Gibt es Gott? (Religionsphilosophie) I. Religion 1 - vaticarsten.de

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12.11.2012 Aufrufe

Skript von Matthias Jendrek. Mehr auf http://www.vaticarsten.de - auch die Kirche akzeptiert die Evolutionstheorie: Gott schuf kein Paradies v -� die Welt ist von Anfang an als leidvolle Welt geschaffen - es gab schon vor dem Menschen Leid bei den Tieren � er kann nicht schuld sein - andererseits gab es auch nie den heiligen, absolut sÑndlosen Menschen -� mit der Naturwissenschaft ist die traditionelle Rechtfertigung des Glaubens zerstÅrt - zugleich setzt die moderne Theodizee genau bei dieser Sachlage an - aus der Vielfalt der LÅsungsansÄtze ist letztlich der zu wÄhlen, der am weitesten fÑhrt 3. Reductio in Mysterium – Theodizee als praktisches Problem a) Die beiden AnsÄtze: Ablehnung einer theoretischen ErklÄrung - Karl RAHNER: auf die Frage nach dem Leid gibt es nur fÑr Gott, nicht fÑr Menschen Antwort - fÑr den Menschen ist es vermessen und anmaÜend, von Gott Rechenschaft zu verlangen - auch das Leid gehÅrt zum mysterium salutis, zum ewigen Ratschluss des Heils - diese RatschlÑsse Gottes sind dem Menschen immer unbegreiflich und Geheimnis - aus der Unbegreiflichkeit des Leids � die Unbegreiflichkeit Gottes -� „Theologie des Schweigens“, auch vertreten von W. PANNENBERG u. H. U. v. BALTHASAR - Johann Baptist METZ betreibt eine praktische Theodizee in der „Theologie nach Auschwitz“ - nach Auschwitz kann die Theologie nicht in ihrer Tradition bleiben - Theologie hat vor Auchwitz „versagt“, weil sie es nicht verhindern konnte - das ewige Argumentieren reicht nicht aus, um das Leid theoretisch erklÇren zu kànnen: - traditionell wird unterstellt, dass Leid fÖr eine „hàhere Heilsgeschichte“ relevant ist: -� Gott hat das Leid geplant und gewollt, es ist Episode im gÅttlichen Heilsplan - genau diese Vorstellung hÄlt METZ fÑr unertrÄglich, gegenÑber Betroffenen fÑr zynisch -� es kann in der Theodizee nicht um „erklÇren“ und „verstehen“ gehen - statt dessen geht es um BekÇmpfen, Betroffenheit und praktisches Engagement - Leid hat demnach keinen hÅheren, existentiell relevanten Sinn - was zÄhlt, ist Theologie mit praktischer Relevanz und leidverneinender Praxis b) Kritik - Frage nach „theoretischer ErklÄrung“ ist nicht, wie die Praktiker annehmen, falsch gestellt - Theodizee-Problematik stellt sich auch schon im Kleinen, z. B. im Krankenhaus - und (auch schon) dort setzt jede geistliche Begleitung eine theoretische Antwort voraus - haltbare Position und eine verantwortbare Praxis implizieren theoretisches VerstÄndnis - wenn Handelnde keine Vorstellung von ihren GrÑnden haben � wissen sie nicht zu handeln - Arbeit allein mit „Betroffenheit“ verkennt diesen Zusammenhang - es ist durchaus nicht vermessen, Gott zur Rechenschaft zu ziehen [vgl. biblische Klage] - um die Frage nach dem Sinn des Leids kommt der Mensch nicht herum - durch Praxis allein kann Leid nicht gemeistert werden - Theologie des Schweigens / reductio in mysterium bedeutet VertrÅstung auf das Jenseits - solcher Glaube, der Menschen in Schwierigkeiten allein lÄsst, hat keine Berechtigung -� diese Argumentation kann vor der atheistischen Anfrage nicht bestehen - LOICHINGER hÄlt AnsÄtze von RAHNER und METZ fÖr eine „intellektuelle BankrotterklÇrung“ - dem atheistischen Einwand kann nicht mit Schweigen begegnet werden - „ernsthafte“ Theologie muss mehr leisten: den „logischen Widerspruch“ brechen - es muss màglich sein zu zeigen, dass d. Existenz von âbel keine Falsifikation des Glaubens ist 4. Prozesstheologie a) Argumente - als GrÑndervÄter der Prozessphilosophie gelten Bertrand RUSSEL und Alfred North WHITEHEAD Seite 2 von 5 in Kapitel III (37 Seiten insgesamt) Gibt es Gott?

