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Gibt es Gott? (Religionsphilosophie) I. Religion 1 - vaticarsten.de

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Skript von Matthias Jendrek. Mehr auf http://www.<strong>vaticarsten</strong>.<strong>de</strong><br />

IV. Die reduktionistisch-funktionale <strong>Religion</strong>skritik<br />

1. Problemstellung („Programm“)<br />

- <strong>es</strong> geht nicht um „Kritik“ im mo<strong>de</strong>rnen Sinn d<strong>es</strong> Wort<strong>es</strong>, son<strong>de</strong>rn um eine Diskussion<br />

- aus verschie<strong>de</strong>nen Disziplinen kommen im 19. / 20. Jahrhun<strong>de</strong>rt berechtigte Anfragen<br />

- allen Positionen gemeinsamer Ausgangspunkt ist die Th<strong>es</strong>e: „Es gibt keinen <strong>Gott</strong>“<br />

- = <strong>Gott</strong><strong>es</strong>glaube wird fÑr nachweislich falsch gehalten<br />

- Argumente sind <strong>de</strong>r misslungene <strong>Gott</strong><strong>es</strong>beweis und die Theodizee-Frage<br />

- bei di<strong>es</strong>er Grundposition gibt <strong>es</strong> aber ErklÄrungsbedarf: viele Menschen glauben trotz<strong>de</strong>m<br />

- auch und gera<strong>de</strong> Intellektuelle, <strong>de</strong>ren BegrÑndung dafÑr ohne <strong>Gott</strong><strong>es</strong>beweise fraglich ist<br />

-� selbstg<strong>es</strong>tellte Aufgabe <strong>de</strong>r <strong>Religion</strong>skritiker ist die ErklÄrung di<strong>es</strong><strong>es</strong> PhÄnomens<br />

- das Grundkonzept ist in allen Varianten gleich, <strong>es</strong> wird in zwei Schemata ausgefaltet:<br />

- 1. genetisch-reduktionistisch<strong>es</strong> Motiv: RÑckfÑhrung = Reduktion auf unreligiÅse ErklÄrung<br />

- <strong>Religion</strong> nicht durch <strong>Gott</strong> verursacht, son<strong>de</strong>rn wird auf eine natÇrliche Ursache reduziert<br />

- Varianten: vor allem NIETZSCHE [genetisch] und FREUD [biologistisch]<br />

- das Motiv ist schon Älter, schon mit <strong>de</strong>r Philosophie „mitgeboren“ bei XENOPHANES:<br />

- Mensch macht sich ein Bild von <strong>Gott</strong> nach sich = Mensch schafft <strong>Gott</strong> nach seinem Abbild<br />

- verschie<strong>de</strong>ne <strong>Gott</strong><strong>es</strong>bil<strong>de</strong>r sind dann Ergebnis verschie<strong>de</strong>r Kulturkreise<br />

- 2. funktionalistisch<strong>es</strong> Motiv: <strong>Religion</strong> erfÑllt immer eine b<strong>es</strong>timmte, negative Funktion<br />

- = <strong>Religion</strong> ist immer dysfunktional und damit menschenverachtend und schÄdlich<br />

-� Positionen – FEUERBACH, MARX, Psychobiologie – sind polemisch und verÄchtlich<br />

- <strong>Religion</strong> wird in <strong>de</strong>r Sinnspitze als Selbstentfremdung d<strong>es</strong> Menschen verstan<strong>de</strong>n<br />

-� Motivation und Aufgabe: wahre Funktion <strong>de</strong>r <strong>Religion</strong> klÄren, Selbstentfremdung aufheben<br />

2. Varianten <strong>de</strong>r <strong>Religion</strong>skritik<br />

1. Ludwig FEUERBACH: <strong>Religion</strong> als „Projektion“<br />

- FEUERBACH formuliert als erster die Weltanschauung d<strong>es</strong> philosophischen Atheismus<br />

- sein grundlegend<strong>es</strong> Menschenbild ist sehr human und positiv<br />

