br />

baute RyanAir sein Streckennetz von 2007 auf 2008 um<br />

28 Strecken aus. Heute zählt RyanAir mit über 6.400<br />

Starts im Jänner in Europa zum größten europäischen<br />

<strong>Low</strong> <strong>Cost</strong> Carrier [vgl. Deutsches Zentrum für Luft- und<br />

Raumfahrt 2008].<br />

m<br />

Entwicklung der billigflieger weltweit<br />

In den USA der 70er Jahren gegründet, kam das Modell<br />

der <strong>Low</strong> <strong>Cost</strong> Carrier Mitte der 80er Jahre nach Europa.<br />

Wie sich die Billigflieger auf den verschiedenen Erdtei-<br />

len genau entwickelt haben und wie deren Zukunftsaus-<br />

sichten sind, wird im nachstehenden Kapitel behandelt.<br />

Erstens hat das Gepäck für die Verkehrsmittelwahl einen<br />

hohen Stellenwert. 72 % der nicht per Bahn verreisten<br />

Urlauber geben an, die Mitnahme von Reisegepäck sei<br />

für sie ein wesentlicher Grund, nicht die Bahn zu be-<br />

nutzen. Umgekehrt sind fast drei Viertel der Befragten<br />

grundsätzlich zu einer Bahnfahrt bereit, wenn neben an-<br />

deren Kriterien die Probleme rund um die Gepäckmit-<br />

nahme zu deren Zufriedenheit gelöst wären.<br />

Amerika<br />

Wie so vieles haben auch die <strong>Low</strong> <strong>Cost</strong> Carrier ihren Ur-<br />

sprung in Nordamerika. Mit Southwest Airlines und Jet-<br />

Blue entstanden zwei der erfolgreichsten <strong>Low</strong> <strong>Cost</strong> Car-<br />

rier weltweit. Die Geschäftsmodelle der Großen wirkten<br />

als Vorbild für die Nachzügler in Europa. Vor allem nach<br />

der Liberalisierung des Luftfahrtmarktes 1978 boomte<br />

das Geschäft der <strong>Low</strong> <strong>Cost</strong> Carrier. Diese Veränderung<br />

brachte knapp 130 <strong>Low</strong> <strong>Cost</strong> Carrier auf den amerika-<br />

nischen Markt, wobei mehr als zwei Drittel bereits nach<br />

kurzer Zeit gescheitert sind. Aber auch FSC, wie Delta<br />

Air Lines oder United Airlines haben LCC gegründet.<br />

Die <strong>Low</strong> <strong>Cost</strong> Carrier Song (Delta Air Lines) und Ted<br />

(United Airlines) spielen auch im heutigen <strong>Low</strong> <strong>Cost</strong><br />

Markt eine bedeutende Rolle, obwohl sie die gleiche<br />

Crew-Lohnstruktur wie die Mutterkonzerne verfolgen.<br />

Der 11. September 2001 brachte dann einen Knick in<br />

das Luftverkehrsgeschäft. Die internationalen Ölpreise<br />

stiegen rapide an und belasten die Branche heute noch<br />

stark. Nur wenige schaffen es profitabel zu arbeiten. Er-<br />

staunlicherweise schaffen es aber auch <strong>Low</strong> <strong>Cost</strong> Carri-<br />

er, wie Southwest Airlines, JetBlue oder AirTran.<br />

Doch die LCC bringen weitere Überraschungen. Waren<br />

früher Geschäftsreisende für FSC Fixkunden, driften<br />

auch diese immer mehr zu den <strong>Low</strong> <strong>Cost</strong> Carriern ab.<br />

Nicht nur dass sie günstigere Tickets anbieten, erfüllen<br />

manche LCC schon die Standards von FSC. JetBlue<br />

zum Beispiel bietet ihren Kunden Ledersitze mit indi-<br />

viduellen, im Sitz eingebauten Monitoren für den Emp-<br />

fang von Satellitenfernsehen und wirbt damit, dass sie<br />

der einzige LCC sind, welcher zu 100% ohne Ticket ist,<br />

welcher zudem kein Overbooking vornimmt.<br />

Voraussagen zufolge wird sich in Amerika der Wett-<br />

bewerb verschärfen. Die Marktanteile werden immer<br />

stärker umkämpft werden. Dies liegt auch sicher daran,<br />

dass die LCC US-weit operieren. Außerdem nimmt der<br />

Luftverkehr in Amerika aufgrund der hohen Distanzen,<br />

eine nicht-vergleichbare Stellung im Reiseverkehr ein,<br />

vergleichend mit Europa. Dadurch fliegen in Amerika<br />

LCC mit Flugzeugen mit Kapazitäten von 100 Sitzen<br />

und mehr und erreichen auf Strecken mit einem hohen<br />

<strong>Verkehrsjournal</strong> 33


<strong>ErobErn</strong> <strong>diE</strong> low cost carriEr <strong>dEn</strong> luftvErkEhrsmarkt?<br />

Passagieraufkommen überdurchschnittliche Ladefak-<br />

toren [vgl. Nordbank 2005].<br />

Aber auch in Lateinamerika wurden LCC gegründet.<br />

Diese Region zählt zu einer der Hauptregionen der <strong>Low</strong><br />

<strong>Cost</strong> Carrier. Folge dafür ist das Abkommen zwischen<br />

der USA und sechs zentralamerikanischen Staaten für<br />

freien Luftverkehr, welches 1997 unterzeichnet wurden.<br />

1999 kamen Chile und Argentinien dem Abkommen<br />

hinzu. Der wohl erfolgreichste <strong>Low</strong> <strong>Cost</strong> Carrier in Süd-<br />

amerika ist die brasilianische Airline Gol Transportes<br />

Aéreos, welche 2001 gegründet wurde [vgl. Lawton<br />

2003]. Der LCC fliegt ausschließlich mit Boeing 737-<br />

700 und erreichte im Jahr 2005, gemessen an Passagie-<br />

ren, Rang 8 unter den <strong>Low</strong> <strong>Cost</strong> Carriern weltweit [vgl.<br />

