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N. G. Tschernyschewski – Ausgewählte philosophische Schriften – 363<br />

Aber dabei lassen wir es bewenden. Wir werden auch ohne die Geschichte dieses klugen Geschwätzes<br />

auskommen.<br />

Selbstverständlich war das auch in alten Zeiten ein geradezu beschämend dummes Geschwätz.<br />

Aber das bloß leere, dumme Geschwätz, das keine reale Bedeutung hatte, wenigstens seit dem<br />

Augenblick, wo der Meridiangrad am Polarkreis gemessen wurde – in der ersten Hälfte des vorigen<br />

Jahrhunderts –‚ wurde dann vollends leer. Die Pedanten schwatzten: „Die Newtonsche Hypothese<br />

ist nur eine Hypothese“; sie waren glücklich, daß sie mit diesem hochweisen Satz ihre für<br />

gewöhnliche Sterbliche unerreichbare Scharfsinnigkeit zum Ausdruck gebracht hatten, und mit<br />

dieser unschuldig-dummen Prahlerei fand die Sache bei ihnen ihr Ende. Reale Absichten, ihr<br />

Geschwätz zur Umgestaltung der Astronomie nach ihrem Geschmack, sich zum Ruhme und zum<br />

Verderben Newtons zu verwenden, besaßen die naiven Biedermänner der alten Zeit nicht.<br />

Und wenn es dabei geblieben wäre, hätte ich selbstverständlich kein Wort über die<br />

Newtonsche Hypothese verloren. Wozu hätte ich es nötig gehabt, sie zu verteidigen Niemand<br />

hatte sie angegriffen. Niemand war auf den Einfall gekommen, ihre Richtigkeit, Unwiderleglichkeit<br />

auch nur im geringsten zu bezweifeln. Man redete nur leeres, dummes Zeug<br />

und spürte dabei selber, daß man leeres, dummes Zeug redete.<br />

Aber „in jüngster Zeit“ hat die Mehrheit der Herren Naturforscher geruht, so gewaltige –<br />

wahrhaft erstaunens-[726]werte –Entdeckungen zu machen, daß sie ernsthaft den Verstand zu<br />

verlieren begann.<br />

Wie konnte es auch anders sein: sie entdeckte, daß „Laplace recht hat“. Sie entdeckte die<br />

„Einheit der Kräfte“; sie entdeckte „die Molekularbewegung“; sie entdeckte die „mechanische<br />

Theorie der Natur“.<br />

All das war Jedermann, der es wissen wollte, längst bekannt.<br />

Und selbst in russischen Zeitschriften fanden sich beispielsweise schon vor mehr als dreißig<br />

Jahren ausführliche Abhandlungen über „die Einheit der Kräfte“ und über alles andere, was<br />

ich aufgezählt habe.<br />

Aber die Masse des Publikums ist erst vor kurzem darauf gekommen, die Masse der Herren<br />

Naturwissenschaftler dazu zu zwingen, ohne Umschweife und Einwände direkt, klar und entschieden<br />

auszusprechen, daß diese Wahrheiten wirklich unbestrittene Wahrheiten sind. Und<br />

da wurde der Masse der Naturwissenschaftler schwindlig.<br />

* * *<br />

An der Stelle, die Ihr eben gelesen habt, machte ich halt, denn ich hörte: „morgen geht die<br />

Post ab“; ich machte mich daran, Eurer lieben Mutter zu schreiben, meine lieben Freunde<br />

Jetzt seid Ihr, will ich annehmen, meine einleitenden Überlegungen los; ich will mich mit<br />

diesen Unendlichkeiten von Langweile mit denen ich Euch geplagt habe, begnügen; und ich<br />

bin selber froh, daß es mir gelungen ist, mein Urteil über Kant und die Philosophie der Herren<br />

Kantpapageien zu beenden – von John Herschel (ja! – liebe Freunde: auch John Herschel<br />

hat Kant und Philosophen, die schlimmer sind als Kant, wie ein Papagei nachgeplappert) und<br />

Tyndall (ja! auch Tyndall) bis zu Du Bois-Reymond (ja, auch Du Bois-Reymond) und Liebig<br />

(ja! Liebig, dem großen, wahrhaft großen Liebig) –‚ ich bin froh, daß es mir gelungen ist,<br />

mein Urteil über das alles und über sie alle nicht auf einer Unmenge von Blättern, sondern<br />

auf zwei Seiten niederzuschreiben<br />

[727] Es genügt nicht; es genügt ganz und gar nicht. Aber es wäre langweilig für Euch, gar zu<br />

langweilig, eine weitschweifige Darlegung des längst zum alten Plunder gelegten Galimathias<br />

Kants und des noch schlimmeren Kauderwelschs seiner Papageien lesen zu müssen.<br />

OCR-Texterkennung <strong>Max</strong> <strong>Stirner</strong> <strong>Archiv</strong> <strong>Leipzig</strong> – 23.11.2013

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