- nÄher b<strong>es</strong>ehen wird <strong>de</strong>utlich, dass „<strong>Gott</strong>“ eine Selbstprojektion d<strong>es</strong> Menschen ist:<br />

- was als „<strong>Gott</strong><strong>es</strong>erkenntnis“ verstan<strong>de</strong>n wird, ist eigentlich Selbsterkenntnis d<strong>es</strong> Menschen<br />

- das bemerkt <strong>de</strong>r Mensch aber nicht, und kehrt die so erkannten VerhÄltnisse nach auÜen<br />

- = er projeziert sich, sein W<strong>es</strong>en, sein „Inner<strong>es</strong>“ nach auÜen und vergÅttlicht <strong>es</strong><br />

-� aus <strong>de</strong>m <strong>Gott</strong><strong>es</strong>bild lÄsst sich auf das W<strong>es</strong>en d<strong>es</strong> Menschen schlieÜen und umgekehrt 1<br />

- die <strong>Gott</strong><strong>es</strong><strong>de</strong>finiton ist stereotyp = nichtssagend, formelhaft<br />

-� (christliche) „<strong>Religion</strong>“ ist das VerhÇltnis d<strong>es</strong> Menschen zu sich selbst<br />

- <strong>de</strong>r Mensch erkennt sich nicht (wie<strong>de</strong>r), son<strong>de</strong>rn verÄuÜert sein Inner<strong>es</strong>, distanziert <strong>es</strong> 2<br />

- = Mensch tut so, als sei sein W<strong>es</strong>en nicht sein eigen<strong>es</strong>, son<strong>de</strong>rn von ihm verschie<strong>de</strong>n<br />

- = er entfrem<strong>de</strong>t sich von sich selbst, schiebt sein W<strong>es</strong>en als <strong>Gott</strong> von sich weg<br />

- dazu verehrt er di<strong>es</strong>en <strong>Gott</strong> u. vergegenstÄndlicht darin all<strong>es</strong>, was eigentlich ihm selbst zusteht<br />

- = seine Gattungsi<strong>de</strong>ale, die edlen Eigenschaften d<strong>es</strong> Menschen, menschliche Werte �<br />

- alle di<strong>es</strong>e VorgÄnge sind <strong>de</strong>m Menschen nicht bewusst: <strong>Religion</strong> ist indirekt<strong>es</strong> Selbstbewusstsein<br />

- = bevor <strong>de</strong>r Mensch wirklich sich selbst bewusst wird, veranstaltet er d. Eigenprojektion<br />

- <strong>Religion</strong> als „erst<strong>es</strong> Selbstbewusstsein“ ist eine Vorstufe menschlicher Selbsterkenntnis<br />

-� Aufgabe fÑr FEUERBACH: nachweisen, dass <strong>Gott</strong> und Mensch kein Gegensatz sind<br />

- = Nachweisen, dass <strong>Gott</strong><strong>es</strong>erkenntnis Selbsterkenntnis ist u. damit Selbstbewusstsein erreichen<br />

� - BegrÑndung: alle Kulturen verwirklichen das menschliche I<strong>de</strong>al nur bruchstÑckhaft<br />

- <strong>Gott</strong> ist ein „Wunschtraum-I<strong>de</strong>al“, <strong>de</strong>r Mensch muss die Werte verwirklichen<br />

1<br />

Di<strong>es</strong><strong>es</strong> Argument bringt Ähnlich, aber nicht gleich, auch KUTSCHERA mit <strong>de</strong>r <strong>Religion</strong> als PlausibilitÄtsrahmen.<br />

2<br />

Die Existentialisten sprÄchen vm uneigentlichen VerhÄltnis d<strong>es</strong> Menschen zu sich selbst.<br />

Seite 1 von 4 in Kapitel IV (37 Seiten insg<strong>es</strong>amt) <strong>Gibt</strong> <strong>es</strong> <strong>Gott</strong>?

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