Maurer 2006].<br />

Prinzipiell ist zu sagen, dass die Amerikaner es allen<br />

vorgemacht haben und der Rest der Welt mit gutem Bei-<br />

spiel folgt. Denn schon begann man auch in Europa <strong>Low</strong><br />

<strong>Cost</strong> Carrier zu gründen.<br />

Europa<br />

In Europa war RyanAir 1985 der Vorreiter der <strong>Low</strong><br />

<strong>Cost</strong> Carrier. Nach einer Umstrukturierung von RyanAir<br />

1991 stieg die Anzahl an <strong>Low</strong> <strong>Cost</strong> Carrier Passagiere<br />

im Gesamtsektor rapide an. 1999 zählte man schon 17,5<br />

Millionen Fluggäste im <strong>Low</strong> <strong>Cost</strong> Segment. Ab diesem<br />

Moment wuchs der <strong>Low</strong> <strong>Cost</strong> Sektor noch stärker, getrie-<br />

ben von den beiden Marktführern RyanAir und easyJet.<br />

2004 wurden bereits 100 Millionen Fluggäste an Board<br />

der <strong>Low</strong> <strong>Cost</strong> Carrier begrüßt [vgl. Maurer 2006]. Im<br />

Zeitraum von 2001 bis 2004 konnten sie ein Wachstum<br />

von 40% erzielen. Umso mehr schrumpfte der Marktan-<br />

teil der Charter- und Linienfluggesellschaften. Dies wird<br />

sich auch, wie in Abbildung 1 zu sehen, nicht ändern<br />

[vgl. Nordbank 2005].<br />

Die Grafik zeigt den jährlichen Marktanteil von 1998 bis<br />

vorausschauend auf 2010. Dadurch sind die Verände-<br />

rungen der Marktanteile zu sehen. Hier ist klar ersicht-<br />

lich, dass die Konkurrenz der <strong>Low</strong> <strong>Cost</strong> Carrier in den<br />

letzten Jahren, aber auch in Zukunft einen Rückgang<br />

einstecken werden muss. <strong>Low</strong> <strong>Cost</strong> Carrier werden laut<br />

dieser Studie auch in Zukunft noch Marktanteile dazu<br />

gewinnen können, wenngleich sich das Wachstum der<br />

Billigfluggesellschaften stark verlangsamen wird [vgl.<br />

Nordbank 2005].<br />

Ebenso wird sich die Anzahl an <strong>Low</strong> <strong>Cost</strong> Carriern im<br />

europäischen Markt weiterhin verändern. Im Sommer<br />

2006 flogen bereits um die 60 <strong>Low</strong> <strong>Cost</strong> Carrier im eu-<br />

ropäischen Raum [vgl. Maurer 2006]. Allerdings muss-<br />

ten auch kleine <strong>Low</strong> <strong>Cost</strong> Carrier, wie zum Beispiel der<br />

italienische Anbieter Volare, nach kurzem Marktauftritt<br />

ihren Betrieb wieder einstellen. Die drei bedeutendsten<br />

Billigfluggesellschaften sind RyanAir, easyJet und Air-<br />

Berlin, wobei die beiden Ersteren die Hälfte der Bil-<br />

ligflieger-Kapazitäten stellen [vgl. Nordbank 2005].<br />

Vorraussagen zu Folge heißt es, dass langfristig drei<br />

große <strong>Low</strong> <strong>Cost</strong> Carrier überleben werden [vgl. Maurer<br />

2006].<br />

Immer ähnlichere Angebote stärken den Druck der Air-<br />

lines. Nur die <strong>Low</strong> <strong>Cost</strong> Carrier, welche sich auf Dauer<br />

als Kostenführer positionieren können und sich durch<br />

ein differenziertes Angebot neue Einnahmequellen si-<br />

chern, werden im harten Kampf bestehen können. Diese<br />

Entwicklung zeigen auch schon die Zusammenschlüs-<br />

se, welche in den Medien zu beobachten sind. Um die<br />

Position am Markt verteidigen zu können, haben auch<br />

<strong>Low</strong> <strong>Cost</strong> Carrier begonnen, unrentable Strecken wie-<br />

der einzustellen. Manche Streckenabschnitte haben ih-<br />

ren Sättigungsgrad bereits erreicht und mussten somit<br />

von Billigfluggesellschaften wieder eingestellt werden.<br />

Bei diesem starken Konkurrenzkampf wird auch der<br />

Preisdruck immer höher. Von 2000 auf 2005 sind die Ti-<br />

cketpreise der Marktführer laut einer Mercer-Studie um<br />

zirka 20% gesunken. Trotzdem kann RyanAir bei einem<br />

Ticketpreis von € 41,- noch eine Umsatzrendite von über<br />

20% herausholen. Andere <strong>Low</strong> <strong>Cost</strong> Carrier, die ihre<br />

Tickets um € 29,-, manchmal sogar um € 9,- anbieten<br />

haben mit Kosten von € 80,- bis € 90,- je angebotenen<br />

Sitzplatz zu rechnen. Dies veranschaulicht auch, warum<br />

so viele Airlines nicht über den Bereich der roten Zahlen<br />

hinweg kommen [vgl. Nordbank 2005].<br />

Aber davon will noch keine Rede sein. Das Jahr 2007<br />

gilt für die <strong>Low</strong> <strong>Cost</strong> Carrier in Österreich, Deutschland<br />

und der Schweiz als das Rekordjahr. Die regionalen Air-<br />

ports erreichten in diesem Jahr einen Aufschwung wie<br />

keine Anderen. Köln/Bonn und Genf erreichten 2007<br />

die Zehn-Millionen-Passagier-Grenze, die drei Berliner<br />

Flughäfen schafften gemeinsam die 20-Millionen-Mar-<br />

ke. Bremen konnte dank RyanAir ein Passagierplus von<br />

31,5 % erreichen [vgl. Aero International 2008]. Aber<br />

Abb.1: Entwicklung der Fluggastanteile nach LCC, Charter und FSC<br />

auch am Flughafen Wien konnten die <strong>Low</strong> <strong>Cost</strong> Carrier<br />

ein Plus von 57,2% einbringen, während sich das Ge-<br />

samt-Passagierwachstum bei auch erstaunlichen, aber<br />

deutlich geringeren 11,3% fand [vgl. viennaairport.com<br />

2008].<br />

Dieses Wachstum bringt aber auch gewisse Nachteile<br />

mit sich. Flughäfen klagen, dass sie dem Wachstum<br />

nicht standhalten können und dringen neue Pisten,<br />

teilweise auch neue Terminalgebäude brauchen. Doch<br />

was passiert wenn die Prognosen nicht eintreffen und<br />

der Luftverkehr wieder zurückgeht? Planungen eines<br />

Flughafenausbaus gehören gründlich durchdacht [vgl.<br />

34 <strong>Verkehrsjournal</strong> <strong>Verkehrsjournal</strong> 35


<strong>ErobErn</strong> <strong>diE</strong> low cost carriEr <strong>dEn</strong> luftvErkEhrsmarkt?<br />

