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N. G. Tschernyschewski – Ausgewählte philosophische Schriften – 361<br />

Auch bei Kant hat dieser, von den naiven Naturforschern sinnlos nachgeplapperte Unfug einen<br />

sehr gescheiten Sinn; einen ebenso gescheiten wie bei Plato; den gleichen, sehr gescheiten<br />

und durchaus wissenschaftsfeindlichen Sinn: die Leugnung jeder wissenschaftlichen<br />

Wahrheit, die nicht [722] nach dem Geschmack Kants oder der Kant gefallende Leute ist.<br />

Plato und Kant leugnen alles in der Naturwissenschaft, was ihre Phantasien oder die Phantasien<br />

der ihnen gefallenden Leute einengt.<br />

Aber wollen denn die Naturwissenschaftler die Naturwissenschaft leugnen Wollen sie wirklich<br />

die Wissenschaft in einen Sammelband von Komplimenten an die Adresse ihrer Freunde<br />

verwandeln<br />

Nein. Aber wozu schwätzen sie dann solchen Unfug daher Aus lauter Naivität; sie wollen<br />

sich als Philosophen aufspielen – das ist alles; das Motiv ist unschuldig; es ist nur dumm.<br />

Und da sie selber nicht verstehen, was sie daherreden, werden die prahlerischen Ignoranten<br />

zu Leugnern der – ihnen teuren – wissenschaftlichen Wahrheit. Klägliche Pedanten unwissende<br />

arme Prahlhänse.<br />

Ich sagte: ich werde ohne Argumentationen auskommen. Aber hier ist als Beispiel doch eine<br />

kleine Argumentation:<br />

Wir kennen die Gegenstände. Wir kennen sie genau so, wie sie wirklich sind.<br />

Nehmen wir zum Beispiel jenen Sinn, von dem die Naturwissenschaftler zu schwatzen lieben,<br />

daß die Kenntnisse, die wir durch ihn erhalten, unzuverlässig seien oder nicht völlig mit den<br />

wirklichen Eigenschaften der Gegenstände übereinstimmen – nehmen wir den Gesichtssinn.<br />

Wir sehen etwas, sagen wir: einen Baum. Ein anderer Mensch blickt auf den gleichen Gegenstand.<br />

Sehen wir ihm in die Augen. In seinen Augen stellt sich der Baum genau so dar, wie<br />

wir ihn sehen. Und – Zwei völlig gleichartige Bilder: das eine sehen wir direkt, das andere<br />

im Spiegel der Augen dieses Menschen. Dieses andere Bild ist die genaue Kopie des ersten<br />

Bildes.<br />

Was folgt daraus – Das Auge fügt absolut nichts hinzu und nimmt nichts fort. Wir sehen es:<br />

zwischen diesen beiden Bildern besteht kein Unterschied.<br />

Aber verändern das „innere Gefühl“ oder „die Zellen der Zentren des Sehorgans“ oder „die<br />

Seele“ oder „die Aktivität unseres bewußten Lebens“ nicht vielleicht irgend etwas an diesem<br />

Bild Wieder wissen wir: nein. Wir fragen jenen [723] Mann, was er sieht Er soll beschreiben,<br />

was er sieht, wenn sich jenes Bild in seinem Auge abzeichnet. Es zeigt sich, daß er eben<br />

dieses Bild sieht. Was gibt es hier noch zu deuten<br />

Folglich ist A = C.<br />

A = B; B = C;<br />

Original und Kopie sind gleich; unsere Empfindung fällt mit der Kopie zusammen.<br />

Unser Wissen von unserer Empfindung ist dasselbe wie unser Wissen vom Gegenstande.<br />

(Das ist die populäre Darstellung; in streng philosophischer Darstellung würde die Rede von<br />

„einem Bild in einem Paar“ und in „zwei Paar Spiegeln“ sein, aber der Sinn ist der gleiche<br />

und die Schlußfolgerung ist die gleiche.)<br />

Wir sehen die Dinge so, wie sie wirklich existieren.<br />

„Aber nachts sehen wir schlecht.“ Ja, gewiß.<br />

„Aber im Mikroskop sehen wir Einzelheiten, die wir mit unbewaffnetem Auge nicht sehen.“<br />

Ja, gewiß.<br />

OCR-Texterkennung <strong>Max</strong> <strong>Stirner</strong> <strong>Archiv</strong> <strong>Leipzig</strong> – 23.11.2013

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