Zur PDF-Datei... - Max Stirner Archiv Leipzig
Zur PDF-Datei... - Max Stirner Archiv Leipzig Zur PDF-Datei... - Max Stirner Archiv Leipzig
N. G. Tschernyschewski – Ausgewählte philosophische Schriften – 242 rer Phantasie wirklich so schwach, daß sie sich nicht über die Gegenstände und Erscheinungen erheben können, die wir aus der Erfah-[503]rung kennen Davon kann man sich leicht überzeugen. Versuche einmal jeder sich beispielsweise eine schöne Frau vorzustellen, deren Gesichtszüge schöner sind als die Züge aller schönen Gesichter, die er in der Wirklichkeit gesehen hat – wer immer aufmerksam die Bilder prüft, die die Einbildungskraft zu schaffen sich Mühe gibt, wird feststellen, daß diese Bilder um nichts besser sind als die Gesichter, die er mit eigenen Augen hat sehen können, und daß man nur denken kann: „Ich möchte mir ein Menschenantlitz vorstellen, das schöner ist als alle lebendigen Gesichter, die ich je gesehen habe“, daß man sich aber tatsächlich irgend etwas Schöneres als diese Gesichter in der Einbildung nicht vorstellen kann. Wenn die Einbildung sich über die Wirklichkeit aufschwingen will, zeichnet sie nur höchst unklare, verschwommene Umrisse, in denen wir nichts Bestimmtes und wirklich Anziehendes entdecken können. Das gleiche läßt sich in allen anderen Fällen wiederholen. Ich kann mir zum Beispiel nicht klar und bestimmt Speisen vorstellen, die besser schmecken als die Gerichte, die ich in Wirklichkeit zu essen Gelegenheit hatte; auch kein Licht, das heller ist als das in der Wirklichkeit gesehene (so können wir Bewohner des Nordens nach dem übereinstimmenden Urteil aller Reisenden uns nicht die geringste Vorstellung von der blendenden Helle machen, die die Atmosphäre der tropischen Länder füllt); wir können uns nichts Schöneres vorstellen als die Schönheit, die wir gesehen haben, und nichts Besseres als die Genüsse, die uns im wirklichen Leben zuteil geworden sind. Wir finden diesen Gedanken auch bei Herrn Tschernyschewski, er ist aber nur beiläufig und zufällig ausgesprochen und wird nicht gehörig entwickelt: die Kräfte der schöpferischen Phantasie, sagt er, sind sehr beschränkt; sie kann sich nur Gegenstände vorstellen, die aus verschiedenartigen Teilen bestehen (z. B. ein Pferd mit Vogelflügeln), oder den Gegenstand dem Umfang nach vergrößern (z. B. kann sie sich einen Adler von der Größe eines Elefanten denken); aber wir können uns nichts vorstellen, was intensiver (d. h. schöner, heller, lebendiger, prächtiger usw.) wäre als das, was wir, im wirkliehen Leben gesehen oder erfahren haben. Ich kann mir die [504] Sonne dem Umfang nach sehr viel größer vorstellen, als sie in Wirklichkeit scheint, aber heller, als ich sie in Wirklichkeit vor mir habe, kann ich sie mir nicht vorstellen. Genau so kann ich mir einen Menschen vorstellen, der größer, dicker usw. ist als die Menschen, die ich gesehen habe; Gesichter jedoch, die schöner sind als die Gesichter, die ich in Wirklichkeit zu sehen Gelegenheit hatte, kann ich mir nicht ausdenken. Dabei kann man reden, was immer man will; man kann sagen: eisernes Gold, warmes Eis, süße Bitterkeit usw. – allerdings kann unsere Einbildungskraft sich kein warmes Eis, kein eisernes Gold vorstellen, und diese Sätze bleiben daher für uns völlig inhaltlos und haben für die Phantasie nicht den geringsten Sinn; wenn man jedoch nicht näher auf den Umstand eingeht, daß dergleichen müßige