Vollkommen egal ob <strong>Low</strong> <strong>Cost</strong> Carrier, ...<br />

Charter oder Full Service Carrier.<br />

Einchecken muss man trotzdem!<br />

36 <strong>Verkehrsjournal</strong><br />

Aero International 2008]. Immerhin muss bald mit mehr<br />

Druck aus Asien gerechnet werden, was die Konkur-<br />

renzsituation in Europa verschärfen wird.<br />

Asien<br />

Die Welle an <strong>Low</strong> <strong>Cost</strong> Carrier Gründungen aus Euro-<br />

pa dehnte sich bald auf Asien aus. In Indien boomt der<br />

LCC-Markt wie in keinem zweiten asiatischen Land.<br />

Lange Zeit beherrschten zwei FSC den indischen Markt.<br />

Air India und Indian Airlines wurden beide im Jahr 1953<br />

gegründet. 1993 bekamen diese weitere Konkurrenten<br />

dazu. Air Sahara und Jet Airways sind in den Luftver-<br />

kehrsmarkt eingetreten. Zehn Jahre später wurden im-<br />

mer mehr LCC gegründet. Eine der erfolgreichsten heißt<br />

Kingfisher. Im September 2006 flog Kingfisher schon<br />

mit 17 Flugzeugen, bestellte zu diesem Zeitpunkt aber<br />

weitere 83(!). Dazu zählen auch vier Airbus 380. Indi-<br />

Go, gegründet im Jahr 2005, flog ein Jahr später mit nur<br />

zwei Flugzeugen, bestellte im selben Jahr weitere 98<br />

Flugzeuge (68 Airbus 320 und 30 Airbus 321).<br />

Weiters gründen oft etablierte Carrier, vergleichbar mit<br />

Europa, eigene <strong>Low</strong> <strong>Cost</strong> Carrier [vgl. Groß und Schrö-<br />

der 2007]. Im Mai 2008 wird zum Beispiel die Tochter<br />

von Korean Air, mit dem Namen Air Korean eingesetzt.<br />

Als Basis für das Tochterunternehmen wird Incheon In-<br />

ternational Airport dienen. Der LCC wird Ziele in den<br />

chinesischen Provinzen Shandong und Hainan anflie-<br />

gen, welche unter dem Luftverkehrsabkommen zwi-<br />

schen China und Korea liegen. Weiters sind Flüge nach<br />

Japan (außer Tokyo), Thailand und Malaysia geplant.<br />

Korean Air argumentiert mit der Einführung der Air<br />

Korean, dass dem Trend der asiatischen Luftverkehrsge-<br />

sellschaften gefolgt werden muss.<br />

An den Start werden für Air Korean drei Airbus 300<br />

und zwei Boeing 737 an den Start gehen. Wartung und<br />

Training bleiben allerdings dem Mutterkonzern überlas-<br />

sen. Korean Air verdeutlicht, dass sie sich weiterhin um<br />

die Geschäftsreisenden kümmern und an ihrem globa-<br />

len Image festhalten wollen. Air Korean fokussiert sich<br />

auf Urlaubsreisende und kürzere Distanzen. So kann für<br />

beide eine Win-Win-Situation geschaffen werden [vgl.<br />

touristikpresse.net 2008].<br />

Allerdings wird die Neugründung von <strong>Low</strong> <strong>Cost</strong> Car-<br />

riern in Asien schwieriger eingeschätzt, als in Ameri-<br />

ka oder Europa. Die Märkte in Asien sind immer noch<br />

stark reguliert. Somit werden Flug- und Landerechte<br />

erschwerter vergeben. Zudem sind die Flugstrecken in<br />

Asien im Vergleich zu Europa länger. Dadurch können<br />

die Frequenzen in Asien nicht so kurz gehalten werden<br />

und schnelle und häufige Turnarounds nicht durchge-<br />

führt werden. Auch auf die so genannten ‚no frills’ wird<br />

bei Langstreckenflügen nicht verzichtet werden können.<br />

Somit können wichtige Kosteneinsparungspotentiale<br />

von <strong>Low</strong> <strong>Cost</strong> Carriern nicht genutzt werden [vgl. Nord-<br />

bank 2005].<br />

Trotzdem werden auch im asiatischen Raum immer<br />

mehr <strong>Low</strong> <strong>Cost</strong> Carrier gegründet. Man darf allerdings<br />

nicht vergessen, dass auch in Amerika und Europa an-<br />

fangs die Einführung von <strong>Low</strong> <strong>Cost</strong> Carriern geboomt<br />

hat. Somit ist genauso abzuwarten wie sich der Trend<br />

hier entwickeln wird. Jedenfalls haben die Asiaten das<br />

Glück, auch in diesem Segment viel von ihren Vorreitern<br />

zu lernen.<br />

<strong>Low</strong> <strong>Cost</strong> Carrier Business-Modell –<br />

Merkmale<br />

n der Literatur hat es noch niemand gewagt, die <strong>Low</strong><br />

<strong>Cost</strong> Carrier in eine bestimmte Schublade zu legen.<br />

Die verschiedenen Billigfluglinien scheinen zwar sehr<br />

ähnlich zu sein, doch ist es recht schwierig eindeutige<br />

Merkmale zu definieren [vgl. Maurer 2006]. Allgemein<br />

wird versucht, das Produkt im engeren Sinne (der Flug)<br />

so schlank wie möglich zu gestalten. Dadurch sollen die<br />

Betriebskosten auf ein Minimum gesenkt werden. Mit<br />

einem aggressiven Marketing umwerben die <strong>Low</strong> <strong>Cost</strong><br />

Carrier ihre Zielgruppe und schaffen es so mit hoher<br />

Auslastung in die Luft zu gehen [vgl. Nordbank 2005].<br />

Im nächsten Part werden verschiedene Elemente darge-<br />

stellt, welche die <strong>Low</strong> <strong>Cost</strong> Carrier auszeichnen.<br />

Marketing<br />

Prinzipiell können Tickets von <strong>Low</strong> <strong>Cost</strong> Carriern nur<br />

