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N. G. Tschernyschewski – Ausgewählte philosophische Schriften – 106<br />

raktereigenschaften, die zur vernünftigen Lenkung der Staatsgeschäfte und ausgedehnter Privatunternehmungen,<br />

wie etwa großer Fabriken oder landwirtschaftlicher Betriebe großen<br />

Ausmaßes, erforderlich sind; den Negern fehlt von Natur nicht nur die Eignung zum politischen<br />

Leben, sondern sie sind auch unfähig, vernünftig und arbeitsam zu wirtschaften, können<br />

deshalb nicht Vollbürger eines wohlgeordneten Staatswesens sein, sondern müssen unter<br />

dem Befehl weißer Herren arbeiten; daß sie Sklaven bleiben, ist nicht nur vorteilhaft für ihre<br />

Herren, sondern ist auch für sie selber der einzige Schutz gegen Elend; sie sind so leichtsinnig<br />

und faul, daß sie ohne äußeren Zwang unfähig sind, sich ausreichende Nahrung und ein<br />

auch nur einigermaßen bequemes Leben zu erarbeiten; das sehen wir in Afrika; dort führen<br />

sie ein Jammerleben; bei ihren weißen Herren in Amerika leben sie im Überfluß. Die Sklaverei<br />

ist – immer nach dieser Theorie – eine Institution, die ihnen Wohltaten bringt.<br />

Die Südstaaten der Nordamerikanischen Union sind nicht die ersten auf Sklaverei begründeten<br />

mächtigen Gesellschaftsgebilde. Die Theorie, die die gelehrten Verteidi-[259]ger der<br />

Sklaverei in den Südstaaten vertraten, enthielt nichts wesentlich Neues: bereits die Griechen<br />

rechtfertigten ihre Macht über die Sklaven damit, daß die Masse der Sklaven Menschen anderer<br />

Natur seien. Das sagt zum Beispiel auch Aristoteles: er teilt die Menschen in verschiedene<br />

Kategorien ein, deren eine von der Natur selbst berufen sei, über die andere, ihrerseits von<br />

der Natur zur Sklaverei bestimmte, zu herrschen.<br />

Das Interesse am Sklavenbesitz war nicht die .einzige Quelle der bei den Griechen (und bei<br />

den Römern) herrschenden Meinung, daß es Völker gäbe, die von Natur zur Sklaverei bestimmt<br />

seien, wie sie selbst zur Freiheit. Es gibt auch uneigennützige Eigenliebe; die Verteidiger<br />

der Sklaverei in der alten Welt kamen zu ihrer Auffassung nicht nur aus berechnetem<br />

Nutzen, sondern auch aus Eitelkeit. Aus Achtung vor den sozialen Einrichtungen und dem<br />

Denken der Griechen und Römer war die gebildete Gesellschaft des neuen Europas geneigt,<br />

die Sklaverei auch dann noch zu loben, als diese längst verschwunden war. Die Spezialisten<br />

der Wissenschaft vom Menschen teilten diese Meinung der Gesellschaft, der sie angehörten.<br />

Aber sowohl die Gesellschaft selbst als auch ihre Spezialisten der Wissenschaft vom Menschen<br />

verloren das lebendige Interesse an Überlegungen dieser Art, als offenbar wurde, daß<br />

die Sklaverei in Europa unwiederbringlich verschwunden war. Ihre gelehrten Verteidiger<br />

wiederholten gewohnheitsmäßig die alten Gedanken, fühlten aber nicht das Bedürfnis, sich<br />

besonders viel mit ihnen abzugeben; die Frage blieb ungefähr auf der Stufe stehen, die Aristoteles<br />

und die anderen griechischen Verteidiger der Sklaverei bei ihren Untersuchungen<br />

erreicht hatten. Die laue Wiederholung des alten Zeugs, auf die sich das Lob der Sklaverei im<br />

18. Jahrhundert beschränkte, entsprach recht wenig dem damaligen Stand der Kenntnisse von<br />

der physischen Natur des Menschen, der sehr viel höher war als zu Zeiten des Aristoteles.<br />

Als aber die Pflanzer der Südstaaten sich um die Erhaltung ihrer Sklavenherrschaft Sorgen zu<br />

machen begannen, wurde die wissenschaftliche Argumentation zugunsten [260] der Sklaverei<br />

schnell so ausgebaut, wie es zur Widerlegung der Gedanken der Partei nötig war, die zu einer<br />

Gefahr für die Sklavenhalter der Südstaaten wurde. Das geschah in der ersten Hälfte unseres<br />

Jahrhunderts. Die Lehre von den Beziehungen zwischen den einzelnen Gruppen der Lebewesen<br />

stützte sich damals auf den Gedanken, daß Wesen gleicher Herkunft eine Nachkommenschaft<br />

haben, die Junge zu gebären imstande ist, welche ihrerseits wieder gleich fruchtbare<br />

Junge zu haben imstande sind. Die Theorie, wonach die Neger von Natur zur Sklaverei bestimmt<br />

sein sollten, wurde aus dieser Lehre abgeleitet. Diese Theorie sah folgendermaßen aus:<br />

Aus der Paarung von weißen Männern mit Negerfrauen oder von Negern mit weißen Frauen<br />

gehen Kinder in geringerer Zahl hervor als aus der Paarung von weißen Männern mit weißen<br />

Frauen oder Negern mit Negerinnen. Die Kinder, die aus der Paarung von Menschen weißer<br />

Rasse mit Menschen schwarzer Rasse hervorgehen, sind in viel geringerem Grade fähig, ih-<br />

OCR-Texterkennung <strong>Max</strong> <strong>Stirner</strong> <strong>Archiv</strong> <strong>Leipzig</strong> – 23.11.2013

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