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N. G. Tschernyschewski – Ausgewählte philosophische Schriften – 69<br />
Rede wird stets nebelhaft und schwer verständlich sein. Die Philosophie an sich dagegen ist<br />
vielleicht gar nicht Gott weiß was für eine unverständliche Wissenschaft.“ Damit hätten Sie<br />
das Richtige getroffen.<br />
Aber von dem Aufsatz Herrn Antonowitschs ist nur so nebenbei die Rede, in dem Sinn, daß<br />
er genau dasselbe sei wie die Aufsätze Tschernyschewskis über das anthropologische Prinzip<br />
– Philosophie könnten diese Aufsätze nicht enthalten, weil sie klar seien. Danach ist dann nur<br />
noch von mir allein die Rede.<br />
„Der Aufsatz Herrn Tschernyschewskis hatte die Antwort Herrn Jurkewitschs in den ‚Abhandlungen<br />
der Kiewer Theologischen Akademie‘ zur Folge, eine Antwort, die Herrn Jurkewitsch<br />
auf einen Schlag an die Spitze aller Autoren stellte, die bei uns jemals über Philosophie geschrieben<br />
haben“ (das heißt also, er steht höher als Belinski, der sehr viel geschrieben hat, was<br />
sich auf Philosophie bezieht, höher [192] als der Autor der „Briefe über das Studium der Natur“<br />
17 Na schön. Aber doch nicht etwa höher als die Herren Gogozki und Orest Nowizki Wozu<br />
solche gewaltigen Denker aus der Schule kränken, der auch Herr Jurkewitsch angehört).<br />
„Uns fallen nur die Aufsätze I. W. Kirejewskis ein“ (ausgezeichnet! Der brave, ehrwürdige I.<br />
W. Kirejewski war also nach Ihrer Meinung wirklich ein Philosoph und nicht einfach ein naiver<br />
Träumer Wenn dem wirklich so ist, müssen Sie als höchste Autorität Herrn Chomjakow selig<br />
anerkennen. Da sollten Sie gelegentlich Ihre Zeitschrift umtaufen und nicht mehr „Otetschestwennyje<br />
Sapiski“ nennen, sondern „Russkaja Besseda“ 18 oder „Wosobnowljonny Moskwitjanin“),<br />
„die sich durch die gleiche Einfachheit und Klarheit der philosophischen Darstellung<br />
auszeichneten, die wir bei Herrn Jurkewitsch finden. Gründliche Kenntnis der philosophischen<br />
Systeme, vollständige Beherrschung des Gegenstandes und seine selbständige Behandlung –<br />
hierin liegen Herrn Jurkewitschs Verdienste“ (gebe Gott ihm alle Vollkommenheiten!). „Seiner<br />
Richtung nach ist er Idealist, und er hat die Stützpunkte seiner Lehre so tief erforscht und so<br />
fein umrissen, daß wir in russischer Sprache nie etwas Ähnliches gelesen haben“ (aber ich bitt’<br />
Sie, Herr Gogozki hat das alles genau so tief und fein erforscht) ‚ „und wir sind in dieser Hinsicht<br />
mit dem ‚Russki Westnik‘ völlig einverstanden“ (genau so wie ich in allen Punkten völlig<br />
einverstanden bin mit dem „Gorny Journal“, der Zeitschrift der Bergakademie, ich kenne den<br />
Stoff nicht und verstehe die Artikel nicht, setze aber voraus, daß sie von Leuten geschrieben<br />
sind, die etwas davon verstehen, und nehme deshalb jedes ihrer Worte auf gut Glauben hin),<br />
„der diesen Aufsatz einem breiteren Publikum zugänglich gemacht hat. Wir haben nicht die<br />
Absicht, den Aufsatz nachzudrucken; wir wollen nur zwei Stellen aus ihm zitieren: die eine<br />
‚über die Verwandlung des Nervenreizes in Empfindung‘ und die andere über ‚die Verwandlung<br />
von „Quantitativem“ in „Qualitatives“‘. Auf diesen beiden Thesen ‚beruht der ganze<br />
Rest‘.“ („Otetschestwennyje Sapiski“, Russische Literatur, S. 41/42.) Vorher jedoch wird der<br />
Schluß von Herrn Jurkewitschs Aufsatz abgedruckt, der heftig gegen mich als Ignoranten loszieht.<br />
Na schön, wenn ich [193] ein Ignorant bin – haben Sie sich recht überlegt, daß grade Sie<br />
darüber besser hätten schweigen sollen Für den „Russki Westnik“ zum Beispiel habe ich nie<br />
geschrieben; er kompromittiert sich nicht, wenn er mir Ignoranz vorwirft. Aber für die „Otetschestwennyje<br />
Sapiski“ habe ich doch zu Beginn meiner literarischen Tätigkeit ziemlich viel<br />
geschrieben – da können also, stellt sich heraus, bei Ihnen Ignoranten Mitarbeiter sein, und<br />
noch dazu solche, auf die Ihre Redaktion sehr großen Wert legt<br />
Sie tun nicht gut daran, Herr Dudyschkin, fremde Worte über meine Ignoranz zu wiederholen;<br />
andere Zeitschriften können sich das erlauben, in Ihrer Zeitschrift klingt das peinlich.<br />
17 Der Autor der „Briefe über das Studium der Natur“ war A. I. Herzen. Die Arbeit ist in deutscher Sprache in<br />
den „Ausgewählten philosophischen Schriften“ Herzens (Moskau 1949) erschienen.<br />
18 „Russkaja Besseda“ – eine Zeitschrift der Slawophilen; sie erschien in Moskau in den Jahren 1856-1860 unter<br />
der Redaktion von A. I. Koschelew.<br />
OCR-Texterkennung <strong>Max</strong> <strong>Stirner</strong> <strong>Archiv</strong> <strong>Leipzig</strong> – 23.11.2013