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N. G. Tschernyschewski – Ausgewählte philosophische Schriften – 324<br />
Soweit die Lehre der Naturwissenschaft hiervon.<br />
Ist das, was sie sagt, klar Vollkommen klar. Was soll hieran unklar sein, wo es doch die einfache<br />
Schlußfolgerung aus der ganz einfachen Analyse einer völlig klaren Tatsache ist: „Die<br />
materiellen Gegenstände sind materiell.“ Unklar können derartige Schlußfolgerungen gar<br />
nicht sein; ihre Klarheit gleicht der Aussage: „Die Linde ist die Linde“, „der Stein ist der<br />
Stein“ usw. oder der allgemeinen, alle [655] Sonderfälle umfassenden Aussage – „die Gegenstände<br />
der Naturwissenschaft sind die Gegenstände der Naturwissenschaft“.<br />
Im Prädikat wird das Subjekt wiederholt; die ganze Analyse besteht ausschließlich aus solchen<br />
Sätzen; in jedem Prädikat wird das Subjekt wiederholt. Es ist derart klar, daß es langweilig<br />
ist, diese Reihe von Sätzen zu lesen, langweilig deshalb, weil sie ganz und gar nur eine<br />
Wiederholung, und zwar die Wiederholung der offenbaren Wahrheit ist: „Die materiellen<br />
Gegenstände sind materiell.“ Langweilig ist das, weil es völlig klar ist. Langweilig Ja. Aber<br />
dafür völlig klar.<br />
Nein, sagen einige Naturwissenschaftler: „Das ist nicht klar.“ Warum ist es nicht klar<br />
Wie ist es denn mit den Staatsgesetzen, denen doch alle Menschen zu gehorchen verpflichtet<br />
sind, warum werden die von den Menschen nicht immer eingehalten Also braucht auch die<br />
Natur die Naturgesetze nicht einzuhalten, hält sie aber dennoch ein; und man muß herausfinden,<br />
warum sie sie einhält. Wir wollen es also herausfinden, und dann wird alles klarwerden.<br />
Aber hier gibt es rein nichts herauszufinden. Die Naturgesetze sind ja die Natur selber, vom<br />
Standpunkt ihrer Wirksamkeit aus betrachtet. Wie sollte denn die Natur ihren eignen Gesetzen<br />
unangemessen, d. h. sich selbst unangemessen handeln Wasser ist eine Verbindung von<br />
Sauerstoff und Wasserstoff. Solange Wasser existiert, ist es Wasser, d. h. solange es existiert,<br />
bleibt es immer eine Verbindung von Wasserstoff und Sauerstoff. Etwas anderes kann es<br />
nicht sein. Irgend etwas anderes ist irgend etwas andere, aber nicht Wasser. Die Wirkung des<br />
Wassers ist die Wirkung des Wassers; und wenn das Wasser unter gewissen Bedingungen in<br />
bestimmter Weise wirkt, so kann es bei der Wiederholung dieser Umstände nur wieder ganz<br />
genau so wirken. Es ist immer dasselbe Wasser; die Umstände sind die gleichen; wie sollte<br />
dann nicht auch das Resultat das gleiche sein Die Faktoren sind in beiden Fällen die gleichen,<br />
ist es denn dann möglich, daß das Resultat in beiden Fällen nicht das gleiche ist 2 + 3<br />
= 5. Das gilt [656] heute. Aber kann 2 + 3 morgen vielleicht auch nicht = 5 sein Und wenn 2<br />
+ 3 morgen wieder = 5 ist, haben wir es dann mit einem rätselhaften, erstaunlichen Vorgang<br />
zu tun, der einer Erklärung bedarf<br />
Nach der Meinung jener Naturwissenschaftler, ja. Schön, sollen sie uns einmal die sonderbare<br />
Tatsache erklären, daß 2 + 3 immer 5 ist. Hören wir uns einmal an, wie sie das erklären<br />
werden; das wird sicher eine fesselnde Erklärung, daran gibt es keinen Zweifel; es kann nicht<br />
anders sein, als daß Leute, die sich daran machen, die rätselhafte Ursache herauszufinden, die<br />
zu der sonderbaren Tatsache führt, daß 2 + 3 immer = 5 ist – daß diese Leute fesselnde Dinge<br />
erzählen.<br />
Und so machen sie sich denn an die Erklärung: die Naturgesetze müssen genau die gleiche Eigenschaft<br />
haben wie die Staatsgesetze. Unser Autor ist Engländer und ist bei Engländern in die<br />
Schule gegangen. Deshalb ist auch der Staat, den er im Kopfe hat, natürlich England. Gut, soll<br />
es meinetwegen England sein. In England werden die Gesetze eingehalten. Das ist gewiß schön<br />
und gut. Aber warum werden sie eingehalten Weil Verwaltungsbeamte ihre Einhaltung überwachen,<br />
weil Richter sie überwachen und weil die Verwaltungsbeamten, wenn jemand nur ein<br />
wenig gegen das Gesetz verstößt, ihn den Richtern vorführen, die Richter untersuchen den Fall,<br />
erkennen den einer Gesetzesübertretung Beschuldigten für schuldig und bestrafen ihn; die anderen<br />
Engländer sehen, daß es ihm schlecht ergangen ist, und enthalten sich deshalb der Geset-<br />
OCR-Texterkennung <strong>Max</strong> <strong>Stirner</strong> <strong>Archiv</strong> <strong>Leipzig</strong> – 23.11.2013