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Gibt es Gott? (Religionsphilosophie) I. Religion 1 - vaticarsten.de

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Skript von Matthias Jendrek. Mehr auf http://www.<strong>vaticarsten</strong>.<strong>de</strong><br />

-�Freibrief dafÑr, all<strong>es</strong> fÑr wahr zu halten, was lebenspraktisch nÑtzt, auch negativ<strong>es</strong><br />

- dazu kommt das Problem <strong>de</strong>r mÅglicherweise (vor<strong>de</strong>rgrÑndig) hilfreichen Illusion<br />

- auch Illusionen kÅnnen lebenspraktisch relevant sein, womit Glaube Illusion sein kÅnnte<br />

3. Subjektive Argumente<br />

(0) Grundgedanke<br />

- Vertreter d<strong>es</strong> religiÅsen Subjektivismus kennen zwei grundsÄtzliche Argumente:<br />

- 1. Glaube ist immer eine zutiefst persÅnliche Entscheidung, <strong>de</strong>r Urknall dagegen nicht<br />

- im Glauben geht <strong>es</strong> (nur) um die persÅnliche LebensfÑhrung, nicht um AuÜerpersÅnlich<strong>es</strong><br />

- 2. ObjektivitÄt ist ohnehin nicht mÅglich, Erkennen ist immer subjektiv gefÄrbt<br />

- <strong>es</strong> gibt nur subjektive RationalitÄt, die persÅnlich geprÄgte Sicht und Wahrnehmung<br />

(1) John Henry NEWMAN<br />

- die von NEWMAN vertretene Erkenntnislehre ist die <strong>de</strong>r persÅnlichen / personellen Erkenntnis<br />

- <strong>de</strong>r Mensch ist kein „folgerichtig <strong>de</strong>nkend<strong>es</strong> W<strong>es</strong>en“, son<strong>de</strong>rn emotional-sensibl<strong>es</strong> W<strong>es</strong>en<br />

- er lÄsst sich nicht primÄr durch Schlussfolgerungen (Syllogismen) beeinflussen<br />

- im logischen SchlieÜen gerÄt das [lebenspraktische] Ziel oft aus <strong>de</strong>m Auge<br />

- damit wen<strong>de</strong>t NEWMAN sich gegen je<strong>de</strong> Form von „paper logic“ = Rationalismus<br />

- <strong>de</strong>r Mensch braucht aber Ziele � er folgt <strong>de</strong>n Glaubensinhalten = Dogmen<br />

- = er braucht keine formallogisch korrekten Beweise, um zu Glauben / zu Han<strong>de</strong>ln:<br />

- menschliche DenkvollzÑge lassen sich grundsÄtzlich nicht vollstÄndig versprachlichen<br />

- die RealitÄt, in <strong>de</strong>r wir leben, ist zu vielschichtig, als dass man ihr mit Papier herr wÑr<strong>de</strong><br />

- <strong>de</strong>r Mensch schlieÜt intuitiv = plÅtzlich<strong>es</strong> geistig<strong>es</strong> Erfassen durch <strong>de</strong>n illative sense<br />

- = Folgerungssinn � je<strong>de</strong>r Mensch erfasst etwas an<strong>de</strong>r<strong>es</strong> als zugrun<strong>de</strong>liegend<strong>es</strong> Prinzip �<br />

-�die Schlussfolgerungen sind nur bedingt formalisierbar<br />

- Konkret<strong>es</strong> lÄsst sich nicht abstrakt fassen, die Begriffe sind zu grob<br />

- nur das persÅnliche ZustimmungsvermÅgen = illative sense ist fein genug abg<strong>es</strong>timmt<br />

- das Arbeitsprinzip di<strong>es</strong><strong>es</strong> VermÅgens ist das implicit reasoning<br />

- mit Versprachlichung / Verobjektivierung / Begriffsbildung entfÄllt das „gemeinsame MaÜ“<br />