Sätze für die Phantasie nichtssagend bleiben, weil sie sich vergebens anstrengen würde, sich die Gegenstände vorzustellen, von denen die Rede ist, kann man, indem man leere Worte mit Phantasien der Vorstellungen verwechselt, die der Phantasie zugänglich sind, auf den Gedanken kommen, daß „die Träume der Phantasie sehr viel reicher, umfassender, üppiger seien als die Wirklichkeit“. Aus diesem Fehler heraus ist man zu der Meinung gelangt, daß man die phantastischen (törichten und deshalb selbst der Phantasie unzugänglichen) Träume als die wahren Bedürfnisse des Menschen betrachten müsse. Alle hochtrabenden, im Grunde aber sinnlosen Wortverbindungen, wie eine müßige Einbildung sie erfindet, wurden als höchst anziehend für den Menschen erklärt, obwohl er sich tatsächlich nur aus lauter Nichtstun mit ihnen amüsiert und sich unter ihnen nichts vorstellt, was einen deutlichen Sinn hätte. Es ist sogar erklärt worden, die Wirklichkeit sei diesen Träumen gegenüber leer und nichtssagend. Wahrhaftig, was für ein klägliches Ding ist ein wirklicher Apfel im Vergleich mit den Diamant- und Rubinfrüchten der Gärten Aladdins, was für klägliche Dinger sind das wirkliche Gold und das wirkliche Eisen im Vergleich mit dem goldenen Eisen, mit dem göttlichen Metall, das blitzt und nicht OCR-Texterkennung Max Stirner Archiv Leipzig – 23.11.2013
N. G. Tschernyschewski – Ausgewählte philosophische Schriften – 243 vom Rost zerfressen wird wie das Gold und dabei billig und hart ist wie das Eisen! Wie kläglich ist die Schönheit lebendiger [505] Menschen, unserer Verwandten und Bekannten, im Vergleich mit der Schönheit der göttlichen Wesen des Luftreichs, all dieser unaussprechlich unvorstellbar schönen Sylphen, Huris, Peris und ihresgleichen! Läßt sich etwas anderes sagen, als daß die Wirklichkeit ein Nichts ist gegenüber dem, wozu die Phantasie sich aufschwingt Dabei übersieht man jedoch eins: wir können uns alle diese Huris, Peris und Sylphen entschieden nicht anders vorstellen als mit den ganz gewöhnlichen Zügen wirklicher Menschen, und so sehr wir auch unserer Einbildungskraft einschärfen: „Stelle mir etwas vor, was schöner ist als der Mensch!“, so wird sie mir doch einen Menschen vorstellen, und nur einen Menschen, obwohl sie prahlerisch behauptet, sie stelle mir keinen Menschen vor, sondern irgendein viel schöneres Wesen. Oder sie bricht, wenn sie sich einmal aufrafft, etwas völlig Selbständiges zu schaffen, was in der Wirklichkeit nichts Entsprechendes hat, völlig machtlos zusammen, indem sie uns ein nebelhaftes, blasses und unbestimmtes Phantom vorführt, in dem wir absolut nichts erkennen können. Das hat die Wissenschaft in jüngster Zeit bemerkt und hat als Grundtatsache sowohl der Wissenschaft wie aller übrigen Gebiete der menschlichen Tätigkeit festgestellt, daß der Mensch sich nichts Höheres und Besseres vorstellen kann als das, was ihm in der Wirklichkeit begegnet. Was man aber nicht kennt, wovon man nicht die geringste Vorstellung hat, das kann man auch nicht wünschen. Solange diese wichtige Tatsache nicht erkannt war, glaubte man den phantastischen Träumen „buchstäblich“ aufs Wort, ohne zu untersuchen, ob diese Worte irgendeinen Sinn darstellen, ob sie irgend etwas liefern, was einer bestimmten Gestalt gleichkommt, oder ob sie nur leere Worte bleiben. Der Schwulst dieser leeren Phrasen galt als Gewähr für ihre Überlegenheit über die Wirklichkeit, und alle menschlichen Bedürfnisse und Bestrebungen wurden als Streben nach nebelhaften und jeder wesentlichen Bedeutung baren Phantomen erklärt. Das war die Zeit des Idealismus im weitesten Sinne des Wortes. Zu den Hirngespinsten, die so in die Wissenschaft hineingetragen wurden, gehörte das Hirngespinst der [506] phantastischen Vollkommenheit: „Der Mensch läßt sich nur durch das Absolute befriedigen, er verlangt unbedingte Vollkommenheit.