über das Internet erworben werden. Manche bieten zu-<br />

sätzlich die Kaufoption über Telefonanrufe an, verrech-<br />

nen dafür aber Extra-Gebühren. Manche Airlines sind<br />

auch an Computerreservierungssysteme angeschlossen,<br />

um einen größeren Nachfragemarkt erreichen zu kön-<br />

nen.<br />

Die Discount-Preise werden zum Teil nur Oneway an-<br />

geboten. Günstige Flugtickets von Billigfluglinien sind<br />

meist entweder sehr lange vor Flugdatum oder kurzfri-<br />

stig vor Abflug zu erwerben. Um unnötigen Papierauf-<br />

wand und somit Kosten zu sparen, bieten die <strong>Low</strong> <strong>Cost</strong><br />

Carrier meist nur elektronische Tickets an. Wer jedoch<br />

trotzdem ein Papierticket haben möchte, zahlt extra [vgl.<br />

Maurer 2006].<br />

Bei Billigfluglinien wird es immer beliebter, dass für<br />

aufgegebene Gepäckstücke Gebühren verrechnet wer-<br />

den. So darf man zum Beispiel bei Vueling pro aufgege-<br />

benes Gepäckstück und Strecke € 4,- zusätzlich zahlen.<br />

Übergepäck wird oft streng nach einem Fixbetrag abge-<br />

rechnet.<br />

Der Service, welcher an Board geboten wird unterschei-<br />

det sich stark zwischen den verschiedenen <strong>Low</strong> <strong>Cost</strong><br />

Carriern. Manche bieten nach wie vor kostenlos kleine<br />

Snacks und etwas zu Trinken, bei manchen Billigflug-<br />

gesellschaften bekommt man sogar noch eine Zeitung<br />

dazu. Der Großteil der Billigfluglinien bietet jedoch<br />

Snacks, Getränke, teilweise aber auch Menüs gegen<br />

Aufpreis an.<br />

Kundenbindungsprogramme kommen auch bei <strong>Low</strong><br />

<strong>Cost</strong> Carriern immer mehr in Mode [vgl. Maurer 2006].<br />

AirBerlin bietet zum Beispiel eine BonusCard an, mit<br />

welcher Flugmeilen gesammelt werden können, um da-<br />

durch beim nächsten Mal billiger fliegen zu können. Zu-<br />

<strong>Verkehrsjournal</strong> 37


sätzlich wird die Freigepäcksgröße erhöht.<br />

Streckennetz<br />

<strong>Low</strong> <strong>Cost</strong> Carrier bieten zum Großteil Kurz- und Mit-<br />

telstrecken an [vgl. Maurer 2006]. AirBerlin wird die-<br />

sen Herbst auch zum ersten Mal die Langstrecke China<br />

anbieten, allerdings entspricht dies nicht dem typischen<br />

LCC-Modell.<br />

Meist werden Flughäfen mit niedrigen Gebühren und<br />

freien Kapazitäten angeflogen. Sekundärflughäfen, wel-<br />

che weiter außerhalb vom Stadtzentrum liegen, bzw.<br />

nicht so gut öffentlich an die Stadt angebunden sind,<br />

bieten auch ein beliebtes Ziel für <strong>Low</strong> <strong>Cost</strong> Carrier [vgl.<br />

Maurer 2006]. Dafür ermöglichen manche Billigflugli-<br />

nien einen Shuttle-Verkehr. SkyEurope hat zum Beispiel<br />

lange Zeit Budapest als Anflughafen geführt, dafür wur-<br />

de ein Shuttle-Service nach Wien angeboten.<br />

Ein Vorteil an der Nutzung von Sekundärflughäfen ist,<br />

dass kurze Standzeiten garantiert werden können. Denn<br />

im Vergleich zu Primärflughäfen muss hier nie lange auf<br />

den Take-Off am Runway gewartet werden [vgl. airli-<br />

ners.de 2008].<br />

Die Verbindungen von LCC sind typische Point-to-Point<br />

38 <strong>Verkehrsjournal</strong><br />

Verbindungen, das heißt es werden keine Umsteigemög-<br />

lichkeiten angeboten [vgl. Chowdhury 2007]. Der Flug<br />

geht direkt von A nach B und endet auch bei B. Dadurch<br />

verschaffen sich die LCC eine höhere Flexibilität bei<br />

der Aufnahme bzw. Einstellung von Flugstrecken [vgl.<br />

Maurer 2006]. Sollte ein Passagier allerdings nach C<br />

wollen, muss er zwei getrennte Flüge buchen (A nach B<br />

und B nach C). Der Kunde erledigt somit den Organisa-<br />

tionsaufwand, welcher bei FSC im Service mit inbegrif-<br />

fen ist. Sollte es bei <strong>Low</strong> <strong>Cost</strong> Carrien beim ersten Flug<br />

zu einer Verspätung kommen, kann somit auch nicht ga-<br />

rantiert werden, dass der Kunde seinen ‚Anschlussflug’<br />

erreicht, da im System keine Verbindung zwischen den<br />

beiden Flügen aufscheint.<br />

Flotte<br />

Wie schon in den <strong>Low</strong> <strong>Cost</strong> Carrier – Beispielen deutlich<br />

geworden ist, spezialisieren sich diese Airlines auf eine<br />

einheitliche Flugzeugflotte. Beliebte <strong>Low</strong> <strong>Cost</strong> Carrier<br />

Flugzeugtypen sind die Boeing 737 in all ihren Ausfüh-<br />

rungen und Weiterentwicklungen. Aber auch der Airbus<br />

319, 320 und 321 sind bevorzugte Flugzeugtypen, vor<br />

allem bei deutschen <strong>Low</strong> <strong>Cost</strong> Carriern (zum Beispiel<br />

