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N. G. Tschernyschewski – Ausgewählte philosophische Schriften – 65<br />

schöner Zeitvertreib, aber immer noch besser, als sich aus Melancholie dem Suff zu ergeben.<br />

Wenn mir’s über wird, laß ich’s wieder sein, mögen Sie über mich oder über den<br />

„Sowremennik“ schreiben, was Sie wollen. Einstweilen hab ich’s noch nicht über und vertreibe<br />

mir weiter die Zeit, wie Sie sehen.<br />

II<br />

Da ist also der kapitalste Aufsatz im polemischen Teil von Heft IV des „Russki Westnik“: „Aus<br />

der Wissenschaft vom menschlichen Geist“ von P. Jurkewitsch. Abhandlungen der Kiewer<br />

Theologischen Akademie, 1860. In „Alte Götter und neue Götter“ versprach der „Russki Westnik“<br />

umfangreiche Stücke aus dem vorbildlichen Aufsatz Herrn Jurkewitschs, eines tiefen und<br />

ausgezeichneten Denkers, zu veröffentlichen. Jetzt hat er sein Versprechen erfüllt. Der erste Teil<br />

dieser Auszüge ist in Heft IV veröffentlicht, Heft V soll den Rest bringen. Den Auszügen ist ein<br />

Vorwort des „Russki Westnik“ vorausgeschickt – ich habe dieses Vorwort gelesen und es dabei<br />

bewenden lassen. Nach diesem Vorwort allein ist die Angelegenheit für mich bereits klar.<br />

Herrn Jurkewitschs Aufsatz ist, wie sich herausstellt, zur Widerlegung meines Aufsatzes<br />

„Das anthropologische Prinzip“ geschrieben. Diese Widerlegung wurde in dem von der<br />

Kiewer Akademie herausgegebenen Journal abgedruckt, und Herr Jurkewitsch ist selber Professor<br />

an dieser Akademie. [185] Ich habe selber das geistliche Seminar absolviert. Ich kenne<br />

aus Erfahrung die Situation von Menschen, die erzogen wurden wie Herr Jurkewitsch. Ich<br />

habe Menschen kennengelernt, die die gleiche Position innehaben wie er. Deshalb fällt es mir<br />

schwer, über ihn zu spotten: das hieße so viel, wie darüber spotten, daß jemand keine Gelegenheit<br />

hat, anständige Bücher in die Hand zu bekommen, daß er hinsichtlich seiner Entwicklung<br />

völlig hilflos ist und in jeder Hinsicht in unvorstellbar engen Verhältnissen lebt.<br />

Ich weiß nicht, wie alt Herr Jurkewitsch ist; wenn er nicht mehr jung ist, ist es zu spät, sich<br />

seiner anzunehmen. Wenn er jedoch noch jung ist, stelle ich ihm mit Vergnügen den kleinen<br />

Vorrat von Büchern zur Verfügung, den ich besitze.<br />

Mit Herrn Jurkewitsch bin ich damit fertig. Mit dem „Russki Westnik“ dagegen bin ich noch<br />

nicht fertig, denn ich muß ihm sagen, daß er Herrn Jurkewitsch (natürlich unabsichtlich) einen<br />

Bärendienst erwiesen hat. Wir ehemaligen Seminaristen haben alle einmal so geschrieben,<br />

wie Herr Jurkewitsch schreibt. Wenn es nötig ist, kann ich der Redaktion des „Russki<br />

Westnik“ die in der Seminarsprache „Aufgabe“ genannten Aufsätze oder kleinen Dissertationen<br />

bringen, die ich selber geschrieben habe, als ich Student der Philosophieklasse des geistlichen<br />

Seminars in Saratow war. Die Redaktion kann sich dann davon überzeugen, daß in<br />

diesen „Aufgaben“ genau dasselbe steht, was Herr Jurkewitsch in seinem Artikel geschrieben<br />

haben muß – ja ich bin überzeugt, daß dort genau dasselbe steht, obwohl ich den Artikel noch<br />

nicht gelesen habe und nicht lesen werde, auch nicht den ganzen Auszug, den der „Russki<br />

Westnik“ veröffentlicht hat, sondern nur die Korrekturfahnen jenes Stücks der Auszüge, das<br />

ich in diesem Artikel hier einschalten will. Ich weiß im voraus alles, was ich dort lesen werde,<br />

alles, bis aufs letzte Wort, ja ich weiß sehr vieles noch auswendig. Es ist ja bekannt, wie<br />

diese Dinge geschrieben werden und was in ihnen steht – d. h. uns ist es bekannt, den Seminaristen.<br />

Andere mögen es für etwas Neues halten – sie können es meinetwegen für gut halten,<br />

wenn sie Lust haben. Aber wir wissen, was es ist.<br />

[186] Sollte sich die Lage Herrn Jurkewitschs einmal ändern, so wird es ihm bald recht unangenehm<br />

sein, an diesen seinen Artikel zurückzudenken.<br />

Wäre er nur in den „Abhandlungen“ erschienen, dann würde das Publikum ihn nicht kennengelernt<br />

haben. Der „Russki Westnik“ hat den Autor durch Veröffentlichung der Auszüge vor<br />

dem Publikum kompromittiert.<br />

OCR-Texterkennung <strong>Max</strong> <strong>Stirner</strong> <strong>Archiv</strong> <strong>Leipzig</strong> – 23.11.2013

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