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N. G. Tschernyschewski – Ausgewählte philosophische Schriften – 71<br />

in Ihrem Kummer helfen und schicke Ihnen meine Bücher. Aus ihnen werden Sie erkennen,<br />

daß ich recht habe.“ (Nun, und Mir scheint, ich habe hier einen wirklich guten Willen gezeigt;<br />

sagen Sie selber, würden Sie einem Menschen, der sich zum Beispiel zur Widerlegung<br />

Ihrer literarhistorischen Aufsätze auf das Lehrbuch Herrn Selenezkis berufen hätte, anders<br />

geantwortet haben)<br />

„Uns erinnern diese Worte an Baron Brambäus seligen Angedenkens, der stets in dieser Art<br />

antwortete, wenn Belinski ihn zu kategorischen Antworten nötigte. Nur hat Baron Brambäus<br />

meist viel witzigere Antworten erteilt als Herr Tschernyschewski und manchmal zum Beispiel<br />

so geantwortet: ‚Irgendwann mal, wenn ich Zeit habe, schreib’ ich Ihnen eine Antwort<br />

in lateinischer Sprache.‘ Heutzutage jedoch würde auch Baron Brambäus keine solchen Antworten<br />

schreiben, denn die Zeiten haben sich geändert und man kann“ (wirklich Wie glücklich<br />

Sie sind!) „‚auf alles antworten, was gefragt wird‘. In jenen unseligen Zeiten, als sich<br />

unsere Philosophie hinter kunsttheoretischen Rezensionen über Gogol, George Sand oder Sue<br />

verstecken mußte, haben die Gegner Belinskis, zu denen Senkowski gehörte, um ihren Streit<br />

in Anspielungen austragen zu können, Madame Dudevant 19 in Frau ‚Speredka‘ umgetauft,<br />

und in den Rezensionen über dieses Thema ihren ganzen Witz spielen lassen. Schon damals<br />

riefen derartige Rezensionen nur Ekel hervor – was soll man sagen, wenn jetzt Herr<br />

Tschernyschewski dergleichen Tänze mit Herrn Jurkewitsch aufführt, in einem Streit [196]<br />

von höchster Wichtigkeit, in einer klar gestellten Frage Wenn selbst Baron Brambäus in<br />

jenen unseligen Zeiten, in denen er lebte, wegen derartiger Tricks in der öffentlichen Meinung<br />

jedes Ansehen verlor und das Publikum sich von ihm abwandte, was erwartet dann Herr<br />

Tschernyschewski in unserer Zeit“<br />

Sie sind auf den Einfall gekommen, mich mit Baron Brambäus zu vergleichen – Nun, meinetwegen;<br />

denn bei näherer Untersuchung dieses Vergleichs wird sich herausstellen, daß Sie<br />

sich seiner bedienten, ohne sich zu überlegen, wohin er führt.<br />

Es handelt sich hier um den Umfang meines Wissens. Ich soll darin Baron Brambäus ‚ d. h.<br />

dem verstorbenen Herrn Senkowski ähneln. Gibt es wohl jemanden, der daran zweifelt, daß<br />

Senkowski über ein erstaunlich umfassendes Wissen verfügte Was ergibt sich dann für mein<br />

Wissen, wenn ich ihm ähnle Das kommt davon, wenn man kein Geschick zur Polemik hat –<br />

Sie wollten sagen, ich sei ein Ignorant, und aus Ihren eigenen Worten ergibt sich, daß Sie<br />

selber mich für einen Menschen mit sehr umfassenden Kenntnissen halten. Sie sollten das<br />

Polemisieren wirklich lieber sein lassen.<br />

Aber ich soll, nach Ihrer Meinung, Senkowski darin ähneln, daß ich Entgegnungen gern mit<br />

Witzen abtue. Nun gut. Warum hat sich Senkowski gern nur auf bloße Witze beschränkt<br />

Weil er ein Mann von hohen geistigen Kräften war und meinte, sein Verstand gäbe ihm das<br />

Recht, seine Gegner zu verachten. Ist es das, was Sie mir vorwerfen wollten Offenbar nicht,<br />

aber Ihre Worte führen zu diesem Schluß. Ich bin Ihnen dankbar: Sie bringen den Leser auf<br />

den Gedanken, daß ich ein Mann von hohen geistigen Kräften sei, der sich seinen Gegnern<br />

überlegen fühlt. Aber ich fühle mich wahrhaftig (und Sie fühlen das wahrscheinlich auch)<br />

Ihnen überlegen. Was kann ich machen, ich kann nicht anders fühlen: Sie sind gar zu<br />

schwach im Polemisieren.<br />

Aber Senkowski verlor jedes Ansehen in der öffentlichen Meinung – Sie weissagen mir das<br />

gleiche Schicksal. Nur haben Sie sich damit nur unnötigerweise vergaloppiert, [197] sprechen<br />

gegen Ihr eignes Ziel und reden Dinge daher, die alle derartigen Befürchtungen in mir aufheben.<br />

Sie haben daran erinnert, daß Senkowski gegen Belinski, Gogol und George Sand zu<br />

Felde zog, d. h. gegen das, wofür ich eintrete. Daraus folgt, daß wenn Senkowski wegen die-<br />

19 Dudevant – der eigentliche Name der Schriftstellerin George Sand.<br />

OCR-Texterkennung <strong>Max</strong> <strong>Stirner</strong> <strong>Archiv</strong> <strong>Leipzig</strong> – 23.11.2013

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