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N. G. Tschernyschewski – Ausgewählte philosophische Schriften – 23<br />

von diesen Wissenschaften erforschten Gegenstandes besitzen, haben können oder nicht haben<br />

können. Bei dem heutigen Entwicklungsstand der Geographie fehlt es uns noch an genügenden<br />

Kenntnissen von den Ländern der Polargebiete, vom Innern Afrikas und Australiens.<br />

Zweifellos sind diese Lücken in den geographischen Kenntnissen unserer Zeit höchst bedauerlich<br />

für die Wissenschaft, und es wäre für das praktische Lehen höchstwahrscheinlich von<br />

Nutzen, sie zu füllen, denn es kann sehr gut sein, daß sich in diesen Ländern neue und für<br />

unser Leben nützliche Dinge vorfinden; es kann sehr gut sein, daß sich im Innern Australiens<br />

neue Goldvorkommen oder -gruben finden lassen, die weit ergiebiger sind als die bereits im<br />

Küstengebiet entdeckten; es kann sehr gut sein, daß sich im Innern Afrikas irgendwelche<br />

neuen Gesteinsarten, neue Pflanzen, neue meteorologische Erscheinungen entdecken lassen;<br />

das ist alles sehr gut möglich, und solange diese Länder nicht genau erforscht sind, läßt sich<br />

nicht mit Genauigkeit sagen, welche Dinge und Erscheinungen sie wirklich bergen; man kann<br />

jedoch schon jetzt absolut zuverlässig sagen, welche Dinge und Erscheinungen in ihnen keinesfalls<br />

zu finden sind. In der Nähe der Pole zum Beispiel wird kein heißes Klima und keine<br />

üppige Vegetation gefunden werden. Diese negative Schlußfolgerung läßt keinen Zweifel<br />

übrig. Denn wenn das Polargebiet eine hohe oder auch nur gemäßigte Durchschnittstemperatur<br />

besäße, würden Nordsibirien, der nördliche Teil der englischen Besitzungen in Nordamerika<br />

und die den Polen benachbarten Meere nicht so aussehen, wie sie es heute tun. Ebenso<br />

wird man in Zentralafrika keine Polarkälte auffinden, weil die südliche Zone von Algerien,<br />

Oberägypten und die anderen um Zentralafrika herumliegenden Länder ein anderes Klima<br />

haben würden, wenn der zentrale Teil des afrikanischen Kontinents ein kaltes Klima besäße.<br />

Welche Flüsse in Zentralafrika oder -australien fließen, wissen wir nicht genau, wir können<br />

aber mit Gewißheit sagen, daß die Flüsse, die sich dort vorfinden, von oben nach unten fließen<br />

und nicht von unten nach oben. Das gleiche läßt sich von allen anderen Teilen der Erdkugel<br />

sagen, die die Geologie noch nicht hat erforschen können. [106] Wir haben bisher nur<br />

eine sehr dünne Schicht der Erdrinde erforscht, die noch nicht mal ein Tausendstel der Gesamterdkugel<br />

ausmacht; die unendliche Masse von Stoff, der unter dieser Rinde liegt, enthält<br />

natürlich viele Körper und Erscheinungen, die auf dem uns zugänglichen winzigen Teil nicht<br />

vorkommen. Aber auf Grund der Kenntnisse dieses einen Teils wissen wir bereits zuverlässig,<br />

welchen Charakter die Gegenstände und Phänomene in den uns nicht zugänglichen Tiefen<br />

der Erdkugel haben und welche sie nicht haben. Wir wissen, daß die Temperatur dort<br />

furchtbar hoch ist – wäre sie nicht so hoch, so würde die Oberfläche der Erde nicht das aufzuweisen<br />

haben, was sich heute auf ihr vorfindet und abspielt; wir wissen, daß sich die chemischen<br />

Verbindungen, die das sogenannte organische Reich bilden, bei einer so hohen<br />

Temperatur nicht halten können; deshalb wissen wir, daß es im Innern der Erde kein solches<br />

Pflanzen- und Tierleben gibt, wie es auf ihrer Oberfläche vorhanden ist. Dort kann es keinerlei<br />

Organismen geben, die unseren Pflanzen oder Tieren irgendwie ähnlich sind. Wenn wir<br />

sagen wollten, es gibt an den Polen oder in Zentralafrika oder im Schoße der Erde Körper<br />

von dieser oder jener bestimmten Beschaffenheit und dort spielen sich Vorgänge von dieser<br />

oder jener bestimmten Art ab, so sind das nur Hypothesen und möglicherweise falsche: wir<br />

können nicht erraten, ob sich unter den Polen Festland oder Meer befindet; ob das Meer,<br />

wenn es dort eins gibt, ständig mit Eis bedeckt oder zeitweise eisfrei ist; ob das Land, wenn<br />

es an den Polen welches gibt, mit ewigem Eis bedeckt ist oder zeitweise irgendwelche Vegetation<br />

besitzt – solche positiven Schlußfolgerungen wären reine Vermutungen ohne jede wissenschaftliche<br />

Zuverlässigkeit; aber negative Schlußfolgerungen, wie zum Beispiel, daß an<br />

den Polen keine Weintrauben oder Eichen wachsen, daß dort keine Affen oder Papageien<br />

leben können – solche negativen Schlußfolgerungen sind wissenschaftlich absolut zuverlässig,<br />

das sind keine Hypothesen, keine Vermutungen mehr – das ist festes Wissen, begründet<br />

auf dem Verhältnis der Erscheinungen in den uns bekannten Ländern der Erdoberfläche zu<br />

den noch nicht erforschten Phänomenen in ihren uns bisher unbekannten Teilen. Kann man<br />

OCR-Texterkennung <strong>Max</strong> <strong>Stirner</strong> <strong>Archiv</strong> <strong>Leipzig</strong> – 23.11.2013

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