Skript von Matthias Jendrek. Mehr auf http://www.vaticarsten.de - ihre Grundthese ist, dass in den Geisteswissenschaften ein Defizit besteht: - = evolutives Weltbild, dass das LebensgefÑhl stark verÄndert hat, ist nicht ausreichend bedacht - VerÄnderung mÅsste Konsequenzen fÑr den Menschen und das WeltverstÄndnis haben - die Folgen fÑr die Theologie zeigt GRIFFIN, in dem er DARWINs „Gottesbeweis“ kritisiert: - die Akzeptanz der Evolutionstheorie widerspricht der Allmacht Gottes: - Evolution bringt durch Selektion Leid mit sich, dass ein allmÄchtiger Gott verhindern kÅnnte - wenn Mensch alleiniges SchÅpfungsziel ist, hÄtte die Ñbrige SchÅpfung keinen Sinn - � es kann aber nicht sein, dass alles auÑer dem Menschen nur „Mittel zum Zweck“ ist -� die Antwort der Prozesstheologie war zunÄchst, die Allmacht Gottes zu streichen - das Universum ist keine creatio ex nihilo, sondern nur Ordnung vorhandener Materie - angelehnt an PLATONs Timmaios ergibt sich daraus Annahme eines ontologischen Dualismus - Gott ist an materielle Strukturen gebunden, aus denen er schÅpfen kann - „Gutes“ ergibt sich erst als Ergebnis der SchÅpfung, Materie in sich ist „bÅse“ -� Gott ist nicht allmÄchtig, er kann Materie nur durch Öberredung zu hÅherem Ordnen - er selbst als das schlechthin Gute wird so zum „Retter“ oder „Paten“ der Welt b) Kritik - zunÄchst hat die Prozesstheologie einen hohen ErklÄrungswert, baut Evolution gut ein - der lange, schmerzvolle Weg der SchÅpfung ist erklÄrt, Evolution wird sinnvoll - das Universum ist nur als mÑhselig und leidvoll evolvierendes denkbar - wenn der Mensch das Ziel der SchÅpfung ist, musste Gott diesen Weg gehen -� er ist fÑr das Leid nicht verantwortlich, nicht dessen direkte Ursache - Leid ist ursÄchlich in den selbst Gott noch vorausgehenden Strukturen - aber die „Allmacht Gottes“ ist eine Hypothese, die plausibel gemacht werden muss - schon das ontologische Argument zeigt, dass das Gottesbild nicht beliebig ist - „Transzendenz Gottes“ meint, dass Gott das allervollkommenste Wesen ist - es geht auch tatsÄchlich ohne Prozesstheologie, und mit einem „verheiÜungsvollen Gott“ 5. Free-will-defence – person-making Theodizee a) Argument: Free-will-defence - das unverzichtbare Postulat moderner Theologie ist die absolute Freiheit des Glaubens - Gott hat den Menschen als freies Wesen geschaffen, als personales GegenÑber Gottes - nur freie Menschen kÅnnen eine Glaubensbeziehung eingehen = Verantwortung eingehen - = Robert SWINBURNEs Ansatz: echte Verantwortung = moralische Relevanz - moralische Relevanz gibt es nur vor dem Hintergrund des BÅse-sein-kÅnnens - echte Verantwortung fÑr andere schlieÜt die MÅglichkeit ein, ihnen zu schaden - Gott hat dem Menschen Anteil an seiner schÅpferischen Gewalt gegeben, aber - die volle Macht, Gutes oder Schlechtes zu tun = Allmacht hat Gott allein - der Unterschied besteht in der „Reichweite“: die Wirkung der Macht ist geringer - seine Abbilder, wenn sie „MitschÅpfer“ sind, brauchen aber zumindest die Freiheit - kÅnnte der Mensch ausschlieÜlich Gutes tun, wÄre seine Verantwortung stark begrenzt - der Mensch wÄre nur fÄhig, die Details des Plans, den Gott schon hat, auszufÑllen - er wÄre nicht „MitschÅpfer“, sondern Handlanger Gottes ohne echte Freiheit -� MÅglichkeit des Menschen, groÜe Öbel zu tun, ist notwendige Bedingung seiner Aufgabe - = Verantwortung fÑr die SchÅpfung wahrzunehmen, MitschÅpfer sein -� Leid und Gott sind kein Widerspruch, sondern Leid ist Bedingung der SchÅpfung b) Kritik 1. Einwand: Ist Leid (tatsÄchlich logisch) notwendige Bedingung der Freiheit? - SWINBURNEs Modell hÄlt ausdrÑcklich am klassischen Gottesbild als vernÑnftig fest Seite 3 von 5 in Kapitel III (37 Seiten insgesamt) Gibt es Gott?

