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Gibt es Gott? (Religionsphilosophie) I. Religion 1 - vaticarsten.de

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Skript von Matthias Jendrek. Mehr auf http://www.<strong>vaticarsten</strong>.<strong>de</strong><br />

VI. Mo<strong>de</strong>rne Glaubensargumente<br />

1. Fi<strong>de</strong>istische Argumente<br />

- Definition d<strong>es</strong> Fi<strong>de</strong>ismus: „Glauben um d<strong>es</strong> Glaubens willen“, Glaube ist nicht vernÑnftig<br />

-�Anliegen <strong>de</strong>r Fi<strong>de</strong>isten: Glaube und Vernunft mÑssen getrennt wer<strong>de</strong>n<br />

- grundsÄtzlich<strong>es</strong> Argument: Glaube schlieÜt Vernunft und Logik nachgera<strong>de</strong> aus<br />

- = <strong>es</strong> geht im Glauben um Vertrauen in ein Geheimnis, nicht um verstehen und erklÄren<br />

(1) TERTULLIAN: credo, quia absurdum <strong>es</strong>t; Karl BARTH: Dialektik<br />

- die Formel „ich glaube, weil <strong>es</strong> absurd ist“ wird TERTULLIAN lediglich zug<strong>es</strong>chrieben�<br />

- Vernunft und Glauben sind GegensÄtze � Argumentieren ist sinnlos und sogar Hybris<br />

- <strong>de</strong>r Glaubensinhalte sind wir uns ohnehin gewiÜ [weil sie aus an<strong>de</strong>rer Quelle stammen]<br />

- Karl BARTH ver<strong>de</strong>utlicht, warum: <strong>Gott</strong> ist zu <strong>de</strong>finieren als <strong>de</strong>r ganz An<strong>de</strong>re [= dialektisch]<br />

- = die „Negation all<strong>es</strong> Irdischen“ und damit auch <strong>de</strong>r menschlichen Vernunft<br />

- menschliche Vernunft ist radikal sÑndhaft verdorben und fin<strong>de</strong>t nie einen Weg zu <strong>Gott</strong><br />

-�allein blind<strong>es</strong> Vertrauen = Glauben kann das Heil be<strong>de</strong>uten = sola fi<strong>de</strong><br />

- = das „Felsg<strong>es</strong>tein d<strong>es</strong> Prot<strong>es</strong>tantismus“: wenn <strong>Gott</strong> spricht, muss <strong>de</strong>r Mensch schweigen<br />

- damit for<strong>de</strong>rn bei<strong>de</strong> einen rein fi<strong>de</strong>istischen Glaubensgehorsam<br />

(3) Sëren Kierkegaard<br />

- Grundannahme: das Leben for<strong>de</strong>rt von uns stÄndig die Entscheidung zur Eigentlichkeit [E]:<br />

- SubjektivitÄt = Selbstreflexion o<strong>de</strong>r subjektive Reflexion, Erkenntnis d<strong>es</strong> VerhÄltniss<strong>es</strong> zu sich<br />

- = <strong>de</strong>r Mensch muss sich <strong>de</strong>m Faktum d<strong>es</strong> Gebrochen-seins sein<strong>es</strong> Selbst stellen<br />

- = sich existentiell inter<strong>es</strong>siert zeigen � „existentielle Inter<strong>es</strong>siertheit“ ist SubjektivitÇt<br />

- SubjektivitÇt be<strong>de</strong>utet auch Lei<strong>de</strong>nschaftlichkeit<br />

- = Glaube, nÇmlich unendliche, persànliche Inter<strong>es</strong>siertheit am Heil, <strong>de</strong>r Glaubenssache<br />

- � je mehr <strong>de</strong>r Mensch bei <strong>de</strong>r objektiven Reflexion verharrt, d<strong>es</strong>to weniger existiert er<br />

- die ObjektivitÄt ist in sich inter<strong>es</strong>selos, sine ira et studio, neutral und gleichgÑltig<br />

- „Sicherheit“ <strong>de</strong>r objektiven Reflexion ist nur Schein, sie geht an <strong>de</strong>r Wirklichkeit vorbei<br />

