Gibt es Gott? (Religionsphilosophie) I. Religion 1 - vaticarsten.de
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Skript von Matthias Jendrek. Mehr auf http://www.<strong>vaticarsten</strong>.<strong>de</strong><br />
III. Theodizee<br />
1. Problem<br />
(1) Logisch<strong>es</strong> Wi<strong>de</strong>rspruchsproblem<br />
- Grundi<strong>de</strong>e: Wenn <strong>es</strong> keine Verifikation d<strong>es</strong> Glaubens in <strong>de</strong>n <strong>Gott</strong><strong>es</strong>beweisen gibt,<br />
- gibt <strong>es</strong> vielleicht eine Falsifikation in „Gegenargumenten“ gegen <strong>de</strong>n Glauben<br />
- zunÄchst gibt <strong>es</strong> im Glauben das Problem ein<strong>es</strong> logischen Wi<strong>de</strong>rspruchs:<br />
- Kritik vor allem am teleologischen und kosmologischen <strong>Gott</strong><strong>es</strong>beweis: aus di<strong>es</strong>en�<br />
P1 - <strong>es</strong> gibt einen vollkommenen, gÑtigen und allmÄchtigen <strong>Gott</strong> (�)<br />
P2A - Evolution bringt durch Selektion Leid mit sich<br />
P2B - (�) Leid und Tod wer<strong>de</strong>n [auch] tatsÄchlich empirisch erfahren<br />
P3 - ein allmÄchtiger <strong>Gott</strong> mÑsste das Leid abschaffen o<strong>de</strong>r die Erfahrung unterbin<strong>de</strong>n kÅnnen<br />
C -�� die Akzeptanz <strong>de</strong>r Evolutionstheorie wi<strong>de</strong>rspricht <strong>de</strong>r Allmacht <strong>Gott</strong><strong>es</strong><br />
- = wenn <strong>es</strong> Leid gibt, kann <strong>es</strong> keinen (vollkommenen) <strong>Gott</strong> geben<br />
- gegen die Erfahrung von Leid (P2B) kann man sinnvoll nichts einwen<strong>de</strong>n<br />
- gegen die Existenz ein<strong>es</strong> vollkommenen <strong>Gott</strong><strong>es</strong> (P1+3) aber schon = atheistischer Ansatz<br />
- die Tatsache d<strong>es</strong> Öbels ist ein Wi<strong>de</strong>rspruch zur Annahme <strong>Gott</strong><strong>es</strong> [nach unserer Definition]<br />
- zunÄchst ist damit logisch konsistent [LOICHINGER] <strong>de</strong>r Glaube falsifiziert<br />
- zumind<strong>es</strong>t, wenn die Welt mit <strong>Gott</strong> ein Paradi<strong>es</strong> sein sollte und <strong>de</strong>r Mensch vollkommen gut<br />
- einzig logisch mÅgliche Antwort ist eine Neuformulierung di<strong>es</strong><strong>es</strong> Anspruch<strong>es</strong> = d<strong>es</strong> Glaubens<br />
- Atheisten empfin<strong>de</strong>n dabei das Paradi<strong>es</strong> nach Gen 2 als I<strong>de</strong>al und richtig [ist nicht so]<br />
- die theologische Antwort mit <strong>de</strong>r Reformulierung heiÜt Theodizee<br />
- aus Qeo,j und di,ke = <strong>Gott</strong> und Rechtfertigung, Gerechtigkeit<br />
- Aufgabe: Rechtfertigung <strong>Gott</strong><strong>es</strong> [o<strong>de</strong>r d<strong>es</strong> Glaubens] ang<strong>es</strong>ichts Leid und Öbel in <strong>de</strong>r Welt<br />
(2) Theologische Relevanz<br />
- die Situation <strong>de</strong>r Theologie [genauer: <strong><strong>Religion</strong>sphilosophie</strong>] ist die einer Defensive<br />