Skript von Matthias Jendrek. Mehr auf http://www.<strong>vaticarsten</strong>.<strong>de</strong><br />

- ihre Grundth<strong>es</strong>e ist, dass in <strong>de</strong>n Geist<strong>es</strong>wissenschaften ein Defizit b<strong>es</strong>teht:<br />

- = evolutiv<strong>es</strong> Weltbild, dass das LebensgefÑhl stark verÄn<strong>de</strong>rt hat, ist nicht ausreichend bedacht<br />

- VerÄn<strong>de</strong>rung mÅsste Konsequenzen fÑr <strong>de</strong>n Menschen und das WeltverstÄndnis haben<br />

- die Folgen fÑr die Theologie zeigt GRIFFIN, in <strong>de</strong>m er DARWINs „<strong>Gott</strong><strong>es</strong>beweis“ kritisiert:<br />

- die Akzeptanz <strong>de</strong>r Evolutionstheorie wi<strong>de</strong>rspricht <strong>de</strong>r Allmacht <strong>Gott</strong><strong>es</strong>:<br />

- Evolution bringt durch Selektion Leid mit sich, dass ein allmÄchtiger <strong>Gott</strong> verhin<strong>de</strong>rn kÅnnte<br />

- wenn Mensch alleinig<strong>es</strong> SchÅpfungsziel ist, hÄtte die Ñbrige SchÅpfung keinen Sinn<br />

- � <strong>es</strong> kann aber nicht sein, dass all<strong>es</strong> auÑer <strong>de</strong>m Menschen nur „Mittel zum Zweck“ ist<br />

-� die Antwort <strong>de</strong>r Proz<strong>es</strong>stheologie war zunÄchst, die Allmacht <strong>Gott</strong><strong>es</strong> zu streichen<br />

- das Universum ist keine creatio ex nihilo, son<strong>de</strong>rn nur Ordnung vorhan<strong>de</strong>ner Materie<br />

- angelehnt an PLATONs Timmaios ergibt sich daraus Annahme ein<strong>es</strong> ontologischen Dualismus<br />

- <strong>Gott</strong> ist an materielle Strukturen gebun<strong>de</strong>n, aus <strong>de</strong>nen er schÅpfen kann<br />

- „Gut<strong>es</strong>“ ergibt sich erst als Ergebnis <strong>de</strong>r SchÅpfung, Materie in sich ist „bÅse“<br />

-� <strong>Gott</strong> ist nicht allmÄchtig, er kann Materie nur durch Öberredung zu hÅherem Ordnen<br />

- er selbst als das schlechthin Gute wird so zum „Retter“ o<strong>de</strong>r „Paten“ <strong>de</strong>r Welt<br />

b) Kritik<br />

- zunÄchst hat die Proz<strong>es</strong>stheologie einen hohen ErklÄrungswert, baut Evolution gut ein<br />

- <strong>de</strong>r lange, schmerzvolle Weg <strong>de</strong>r SchÅpfung ist erklÄrt, Evolution wird sinnvoll<br />

- das Universum ist nur als mÑhselig und leidvoll evolvierend<strong>es</strong> <strong>de</strong>nkbar<br />

- wenn <strong>de</strong>r Mensch das Ziel <strong>de</strong>r SchÅpfung ist, musste <strong>Gott</strong> di<strong>es</strong>en Weg gehen<br />

-� er ist fÑr das Leid nicht verantwortlich, nicht d<strong>es</strong>sen direkte Ursache<br />

