15.01.2015 Aufrufe

Zur PDF-Datei... - Max Stirner Archiv Leipzig

Zur PDF-Datei... - Max Stirner Archiv Leipzig

Zur PDF-Datei... - Max Stirner Archiv Leipzig

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Erfolgreiche ePaper selbst erstellen

Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.

N. G. Tschernyschewski – Ausgewählte philosophische Schriften – 107<br />

rerseits Kinder zu haben, als die Menschen weißer Rasse oder schwarzer Rasse. Aus diesem<br />

Grunde stirbt die mittlere Rasse, die mulattische, sehr schnell aus, sofern sie nicht durch neue<br />

Geburten aus der Paarung von weißen Menschen mit schwarzen aufgefüllt wird. Die Mulatten<br />

und Mulattinnen können ihre Rasse durch Paarung miteinander nicht aufrechterhalten.<br />

Was folgt hieraus Die Schlußfolgerung lautet:<br />

Wenn wir diese Tatsache mit den Ergebnissen der Paarung von Männchen einer Säugetierart<br />

mit Weibchen einer anderen Art vergleichen, so finden wir, daß der Unterschied zwischen<br />

weißen und schwarzen Menschen geringer ist als der zwischen Pferd und Esel, aber größer<br />

als der zwischen Wolf und Hund. Die Jungen eines Hengstes und einer Eselin oder eines<br />

Esels und einer Stute sind vollkommen unfruchtbar; die Jungen eines Wolfs und einer Hündin<br />

oder eines Hundes und einer Wölfin dagegen sind vollkommen fruchtbar. Die Mulatten<br />

und Mulattinnen sind nicht vollkommen unfruchtbar wie Maultier (equus mulus) und Maulesel<br />

(equus hinnus), aber bedeutend weniger fruchtbar als die Bastarde aus der Paarung von<br />

Wolf und Hund.<br />

[261] Da wir mit dem Wolf andere Vorstellungen verbinden als mit dem Hund und unsere<br />

Einstellung zu diesen zwei verschiedenen Säugetierarten nicht die gleiche ist, und da man<br />

vom Esel nicht die gleichen Eigenschaften fordern oder erwarten kann, die uns das Pferd<br />

sympathisch oder achtungswert machen, ist klar, daß wir natürlich auch den Neger nicht nach<br />

den Vorstellungen beurteilen dürfen, die wir von dem Weißen haben, und daß die soziale<br />

Stellung der Neger eine absolut andere sein muß als die der Weißen.<br />

Stellen wir uns einmal vor, wir müßten einen Wolf auf unserm Hof halten; können wir ihn<br />

frei herumlaufen lassen, wie wir das mit einem Hunde tun Nein, damit würden wir uns nur<br />

Schaden tun und auch den Wolf zugrunde richten. Vielleicht würde er uns selbst zerfleischen;<br />

eher jedoch würde er sich auf das Vieh in unserem oder im Nachbarhof stürzen und es zerreißen.<br />

In einem wie im anderen Falle würde er erschlagen werden. Wir werden ihn also an die<br />

Kette legen. Für ihn wird das ein Glück sein. Er wird bei uns immer satt zu fressen haben,<br />

während er bei sich zu Hause im Walde Hunger leiden müßte.<br />

Die Pflanzer waren so mächtig, daß die vorsichtigen Leute in den Nordstaaten es für gefährlich<br />

hielten, sich mit ihnen zu streiten. Die Pflanzer erklärten, ihre Staaten würden sich von der<br />

Union lostrennen und eine eigene Konföderation gründen, falls die gesetzgebende Behörde<br />

der Union ihre Sklavenhalterrechte antastete. Die Mehrheit der Bevölkerung der Freien Staaten<br />

ließ sich durch diese Drohung einschüchtern, machte den Pflanzern Konzessionen und<br />

überließ ihnen die Leitung der Union. In den Büchern kam dieses Nachgeben darin zum Ausdruck,<br />

daß die Gelehrten der Nordstaaten auf die Seite derer übergingen, die die Rassentheorie<br />

der Pflanzer verteidigten. So war zum Beispiel selbst Agassiz, einer ihrer stärksten Vorkämpfer,<br />

Professor in den Nordstaaten, unterlag jedoch völlig dem Einfluß der Pflanzer. Es versteht<br />

sich von selbst, daß da, wo Menschen aus Angst vor Streitigkeiten fremde Meinungen annehmen,<br />

die Mehrheit dieser nachgiebigen Proselyten sich einbildet, nicht auf Grund verwerflicher<br />

Motive, aus Ängstlichkeit oder prahlerischer Berechnung zu handeln, [262] sondern aus<br />

ehrlicher Überzeugung. Damit können Männer wie Agassiz entschuldigt werden. Er war vermutlich<br />

überzeugt, nach bestem Wissen und Gewissen zu reden und nicht aus Kriecherei.<br />

Wie die Gelehrten der Nordstaaten sich der Autorität der Verteidiger der Sklaverei aus den<br />

Südstaaten unterwarfen, so unterwarf sich die Mehrzahl der europäischen Gelehrten in der<br />

Rassenfrage der Autorität ihrer nordamerikanischen Kollegen. Und wirklich, wie hätten sie<br />

auch die Theorie von der grundlegenden Verschiedenheit der Rassen nicht annehmen sollen<br />

Mulatten und Mulattinnen sind unfruchtbarer als die Bastarde von Wolf und Hündin; das<br />

sagten die nordamerikanischen Gelehrten; sie hatten die Tatsache an Ort und Stelle studiert.<br />

Man mußte ihnen also glauben.<br />

OCR-Texterkennung <strong>Max</strong> <strong>Stirner</strong> <strong>Archiv</strong> <strong>Leipzig</strong> – 23.11.2013

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!