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N. G. Tschernyschewski – Ausgewählte philosophische Schriften – 121<br />

doch über die Masse ihrer aus verschiedenen Stämmen bestehenden Landwehr anerkannten,<br />

können wir den Rückzug des persischen Heeres mit einem gewissen Grade von Wahrscheinlichkeit<br />

dadurch erklären, daß seine Anführer Angst hatten, die Landwehrkrieger, die wahrscheinlich<br />

die große Masse dieses Heeres bildeten, würden im Kampf mit den Griechen nicht<br />

standhalten. Wir dürfen jedoch nicht vergessen, daß das nur eine Vermutung ist. Die persischen<br />

Feldherren konnten auch ganz andere Gründe für ihren Rückzug haben. Vielleicht war<br />

ihr am Fluß aufgestelltes Heer dem griechischen zahlenmäßig unterlegen; dann war der<br />

Grund für ihren Rückzug nicht ihre Meinung von der Überlegenheit der Griechen an Kühnheit,<br />

sondern [288] deren Zahl; oder der Rückzug war vielleicht eine Kriegslist, und die Perser<br />

wollten die Griechen in eine Gegend locken, wo sie sie leichter alle zusammen vernichten<br />

konnten; vielleicht auch zogen die persischen Feldherren ab, weil sie den Befehl erhalten<br />

hatten, irgendein anderes Gebiet eilends gegeneinen anderen Feind zu verteidigen; außer der<br />

Meinung von der Kühnheit der Griechen konnte es bei ihnen allerlei andere Gründe geben.<br />

Dabei bleibt unsere Vermutung dennoch wahrscheinlich, und man kann uns keinen Vorwurf<br />

daraus machen, wenn wir, solange andere Angaben für eine zureichende Erklärung des Vorgangs<br />

fehlen, an ihr festhalten.<br />

Fälle, wie der von uns angenommene, kommen jedoch selten vor und sind, allgemein gesprochen,<br />

wenig wichtig. Gewöhnlich besitzen wir entweder solche Berichte über die Vorgänge,<br />

daß der Gang der Ereignisse sich aus unseren zuverlässigen Kenntnissen von den allgemeinen<br />

Eigenschaften der menschlichen Natur und aus unseren Kenntnissen vom Zustand des betreffenden<br />

Volkes in gegebener Zeit und von den Details des Ereignisses hinreichend erklären<br />

läßt, oder unsere Kenntnisse von den besonderen Eigenschaften des betreffenden Volkes sind<br />

so kärglich und unsicher, daß ihre Verwendung zur Erklärung der Vorgänge so viel bedeuten<br />

würde wie die Verwandlung der Geschichte in ein willkürlich erfundenes Märchen.<br />

Unsere Kenntnisse von den geistigen und moralischen Eigenschaften der Völker vergangener<br />

Zeiten sind keine direkten Kenntnisse, sondern abgeleitet aus den Kenntnissen von den Vorgängen<br />

in ihrem Leben; es ist deshalb klar, daß sie sehr viel ärmer und sehr viel weniger exakt<br />

und zuverlässig sind als unsere Kenntnisse von den Vorgängen, die ihrer Ableitung zugrunde<br />

gelegen haben. Hinsichtlich der früheren Völker und der früheren Generationen der<br />

heute lebenden Völker läßt sich das nicht ändern. Wir können von ihren geistigen und moralischen<br />

Eigenschaften nicht anders Kenntnis erhalten als auf Grund der Tatsachen ihrer geschichtlichen<br />

Wirksamkeit.<br />

Aber können wir uns nicht vielleicht von den geistigen und moralischen Fähigkeiten der zeitgenössischen<br />

Völker direkte Kenntnisse verschaffen, die so umfassend und genau [289] sind,<br />

daß sie als feste Grundlage für die Erklärung der geschichtlichen Vorgänge dienen können<br />

Um zu sehen, ob eine solche Arbeit leicht zu bewältigen ist, wollen wir versuchen, eine Liste<br />

der Menschen aufzustellen, die wir gut kennen, und dabei ihre Eigenschaften kurz vermerken.<br />

Unsere Liste möge aus hundert Menschen bestehen. Werden wir schnell mit dieser Arbeit<br />

fertig sein, wenn wir sie mit einer Genauigkeit durchführen wollen, die den Anforderungen<br />

der Wissenschaften genügt<br />

Viele Eigenschaften eines Menschen lassen sich leicht erkennen; zu ihnen gehören zum Beispiel<br />

sein Äußeres und seine physische Kraft. Unter den Umständen, die gewöhnlich unsere<br />

Begegnungen mit Menschen begleiten, genügt es, den Menschen einfach anzusehen, um eine<br />

ziemlich exakte Vorstellung von seinem Äußeren zu erhalten; und um sich eine ziemlich genaue<br />

Vorstellung von seiner Kraft zu machen, braucht man nur zu sehen, wie er einen schweren<br />

Gegenstand in die Hand nimmt. Aber auch die rein physischen Eigenschaften lassen sich<br />

nicht immer leicht erkennen. Es gibt zum Beispiel Krankheiten, deren Wirkung nicht zu erkennen<br />

ist, ehe sie nicht einen sehr hohen Entwicklungsgrad erreicht haben. Der Mensch<br />

OCR-Texterkennung <strong>Max</strong> <strong>Stirner</strong> <strong>Archiv</strong> <strong>Leipzig</strong> – 23.11.2013

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