AirBerlin und GermanWings) Dadurch fallen gerin-<br />

gere Kosten in den Bereichen Wartung und Training an.<br />

Durch die hohe Sitzplatzkapazität und Sitzplatzdichte<br />

können die Stückkosten gesenkt werden. Teilweise wird<br />

sogar die Anzahl an Toiletten verringert, um eine höhere<br />

Dichte zu erreichen [vgl. Maurer 2006].<br />

Operative Prozesse<br />

Kurze Flugstandzeiten (teilweise unter 30 Minuten),<br />

schnelle Turnarounds an Umkehrstationen und somit<br />

eine hohe tägliche Flugzeugnutzung können so die Ko-<br />

sten senken. Teilweise wird die Reinigung zwischen<br />

zwei Flügen von den Flugbegleitern erledigt, um auch<br />

hier Zeit und Geld zu sparen. Die Check-in- und Boar-<br />

ding-procedures werden zusätzlich vereinfacht [vgl.<br />

Maurer 2006]. Beispielsweise werden teilweise drei<br />

Flüge von einem Schalter abgefertigt. GermanWings<br />

bietet eine freie Sitzwahl. So wird beim Check-In dem<br />

Kunden eine Nummer zugeordnet. Beim Boarding dür-<br />

fen die Passagiere gruppenweise das Flugzeug betreten<br />

und haben dort freie Platzwahl.<br />

Kooperationen und Fusionen<br />

Fusionen und Kooperationen werden unter <strong>Low</strong> <strong>Cost</strong><br />

Carriern immer beliebter. Eine der Vorreiter waren Air-<br />

Berlin und FlyNiki. Dadurch können Kosten und or-<br />

ganisatorischer Aufwand wesentlich geringer gehalten<br />

werden [vgl. Nordbank 2005]. Nun macht die Fusion<br />

von drei Fluggesellschaften Schlagzeilen. Eurowings,<br />

deren 100% Tochter GermanWings und TUIfly, wollen<br />

laut Gerüchten schon im Sommerflugplan 2009 als Hol-<br />

ding gegen den schlagkräftigen Konkurrenten, die Air-<br />

Berlin-Gruppe antreten. Dafür wurde Ende Januar 2008<br />

eine Absichtserklärung unterzeichnet. Allerdings wurde<br />

bei Recherchen des Nachrichtenmagazins Focus festge-<br />

stellt, dass die Verhandlungen recht zäh laufen.Um im<br />

Sommerflugplan 2009 gemeinsam einsteigen zu können,<br />

müsste dies allerdings schon bis Herbst 2008 feststehen,<br />

denn zu diesem Zeitpunkt werden die Sommerflugpläne<br />

veröffentlicht. Außerdem fehlt die Prüfung des Kartell-<br />

amts, welche sich über mehrere Monate ziehen könnte.<br />

Fest steht, dass Fusionen und Kooperationen in dem<br />

Markt der <strong>Low</strong> <strong>Cost</strong> Carrier immer notwendiger werden,<br />

da ohne diesen schwarze Zahlen am Jahresende immer<br />

seltener werden. So hat auch AirBerlin die DBA und da-<br />

nach die LTU übernommen. Weiters soll der ‚rote Riese’<br />

nach einer Zustimmung des Kartellamts auch Condor<br />

übernehmen. Ersichtlich ist, dass man in den nächsten<br />

Jahren noch mit weiteren Zusammenschlüssen rechnen<br />

kann [vgl. Aero International 2008].<br />

Personal<br />

Durch den Einsatz von jungen Crews können die Ge-<br />

<strong>Verkehrsjournal</strong> 39


<strong>ErobErn</strong> <strong>diE</strong> low cost carriEr <strong>dEn</strong> luftvErkEhrsmarkt?<br />

hälter niedriger gehalten und somit Personalkosten ge-<br />

spart werden. So kann man den Senioritätseffekt ver-<br />

meiden [vgl. Maurer 2006]. Eine Ausnahme bietet dabei<br />

Southwest Airlines. Deren Piloten sind die bestbezahlten<br />

in den USA. Gründe dafür könnten sein, dass der <strong>Low</strong><br />

<strong>Cost</strong> Carrier nie von Krisen im Luftverkehrsmarkt so<br />

stark betroffen war, wie die Konkurrenz. Somit fehlten<br />

die Argumente gegenüber den Mitarbeitern, warum die<br />

Gehälter gekürzt werden sollen [vgl. Aero International<br />

2008].<br />

Soziale Leistungen werden bei <strong>Low</strong> <strong>Cost</strong> Carriern ver-<br />

mieden und schaffen so eine Senkung der Personalne-<br />

benkosten. Weiters werden gewerkschaftliche Organi-<br />

sationen des Personals vermieden. Geflogen wird bei<br />

den Billigfluglinien mit minimalen Crews, um deren<br />

Reisekosten, vor allem die Layover-Kosten (Übernach-<br />

tungskosten der Crews) reduzieren zu können. Dadurch<br />

ist auch ersichtlich, dass die <strong>Low</strong> <strong>Cost</strong> Carrier mit einer<br />

höheren Personalproduktivität arbeiten als Full Service<br />

Carrier [vgl. Maurer 2006].<br />

Preiskonzept<br />

Auffallend ist, dass <strong>Low</strong> <strong>Cost</strong> Carrier prinzipiell nur<br />

OneWay-Tickets anbieten. Bucht man also Hin- und<br />

Rückflug über einen <strong>Low</strong> <strong>Cost</strong> Carrier, werden zwei<br />

unabhängige Einzelprodukte kombiniert [vgl. Spann et<br />

al. 2005]. Weiters variieren die Flugpreise im Zeitablauf<br />

mit der Buchungslage bzw. mit der Auslastung des Flug-<br />

zeuges. Sollte bei einem Flug die Nachfrage hoch sein,<br />

steigen somit auch die Ticket-Preise. Allerdings müssen<br />

die <strong>Low</strong> <strong>Cost</strong> Carrier durchschnittlich mindestens 10%<br />

aller Tickets im Einzelplatzgeschäft zu den beworbenen<br />

Niedrig-Preisen abgeben, um nicht wegen irreführender<br />

Werbung belangt zu werden. Diese Niedrig-Preise wer-<br />

den bei den meisten <strong>Low</strong> <strong>Cost</strong> Carriern dann angeboten,<br />

wenn die Buchungsmöglichkeit für einen Flug geöffnet<br />

wird. Je näher der Flugtermin kommt, desto teurer wer-<br />

den die Tickets. Sollte das Verkaufskontingent schnell<br />

erreicht sein, steigen die Ticket-Preise auch dementspre-<br />

chend schneller. Wird festgestellt, dass für einen Flug<br />

40 <strong>Verkehrsjournal</strong><br />

zu wenige Buchungen eingegangen sind, werden die<br />

Ticket-Preise vor dem Flugtermin nochmals stark redu-<br />

ziert. Durch die sofortige Bezahlung der Tickets fällt un-<br />

nötiger Reservierungsaufwand weg. Weiters können die<br />

Preise niedrig gehalten werden, da die Buchung meist<br />

nur über das Internet möglich ist. Wird ein anderer Weg<br />

der Buchung gewählt, fallen die Mehrkosten dem Kun-<br />

den, nicht dem <strong>Low</strong> <strong>Cost</strong> Carrier zu. Buchungen, wel-<br />

