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N. G. Tschernyschewski – Ausgewählte philosophische Schriften – 331<br />

Meine lieben Kinder, es fällt Euerm Vater schwer und tut ihm weh, von der Mehrzahl der<br />

Naturwissenschaftler und im gegebenen Falle vorwiegend von der Mehrzahl der Mathematiker<br />

so zu reden, wie er redet.<br />

Aber was ist da zu machen! Diese Herren zwingen ihn dazu. Alles muß seine Grenze haben.<br />

Auch die Ignoranz der Fachleute. Und für jeden verständigen Menschen gibt es eine Grenze<br />

des Nachgebens und Entgegenkommens. Und Euer Vater ist entgegen seinem Wunsch genötigt,<br />

die Frage zu stellen: was versteht eigentlich die Mehrheit der Herren großen Mathematiker<br />

unserer Zeit von den allereinfachsten, fundamentalsten der speziellen wissenschaftlichen<br />

Wahrheiten ihrer Spezialwissenschaft, der Mathematik<br />

Meine lieben Kinder, es bedrückt mich, daß das nötig ist. Ich habe eine hohe Meinung von<br />

den Verdiensten jener Gelehrten, in bezug auf die ich eine so demütigende Frage stelle. Es tut<br />

mir weh, daß ich es tun muß. Aber ich muß.<br />

[668] Und als Material für die Antwort besitze ich den Aufsatz von Helmholtz „Über den<br />

Ursprung und die Bedeutung der geometrische Axiome“. Ich kenne den Aufsatz natürlich nur<br />

in russischer Übersetzung. Er steht in der Zeitschrift „Snanije“, Jahrgang 1876, Heft 8; ich<br />

werde die Übersetzung wörtlich zitieren.<br />

Die ersten Zeilen des Aufsatzes:<br />

* * *<br />

Aufgabe des vorliegenden Aufsatzes ist die Untersuchung der philosophischen Bedeutung der<br />

neusten Forschungen auf dem Gebiet der geometrischen Axiome und die Untersuchung der<br />

Möglichkeit, auf analytischem Wege neue Systeme der Geometrie mit anderen Axiomen als<br />

denen Euklids zu schaffen.<br />

Das sagt Herr Helmholtz, einer der größten – das weiß ich – Naturforscher und – das habe ich<br />

gelesen, glaube es gerne und sehe es teilweise selbst an diesem Artikel – einer der besten<br />

Mathematiker unserer Zeit.<br />

Alles in diesem Aufsatz ist mir durchaus klar verständlich.<br />

Und ich sage: er – er, der Autor –‚ er versteht nicht, wovon er und was er in diesem Aufsatz<br />

redet. Er bringt mathematische Fachausdrücke durcheinander und verwirrt in diesem Durcheinander<br />

seine Gedanken derart, daß sich in seinem Kopfe ein völlig sinnloses dummes Zeug<br />

gebildet hat, das er dann in diesem Artikel vorführt.<br />

Ich werde seine Fehler bei der Verwendung von Fachausdrücken richtigstellen, und der technische<br />

Teil seines Aufsatzes wird durch diese Verbesserungen einen richtigen Sinn erhalten.<br />

Ohne sie ist in ihm alles völlig sinnlos.<br />

Beachten wir in den angeführten ersten Zeilen ein Wörtchen. Helmholtz will die Philosophische<br />

Bedeutung des Gegenstands seines Aufsatzes untersuchen. Die „philosophische“. Aber<br />

von „Philosophie“ hat er nicht die geringste Ahnung. Und das ist auch der Grund, warum er<br />

bei einem Unsinn gelandet ist.<br />

[669] Er hat irgendwo etwas gelesen, ohne es verstanden zu haben. Wir werden noch sehen,<br />

was er gelesen hat und wo. Aber das werden wir sehen, er selber weiß es nicht. Indem er sich<br />

in die ihm unverständlichen Gedanken vertieft, kommt er auf den Einfall, es gäbe eine „Möglichkeit,<br />

auf analytischem Wege neue Systeme der Geometrie zu schaffen“ ‚ die sich von der<br />

Geometrie des „Euklid“ unterscheiden.<br />

Das ist das wilde Hirngespinst eines Ignoranten, der nicht versteht, was er denkt und worüber<br />

er denkt.<br />

OCR-Texterkennung <strong>Max</strong> <strong>Stirner</strong> <strong>Archiv</strong> <strong>Leipzig</strong> – 23.11.2013

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