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N. G. Tschernyschewski – Ausgewählte philosophische Schriften – 323<br />
Die Eigenschaften der Materie üben bestimmte Wirkungen aus; aber die Eigenschaften der<br />
Materie sind ja die Materie selbst, folglich sind die Wirkungen der Eigenschaften der Materie<br />
– Wirkungen der Materie.<br />
Ist das denn nicht klar<br />
Gewisse Wirkungen der Materie sind gleichartig, andere ungleichartig. Beispielsweise<br />
wächst die Eiche und wächst die Linde, das sind zwei gleichartige Tatsachen. Und hier noch<br />
zwei Tatsachen: die Eiche fällt und die Linde fällt – wieder gleichartige Tatsachen. Aber die<br />
Linde wächst und die Linde fällt – das sind ungleichartige Tatsachen. Die Eiche wächst und<br />
die Eiche fällt – das sind ebenfalls ungleichartige Tatsachen.<br />
Die Naturwissenschaft faßt nun die gleichartigen Tatsachen in eine Gruppe zusammen und<br />
sagt, daß alle diese Tatsachen gleichartig sind und daß jede Tatsache eine Wirkung ist, nämlich<br />
das, was in den gleichartigen Tatsachen gleichartig wirkt. Dieses Gleichartige, in gleichartigen<br />
Tatsachen Wirksame, – welche Benennung sollen wir ihm geben „Wir werden es<br />
Kraft nennen“, haben die Naturwissenschaftler in vergangenen Zeiten untereinander ausgemacht.<br />
Und sie nannten es so. Ob das Wort glücklich oder unglücklich gewählt war – das<br />
ändert nichts an der Sache; mochten die Tatsachen mit einem glücklich oder unglücklich gewählten<br />
Wort bezeichnet werden, so war doch für alle, die die mit diesem Wort bezeichneten<br />
Tatsachen kennen und dabei wissen, daß es üblich ist, diese Tatsachen mit diesem Wort zu<br />
bezeichnen, der Sinn des Wortes in der Sprache der Naturforscher klar; Kraft ist jenes<br />
Gleichartige, das gleichartige Wirkungen hervorbringt. So wurde dieses Gleichartige nach der<br />
früheren Vereinbarung benannt. Jetzt haben sich die Naturforscher dahin geeinigt, an Stelle<br />
des Wortes „Kraft“ das Wort „Energie“ zu verwenden. Ist das neue Wort glücklich gewählt<br />
Ist es besser als das frühere Ob das neue Wort glücklich oder unglücklich gewählt, besser<br />
[654] oder nicht besser oder schlechter ist – das ist eine Frage nur der Worte, nicht aber der<br />
Sache, die Sache bleibt die gleiche, und der Sinn des neuen Wortes ist klar. Energie ist jenes<br />
Gleichartige, das gleichartige Wirkungen hervorbringt.<br />
Aber wenn die Linde wächst – was ist das, was da wachst Die Linde. Wenn die Eiche<br />
wächst, was wächst da Die Eiche. Also: wenn ein Gegenstand wirksam ist, was ist die Wirkung<br />
Der wirkende Gegenstand.<br />
Wenn wir von den Eigenschaften eines Gegenstandes sprechen, sprechen wir von dem Gegenstand;<br />
wenn wir von den Wirkungen eines Gegenstandes sprechen, sprechen wir von dem<br />
Gegenstand.<br />
Die wirkende Kraft ist der wirkende Gegenstand selbst; und die Energie des Gegenstandes ist<br />
der Gegenstand selbst.<br />
Energie ist das, was in gleichartigen Wirkungen gleichartig ist, solange die Wirkungen<br />
gleichartig sind; wie sollte das, was in diesen gleichartigen Wirkungen gleichartig ist, nicht<br />
gleichartig sein<br />
Mit welchem Wort soll man es bezeichnen, daß die Wirkung ein und derselben Kraft (oder<br />
nach der neuen Ausdrucksweise – ein und derselben Energie) gleichartig ist Die Naturwissenschaftler<br />
haben unter sich ausgemacht, hierfür den Fachausdruck „Gesetz“ zu verwenden.<br />
Was sind also die Gesetze der Natur Die Gleichartigkeit der Wirkung ein und derselben<br />
Kraft (oder ein und derselben Energie).<br />
Die Wirkung der Gegenstände ist die Wirkung der Gegenstände selber; die Gleichartigkeit<br />
der Wirkungen ist die Gleichartigkeit der Gegenstände selber, und die Gesetze der Natur sind<br />
die Naturgegenstände selber, vom Gesichtspunkt der Gleichartigkeit ihrer Wirkung betrachtet.<br />
OCR-Texterkennung <strong>Max</strong> <strong>Stirner</strong> <strong>Archiv</strong> <strong>Leipzig</strong> – 23.11.2013