che bei <strong>Low</strong> <strong>Cost</strong> Carriern durchgeführt werden, können<br />

normalerweise nicht geändert werden. Umbuchungen<br />

sind meist nur gegen Aufzahlung extrem hoher Gebüh-<br />

ren möglich [vgl. Maurer 2006].<br />

full service versus <strong>Low</strong> <strong>Cost</strong><br />

Nach der ausführlichen Betrachtung des <strong>Low</strong> <strong>Cost</strong> Carri-<br />

er – Segments werden nun die klassischen Unterschiede<br />

zu den Full Service Carriern zusammengefasst.<br />

Wenn man ein Flugticket bei einem <strong>Low</strong> <strong>Cost</strong> Carrier<br />

erwirbt, dann wird dies meist über eine Internetplattform<br />

der Airline passieren. Dies ist auch bei Full Service Car-<br />

riern möglich, doch die meisten Flüge dieser Flugge-<br />

sellschaften, werden über Reisebüros gebucht. Dadurch<br />

entstehen für den Netzwerkcarrier extra Kosten.<br />

Weiters bieten Full Service Airlines Flüge vom einen<br />

Ende der Welt zum anderen an [vgl. Hanlon 2007]. Auf-<br />

grund geschaffener Allianzen, wird man heutzutage von<br />

einem Full Service Carrier über die ganze Strecke be-<br />

fördert. Verschiedenste Mittelstreckenflüge werden an<br />

einem Flughafen gesammelt. Von dort an werden die<br />

Passagiere der verschiedenen Flüge in einem Flugzeug<br />

gesammelt und gemeinsam in einer Maschine weiterbe-<br />

fördert. Dieses System nennt man Hub-and-Spoke-Sy-<br />

stem. Sollte es bei einem Flug zu Verspätungen kom-<br />

men, muss der Anschlussflug auf die Maschine warten.<br />

Somit entsteht für den Full Service Carrier ein enormer<br />

administrativer Aufwand. Diesen ersparen sich <strong>Low</strong><br />

<strong>Cost</strong> Carrier und bieten nur Punkt-zu-Punkt Verkehr<br />

an. Sollte der Passagier einen Anschlussflug benötigen,<br />

muss er sich selbst darum kümmern [vgl. Chowdhury<br />

2007].<br />

Da es bei Full Service Carriern verschiedene Klassen<br />

gibt (Business, Economy, First) kann nie dieselbe Sitz-<br />

platzkapazität in einem Flugzeug erreicht werden, wie<br />

bei einem <strong>Low</strong> <strong>Cost</strong> Carrier. Dazu kommt noch, dass<br />

bei <strong>Low</strong> <strong>Cost</strong> Carriern in der Economy-Class der Sitz-<br />

abstand 71,1 Zentimeter (cm) beträgt, bei FSC aber 81,3<br />

cm. Dadurch können bei Billigfluglinien mehr Sitzplät-<br />

ze auf einem Flug untergebracht werden [vgl. Lawton<br />

2003].<br />

Full Service Carrier bieten prinzipiell Mittelstrecken-<br />

oder Langstreckenflüge an. <strong>Low</strong> <strong>Cost</strong> Carrier spezia-<br />

lisieren sich im Gegenzug eher auf Kurz- bzw. Mittel-<br />

streckenflüge. Dabei unterscheidet sich aber auch der<br />

Servicegrad.<br />

Bekommt man bei Full Service Carriern eine warme<br />

Mahlzeit, mit einem Getränk und zum Abschluss einen<br />

Kaffee oder Tee, muss man bei <strong>Low</strong> <strong>Cost</strong> Carriern schon<br />

froh sein, wenn man überhaupt etwas bekommt. Werden<br />

bei LCC Essen und Getränke angeboten, zahlt man mei-<br />

stens einen hohen Preis dafür [vgl. Chowdhury 2007].<br />

Zusätzlich wird man bei FSC gut unterhalten. Die Kin-<br />

der bekommen anfangs eine kleine Aufmerksamkeit und<br />

sollte einem Passagier kalt werden, bekommt man von<br />

den Flugbegleitern auch schon mal eine warme Decke.<br />

Auf diesen Service wird bei <strong>Low</strong> <strong>Cost</strong> Carrier verzich-<br />

tet, was einiges an Kosten spart.<br />

Ein weiteres Angebot bei Full Service Carriern ist das<br />

so genannte Vielflieger-Programm. Kunden, die oft<br />

den Service dieser Airline nutzen, bekommen spezielle<br />

Angebote zugesandt, teilweise sogar günstigere Flüge.<br />

Auch dieses Programm wird bei klassischen <strong>Low</strong> <strong>Cost</strong><br />

Carriern nicht angeboten.<br />

Betrachtet man die Flotte der Austrian Airlines findet<br />

man hier verschiedenste Flugzeugtypen im Programm.<br />

www.verkehrsjournal.at<br />

<strong>Verkehrsjournal</strong> 29


<strong>ErobErn</strong> <strong>diE</strong> low cost carriEr <strong>dEn</strong> luftvErkEhrsmarkt?<br />

