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N. G. Tschernyschewski – Ausgewählte philosophische Schriften – 307<br />
[624] Angesichts einer solchen Einheit in den Auffassungen und Bestrebungen mußten auch<br />
die Menschen einander nahekommen. Zu diesem Zeitpunkt etwa kehrte Granowski aus dem<br />
Ausland zurück. Was Stankewitsch für (seinen Kreis gewesen war, das wurde er nun gleichermaßen<br />
für die Freunde Stankewitschs und Herrn Ogarjows. Granowski mußten die Herzen<br />
und die Liebe aller edel denkenden Menschen zufliegen. Alles, was es damals in Moskau in<br />
der jungen Generation an edlen Charakteren gab, sammelte sich um ihn. Wo Granowski war,<br />
konnte es nur ein Gefühl geben – das Gefühl der Brüderlichkeit. Bei alledem stand ihm Herr<br />
Ogarjow als treuer Helfer zur Seite. Bald fügten sich ihrem Einfluß auch jene, die in Petersburg<br />
und in der Provinz lebten.<br />
Unter dem Einfluß Granowskis, Belinskis und anderer schlössen sich ihrem literarischen<br />
Kreis fast alle begabten Männer der jungen Generation an, die bereits in der Literatur tätig<br />
gewesen waren oder diesen Weg eingeschlagen hatten.<br />
So entstand aus den früheren Freundeskreisen Stankewitschs und Herrn Ogarjows durch den<br />
Zutritt neuer Mitglieder eine große literarische Vereinigung, deren Hauptorgan in der Literatur<br />
vor dem Erscheinen unserer Zeitschrift die „Otetschestwennyje Sapiski“ (von 1840 und<br />
besonders 1841 bis 1846) waren; das tätige Haupt der „Otetschestwennyje Sapiski“ jener Zeit<br />
war Belinski. Die Ehre, neue und gesunde Gedanken im russischen Leserpublikum zu verbreiten,<br />
teilten würdig von Anfang an mit ihm andere Männer, von denen teilweise bereits die<br />
Rede war und teilweise noch zu sprechen sein wird, nämlich außer Granowski die Herren<br />
Galachow, Katkow, Ketscher, Korsch, Kudrjawzew, Ogarjow und andere. Stankewitsch starb<br />
noch vor Beginn dieser Verschmelzung. Kljutschnikow und Kolzow überlebten Stankewitsch<br />
nur um wenige Jahre, ebenso wie Lermontow, der von sich aus mit seinen Sympathien der<br />
neuen Richtung angehörte und nur deshalb nicht an den freundschaftlichen Gesprächen Belinskis<br />
und seiner Freunde teilnehmen konnte, weil er die letzte Zeit seines Lebens im Kaukasus<br />
verbrachte. Diese Verluste wurden wettgemacht durch den Anschluß neuer Männer, die<br />
entweder zu Belinski, Granowski oder Herrn Ogarjow stießen, oder durch ihren [625] Einfluß<br />
geschult wurden. Von ihnen verdienen unter anderen genannt zu werden die Herren Annenkow,<br />
Grigorowitsch, Kawelin, die jetzt verstorbenen Kroneberg und W. Miljutin, die Herren<br />
Nekrassow, Panajew und Turgenew. Fast ausnahmslos alle begabten jungen Leute der neuen<br />
Generation gehörten mehr oder weniger zu dem gleichen Kreis oder wurden durch Belinskis<br />
und Granowskis Einfluß erzogen. Herr Krajewski nahm als Redakteur der Zeitschrift, die<br />
Belinski, Granowski, Herrn Ogarjow und seinen Freunden als Organ diente, einen sehr ehrenvollen<br />
Platz in der russischen Literatur ein, die ihm, das können wir mit Befriedigung sagen,<br />
damals viel verdankte, weil er Belinski in seiner Zeitschrift die Stellung einräumte, die<br />
der überragenden literarischen Bedeutung dieser Persönlichkeit für die Zeitschrift entsprach.<br />
Annähernd zu der gleichen Zeit, wo sich bei uns die Vereinigung der einseitigen Richtungen<br />
zu einem allgemeinen, umfassenden System der Anschauungen vollzog, ereignete sich ein<br />
entsprechender Vorgang auch in Europa. Die deutschen Gelehrten fingen an einzusehen, daß<br />
das Leben nicht nur an die praktische Tätigkeit, sondern auch an die Wissenschaft berechtigte<br />
Ansprüche zu stellen hat. Die französischen Gelehrten und Schriftsteller begannen die Notwendigkeit<br />
einer tieferen Erforschung der allgemeinen Begriffe zu erkennen, um die sie sich<br />
bis dahin wenig gekümmert hatten. Im einen wie im anderen Lande machten die früheren<br />
einseitigen Lehren neuen Ideen Platz, die nun bereits nicht mehr ausschließlich dem einen<br />
oder dem anderen Volk gehörten, sondern gleichermaßen Eigentum jedes wahrhaft modernen<br />
Leser wird jedoch zugeben, daß wir als Repräsentanten dieses Kreises nur Belinski nennen können.*) Uns liegt<br />
durchaus nicht daran, die Bedeutung Belinskis auf Kosten von irgend jemand anderem hervorzuheben – er hat<br />
das gar nicht nötig –‚ wir stellen vielmehr lediglich seine literarische Tätigkeit dar. – *) Tschernyschewski deutet<br />
hier an, daß er Herzen und Bakunin nicht erwähnen darf.<br />
OCR-Texterkennung <strong>Max</strong> <strong>Stirner</strong> <strong>Archiv</strong> <strong>Leipzig</strong> – 23.11.2013