“ Bei Herrn Tschernyschewski finden wir wieder an einigen Stellen kurze, flüchtige Bemerkungen hierüber. Die Meinung, der Mensch brauche unbedingt „Vollkommenheit“, sagt er (Seite 39 [408]), ist phantastisch, wenn man unter „Vollkommenheit“ eine Art des Gegenstandes versteht (wie man auch wirklich tut) ‚ die sämtliche möglichen Vorzüge enthält und aller Mängel bar ist, die die müßige Phantasie eines Menschen mit kaltem oder blasiertem Herzen vor lauter Nichtstun an dem Gegenstand ausfindig machen kann. Nein fährt er an einer anderen Stelle fort (Seite 48 [420]) –‚ das praktische Leben des Menschen überzeugt uns davon, daß er nur annähernde Vollkommenheit sucht, die, streng genommen, nicht einmal Vollkommenheit genannt werden darf. Der Mensch sucht nur das „Gute“, aber nicht das „Vollkommene“. Vollkommenheit fordert nur die reine Mathematik; selbst die angewandte Mathematik gibt sich mit annähernden Berechnungen zufrieden. Vollkommenheit in irgendeiner Lebenssphäre zu suchen, ist Sache einer abstrakten, krankhaften oder müßigen Phantasie. Wir möchten reine Luft atmen; aber achten wir darauf, daß es absolut reine Luft nirgends und niemals gibt Sie enthält doch stets eine Beimischung von giftiger Kohlensäure und anderen schädlichen Gasen, jedoch in so geringer Menge, daß sie nicht auf unseren Organismus wirken und uns deshalb nicht im geringsten stören. Wir möchten reines Wasser trinken, aber das Wasser der Bäche, Flüsse und Quellen enthält stets mineralische Zusätze; sobald sie gering sind (wie es stets bei gutem Wasser der Fall ist), stören sie durchaus nicht unseren Genuß, wenn wir unseren Durst mit Wasser stillen. Vollkommen reines (destilliertes) Wasser dagegen schmeckt sogar unangenehm. Diese Beispiele sind zu materiell Führen wir andere an: kommt etwa irgend jemand auf den Gedanken, einen Menschen unwissend zu nennen, weil er nicht alles auf der Welt OCR-Texterkennung Max Stirner Archiv Leipzig – 23.11.2013
- Seite 191 und 192: N. G. Tschernyschewski - Ausgewähl
- Seite 193 und 194: N. G. Tschernyschewski - Ausgewähl
- Seite 195 und 196: N. G. Tschernyschewski - Ausgewähl
- Seite 197 und 198: N. G. Tschernyschewski - Ausgewähl
- Seite 199 und 200: N. G. Tschernyschewski - Ausgewähl
- Seite 201 und 202: N. G. Tschernyschewski - Ausgewähl
- Seite 203 und 204: N. G. Tschernyschewski - Ausgewähl
- Seite 205 und 206: N. G. Tschernyschewski - Ausgewähl
- Seite 207 und 208: N. G. Tschernyschewski - Ausgewähl
- Seite 209 und 210: N. G. Tschernyschewski - Ausgewähl
- Seite 211 und 212: N. G. Tschernyschewski - Ausgewähl
- Seite 213 und 214: N. G. Tschernyschewski - Ausgewähl
- Seite 215 und 216: N. G. Tschernyschewski - Ausgewähl
- Seite 217 und 218: N. G. Tschernyschewski - Ausgewähl
- Seite 219 und 220: N. G. Tschernyschewski - Ausgewähl
- Seite 221 und 222: N. G. Tschernyschewski - Ausgewähl
- Seite 223 und 224: N. G. Tschernyschewski - Ausgewähl
- Seite 225 und 226: N. G. Tschernyschewski - Ausgewähl