- Leid ist ursÄchlich in <strong>de</strong>n selbst <strong>Gott</strong> noch vorausgehen<strong>de</strong>n Strukturen<br />

- aber die „Allmacht <strong>Gott</strong><strong>es</strong>“ ist eine Hypoth<strong>es</strong>e, die plausibel gemacht wer<strong>de</strong>n muss<br />

- schon das ontologische Argument zeigt, dass das <strong>Gott</strong><strong>es</strong>bild nicht beliebig ist<br />

- „Transzen<strong>de</strong>nz <strong>Gott</strong><strong>es</strong>“ meint, dass <strong>Gott</strong> das allervollkommenste W<strong>es</strong>en ist<br />

- <strong>es</strong> geht auch tatsÄchlich ohne Proz<strong>es</strong>stheologie, und mit einem „verheiÜungsvollen <strong>Gott</strong>“<br />

5. Free-will-<strong>de</strong>fence – person-making Theodizee<br />

a) Argument: Free-will-<strong>de</strong>fence<br />

- das unverzichtbare Postulat mo<strong>de</strong>rner Theologie ist die absolute Freiheit d<strong>es</strong> Glaubens<br />

- <strong>Gott</strong> hat <strong>de</strong>n Menschen als frei<strong>es</strong> W<strong>es</strong>en g<strong>es</strong>chaffen, als personal<strong>es</strong> GegenÑber <strong>Gott</strong><strong>es</strong><br />

- nur freie Menschen kÅnnen eine Glaubensbeziehung eingehen = Verantwortung eingehen<br />

- = Robert SWINBURNEs Ansatz: echte Verantwortung = moralische Relevanz<br />

- moralische Relevanz gibt <strong>es</strong> nur vor <strong>de</strong>m Hintergrund d<strong>es</strong> BÅse-sein-kÅnnens<br />

- echte Verantwortung fÑr an<strong>de</strong>re schlieÜt die MÅglichkeit ein, ihnen zu scha<strong>de</strong>n<br />

- <strong>Gott</strong> hat <strong>de</strong>m Menschen Anteil an seiner schÅpferischen Gewalt gegeben, aber<br />

- die volle Macht, Gut<strong>es</strong> o<strong>de</strong>r Schlecht<strong>es</strong> zu tun = Allmacht hat <strong>Gott</strong> allein<br />

- <strong>de</strong>r Unterschied b<strong>es</strong>teht in <strong>de</strong>r „Reichweite“: die Wirkung <strong>de</strong>r Macht ist geringer<br />

- seine Abbil<strong>de</strong>r, wenn sie „MitschÅpfer“ sind, brauchen aber zumind<strong>es</strong>t die Freiheit<br />

- kÅnnte <strong>de</strong>r Mensch ausschlieÜlich Gut<strong>es</strong> tun, wÄre seine Verantwortung stark begrenzt<br />

- <strong>de</strong>r Mensch wÄre nur fÄhig, die Details d<strong>es</strong> Plans, <strong>de</strong>n <strong>Gott</strong> schon hat, auszufÑllen<br />

- er wÄre nicht „MitschÅpfer“, son<strong>de</strong>rn Handlanger <strong>Gott</strong><strong>es</strong> ohne echte Freiheit<br />

-� MÅglichkeit d<strong>es</strong> Menschen, groÜe Öbel zu tun, ist notwendige Bedingung seiner Aufgabe<br />

- = Verantwortung fÑr die SchÅpfung wahrzunehmen, MitschÅpfer sein<br />

-� Leid und <strong>Gott</strong> sind kein Wi<strong>de</strong>rspruch, son<strong>de</strong>rn Leid ist Bedingung <strong>de</strong>r SchÅpfung<br />

b) Kritik<br />

1. Einwand: Ist Leid (tatsÄchlich logisch) notwendige Bedingung <strong>de</strong>r Freiheit?<br />

- SWINBURNEs Mo<strong>de</strong>ll hÄlt ausdrÑcklich am klassischen <strong>Gott</strong><strong>es</strong>bild als vernÑnftig f<strong>es</strong>t<br />

Seite 3 von 5 in Kapitel III (37 Seiten insg<strong>es</strong>amt) <strong>Gibt</strong> <strong>es</strong> <strong>Gott</strong>?

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