- <strong>es</strong> b<strong>es</strong>teht <strong>de</strong>r Anspruch, <strong>de</strong>n Glauben nach auÜen rational zu rechtfertigen<br />
- Existenz <strong>de</strong>r Transzen<strong>de</strong>nz ist nicht beweisbar, aber das Gegenargument schlagkrÄftig<br />
- kÅnnte man die Existenz <strong>Gott</strong><strong>es</strong> beweisen, wÄre die Frage nach <strong>de</strong>m Leid zweitrangig<br />
- <strong>Gott</strong> garantierte auch dann einen Sinn, wenn Leid Ñberhand nimmt = Relativierung d<strong>es</strong> Leids<br />
- <strong>es</strong> gibt di<strong>es</strong>e Relativierung nicht � Glaube muss an<strong>de</strong>rs gerechtfertigt wer<strong>de</strong>n; trotz<strong>de</strong>m<br />
2. Traditionelle Sicht<br />
- Ursprung d<strong>es</strong> BÅsen in <strong>de</strong>r Welt = SÑn<strong>de</strong>nfall � eine allgemeine Ver<strong>de</strong>rbtheit <strong>de</strong>r Welt<br />
- <strong>Gott</strong> schuf ursprÑnglich ein vollkommen<strong>es</strong> Paradi<strong>es</strong> ohne Krankheit, Leid, Öbel<br />
- das ontologische Heil-Sein wur<strong>de</strong> zerstÅrt durch das peccatum originale, <strong>de</strong>n SÑn<strong>de</strong>nfall<br />
- Mensch zerstÅrt willentlich <strong>de</strong>n Heilszustand und fÄllt als Strafe dafÑr aus ihm heraus<br />
-� Mensch ist Schuld an Leid und Öbel, <strong>es</strong> ist Strafe fÑr <strong>de</strong>n SÑn<strong>de</strong>nfall, „<strong>de</strong>r SÑn<strong>de</strong> Sold“<br />
-� <strong>Gott</strong> hat mit <strong>de</strong>m Leid nichts zu tun � Theodizee ist nicht notwendig<br />
- zunÄchst (in ihrer Zeit) war di<strong>es</strong>e ErklÄrung [intern] plausibel, <strong>de</strong>r Zustand <strong>de</strong>r Welt erklÄrt<br />
- auch die Schlechtigkeit d<strong>es</strong> Jetzt konnte durch die ErbsÑn<strong>de</strong>nlehre erklÄrt wer<strong>de</strong>n<br />
- <strong>de</strong>r Einspruch dagegen ergibt sich aus <strong>de</strong>r Frage, warum <strong>Gott</strong> <strong>de</strong>n SÑn<strong>de</strong>nfall zulieÜ<br />
- traditionelle Sicht: was Christus gebracht hat [ErlÅsung] ist b<strong>es</strong>ser als das Paradi<strong>es</strong><br />
- <strong>de</strong>r Mensch konnte das Paradi<strong>es</strong> zerstÅren, das Heil <strong>de</strong>r Offenbarung Christi nicht<br />
- SÑn<strong>de</strong>nfall wird (im Exsultet) umge<strong>de</strong>utet zur felix culpa, MÅglichkeitsbedingung<br />
- di<strong>es</strong> ist Gedanke <strong>de</strong>r HeilsÅkonomie: di<strong>es</strong><strong>es</strong> Leben ist b<strong>es</strong>ser als das paradi<strong>es</strong>ische<br />
- im Hintergrund steht das Theologumenon vom Wert <strong>de</strong>r ErlÅsung [Postulat!]<br />
- mit <strong>de</strong>r ZerstÅrung d<strong>es</strong> klassischen Weltbild<strong>es</strong> funktioniert di<strong>es</strong>e Deutung nicht mehr<br />
Seite 1 von 5 in Kapitel III (37 Seiten insg<strong>es</strong>amt) <strong>Gibt</strong> <strong>es</strong> <strong>Gott</strong>?