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N. G. Tschernyschewski – Ausgewählte philosophische Schriften – 340<br />

matikern vorzuwerfen daß sie entweder Gauß nachreden oder schweigen und nicht lachen,<br />

wenn sie die Ungereimtheiten Helmholtz’ oder Beltramis, Riemanns Liebmanns und Co. lesen,<br />

die Helmholtz als seine Parteigänger zitiert. Verglichen mit allen Mathematikern nach<br />

Laplace und von heute ist Gauß ein Genie, ein Gigant an Kraft. Pygmäen in den Händen eines<br />

Giganten – was kann man von ihnen, von Helmholtz und Co. verlangen – Kann man<br />

ihnen einen Vorwurf machen Sie zappeln mit Ärmchen und Beinchen und piepsen, wie der<br />

Gigant befiehlt. Und die übrigen Pygmäen – die Masse der „großen“ – großen! – nun meinetwegen<br />

„großen“ –‚ die Masse der übrigen großen Mathematiker, die Masse der Abseitsstehenden<br />

diese Zuschauer auch sie Pygmäen zittern und wissen nicht, was sie sagen sollen,<br />

und staunen und schweigen; wie sollte man auch ihnen einen Vorwurf machen<br />

So würde ich sie beurteilen, wenn die eigentliche Schuld Gauß trifft: ich würde sie nicht verachten,<br />

sondern nur bedauern. Sie wären dann eigentlich unschuldige Opfer von Gauß.<br />

Aber so ist es wohl kaum. Wenn ich mich in den Ton des Aufsatzes von Helmholtz vertiefe,<br />

sehe ich mich gezwungen anzunehmen: ja, ganz unmittelbar haben Helmholtz Beltrami und<br />

Co. ihren Galimathias eben aus Gauß geschöpft. [685] Aber die wilden Phantasien von Gauß<br />

in der Manier Kants sind offenbar gemeinsame Phantasien aller maßgebenden Mathematiker<br />

unserer Zeit. Sie alle erheben Stiefel ins Quadrat, ziehen Kubikwurzeln aus Stiefelschäften<br />

und Stiefelwichse, weil sie alle eine ausgesprochene Zuneigung zu Räumen von zwei, vier<br />

oder einer Million und vier Dimensionen haben, zu allen möglichen Räumen: dreieckigen,<br />

ovalen, tabakoiden, schokoladigen, teeigen, eichenen, knüppligen, strohköpfigen – kurz zu<br />

allem, was blöd und unsinnig ist.<br />

Es ist bitter, das zu schreiben. Aber der Ton von Helmholtz’ Aufsatz führt zu dieser Annahme.<br />

Wie ist es in der Mathematik zu dieser Situation gekommen, die mich zu einer solchen – ich<br />

will immer noch hoffen dennoch irrigen – Annahme bringt Wie Ihr seht, bin ich immer erst<br />

noch im Beginn der Darlegung der Grundursache, nämlich der Abhängigkeit der Naturwissenschaft<br />

im allgemeinen und der Mathematik im besonderen von den Doktrinen der idealistischen<br />

Philosophie und hauptsächlich des Kantschen Systems. Wir werden schon noch darauf<br />

kommen. Zuerst wollen wir einmal mit dem Aufsatz des armen Schluckers Helmholtz<br />

Schluß machen, der mir die Schande der unglücklichen, seit dem Tod des großen alten Laplace<br />

verwaisten, armen, den Schmähungen mittelalterlicher Dunkelmänner preisgegebenen,<br />

unglücklichen, entehrten Mathematik offenbar gemacht hat.<br />

Wozu hat der naive Dörfler, dieses Dorfweib männlichen Geschlechts, der große – ich weiß –<br />

Naturwissenschaftler und große – ich glaub’ es gern – Mathematiker Helmholtz seinen unseligen<br />

Aufsatz geschrieben<br />

Bevor ich das idiotisch-prahlerische Finale des Aufsatzes zitiere, will ich Euch die reale<br />

Wahrheit ins Gedächtnis rufen, die er mit dem philosophischen Galimathias seiner wilden<br />

Phantasien entstellt.<br />

Ein Lichtstrahl verläuft in unmittelbarer Nachbarschaft unserer Augen, nehmen wir an in<br />

einem Raum von einigen Metern bei gewöhnlicher Beschaffenheit der Atmosphäre als gerade<br />

Linie. Ein Lichtstrahlenbündel ist in diesem Falle ein gerader Kegel. Diese Käuze beginnen<br />

ihre Phantasien, [686] bewußt – oder was wahrscheinlicher ist, völlig unbewußt – mit Gedanken,<br />

die sich auf diese Tatsache beziehen; also mit richtigen Gedanken. Kant hat jedoch die<br />

wissenschaftliche Wahrheit: „die Dreidimensionalität ist eine Eigenschaft des Stoffs, ist die<br />

Natur der Dinge selber“, aus ihren armen Köpfen verjagt. Sie wollen sich als Philosophen<br />

aufspielen. Sie vergessen den Lichtstrahlenkegel; ihre Gedanken beschäftigen sich nur mit<br />

der Basis dieses Kegels; diese Basis ist die Fläche, die durch die Drehung einer der Katheten,<br />

OCR-Texterkennung <strong>Max</strong> <strong>Stirner</strong> <strong>Archiv</strong> <strong>Leipzig</strong> – 23.11.2013

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