Nanokristalline Magnetmaterialien in der ... - MAGNETEC GmbH
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<strong>MAGNETEC</strong><br />
MAGNET-TECHNOLOGIE<br />
<strong>Nanokristall<strong>in</strong>e</strong> <strong>Magnetmaterialien</strong> <strong>in</strong> <strong>der</strong> mo<strong>der</strong>nen Leistungselektronik<br />
Universell e<strong>in</strong>setzbarer weichmagnetischer Werkstoff erhöht die Leistungsdichte von <strong>in</strong>duktiven<br />
Bauelementen<br />
Dr. Mart<strong>in</strong> Ferch, <strong>MAGNETEC</strong> <strong>GmbH</strong>, Langenselbold<br />
In den letzten Jahren erfuhren nanokristall<strong>in</strong>e Magnetwerkstoffe zunehmende<br />
Akzeptanz <strong>in</strong> <strong>der</strong> mo<strong>der</strong>nen Leistungselektronik. Neben <strong>der</strong> unumstrittenen<br />
Leistungsfähigkeit dieser neuen Materialien liegt dies vor Allem an dem<br />
mittlerweile günstigeren Preisniveau als Folge des Wettbewerbs durch die<br />
gestiegene Anzahl von Anbietern weltweit.<br />
Charakterisierung und Eigenschaften<br />
Die weichmagnetische nanokristall<strong>in</strong>e Legierung Fe73,5Cu1Nb3Si15,5B7 ist seit e<strong>in</strong>igen Jahren<br />
am Markt erhältlich unter Markennamen wie FINEMET, VITROPERM o<strong>der</strong> NANOPERM. In<br />
e<strong>in</strong>em im Pr<strong>in</strong>zip relativ e<strong>in</strong>fachen aber revolutionären Produktionsverfahren werden auf <strong>der</strong><br />
Basis von kostengünstigen Vormaterialien wie Silizium und Eisen zunächst extrem dünne<br />
Bän<strong>der</strong> hergestellt. Das Ergebnis ist e<strong>in</strong>e neue Materialgeneration mit e<strong>in</strong>er bisher nicht<br />
gekannten Komb<strong>in</strong>ation von exzellenten weichmagnetischen Eigenschaften. Erstmals<br />
liegen damit annähernd die hohe Aussteuerbarkeit von Siliziumeisen (‚Trafoblech’) und<br />
noch bessere Hochfrequenzeigenschaften als die <strong>der</strong> Ferrite (niedrige Verluste und hohe<br />
Permeabilität) <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em e<strong>in</strong>zigen Material vere<strong>in</strong>t vor. Diese nanokristall<strong>in</strong>e Legierung<br />
zeichnet sich darüber h<strong>in</strong>aus durch e<strong>in</strong> wesentlich besseres Preis-Leistungsverhältnis aus,<br />
als die Ende <strong>der</strong> 80er Jahre epochemachenden amorphen Co-Legierungen mit <strong>in</strong> etwa<br />
vergleichbaren Eigenschaften. Diese werden heute wegen <strong>der</strong> hohen Kosten und aus<br />
Gründen <strong>der</strong> Umweltverträglichkeit nur noch vere<strong>in</strong>zelt <strong>in</strong> Spezialanwendungen e<strong>in</strong>gesetzt.<br />
Materialfamilie<br />
Legierungszusammensetzung<br />
Verluste<br />
(20kHz,<br />
200mT)<br />
[W/kg]<br />
Sättigung<br />
Bsat<br />
[mT]<br />
Magnetostriktion<br />
λs [10 -6 ]<br />
Permeabilität<br />
(50Hz)<br />
μ 4 - μmax<br />
max.<br />
Betriebs-<br />
Temp. [°C]<br />
kornorientiertes Trafoblech Fe97Si3 > 1.000 2.000 9 2.000-35.000 ~ 120<br />
kristall<strong>in</strong>e Standardqualität I Ni45Fe55 > 150 1.550 25 12.000 – 80.000 130<br />
kristall<strong>in</strong>e Standardqualität II Ni54Fe46 > 100 1.500 25 60.000-125.000 130<br />
Spezial-Siliziumeisen Fe93,5Si6,5 40 1.300 0,1 16.000 –23.000 130<br />
Fe-amorphe Legierungen Fe76(Si,B)24 18 1.560 27 6.500 – 8.000 150<br />
Hochleistungs-Ferrit MnZn 17 500 21 1.500 – 15.000 100/120<br />
hochwertige kristall<strong>in</strong>e Qualität Ni80Fe20 > 15 800 1 150.000-300.000 130<br />
Co-amorphe Legierung a Co73(Si,B)27 5 550 < 0,2 100.000-150.000 90/120<br />
Co-amorphe Legierung b Co77(Si,B)23 5,5 820 < 0,2 2.000 – 4.500 120<br />
Co-amorphe Legierung c Co80(Si,B)20 6,5 1.000 < 0,2 1.000 – 2.500 120<br />
<strong>Nanokristall<strong>in</strong>e</strong> Legierung I FeCuNbSiB 4,0 1.230 0,1 20.000-200.000 120/180<br />
<strong>Nanokristall<strong>in</strong>e</strong> Legierung II FeCuNbSiB 4,5 1.350 +2,3 20.000-200.000 120/180<br />
<strong>Nanokristall<strong>in</strong>e</strong> Legierung III FeCuNbSiB 8,0 1.450 +5,5 ~ 100.000 120/180<br />
Tabelle<br />
Vergleich <strong>der</strong> wichtigsten Eigenschaften verfügbarer weichmagnetischer Materialien (Richtwerte)
High-Tech bei <strong>der</strong> Herstellung<br />
<strong>MAGNETEC</strong><br />
