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N. G. Tschernyschewski – Ausgewählte philosophische Schriften – 87<br />
Von dieser Art sind alle Analysen, die die Illusionismus genannte Scholastik durchführt. Und<br />
so sieht es mit der Übereinstimmung der Resultate der Analysen des Illusionismus mit der<br />
Mathematik aus. Er hat seine eigenen besonderen mathematischen Wahrheiten, weil er in<br />
allem mit der Mathematik einverstanden ist. Der Mathematik widersprechen! Wie wäre das<br />
möglich! Niemals! Die Mathematik bestätigt alles in ihm Enthaltene. Er stützt sich auf sie.<br />
Der Illusionismus gewinnt seine mathematischen Wahrheiten mit den gleichen Methoden, mit<br />
denen wir zeigen konnten, daß das Einmaleins ein Unsinn ist, dem keinerlei Zahlenverhältnisse<br />
entsprechen können. Mit Hilfe welcher Methode haben wir diese, mit der Mathematik durchaus<br />
übereinstimmende Schlußfolgerung konstruiert Ganz einfach: wir haben den Begriff der Quadratwurzel<br />
entstellt, indem wir erklärten, jener Bruch sei die Quadratwurzel aus 2. Die Arithmetik<br />
lehrt, daß wir aus der Zahl 2 keine Quadratwurzel ziehen können; wir können keine Zahl<br />
erhalten, die, mit sich selbst multipliziert, die Zahl 2 ergeben würde; wir können lediglich eine<br />
Reihe von Zahlen bilden, deren jede, von der zweiten angefangen, mit sich selbst multipliziert,<br />
eine Zahl ergibt, die näher an die Zahl 2 herankommt, als die mit sich selbst multiplizierte vorhergehende<br />
Zahl der gleichen Reihe. Und wenn die Arithmetik irgendeine Zahl aus dieser Reihe<br />
in irgendeinem konkreten Fall als „Quadratwurzel aus der Zahl 2“ bezeichnet, so setzt sie<br />
hinzu, daß sie diesen Ausdruck nur der Kürze halber verwendet, an Stelle des langen, exakten<br />
Ausdruckes: „Diese Zahl ergibt, mit sich selbst multipliziert, einen Bruch, der so nahe an die<br />
Zahl 2 herankommt, daß dieser Grad der Annäherung [224] im gegebenen Fall vom praktischen<br />
Standpunkt ausreichend ist.“ Wir haben diese Erklärung des wahren Sinnes des Ausdruckes:<br />
„Quadratwurzel aus der Zahl 2“ beiseite geschoben, haben dem Ausdruck einen Sinn<br />
gegeben, der seinem wahren Sinn widerspricht, und auf diese Weise jene „mathematische<br />
Wahrheit“ erhalten, die uns dann zu der Schlußfolgerung führte, daß zwischen den Zahlen keinerlei<br />
Beziehung bestehen kann, die dem Begriff der Multiplikation irgendwie entspräche, zu<br />
der Schlußfolgerung, die ebenfalls eine mathematische Wahrheit darstellt.<br />
Die Mathematik leugnen! in unseren Tagen! Nein, in unseren Tagen ist das unmöglich. Das<br />
konnte sich die mittelalterliche Scholastik erlauben. Aber weder die Analyse des Begriffs der<br />
Multiplikation, die wir nach den analytischen Regeln des Illusionismus durchgeführt haben,<br />
noch irgendeine andere dieser Analysen leugnet die Mathematik. Im Gegenteil, der Illusionismus<br />
stützt sich auf die mathematischen Wahrheiten, und seine Schlußfolgerungen stimmen<br />
mit der Mathematik ebenso überein wie unsere Analyse des Begriffs der Multiplikation<br />
und die Schlußfolgerung aus dieser Analyse.<br />
Die Mathematik – oh! – sie ist die Wissenschaft aller Wissenschaften; wie könnte der Illusionismus<br />
sich nicht auf sie stützen. Er stützt sich ganz besonders gern auf sie. Seine Analysen,<br />
die durch die Wahrheiten auch aller anderen Wissenschaften bestätigt werden, stützen sich<br />
hauptsächlich auf die Mathematik. Der Illusionismus verwendet eine Unmenge mathematischer<br />
Wahrheiten. Und besonders liebt er zwei von ihnen. Von Nutzen sind ihm auch alle<br />
seine anderen mathematischen Wahrheiten. Aber besonders nützlich sind ihm diese zwei, sie<br />
liebt er besonders. Auf ihnen ruhen seine wichtigsten Analysen – die Analysen der Begriffe<br />
von Raum, Zeit und Materie.<br />
Die erste dieser Wahrheiten lautet: „Der Begriff der unendlichen Teilung ist ein Begriff, den<br />
wir nicht denken können.“<br />
Das ist eine mathematische Wahrheit. Wie kommt es dann aber, daß in der Mathematik ständig<br />
Erwägungen auftauchen, die auf dem Begriff der unendlichen Teilbarkeit [225] der Zahlen<br />
beruhen Und was sind zum Beispiel Progressionen mit unveränderlichem Zähler und<br />
ständig wachsendem Nenner Die Mathematik spricht nicht nur von ihnen als von Progressionen,<br />
die man verstehen kann und soll, sondern ist auch imstande, viele ihrer Reihen zu<br />
summieren.<br />
OCR-Texterkennung <strong>Max</strong> <strong>Stirner</strong> <strong>Archiv</strong> <strong>Leipzig</strong> – 23.11.2013