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N. G. Tschernyschewski – Ausgewählte philosophische Schriften – 328<br />

Wenn irgendeine Tatsachenreihe, die keinen Anfang besitzt, ein Ende hat, so muß dieses Ende,<br />

so lang diese Reihe auch sein mag, bereits in einer endlos weit zurückliegenden Vergangenheit<br />

eingetreten sein. Eine Tatsachenreihe, die keinen Anfang besitzt, kann nur dann bis<br />

zu einem bestimmten Zeitpunkt existieren, wenn sie kein Ende haben kann; wenn sie ein Ende<br />

haben könnte, würde sie vor jedem gegebenen Zeitpunkt enden.<br />

Die Formel, die das Ende der Bewegung des Weltalls voraussagt, widerspricht der Tatsache<br />

der Existenz der Bewegung in unserer Zeit. Diese Formel ist falsch. Bei ihrer Aufstellung ist<br />

ein Versehen vorgekommen.<br />

Gegenwärtig verwandelt die Bewegung sich in Wärme. Die Formel nimmt an, daß das ein<br />

Prozeß ist, der keine Korrektive kennt, daß er stets ununterbrochen vor sich gegangen ist und<br />

vor sich gehen wird, bis alle Bewegung vollständig in Wärme verwandelt ist. Aus der Tatsache,<br />

daß das Ende noch nicht eingetreten ist, geht klar hervor, daß der Ablauf des Prozesses<br />

unendliche Male durch die Wirkung eines Prozesses unterbrochen worden ist, der die umgekehrte<br />

Richtung hatte und Wärme in Bewegung verwandelte, so daß die Existenz des Weltalls<br />

eine Reihe von unzähligen Perioden ist, deren jede zwei Hälften hat: in der einen Hälfte<br />

verringert sich die Summe der in Wärme verwandelten Bewegung und wächst die Wärmemenge,<br />

in der anderen Hälfte verringert sich die Wärmemenge, die sich in Bewegung verwandelt,<br />

und wächst die Summe der Bewegung. Das ist im ganzen ein anfangsloser Wechsel<br />

von Schwingungen, der kein Ende haben kann. [663<br />

BRIEFE 1<br />

Meine lieben Freunde Sascha und Mischa.<br />

AN A. N. UND M. N. TSCHERNYSCHEWSKI<br />

8. März 1878<br />

Wir setzen unsere Plauderei über die Weltgeschichte fort; den astronomischen Teil des Vorworts<br />

zu ihr haben wir bereits angeschaut. Wir haben von der Hypothese Newtons gesprochen,<br />

d. h. von seinem Gedanken, daß die Bewegung der Himmelskörper entsprechend dem<br />

von ihm entdeckten und von uns als Newtonsche Formel bezeichneten Naturgesetz kraft der<br />

allgemeinen gegenseitigen Anziehung der Materie zustande kommt. Und wir waren dabei<br />

stehengeblieben, daß ich sagte: um sich darüber klarzuwerden, welches Schicksal die Hypothese<br />

Newtons in unserer Zeit gehabt hat, muß man untersuchen, welches ganz allgemein das<br />

Schicksal der Mehrheit aller Fachleute der Naturwissenschaft, darunter auch der Astronomen,<br />

d. h. der Mathematiker ist, die sich von schlecht studierten und noch weniger verstandenen<br />

Theorien der idealistischen Philosophie leiten lassen.<br />

Und ich fahre fort:<br />

* * *<br />

1 Die Briefe an seine Söhne schrieb Tschernyschewski aus Wiljuisk. Nach Sibirien verbannt, hatte der große<br />

revolutionäre Demokrat keine andere Möglichkeit, seine Gedanken über theoretische Fragen zum Ausdruck zu<br />

bringen, als seine Korrespondenz mit seiner Familie. Die Briefe, in denen Tschernyschewski sich mit seinen<br />

Söhnen über Fragen der Naturwissenschaft, Philosophie und Geschichte „unterhält“, sind von großer theoretischer<br />

Bedeutung. In ihnen führt Tschernyschewski, dem philosophischen Materialismus treu geblieben, einen<br />

unversöhnlichen Kampf gegen den damals im Westen und in Rußland in Mode gekommenen subjektiven Idealismus,<br />

Neokantianismus und Positivismus, für eine wissenschaftlich-materialistische Weltanschauung.<br />

Es muß beachtet werden, daß Tschernyschewskis Briefe eine fehlerhafte Einschätzung der Arbeiten des hervorragen<br />

den russischen Mathematikers N. I. Lobatschewski enthalten.<br />

OCR-Texterkennung <strong>Max</strong> <strong>Stirner</strong> <strong>Archiv</strong> <strong>Leipzig</strong> – 23.11.2013

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