- Seite 227 und 228: N. G. Tschernyschewski - Ausgewähl
- Seite 229 und 230: N. G. Tschernyschewski - Ausgewähl
- Seite 231 und 232: N. G. Tschernyschewski - Ausgewähl
- Seite 233 und 234: N. G. Tschernyschewski - Ausgewähl
- Seite 235 und 236: N. G. Tschernyschewski - Ausgewähl
- Seite 237 und 238: N. G. Tschernyschewski - Ausgewähl
- Seite 239 und 240: N. G. Tschernyschewski - Ausgewähl
- Seite 241: N. G. Tschernyschewski - Ausgewähl
- Seite 245 und 246: N. G. Tschernyschewski - Ausgewähl
- Seite 247 und 248: N. G. Tschernyschewski - Ausgewähl
- Seite 249 und 250: N. G. Tschernyschewski - Ausgewähl
- Seite 251 und 252: N. G. Tschernyschewski - Ausgewähl
- Seite 253 und 254: N. G. Tschernyschewski - Ausgewähl
- Seite 255 und 256: N. G. Tschernyschewski - Ausgewähl
- Seite 257 und 258: N. G. Tschernyschewski - Ausgewähl
- Seite 259 und 260: N. G. Tschernyschewski - Ausgewähl
- Seite 261 und 262: N. G. Tschernyschewski - Ausgewähl
- Seite 263 und 264: N. G. Tschernyschewski - Ausgewähl
- Seite 265 und 266: N. G. Tschernyschewski - Ausgewähl
- Seite 267 und 268: N. G. Tschernyschewski - Ausgewähl
- Seite 269 und 270: N. G. Tschernyschewski - Ausgewähl
- Seite 271 und 272: N. G. Tschernyschewski - Ausgewähl
- Seite 273 und 274: N. G. Tschernyschewski - Ausgewähl
- Seite 275 und 276: N. G. Tschernyschewski - Ausgewähl
- Seite 277 und 278: N. G. Tschernyschewski - Ausgewähl
- Seite 279 und 280: N. G. Tschernyschewski - Ausgewähl
- Seite 281 und 282: N. G. Tschernyschewski - Ausgewähl
- Seite 283 und 284: N. G. Tschernyschewski - Ausgewähl
- Seite 285 und 286: N. G. Tschernyschewski - Ausgewähl
- Seite 287 und 288: N. G. Tschernyschewski - Ausgewähl
- Seite 289 und 290: N. G. Tschernyschewski - Ausgewähl
- Seite 291 und 292: N. G. Tschernyschewski - Ausgewähl
N. G. Tschernyschewski – Ausgewählte philosophische Schriften – 242<br />
rer Phantasie wirklich so schwach, daß sie sich nicht über die Gegenstände und Erscheinungen<br />
erheben können, die wir aus der Erfah-[503]rung kennen Davon kann man sich leicht<br />
überzeugen. Versuche einmal jeder sich beispielsweise eine schöne Frau vorzustellen, deren<br />
Gesichtszüge schöner sind als die Züge aller schönen Gesichter, die er in der Wirklichkeit<br />
gesehen hat – wer immer aufmerksam die Bilder prüft, die die Einbildungskraft zu schaffen<br />
sich Mühe gibt, wird feststellen, daß diese Bilder um nichts besser sind als die Gesichter, die<br />
er mit eigenen Augen hat sehen können, und daß man nur denken kann: „Ich möchte mir ein<br />
Menschenantlitz vorstellen, das schöner ist als alle lebendigen Gesichter, die ich je gesehen<br />
habe“, daß man sich aber tatsächlich irgend etwas Schöneres als diese Gesichter in der Einbildung<br />
nicht vorstellen kann. Wenn die Einbildung sich über die Wirklichkeit aufschwingen<br />
will, zeichnet sie nur höchst unklare, verschwommene Umrisse, in denen wir nichts Bestimmtes<br />
und wirklich Anziehendes entdecken können. Das gleiche läßt sich in allen anderen<br />
Fällen wiederholen. Ich kann mir zum Beispiel nicht klar und bestimmt Speisen vorstellen,<br />
die besser schmecken als die Gerichte, die ich in Wirklichkeit zu essen Gelegenheit hatte;<br />
auch kein Licht, das heller ist als das in der Wirklichkeit gesehene (so können wir Bewohner<br />
des Nordens nach dem übereinstimmenden Urteil aller Reisenden uns nicht die geringste<br />