MAGNET-TECHNOLOGIE<br />
Beim Herstellprozess, dem sog. Rascherstarrungsverfahren, wird e<strong>in</strong>e 50-200 kg umfassende<br />
metallische Schmelze mit e<strong>in</strong>er Temperatur von ungefähr 1.300°C durch e<strong>in</strong>e speziell<br />
geformte Keramik-Düse direkt auf e<strong>in</strong> schnell rotierendes, wassergekühltes Kupferrad<br />
gegossen. Dabei wird das flüssige Metall <strong>in</strong>nerhalb von e<strong>in</strong>er Tausendstel Sekunde erstarrt.<br />
So entsteht e<strong>in</strong> kont<strong>in</strong>uierliches, zunächst amorphes nur ca. 20 μm dünnes Metallband,<br />
welches mit e<strong>in</strong>er Geschw<strong>in</strong>digkeit von über 100 km/h aus <strong>der</strong> Schmelze extrahiert wird. Mit<br />
an<strong>der</strong>en Worten wird diese Lieferform bereits <strong>in</strong> quasi e<strong>in</strong>em e<strong>in</strong>zigen Prozessschritt – ohne<br />
kostspieliges Kalt – o<strong>der</strong> Warmwalzen - mit e<strong>in</strong>er verhältnismäßig kompakten Anlage erzielt.<br />
Anschließend werden die aus dem Bandmaterial hergestellten R<strong>in</strong>gbandkerne e<strong>in</strong>er Glühung<br />
unter Schutzgas <strong>in</strong> Anwesenheit von längs- und/o<strong>der</strong> quer zur Bandrichtung orientierten<br />
Magnetfel<strong>der</strong>n unterzogen. Erst während dieser irreversiblen Wärmebehandlung formt sich die<br />
ursprünglich amorphe Materialstruktur zu mikroskopischen Kristalliten mit typischen<br />
Korngrößen um 10 nm – daher die Bezeichnung ‚nanokristall<strong>in</strong>’. Durch präzise kontrollierte<br />
Variation <strong>der</strong> Wärmebehandlungsparameter (Temperatur, Zeit, Aufheiz- o<strong>der</strong> Abkühlrate)<br />
können die gefor<strong>der</strong>ten Eigenschaften (z.B. Form <strong>der</strong> Hystereseschleife o<strong>der</strong> das<br />
Permeabilitätsniveau) <strong>in</strong> weiten Bereichen variiert und gezielt e<strong>in</strong>gestellt werden<br />
Anwen<strong>der</strong>vorteile und E<strong>in</strong>satzgebiete<br />
Das anfänglich noch relativ ungünstige Preis-Leistungsverhältnis des neuen Materials wird im<br />
Vergleich zu etablierten kristall<strong>in</strong>en Legierungen o<strong>der</strong> Ferriten zunehmend wettbewerbsfähig.<br />
Unabhängig von <strong>der</strong> Applikation ergeben sich dabei die folgenden Anwen<strong>der</strong>vorteile bei <strong>der</strong><br />
Verwendung von nanokristall<strong>in</strong>en Magnetkernen bei <strong>der</strong> Auslegung von <strong>in</strong>duktiven<br />
Bauelementen:<br />
• wesentlich kle<strong>in</strong>ere Bauformen (Faktor 3 und mehr)<br />
• deutlich ger<strong>in</strong>geres Gewicht<br />
• reduzierte Kupferverluste durch ger<strong>in</strong>gere W<strong>in</strong>dungszahlen<br />
• erweiterter Temperaturbereich von –25 ... + 120°C (Standard) / 180°C (Spezial)<br />
• größere Reserven und stabilerer Betrieb, hohe Robustheit<br />
•<br />
Der aktuelle Trend <strong>in</strong> <strong>der</strong> Leistungselektronik geht <strong>in</strong> Richtung zu höheren Frequenzen und<br />
kompakteren Bauformen bzw. höherer Leistungsdichte. Als Folge dieser Umstände stieg die<br />
Zahl <strong>der</strong> realisierten Anwendungen <strong>der</strong> <strong>in</strong>dustriellen Leistungselektronik mit nanokristall<strong>in</strong>en<br />
Kernen und damit <strong>der</strong> Bedarf <strong>in</strong> den letzten Jahren stetig an und wächst kont<strong>in</strong>uierlich weiter.<br />
Unterschiedlichste Kerne, Transformatoren und Drosselspulen werden e<strong>in</strong>gesetzt für:<br />
• EMV-Filter für Frequenzumrichter und alle Arten von Schaltnetzteilen<br />
• netzunabhängige Fehlerstromschutzschalter (Auslösetransformatoren für Schutzrelais)<br />
• elektronische Energiezähler (potentialfreie Präzisionserfassung von Strom/Spannung)<br />
• Stromversorgungen für die Kfz-Industrie (z.B. DC/DC Konverter im 42V Bordnetz)<br />
• neuartige Systeme für die Kfz-Industrie (u.a. vollelektrische Lenkhilfen)<br />
• elektrische Schweißstromquellen<br />
• <strong>in</strong>duktive Erwärmung<br />
• Röntgengeneratoren für die Mediz<strong>in</strong>technik<br />
• Solarwechselrichter<br />
• Batterieladegeräte, Bordnetzumrichter und Triebköpfe für die Bahntechnik<br />
• u.v.a.m.
