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N. G. Tschernyschewski – Ausgewählte philosophische Schriften – 337<br />

heilt. Und die Dummheit drückt ihm weiter wie eine scheußliche Bleimütze den Kopf. Ja; ein<br />

von Eitelkeit besessener Ignorant verfällt leicht in Dummheit. Und die Heilung ist schwer.<br />

Deshalb ist die radikale Dummheit eitler Ignoranten unverzeihlich: die Dummheit, Ignoranten<br />

zu bleiben, wenn sie philosophischen Ruhm erwerben wollen. Sie sollten ruhig ein bißchen<br />

studieren; am Ende wurde dann vielleicht die Eitelkeit mitsamt der Ignoranz verfliegen.<br />

So aber geben sie sich nur selber Blößen und machen mit ihren wilden Phantasien ihrem Fach<br />

Schande.<br />

Die „pseudosphärische Oberfläche“ hat nach Helmholtz’ Worten noch einige andere Figuren<br />

außer dem zum Ring [679] gebogenen Draht. Er gibt eine Aufzählung dieser verschiedenen<br />

Formen der pseudosphärischen Oberflächen. Es sind alles sehr elementare Formen. Hat man<br />

ihnen allen vor Beltrami besondre Formeln zugeteilt Ich weiß nicht. Aber selbst für mich ist<br />

eins klar: alle diese Formeln sind nur ganz leichte Abwandlungen der Formeln für Linien<br />

zweiten Grades. Zum Beispiel: die Oberfläche eines Ringes aus rundem Draht hat zur Formel<br />

eine ganz leichte Abwandlung der Formel für die zylindrische Oberfläche eines geraden Zylinders;<br />

das bedeutet, daß die Formel für die Oberfläche dieses Ringes sehr leicht und einfach<br />

aus den Formeln des Kreises abgeleitet wird. Und ich vermute: wenn es bei Beltrami in seinem<br />

dummen Zeug irgendwelche Formeln gibt, die in den Abhandlungen oder Aufsätzen<br />

Eulers oder Lagranges nicht vorkommen, so haben Euler und Lagrange diese Formeln nur<br />

deshalb nicht abgedruckt, weil sie in ihnen den Abdruck nicht verdienende, für jeden ordentlichen<br />

Mathematiker offenkundige Korollarien anderer Formeln sahen.<br />

Ob das so ist oder nicht, bleibt für das Wesen der Sache gleichgültig. Mag Beltrami selbst in<br />

seinem dummen Zeug irgendwelche Formeln geliefert haben, die nicht ganz unwichtig sind.<br />

Trotz alledem sind seine beiden Arbeiten, auf die Helmholtz sich beruft, im allgemeinen unermeßlich<br />

dumm. Das ist bereits an ihren Titeln zu erkennen. – „Versuch einer Deutung der<br />

nichteuklidischen Geometrie“ und „Fundamentaltheorie der konstant gekrümmten Räume“.<br />

Ich würde mich freuen, wenn ich die ganze Schuld für die Dummheiten Helmholtz zuschieben<br />

und annehmen könnte, daß er seine eignen wilden Phantasien den Arbeiten Beltramis<br />

untergeschoben hat, der sich selber nur das sachliche und vernünftige Ziel setzte, Formeln für<br />

solche Oberflächen zu finden, wie: Ringflächen, Doppelsattelflächen und Kelchflächen. Ob<br />

diese Formeln wichtig sind oder unwichtig, ob sie für die Wissenschaft neu sind oder nicht –<br />

das wäre ganz gleichgültig: die Arbeit stellte sich ein brauchbares Ziel; und wenn der Autor<br />

selbst auf Lösungen gekommen wäre, die andere bereits früher gegeben haben, die er nur<br />

nicht kannte, so hätte das auf zufälliger Unkenntnis beruhen [680] können, und ich wäre<br />

freudig bereit, solche Zufälle als Entschuldigungsgrün anzuerkennen. Aber nein! – Beltrami<br />

hat eine „nichteuklidische Geometrie“ verfaßt. Er selber, nicht Helmholtz ist es, der seinen<br />

Arbeiten diese ignorante Phantasie untergeschoben hat; er selbst rühmt sich, eine neue Geometrie<br />

erfunden zu haben. Und nicht Helmholtz hat die törichte Verwechslung der Begriffe<br />

„Linie“ und „Fläche“ mit dem Begriff „Raum“ in seine Arbeiten hineingebracht; nein, er selber<br />

spricht von „krummen Räumen“; – o Mißgeburt!<br />

Helmholtz hat übrigens herausgefunden, daß Beltrami einen Vorläufer hat. Dieser Vorläufer<br />

des Erfinders der „gekrümmten Räume“ war ein Kasaner Professor, ein gewisser<br />

Lobatschewski. Schon im Jahre 1829, sagt Helmholtz, arbeitete Lobatschewski eine solche<br />

Geometrie aus, welche „das Axiom der Parallelen fallen läßt; es zeigte sich, daß deren System<br />

ebenso konsequent und ohne Widersprüche durchzuführen sei wie das des Euklid“. Und<br />

das System Lobatschewskis „ist in völliger Übereinstimmung“ mit der neuen Geometrie<br />

Beltramis...<br />

Was ist diese „Geometrie ohne das Parallelenaxiom“ – Kleine Kinder machen sich ein Vergnügen<br />

daraus, auf einem Bein herumzuhüpfen. Schnell von der Stelle kommen können sie<br />

OCR-Texterkennung <strong>Max</strong> <strong>Stirner</strong> <strong>Archiv</strong> <strong>Leipzig</strong> – 23.11.2013

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