- di<strong>es</strong>er ist die Vernunft zugeordnet, die damit nur GleichgÑltigkeit liefert<br />

-�Glaube als „Betroffenheit“ und Vernunft sind damit komplett „entzwei g<strong>es</strong>chlagen“<br />

- um letzte Sicherheit zu erreichen, muss <strong>de</strong>r Mensch aber an <strong>de</strong>n absur<strong>de</strong>n <strong>Gott</strong> glauben<br />

- = glauben, dass das VerhÄltnis zu sich selbst, dass er ist, vom Absur<strong>de</strong>n g<strong>es</strong>etzt ist<br />

-�Glaube wird zur Existenzentscheidung Öber „Sein o<strong>de</strong>r Nichtsein“<br />

- entspricht fi<strong>de</strong>istischen Grundgedanken: um <strong>de</strong>r Innerlichkeit willen Inhalt ins Absur<strong>de</strong> steigern<br />

- ohne Risiko kein Glaube, und je gràÑer das Risiko, d<strong>es</strong>to gràÑer <strong>de</strong>r Glaube<br />

- = Glaube ist ein Sprung ins Ungewisse, und je weiter <strong>de</strong>r Sprung, d<strong>es</strong>to grÅÜer <strong>de</strong>r Glaube:<br />

- je grÅÜer d. Paradox <strong>de</strong>r Innerlichkeit ist und je hÄrter <strong>es</strong> erfahren wird, d<strong>es</strong>to hÄrter stÅÜt <strong>es</strong> ab<br />

- = das Paradox <strong>de</strong>r Innerlichkeit (subjektive Reflexion) erzeugt Lei<strong>de</strong>nschaft<br />

- und <strong>es</strong> stÅÜt <strong>de</strong>n Menschen qua absurdum in das noch grÅÜere Paradox d<strong>es</strong> Glaubens<br />

- di<strong>es</strong>er ist dann „die Lei<strong>de</strong>nschaft <strong>de</strong>r Innerlichkeit“ 1<br />

(4) Ludwig WITTGENSTEIN und Norman MALCOLM<br />

- gegenÑber <strong>de</strong>m alten Fi<strong>de</strong>istmus erscheint WITTGENSTEINS Position „eleganter“ (LOICHINGER)<br />

- Kernargument: Glaube ist ein Sprachspiel, und ein Sprachspiel als solch<strong>es</strong> nicht <strong>de</strong>finierbar<br />

- <strong>es</strong> ist auch von auÜen nicht weiter begrÑn<strong>de</strong>t = autonom, b<strong>es</strong>itzt nur innere PlausibilitÄt<br />

- b<strong>es</strong>timmte interne Probleme wer<strong>de</strong>n durch Regeln geklÄrt<br />

- innerhalb d<strong>es</strong> Systems <strong>de</strong>uten sie Wirklichkeit und bieten Anleitungen [zum Leben]<br />

- Glaube ist Sprachspiel und als solch<strong>es</strong> ein nicht weiter begrÖndbar<strong>es</strong> „UrphÇnomen“<br />

-�<strong>es</strong> bleibt nichts Ñbrig, als die Tatsache d<strong>es</strong> Glaubens als solche anzunehmen:<br />

- = <strong>es</strong> macht keinen Sinn, nach einer ErklÄrung fÑr <strong>de</strong>n Glauben zu suchen<br />

- er steht einfach neben vielen weiteren Spielen wie <strong>de</strong>r Wissenschaft, <strong>de</strong>r Kunst, …<br />

1<br />

Ich fasse hier die Re<strong>de</strong> von <strong>de</strong>r „Lei<strong>de</strong>nschaft“ als vergegenstÄndlicht auf; analog zu: „Sie (di<strong>es</strong>e Frau) ist seine<br />

groÜe Lei<strong>de</strong>nschaft.“<br />

Seite 1 von 8 in Kapitel VI (37 Seiten insg<strong>es</strong>amt) <strong>Gibt</strong> <strong>es</strong> <strong>Gott</strong>?

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