<strong>MAGNETEC</strong><br />
MAGNET-TECHNOLOGIE<br />
E<strong>in</strong>e <strong>der</strong> Hauptanwendungen für das neue Material s<strong>in</strong>d stromkompensierte Drosseln für<br />
EMV-Filter für jegliche Art von getakteten Stromversorgungen <strong>in</strong>klusive drehzahlverän<strong>der</strong>liche<br />
Antriebe (Frequenzumrichter). Hier ergibt sich e<strong>in</strong> beson<strong>der</strong>s ausgeprägter Bauvolumenvorteil,<br />
da beide relevanten Materialeigenschaften (Permeabilität und Sättigungs<strong>in</strong>duktion) um<br />
Faktoren höher liegen als die <strong>der</strong> hier üblicherweise e<strong>in</strong>gesetzten Ferrite (siehe Tabelle).<br />
Weitere wichtige realisierte Anwendungen s<strong>in</strong>d Leistungstransformatoren von Schaltnetzteile<br />
für den Leistungsbereich von e<strong>in</strong>igen 100W bis h<strong>in</strong> zu mehreren 100kW,<br />
Strombegrenzungskerne, Transduktordrosseln, Ansteuerübertrager für IGBT-Transistoren,<br />
netzunabhängige FI-Schalter o<strong>der</strong> Transformatoren für die neuen elektronischen<br />
Energiezähler. Weitere werden folgen – beson<strong>der</strong>s im Zusammenhang mit ständig<br />
weiterentwickelten Schaltungstopologien o<strong>der</strong> den gegenwärtig entwickelten neuen Systemen<br />
<strong>der</strong> Automobil<strong>in</strong>dustrie.<br />
Verfügbare Produkte<br />
<strong>Nanokristall<strong>in</strong>e</strong> Kerne s<strong>in</strong>d erhältlich <strong>in</strong> Form von R<strong>in</strong>gbandkernen o<strong>der</strong> Ovalkernen. Das<br />
Material ist spröde und daher ist unbed<strong>in</strong>gt e<strong>in</strong> Schutz vor mechanischen E<strong>in</strong>flüssen<br />
erfor<strong>der</strong>lich. Dieser kann entwe<strong>der</strong> <strong>in</strong> Form e<strong>in</strong>es Kunststoff-Schutztroges o<strong>der</strong> mit geeigneter<br />
wärmebeständiger Beschichtung realisiert werden. Im Lieferzustand s<strong>in</strong>d die Kerne dann sehr<br />
robust und die wesentlichen Materialeigenschaften s<strong>in</strong>d höchst l<strong>in</strong>ear und zeigen e<strong>in</strong>e relativ<br />
ger<strong>in</strong>ge Temperaturabhängigkeit.<br />
E<strong>in</strong>erseits s<strong>in</strong>d durch die B<strong>in</strong>dung an Bandmaterial h<strong>in</strong>sichtlich <strong>der</strong> Kerngeometrien Grenzen<br />
gesetzt. An<strong>der</strong>erseits jedoch s<strong>in</strong>d an die jeweilige Anwendung angepasste Än<strong>der</strong>ungen <strong>der</strong><br />
R<strong>in</strong>gkerngeometrie leicht und ohne aufwendige Werkzeuge je<strong>der</strong>zeit möglich. Die aktuell<br />
verfügbaren Kerngeometrien umfassen e<strong>in</strong>en Außendurchmesserbereich von ca. 10 – 300<br />
mm. Grundsätzlich s<strong>in</strong>d auch Kerne mit Luftspalten o<strong>der</strong> Schnittbandkerne möglich, jedoch<br />
werden diese aus fertigungstechnischen Gründen noch nicht standardmäßig angeboten.<br />
Weitere Informationen unter: http://www.magnetec.de/ 15. 04. 2003