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N. G. Tschernyschewski – Ausgewählte philosophische Schriften – 72<br />

ser seiner Richtung sein Ansehen verlor, mich das genaue Gegenteil erwartet. Ich werde in<br />

der öffentlichen Meinung an Ansehen gewinnen. Haben Sie das sagen wollen Nein, nicht<br />

Warum ergibt sich das dann aus Ihren Worten Sie polemisieren schlecht, wirklich schlecht.<br />

Schauen wir einmal, was es weiter bei Ihnen gibt.<br />

„Jetzt ist’s genug, Herr Tschernyschewski! Heutzutage kann man nicht alles wissen und kennen<br />

– sowohl die Naturwissenschaften als auch die Philosophie, die politische Ökonomie, die<br />

Weltgeschichte und die Russische Geschichte und die Literatur. Wer das alles weiß, der weiß<br />

absolut nichts. Das gehört jedenfalls zu den festen Axiomen unserer Literatur, und wir können<br />

es gegen Sie anführen. Denn Sie wissen ja alles. Das ist reichlich verdächtig.“ („Russische<br />

Literatur“ in „Otetschestwennyje Sapiski“, Juli, S. 56/57.)<br />

Aber wer hat Ihnen denn eingeredet, daß ich alles weiß Alles weiß niemand – weder Montaigne<br />

noch Voltaire oder Heine, oder selbst Bayle haben alles gewußt. Muß ich Ihnen wirklich<br />

erst den Unterschied erklären, der zwischen angelesenem und Fachwissen besteht, zwischen<br />

einem Fachgelehrten, der eine Wissenschaft oder einen Wissenschaftszweig weiterführt,<br />

und einem Journalisten, der nur ein gebildeter Mensch zu sein braucht, nur die Schlußfolgerungen<br />

popularisiert, zu denen die Gelehrten kommen, nur die groben Vorurteile und die<br />

Rückständigkeit verspottet Haben Sie sich denn wirklich nicht klargemacht, in welche lächerliche<br />

Lage Sie als Journalist sich versetzen, wenn Sie so tun, als wüßten Sie nicht, was<br />

ein Journalist ist Ich begreife einfach nicht, was für eine Freude Sie daran haben, sich als<br />

Menschen hinzustellen, der von nichts etwas versteht, nicht einmal von seinem eigenen Beruf.<br />

Soll wirklich, Ihrer Meinung nach, der Journalist nur über Dinge schreiben, in denen er<br />

Fachmann ist Wenn das so wäre, würde [198] sich die Zeitschrift einfach in die Comptes<br />

rendus * des „Institut de France“ verwandeln.<br />

Aber Sie interessieren sich für mich persönlich – Sie möchten gerne wissen, ob ich ein studierter<br />

Mann bin. Bitte sehr. Schon seit langer Zeit habe ich nur ein einziges Spezialfach, die<br />

politische Ökonomie. Früher habe ich mich ziemlich eingehend mit einigen anderen Gegenständen<br />

so weit beschäftigt, daß ich, obwohl ich viele Einzelheiten dieser Gebiete wieder<br />

vergessen habe, mir doch ein Urteil darüber erlauben kann, was andere über den Gegenstand<br />

schreiben. Was gibt es da zu verwundern Von Beruf bin ich jedoch in erster Linie Journalist,<br />

ebenso wie Sie, d. h. ein Mensch, der bemüht ist, über die Ergebnisse und Fortschritte des<br />

geistigen Lebens in allen Fragen auf dem laufenden zu sein, die überhaupt alle gebildeten<br />

Menschen interessieren. Ist das Ihre Auffassung vom Beruf des Journalisten oder nicht<br />

Oder wollten Sie vielleicht gar nicht hierüber Auskunft haben, sondern darüber, wie weit<br />

meine Kenntnisse reichen Darauf kann ich Ihnen nur eins antworten: sie sind unvergleichlich<br />

umfassender als die Ihren. Aber das wissen Sie ja selber. Warum waren Sie denn so erpicht<br />

darauf, eine solche Antwort gedruckt zu bekommen Die haben Sie unüberlegt, sehr<br />

unüberlegt über sich heraufbeschworen.<br />

Halten Sie das bitte nicht für Stolz: man braucht durchaus nicht stolz darauf sein, sehr viel<br />

mehr zu wissen als Sie. Und fassen Sie auch das wieder nicht so auf, als wollte ich sagen, Sie<br />

hätten ein zu geringes Wissen. Nein, durchaus nicht: einiges wissen Sie schon und sind überhaupt<br />

ein gebildeter Mensch. Es ist nur schade, daß Sie so schlecht polemisieren. – Nun, was<br />

meinen Sie: hab’ ich jetzt direkt geantwortet oder die Antwort mit Witzen abgetan<br />

Es folgt dann ein Auszug aus der Physiologie von Lewes über den Unterschied zwischen<br />

physiologischen und chemischen Prozessen. Der Verteidiger Herrn Jurkewitschs in den<br />

„Otetschestwennyje Sapiski“ bildet sich ein, daß Herr Jurkewitsch diese Angelegenheit ebenso<br />

betrachtet wie Lewes, und sagt deshalb:<br />

* Veröffentlichungen. Die Red.<br />

OCR-Texterkennung <strong>Max</strong> <strong>Stirner</strong> <strong>Archiv</strong> <strong>Leipzig</strong> – 23.11.2013

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