42 <strong>Verkehrsjournal</strong><br />

Bevor die Austrian Airlines die Flugzeuge der Lauda<br />

übernommen hatte, waren schon McDonald Douglas<br />

(MD) als Mittelstreckenflugzeuge und Airbus als Lang-<br />

streckenflugzeuge in der Flotte. Bei Übernahme der<br />

Lauda-Flotte kamen dann zwei weitere Flugzeugtypen<br />

von Boeing hinzu. Dies zeigt ist typisches Beispiel zur<br />

Flottenstruktur eines Full Service Carriers. Billigflug-<br />

linien versuchen im Gegenzug Wartungskosten und<br />

–zeiten durch eine einheitliche Flotte zu verringern.<br />

Dadurch können auch die Standzeiten verkürzt werden.<br />

So können die einzelnen Flugzeuge eines Full Service<br />

Carriers durchschnittlich am Tag sieben Stunden in der<br />

Luft verbringen, wobei <strong>Low</strong> <strong>Cost</strong> Carrier ihre Flugzeuge<br />

durchschnittlich 11 Stunden über dem Boden halten [vgl.<br />

Lawton 2003].<br />

Full Service Carrier bieten weiters höhere Löhne zu we-<br />

niger Produktivität im Vergleich zu LCC an.<br />

Nun stellt sich die Frage, wie Full Service Carrier mit<br />

den <strong>Low</strong> <strong>Cost</strong> Carriern noch mithalten können, wenn sie<br />

von so vielen Nachteilen geprägt sind.<br />

reaktionen der netzwerkcarrier auf die <strong>Low</strong><br />

<strong>Cost</strong> Carrier<br />

die reaktionen der netzwerkcarrier lassen sich verein-<br />

facht in drei strategien zusammenfassen:<br />

wettbewerb innerhalb des business design,<br />

aufnahme des wettbewerbs im <strong>Low</strong> cost-format<br />

rückzug aus dem markt.<br />

bei der ersten strategie versuchten sich die full ser-<br />

vice airlines auf ihre Zielgruppen zu spezialisieren.<br />

dabei konzentrieren sie sich vor allem auf Geschäfts-<br />

reisenden, bieten aber zusätzlich niedrige Preise zu be-<br />

grenzten kontingenten an. dadurch kann die Leistung<br />

bei gleichzeitiger kostensenkung verbessert werden.<br />

Ein weiteres augenmerk wurde auf das marketing ge-<br />

legt. so werden zum beispiel neue kundenbindungs-<br />

kampagnen gestartet. auch durch frequenzsteige-<br />

rungen, allianzen und hub-and-spoke-netzwerke soll<br />

die wettbewerbssituation gegenüber LCC verbessert<br />

werden.<br />

um im wettbewerb bestehen zu können, könnten full<br />

service Carrier ihr segment durch die Gründung eines<br />

eigenen <strong>Low</strong> <strong>Cost</strong> Carriers erweitern. Ein Joint-venture<br />

mit einem bereits bestehenden <strong>Low</strong> <strong>Cost</strong> Carrier wäre<br />

eine weitere alternative. beispiel hierfür ist die Lufthansa,<br />

welche ihren eigenen <strong>Low</strong> <strong>Cost</strong> Carrier gegründet<br />

hat (Germanwings). somit können existierende<br />

märkte verteidigt werden und zusätzlich Erfahrungen<br />

in einem anderen business design gesammelt werden.<br />

allerdings könnte der full service Carrier Gefahr<br />

laufen sein image zu verwässern. für kunden könnte<br />

die unterscheidung zwischen der hauptairline und<br />

dem <strong>Low</strong> <strong>Cost</strong> Carrier schwierig werden.<br />

Eine weitere option wäre, unrentable strecken aus<br />

dem angebot zu nehmen und die flugzeuge auf profi-<br />

tableren strecken einzusetzen, bzw. diese stillzulegen.<br />

dies könnte zu einer Problematik im hub-and-spoke-<br />

verkehr führen, allerdings erhebliche kosten senken<br />

[vgl. maurer 2006].<br />

Einsparungspotentiale im vergleich zum full<br />

service<br />

Aufgrund ihrer einzigartigen Strategie können <strong>Low</strong> <strong>Cost</strong><br />

Carrier im Vergleich zu Full Service Carriern enorme<br />

Kosten sparen. Veranschaulicht wird dies in der unten-<br />

stehenden Grafik.<br />

In Abbildung 2 wird ersichtlich, dass die <strong>Low</strong> <strong>Cost</strong> Car-<br />

rier die meisten Einsparungen bei den Arbeitskosten tä-<br />

tigen können. Das Personal wird niedriger entschädigt<br />

als bei Full Service Carriern und übernimmt zum Teil<br />

Arbeiten wie Kabinenreinigung, um kurze Stehzeiten<br />

ermöglichen zu können. Dadurch kann auch im Bereich<br />

der Bodenabfertigung gespart werden. Auch beim Ti-<br />

cketverkauf und bei der Reservierung können aufgrund<br />

des Direktvertriebs enorme Kosten gespart werden. Da<br />

sich die <strong>Low</strong> <strong>Cost</strong> Carrier hauptsächlich auf Sekundär-<br />

<strong>Verkehrsjournal</strong> 43


<strong>ErobErn</strong> <strong>diE</strong> low cost carriEr <strong>dEn</strong> luftvErkEhrsmarkt?<br />

flughäfen bewegen, ersparen sie sich auch Landege-<br />

bühren.<br />

Zusammenfassend ist zu sagen, dass die <strong>Low</strong> <strong>Cost</strong> Car-<br />

rier aufgrund ihrer Strategie gewaltig an Kosten sparen<br />

können. Zusätzlich drängen sie die Full Service Carrier<br />

dazu ihre Strategien zu ändern um, vor allem auf den<br />

Mittelstrecken, bestehen zu können.<br />

Auswirkungen auf den Ludtverkehrs-<br />

markt<br />

Mit dem Markteintritt der <strong>Low</strong> <strong>Cost</strong> Carrier konnte man<br />

in den letzten Jahrzehnten verschiedenste Veränderungen<br />

beobachten. Einerseits werden nun mehr Flüge<br />

Abb.6: Maximalanzahl der nutzbaren Sitze<br />

auf Nebenstrecken angeboten. Das heißt die Flugbewe-<br />

gungen treffen sich nicht mehr so stark auf Hub-Flug-<br />

häfen, sondern auch Regionalflughäfen, wie zum Bei-<br />

spiel Salzburg oder Frankfurt Hahn profitieren von dem<br />

Aufkommen der Billigflieger. Dadurch konnten diese<br />

Flughäfen auch eine starke Zunahme der Fluggastzahlen<br />

feststellen. Frankfurt Hahn als starker Anflugshafen von<br />

RyanAir konnte so eine generelle starke Zunahme des<br />

Luftverkehrsaufkommens erzielen [vgl. Aoki 2003].<br />

Außerdem mussten sich die Full Service Carrier immer<br />

stärkere Einbußen eingestehen. In der Praxis sieht man<br />

immer mehr, dass sie Modellteile aus der LCC-Strategie<br />

annehmen. So bietet zum Beispiel Iberia keine kosten-<br />

lose Verpflegung mehr an, Austrian Airlines verstärkt<br />

ihre Werbung für Buchen über das Internet. Weiters<br />

werden einzelne Bereiche bei FSC ausgelagert und Teile<br />

der Bodenabfertigung vom Personal selbst übernommen<br />

[vgl. Chowdhury 2007].<br />

Immer mehr Full Service Carrier reagieren auf den<br />

Markteintritt der LCC mit Gründung eigener <strong>Low</strong> <strong>Cost</strong><br />