Vorstellung von der blendenden Helle machen, die die Atmosphäre der tropischen Länder<br />
füllt); wir können uns nichts Schöneres vorstellen als die Schönheit, die wir gesehen haben,<br />
und nichts Besseres als die Genüsse, die uns im wirklichen Leben zuteil geworden sind. Wir<br />
finden diesen Gedanken auch bei Herrn Tschernyschewski, er ist aber nur beiläufig und zufällig<br />
ausgesprochen und wird nicht gehörig entwickelt: die Kräfte der schöpferischen Phantasie,<br />
sagt er, sind sehr beschränkt; sie kann sich nur Gegenstände vorstellen, die aus verschiedenartigen<br />
Teilen bestehen (z. B. ein Pferd mit Vogelflügeln), oder den Gegenstand dem<br />
Umfang nach vergrößern (z. B. kann sie sich einen Adler von der Größe eines Elefanten denken);<br />
aber wir können uns nichts vorstellen, was intensiver (d. h. schöner, heller, lebendiger,<br />
prächtiger usw.) wäre als das, was wir, im wirkliehen Leben gesehen oder erfahren haben. Ich<br />
kann mir die [504] Sonne dem Umfang nach sehr viel größer vorstellen, als sie in Wirklichkeit<br />
scheint, aber heller, als ich sie in Wirklichkeit vor mir habe, kann ich sie mir nicht vorstellen.<br />
Genau so kann ich mir einen Menschen vorstellen, der größer, dicker usw. ist als die<br />
Menschen, die ich gesehen habe; Gesichter jedoch, die schöner sind als die Gesichter, die ich<br />
in Wirklichkeit zu sehen Gelegenheit hatte, kann ich mir nicht ausdenken. Dabei kann man<br />
reden, was immer man will; man kann sagen: eisernes Gold, warmes Eis, süße Bitterkeit usw.<br />
– allerdings kann unsere Einbildungskraft sich kein warmes Eis, kein eisernes Gold vorstellen,<br />
und diese Sätze bleiben daher für uns völlig inhaltlos und haben für die Phantasie nicht<br />
den geringsten Sinn; wenn man jedoch nicht näher auf den Umstand eingeht, daß dergleichen<br />
müßige Sätze für die Phantasie nichtssagend bleiben, weil sie sich vergebens anstrengen<br />
würde, sich die Gegenstände vorzustellen, von denen die Rede ist, kann man, indem man<br />
leere Worte mit Phantasien der Vorstellungen verwechselt, die der Phantasie zugänglich sind,<br />
auf den Gedanken kommen, daß „die Träume der Phantasie sehr viel reicher, umfassender,<br />
üppiger seien als die Wirklichkeit“.<br />
Aus diesem Fehler heraus ist man zu der Meinung gelangt, daß man die phantastischen (törichten<br />
und deshalb selbst der Phantasie unzugänglichen) Träume als die wahren Bedürfnisse<br />
des Menschen betrachten müsse. Alle hochtrabenden, im Grunde aber sinnlosen Wortverbindungen,<br />
wie eine müßige Einbildung sie erfindet, wurden als höchst anziehend für den Menschen<br />
erklärt, obwohl er sich tatsächlich nur aus lauter Nichtstun mit ihnen amüsiert und sich<br />
unter ihnen nichts vorstellt, was einen deutlichen Sinn hätte. Es ist sogar erklärt worden, die<br />
Wirklichkeit sei diesen Träumen gegenüber leer und nichtssagend. Wahrhaftig, was für ein<br />
klägliches Ding ist ein wirklicher Apfel im Vergleich mit den Diamant- und Rubinfrüchten<br />
der Gärten Aladdins, was für klägliche Dinger sind das wirkliche Gold und das wirkliche<br />
Eisen im Vergleich mit dem goldenen Eisen, mit dem göttlichen Metall, das blitzt und nicht<br />
OCR-Texterkennung <strong>Max</strong> <strong>Stirner</strong> <strong>Archiv</strong> <strong>Leipzig</strong> – 23.11.2013