- <strong>de</strong>r illative sense ist persÅnlich und individuell gewachsene Urteilskraft, Lebensklugheit<br />

- NEWMAN nennt das UrteilsvermÅgen auch phronensis, angelehnt an das Mittelalter<br />

- FÄhigkeit zum Schlussfolgern ist bei je<strong>de</strong>m Menschen gegeben und gleich (gut)<br />

� - Unterschiedlich sind d. erfassten Inhalte, d. first principl<strong>es</strong>, von <strong>de</strong>nen ausgegangen wird<br />

- o<strong>de</strong>r <strong>de</strong>r Hintergrund, vor <strong>de</strong>m wir stets Urteile fÄllen [das Umfeld d<strong>es</strong> Urteilen<strong>de</strong>n]<br />

-�<strong>es</strong> gibt lediglich konvergieren<strong>de</strong> Wahrscheinlichkeiten in einem „Prinzipienpool“:<br />

- wenn <strong>de</strong>r Glaube mir hilft, hilft er wahrscheinlich auch an<strong>de</strong>ren<br />

- di<strong>es</strong>e Tatsache wird <strong>de</strong>m gemeinsamen Vorrat psychologischer Erfahrungen zugefÑgt<br />

- aus di<strong>es</strong>em kÅnnen wie<strong>de</strong>rum an<strong>de</strong>re schÅpfen, mÑsssen aber daraus selbst folgern<br />

- ≈ Probabilismus 100 Jahre spÄter, NEWMAN verwen<strong>de</strong>t das Bild vom Kabel<br />

-�je<strong>de</strong>r Mensch hat sein eigen<strong>es</strong> „kritisch<strong>es</strong> GefÖhl“ und zieht an<strong>de</strong>re SchlÖsse<br />

- damit hat auch je<strong>de</strong>r Mensch eine eigene, erschlossene absolute âberzeugung<br />

-�je<strong>de</strong>r Mensch kann nur fÑr sich selbst glauben o<strong>de</strong>r nicht, vor seinen first principl<strong>es</strong><br />

- vor <strong>de</strong>m Hintegrund von NEWMANs Erkenntnislehre hat auch je<strong>de</strong>r das Recht dazu<br />

(2) Franz von KUTSCHERA<br />

- in wissenschaftlichem Kontext sind nur wortwÅrtliche Tatsachenbehauptungen mÅglich<br />

- die Theologie re<strong>de</strong>t von ihrem Gegenstand aber theistisch = analog o<strong>de</strong>r in Metaphern<br />

- BegrÑndung: <strong>de</strong>r Gegenstand ist notwendig transzen<strong>de</strong>nt, jenseits <strong>de</strong>r Versprachlichug<br />

- Begriffe sind stets nur in Bezug auf Erfahrungswerte <strong>de</strong>finiert<br />

- nicht in Bezug auf Transzen<strong>de</strong>nz � <strong>Gott</strong> ist begrifflich nicht zu fassen<br />

- damit lÄsst sich die Re<strong>de</strong> <strong>de</strong>r Theologie nicht in wissenschaftliche Sprache umformen<br />

-� wissenschaftliche Theologie erscheint zunÄchst als unmÅglich = Transzen<strong>de</strong>nzargument<br />

-�Glaube b<strong>es</strong>itzt keine theoretische Relevanz mehr, nur noch praktische<br />

- KUTSCHERA <strong>de</strong>nkt primÄr an Nonkognitivisten: Glaube ist keine Tatsachenbehauptung<br />

- er ist <strong>de</strong>n „Tod <strong>de</strong>r tausend Modifikationen“ g<strong>es</strong>torben, bietet keine WelterklÄrung mehr<br />

Seite 4 von 8 in Kapitel VI (37 Seiten insg<strong>es</strong>amt) <strong>Gibt</strong> <strong>es</strong> <strong>Gott</strong>?

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