Carrier. Dadurch treten immer mehr Fluggesellschaften<br />

in den Markt ein und bringen so vermehrt Konkurrenz<br />

für die bereits bestehenden <strong>Low</strong> <strong>Cost</strong> Carrier. Fliegen<br />

wird auch immer stärkere Konkurrenz von anderen<br />

Transportmitteln, wie zum Beispiel der Bahn oder dem<br />

Auto. So kann man ein generelles Passagierwachstum<br />

im Luftverkehrsmarkt bezeichnen [vgl. Aoki 2003].<br />

Dadurch müssen Flughäfen immer stärker ausgebaut<br />

und um Landepisten erweitert werden. Dies führt zu<br />

heftigen Diskussionen in der Gesellschaft, wie man jetzt<br />

bei der Diskussion um die dritte Piste am Flughafen<br />

Wien beobachten kann. Umweltschützer argumentieren<br />

damit, dass die Luftverschmutzung und der Fluglärm<br />

unerträglich werden und setzen Kampagnen gegen das<br />

Luftverkehrswachstum an.<br />

Innerhalb der Airlines konnte man feststellen, dass es<br />

die <strong>Low</strong> <strong>Cost</strong> Carrier geschafft haben, den Preis zu drü-<br />

cken. Obwohl die Nachfrage am Fliegen generell steigt,<br />

bleiben die Preise sehr niedrig. Auch die Produktivität<br />

der Mitarbeiter im Aviation-Bereich steigt stetig, doch<br />

die Löhne bleiben gleich [vgl. Chowdhury 2007].<br />

Zusammenfassung<br />

wie auf den letzten seiten verdeutlicht wurde, haben<br />

die <strong>Low</strong> <strong>Cost</strong> Carrier den Luftverkehrsmarkt in den<br />

letzten Jahrzehnten weltweit stark beeinflusst. auf al-<br />

44 <strong>Verkehrsjournal</strong> <strong>Verkehrsjournal</strong> 45


<strong>ErobErn</strong> <strong>diE</strong> low cost carriEr <strong>dEn</strong> luftvErkEhrsmarkt?<br />

len kontinenten mussten die full service Carrier mit<br />

Einbußen rechnen, da die konkurrenz der <strong>Low</strong> <strong>Cost</strong><br />

Carrier immer stärker zunahm. allerdings wurde auch<br />

klar, dass die <strong>Low</strong> <strong>Cost</strong> Carrier nicht in allen segmenten<br />

bestehen bleiben können. aufgrund ihrer strategie<br />

gefährden sie full service Carrier, welche kurz- und<br />

mittelstrecken anbieten. auch für kleinere, weniger<br />

gefestigte fsC wie zum beispiel austrian airlines, stel-<br />

len sie eine Gefahr dar. doch im bereich der Langstre-<br />

ckenflüge werden es die billigfluglinien schwer haben.<br />

airberlin wird als vorzeigemodell voraus gehen und<br />

dem markt zeigen, ob auch dies möglich sein wird.<br />

Es wird auch immer stärker ersichtlich, dass eine dif-<br />

ferenzierung zwischen <strong>Low</strong> <strong>Cost</strong> Carriern und full<br />

service Carrien schwierig ist. immer mehr nehmen die<br />

einen anbieter vorteile von den anderen airlines an,<br />

um gewinnbringend arbeiten zu können. dadurch<br />

werden klassische full service Carrier und <strong>Low</strong> <strong>Cost</strong><br />

Carrier immer seltener am markt.<br />

Es lässt sich nicht abstreiten, dass die <strong>Low</strong> <strong>Cost</strong> Car-<br />

rier den Luftverkehrsmarkt einschneidend verändert<br />

haben und diesen auch noch in den nächsten Jahr-<br />

zehnten prägen werden. die spannung um den kampf<br />

der marktanteile wird nicht zurückgehen. allerdings<br />

32 <strong>Verkehrsjournal</strong><br />

wird nicht angenommen, dass sie den Luftverkehrs-<br />

markt völlig in die hand nehmen und den full service<br />

Carrier auslöschen werden.<br />

Literatur<br />

Maurer, Peter: Luftverkehrsmanagement, Basiswissen, München Wien,<br />

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Klußmann, Niels, Malik, Arnim: Lexikon der Luftfahrt, Düsseldorf,<br />

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Strategies, Business Processes and Market Environment, Berlin 2007<br />

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Röben, Astrid, Rothfischer, Brigitte: Rekordjahr 2007, Wachstumsmotor<br />

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Deutsches Zentrum für Luft- und Raumfahrt e.V.: <strong>Low</strong> <strong>Cost</strong> Monitor<br />

1/2008, Eine gemeinsame Untersuchung von DLR und ADV, Der aktuelle<br />

<strong>Low</strong> <strong>Cost</strong> Carrier Markt in Deutschland, 2008<br />

Aoki, Roberto: Grundlagen und Rahmenbedingungen von Verkehrssystemen,<br />

Verkehrswirtschaft und Verkehrspolitik, Vorlesung Wintersemester<br />

2003/2004 am DLR, Institut für Verkehrsforschung<br />

Chowdhury, Erfan: <strong>Low</strong> <strong>Cost</strong> Carriers, How are they changing the market<br />

dynamics of the U.S. Airline Industry, Ottawa Ontario, 2007, Part 1<br />

Spann, Martin, Klein, Joachim, Makhlouf, Karim, Bernhardt, Martin:<br />

Interaktive Preismaßnahmen bei <strong>Low</strong>-<strong>Cost</strong>-Fluglinien, Frankfurt am<br />

Main Köln, 2005<br />

Das österreichische <strong>Verkehrsjournal</strong> erscheint einmal pro Quartal auf<br />

Daniela Deltl studiert an der Fachhochschule des<br />

bfi Wien den Lehrgang „Logistik und Transportwirt-<br />

schaft“.<br />

www.verkehrsjournal.at<br />

<strong>Verkehrsjournal</strong> 33

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