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N. G. Tschernyschewski – Ausgewählte philosophische Schriften – 289<br />

deren damals wenige oder besser gesagt überhaupt nicht gab – solche kolossalen Begabungen<br />

wie Puschkin, Gogol und Lermontow natürlich ausgenommen.<br />

Die schöne Literatur zeichnete sich also im „Moskowski Nabljudatel“ durch künstlerische<br />

Qualität aus; sehr viel bemerkenswerter war sie noch in der Hinsicht, daß sie getreu und vollständig<br />

die Grundsätze spiegelte, die die Gesellschaft der um Stankewitsch versammelten<br />

jungen Männer beseelten. Bis dahin verstanden nur sehr wenige [591] unserer Dichter und<br />

Novellisten den geistigen Inhalt ihrer Werke mit den Ideen in Einklang zu bringen, die ihnen<br />

richtig erschienen: gewöhnlich hatten die Erzählungen oder Gedichte nur sehr wenig mit der<br />

sogenannten „Weltanschauung“ des Autors zu tun, wenn der Autor nur überhaupt eine<br />

„Weltanschauung“ besaß. Als Beispiel möchten wir auf die Erzählungen Marlinskis verweisen,<br />

in denen sich auch bei der aufmerksamsten Nachforschung nicht die geringste Spur der<br />

Grundsätze finden läßt, die dem Autor als Menschen zweifellos am Herzen lagen. 7 Gewöhnlich<br />

waren das Leben und die von ihm angeregte Gesinnung einerseits und die Dichtung andererseits<br />

zwei unabhängige, auf sich beruhende Welten: zwischen dem Schriftsteller und<br />

dem Menschen bestanden nur sehr schwache Bindungen, und selbst sehr lebhafte Menschen<br />

kümmerten sich, wenn sie einmal als Schriftsteller zur Feder griffen, häufig nur um die Theorie<br />

des Schönen und durchaus nicht um den Sinn dessen, was sie schrieben, sorgten nicht<br />

AUF DEM SEE<br />

Und frische Nahrung, neues Blut<br />

Saug ich aus freier Welt;<br />

Wie ist Natur so hold und gut,<br />

Die mich am Busen hält!<br />

Die Welle wieget unsern Kahn<br />

Im Rudertakt hinauf,<br />

Und Berge, wolkig himmelan,<br />

Begegnen unserm Lauf.<br />

Aug’, mein Aug’, was sinkst du nieder<br />

Goldne Träume, kommt ihr wieder<br />

Weg, du Traum! so gold du bist<br />

Hier auch Lieb’ und Leben ist.<br />

Auf der Welle blinken<br />

Tausend schwebende Sterne,<br />

Weiche Nebel trinken<br />

Rings die türmende Ferne;<br />

Morgenwind umflügelt<br />

Die beschattete Bucht,<br />

Und im See bespiegelt<br />

Sich die reifende Frucht.<br />

ΗΑ ОЗЕРЕ<br />

Как освежается душа<br />

И кровъ течет быстрей!<br />

О, как природа хороша!<br />

Я из груди у ней!<br />

Качает наш челнок волна,<br />

В лад с нею весла быют.<br />

И горы в мшистых пеленах<br />

Навстречу нам встают.<br />

Что же, мой всор, осускаешъся ты<br />

Вы ли опять, золотые мечты<br />

О, прочь, мечтанье, хоть сладко оно!<br />

Здесь все так любовью и жизню полно!<br />

Светлою толпою<br />

Здезды в волнах глядятся,<br />

Туманы грядою<br />

На дальних высях люжатся;<br />

Ветер утра качет<br />

Деревя над зеркалом вод;<br />

Тихо отражает<br />

Озеро спеющий плод.<br />

Wenn wir dieses Gedicht anführen, tun wir es nicht nur, um zu beweisen, daß wir Herrn K. Aksakows Übersetzungen<br />

im „Moskowski [590] Nabljudatel“ nicht ohne Grund zu den wertvollen Werken rechnen; für uns ist das<br />

Gedicht „Auf dem See“ auch der poetische Ausdruck für die charakteristischste Besonderheit der Weltanschauung,<br />

die im „Moskowski Nabljudatel“ herrschte.<br />

Übersetzungen Herrn Katkows aus Heine und Stücke seiner vortrefflichen Übersetzung von Shakespeares<br />

„Romeo und Julia“.<br />

Gedichte Kljutschnikows (unterzeichnet „0‘) und einiger anderer mehr oder weniger hervorragender Begabungen.<br />

Gedichte Krassows, der wohl als der beste unserer zweitrangigen Dichter in der Epoche der Wirksamkeit Kolzows<br />

und Lermontows bezeichnet werden kann. Seine Gedichte sollte man sammeln und in Buchform herausgeben: sie<br />

verdienen es durchaus, und wir sind im Begriff, diesen bedeutenden Dichter unverdient zu vergessen.<br />

7 Tschernyschewski spielt hier darauf an, daß die sozialen Ideale des Dekabristen A. Bestushew (der unter dem<br />

Pseudonym Marlinski schrieb) im Schaffen dieses Schriftstellers keinen Ausdruck fanden.<br />

OCR-Texterkennung <strong>Max</strong> <strong>Stirner</strong> <strong>Archiv</strong> <strong>Leipzig</strong> – 23.11.2013

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