Infos und News - Blaues Kreuz Kinder

Erfüllt oder nicht erfüllt?
Über Auffahrt war ich mit 11 jungen Leiterinnen und Leitern aus dem Baselbieter
BKKJ im Gruppenleiter-Kurs auf dem Brunnersberg. Als Team mussten wir
die Teilnehmerinnen und Teilnehmer beobachten und schliesslich entscheiden,
ob sie die Anforderungen des Kurses erfüllt, übertroffen oder nicht erfüllt hatten.
Geachtet wurde auf persönliche und soziale Fähigkeiten, Führungskompetenz
und Fachkompetenzen. Beim Beobachten der Teilnehmenden und
beim Diskutieren mit dem Team kam mir ab und zu mal die Frage: Wie wäre ich
damals im J+S-Kurs beurteilt worden, wenn die damaligen Leiter uns nach
demselben System qualifiziert hätten? Auch in meiner Schulzeit und Ausbildung
wurde ich immer wieder von andern beurteilt. Nicht immer fielen diese
(manchmal unausgesprochenen) Urteile positiv aus, und man kann sich fragen,
wo ich heute stehen würde, wenn ich nur diesen negativen Beurteilungen Wert
beigemessen hätte. Denn Kritik kann einen sowohl weiterbringen als auch
lähmen, sodass man – fällt sie negativ aus – gar keine Schritte mehr zu tun wagt.
Ob Menschen an uns glauben und wie sie uns beurteilen, kann ein wichtiger
Faktor dafür sein, ob wir in einer bestimmten Sache erfolgreich sind.
Doch eigentlich ist nicht das entscheidend, was Menschen über uns denken,
sondern was Gott über uns denkt. Und da bin ich sicher, dass wir in gewissen
Bereichen ein „nicht erfüllt“ bekommen würden. Auf nur zwei Gebote
vereinfacht Jesus das Gesetz: „Du sollst den Herrn, deinen Gott, lieben von
ganzem Herzen, von ganzer Seele und von ganzem Gemüt“ und „du sollst
deinen Nächsten lieben wie dich selbst.“ Und doch haben wir nicht die
geringste Chance, in dieser Kategorie die Anforderungen jederzeit zu erfüllen.
Die gute Nachricht ist jedoch, dass Jesus für uns diesen tiefen Graben zwischen
Anforderungen und Realität überwunden hat. Jesus hat all unsere „Nicht-erfüllt“
auf sich genommen. Durch ihn bekommen wir von Gott die Beurteilung „erfüllt“,
auch wenn wir selber noch weit davon entfernt sind. Wir müssen gar nicht mehr
darum kämpfen, die Kriterien zu erfüllen, sondern Jesus in uns Raum geben,
damit er uns je länger je mehr in sein Ebenbild verwandeln kann.
Das Problem ist aber, dass wir im täglichen Leben immer noch weit davon
entfernt sind, die Anforderungen zu erfüllen. Diese Erkenntnis kann uns lähmen,
wenn wir nur noch auf die verurteilenden Stimmen in und um uns hören.
Deshalb sollen wir nicht auf unsere Fehler sehen, sondern auf den, der unsere
Fehler überwunden hat. Er wird uns den Mut geben, trotz Fehl- und Rücktritten
immer wieder Schritte vorwärts zu wagen. Mir gefällt, wie Martin Luther es
formulierte: „Sündige kräftig, aber glaube noch kräftiger!“
Cornelia Stücklin, Pfarrerin ref. Kirchgemeinde Oristal
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Vor- und Nachdenkliches